Bücher mit dem Tag "marquise de sade"
6 Bücher
- Volker Reinhardt
De Sade
(6)Aktuelle Rezension von: GernotUhlAus: https://www.eulengezwitscher.com/single-post/rezension/de-sade
Er war ein Schocker-Schriftsteller: der Marquis de Sade. Die Gewalt- und Sexorgien in seinen Romanen haben den Namenspatron des Sadismus an der Schwelle zum 19. Jahrhundert in den Kerker und beinahe aufs Schaffot gebracht. Dabei hat der Marquis, der heute vor 200 Jahren gestorben ist, anders als seine Fantasiefiguren keineswegs schwangere Bäuche aufgeschlitzt oder Ritualmorde begangen (allenfalls hat er ab und an die Peitsche geschwungen). Vielmehr zeigte er sogar menschliche und moralische Züge. Diesem Rätsel de Sade ist der routinierte Biograf Volker Reinhard nun auf den Grund gegangen.
Seit Daniel Kehlmanns biografischem Roman "Die Vermessung der Welt" (über Carl Friedrich Gauß und Alexander von Humboldt) wird im literarischen Betrieb immer mal wieder gerne etwas vermessen. Nun hat sich der Schweizer Historiker Volker Reinhard in seiner jüngst bei C.H. Beck erschienen Biografie über den Marquis de Sade der Vermessung des Bösen angenommen. Anders als so oft ist dieser Titel allerdings tatsächlich Programm. Reinhardt vermag es, sich seinem von so gegensätzlichen Emotionen wie Ekel, Lust, Verdammung und Befreiung aufgeladenen Protagonisten nahezu unbefangen zu nähern: Wer sich mit de Sades Diagnose, dass die Welt durch und durch böse ist, auseinander setzen will, muss sein Leben kennen. Dieser Linie bleibt Reinhardt treu. De Sades eigene (aus heutiger Sicht eher harmlose) Eskapaden porträtiert Reinhardt ebenso nüchtern wie die biografischen Folgen der Exzesse seiner Romanfiguren: Für seine zu Papier gebrachten Unmenschlichkeiten (mitunter verleugnet de Sade die Autorenschaft) wandert er jahrelang ein, weil man sich vor der Gewalt seiner Fantasien fürchtet. Reinhardt beschönigt die rohe Brutalität nicht, aber er weidet sich auch nicht daran. Er zeigt de Sade als überlegten Provokateur, der die dunkelsten menschlichen Abgründe ans Licht bringt - wohlwissend um ihre skandalisierende Kraft. Es gibt allerdings einen Preis für die akademische Unbestechlichkeit: De Sade und sein Leben bleiben weitgehend Forschungsobjekte und diese (wenn auch legitime) Herangehensweise verhindert, dass der Marquis selbst zwischen den Buchdeckeln neu auflebt. Möglicherweise ist das aber auch gar nicht nötig. Denn so gelingt es Reinhardt, das Schockerlebnis de Sade in unsere Zeit zu übersetzen - und das ist sein selbst gestecktes Ziel.
Fazit: Diese Biografie ist nichts für Moral-Apostel - aber auch nichts für Gewaltsex-Voyeure. Volker Reinhardt porträtiert den legendären verhassten und verklärten Marquis de Sade in keiner Weise einseitig. Der Schweitzer Historiker bleibt bei den Quellen und differenziert konsequent zwischen Leben und Lebenswerk. Das geht zwar manchmal auf Kosten der Lebendigkeit, aber Volker Reinhardt will auch keine fesselnde Lebensgeschichte erzählen. Er holt den heute vor 200 Jahren gestorbenen Marquis de Sade als Mahner in die Gegenwart: als feinsinnigen und berechnenden Provokateur, der dazu anregen will, über menschliche Abgründe nachzudenken, die heute oftmals durch mediale Abstumpfung und Verharmlosungen gut getarnt, aber umso gefährlicher sind.
Eulengezwitscher. Bücher, Biografien und Blog von Gernot Uhl
- Marquis de Sade
Die Philosophie im Boudoir
(10)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerMarquis de Sade, der Namensgeber des "Sadismus" wird heute noch ziemlich viel interpretiert, und wie ich finde, sehr frei...
Das Werk,d as überwiegend mit ihm verbunden wird, ist "Die 120 Tage von Sodom". Eine recht bürokratische Auflistung von Greueltaten, die wenig mit Sex oder Erotik zu tun haben, als viel mehr Dokumente seiner Frustration im Gefängnis sind, wo er diese Buch geschrieben hat.
Viel mehr erfährt man in "Die Philosophie im Boudoir" über die Welt des Marquis.
In stetem Wechsel aus sexuellen Szenarios und philosophischen Betrachtungen über die menschliche Natur, erfährt man eingies über das weltbild von de Sade.
Ich war eingiermaßen überrascht, als ich es vor vielen Jahren las. Denn vor allem zeichnete sich der Marquis durch eine präzise Beobachtungsgabe aus, und viele seiner Beobachtungen haben auch heute noch seine Richtigkeit.
Alles in allem ist dieses Buch weniger ein erotischer Roman, als ein handbuch über die menschliche Natur, aufgelockert, durch kleine und größere Orgien. Der Unterhaltungswert ist daher, so la la, aber wer sich ein genaueres Bild übe rmarquis de Sade machen will, fidnet in diesem Buch tiefe Einblicke...
- Marquis de Sade
Juliette oder die Vorteile des Lasters
(33)Aktuelle Rezension von: GilbertvonLuck20 Jahre war ich alt, als ich das Buch in die Hand bekam.
Ich traute meinen Augen nicht. Auf Seite 17 war ich zum ersten Mal erregt.
Danach war ich erschüttert über mich selbst. Ein halbes Jahr voller Selbstzweifel benötigte ich, um zu akzeptieren, dass Grausamkeit im Menschen ebenso vorhanden ist wie Liebe und dass Fantasien und reales Handeln zweierlei sind.
Werter Leser: Lass' alle Hoffnung fahren!
"Juliette oder die Vorteile des Lasters" ist nicht herkömmlich deviant, paraphil oder "pervers" - dieser Roman ist grenzenlos in seinen ausschweifenden Inhalten. Er passt nicht ins herkömmliche "BDSM"-Klischee, sein Inhalt macht vor nichts Halt und kennt KEINE Tabus. Die geschilderten Ausschweifungen enden mit Vorliebe in Lustmorden, die Juliette mit überschwappender Begeisterung begeht!
Auch Eltern und Kinder werden nicht geschont - wobei ich nie begriff, warum die Darstellung des Mordes an einem Menschen schlimmer sein sollte als die an einem anderen. Schließlich gibt es bezüglich des Lebensrechtes eines Menschen keine Wertigkeit, wonach etwa eine 80-jährige Dame weniger wert wäre als eine 8-jährige.
De Sade öffnet einem die Augen für die irren, düsteren, blutrünstigen Seiten des eigenen Selbst.
Im besten Falle kann man danach besser mit ihnen umgehen als die Saubermänner, die durchdrehen und Verbrechen begehen, wenn sie nur die Gelegenheit dazu erhalten oder eine passende `moralische´ Begründung finden. So sind es z.B. gewiss nicht Leser oder gar Anhänger de Sades gewesen, die Massaker wie das von My Lai in Vietnam angerichtet haben. Das waren blitzsaubere Jungs, die sich vielleicht schon über ein Nacktbild auf einer Illustriertentitelseite empört hätten.
Im schlechtesten Falle mag man nach dem Lesen Probleme haben, sich selbst im Spiegel anzusehen.
Im Laufe vieler Jahre habe ich einige Freunde und viele Freundinnen mit diesem Buch konfrontiert. Eine Einzige hat sich davor verschlossen, verbarg sich offenbar vor den möglichen Abgründen ihrer eigenen Seele. Alle anderen haben mir nach dem Lesen mit bleichem Gesicht gegenüber gesessen, erschüttert von sich selbst, aber gestehend:
"Es war geil."
Liest man andere Rezensionen über "Juliette", erscheinen diese oft zeitgeistgerecht sehr moralisierend.
Ich glaube diesen Rezensenten nicht.
Eigenartigerweise wird dieser von der Kritik fast einhellig zerissene Roman immer wieder neu aufgelegt. Würde der Roman nur mit Abscheu erfüllen, ließe er sich kaum verkaufen. Ich unterstelle, dass er der heimliche Favorit in manchen Schlafzimmern ist.
So seid Ihr!
So sind wir Menschen.
So bin gewiss auch ich.
Ein Irrsinn ist, dass dieses Buch jeder 12-Jährige erstehen und lesen kann, ein Pornoheftchen aber nicht. De Sade ist eben Literat, nicht Pornograph ...
Das lässt m.E. gewisse Jugendschutzbestimmungen lächerlich erscheinen.
Alle, die ich kenne, wussten nach der Lektüre besser über sich Bescheid. Wer seine dunkelsten Seiten kennt, kann besser mit ihnen umgehen und sie kontrollieren.
Keiner lief Gefahr, Verbrechen zu begehen - eher war er gewappnet für den Fall der Fälle.
Alle konnten sie das Buch für das nutzen, wofür der 12-Jährige besagtes Heftchen nicht nutzen darf.
Eine einzige Frau unterlag der im Buche fast nebenbei transportierten Philosophie der Befürwortung des Bösen an sich. Auch sie wird nun weder Kinder noch Eltern lustmorden, doch rechtfertigt sie sich damit ihren rücksichtslosen Egoismus und ihre Neigung zur Bosheit gegenüber anderen.
Das ist vielleicht das einzig Gefährliche an diesem Buch:
Nicht die Darstellung der perversen Sexualität, sondern die Vermittlung einer Philosophie, nach der es für einen selbst immer das Beste ist, so böse und niederträchtig wie möglich zu sein.
Manchmal graut es mich davor, wie sehr die Realitäten unserer Welt
de Sades Philosophie Recht zu geben scheinen. - Michael Barth
Antiquariat de Sade
(15)Aktuelle Rezension von: MoMeDorothea Sander, möchte lieber nur Doro genannt werden, arbeitet in ihrem Lieblingsjob, als Journalistin. Doch leider ist es in ihrer Kleinstadt für echte Stories viel zu ruhig. Dies ändert sich jedoch als zwei Mädchen spurlos verschwinden. Wo sind sie hin? Was ist passiert? Das sie weggelaufen sein könnten schließt Doro aus. Und sie geht auf die Jagd nach einer echten Story.
Ihre Schwester Isabel ist jung und möchte sich frei fühlen. Das gelingt ihr mit Hilfe ihres Freundes Nico. Als er ihr jedoch vorschlägt einen Einbruch zu begehen, bekommt sie Bedenken. Ehe sie es sich versieht gerät sie in einen Strudel aus Gefahr und Angst.Das Buch ist super dynamisch. Das liegt zum Einen daran, dass der Autor in der dritten Person schreibt, dabei aber verschiedene Personen und deren Hintergründe beleuchtet. Die Geschichte ist logisch und sehr strukturiert aufgebaut, was einen ungehinderten Lesefluss gewährleistet und so eine einzigartige Atmosphäre erzeugt.
Die Kapitel sind smart und so hatte ich stets das Gefühl noch ein Kapitel mehr lesen zu können, ehe ich aufhören muss. Und schwupps, das Buch war ausgelesen.
Der Hinweis das Buch erst ab 18 Jahre zu lesen kommt auch nicht von ungefähr. Die Folterszenen (anders kann ich es nicht beschreiben) sind äußerst detailliert und grausam. Das Kopfkino hat bei mir Überstunden gehabt.Fazit: Das Buch ist für echte Thriller Fans ein echtes MUSS!!!! Eine ganz klare Kaufempfehlung.
- Ulf Torreck
Fest der Finsternis
(39)Aktuelle Rezension von: Jessica-buchmomentDas hier war der erste historische Thriller, den ich gelesen habe. Die erste Hälfte des Buches hatte ich auch relativ schnell durch, dann stagnierte es aber irgendwie. Ich weiß nicht woran es lag, aber die zweite Hälfte war schwierig für mich. Ich kam einfach nicht mehr in die Geschichte rein und war froh, als das Buch zu Ende war.
Die Geschichte an sich fand ich schon cool, aber einfach zu lang.
Das Buch ist bereits der 2. Teil der Serie. Den ersten Teil habe ich bisher nicht gelesen (werde ich vermutlich auch nicht), das ist aber auch nicht für das Verständnis des zweiten Teils nötig.
Die Sprache entspricht der damaligen Zeit, woran man sich aber relativ schnell gewöhnt. Ansonsten ist der Sprachstil eigentlich sehr angenehm und gut verständlich.