Bücher mit dem Tag "matriarchat"
59 Bücher
- Anke Becker
Vereinte Welten: Der Auserwählte
(61)Aktuelle Rezension von: Romy_GavrilInhalt, spoilerfrei:
Kadân lebt weit entfernt vom Zentralplaneten der vereinten Welten. Er liebt sein einfaches Leben als Fischer und ahnt nicht, dass am anderen Ende des Universums ein Zauber auf ihn entsendet wird. Von einem unnatürlichen Drang getrieben, stolpert er zusammen mit Shiran, einer Bekanntschaft Hals über Kopf in ein Abenteuer. Doch wer ist sie wirklich? Und wieso werden sie so vehement Verfolgt?
Rezension, spoilerfrei:
Der eher dramatische Einstieg zog mich sofort in seinen Bann, das wurde natürlich auch davon gestützt, dass es bereits mein drittes Werk der Autorin ist und mich der Stil auch diesmal wieder mehr als nur angesprochen hat. Er zieht sich nicht und ist trotzdem malerisch.
Die Spannung war im ganzen Buch sehr hoch, es gab kaum ruhige Passagen, was einen natürlich förmlich dazu gezwungen hat weiter zu lesen. Und trotz des verhältnismäßig schweren Themas (Gendertheorie), besaß ich nie das Gefühl belehrt oder gestresst davon zu sein. Durch das herumdrehen „klassischer“ Rollen erschienen einige Situationen/ Probleme unglaublich grausam oder grotesk, dabei durfte ich als Frau einige von Kadâns schlimmen Situationen auch schon erleben.
Die Figuren sind mir ebenfalls (meistens) sehr ans Herz gewachsen, vor allem dass es eher ein moralisches grau gibt als schwarz und weiß gefällt mir sehr.
Fazit, spoilerfrei:
Ein interessantes Thema das noch dazu großen Lesespaß bietet. Der Stil hat mir sehr gefallen und Kadân ist ein echt toller Typ! Gerade für mich SciFi-Neuling bot der Genremix großen Spaß. Ich will mehr von den Figuren, den vereinten Welten (die unendliche Möglichkeiten bieten). Es war ein toller erster Teil und ich freu mich auf die weiteren!
- Andrea Schacht
Kyria & Reb - Bis ans Ende der Welt
(477)Aktuelle Rezension von: Freedom4meGenerell kann ich sagen, dass ich gerne in diese Dystopie eingetaucht bin.
Es spielt in der Zukunft und durch technische Neuerungen wird vieles geregelt, womit gleichzeitig aber auch eine gewisse Überwachung einhergeht. Neben dieser neuen Ordnung gibt es auch Außenbereiche, die gegen die ständige Kontrolle sind und darin eher Gefahr als Sicherheit sehen.
Außerdem zeichnet sich die neue Ordnung dadurch aus, dass Frauen die hohen und wichtigen Ämter bekleiden, schließlich waren es die Männer, die die vorherige Welt durch Kriege und co. zerstört haben.Hier kommen wir auch schon zum ersten Kritikpunkt: Generell finde ich eine matriarchale Gesellschaft sehr spannend und das hat mir gut gefallen. Allerdings sind die Geschlechterrollen und auch einige Aussagen sehr klischeehaft. Es wird versucht, das Ganze zu differenzieren, das mündet allerdings eher in ein "Manche Männer sind ja anders, aber der Großteil ist eben...", was mir beim Lesen etwas aufgestoßen ist.
Die Protagonistin Kyria, aus deren Sicht die Geschichte verfasst ist, leidet an einer unheilbaren Krankheit, die jederzeit ausbrechen könnte. Zeitgleich bricht sie selbst aus ihrem Alltag aus und lernt bald, dass sie nicht alles über ihre Welt wusste und einiges nicht so ist, wie es scheint.
Die Reise der beiden ist interessant, da mir das World-Building gut gefällt, weshalb ich es einfach schön fand, nach und nach durch diese Welt zu reisen und immer mehr kennenzulernen.
Teilweise hat mich die Chemie zwischen den beiden nicht so ganz überzeugt, generell ist es aber schön gemacht.
Fazit: Ein gelungener Auftakt einer Dystopie. Das World-Building hat mir einfach sehr gefallen, weshalb ich das Buch gerne gelesen habe.
Jetzt freue ich mich auf Teil 2!Kyria & Reb I: Bis ans Ende der Welt bekommt von mir 4,3 (also gerundet 4) / 5 Sterne.
- Neil Gaiman
The Ocean at the End of the Lane
(110)Aktuelle Rezension von: WeltentraeumerinDiese außergewöhnliche Geschichte wird eingerahmt durch die Handlung des Mannes, der sich an seine Kindheit erinnert, ehe wir dann genau dahinein wechseln. Der Protagonist, der ebendiese Geschichte aus der Ich-Perspektive erzählt, erhält nie ein Namen, was mir bis zu dem Interview mit dem Autor, das in meiner Ausgabe hinten abgedruckt ist, auch nicht aufgefallen war.
Das Genre des Buches ist vage Fantasy, allerdings alles andere als eine typische Geschichte. Der Protagonist ist sieben Jahre, liest gerne und es ist ein bisschen so, als würden Dinge, die man sich mit sieben Jahren vorstellt, real werden. Monster, Magie, aber auch Wunder und allerhand anderer übernatürlicher Phänomene.
Die Zielgruppe des Buches sind Erwachsene, denn obwohl der Protagonist ein Kind ist und vieles fast märchenhaft anmutet, ist die Atmosphäre doch auch sehr düster und viele angeschnittene Themen werden Kinder nicht unbedingt verstehen. Umgekehrt kritisiert das Buch gerade Erwachsene, nimmt die Position von Kindern ein und wendet sich gegen die Fantasielosigkeit und Härte der Erwachsenen.
Die Geschehnisse, die von Erwachsenen als übernatürlich klassifiziert werden würden, werden mit einer kindlichen Selbstverständlichkeit hingenommen. In diesem Buch scheint alles möglich zu sein, egal, wie sehr es gegen die Vernunft geht, und das fand ich unheimlich cool.
Ich hatte den Eindruck, dass der Protagonist sich absolut authentisch wie eben ein siebenjähriger Junge verhält. Dass er Angst hat, sich nicht traut, Dinge zu machen, trotzig wird, naiv ist, fordernd. Ohne dass ich das jemals als anstrengend empfunden hätte. Denn nichtsdestotrotz ist er beispielsweise eben auch sehr mutig.
Dabei lernen wir seine Familie nur aus seiner Sicht und damit auch nur in seinem Eindruck kennen - seine Schwester also vor allem als nervig und besserwissend, seinen Vater als streng und strafend, und so weiter, was super interessant ist.
Auf der anderen Seite haben wir Lettie Hempstock, ihre Mutter und ihre Urgroßmutter auf ihrer Farm, die für den Protagonisten zu einem Zufluchtsort voller kleiner Wunder und Perfektionen ist. Gerade die Freundschaft, die der Protagonist zu Lettie aufbaut, wird dabei als unkompliziert, aber auch sehr schön beschrieben.
Die Atmosphäre ist relativ düster, fast leicht unheimlich. Gleich zu Anfang wird es auch ein wenig trauriger, und generell tat mir der Protagonist wiederholt leid - letztendlich fieberte ich durchaus mit dieser Geschichte mit, die mich in ihren ganz eigenen Bann zog.
Fazit: Absolut außergewöhnliche Geschichte mit einer einnehmenden, düsteren Atmosphäre aus der Sicht eines authentisch dargestellten siebenjährigen Junge, in der alles möglich zu sein scheint - eine Geschichte über Monster, Magie und Wunder, über Mut und Freundschaft und ein bisschen auch über die Gegensätze zwischen Kindern und Erwachsenen. - Caragh O'Brien
Das Land der verlorenen Träume
(558)Aktuelle Rezension von: bibliophilaraCaragh O‘Brien hat ihre Leser mit ihrem Jugendbuch-Debüt „Die Stadt der verschwundenen Kinder“ in eine dystopische Welt entführt, in der die Bewohner eines Dorfes die ersten drei Neugeborenen pro Monat weggeben müssen. Eine junge Hebamme fängt an sich gegen dieses Gesetz aufzulehnen und so beginnt die Geschichte der „Gaia Stone-Trilogie“. Mit „Das Land der verlorenen Träume“ habe ich nun die Fortsetzung gelesen, auf die ich mich schon sehr gefreut hatte und die 2012 erschien.
Der 16-jährigen Gaia Stone ist dank ihren Freunden die Flucht aus der Enklave und Wharfton gelungen. Nur mit einem Rucksack und ihrer neugeborenen Schwester Maya bei sich, macht sie sich nach Norden zum toten Wald auf, von dem nicht einmal klar ist, ob er tatsächlich existiert. Nach einigen Wochen im Ödland wird Maya immer schwächer und auch Gaia kommt an das Ende ihrer Kräfte. Im letzten Moment wird sie von einem jungen Mann namens Peter gerettet, der sie und Maya nach Sylum bringt, eine Siedlung, dessen Oberhaupt Gaias Großmutter Danni Orion bis zu ihrem Tod war. Dort angekommen wird ihr Maya weggenommen, denn Mädchen gelten in dieser Gesellschaft als äußert wertvoll, da in Sylum nur jedes zehnte Neugeborene ein Mädchen ist und die Population deswegen stetig schrumpft. Aufgrund ihres geschwächten Zustandes und der sogenannten Schwellenkrankheit ist es Gaia aber unmöglich erneut zu fliehen und so muss sie sich vorerst mit ihrem Schicksal abfinden.
„Sie packte den Griff ihres Messers fester und taumelte zurück ins Dunkel.“, ist der erste Satz des ersten Kapitels und zeigt die Szene, in der Gaia im Ödland merkt, dass sie beobachtet wird. Dieser Beobachter ist Peter, der sie später nach Sylum bringt. Somit ist der wochenlange Marsch durch die Einöde wegen des Übergangs zwischen beiden Bänden glücklicherweise maximal gekürzt. Wer sich noch an „Die Flucht“ von Ally Condie erinnert, weiß, dass das nicht immer so läuft. Mit fast 500 Seiten und 27 Kapiteln ist „Das Land der verlorenen Träume“ in der Länge nahezu identisch mit seinem Vorgänger. Auch dieses Mal gibt es eine Bonusgeschichte und eine Karte, hier von Sylum, in der die wichtigsten Handlungsorte verzeichnet sind, beispielsweise das Mutterhaus oder die Häuser von wichtigen Nebencharakteren.
Wie gewohnt erzählt Gaia im personalen Erzähler und im Präteritum. Jedoch hat sich Gaia charakterlich inzwischen stark verändert. Sie weiß nun, dass das Brandmal ihr absichtlich zugefügt wurde und scheint damit ihren Frieden gemacht zu haben. Seitdem sie Blicke in ihr Gesicht standhalten kann, ohne es verstecken zu wollen, scheinen ihre Mitmenschen interessanterweise auch weniger darauf zu achten. Gaia wirkt von Anfang an deutlich reifer und selbstbewusster als vorher. Man merkt ihr an, dass sie gerade an der Schwelle zum Erwachsen werden steht und die Grenzen zwischen Mädchen und Frau fließend sind. Sie traut sich immer häufiger ihre Meinung und Zweifel offen zu sagen und entwickelt sich langsam von einem unscheinbaren Mädchen zu einer rebellischen jungen Frau.
Mit Sylum, das phonetisch klar an Asylum erinnert, zeigt O‘Brien eine ganz andere Gesellschaft als die Enklave, die aber auch ihre Probleme mit Babys hat. Litten die Kinder in der Enklave aufgrund eines zu geringen Genpools an Hämophilie, im Volksmund auch Bluterkrankheit genannt, werden in Sylum kaum noch Mädchen geboren. Nur noch jedes zehnte Kind ist ein Mädchen, weshalb jede verheiratete Frau dazu verpflichtet ist, mindestens zehn Kinder zu bekommen, in der Hoffnung, dass darunter zumindest ein Mädchen ist, was den Fortbestand des Dorfes absichert. Aufgrund des Mangels an Mädchen, gelten diese auch als besonders wertvoll und schützenswert. Sylum wird zudem von einer Frau, die als „Matrarch“ bezeichnet wird regiert, da das Dorf schließlich ein Matriarchat ist. Frauen sind Familienoberhäupter, die Jungen müssen von den Müttern versorgt werden, da es von ihnen zu viele gibt, um sie alle zu verheiraten. Unverheiratete Frauen dürfen keine sexuellen Beziehungen führen, Männer dürfen Frauen nicht einmal ohne Erlaubnis ansprechen. Die Diskriminierung der Männer geht so weit, dass man von Sexismus sprechen kann, denn diese dürfen nicht einmal demokratisch wählen. Ein wenig erinnert die geringe weibliche Geburtenrate in überspitzter Form an Länder, in denen Frauen noch stark diskriminiert und sexualisiert werden, wie zum Beispiel in Indien oder China. Durch Abortionen werden in diesen Ländern heute noch mehr Jungen als Mädchen geboren. In Indien kommen auf 100 geborene Mädchen 106 Jungen, in China sind es sogar 118 Jungen. Dadurch mangelt es der Gesellschaft an Frauen: Entführungen und Massenvergewaltigungen häufen sich.
Gesellschaft an Frauen: Entführungen und Massenvergewaltigungen häufen sich.
Ein weiteres Problem, das hier aufgegriffen wird und aktuell wieder sehr präsent in den Medien ist, ist der Klimawandel. Im 25. Jahrhundert, in dem die Geschichte spielt, ist dieser so weit fortgeschritten, dass das heutige Zeitalter nur noch als die „Kalte Zeit“ bezeichnet wird. Die Folgen waren so katastrophal, dass viele Tierarten wie Elefanten oder vermeintlich Pferde ausgestorben sind und auch die Menschheit so enorm dezimiert wurde, dass sie nur noch in verstreuten Kolonien leben. An Wharfton grenzt der Trockensee, der laut Gaias Vater bereits seit über 300 Jahren ausgetrocknet ist. Auch der Nipigonsumpf bei Sylum war früher einmal ein richtiger See. Selbst wenn man es auf den ersten Blick nicht bemerkt, hat der Klimawandel starke Auswirkungen auf Gaias Leben.O‘Briens Schreibstil bleibt gewohnt leicht und angenehm, auch wenn ich das Gefühl habe, dass sie bei diesem Band unter größerem Zeitdruck stand, weshalb es atmosphärisch doch nicht ganz so ausgereift ist und die Dialoge manchmal zur Überdramatisierung tendieren. Was mich zudem gestört hat, ist die Liebesgeschichte, die sich in eine äußerst nervige Richtung aufbaut. War Gaia bei ihren vorherigen Gefühlen recht gefasst, überreagiert sie jetzt beim Anblick ihres Schwarms. Herzrasen, Schweißausbruch und kurzweiliger Atemstillstand sind die teenagerhaften Symptome, die ansonsten zu einer immer reifer werdenden Gaia überhaupt nicht passen. Zudem baut O‘Brien hier noch eine Dreiecksbeziehung mit ein, die furchtbar klischeehaft ist. Ich hatte ehrlich gehofft, dass diese dystopische Jugendbuch-Trilogie endlich mal vom Schema F abweicht, anstatt in ein viel zu vorhersehbares Muster zu fallen, doch leider wurde ich enttäuscht.
Bis kurz vor dem Ende war nicht ganz sicher, wohin der Plot sich so richtig bewegt. Wird Gaia im dritten Band nach Wharfton zurückkehren, wo alles begann und dessen Konzept mich beim Klappentext so fasziniert hat? Wird sie sich in Sylum bewähren und hierarchisch sogar aufsteigen können? Ob kluge Entwicklung oder Bruch wird wohl erst die Fortsetzung „Der Weg der gefallenen Sterne“ zeigen.
Nach wie vor mag ich Gaia Stone und ihre Geschichte. Leider kann der zweite Band aber merklich nicht mit dem Auftakt mithalten. Beim Ortswechsel zu Sylum bin ich recht zwiegespalten, vor allem aber die Liebesgeschichte, die mit übertriebenen Schwärmereien und der Dreiecksbeziehung Punkte verliert, sorgt dafür, dass „Das Land der verlorenen Träume“ schlechter wegkommt als der Vorgänger. Außerdem ist es atmosphärisch ebenfalls schwächer, weshalb es vor allem die zweite Hälfte zur Langatmigkeit neigt. Der dystopische Aspekt ist, wenn er denn mal thematisiert wird, aber wirklich gelungen. Nichtsdestotrotz reicht das nicht für ein besseres Urteil als „In Ordnung“, weshalb ich hier nur zwei von fünf Federn vergeben kann. Ich hatte auch kurz in Erwägung gezogen, Caragh O‘Briens Trilogie hiermit abzubrechen, habe mich dann aber aus drei Gründen dagegen entschieden. Erstens: Ich bin zwar enttäuscht, aber die Geschichte ist bisher schlichtweg nicht schlecht genug, um sie reuelos abbrechen zu können. Zweitens: Ich besitze den dritten Band „Der Weg der gefallenen Sterne“ bereits und es wäre schade, wenn das Papier bedruckt und ungelesen bliebe. Drittens: Inzwischen habe ich zwei Drittel der Geschichte gelesen und es wäre schade, kurz vor dem Ende aufzugeben, zumal der letzte Band auch der kürzeste ist. Vielleicht ist das Ende überraschend gut, zumindest hoffe ich darauf.
- Philip Roth
Portnoys Beschwerden
(65)Aktuelle Rezension von: LarissaMariaIch wusste ja worauf ich mich einlasse. Im Prinzip zumindest. Zwangsstörung meets Promiskuität.
Nicht selten wurde Philip Roth dafür kritisiert, dass seine Charaktere zu getrieben sind, es ginge nur um Sex und Selbstmitleid,
Die geteilten Meinungen, welche über ihn kursieren, haben mein Interesse geweckt. Ich wollte mir selbst ein Bild machen.
Ich lernte also Alexander Portnoy kennen; einen jüdischen Amerikaner, der beim Psychiater sitzt und sein Leid klagt.
Das würde das ganze Buch eigentlich schon in einem Satz zusammenfassen.
Der Monolog, aus dem das Buch besteht, veranschaulicht seinen Werdegang, schildert eine Existenz ohne besondere Sternstunden, ohne besonderen Glanz.
Seine Kindheit mit der Glucken-Mama und dem Waschlappen-Vater, seine Jugend, das Erwachen seiner Sexualität welche gleich in zwanghafte Sphären abdriftet, seine Unfähigkeit eine gute Beziehung zu führen… es ist eine endlose Misere.
Ich war während des Lesens ständig hin und her gerissen; zwischen Abscheu vor dem Protagonisten und Bewunderung für die Fähigkeit von Roth, dessen verrückte Gedankensprünge so anschaulich darzustellen.
Daher machte das Lesen irgendwie Spaß. Großteils war ich einfach nur genervt von Portnoys Veranschaulichungen, seinen Anschuldigungen, seiner Unfähigkeit zu erkennen, dass man an seinen Fehlern arbeiten kann... aber genau das hat eine eigene Art von Spannung erzeugt.
Ich bin nicht restlos begeistert, aber besonders die Pointe am Schluss hat mich nochmals laut auflachen lassen.
Also der Gesamteindruck war nicht schlecht. - Christina Sweeney-Baird
End of Men
(44)Aktuelle Rezension von: he20nniEine Infektionskrankheit, die sich wahnsinnig schnell ausbreitet und nur Männer betrifft? - die Idee ist super spannend, die Umsetzung hat mich leider nicht überzeugt...
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Es wird aus der Perspektive von sehr vielen Personen (meist Frauen) erzählt, die in den Kapiteln durchwechseln. Normalerweise liebe ich mehrere Erzählperspektiven und viele Charaktere, aber hier war das Ganze für mich leider kontraproduktiv.
Die Charaktere sind sich teilweise viel zu ähnlich, und die Geschichten überlappen sich und ähneln sich sehr, sodass ich meine Mühe hatte, die Personen auseinander zu halten und mir zu merken, welche Hintergründe sie haben.🫠
Gerade die Frauen, die in der Wissenschaft tätig waren und an einem Gegenmittel arbeiten -> irgendwann ist alles ineinander übergegangen und ich wusste nicht mehr, wer Wer ist. Sehr schade. Ein Namen-Verzeichnis hätte da vielleicht geholfen🙃.
Aber erstmal zum Positiven :))
Mir hat der Anfang besonders gut gefallen, gerade Amanda's POV war super spannend! Was mir auch total im Gedächtnis geblieben ist, sind die Briefe von Toby an seine Frau. Das hat sich sehr von allen anderen Perspektiven abgehoben, natürlich weil er ein Mann ist, aber auch, weil seine Geschichte sich komplett von Allen unterscheidet. Fand ich sehr spannend zu lesen! Ich habe bis zum Ende mitgefiebert, dass er überlebt und habe mich gefreut, dass er auch am Ende nochmal seine Szene bekam.🫶
Auch fand ich schön, wie die Trauer beschrieben wurde und eine gewisse Verzweiflung auf den Leser übergegangen ist. Außerdem ist das Szenario ziemlich realistisch, gerade auch, wenn man bedenkt, dass das Buch vor der Corona-Pandemie geschrieben worden ist. Sehr krass!😂🙈
Wie gesagt, die Idee von einem Infekt, der zum wahren "Aussterben" der Männer führt, ist super! Wie das Ganze entstanden ist, und die Anfänge der Ausbreitung des Virus ist sehr schön und interessant geschrieben.
Leider war mir der mittlere Teil des Buches viel zu langatmig. Irgendwann habe ich die Motivation verloren, weiterzulesen, einfach weil ich keinen Roten Faden mehr gesehen habe.
Es sind sehr viele Informationen enthalten, die teilweise weiter in die Wissenschaft hineingreifen. Das war mir zu viel und hat von der eigentlich Geschichte abgelenkt. Deshalb habe ich sehr viel länger als gedacht gebraucht, bis ich das Buch beenden konnte.
Das Ende hat mir wiederum sehr gefallen, es ist toll, wie manche Themen angesprochen werden, die auch in unsere Welt wichtig sind. Gerade was die "Benachteiligung" der Frauen angeht, in allen Möglich Bereichen, sei es Arbeitskleidung oder Sicherheit im Auto. Sehr spannend zu lesen!
Insgesamt also ein durchaus spannendes Buch, leider nicht eines meiner Favoriten, deshalb gebe ich hier "nur" 3 Sterne.
- Christa Wolf
Kassandra
(270)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderKassandra, die Seherin, die Umworbene und die Tochter von König Priamos von Troja. Als der Trojanische Krieg beginnt ist auch Kassandra dabei und hat ihre eigenen Gedanken und Ideen und Einfälle und betrachtet sich und ihr Leben und was bisher passiert ist. Christa Wolf hat sich diesem Mythos angenommen und durch Reisen nach Griechenland und viel Literatur, hat sie sich ein Bild gemacht, ein Werk erschaffen, dass komplex ist, aber eben auch spannend und ein anderer Blick auf einen Krieg ist.
Hier findet man neben dem Text auch tolle Kommentare.
- Maika Adam
Die Fürstin und ihr Ritter: Kampan Band 1
(15)Aktuelle Rezension von: Catherine_BouvierDas Debüt der Autorin ist eine erfrischende Abkehr von alten Denk- und Rollenmustern. In der Welt von Kampan regieren die Frauen. Nach den verheerenden Fürstenkriegen - allein durch Männer verursacht - sehnen sich die Menschen nach Frieden.
Dafür wird alles „Männliche" verboten, unterdrückt und im Keim erstickt. Keine Gewalt, kein Alkohol, und Frauen suchen sich ihre Männer aus, die ihre Heimat verlassen müssen, um in das Heim der Frau zu ziehen. Nicht der erstgeborene Sohn wird gefeiert, sonder die erstgeborene Tochter. Männliche Nachkommen werden nur für eine vorteilhafte Heiratspolitik genutzt. Die meisten von ihnen dienen zum Schutz der Fürstinnen und kaum einer von ihnen kann lesen oder schreiben. Das wilde, raue, triebgesteuerte Verhalten der Männer muss um jeden Preis unterdrückt werden. Doch unter dem Deckmäntelchen der Friedfertigkeit lauern Hass und Gewalt. Das muss auch Iara erfahren, die sich für ein eher raues Männer-Exemplar entscheidet, der ihr erster Ritter wird.
Tino krempelt Kampan mächtig um. Er führt den täglichen Schwertkampf ein, macht sich Gedanken um die Verteidigung des Hofes und bildet die Ritter zu wehrfähigen Männern aus. Er sieht, wovor Kampan die Augen verschließt. Neid und Missgunst lauern in dieser von Frauen dominierten Welt.
Mir hat vor allem die Umkehr der Rollen in diesem Roman gefallen. Das Patriarchat wird abgelöst von einem Matriarchat und entpuppt sich als nicht weniger despotisch und gewaltbereit. Wird die Welt eine bessere, wenn sie allein von Frauen regiert wird?
Diese Frage muss jeder Leser für sich beantworten und die Autorin regt mit ihrem Buch zum Nachdenken an.
- Monika Loerchner
Hexenherz. Eisiger Zorn
(35)Aktuelle Rezension von: Frank1Klappentext:
Europa, 1466: Als die Hexenverfolgung immer weiter um sich greift, schreitet die bisher geheime Elite der Hexen ein und offenbart: Jede Frau ist der Magie fähig!
550 Jahre später wächst die junge Hexe und staatstreue Gardistin Helena in einer Gesellschaft heran, in der die Vorherrschaft der Frauen unumstößlich scheint. Sie träumt davon, weiter im Dienst der höchsten Hexe, der Goldenen Frau, aufzusteigen. Doch als sie Opfer einer Intrige wird und fliehen muss, gerät sie in die Fänge von Rebellen. Denn auch das stärkste Regime hat seine Fehler – und seine Feinde …
Rezension:
Für ihre Mutter, eine begabte Hexe, war Helena kein Wunschkind. Doch sie wurde zu einer angesehenen Gardistin. Als sie ihren Bruder, der zu den Rebellen gehen will, jedoch nicht anzeigt und das von einer Neiderin belauscht wird, sieht sie sich plötzlich des Hochverrates angeklagt. Bei der Überführung in die Hauptstadt gelingt ihr die Flucht. Auf dieser gerät sie an Rebellen, die sie bei sich aufnehmen. Langsam kommen bei Helena Zweifel auf, ob ihre erlernten Ansichten wirklich korrekt sind.
Das Außergewöhnlichste an Monika Loerchners Fantasy-Reihe „Hexenherz“ ist zweifellos der Weltenbau. Den kann man am ehesten als ‚alternative Realität‘ beziehungsweise ‚alternative Geschichte‘ einordnen. Bis ins 15. Jahrhundert verlief die Geschichte dieser Welt analog zu unserer realen. Dann übernahmen allerdings die Frauen die Macht und entrechteten die Männer. Da nachgewiesen werden konnte, dass (fast) jede Frau der Magie fähig ist, liegt die Macht alleine bei Hexen. Allerdings sind auch die nur während ihrer fruchtbaren Jahre fähig zu zaubern. Mädchen, Fräuleins und Großmütter zählen weniger als zauberfähige Hexen, Jungen und Männer beinahe nichts. Männer, die sich damit nicht abfinden wollen, aber auch Frauen ohne erweckte Zauberkräfte und einige wenige Hexen bilden die Rebellen, die für Gleichberechtigung aller eintreten. Dem Buch selbst ist nicht zu entnehmen, in welcher Zeit die Geschichte spielt. Lediglich der Klappentext verrät, dass es (etwa) 2016 sein muss. Auffallend ist, dass das Ambiente dennoch mittelalterlich wirkt. Es existiert weder erwähnenswerte nicht-magische Technik noch sonst irgendetwas, was erkennen ließe, dass aktuelle Zeiten erreicht sind. Zumindest in diesem 1. Band wird jedoch in keiner Weise erwähnt, wieso die Machtübernahme der Frauen beziehungsweise Hexen die Entwicklung derart gebremst hat.
Die Autorin lässt ihre Protagonistin Helena als Ich-Erzählerin agieren. Der Schreibstil des interessanten Abenteuers, währenddessen die Protagonistin ihre Einstellungen mehrfach überprüfen muss, kann gefallen. Lediglich die oft wiederholten Gedanken zur Rolle von Frau und Mann in dieser Welt erscheinen teilweise doch etwas zu viel. Bis zu den entsprechenden Textstellen dürfte wohl jeder Leser begriffen haben, worum es in dieser Hinsicht geht. Auffallend ist auch, dass in dieser Geschichte außer der Magie keine anderen Fantasy-Elemente auftauchen.
Bei der Situation, in der sich Helena am Ende dieses Bandes befindet, darf man gespannt sein, wie sich das Geschehen weiterentwickelt.
Fazit:
Ein außergewöhnliches Fantasy-Abenteuer, bei dem besonders der ungewohnte Weltenbau ins Auge fällt.
Alle meine Rezensionen auch zentral im Eisenacher Rezi-Center: www.rezicenter.blog
Dem Eisenacher Rezi-Center kann man auch auf Facebook folgen.
- Utako Yukihiro
Mimic Royal Princess 1
(11)Aktuelle Rezension von: Vera_Hallstroem„Mimic Royal Princess“ Band 1-5 von Utako Yukihiro und Zenko Musashino
⭐️⭐️⭐️⭐️
***Nicht beendete/von der Mangaka abgesetzte Reihe***
Grundidee & Setting:
Die Handlung spielt im fiktiven Königinnenreich Morrigan, das als einziges dem Matriarchat unterliegt. Hier haben Frauen das Sagen und die Männer müssen gehorchen. Natürlich regt sich dementsprechend auch Widerstand und bald kommt es zu Intrigen, Verrat und Mord, die politische Umbrüche in Gang setzen.
Die junge Prinzessin Alexia soll ausgerechnet in diesen unruhigen Zeiten den Thron besteigen, da ihre Mutter schwerkrank ist. Kurzerhand stellt sie einen Jungen als ihren Doppelgänger ein, der ihr bis aufs Haar gleicht, um die Zukunft ihres Hauses zu sichern. Dabei stellt auch sie sich die Frage, ob es vielleicht noch andere Mitglieder der königlichen Familie gibt, von denen nur niemand weiß. Alexia unterweist den Jungen, Albert, zusammen mit ihrem Hauslehrer Guy in der Etikette des Hofes, bringt ihm bei, sich wie sie zu verhalten und zu verkleiden, sich dasselbe Wissen anzueignen. Gerade als Albert endlich diese Herausforderung zu meistern scheint, findet ein Attentat auf Alexia statt. Nun muss Albert sich entscheiden: Soll er fliehen und ein ganzes Reich dem Untergang weihen? Oder bleibt er und regiert in der Rolle von Prinzessin Alexia weiter?Patriarchalische Gesellschaften kennt man zu Genüge, leben wir doch immer noch in einer von Männern dominierten Welt, auch wenn wir schon fast bei der Gleichberechtigung angekommen sind. Das Ganze andersherum zu sehen, hat mich als Leser noch einmal überrascht. Scheinbar hat man sich schon zu sehr an das sonst vorherrschende Patiarchat (v.a. in historischen bzw. daran angelehnten Werken) gewöhnt.
Was mir bei Mimic Royal Princess besonders gefällt, ist die Darstellung der Konflikte, die schon von Anfang an zu spüren sind. Auch optisch wir hier die am 18. Jahrhundert gelungen und authentisch in Szene gesetzt, auch wenn die Mangaka eigene Aspekte mit einbindet.
Zeichnungen & Storytelling:
Die Zeichnungen sind detailliert und schön anzusehen, während die Hintergründe teils vereinfacht wirken und mit den Schattierungen etwas gespart wurden. Der Fokus liegt dafür mehr auf den Charakteren, ihrem Äußeren, ihrer Mimik usw.
Die Kampfszenen sind gut in Szene gesetzt, wenn auch nicht so rasant wie in anderen Manga, die ich schon gelesen habe, dafür ist der Manga vom Genre her auch ein Drama und es geht mehr um die Charakterentwicklung und das Fortschreiten der Geschichte an sich.
Handlungsaufbau:
Als Albert sich entscheidet, in der Rolle von Alexia weiterleben, um die Zukunft des Landes zu retten, bringt er ein großes Opfer. Und er ahnt nicht, dass der Verrat noch weitere Opfer fordern wird und er bald zusammen mit Guy fliehen muss. Aus dem Exil versuchen die beiden, Verbündete zu gewinnen, damit sie nach Morrigan zurückkehren können, das jetzt von den Männern kontrolliert wird.
Während die ersten beiden Bände noch ausschließlich in Morrigan spielen, befindet sich Albert im dritten auf der Flucht vor den Attentätern des Verräters. Besonders schade ist es, dass Albert und Guy im fünften Band endlich nach Morrigan zurückkehren, die Reihe aber dort endet bzw. abgebrochen wurde. So hat man das Gefühl, gut ein Drittel der Handlung fehlt einfach.
Charaktere:
Albert und Alexia könnten nicht gegensätzlicher sein, obwohl sie als Zwillinge einander bis aufs Haar gleichen.
Während Albert sich anfangs noch sträubt und sich weigert, für Alexia die Doppelgängerin zu spielen, merkt man doch schnell, wie sehr er Morrigan als seine Heimat dennoch liebt. Zum Teil liegt das daran, das er in Armut aufgewachsen ist und alle dadurch gleich waren – egal ob Mann oder Frau. Zudem will er etwas gegen die Ungerechtigkeiten unternehmen. Das zeigt sich vor allem später, wenn er als Alexia große Opfer bringen muss und als jemand lebt, der er überhaupt nicht ist.
Alexia lernen wir nur kurz kennen, doch sie liebt ihr Land und will alles tun, um eine gute Königin zu werden. Dabei hat sie als einzige Tochter auch eine schwere Last zu tragen: Sie muss unbedingt Kinder zur Welt bringen, um die Zukunft des Hauses zu gewährleisten.Daneben gibt es noch die Verbündeten von Albert wie Guy, die ihm treu zur Seite stehen oder sein Kindheitsfreund Theodor. Hier hätte ich mir allerdings noch mehr Entwicklungen erhofft.
Die Antagonisten sind dafür gelungen und vielschichtig. Bis man als Leser durchschaut, wer hier die Fäden zieht und wieso, vergeht etwas Zeit. Hier hat die Mangaka gekonnt die Spannung aufrechterhalten.
Fazit:
Die Idee des Matriarchats ist simpel, aber dennoch effektiv, während die Handlung durch spannende Entwicklungen und interessante Charaktere vorangetrieben wird.
Insgesamt vergebe ich für Mimic Royal Princess 3,6 (4) Sterne, obwohl die Handlung leider an der spannendsten Stelle abbricht, bevor es auch nur zum Finale kommt.
- Starhawk
Der Hexenkult als Ur-Religion der Großen Göttin
(13)Aktuelle Rezension von: SelketDer Klassiker zum Wicca Dasein in Amerika und eine Ermutigung für Frauen sie selbst zu sein. - Marion Zimmer Bradley
Die Frauen von Isis
(30)Aktuelle Rezension von: Orca4380Dieses Buch spielt auf einem Planeten wo Frauen herrschen. Männer zählen nur als Haustiere. Doch dann verliebt sich die Tochter der Obersten in einen Diener. Die Reporterin, die über diese Gesellschaft berichten soll, verfällt selber immer mehr dem Charme dieser Ordnung, was ihren Ehemann garnicht gefällt. Man will immer das, was man nicht hat. - Gerd Brantenberg
Die Töchter Egalias (5276 721)
(20)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerDieses Buch habe ich das erste Mal in den 80ern gelesen und jetzt festgestellt, dass es immer noch aktuell ist. Es ergibt sich eine Menge Witz durch die Umkehrung der Geschlechter-Verhältnisse incl. der sprachlichen, und wer ein bisschen Ahnung von der Geschichte der Neuen Frauenbewegung hat, wird auch bei den politischen Passagen auf seine Kosten kommen. - Yang Erche Namu
Das Land der Töchter
(16)Aktuelle Rezension von: BibliokateGerade jetzt in letzter Zeit wo das Reisen komplizierter wird zieht es einen zumindest literarisch in die Ferne.
Yang Erche Namu erzählt von ihrem Aufwachsen bei den Moso einem Stamm in dem matriachalische Gesellschaftsstrukturen herrschen.
Mit 8 Jahren wurde sie zum fiehhüten zu ihrem Onkel geschickt. Bei ihm lebte sie bis sie 13 war und damit als Erwachsene Frau in die Gesellschaft eingeführt wurde.
1981 verließ sie das erste Mal ihre Heimat um in China bei einem Gesangswettbewerb teilzunehmen. Sie ging nach Shanghai wo sie Gesang studierte.
Sie erzählt von einem Leben in einer Kultur die alle Mitglieder der Moso zur Familie zählt, in der Polygamie als natürlich angesehen wird und von großem Zusammenhalt.
Heute schreibt sie als Kolumnistin für Zeitungen und Zeitschriften.
Ich fand dieses Buch sehr interessant, vor allem weil in der Kultur der Moso so vieles so anders ist als in Europa.
- Trevor Noah
Born a Crime – Als Verbrechen geboren
(47)Aktuelle Rezension von: SudaIn "Born a crime" erzählt Trevor Noah die Geschichte seiner Kindheit und Jugend in Südafrika. Also Mischlingskind mit einer südafrikanischen Mutter und einem Schweizer Vater, zu dem er lange keinen Kontakt hat, gibt es viele Momente der fehlenden Zugehörigkeit oder der rechtlich schwierigen Situationen. Es geht aber nicht nur um Identität, sondern auch um Noahs Familie, seinen gewalttätigen Stiefvater, seine Beziehung zu Mädchen und seine illegalen Geschäfte.
Was gut gelingt ist die Mischung aus Fakten und Erzählung. Nicht nur ist zu Beginn jedes Kapitels eine Seite mit dem Hintergrund zu dem, was kommt, auch während der eigentlichen Geschichte schafft es Noah, genau das zu erklären, was nötig ist zu wissen, ohne zu langweilen.
Die Geschichte selbst ist interessant; besonders die Ausführungen zur Kleinkriminalität, häuslicher Gewalt und warum es beides gibt und es schwierig ist, das zu ändern. Als Person besonders beeindruckend ist Noahs Mutter; aber auch wie sie aus Sicht des Kindes oder Teenagers beschrieben wird und warum sie wie handelt ist gut geschrieben.
Insgesamt ein gutes und sehr lesenswertes Buch!
- Rachel Monika Herweg
Die Jüdische Mutter. Das verborgene Matriarchat.
(1)Noch keine Rezension vorhanden - E.W. Heine
Magna Mater
(6)Aktuelle Rezension von: Luthien_Tinuviel"Magna Mater" von E. W. Heine fasziniert zunächst durch seine Zukunftsvision. In der Welt der Zukunft regiert ein Orden von Frauen und die normalen Menschen altern körperlich nicht mehr und sind den größten Teil ihres Lebens asexuell.
Das Buch erzählt von dieser Welt aus der Sicht einer Ordensfrau, die irgendwie anders ist.
Die Vision, die Heine beschwört, ist interessant, teilweise jedoch für mich nicht ganz logisch und nachvollziehbar. Teilweise habe ich Lücken in meinem Bild der zukünfitgen Welt, die ich gerne geschlossen wüsste.
Auch liest sich das Buch über weite Strecken sehr sachlich und die Handlung geht gefühlt nicht voran.
Dennoch ist das Weltbild interessant, weshalb das Buch für Leute, die es eher nüchtern sachlich mögen und nicht so emotional, sicher einen Blick wert. - James Ellison
Panic Room, Film-Tie-In
(9)Aktuelle Rezension von: HoldenDas Buch zu dem gleichnamigen Film von David Fincher, Altman Mutter mit Tochter beziehen ein neues Haus an der Upper West Side in New York, nachdem der Göttergatte mit einem jüngeren Flittchen das Weite gesucht hat. Geld spielt keine Rolle, da darf es auch so eine Luxushütte sein. Gleich in der ersten Nacht stellen sich drei Gangster ein, die etwas Verborgenes im Haus "mopsen" wollen, das sich unglücklicherweise in besagtem Panikzimmer befindet... Die Charakterbeschreibungen der Gangster sind gelungen und hieven das Bauch über das Thriller-Genre-Mittelmaß.
- Liz Skadi
Blood Moon Rising. Kampf um die Krone (Blood Moon Rising 1)
(36)Aktuelle Rezension von: Ninja_TurtlesMeinung:
Ich kannte die Autorin bereits, denn hinter dem Autorennamen Liz Skadi steckt keine andere als Linda Winter. <3
Ihre Bücher kann man einfach nicht aus der Hand legen, genauso wie dieses hier! Was war ich gespannt, was sie aus diesem Buch machen würde. Der Schreibstil ist nach wie vor sehr bildhaft und gewaltig. Ich konnte mich von Anfang an gut in Melinoé hineinversetzen und so habe ich ihre Geschichte gespannt verfolgt. Die Idee mit dem Blutmondritual und dass Melinoé mit ihren Kämpferinnen gegen etwas kämpft, dass sich lohnt, war mir neu und doch so vertraut. Ich hab's geliebt, wie die Spannung immer aufrecht erhalten wurde und immer etwas Neues passiert. Ganz besonders hat mir Melinoé mit Astello gefallen! Die Anziehung und das Kribbeln im Bauch hat man sofort gemerkt, auch wenn es am Anfang Ablehnung bedeutet. Astello wird vom Gejagten zum Geliebten, in einer Welt, wo nur Frauen das Sagen haben. Was er aber will, ist verdammt riskant. Ich finde, er macht Melinoé zu einer anderen Person und doch ... Hoffentlich sehen sich sich im zweiten Teil wieder! <3
Die Brutalität ist hier allgegenwärtig, immer präsent und voll nachvollziehbar. Ich finde nicht, dass es zu viel war, denn es hat genau zu diesem Buch gepasst. Der Slow-Burn-Romance zwischen Astello und Melinoé konnte ich gut folgen, alles fängt mit einer Jagd an, denn die aktuelle Königin will ihren einzigen Sohn tot sehen. O Mann, was für ein beschissenes Leben für einen Prinzen! :-( Doch er ist gewiefter, als er den Anschein macht. ;-)
Die anderen Charaktere waren mir ein bisschen zu blass, gerade Alix und Ragna. Sie sind eben eher Nebensache, machen aber auch einen Teil des Buches aus, sodass ich drüber hinwegsehen kann. Vielleicht werden sie ja noch im zweiten Teil näher beleuchtet. ;-) Hier geht es auch um Göttinnen, die einmal die Unterwelt und einmal den Himmel beherrschen. Das fand ich sehr ungewöhnlich und doch war ich fasziniert, was Liz Skadi daraus gemacht hat. Wer also Slow-Burn-Romance, Matriarchinnen, die das Sagen haben, und eine Anti-Heldin mögen, dem rate ich, dieses Buch zu lesen.
Ich freue mich schon wahnsinnig auf den zweiten Teil! <3
Fazit:
Ein Wettstreit um die Krone meets Slow-Burn Romance meets derbe Brutalität. Was ein Lesegenuss - Klare Leseempfehlung!
- Maika Adam
Die Fürstin und die Rache aus Oran: Kampan Band 2
(6)Aktuelle Rezension von: Lesekatze-1407Eine überaus gelungene Fortsetzung des ersten Bandes! Hierbei schließt sich der Band nahtlos an das Ende des ersten an.
Eingebettet in eine mittelalterliche Gesellschaft üben hier ausschließlich Frauen die Geschäfte. Die „Mütterlichkeitslehre“ bestimmt, dass Fürstinnen das „Reich der Vereinigten Mutterländer“ beherrschen. Sie haben alle Macht, auch über die Männer und Ritter, die lediglich bessere Diener sind. Soweit die Theorie.
Iara, lebt diese Rolle und füllt sie entsprechend aus. Denn nicht alle Fürstinnen sind gerecht, gütig und klug - ganz im Gegenteil. Sie zeigen sich herrisch, boshaft, machtbesessen. Das kommt in diesem Band wieder ganz besonders zum Vorschein.
Hauptpersonen sind die junge, willensstarke Fürstin Iara von Kampan und Tino von Berchag - ihr Ritter, ein von der Richtigkeit der Gesellschaftsform absolut überzeugter Mann. Schon früh musste Iara nach dem Tod der Mutter die Verwaltung des Ländchens übernehmen
Auch in Band 2 geht es wieder um Familie, Liebe, Freundschaft, Machtspiele und Rache, Recht und Gerechtigkeit. (Und offenbart, was kein Geheimnis ist: es ist gleich, wer an der Macht ist –der Charakter bestimmt die Qualität der Machtausführung.)
Kampan ist ein unbedeutendes, sympathisches aber friedliches Land, das von Herstellung und Handel mit erlesenen Stoffen lebt.
Es ist ein wunderbar beschauliches Leben, das den Leser teilhaben lässt an den Höhen und Tiefen des Alltags. Dabei vergeht die Zeit gemächlicher, dennoch sind Herausforderungen und Probleme zu bewältigen.
Neben der ruhigen Erzählweise stößt Maika Adam Gedankengänge an – so eben die Hauptfrage, ob Frauen wirklich die besseren Regenten sind. Ob die Unterdrückung einer Volksgruppe auf lange Sicht wirklich Frieden bewahrt. Diese Fragen werden allerdings durch Iaras Reisen und Erfahrungen deutlich beantwortet. Denn je mehr sie Länder und Fürstinnen besucht, desto deutlicher stellt man fest, dass es nicht unweigerlich besser und gerechter zugeht.
Es wieder zahlreiche Perspektivenwechsel: es wird aus der Sicht von Iara, Tino, anderen Charakteren erzählt.
Mir gefällt die feinfühlige, unaufgeregte Liebesgeschichte. Tino und Iara gehen sehr respekt- und liebevoll miteinander um und als Leser bin ich dabei, wie sich diese Liebe weiter vertieft. Dabei kommt Maika Adam ohne die mittlerweile seitenfüllenden Bettgeschichten aus.
Wer Interesse am Grundprinzip von Recht, Freiheit und Gerechtigkeit hat, kann in dieser Kampan-Reihe interessante Gedankenansätze und/oder Antworten finden. Denn Iara ist eine kluge Frau, die weiß, wie man Gesetze lesen und verstehen sollte. Auch wenn sie sich nicht so bezeichnen würde, sie ist so etwas wie ein Anwalt für die Rechtlosen.
Neben einer umfangreichen, mit viel Liebe zum Detail ausgearbeiteten Beschreibung der Welt, der Hierarchien und Traditionen spielen auch Folter und Gewalt keine unbedeutende Rolle – denn es ist nicht alles so toll wie geplant. Dennoch ist nichts überzogen – der Mix einer Vielzahl von Haupt- und Nebenszenen macht aus der Kampan-Reihe ein echtes Schmuckstück in jeder Bibliothek.
- Christa Wolf
Medea
(138)Aktuelle Rezension von: Avalee"Die Medea der griechischen Tragödie, die Barbarin, Giftmischerin, die rachsüchtige Mörderin." Das bescheibt den eigentlichen Mythos der "Medea". Man könnte noch "Kindsmörderin" und "Verräterin" hinzufügen, die aus überschwänglicher und plötzlicher Liebe zu Jason handelt und dann bitter enttäuscht wird, ohne sich dabei das "Wilde" nehmen zu lassen. Eben eine dominante Frau, die es nicht unbedingt einfach hat. Aber, wie schon erwähnt, ist das der eigentliche Mythos.
"Medea. Stimmen" erzählt die Geschichte etwas anders. Denn Christa Wolf schreibt nicht direkt den Mythos, sondern versucht darzustellen, wie sich der Mythos entwickelt haben könnte.
Zum Titel selbst lässt sich sagen, dass "Medea." wohl der Teil ist, dem jedem zeigt, dass es um den Mythos geht. "Stimmen" wurde hinzugefügt, weil die Geschichte von 6 Stimmen erzählt wird. Nämlich aus den Sichten von
- Medea: Kolcherin. Tochter des Königs Aietes und der Idya. Schwester der Chalkiope und des Absyrtos
- Jason: Argonaut, Schiffsführer der "Argo"
- Agameda: Kolcherin. Vormals Medeas Schülerin
- Akamas: Korinther. Erster Astronom des Königs Kreon
- Leukon: Korinther. Zweiter Astronom des Königs Kreon
- Glauke: Korintherin. Tochter des Königs Kreon und der Merope
Zum Inhalt: Auch in dieser Fassung von "Medea" ist Medea mit Jason verheiratet und hat zwei Kinder. Mit ihrer Entdeckung der Knöchelchen der Tochter (Iphinoe) des Königs (Kreon) von Korinth in einem geheimen Raum des Schlosses und die damit zusammenhängende Geschichte, beginnen diejenigen, die davon wissen, sich gegen sie zu stellen. Denn der schon Jahre zurückliegende Mord der Königstocher wird in Korinth vertuscht. Hier heißt es, sie wäre über Nacht mit einem ansehnlichen Mann durchgebrannt und würde nun andernorts ein glückliches Leben führen. In Wirklichkeit wurde das Mädchen aber geopfert, um die Machtstellung des Königs zu sichern. Dabei war Medea doch extra mit Jason aus ihrer Heimat Kolchis geflohen, weil dort ihr jüngerer Bruder geopfert worden war, um die Stellung ihres Vaters zu sichern und sie mit diesem Umstand und ihren Schuldgefühlen nicht mehr dort leben konnte. Nun, da sie hier in Korinth eine ganz ähnliche (wenn auch geheime) Story in Erfahrung bringt, beginnt ihr Unglück. Dass sie eine sehr selbstbewusste Frau ist, kann ihr dabei auch nicht helfen - außer es besser zu ertragen. Sie wird dem Schloss verwiesen, Gerüchte um den Mord an ihrem eigenen Bruder machen die Runde und sie wird zum Sündenbock für alle schlimmen Ereignisse. Nur ein Gutes findet sich kurzfristig: Sie verliebt sich in einen Künstler.
Meiner Meinung nach ist dieser Roman eine gelungene Vorgeschichte des Mythos "Medea". Da ich auch die Fassungen des Mythos von Euripides und Grillparzer gelesen habe, ebenso wie eine etwas eigenwilligere Variante von Dea Loher, hatte ich bereits den Grundmythos im Kopf und wusste, was geschehen müsste. Mir hat sehr gefallen, dass diese Version ganz anders erzählt wird und doch in gewisser Weise am Mythos festhält. Hier wird deutlich, wie sehr die Historie durch Hörensagen und Weiterreichen verfälscht werden kann. Beispielsweise ist Medea in "Medea. Stimmen" einfach bewandert, was Heilmittel betrifft und schafft es, viele Leute erfolgreich zu behandeln. Da Medea aber der Sündenbock für alles wird, wird diese eigentlich gute Tatsache für die Korinther natürlich schlecht gemacht und sie wird (auch wegen eines weiteren gerüchtegeschwängerten Vorfalls gegen Ende) zur "Giftmischerin".
Mir persönlich gefällt zudem die Form eines Romans auch besser als die eines Dramas. Natürlich hat das nichts mit der Geschichte an sich zu tun, denn Dramen können schließlich auch sehr gut sein - aber dennoch ist das ebenfalls ein Pluspunkt für mich.Von den mir bekannten für mich persönlich die beste "Medea"-Fassung.
- Karin Franken
Aus dem Gleichgewicht: Warum uns unser Verstand um den Verstand bringt - Was wir für unseren inneren und äußeren Frieden brauchen
(15)Aktuelle Rezension von: MimGaisserWow! Was für eine inspirierende Lektüre!
Bereits auf den ersten Seiten wurde mir klar: Das ist keine leichte Kost. Der Schreibstil ist gehoben, die Gedanken, die darin formuliert werden, komplex - aber dennoch ist das Buch von vorn bis hinten gut verständlich und selbst Menschen, die sich noch nie mit spirituellen oder philosophischen Themen befasst haben, dürften der Autorin problemlos folgen können.
Ich habe sehr lange gebraucht, um dieses Buch zu lesen. Obwohl es nur knapp 180 Seiten hat, war ich einige Monate damit beschäftigt. Das hing zum größten Teil damit zusammen, dass mich das Buch dermaßen zum Nachdenken angeregt hat, dass ich oft unterbrechen und das eben Gelesene für mich reflektieren musste.
„Aus dem Gleichgewicht“ ist ein Plädoyer für die Individualität und Intuition des Einzelnen.
Die große Frage, die das Buch von Beginn an aufwirft, ist: Wer wäre ich, wenn ich frei von äußerer Beeinflussung (Erziehung, Erfahrungen, soziale Erwartungen, etc.) wäre? Wäre ich dieselbe Person, die ich heute bin? Oder vielleicht jemand, der viel mehr mit sich selbst im Reinen ist?
Als Mensch, der „Authentizität“ zu seinen wichtigsten Werten zählt, habe ich mir diese Frage natürlich nicht zum ersten Mal gestellt.
Dennoch gab mir dieses Buch einige neue Denkanstöße, mit denen ich mich wohl noch längere Zeit beschäftigen werde.Was mir besonders positiv aufgefallen ist: Karin Franken lehrt in ihrem Buch nicht, sondern inspiriert.
Sie betont stets, dass jeder Mensch einzigartig und jeder Lebensweg ebenfalls individuell ist und es deshalb keine One-fits-all-Lösung für alle Probleme geben kann. Dennoch leben wir in einer Zeit, in der jeder Hinz und Kunz seine Wahrheit für die einzig Richtige hält und dementsprechend predigt und verkauft.
Dabei geht es nicht darum, möglichst viel Wissen anzuhäufen oder große Leistungen zu erbringen, sondern (wieder) zu lernen, auf unsere eigene innere Stimme zu hören, so wie wir das als Kinder getan haben.
Als überzeugte Agnostikerin war ich anfangs etwas skeptisch, als ich hörte, dass das Buch unter anderem spirituelle Ansätze beinhaltet.
Mein Fazit hierzu: Das Buch eignet sich definitiv auch für Menschen, die mit Spiritualität nichts am Hut haben, aber dennoch für andere Ansätze und Meinungen offen sind.
Ja, es beinhaltet ein paar Kapitel zu spirituellen Themen, wie z. B. Reinkarnation. Aber selbst hier blieb Karin Franken ganz nah am Thema des Buches: Es gibt nicht DIE eine Wahrheit.
Sie erzählt ihre persönlichen Erfahrungen mit Spiritualität und bietet an, sich selbst dazu Gedanken zu machen. Aber sie drängt weder irgendeine Lehre auf, noch behauptet sie, dass dies das Nonplusultra sei.
Im Gegenteil.
Sie betont, dass gerade die Vielfalt an Überzeugungen und Meinungen einzelner Individuen uns als Gesellschaft besonders macht.
Ein Satz aus dem vorletzten Kapitel fasst die Kernessenz des Buches perfekt zusammen:
„Es geht nicht darum, besser, sondern wieder wahrhaftig man selbst zu werden.“
(S. 169)
In diesem Punkt kann ich der Autorin nur vollumfänglich zustimmen.Ich danke für die gute Lesezeit und vergebe begeisterte 5 Sterne.
Anmerkung:
Die Autorin hat mir ein Rezensionsexemplar ihres Buches zur Verfügung gestellt. Meine Rezension spiegelt dennoch meine unabhängige Meinung wider.
- Elisabeth Vonarburg
Die Maerlande Chroniken
(5)Aktuelle Rezension von: JenniEin interessantes Buch wenn es darum geht, eine andere Gesellschaft zu entwerfen. Allerdings braucht man etwas Geduld, um einige der längeren, vornehmlich emotional beschriebenen Szenen durchzustehen.