Bücher mit dem Tag "machtrausch"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "machtrausch" gekennzeichnet haben.

5 Bücher

  1. Cover des Buches Das Lied von Eis und Feuer 02 (ISBN: 9783442267811)
    George R. R. Martin

    Das Lied von Eis und Feuer 02

     (1.997)
    Aktuelle Rezension von: Read-and-Create

    --> Kurz vorab: Ich kenne nach wie vor die Serie nicht! <--

    Während die Fortführung dieser epischen Saga nach wie vor von George R. R. Martin's beeindruckendem Weltenbau und seiner Fähigkeit, komplexe Charaktere zu schaffen, profitiert, scheint sich die Geschichte in manchen Abschnitten zu ziehen, und es fehlte für mich das mitreißenden Tempo. 😞

    Die Vielzahl von Charakteren und Handlungssträngen hat mich immer noch etwas überfordert und hat leider zusätzlich dazu geführt, dass meine Aufmerksamkeit abgeschweift ist.

    Aber der Schreibstil hat mir wieder gut gefallen und ich bin gespannt - und hoffe - das Band 3 mich wieder mehr begeistern kann.

  2. Cover des Buches Herr der Fliegen (ISBN: 9783104915715)
    William Golding

    Herr der Fliegen

     (873)
    Aktuelle Rezension von: bookstories

    "Herr der Fliegen", im Originaltitel "Lord of the Flies", ist ein Klassiker der Weltliteratur. Es war William Goldings erster Roman, nachdem er 1934 mit Gedichten an die Öffentlichkeit trat und erst zwanzig Jahre später Romane zu schreiben begann. Noch einmal dreissig Jahre später wurde ihm der Nobelpreis für Literatur verliehen. Golding hat neben ein paar Essays insgesamt neun Romane geschrieben, 1993 starb er im Alter von 82 Jahren. Seine poetische Ader findet auch hier in "Herr der Fliegen" ihren Durchschlag - mit Recht wird auf der Rückseite meiner ex libris Ausgabe von 1983 eine Kritik der Frankfurter Allgemeine Zeitung angeführt, dass Poesie und bittere Wahrheit selten so eins sind wie in diesem Buch. Dieser Roman kann nicht besprochen werden, ohne das Ende zu erwähnen, ohne zu spoilern, denn schon im Klappentext des Buches, wenn man ihn denn vorher lesen möchte, wird auf die Absicht des Autors und den Ausgang der Geschichte hingedeutet. 


    Ich hatte mit der Lektüre kurz vor unserem lange ersehnten Wellness-Weihnachtsurlaub begonnen und den Grossteil des Buches dann im Hotel bei tiefster Entspannung gelesen. Auf dem Nachtisch lagen während diesen Tagen noch drei weitere Romane, die ich mitgenommen hatte, da ich glaubte, zum Lesen endlich genügend Zeit zu finden. Meine Besprechungen wollte ich dann später zuhause schreiben, doch nach der Lektüre von "Herr der Fliegen" konnte und wollte ich kein anderes Buch mehr lesen. Die Geschichte hat mich am Ende sehr nachdenklich gestimmt, obwohl sie mich in der ersten Hälfte nicht wirklich begeistern konnte. 


    Warum nicht? Immer wieder fragte ich mich bis zur Mitte, was mich denn stört, was mich davon abhält, tief in den Schauplatz auf dieser einsamen Insel einzutauchen. Gewiss liegt es nicht an der Erzählkunst des Autors, seiner wundervollen poetischen, imposanten und bildkräftigen Sprache, wenn er Landstriche der Insel beschreibt, Naturstimmungen, Formulierungen benutzt, die ich so noch nie gelesen habe, die aber einprägende Bilder entstehen lassen und den Leser unmittelbar in die Wildnis, in dunklen Dickicht, an Palmenstrände in grünem Licht, prallgefüllte Fruchtbäume, tiefblaue Lagunen, rote Klippen und Felsformationen, warme Tümpel, weissen Sand und Gischt umschäumte Meeresbrandungen führt. Allein das ist schon die Lektüre wert. 


    Auch liegt es nicht am Erzähltempo, das mir nicht langsam genug sein kann, wenn es darum geht, Atmosphäre zu schaffen. Selbst für Dialoge und das Befinden seiner Protagonisten nimmt der Autor sich Zeit, obwohl viele Dialoge und Gedankengänge mitten im Satz abbrechen. Er interessiert sich für seine Figuren, arbeitet sie sorgsam heraus, schildert eindrücklich, wie Abgeschiedenheit, Isolation und Angst mehr und mehr an den Kindern nagt und ihnen Grenzen, Struktur und Ordnung der Erwachsenenwelt zu fehlen beginnen. Vielleicht ist genau das der Grund. Ich frage mich, ob es dem Autor tatsächlich gelungen ist, aus der Perspektive und Innenschau von Sechs- bis Zwölfjährigen zu schreiben. Dass Erwachsene in entsprechenden Situationen anders handeln oder denken oder sprechen würden, darüber besteht kein Zweifel. Aber es ist mir nicht gelungen, mich aufgrund von Goldings Schilderungen permanent in die Kinder hineinzuversetzen. Mag sein, dass dies an meinem eigenen Unvermögen liegt. Allerdings - wenn die Geschichte dem Ende zugeht, scheint der Leser immer mehr zu vergessen, dass hier Kinder die Hauptrolle spielen, und nicht wild gewordene Erwachsene. Doch dies scheint so gewollt zu sein und macht am Ende das Verstörte der Geschichte aus, und deren Botschaft. 


    "Herr der Fliegen" wurde ein paar Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs im Faber and Faber Verlag London veröffentlicht und erlangte, nachdem zuerst etliche Verlage den Roman abgelehnt hatten, vor allem in Grossbritannien und Amerika grosses Aufsehen. Das Buch erreichte Millionen von Lesern. Übertragen für den S. Fischer Verlag hat Hermann Stiehl, der auch spätere Romane Goldings ins Deutsche übersetzte. Als Vorwort ist dem Roman ein Zitat aus Goethes Faust vorangestellt, worin Mephistopheles spricht, und das auf das Teuflische hindeutet. Er sei der Geist, der stets verneint, und dass alles, was entstehe, zurecht zugrunde gehe, und gibt sich als das eigentliche Element zu erkennen, das der Mensch Zerstörung nennt, das Böse. Auch ist in dem Zitat vom Fliegengott die Rede. 


    Ich habe mich vor der Lektüre öfter gefragt, wer mit "Herr der Fliegen" eigentlich gemeint ist - und wie dieses Vorwort schon andeutet, kann von einem Gleichnis, einer symbolischen Umschreibung der finsteren Urkraft, des animalischen, zerstörerischen Urtriebs ausgegangen werden. Dies wird speziell im achten Kapitel deutlich (Golding benutzt Kapitelüberschriften), das den eigentlichen Titel "Der Herr der Fliegen" trägt. Ein aufgespiester Schweinekopf und die herumliegenden Gedärme des abgeschlachteten Schweins ziehen Fliegen an, die sich auf die grinsende Todesfratze setzen. Der Schweinekopf, eine Opfergabe für ein erdachtes Tier, das die Kinder auf der Insel bedrohen soll, beginnt mit Simon, einem der Jungen, stumm zu sprechen - ein Ausdruck von Angst, die sich in dem Jungen auf diese schwarzmagische okkulte Weise offenbart. 


    Wovon handelt die Geschichte? Eine Gruppe von Schuljungen zwischen sechs und zwölf Jahren strandet nach einem Flugzeugabsturz auf einer unbewohnten Insel und muss mit der nackten Natur und ihrer eigenen "Nacktheit" zurechtkommen. Dass Krieg herrscht in der übrigen Zivilisation und ihre Maschine abgeschossen wurde, darf der Leser annehmen. Die Erwachsenenwelt bleibt aussen vor und mit ihr auch alle Gesetze, Strukturen und Ordnungen der Grossen. Zwei Jungen lernen sich gleich zu Beginn kennen, Ralph und Piggy, die unterschiedlicher nicht sein können. Sie finden ein Muschelhorn, dessen Klang eine ganze Horde von Kindern aus dem Dickicht lockt. 


    Mit diesem Horn als Signal beschliesst Ralph, Versammlungen durchzuführen und einen Anführer zu bestimmen - der Beginn rivalisierender Verhaltensmuster und Egoansprüche, die sich durch das ganze Buch ziehen. Denn für Ralph, ein eher instinktiv handelnder Junge, der als Anführer gewählt wird, hat das Anhalten eines grossen Höhenfeuers und das Bauen von Hütten erste Priorität. Er strebt nach Sicherheit und will von der Insel weg. Sein Gegenspieler Jack findet nur Gefallen am Jagen von Schweinen, die sie auf der Insel entdeckt haben. Ihn kümmert die Rettung nicht, die Jagd macht ihm Spass, und nicht nur das Fleisch, das es zu essen gibt, treibt ihn an, auch die Lust am Töten. Was allen Kindern gemein ist, und die Kleinen leiden am meisten darunter, ist die Angst vor der Dunkelheit auf der Insel. Nachts werden sie von Alpträumen geplagt, und man beginnt sich einzureden, von einem unbekannten, auf der Insel hausenden Tier bedroht zu werden. 


    So verdrängen unterschiedliche Motivationen und vor allem die Machtansprüche seitens Jack ein geordnetes Zurechtkommen auf einer Insel, die alles bietet. Piggy, der kleine Dicke mit Brille ist in diesem Buch der schüchterne Vertreter der Vernunft und des logischen Denkens, doch er wird von niemandem angehört, nicht einmal dann, wenn er als Sprecher in einer Versammlung das Muschelhorn im Arm trägt. Nur seine Brille findet Nutzen - als Brennglas, um Feuer zu entfachen. Als Jack sich mit ein paar anderen von der Gruppe absetzt, beginnt der Kampf um Nahrungsbeschaffung, Feuerbesitz und Macht zu eskalieren. Am Ende ist es Ralph, der gejagt wird, und keine Schweine mehr. Eine beklemmende Vorstellung, wenn man bedenkt, dass es sich bei den Protagonisten nicht um gewalttätige Erwachsene handelt, sondern um zwölfjährige Kinder. Am Ende bringen sie es fertig, eine paradiesische Insel in Schutt und Asche zu legen. 


    Die Geschichte der Jungengruppe auf der einsamen Pazifikinsel soll ein Gleichnis sein für die Botschaft, dass die Gebrechen der Gesellschaft auf die Gebrechen der menschlichen Natur zurückzuführen sind. Der Einzelne in seinem Widerstand gegen die Barbarei entscheidet über das Ethos der Gemeinschaft, wie Golding es selbst formuliert hat. Dass der Mensch in seinem tiefsten Innern grundsätzlich zerstörerisch ist, bezweifle ich allerdings. Es gibt eine Sequenz im Buch, wo der Autor die Machtlust bereits beim Spielen eines Sechsjährigen aufflammen lässt. Dem Kleinen bereitet es Freude, kleine Tierchen, die mit der Flut an den Strand gespült werden, in mit Wasser gefüllten Rinnen und Fussstapfungen gefangen zu halten. Golding schreibt, seine Hingabe an dieses Spiel sei mehr als blosses Glücksgefühl, als der Kleine spürt, dass er über lebende Wesen gebieten kann. Mag sein, dass dies dem Menschen eigen ist. Was das menschliche Bewusstsein in jedem Fall von jenem des animalischen unterscheidet, ist die Fähigkeit, zu denken. Dies kann zur Meisterschaft führen, doch ebendiese Identifikation mit dem Denken stärkt das Ego, das den Menschen ins Leid und Verderben stürtzt.


    Review mit Zitaten und Bildern auf https://www.bookstories.ch/gelesenes1/herr-der-fliegen 

  3. Cover des Buches Machtrausch (ISBN: 9783839231876)
    Rainer C. Koppitz

    Machtrausch

     (4)
    Aktuelle Rezension von: MarkusVoll
    Anton Glock arbeitet in dem großen Münchner Unternehmen Schuegraf AG. Doch plötzlich überschlagen sich die Ereignisse. Ein Vorstandsmitglied kommt bei einem Tauchunfall ums Leben. Glock wird befördert und sein vorheriger Chef stürzt aus dem Fenster. Zuviele Dinge passieren, die nicht ganz passen und so ermittelt Glock auf eigene Faust und gerät immer Tiefer in einen Sumpf aus Intrige und Macht. Rainer C. Koppitz hat hier einen fesselnden Wirtschaftskrimi geschrieben, der wirklich zu begeistern weiß. Der Roman ist so spannend, daß man ihn erst nach der letzten Seite weglegen kann. Unbedingt lesen, heißt hier meine Devise.
  4. Cover des Buches Die Machtmaschine (ISBN: 9783453200180)
    Sascha Adamek

    Die Machtmaschine

     (2)
    Aktuelle Rezension von: M.Lehmann-Pape


     

    Entweder ist es in der Hand von Journalisten (und häufig fällt im Buch der Name der „Bild“ Zeitung), oder in der politischer Gegner (dazu zählen auch die berühmten „Parteifreunde“ aus den eigenen Reihen) oder gar in der Hand eines sehr, sehr hintergründig arbeitenden Rechercheteams (eine Art Geheimdienst neben dem BND, der zumindest für das Zeit Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre in den Reihen der CDU/CSU belegt ist). Irgendeine Kraft besitzt (fast) immer ein Dossier. Über so ziemlich jede und jeden, die unter Umständen in die oberen Regionen der Macht einmal anlangen könnten.

     

    Informationen, Intimitäten, Fehltritte, Laster, Neigungen oder anderes Kompromittierendes, dass dann „zur rechten Zeit“ in die Öffentlichkeit hinein kolportiert wird, nachdem es lange als Information in verschlossen Schubladen „gewartet“ hat. In diesem System geht es nicht um zeitnahe „Aufklärung der Öffentlichkeit“, sondern um Machtmittel, die erst zur rechten Zeit ausgespielt ihre Wirkung entfalten werden.

     

    Solche „Erpressbarkeit“ tritt im Blick auf politisch Handelnde noch hinzu. Zu den vielfachen Verflechtungen, Lobbyisten und Vorteilsnahmen, die nicht nur „verbreitet“ zu sein scheinen, sondern die zum alttäglichen, politischen Leben untrennbar dazugehören. Folgt man der durchaus sachlichen und detaillierten, kleinteiligen und gründlichen Recherche des Journalisten Sascha Adamek, der auch in seinem „täglichen Leben“ für belastbare Recherchen und aufdeckende Reportagen steht.

     

    Dossiers, die bei Willy Brandt viel eher Gründe für den Rücktritt lieferten (die „Zuführung von weiblichen Wesen in Wahlkampfzeiten“ wurde als Hebel benutzt mit der Drohung, diese öffentlich zu machen zur Unzeit) als die reine Affäre um einen Spion. Informationen, die bei Wulff und seiner Frau Jahre, bevor er in hohe und höchste Ämter gewählt wurde, „schlummerten“. Und die dann, wie zufällig, diskreditierendes Thema werden.

    Ähnlich, wie die New Yorker Geschichte um Strauss-Kahn. Die strafrechtlich ob der offenkundigen Lügen des Zimmermädchens nicht aufrecht erhalten werden konnten, die in den Indizien starke Zweifel an einem tatsächlich gewaltsamen Akt zumindest aufkommen lassen. Was nachher nicht weiter interessierte, denn die politische Karriere war Geschichte.

     

    Genau da, wo er als aussichtsreicher Präsidentschaftskandidat antreten wollte.

     

    Natürlich entschuldigt Adamek die „andere Seite“, Politiker und andere Mächtige, nicht per se durch diese offengelegten Strategien.

    Um erpressbar und kompromittierbar zu sein, muss man als Person ja zunächst einmal „Fehlgetreten“ sein oder, ganz allgemein, eine sich entblößende, Vorteils nehmende Persönlichkeit besitzen. Durchaus ausführlich nimmt sich Adamek so z.B. der „Rotlichtgerüchte“ um Bettina Wulff an. Nicht sensationsheischend, nicht mit der „heißen Nadel“ gestrickt, sondern vor allem seinem Ziel dienend. Klarzustellen, welche Prozesse und Abläufe das politische Handeln und die politischen Entscheidungen im Land tatsächlich massiv lenken und beeinflussen.

     

    Das an jenem Ort, wo „politische Weichenstellungen“ geschehen, dann auf einmal der Hammer fällt. So wundert es nach der Lektüre des Buches nicht mehr, dass just in dem Augenblick, in dem Steinbrück zum Kandidaten ausgerufen wurde, sein privater Kontostand umgehend mit vielen Einzelheiten den Weg über die Presse in die Öffentlichkeit fand.

    „Rein informativ“? Aus dem journalistischen Auftrag heraus, umgehend zu informieren über „Wahrheiten“? Oder doch eher, weil genau da Chancen minimiert werden sollten, Personen „aus dem Spiel“ herausgenommen werden sollen und erst dann Informationen kolportiert wurden?

     

    Von Brandt über Strauss-Kahn, Köhler und das Ehepaar Wulff, von Rot nach Schwarz nach Grün reichen dabei die vielen kleinen Hintergründe, die Adamek liefert. Ob Sigmar Gabriel, für ein Jahr Beratungsfirmeninhaber mit dem Hauptkunden VW (in dessen Aufsichtsrat er saß), vielleicht deshalb auf die Kandidatur verzichtet hat, weil unliebsame Informationen über geflossene Beraterhonorare sehr breit in den Zeitungen verfolgt worden wären?

     

    Wer weiß? Behauptungen stellt Adamek klugerweise nicht auf, wohl aber stellt er ein dichtes Netz von recherchierten Informationen im Buch dar, in denen das „filigrane Geflecht von Sex, Lügen und Politik“ Seite für Seite benannt und offengelegt werden. So dass im Rahmend er Lektüre ein klares Bild besteht aus der „Dressierbarkeit“ von Politikern oder eben deren jähes Karriereende, so Unbill von ihnen befürchtet wird.

     

    Auch wenn er im Stil hier und da zu assoziativ wirkt, auch wenn er von einer Geschichte zur nächsten übergeht und zwischendurch im Buch angekündigte Themenbereiche (der „Werdegang“ Wulffs kommt chronologisch „richtig“ einfach nicht zum Zug in all den Geschichten um Frauen, Männerabende, Amigos und vielem mehr), in den vielen Erkenntnissen und seinen Betrachtungen durch Zeiten und Parteiungen hinweg und hindurch legt Adamak eine sehr lesenwerte Analyse des „homo polticus“ und der, auch diesem gegenüber stehenden, „wahren Mächte“ vor.

  5. Cover des Buches Die Tarnkappe (ISBN: 9783442744411)
    Markus Orths

    Die Tarnkappe

     (18)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    MO ersinnt in seinem Roman, was aus einem Durchschnittsmenschen werden könnte, wenn er denn unsichtbar wäre. Für MO ergibt sich daraus die Frage, ob dieser Mensch dann noch existent sei. Für mich nicht, da Eremiten und Blinde, die weder besonders auf Wahrnehmung bedacht sind oder sich gegenseitig sehen, durchaus existent sind. Sich nur im Dialog wahrzunehmen halte ich für eine Erste-Welt-Marotte. Wird darum ständig und überall über sich selbst gequatscht? Um sich ein wenig mehr lebendig zu fühlen? Zurück zum Roman: Der Protagonist Simon findet sich und alle anderen öde und grau, sieht für keinen Menschen Grund zur Freude am Leben. Er lebt praktischer Weise allein, damit er sich nicht mit jemanden auseinandersetzen muss und MO hat tatsächlich den Uraltkniff des plötzlichen-verwitwet-seins gewählt – au weia! Da wurde ich schon misstrauisch und schaute nach, aus welchem Jahrgang MO stammt – 1969, also ist er gar nicht alt. Neben dem verbitterten Tenor seines Romans fielen mir noch zwei Altherrenklamotten auf: A) die lustvoll nackt schlafende Frau und B) die Frau, die sich ihre Haare stundenlang vor einer Spiegelkommode im Schlafzimmer bürstet. A ist ein Spannermythos und B stammt aus einer Zeit, als Badezimmer noch nicht geläufig, sondern Toiletten und Waschbecken auf dem Gang üblich waren. Das Erzähltempo nimmt leider rasant gegen Ende zu, so dass viele Ideen in kurzen Absätzen abgehandelt wurden. Was die Tarnkappe und ihre Herkunft angeht, war ich nicht zufrieden. Warum werden Kleider, Plomben und Knöpfe mit unsichtbar, sogar Dinge, die eine unsichtbare Hand verbirgt? Warum das Märchenhafte der Tarnkappe zwanghaft technisieren, aber der Tarnkappe einen eigenen Willen zuschreiben? Ich dachte beim Lesen oft den Begriff: Kantinenphilosophie. Da der Roman so beliebt ist, liegt es wohl mal wieder an mir – gut, dass es verschiedene Bücher für verschiedene Menschen gibt! Notiz: in Tommy Jauds Roman "Millionär" arbeitet der Protagonist Simon in einer Beschwerdeagentur. Zufall?

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks