Bücher mit dem Tag "mario vargas llosa"

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22 Bücher

  1. Cover des Buches Das böse Mädchen (ISBN: 9783518468173)
    Mario Vargas Llosa

    Das böse Mädchen

     (222)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    In Miraflores im Sommer 1950 sieht Ricardo sie zum ersten mal. Sie sind alle um die 15 Jahre alt und feiern die ersten Partys und sie und ihre Schwester tanzen so wie sonst niemand. Ricardo ist gefesselt, erlegen, verliebt, aber sie weißt ihn ab. Als dann auf einer Party das Leben von ihrer Schwester und ihr als große Lüge entlarft wird verschwinden sie. Ricardo kann sie aber nicht vergessen und eines Tages, als er für seine Übersetzungstätigkeit auf reisen ist trifft er sie wieder. Unter einem anderen Namen und mit neuer Identität und verheiratet. So geht es dann weiter. Sein Leben ist geprägt von der Sehnsucht nach ihr und auf seinen Reisen begegnet er ihr immer wieder und dann nimmt sie eines Tages Kontakt auf.

    Mario Vargos Losa beginnt bunt, laut, wild und schickt seinen Protagonisten durch alles Gefühlslagen um zum Ende hin langsamer, dunkler, nachdenklicher zu werden. Ein großer Roman.

  2. Cover des Buches Der Krieg am Ende der Welt (ISBN: 9783518735695)
    Mario Vargas Llosa

    Der Krieg am Ende der Welt

     (25)
    Aktuelle Rezension von: Jossele

    Der umfangreiche Roman erschien im spanischen Original 1981, der Titel wurde wörtlich ins Deutsche übersetzt. Als Vorlage diente Vargas Llosa das 1902 von dem brasilianischen Zeitzeugen Euclides da Cunha veröffentlichte Werk „Os Sertões“, das 1994 unter dem Titel „Krieg im Sertão“ auch auf Deutsch erschien.

    Das Buch erzählt die Geschichte des Kriegs um das brasilianische Dorf Canudos Ende des 19. Jahrhunderts, beruht also auf historischen Ereignissen. Wer möchte, kann sich auf www.bauernkriege.de komprimiert informieren. In diesem Dorf hat der Prediger Antônio Vicente Mendes Maciel besser bekannt als Antônio Conselheiro, der Ratgeber genannt, eine Schar von Getreuen und Anhängern um sich versammelt, die mit ihm die durch die Einführung der Republik sich ergebenden Änderungen ablehnen und bekämpfen. Dies betrifft u.a. die Trennung von Staat und Kirche, die Einführung der zivilen Eheschließung und die Errichtung staatlicher Friedhöfe, aber auch die Durchführung einer  Volkszählung und die Einführung des Dezimalsystems. Die junge Republik schickt ein Truppenkontingent nach dem anderen, doch die Aufständischen wehren sich lange erfolgreich. Erst im vierten Anlauf wird das Dorf vernichtet.

    Ich musste mich in dieses Buch regelrecht hineinarbeiten. Das war über ca. 200 Seiten mühsam und anstrengend. Doch dann fiel es mir leichter. Anscheinend hatte ich mich an den Stil gewöhnt und vor allem die Namen der zahlreichen Protagonisten gelernt, deren wichtigste Vargas Llosa in eigenen, kurzen Abschnitten vorstellt. An den vielen Orten bin ich gescheitert, aber die sind, abgesehen von ein paar signifikanten nicht für das Verständnis des Romans notwendig. Der gesamte Roman wird abwechselnd aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Schonungslos berichtet der Autor auch die grausamsten Kriegsszenen sehr plastisch. Stellenweise ist das nichts für schwache Nerven. Die ganze Grausamkeit und Unerbittlichkeit des Krieges beschreibt Vargas Llossa in einem Satz, als er den Straßenkommandanten Canudos sagen lässt: „Nehmt die Leichen mit als Straßensperre!“ (Suhrkamp TB, 11. Aufl. 2017, S. 431) Doch die Schilderungen aus den unterschiedlichen Perspektiven führen dazu, dass die Lektüre stellenweise sehr langatmig ist, da der Leser das Ergebnis der Ereignisse bereits kennt, nur die entsprechende Sichtweise noch nicht. Was mir ein Rätsel geblieben ist, sind die orgiastischen Niesanfälle einer der Hauptpersonen. Denen haftet etwas Groteskes an und deren Sinn innerhalb der Geschichte erschloss sich mir nicht, es sei denn, sie stünden für die Groteske des Krieges.

    Kritik an Kriegen ist sicher eine der Intentionen des Autors. Die drastischen Schilderungen stehen in deutlichem Kontrast zur Bedeutung der Angelegenheit. Gerade das macht den Leser so fassungslos. Deutlich zu optimistisch zeigte sich Vargas Llosa allerdings, als er Galileo Gall einmal sagen lässt: „Die Leute werden auf uns, die wir zwischen Grenzen leben und uns wegen Strichen auf der Landkarte gegenseitig umbringen, zurückblicken und sagen: Was für Narren sie waren.“ (ebd., S. 298)

    Soweit ist die Welt noch nicht, nirgendwo. Drei Sterne.

  3. Cover des Buches Das grüne Haus (ISBN: 9783518735855)
    Mario Vargas Llosa

    Das grüne Haus

     (23)
    Aktuelle Rezension von: Jossele

    Der Roman ist unter dem Originaltitel „La casa verde“ bereits 1965 erschienen und ist der zweite Roman des Autors. Er hat zwei Haupthandlungsorte, nämlich die peruanischen Städte Santa María de Nieva und Piura. Santa María de Nieva liegt in der  nördlichen Selva, also dem peruanischen Urwald östlich der Sierra am Zusammenfluss von Rio Nieva und Rio Marañón, Piura liegt ebenfalls im Norden Perus in einem Wüstengebiet. In Santa María de Nieva liegt eine christliche Missionsstation, in Piura steht das titelgebende grüne Haus, ein Bordell mit Musik und Tanz. Der Gegensatz zwischen den beiden Orten könnte nicht größer sein. Gegensätze erscheinen mir auch eines Leitmotive dieses Buches zu sein: Liebe versus Hass, Ureinwohner versus Nachfahren der Spanier, Mission versus Naturreligion, Glück versus Pech, Ehrlichkeit versus Verbrechen, Kirche versus Bordell, Dschungel versus Wüste.

    Vargas Llosa macht dem Leser das Textverständnis wie immer in den frühen Werken nicht gerade leicht. Nicht nur springt er in atemberaubendem Tempo zwischen Ereignissen, Personen und Zeiten hin und her, auch die Syntax ist äußerst gewöhnungsbedürftig. Ein Beispiel: „Endlich eine Sandbank, und Fushía, dort behaupten sie, hoffentlich, und sie legten an, versteckten sich zwischen den Bäumen, und Fushía, rühr dich nicht, keinen Muckser, wenn sie dich hören, kommen sie nicht, und Lalita, mir ist übel, ich glaub, ich bin schwanger, Fushía, und er, Mistvieh, halt‘s Maul.“ (S. 276, Suhrkamp Taschenbuch 24. Auflage 2018)

    Manche Protagonisten tragen verschiedene Namen und es erschließt sich dem Leser erst im Laufe der Zeit, dass es sich dabei um ein und dieselbe Person handelt, so wird z.B. Lituma am Handlungsort Santa María de Nieva konsequent nur „der Sargento“ genannt.

     Die einzelnen Episoden und Versatzstücke im Kopf in eine richtige chronologische Reihenfolge zu bringen ist eine echte Herausforderung. Kein Buch also zum so nebenbei lesen. Etwas Erleichterung hätte es dabei verschafft, wenn die Anmerkungen ausführlicher ausgefallen wären, denn doch einige spanische oder peruanische Ausdrücke sind nicht übersetzt worden und erklärten sich auch nicht aus dem Zusammenhang. Und 1976, als die erste deutsche Übersetzung herauskam, gab es Freund Google ja noch nicht.

    Dennoch habe ich das Buch verschlungen, denn Vargas Llosa ist es gelungen, eine sehr dichte Atmosphäre zu schaffen, die mich mit den Protagonisten regelrecht mitfühlen hat lassen. Selten bin ich in ein Buch so eingetaucht. Eigentlich erzählt der Autor ja mehrere Geschichten gleichzeitig, die aber alle mehr oder weniger lose miteinander verbunden sind über die Handlungsorte Selva und Piura und in letzterem vor allem über das grüne Haus.

    Dabei arbeitet der Autor so manches Problem der peruanischen Gesellschaft exemplarisch heraus, die Folgen des Kolonialismus und der Missionierung, die Heuchelei der regierenden Klasse, die schlichte Unterdrückung von Frauen und Minderheiten, um nur einige zu nennen.

    Nach meiner Meinung ein ganz großartiges Buch. Fünf Sterne von mir.

  4. Cover des Buches Die geheimen Aufzeichnungen des Don Rigoberto (ISBN: 9783518395059)
    Mario Vargas Llosa

    Die geheimen Aufzeichnungen des Don Rigoberto

     (11)
    Aktuelle Rezension von: Bibliomania
    Achtung: Zweiter Teil, der Vorgänger heißt: "Lob der Stiefmutter"


    Fonchito ist wieder zurück. Nachdem er im ersten Teil dafür gesorgt hat, dass sein Vater und seine Stiefmutter sich trennten, will er nun wieder, dass die beiden zusammenkommen. Er sieht, dass beide unglücklich sind und beginnt zu intervenieren.
    Während Dona Lukrezia mit ihrem Hausmädchen alleine wohnt und völlig perplex Fonchitos Besuche entgegennimmt, hat sich der Junge völlig in Egon Schiele vernarrt. Bei jedem Besuch erzählt er seiner Stiefmutter intime Details von Schieles Leben und schürt damit (bewusst?) erotische Spannungen zwischen Lukrezia und sich selbst. Doch Fonchito schwört, dass er einfach nur helfen will, seine Stiefmutter und seinen Vater wieder zusammenzubringen.
    Der erste Teil "Lob der Stiefmutter" war schon recht pervers und hatte natürlich deutlich pädophile Züge, ebenso wie einen ausgebufften Jungen als Luder. Dieser Teil der Geschichte war auch recht interessant, ebenso wie Schieles Leben, das nicht umsonst ausgesucht wurde, um auch die Situation zwischen Fonchito und Lukrezia zu unterstreichen. Ergänzt wurde die Geschichte jedoch von Fragmenten, einzelnen Geschichten aus der vergangenen Beziehung Dona Lukrezias und Don Rigobertos, sowie meiner Meinung nach herausgerissenen eigenartigen Briefen und (Vorträgen? Artikeln?) Texten, die für den Fortgang der Geschichte überhaupt nicht von Belang waren und mich persönlich störten. Teilweise habe ich diese Abschnitte übersprungen, weil es mir nicht gefiel. Eine große Portion Erotik hat dann das Buch noch ein wenig gerettet, aber ich musste mich ziemlich durchquälen und war dann froh, es beendet zu haben.
  5. Cover des Buches Das Fest des Ziegenbocks (ISBN: 9783518735756)
    Mario Vargas Llosa

    Das Fest des Ziegenbocks

     (60)
    Aktuelle Rezension von: Kaffeesatz19
    Ein unglaublich dichter, atmosphärischer Roman über die Unmenschlichkeit der Trujillo-Diktatur. Mal tragisch, mal dramatisch, teilweise brutal, aber auf jeden Fall immer extrem spannend und sprachlich auf sehr hohem Niveau. Ich liebe dieses Buch!
  6. Cover des Buches Tante Julia und der Kunstschreiber (ISBN: 9783518380208)
    Mario Vargas Llosa

    Tante Julia und der Kunstschreiber

     (76)
    Aktuelle Rezension von: Jossele

    Dieser Roman erschien mit dem Originaltitel „La tía Julia y el escribidor“ bereits 1977 und soll laut Information im Innenteil (Suhrkamp Tb, 1. Aufl. 1988) „Mario Vargas Llosas wohl beliebtester Roman“ sein. Zum einen geht es um die autobiografische Geschichte des jungen Autors, der für einen Radiosender als Nachrichtenredakteur arbeitet, nebenbei seine ersten schriftstellerischen Versuche macht und seine vierzehn Jahre ältere Tante Julia kennen- und lieben lernt. Zum anderen werden die Geschichten erzählt, die der Hörspielautor Pedro Camacho für das Radio schreibt und aufführen lässt. Die Geschichte von der erwachenden Liebe zu Tante Julia decken sich im Wesentlichen mit den entsprechenden Teilen aus den Erinnerungen in „Der Fisch im Wasser“. 

    Diese unterschiedlichen Erzählebenen hält Vargas Llosa strikt ein, immer abwechselnd. Das ändert sich erst im letzten Kapitel, das wie eine Art Epilog angefügt ist.

    Die Geschichten Camachos haben immer einen Protagonisten, der um die fünfzig Jahre alt ist, eine breite Stirn, eine Adlernase sowie einen durchdringenden Blick hat und sie haben jeweils ein offenes Ende, im Grunde einen klassischen Cliffhanger, der jedoch nie aufgelöst wird, da es, zumindest im Buch, keine Fortsetzung gibt.

    Aufgefallen ist mir auch, wie schlecht die Argentinier in den Storys wegkommen. Sie müssen für eine Menge menschlicher Unzulänglichkeiten herhalten. Das habe ich bisher in keinem anderen Buch von Vargas Llosa so in Erinnerung.

    Vargas Llosa scheint sich hier, so mein Eindruck, mit dem Beruf des Schriftstellers auseinanderzusetzen, denn größer, als zwischen ihm, dem jungen Mann, der nebenher ein paar Erzählungen schreibt, die allesamt von seinem Freund Javier verrissen werden, und dem erfolgreichen Autor von trivialen Geschichten Pedro Camacho, der sich nichts anderem widmet als dem Schreiben, könnte der Gegensatz nicht sein. Und dennoch verstehen sie sich gut und Mario wird fast der einzige Kontakt Camachos zur Außenwelt. Symptomatisch auch, dass Camacho sich in seiner Fantasie mehr und mehr verirrt.

    Der Roman zeugt von der großen Fabulierfreude und dem erzählerischen Können des Autors, aber viel mehr kann ich den teilweise absurden Geschichten nicht abgewinnen. Irgendwie erschließt sich mir der Sinn nicht so richtig. Im Gegensatz zu vielen anderen finde ich also nicht, dass es Vargas Llosas bester Roman ist. Drei Sterne.

  7. Cover des Buches Tod in den Anden (ISBN: 9783518736357)
    Mario Vargas Llosa

    Tod in den Anden

     (40)
    Aktuelle Rezension von: Bibliomania
    Korporal Lituma wurde tief ins Hochland der peruanischen Anden geschickt, um dort gemeinsam mit seinem Helfer Tomás das Verschwinden von drei Männern aufzuklären. Doch niemand will helfen, keiner sagt irgendetwas, obwohl Lituma sicher ist, dass die Bewohner mehr wissen, als sie sagen. Stattdessen müssen Lituma und Tomás sich mit Aberglaube, Mythen und Ritualen der Inkas herumschlagen.
    Die Bücher von Llosa, die ich vorher gelesen habe, haben mir alle auf ihre Art gefallen. Dieses jedoch war ein wildes Durcheinander ohne wirkliche Übergänge. Plötzlich befand man sich in einer der Geschichten, die Tomás erzählt. Nur ein Satz im Hier und Jetzt und dann eine völlig andere Erzählung Tomás'. Ein wirklicher Kriminalfalls war es allerdings auch nicht und am Ende war ich nicht einmal sicher, ob überhaupt irgendwer verschwunden ist.
    Vielleicht in einem typischen, südamerikanischen Stil, da fällt mir wieder ein, warum ich Schwierigkeiten mit südamerikanischen Schriftstellern habe, konnte ich doch leider recht wenig damit anfangen. Nur die Atmosphäre und Gepflogenheiten dieser Länder werden deutlich.
  8. Cover des Buches Der Traum des Kelten (ISBN: 9783518463802)
    Mario Vargas Llosa

    Der Traum des Kelten

     (27)
    Aktuelle Rezension von: 65_buchliebhaber

    Roger Casement hat ein abwechslungsreiches Leben geführt und Mario Vargas Llosa hat ihm eine Romanbiographie gewidmet. Sie beginnt mit seinem Lebensende im Jahr 1916, das ihn in einem englischen Gefängnis erwartet. Der Ire lässt sein ganzes Leben Revue passieren und das führt den Leser über verschiedene Kontinente zurück nach Irland, wo er als Freiheitskämpfer für sein Heimatland tätig wird.

    Der mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Autor zeichnet ein sich eng an die historischen Fakten haltendes Bild eines interessanten Mannes, der über etliche Jahre in Vergessenheit geraten ist. Viele Details seines Lebens werden eher sachlich als unterhaltsam dargestellt. Die Formulierungen unterstreichen diesen Erzählstil, der kein leicht zu lesender ist. Mir hat diese Art des Schreibens gut gefallen, auch wenn sie die Lesegeschwindigkeit ziemlich verlangsamt.

  9. Cover des Buches Wer hat Palomino Molero umgebracht? (ISBN: 9783518387498)
    Mario Vargas Llosa

    Wer hat Palomino Molero umgebracht?

     (22)
    Aktuelle Rezension von: Jossele

    Der Roman erschien im Original 1986 unter dem Titel „¿Quién mató a Palomino Molero?“. Der Titel wurde also wortwörtlich ins Deutsche übertragen. In der Nähe von Talara an Perus nördlicher Pazifikküste wird der Soldat Palomino Molero übel zugerichtet und ermordet aufgefunden. Der Gendarm Lituma und sein Chef übernehmen die Ermittlungen.

    Es gibt in diesem Roman ein Wiedersehen mit dem Polizisten Lituma und seinen Freunden aus Piura, den „Unbezwingbaren“, mit der Chunga und auch mit dem „grünen Haus“ aus dem gleichnamigen Roman aus dem Jahr 1965. Diesmal wird die Geschichte, die ansonsten mit dem Roman aus den Sechzigern nichts zu tun hat,  aber vergleichsweise geradlinig erzählt, es gibt keine exorbitanten Zeitsprünge, sondern es geht – wie in einem Krimi – tatsächlich um die Lösung des Mordfalls.

    Und doch: es ist kein Krimi. Nicht nur, dass am Ende im Grunde alles offen bleibt, ist auch der burlesk-komische Sidekick mit der vom Leutnant verehrten Wirtin für einen Krimi nicht passend. Die Geschichte pendelt tatsächlich zwischen Tragik und Komik hin und her. Genauer um die Komik und Tragik, die der Liebe innewohnt und durch Ungleichheiten geprägt wird.

    Die Ungerechtigkeiten zwischen der weißen Oberschicht und den dunkelhäutigeren Indigenen begleiten die Handlung die ganze Zeit, so dass der Roman auch als Kritik an Ungleichheiten aufgrund der ethnischen Abstammung gelesen werden kann.

    Die Unangreifbarkeit der Armee wird nebenbei ebenfalls kritisch beleuchtet.

    Alles in allem gute, niveauvolle Unterhaltung, wie man sie von Vargas Llosa gewohnt ist, aber diesmal kein Meisterwerk. Vier Sterne.

  10. Cover des Buches Die Anführer (ISBN: 9783518389485)
    Mario Vargas Llosa

    Die Anführer

     (4)
    Aktuelle Rezension von: Wolkenatlas
    Frühe Erzählungen und die erste Erscheinung Litumas In dieser Sammlung von sechs frühen Erzählungen, die veröffentlicht wurden, als Mario Vargas Llosa 23 Jahre alt war, sind die großen Romane dieses Autors schon vorherzusehen. Er erkundet schon hier die Themen, die ihn sein ganzes Leben beschäftigen werden: Freundschaft, Treue, das "Sichbehaupten" und natürlich Peru. Man trifft in einer der Erzählungen sogar schon auf Lituma, der hier noch Unteroffizier ist, später aber in einigen Romanen des Autors prominente Rollen (u.a. Das grüne Haus, Tod in den Anden, Wer hat Palimino Molero umgebracht?) haben wird. Ob ein Schüleraufstand, bei dem es um Prüfungspläne geht, oder Blutrache, oder ein Kampf auf Leben und Tod, oder der Verrat an einem Gaunerkollegen, oder einem lebensgefährlichen Schwimmwettkampf, bei dem der Verlierer auf ein Mädchen verzichten muss, jede Erzählung ist ein kleines Juwel und trifft. Warum ich nur vier und nicht fünf Sterne vergebe? Weil Mario Vargas Llosa die Planke mit seinen großen Romanen noch höher gelegt hat. Leseerlebnis sind diese Erzählungen in jedem Fall und sind bestens als Einstieg in Mario Vargas Llosas Werk geeignet.
  11. Cover des Buches Die jungen Hunde (ISBN: 9783518422717)
    Mario Vargas Llosa

    Die jungen Hunde

     (8)
    Aktuelle Rezension von: Joroka

    Die Geschichte spielt in Peru Mitte der 1960iger Jahre (1965 geschrieben, 1967 im Original erstmals erschienen, auch damals schon mit den schwarz-weiß Fotos von Xavier Miserachs (1937-1998)). Beim vorliegenden Werk handelt es sich um die Neuauflage im Suhrkamp-Verlag aus dem Jahr 2011.

    Cuéllar wurde als Kind von einem Hund an sehr empfindlicher Stelle gebissen und trägt seither den Spitznamen 'Pichulita' (Schwänzchen) nicht ohne Grund. Er tut sich mit Voranschreiten der Pubertät

    schwer, sich dem anderen Geschlecht auf jugendlich ungezwungene Art zu nähern. Während seine Kumpels sich nacheinander feste Freundinnen zulegen und auch schon mal untereinander tauschen, hält er ein Mädchen, welches Interesse an ihm zeigt, über lange Zeit hin, bis sie einen anderen erwählt. Anschließend schlägt er eine herausfordernde Bahn ein, er sucht das Risiko und die Gefahr, distanziert sich zunehmend von den alten Freunden....

    Das Stimmungsbild einer vergangenen Zeit, mit Blick auf das Einzelschicksal eines jungen Menschen. Zumeist in einer sehr direkten, manchmal recht abgehackt wirkende Sprache verfasst. Hatte für mich eher in historischer Hinsicht seinen Reiz.

    Die schwarz-weißen Fotos von Miserachs sind ich Blöcke zusammengefasst. Sie zeigen Szenen aus dem Schulalltag, zum Beispiel von der körperlichen Ertüchtigung und von jungen Erwachsenen vor allem in ihrem Freizeitverhalten, am Strand, beim Autofahren, beim Tanz .. aus der Zeit, in der die Geschichte spielt.

    Mario Vargas Llosa (geb. 1936) erhielt 2010 den Nobelpreis für Literatur. Dieses, eines seiner ersten Werke fiel damals in Peru der Zensur zum Opfer. Das erscheint mir heute kaum noch verständlich.

    Fazit: Für die Zeit damals wahrscheinlich revolutionär, heute eher eine Nischenlektüre.

  12. Cover des Buches Der Hauptmann und sein Frauenbataillon (ISBN: 9783596217403)
    Mario Vargas Llosa

    Der Hauptmann und sein Frauenbataillon

     (13)
    Aktuelle Rezension von: luckytom1970
    Ein heikler Geheimauftrag reißt den untadeligen Hauptamnn Pantaleon aus der militärischen Routine und seinem brav bürgerlichen Familienleben. Unter dem Einfluß des schwülheißen Dschungels versetzten die Soldaten der Kasernen im hinteren Amazonas-Gebiet die Bevölkerung mit ihren sexuellen Eskapaden in Panik und schaden so dem Ruf der glorreichen peruanischen Armee. Also wird der untadelige Kommißkopf Pantaleon mit der Planung und Durchführung einer Entlastungsoffensive betraut. Die Vehemenz des erotischen Tropenkollers soll sich auf soldatische geordnete Weise entladen. Pantaleon soll deshalb einen weiblichen Dienst einrichten. Pflichtgefühl und Liebe zur Armee nötigen den uniformierten Mustergatten, sich zum gewissen Esperten auf dem Felde der Ausschweifungen zu entwickeln. Endlich fertig gelesen und sich über 283 langweilige Seiten gequält. Das Thema verspricht eigentlich ein satirisch witziges Buch über einen Frauendienst im peruanischen Militär. Ich konnte an keiner Stelle dieses Buch leicht schmunzeln geschweige denn lauthals lachen. Der Stil der Sprache ist sehr anstrengend. Nervenraubend sind sie ständigen Perspektivwechsel in manchen Kapiteln, was die Verfolgung der Handlung erschwert. Auch an der Nebenhandlung, welche um einen Sektenprediger handelt, der alle möglichen Lebewesen an Kreuz nagelt, kann ich nichts abgewinnen. Ich denke es gibt bessere Bücher zu Lesen, auch vom Autoren selbst.
  13. Cover des Buches Gespräch in der »Kathedrale« (ISBN: 9783518375150)
    Mario Vargas Llosa

    Gespräch in der »Kathedrale«

     (4)
    Aktuelle Rezension von: Jossele

    Vargas Llosas Werk ist von 1969 und 1976 erstmals auf Deutsch erschienen. Er ist ein Porträt Perus unter der Diktatur Manuel A. Odrías in den 1950er Jahren und etwas darüber hinaus.

    In Lima trifft der Journalist Santiago Zavala, der einen kleinen Posten in einer Zeitung hat, zufällig den Schwarzen Ambrosio Pardo, einen ehemaligen Fahrer seines verstorbenen Vaters und jetzigen Aushilfshundefänger. Beide suchen die Kaschemme ›La Catedral‹ auf und führen ein langes Gespräch.

    Dabei wird das Schicksal einer Menge von Einzelpersonen beleuchtet, mal mehr oder weniger ausführlich. Gemeinsam ist allen Personen, dass sie irgendeine Verbindung zu Ambrosio oder Santiago haben oder ihre Handlungen Auswirkungen auf deren Leben gehabt haben.

    Vargas Llosa macht dem Leser den Einstieg wahrlich nicht leicht, er pendelt zwischen den Zeiten und Personen hin und her, manchmal mitten im Absatz, so dass man schon einigermaßen aufmerksam lesen muss. Hat man sich aber an diesen Stil gewöhnt, funktioniert es gut, was ich erstaunlich finde. Es entsteht eine sehr dicht gewebte Geschichte auf verschiedenen Ebenen und am Ende fügt es sich doch zu einem einzigen Bild zusammen, einem Bild über verschiedenste Menschen in Peru und deren Schicksal. Einem Bild auch über die politischen Bedingungen, unter denen alle Menschen in Peru zur damaligen Zeit zu leiden hatten, denn die politischen Akteure waren zutiefst korrupt und spielten alle – so schildert es Vargas Llosa wenigstens – ein faules Spiel. 

    Großes, monumentales Werk.

  14. Cover des Buches Der Fisch im Wasser - Erinnerungen, (ISBN: B002BYP404)
  15. Cover des Buches Das Paradies ist anderswo (ISBN: 9783518735954)
    Mario Vargas Llosa

    Das Paradies ist anderswo

     (21)
    Aktuelle Rezension von: Daphne1962
    Was für Literatur! 2010 bekam Mario Vargas Llosa den Nobelpreis für Literatur und ich finde, zu Recht. Hier habe ich eine Doppelbiografie gelesen, die deshalb so interessant ist, da Flora Tristan die Großmutter von dem französischen Maler Paul Gauguin ist. Aber sie ist ja nicht einfach nur die Großmutter, sondern auch selbst wurde sie eine bekannte Frau seinerzeit. Mario Vargas Llosa beschreibt hier so einzigartig und farbenprächtig wie die aus Peru stämmige Flora Tristan in jungen Jahren in eine Ehe mit ihrem älteren Arbeitgeber flüchtet. Allerdings wird sie von ihm so schlecht behandelt und misshandelt, das sie trotz 3er Kinder die Flucht ergreift. Nun waren es aber ganz andere Zeiten und eine alleinstehende Frau bzw. eine Frau konnte sich damals nicht einfach scheiden lassen, nur weil ihr Mann ein Trinker und Schläger war. Es war eine Odyssee von Untertauchen und Gerichtsverhandlungen um die Kinder und gleichzeitigem Kampf um ihre Sache. Sie hatte es sich zur Aufgabe gemacht, den schwachen Menschen zu helfen und für ihre Rechte einzustehen. Flora Tristan war eine Sozialistin und Frauenrechtlerin, sie versuchte die Arbeitgeber davon zu überzeugen, ihre Arbeitskräfte nicht wie Sklaven zu behandeln und ihnen bessere Rechte einzuräumen. Auch versuchte sie den Arbeitgebern die Vorteile aufzuzeigen, wenn die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen besser sind. Dafür war sie in Frankreich viel auf Reisen und hatte immer wieder Mitstreiter gefunden, die für ihre Sache Werbung machten. Sie versuchte die Menschen davon zu überzeugen, sich in Arbeiterorganisationen zu gruppieren und für ihre Rechte zu kämpfen. Fast ein Jahr lang hielt sie sich auch in Peru auf, bei den Verwandten ihres verstorbenen Vaters. Alleine die Reise per Schiff war nicht ungefährlich. Denn als Frau alleine zu reisen war verpönt und man brauchte einen Beschützer. Sie hielt es nicht lange dort aus, denn die schlechten politischen Verhältnisse trieben sie wieder nach Frankreich zurück. Auf ihren zahlreichen Reisen besuchte sie Fabriken, Ghettos, Gefängnisse und Bordelle und schrieb darüber Reiseberichte und Reportagen die sie u.a. zu einer angesehenen Schriftstellerin machte. Sie war eine selbstbewusste, aber gesundheitlich schwer angeschlagene Frau , die ihrer Zeit doch schon sehr voraus war und ihre Sache zu einer Lebensaufgabe machte. Paul Gauguin war ein berühmter Maler und der Enkel von Flora. Er hat erst spät mit der Malerei begonnen und hatte die letzten Lebensjahre in der Südsee verbracht. Viele kennen die bekannten Bilder mit Südseefrauen. Zur Malerei ist er eher zufällig gekommen und hatte erst ein bürgerliches Leben geführt mit einer Dänin verheiratet und 5 Kindern. Gearbeitet hat er bei der Bank an der Börse. Als sich die Wirtschaftslage immer mehr verschlechterte, war es für ihn ein Wink vom Schicksal, sich nur noch der Malerei zu widmen. Davon konnte eine Familie allerdings nicht leben. Auch als er mit seiner Frau Mette in Kopenhagen versuchte zu leben und von den Bildern zu leben, scheiterte sein Vorhaben und er ging zurück nach Frankreich. Nachdem er einen schlimmen Winter überlebte unternahm er den 1. Versuch in der Südsee zu leben und zu malen. Er schickte die Bilder nach Frankreich und von dem Verkauf konnte er dann wieder einzige Zeit überleben. In der Südsee kann er sich ausleben, vor allem sexuell seinen Phantasien nachgeben. Die Frauen dort sind allzu bereit und lustvoll. Er lebte mit einigen jungen Mädchen zeitweise zusammen. Das Paradies ist anderswo ist ein französisches Kinderspiel, aber auch Gauguin hat immer das Paradies gesucht, aber dennoch nicht das vorgefunden, was er sich vorgestellt hat, denn auch hier hat die Kolonialisierung seinen Einzug gehalten. Schwierigkeiten mit der Kolonialverwaltung zwingt ihn dazu auf die Marquesas-Inseln umzusiedeln, wo er seine letzten Lebensjahre, von Krankheit schwer gezeichnet, verbringt und stirbt. Sein Augenlicht hatte ihn schon länger verlassen. Sein ausschweifender Lebenswandel hat sicherlich auch dazu beigetragen. Einen tiefen Einblick in die Seele eines ruhelosen Künstlers und einen ebenso tiefen Einblick in das Seelenleben einer Kämpferin gegen die Ungerechtigkeiten der Menschheit habe ich hier bekommen.
  16. Cover des Buches Anden (ISBN: 9783934385634)
    Mario Vargas Llosa

    Anden

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Coco206
    Kurzbeschreibung: (amazon) Maria Vargas Llosas Buch ist seine große Liebeserklärung an die Anden. Sie sind majestätisch, spektakulär und überwältigend, eine eigene Welt. Von Patagonien bis zur Karibik erstreckt sich die über 7.500 Kilometer lange Bergkette. Für ihre Bewohner sind die Anden nicht nur Heimat, sondern auch Lebenseinstellung. Der Peruaner Llosa und der renommierte ecuadorianische Fotograf Pablo Corral Vega beschreiben und zeigen Gipfel und Menschen, Märkte und Prozessionen, Naturgewalten und Alltag auf einfühlsame, eindrucksvolle und atemberaubende Art. Autor: Mario Vargas Llosa (gebürtig Jorge Mario Pedro Vargas Llosa; * 28.03.1936 in Arequipa, Südperu) ist ein peruanischer Schriftsteller und Politiker. Er ist einer der führenden lateinamerikanischen Romanciers und Essayisten. Er bezeichnete sich selber als konservativen Liberalen und später im Jahr 2001 in einem Interview als Liberalen. Meine Meinung: Dieser Bildband ist wunderschön! Die Bilder, bestehend aus Landschaftsaufnahmen, Fotos der in den Andenregionen lebenden Menschen und Momentaufnahmen des Lebens dort sind beeindruckend. Zusätzlich gibt es kleine Texte, die sich auf die verschiedensten Ereignisse, Menschen und Situationen dieser südamerikanischen Länder beziehen. Das Buch lädt zum Träumen ein und weckt das Fernweh. Sehr zu empfehlen für alle, die sich für die Andenregion interessieren!
  17. Cover des Buches Maytas Geschichte (ISBN: 9783518030950)
    Mario Vargas Llosa

    Maytas Geschichte

     (4)
    Aktuelle Rezension von: Jossele

    Der Ich-Erzähler, vermutlich Vargas Llosa selbst rekonstruiert ca. im Jahr 1983 einen gescheiterten Revolutionsversuch, der 25 Jahre zuvor in der peruanischen Sierra stattfand und an der die Hauptfigur Alejandro Maytas Avendaño maßgeblich beteiligt war.

    Der Autor beginnt, Maytas Leben zu erforschen, besucht Familienmitglieder, alte Weggefährten und politische Freunde wie Gegner, nicht zuletzt, um auf diese Art ein Stück untergegangener Historie aus der Vergessenheit zu holen.

    Dabei wechselt die Zeitebene, zumindest in zwei Dritteln des Romans ständig, ohne dass das durch Absätze kenntlich gemacht wird. Das macht den Roman teilweise schwer lesbar, ja stellenweise zu einer intellektuellen Herausforderung, erinnert den Leser aber immer wieder daran, dass er aufmerksam sein sollte. Ich habe öfter mal zurückgeblättert und doppelt gelesen, um mich in den verschiedenen Zeiten und Personen zu orientieren.

    Die Geschichte an sich ist schnell erzählt: der trotzkistische, theoretische Berufsrevolutionär begegnet Mayta, ungefähr 40 Jahre alt,  begegnet auf einer Party dem jungen Gefängnisvorsteher von Jauja, Leutnant Vallejos. Die beiden werden Freunde und ergänzen sich. Während Mayta Vallejos die Theorie erklärt, begeistert umgekehrt Vallejos Mayta für Taten, zu denen es schließlich auch kommt. Doch die geplante Revolution, dilettantisch geplant, scheitert kläglich und Vallejos kommt dabei ums Leben. Mayta überlebt, kommt ins Gefängnis und fasst auch später im Leben nicht mehr richtig Fuß.

    Vargas Llosa erzählt die (fiktive) Geschichte eines durch und durch sympathischen Menschen, der voller Empathie für die benachteiligten und armen Menschen in Peru ist, der seine Grundsätze nie verleugnet, danach handelt, aus Solidarität einiges auf sich nimmt und doch gnadenlos scheitert und völlig desillusioniert zum Schluss in einem Slum um Lima lebt.

    Die Gespräche, die der Ich-Erzähler mit den Bekannten und Verwandten Maytas führt, um dessen Leben zu recherchieren, lassen oft eine Einordnung zwischen Fiktion, Lüge und Wahrheit nicht zu, da sie sich teilweise widersprechen bzw. erkennbare Schutzbehauptungen sind.

    Zugegeben: man muss sich zu Anfang an der Erzählstil und die Zeitenwechsel gewöhnen und man liest den Roman nicht einfach so runter, aber dennoch in meinen Augen ein gutes Buch.

    Auf meinen Exemplar (Suhrkamp 1986) steht auf der Rückseite ein – wie ich finde – toller Satz von Klara Obermüller, der es genau trifft: „Der Roman ist eine einzige Huldigung an die Literatur und ihre Fähigkeit, Wahrheit zutage zu lügen.“

  18. Cover des Buches Tante Julia und der Kunstschreiber (ISBN: 9783867177252)
    Mario Vargas Llosa

    Tante Julia und der Kunstschreiber

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Daphne1962
    Tante Julia und der Kunstschreiber, von Mario Vargas Llosa, ein Hörspiel der besonderen Art. Ein Hörspiel in einem Hörspiel sozusagen. Ganze 12 Stunden lang. Aber auch manchmal ein wenig langatmig und dennoch sehr originell gemacht. Alle Stimmen sind einem unbekannt, weil das ganze seinerzeit in der Schweiz aufgenommen wurde. Mario, ein junger Student aus Peru arbeitet bei einem Radiosender "Radio Central" und spricht die Nachrichtensendungen. Das Publikum möchte aber lieber die Seifenopern hören, die täglich gesendet werden. Es ist einfach kitschig, was durch den Äther kommt. Aber die Leute lieben diese Seifenopern. Zum Schreiben dieser Stücke kommt ein Bolivianer, Pedro Camacho, der wie besessen an den Stücken schreibt so das man meint er lebe schon darin. Irgendwann verliert er schon mal den Überblick seiner zahlreichen Darsteller, die er in schwülstiger Erzählkunst beschreibt. Liebe, Lust und Leidenschaft, Mord und totschlag in derartiger Vermischung mit verschiedenen Stücken. Seine Wortwahl ist derart altmodisch. aber es kommt an beim Publikum. Dennoch gibt es auch Beschwerden von Zuhörern, die inzwischen diese Hörspiele für bare Münze nehmen. Sie können zum Teil Fiktion und Realität nicht mehr auseinander halten. Mario verliebt sich derweil in seine Tante Julia, einer Bolivianerin, die fast doppel so alt ist. Die Liaison entwickelt sich, sie versuchen sie geheim zu halten. Treffen sich heimlich, aber nach und nach sickert dann doch was durch. Die Geschichte kann natürlich nicht geheim bleiben und spitzt sich zu. Er möchte auch lieber Schriftsteller werden, zum Mißfallen seiner Eltern natürlich. Es hat sehr viel Spaß gemacht, dieses Hörspiel zu hören. Vor allem, weil es so ungewöhnlich ist. Mario Vargas Llosas Erzählweise ist doch recht ungewöhnlich, aber macht Lust auf mehr Literatur von ihm.
  19. Cover des Buches Die Stadt und die Hunde (ISBN: 9783518371220)
    Mario Vargas Llosa

    Die Stadt und die Hunde

     (21)
    Aktuelle Rezension von: Joroka

    In einer militärischen Schule in Lima herrschen unter den Kadetten ganz eigene Gesetze. Die Älteren unterdrücken die Jüngeren, die Stärkeren die vermeintlich Schwächeren. Wer nicht mitspielt, wird gnadenlos gedemütigt. Die Lehrer und Vorgesetzten bekommen davon lange offenbar nichts mit. Die Hunde halten im Rudel gegen die Wölfe zusammen, selbst wenn die Hack- und Beißordnung schmerzhaft ist. Doch dann passiert eine Denunzierung, die der Auslösende nicht überlebt. Das Gefüge gerät aus den Fugen. Die Loyalität wird auf eine harte Probe gestellt. Doch die Offenbarungen sind nicht erwünscht, der Schein soll aufrecht gehalten werden. Das fordert weitere Opfer, wenn auch an anderer Stelle, als erwartet.....

    Es handelt sich um den ersten Roman des Literaturnobelpreisträgers von 2010 aus Anfang der 1960iger Jahre. Viele sagen, es sei sein Eindruckvollster. Die Bücher von Mario Vargas Llosa wurden damals in Lima öffentlich verbrannt. Er galt über lange Zeit als Nestbeschmutzer.

    Der Roman springt sehr zwischen den Figuren. Das macht die Orientierung für den Leser lange nicht so einfach. Wollte zu Beginn das Buch mehrmals wieder auf die Seite legen, da ich zunächst so recht keine Linie finden konnte. Gerade mal so nebenbei zu lesen, ist bei diesem Werk nicht ganz so einfach. Doch letztendlich zog mich der Roman in eine Welt, in einer schon etwas weiter entfernten Zeit hinein, die geprägt ist von einer niedrigen Schwelle der Gewaltbereitschaft, Unterdrückung, Vertuschung und Hierarchiehörigkeit. Aber auch – etwas positiver ausgedrückt – von der Entdeckung erster libidinöser Regungen und Freundschaft.

    Der Schreibstil bewegt sich auf hohem, ausgewogenem Niveau.

    Eine Überraschung wartet im Epilog!

    Fazit: Das Durchhalten hat sich gelohnt: Einblick in eine ferne, fremde Welt und von den Inhalten betrachtet trotzdem gegenwartsnah und alles andere als angestaubt.


  20. Cover des Buches Der Geschichtenerzähler (ISBN: 9783518735688)
    Mario Vargas Llosa

    Der Geschichtenerzähler

     (24)
    Aktuelle Rezension von: Jossele

    Die Originalausgabe dieses Buches erschien 1987 unter dem Titel „El hablador“. Die Geschichte wird auf verschiedenen Ebenen erzählt. Es gibt eine Rahmenhandlung, in der der Erzähler in der Ich-Form von seinem Besuch in Florenz erzählt, „um Peru und die Peruaner eine Zeitlang zu vergessen“, was ihm aber nicht gelingt, weil er in einer Galerie auf Fotos aus Peru stößt. Auf der zweiten Ebene berichtet der Autor aus den 50-er des letzten Jahrhunderts, als er und sein Freund Saúl Zuratas sich mit der Kultur der Machiguengas befassten, mit Forschern sprachen und eigene Reisen in den Dschungel unternahmen und den Menschen dort begegneten. Ein zweiter Bericht dieser Ebene ist in den 80-er Jahren des letzten Jahrhunderts angesiedelt, als der Autor sich erneut, diesmal als Fernsehmacher, mit den Ureinwohnern beschäftigte. Ebene Nr. 3 besteht aus den Geschichten des Geschichtenerzählers, der zugleich Unterhalter, Nachrichtenübermittler und das Gedächtnis des weit verstreuten Stammes ist.

    Ich habe mich mit der Lektüre schwergetan, vor allem mit den Erzählungen des titelgebenden Geschichtenerzählers, da diese sehr weit von meiner eigenen Sicht auf die Welt entfernt sind. Da ging es mir wie dem Ethnologen Edwin Schneil, den der Autor über die Geschichten des Geschichtenerzählers sagen lässt: „Tja, unmöglich, sich daran zu erinnern. Was für ein Chaos! Von allem ein wenig, von den Dingen, die ihm in den Kopf kamen.“ (Suhrkamp Tb, 1. Aufl. 1998, S. 208) 

    Bemerkenswert fand ich dabei eigentlich lediglich die Schöpfungsgeschichte, wie sie der Geschichtenerzähler berichtet und die in Teilen derjenigen in der Bibel nicht unähnlich ist. Offenbar sehnen sich alle Menschen schon immer nach einer Erklärung für ihr Verweilen auf der Erde. (ebd., S. 156 - 160) Ebenso erging es mir mit der Jesus-Geschichte und der Erklärung für die jüdische Diaspora, die der ehemalige jüdische Freund des Autors, der nun als Geschichtenerzähler bei den Machiguengas lebt, erzählt. (ebd., S. 253ff)

    Die gesamte Lebens- und Denkweise der Machiguenga ist jedoch von Grund auf so sehr anders als meine eigene, dass ich mich nicht in ihre Gedanken und Ängste hineinversetzen konnte.

    Interessanter und für mich zugänglicher und verständlicher fand ich da schon den Blick von außen, den der Autor und sein Freund auf die Machiguengas warfen, besonders die Diskussion darüber, wie man sich am besten ihnen gegenüber verhalten sollte. Ist es sinnvoll, sie komplett zu meiden und in Ruhe zu lassen, weil jede Berührung mit anderen Lebensweisen ihre Kultur zerstört, wie Saúl befürchtet. Oder ist es besser, sie bestmöglich in eine sich verändernde Welt zu integrieren, weil es unvermeidlich ist, dass sie eines Tages mit anderen Lebensweisen konfrontiert werden würden und für diesen Fall sollten sie gewappnet sein, so dass sie sich zurechtfänden und nicht ausgenutzt werden, wie bereits geschehen zur Zeit des Kautschukbooms.

    Vargas Llosa ist ein großartiger Erzähler, aber das Thema und der Stoff haben mir in diesem Fall trotzdem nicht so richtig gefallen. Zwei Sterne.

  21. Cover des Buches Lob der Stiefmutter (ISBN: 9783518736159)
    Mario Vargas Llosa

    Lob der Stiefmutter

     (50)
    Aktuelle Rezension von: Arun

    Lob der Stiefmutter von Mario Vargas Llosa

    Habe durch die "Challenge: Literarische Weltreise 2016" zu einem Buch des peruanischen Literatur-Nobelpreisträgers Mario Vargas Llosa gegriffen.
    Der Titel des circa 190 Seiten starken Romans lautet „Lob der Stiefmutter“
    Inhalt.
    In der Geschichte haben wir drei Hauptpersonen. Den Vater Don Rigoberto, seine zweite Frau Dona Lukrezia und den Sohn von Rigoberto aus erster Ehe Alfonso genannt Fonchito.
    Das Ehepaar lebt glücklich und zufrieden miteinander. Der frühreife an der Grenze zur Pubertät stehende Knabe Alfonso, welcher ein guter Schüler ist, entwickelt eine Obsession für seine 40 jährige Stiefmutter und das Schicksal nimmt seinen Lauf.

    Meine Meinung.

    Ein erotischer Roman mit einer nicht alltäglichen Konstellation.Wir erfahren einiges von Don Rigoberto, welcher sehr großen Wert auf die körperliche Reinigung legt, seine täglichen Rituale werden ausführlich beschrieben.Dona Lukrezias Gedanken und Überlegungen werden ebenfalls beleuchtet.Alfonsito bleibt durch sein Handeln eher geheimnisvoll und undurchsichtig.

    Die eigentliche Story wird öfters unterbrochen, es folgen im Verlauf der Erzählung insgesamt sechs Einschübe, die durch ein Bild aus der Malerei eingeleitet werden und dessen Themen dann behandelt werden und einen Widerhall zur Romanhandlung finden.

    Fazit. Ein ungewöhnlicher Roman mit einem heiklen Inhalt.
    Meine Wertung beträgt 3 Sterne, welche je nach Lesart durchaus nach oben oder unten variieren können.

  22. Cover des Buches Die Welt des Juan Carlos Onetti (ISBN: 9783518420881)
    Mario Vargas Llosa

    Die Welt des Juan Carlos Onetti

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Wolkenatlas
    Über die Wahrheit der literarischen Lüge Schon 1967 hat Mario Vargas Llosa öffentlich darauf hingewiesen, dass Juan Carlos Onetti einer der wichtigsten Einflüsse, dass Juan Carlos Onetti so etwas wie eine literarische Vaterfigur für ihn sei. Auch Gabriel García Márquez und Carlos Fuentes haben immer wieder auf die Wichtigkeit der Prosa Juan Carlos Onettis hingewiesen. Im deutschsprachigen Raum konnte sich Juan Carlos Onetti leider nie wirklich durchsetzen, seine bei Suhrkamp verlegten Romane und Erzählungen sind großteils vergriffen und nur über Antiquariate und Restpostenbuchläden erhältlich. Zum hundertsten Geburtstag bemüht sich Suhrkamp jetzt um eine größere Rezeption dieses wichtigen Oeuvres mit der deutschen Erstveröffentlichung von Juan Carlos Onettis drittem Roman "Für diese Nacht", eines weiteren Bandes in der Gesamtausgabe und einem essayistischen Buch über die wunderbar magisch lügenhaft literarische Welt des Juan Carlos Onetti von Mario Vargas Llosa. Schon in Mario Vargas Llosas Einführung wird klar, wie tiefgehend und bewundernd er sich mit dem Schaffen des am 1. Juli 1909 in Montevideo geborenen Onetti beschäftig hat, indem er auf das in Onettis Schaffen fast durchgehend anwesende ambivalente Verhältnis zwischen Lüge und Realität eingeht, es ausgehend von seinem eigenen Roman "Der Geschichtenerzähler" und einer sich darauf beziehenden Geschichte durchleuchtet und somit eine brillante Ouvertüre für die folgenden Kapitel komponiert. "Eines ist jedenfalls universell bekannt: die Fiktion, diese andere Wirklichkeit, die der Mensch ausgehend von seiner Lebenserfahrung erfindet und mit dem Treibmittel seiner unerfüllten Wünsche und seiner Imagination versieht, begleitet uns wie ein Schutzengel, seit wir in den Tiefen der Vorgeschichte den gewundenen Pfad betraten, der uns im Laufe der Jahrtausende dazu brachte, zum Mond zu fliegen, das Atom zu beherrschen und unglaubliche Entdeckungen auf dem Gebiet des Wissens und der Zerstörungsgewalt zu machen, Menschenrechte, Freiheit und das autonome Individuum zu proklamieren. Wahrscheinlich wäre keine dieser Entdeckungen und Fortschritte möglich gewesen, hätten Millionen Jahre zuvor unsere Vorfahren aus der Steinzeit sich nicht nachts wärmesuchend aneinandergepresst und zu fabulieren begonnen, um, bevor der Schlaf sie überkam, im Geiste in eine andere Welt zu reisen, in ein leichteres, weniger gefährliches, beglückenderes Leben." Systematisch geht Mario Vargas Llosa vor; er beginnt bei Juan Carlos Onettis erstem Roman "Der Schacht" (1939) und führt, die Entwicklung der imaginären Stadt Santa María verfolgend (die sich durch fast alle Romane Onettis zieht), bis zum letzten Roman aus der Feder Onettis, "Wenn es nicht mehr wichtig ist" (1993). Er analysiert die stilistische Entwicklung Onettis in diesen 54 Jahren schriftstellerischer Tätigkeit, scheut nicht vor einer behutsamen Beleuchtung des doch sehr turbulenten Privatlebens des mehrfach verheirateten und einmal aus politischen Gründen inhaftierten Onetti zurück und zeigt die Einflüsse William Faulkners, Louis Ferdinand Célines und (wenn auch sehr ambivalent) Jorge Luis Borges' auf. Er beschäftigt sich mit dem Schaffen Onettis unter Berücksichtigung der Entwicklung Uruguays, vom südamerikanischen Vorzeigeland schlechthin, zu einem Land der politischen Unterentwicklung bzw. zu einer Art uruguayischen Dekadenz, im Gesamtbild Lateinamerikas. Nur so lässt sich die Entwicklung von Juan Carlos Onettis erträumter Stadt Santa María erklären, deren eine (durch einen Fluss von der anderen Stadthälfte abgetrennte) dekadente Hälfte deutlich an Montevideo angelehnt zu sein scheint. Auch Onettis männliche und weibliche Figuren sind von einer traumwandlerisch sicheren Neigung zur Selbstzerstörung, von einem durch Sex und Alkohol inspirierten Verschwinden in das imaginäre Reich der Fantasie gezeichnet. Figuren, die Antonio Muñoz Molina treffend als "die friedliebendsten, faulsten und nutzlosesten der Welt" bezeichnet hat. Der Höhepunkt dieser Entwicklung ist Onettis Meisterwerk "Das kurze Leben" (1950). Vargas Llosa beschriebt die Grundidee wie folgt: "Während Juan María Brausen in Buenos Aires eine düstere Existenz lebt, seiner Frau Getrudis wurde eine Brust abgenommen, er selbst ist kurz davor, aus der Werbeagentur, in der er arbeitet, entlassen zu werden -, erfindet er bei seinen vergeblichen Bemühungen, ein Drehbuch für Julio Stein zu schreiben, die Stadt Santa María und eine Reihe von Figuren, für die er selbst und einige ihm nahe stehende Personen Modell stehen. Diese Stadt entspringt also einem literarisch-filmischen Projekt im Kopf des von Gertrudis' Operation gequälten Brausen, der sich genötigt sieht, die ihm anvertraute Arbeit voranzubringen ... Dennoch wird aus dieser Idee keine Literatur, denn Brausen wird das Drehbuch für Julio Stein niemals schreiben. Die Idee wird unabhängig von ihrem Ursprung und ihrem Schöpfer eine eigene imaginäre Existenz führen, losgelöst sogar von ihrem Vermittler, als eine autonome Realität ... Brausen wird kein Drehbuch schreiben, und Santa María wird ihn nicht mehr brauchen, um seine eigene Geschichte zu leben und die andere - reale - Geschichte zu verschlingen und zu ersetzen, in der es geboren wurde ... " Mario Vargas Llosas genau recherchiertes und geistreich formuliertes Buch ist eine wunderbare Einführung in die Gegenwelt, in die Nebenwelt, in die Fantasiewelt der kaputten Männer und Frauen, der Prostituierten, der Alkoholiker, der Zuhälter und anderen dekadenten Persönlichkeiten, sowie dem sich deutlich von Faulkners Yoknapatawpha County und García Márquez' Macondo unterscheidenden Santa María. Eine überzeugende literarische Einführung in ein großes Gesamtwerk, dem zu wünschen wäre, auch in unserem Sprachkreis die ihm gebührende Anerkennung zu ernten, die es in Lateinamerika hat. Mario Vargas Llosas "Die Welt des Juan Carlos Onetti" sollte auch jene Leser, die sich noch nie auf eine literarische Reise nach Santa María begeben haben, dazu inspirieren, den Weg über die Erzählungen und Romane Juan Carlos Onettis zu nehmen und diese einzigartige Reise zu genießen. (erstveröffentlicht auf www.sandammeer.at, Roland Freisitzer; 07/2009)
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