Bücher mit dem Tag "manson family"
8 Bücher
- Emma Cline
The Girls
(287)Aktuelle Rezension von: BillDoor"Dass ich aufsah, lag an dem Gelächter, dass ich weiter hinsah, an den Mädchen."
Mit „The Girls“ hat Emma Cline einen eindrucksvollen Roman über die aufgeladene Stimmung im Hollywood der späten 60er Jahre rund um die Verbrechen der Manson-Family verfasst (auch wenn Cline in ihrem Roman kleine Details wie Namen oder Umstände des Verbrechens variiert).
Nach Abschluss des Romans bin ich etwas hin- und hergerissen.
Einerseits schreibt Cline unbestritten in einem wunderbaren Stil, die deutsche Übersetzung von Nikolaus Stingl ist ebenfalls sehr gelungen. Die unheilvolle Stimmung, die in der trägen Hitze des Sommers 1969 flirrt, ist beim Lesen geradezu physisch nachzuvollziehen.
Auch die gewählte Perspektive von Evie Boyd, einer Teenagerin und Kult-Sympathisantin, eher Bystander und Mitläuferin als überzeugte Täterin ist interessant gewählt.
Die Beleuchtung der Umstände, die dazu führen, dass Evie in die Dunstkreise des Kults auf „der Ranch“ gelangt, macht „The Girls“ weniger zu einem Thriller (wie es etwa bei der naheliegenden Aufarbeitung der Thematik aus Sicht eines Cops oder Kultmitglieds der Fall wäre) sondern eher zu einem authentisch wirkenden, modern-historischen Coming-Of-Age Roman.
Auf der anderen Seite scheint es teilweise, als hätte Cline die eigentliche Handlung des Romans zugunsten der dichten Atmosphäre und den zahlreichen, geschickt eingewebten Reminiszenzen an das zeitliche Setting vernachlässigt.
Die Beschreibung von Evies Gedanken, Gefühlen und Sehnsüchten, ihres sozialen Umfelds und ihrer Fixierung auf Suzanne – eines der „Ranch Girls“ – nimmt viel Platz ein. Dadurch gewinnen sowohl Evie als Protagonistin sowie auch die zeithistorische Verortung der Geschichte an Tiefe.
Der Kult rund um Anführer Russel und „seine Mädchen“ bleibt dagegen blass. Ihre Idelogie wird lose in abgedrifteten Hippie-Phrasen und Drogenexzessen verankert; die Radikalisierung bis hin zu den grausamen Morden ist eher ein vorausgesetztes Faktum als ein nachvollziehbarer Prozess.
Es scheint, als würde sich Cline hier viel zu stark auf das Vorwissen ihrer Leser*innen um die reale Vorlage zum Roman zu verlassen anstatt diese Aspekte der Geschichte selbst auszuformulieren.
Das führt stellenweise leider dazu, dass die Geschichte nah an einer Romantisierung des Geschehens vorbeischrammt. So zum Beispiel, wenn das Handeln der "Mädchen" als weibliche Wut und Gegenwehr zum Patriachat interpretiert wird.
Trotz der Schönheit der Sprache hätte „The Girls“ zudem ein rigoroseres Lektorat vertragen. Gerade im Mittelteil wirken viele Kapitel aufgebauscht und zu lang für den eigentlichen Inhalt, den sie vermitteln. Leichte Kürzungen hätten hier sicherlich zu einer besseren Dynamik beigetragen.
Alles in allem ist „The Girls“ ein durchaus lesenswertes und wunderschön geschriebenes Buch. Als Leser*in sollte man allerdings Vorwissen zur Geschichte der Manson-Family und (noch viel wichtiger) ein wenig Geduld mitbringen.
- Michael Newton
Die große Enzyklopädie der Serienmörder
(33)Aktuelle Rezension von: AngelsammyJeder hat garantiert schon einmal von dem Klischee gehört, dass man es jemandem ansehen könne, dass derjenige ein Mörder sei bzw. der Umkehrschluss, dass diejenige Person zu gut, harmlos oder unschuldig aussähe, um ein abartiger Serienkiller sein zu können. Das ist aber ein folgenschwerer, mitunter folgenschwerer Irrtum.
Jeder, Mann oder Frau, von extrem gutaussehend bis sogenannt extrem hässlich, von reich, gebildet bis total grenzdebil kann ein potentieller Serienkiller sein. Das kann man weder riechen, fühlen noch sehen. Das hat sich unter anderem Ted Bundy zunutze gemacht, der, sarkastisch gesprochen, Posterboy der Serienkiller. So gutaussehend, charmant und engagiert, DER kann doch kein nekrophiler Frauenmörder sein...
Dieses Buch, von A-Z geordnet, ist die 7. aktualisierte Auflage aus dem Jahr 2016. Es enthält mehr als 300 Einträge und etwa 130 Abbildungen. Serienmörder aus aller Welt sind hier verzeichnet. Die bekanntesten natürlich, aber auch welche, von denen man vielleicht noch nie gehört hat. Manche dieser artikelähnlichen Einträge gehen über Seiten wie z. B. Gary Ridgway oder eben Ted Bundy. Es gibt aber auch Sacheinträge über verschiedene Arten von Serienkiller und berühmte Profiler werden auch berücksichtigt.
Schriftsteller, Thrilleraficionados, angehende Profiler und Kriminalisten, egal ob als Hobby oder Beruf ( ung ) findet hier eine wahre Fundgrube der abartigen devianten Psyche. Der Mensch ist des Menschen Wolf und nichts kann so schlimm sein wie die menschliche Phantasie .....
- Emma Cline
The Girls
(53)Aktuelle Rezension von: Johann_BaierEin ungewöhnlicher Roman mit spannendem Ende vor dem Hintergrund eines realen Ereignisses: der Morde der satanischen Hippie-Kommune von Charles Manson im Jahr 1969.
Es empfiehlt sich, die realen Ereignisse parallel noch mal zu googeln. Es gibt bereits mehrere Sachbücher und Filme zu dem Thema. Das Neue an dem Roman ist, dass die Autorin eine (vermutlich fiktive) Randfigur kreiert, aus deren Sicht die kriminelle Kommune geschildert wird. Man erlebt, wie das 14-jährige Mädchen aus einer gerade sich auflösenden Mittelschichtfamilie in die fremdartige Welt der Kommune hineingezogen wird – eine wohl historisch einmalige Mischung aus Peace-and-Love-Rhetorik der Hippie-Welt, freiwillige Armut ohne Privateigentum, Alltagskriminalität zur Beschaffung von Lebensmitteln und Drogen, Verehrung des Sektenführers, der sich für Gott hält und früher ein brutaler Berufskrimineller mit einem rekordverdächtigen Vorstrafenregister war, freier Liebe, wobei die Freiheit sich auf den Sektenführer beschränkte, der sich frei bei seinen weiblichen Verehrern bediente.
Die 14-jährige Evie wechselt mehrfach zwischen der Kommune und ihrem alten Leben im Mittelstandsvorort, was wohl untypisch für die Kommune war - die anderen Mitglieder haben ihr Leben vollständig der Sekte gewidmet. Evie fühlte sich sowohl von dem trägen (drogenverstärkten) Leben im Hier und Jetzt, als auch von den Frauen angezogen, die sich dem Sektenführer unterwarfen, aber trotzdem starke, harte, selbstbewusste Frauen waren.
Jeder, der das Buch liest, weiß, dass es zu den Morden kommen wird. Die Spannung besteht darin, zu verstehen wie? Warum? Wer ist beteiligt? Macht Evie mit?
Der Roman versucht zu erzählen: wie sieht der Alltag in einer sektenartigen Hippie-Kommune aus, wie sind die Beziehungen der Bewohner untereinander, was geht in den Personen vor, warum kommen sie, warum bleiben sie, und natürlich schwebt über allem die Frage: warum wird dieser Mord begangen? Ich finde, diese Fragen werden teilweise beantwortet, aber nicht ganz. Ich konnte nicht vergessen, dass die Autorin 20 Jahre nach der Hippie-Bewegung geboren wurde, dass sie die Zeit nur aus Büchern kennt (vielleicht hat sie ein paar alternde Zeitzeugen befragt). Man konnte die Motive von Evie nachvollziehen, die anderen Figuren blieben mir aber immer noch fremd.
Die Motive für den Mord wurden in den 1970er Jahren in den Gerichtsverhandlungen, sowie in den Medien und Sachbüchern über das Verbrechen ausgiebig diskutiert. Es gibt verschiedene Theorien. Die Autorin lässt eine Hypothese anklingen (Rache für einen abgelehnten Plattenvertrag), aber widmet sich dem Thema weniger. Es geht ihr mehr um das Erleben von Evie, die fassungslos von dem Geschehen erfährt und versucht, danach wieder ein ‚normales‘ Leben zu führen. Das ist so eindrucksvoll geschildert, dass es auch egal ist, dass es vermutlich eine fiktive Nebenhandlung ist.
Die Autorin schreibt in einer sehr fantasievollen, kreativen, bilderreichen Sprache, alle Details inclusive der Gerüche werden ausgiebig beschrieben.
Der Roman bringt eine lang zurückliegende Zeit zurück, allerdings ist die Kommune von Charles Manson dann auch wieder untypisch für die Zeit: die Verbindung Hippie-Kultur mit einem hartgesottenen, psychopathischen Berufsverbrecher dürfte wohl einmalig in der Geschichte sein. Die Autorin lässt die übelsten Aspekte von Charles Manson weg: er war Rassist, wollte einen Rassenkrieg gegen die Schwarzen initiieren und tätowierte sich später ein Hakenkreuz ins Gesicht, weshalb er heute von Neo-Nazis verehrt wird.
- Vincent Bugliosi
Helter Skelter
(22)Aktuelle Rezension von: Igelmanu66»Im Haus war es still. … Officer Joe Granado, ein Chemiker der Spurensicherung der Polizei Los Angeles, war um zehn Uhr eingetroffen und bereits bei der Arbeit. Granado fiel die Aufgabe zu, an sämtlichen Stellen, an denen sich Blut befand, Proben zu nehmen. Gewöhnlich war Granado bei einem Mordfall in ein bis zwei Stunden fertig. Heute nicht. Am 10050 Cielo Drive nicht.«
Der Sommer von 1969. Neil Armstrong betrat als erster Mensch den Mond, in Woodstock feierten 400.000 Menschen ein großes Fest mit Love & Peace. Und in Los Angeles schockierten Charles Manson und seine „Family“ die Welt mit mehreren Morden von unglaublicher Brutalität, zu ihren Opfern zählte auch die hochschwangere Ehefrau von Roman Polanski, Sharon Tate.
Vincent T. Bugliosi, stellvertretender Bezirksstaatsanwalt in Los Angeles, war Anklagevertreter in den Fällen Tate/LaBianca gegen vier der Täter: Charles Manson, Susan Atkins, Patricia Krenwinkel und Leslie van Houten. In diesem Buch beschreibt er chronologisch und sehr detailliert die Morde, die Mörder, die Ermittlungen, die Suche nach dem Motiv und den Prozess. Sämtliche Untersuchungen, Verhöre und überhaupt der Prozessverlauf werden akribisch dargestellt, das wird in dieser Ausführlichkeit nicht für jeden etwas sein, wer aber (so wie ich) nichts spannender findet als wahre Verbrechen, sollte begeistert sein. Ich war es auf jeden Fall. Überhaupt habe ich hier wieder festgestellt, was ein wirklich spannend geschriebenes Buch ausmacht. Wenn man nämlich genau weiß, wie es ausgeht und trotzdem den Atem anhält – hier passierte mir das beim Urteilsspruch der Geschworenen.
Im Bereich der Ermittlungen schien Bugliosi nichts auszulassen, auch Fehler der Ermittlungsbehörden werden aufgezeigt. Tatsächlich drängt sich an mehr als einer Stelle der Verdacht auf, dass eine Verhaftung der Täter viel früher möglich gewesen wäre, dass sogar einige Verbrechen hätten verhindert werden können.
Im Prozess dann hatte Bugliosi das Bestreben, zum einen die Schuld Mansons zu beweisen, da die Mitangeklagten sich anschickten, alle Schuld auf sich zu nehmen, damit ihr „Charlie“, in dem sie den wiedergekehrten Christus sahen, unbehelligt blieb. Zum anderen sollten aber auch die jungen Frauen nicht als willenlose Marionetten dastehen, die nicht wussten, was sie taten.
Um das zu tun, war es für ihn wichtig, die Frage nach dem „Warum“ zu klären. Was motivierte Manson, was die jungen Frauen? Und wie gelang es Manson, einen solchen Einfluss auf seine Anhänger zu erlangen?
Ein genauer Blick auf Manson und sein Leben ist dazu erforderlich. Er hatte keinen guten Start und kam schon sehr früh mit dem Gesetz in Konflikt, doch trifft das auf viele Menschen zu, ohne dass aus ihnen gleich Massenmörder werden. Der Versuch, Mansons bizarre Gedankengänge nachzuvollziehen, ist nicht einfach. Die Mischung von Dingen, die ihn beeinflussten und beschäftigten, lässt dies erahnen. Kurze ungeordnete Aufzählung: Scientology, Satanisten, die Beatles, Adolf Hitler und LSD.
Ähnlich kompliziert ist der Blick auf die mitangeklagten Täterinnen. Hier lässt sich kein einheitliches Schema erkennen, aber irgendetwas muss in ihrer Persönlichkeit „speziell“ gewesen sein, denn dass sich junge Frauen verlieben, einen Mann gar vergöttern, ist recht normal. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass sie auch in seinem Auftrag grausame Morde verüben würden. Und selbst, wenn bei ihnen die üblicherweise vorhandene Hemmschwelle zum Morden niedriger war oder fehlte – das Wissen, dass Morde gesellschaftlich nicht toleriert und entsprechend geahndet werden, sollte doch vorhanden sein.
Bei der Beeinflussung der „Family“ spielte Sex eine sehr große Rolle. Im Prozess hörte man jedoch ständig das Wort „Liebe“.
»Wie kann es richtig sein, jemanden zu töten?«
»Wie kann es nicht richtig sein, wenn ich es mit Liebe getan habe?« (Susan Atkins)Was im Prozess zudem besonders hervorstach, waren die manipulierten und eingeschüchterten Verteidiger, die um ihr Leben fürchteten, wenn sie nicht den Anweisungen der Angeklagten folgten. Tatsächlich wurde einer der Anwälte ermordet, weil er – so wie es eigentlich korrekt sein sollte – versuchte, eine der Angeklagten zu vertreten. Zeugen und mögliche Mitwisser wurden bedroht oder es wurden Anschläge auf sie verübt. Man darf nicht vergessen, dass nur wenige Mitglieder der Family vor Gericht standen! Vermutlich kann man Manson und der Family noch diverse weitere Morde und Verbrechen zurechnen, teilweise konnten diese auch bewiesen und die Täter verurteilt werden, teilweise aber nicht. Selbst prahlte Manson damit, 35 Morde begangen zu haben. In einem Kapitel unternimmt der Autor den Versuch, diese „zusammenzutragen“.
Die Vielzahl der Personen ist dann auch beeindruckend. Ein umfangreiches Personenverzeichnis gleich zu Beginn ist sehr hilfreich, da dort auch die vielen Alias-Namen der Family-Mitglieder aufgeführt sind. Im Innenteil gibt es zudem zahlreiche, gut beschriftete Fotos. Sowohl der Personen, als auch von den Tatorten. Letztere sind natürlich sehr grausam, aber nicht reißerisch. Sie wurden so ausgewählt und bearbeitet, dass man z.B. die Umrisse der Opfer sehen kann, allerdings nicht die zerfetzten Körper. Auch werden die Bilder in Schwarzweiß gezeigt.
Die amerikanische Originalausgabe erschien 1974. Im Nachwort von 1994, damals lagen die Morde 25 Jahre zurück, beschreibt der Autor u.a., was aus den Tätern, Zeugen und anderen Beteiligten geworden ist. Damals konnte er vermelden, dass alle Haupttäter nach wie vor inhaftiert waren. Leider war es ihm nicht vergönnt, ein erneutes „Update“ nach jetzt 50 Jahren zu schreiben, da er bereits 2015 verstarb. Es hätte ihm vermutlich gefallen, dass die Täter immer noch im Gefängnis sind. Bis auf Charles Manson und Susan Atkins, die 2017 bzw. 2009 in Haft verstarben.
Fazit: Die bizarre Faszination von Charles Manson und seiner Family wirkt noch heute nach. Ausgezeichnete Darstellung der damaligen Ereignisse einschließlich Motiv- und Erklärungssuche. Fast 750 Seiten, die mich wirklich gefesselt haben.
»Ich bin, wozu ihr mich gemacht habt, und der tollwütige Hund, der Teufel, der Killer, der Unmensch und Abschaum ist ein Spiegelbild eurer Gesellschaft… Was auch immer bei diesem Wahnwitz, den ihr einen fairen Prozess oder christliche Gerechtigkeit nennt, herauskommen mag, eines solltet ihr wissen: Ich sehe es vor mir, wie meine Gedanken in euren Städten Feuer entfachen.« (Charles Manson)
- Emma Cline
The Girls
(22)Aktuelle Rezension von: kassandra1010Evie, eine junge unbedeutende Schönheit verfällt der jungen Suzanne vollständig. Aus Evies Sehnsucht nach einem normalen Leben flieht sie aus ihrem klassischen und normalen amerikanischen Zuhause mitten hinein in Suzannes Kommune.
Die Kommune stellt für Evie endlich die Familie dar, die sie schon so lange gesucht hat. Geborgenheit und Freiheit zugleich umgehen sie. Das Oberhaupt der Kommune, Russell, stellt sich als Guru dar. Evie jedoch, völlig geblendet von ihrem neuen Leben, ignoriert die deutlichen Anzeichen.
Russells Art bezirzt sie alle. Seine Gefolgschaft gehorcht ihm aufs Wort. Seine Macht in dieser Gruppe scheint grenzenlos. Bis zum Tag der Abrechnung.
Evie finden wir im Haus ihres Vaters und dessen neuer Lebensgefährtin wieder. Dort findet sie nach einem Aufenthalt im Gefängnis langsam wieder zu ihrem Selbst zurück.
Doch die Last der vergangenen Zeit in Russells Sekte wiegt schwer. Nur mühsam kann sie diese Zeit loslassen. Die nächtlichen Alpträume entpuppen sich nach und nach als Wahrheit und Evie muss sich damit abfinden, dass sie selbst große Mitschuld am Tod eines Menschen trägt…
Wir starten mit Emma Clines „The Girls“ ins Jahr 1969 und lernen Evie kennen, die sich als Teenie so durch den Alltag schleppt. Sie trifft eines Tages auf Suzanne, die für Evie die Verkörperung der Zukunft darstellt. Frei, mutig und voller Leben. Das erhofft sich auch Evie, als sie sich Suzanne und der kommunenhaften Verbindung Rund um Russell anschließt. Doch Evie blickt in dieser Geschichte auf sich und auf ihr bisheriges Leben zurück und stellt fest, dass Freiheit doch ein großer Begriff ist und war und sie diese immer noch nicht für sich gefunden hat.
Emma Clines Buch zeigt einen Ausschnitt in den damaligen American Dream mit seiner Sucht nach Freiheit, Drogen und einem Leben ohne Verbindlichkeiten. Für die einen endete es mit einem abrupten Aufwachen und für viele andere mit einem nicht enden wollenden Leben auf der Suche nach dem Sinn des eigenen Daseins.
- Mark Manson
Die subtile Kunst des darauf Scheißens
(4)Aktuelle Rezension von: WedmaMark Manson, Anfang dreißig, fühlte sich berufen, einen Ratgeber in Sachen „Das Leben meistern“ zu schreiben. Das Hörbuch gab es im Programm des neuen Pauschalhörbücheranbieters, also hörte ich mir es an.
Klappentext beschreibt den Inhalt ganz gut: „Scheiß auf positives Denken sagt Mark Manson. Die ungeschönte Perspektive ist ihm lieber. Wenn etwas scheiße ist, dann ist es das eben. Und wenn man etwas nicht kann, dann sollte man dazu stehen. Nicht jeder kann in allem außergewöhnlich sein und das ist gut so. Wenn man seine Grenzen akzeptiert, findet man die Stärke, die man braucht. Denn es gibt so viele Dinge, auf die man im Gegenzug scheißen kann. Man muss nur herausfinden, welche das sind und wie man sie sich richtig am Arsch vorbeigehen lässt. So kann man sich dann auf die eigenen Stärken und die wichtigen Dinge besinnen und hat mehr Zeit, sein Potential gänzlich auszuschöpfen.
Die subtile Kunst des darauf Scheißens verbindet unterhaltsame Geschichten und schonungslosen Humor mit hilfreichen Tipps für ein entspannteres und besseres Leben. Damit man seine Energie für sinnvolleres verwendet als für Dinge, die einem egal sein können.“Im Grunde sagt Manson nichts Verkehrtes. Er plädiert u.a. darauf, dass man, statt sich zu verzetteln, indem man den unzähligen Chancen und Möglichkeiten nachjagt, mit der Gefahr sich gänzlich zu verlieren, sich lieber ein Ziel setzen und all die geballte Kraft und die eigenen Talente darauf ausrichten sollte. So kommt man eher zu einem zufriedenstellenden Ergebnis und vermeidet die Karriere als Looser. Ein gut ausgetüfteltes Wertesystem wäre da eine Richtschnur und helfe einem dabei, das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen. So hat man eine gute Vorstellung, was einem am Allerwertesten vorbeigehen darf, da nicht zu den eigenen Prioritäten gehört.
Seine Ratgeberausführungen schmückt Manson mit den Geschichten aus seinem eigenen Leben aus, was mir eher unspektakulär vorkam. Ein Scheidungskind, in der Schule mit dreizehn mit Marihuana erwischt, musste er von Privat unterrichtet werden. Ziel- und orientierungslos tingelte er durch sein Teenagerleben, bis Verlust seines besten Freundes Manson veränderte und zum Studium motivierte. Danach hat er nur 6 Monate im Job ausgehalten und beschloss, dass er lieber ein Unternehmer werden wollte.
An mehreren Stellen spricht Manson von der Orientierungslosigkeit, ja von der völligen Fehlleitung, ob in Sachen Liebe oder im Beruf, denen man als junge Mensch heute ausgesetzt ist. Um dem abzuhelfen sollte man ein klares Ziel und ein festes Wertesystem haben, paar Dinge kommen noch dazu, damit man aus dem Schwimmen kommt und ein selbstbestimmtes Leben führen kann.
In weiten Strecken erinnerte mich seine Sicht der Dinge an Stoizismus, was aber kaum zur Sprache kam. Schon allein der Tipp zum Schluss, sich mit eigenem Tod gründlich zu beschäftigen, ist in der Hinsicht ein sehr guter Hinweis darauf.
Inhaltlich ist es insg. nicht übel. Aber die Form, da musste ich schon viel Durchhaltevermögen an den Tag legen, denn diese gewollte Lässigkeit, die Coolness, die entsprechende Sprache, die vermutlich dazu da sind, die angepeilte Zielgruppe von Teenagern und Zwanzigjährigen auch zu erreichen, ließen mich öfter Pausen einlegen. Das erste Kapitel kann man sich gleich schenken. Zu obercool, dazu fast inhaltsfrei. Aber später legte es sich. Da gab es etliche Kapitel, die in einer ordentlichen Sprache verfasst, gute Inhalte lieferten. Etwas weniger an diesen Geschichten aus dem Leben, weniger breit erzählt, hätte dem Ganzen gutgetan, denn sonst ist das Verhältnis zwischen den möchte-gern-Entertainmenteinlagen und dem wirklich Wissenswertem nicht ausgewogen.
Fazit: Das kann man sich als leichte Unterhaltung mit Ratgebercharakter anhören. Wer mehr zu Stoizismus erfahren möchte, liest das Buch von Svend Brinkmann „Pfeif drauf!“ Der Prof. Psychologe hat sich dort fundierter damit auseinandergesetzt, leicht humorig ist es auch.
- Quentin Tarantino
Es war einmal in Hollywood
(43)Aktuelle Rezension von: MelB2508Als Fan von Quentin Tarantinos Filmen musste ich den Roman einfach lesen! Der Film Once upon in Hollywood ist einer meiner Lieblingsfilme von Tarantino und daher war ich richtig gespannt auf das Buch.
Zunächst einmal - es ist nicht der Film in Romanform und das ist auch sehr gut so. Einige Szenen sind praktisch genauso wie im Film vorhanden und die Figuren sind natürlich auch dieselben, weswegen ich sehr viele Bilder beim Lesen im Kopf hatte.
Aber der Handlungsstrang ist ein anderer, ebenso der Schwerpunkt der Geschichte - Szenen des Films entfallen, dafür gibt es andere im Buch.
Besonders gut gefallen hat mir auf jeden Fall die Figur des Cliff Booth. Im Film von Brad Pitt herausragend gespielt, wie ich finde, ist er im Roman ebenfalls wortkarg und mysteriös und auf jeden Fall sehr cool, aber wir erfahren viel mehr über seine (teilweise sehr dunkle!) Vergangenheit und dadurch wird er viel greifbarer - und ehrlich gesagt, noch viel cooler, denn die Bad Boys sind und bleiben die, die unsere Herzen erobern.
Rick Dalton, im Film verkörpert von Leonardo DiCaprio, ist im Buch wie im Film eigentlich die Hauptperson der Geschichte und wird in beiden Medien faszinierend gespiegelt durch seinen Buddy Cliff. Wo Cliff cool ist, ist Rick weinerlich und irgendwie bemitleidenswert - ein Mann auf dem absteigenden Ast seiner Karriere, dem klar wird, dass er dafür bezahlt wurde, das zu tun, was er als Kind freiwillig getan hat - einen Cowboy zu spielen. Ausgestattet mit einer im Jahr 1969 nicht mehr zeitgemäßen Haartolle, bleiben die Hauptrollen aus und er hat die Wahl, den Widersacher des Helden zu spielen (statt wie früher den Helden selbst) und am Ende des Films oder der Serienfolge immer verprügelt zu werden und den Filmtod zu sterben, oder in Italien "Spaghetti-Western" zu drehen.
Mehrere Kapitel des Buches drehen sich (Wortwitz ;-) ) um den Film, den Rick Dalton auch im Film dreht, in dem er optisch stark verändert mal wieder den Bösen spielt, das aber wirklich hervorragend macht.
Auch Sharon Tate und Roman Polanski kommen vor, sowie - natürlich - die Family von Charlie Manson und er selbst und einige der Szenen auf der verlassenen Filmranch.
Ich muss sagen, ich habe den Roman wirklich genossen. Tarantino schreibt so, wie ich mir das als Fan seiner Filme vorgestellt habe - er spickt den Text mit Zitaten und filmischen Wissen, dass einem schwindelig werden kann. Sein Wissen muss unfassbar groß sein und man merkt, wie sehr er es liebt, was er beschreibt. Genau wie der Film eine Liebeserklärung an Hollywood und die Zeit ist, in der er spielt, ist es auch das Buch und noch mehr.
Ich denke, auch wenn man den Film nicht gesehen hat (aber ich verstehe nicht, wieso man den Film nicht gesehen haben kann?!), kann das Buch sehr unterhalten. Wenn man den Film kennt, ist es eine berauschende Erweiterung und die Bilder entstehen ganz von selbst wieder vor dem geistigen Auge.
Klare Leseempfehlung!