Bücher mit dem Tag "mcewan"

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11 Bücher

  1. Cover des Buches Abbitte (ISBN: 9783257261844)
    Ian McEwan

    Abbitte

     (898)
    Aktuelle Rezension von: gst

    Es gibt Bücher, die lesen sich ganz leicht weg. Und es gibt Bücher, die ziehen sich quälend in die Länge. Dieses gehörte für mich zur zweiten Kategorie, da es sehr ausführlich erzählt wird. Und trotzdem hielt es mich an sich gefesselt. Denn die Handlung hat was.

    Die dreizehnjährige Briony freut sich auf die Rückkehr ihres großen Bruders aus dem College. Sie träumt davon, eine berühmte Schriftstellerin zu werden und hat deshalb nach einigen Geschichtchen

    speziell eine Theateraufführung für diesen Abend geschrieben. Doch der Tag verläuft ganz anders als geplant und endet mit der Vergewaltigung ihrer Cousine. Briony sieht den Täter im Dunkeln weglaufen und beschuldigt mit großer Vehemenz den Freund ihrer Schwester. Erst nach Jahren, in denen Krieg herrscht und sie als Krankenschwester arbeitet, wird ihr klar, was sie verbrochen hat, weil sie gar nichts erkennen konnte. Nun versucht sie, den Schaden wieder gut zu machen.


    Ganz in der Tradition des britischen Romans schildert McEwan sehr ausführlich Situationen, in denen eigentlich nichts Außergewöhnliches geschieht. Indem er uns tief ins Innenleben seiner Figuren schauen lässt, gelingen ihm allerdings hervorragende Charakterisierungen. Gerade die Zone zwischen Kindheit und Erwachsensein scheint es ihm angetan zu haben. Auch der Zeit des Krieges widmet er viele Seiten.


    Da mich der ebenfalls von dem 1948 geborenen Briten verfasste Roman „Kindeswohl“ sehr angesprochen hatte, wollte ich unbedingt dieses, sein bekanntestes - und verfilmtes - Buch, lesen. Gefallen hat mir die Vielfalt der darin vorkommenden Themen (kindlicher Eigensinn, Erwachsen werden, Schreibtalent, Schuld, Erkenntnis). Schwierigkeiten hatte ich mit der Ausführlichkeit des Erzählens, weshalb ich trotz aller Begeisterung keine volle Punktzahl vergebe.

  2. Cover des Buches Saturday (ISBN: 9783257261295)
    Ian McEwan

    Saturday

     (259)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Henry Perowne ist 48 Jahre alt und führt ein erfülltes und erfolgreiches Leben. Als Neurochirurg ist er überall bekannt, er liebt seine Frau wie am ersten Tag und seine beiden hochbegabten Kinder machen ihm nur Freude. Am Samstag, den 15. Februar 2003, als die größte Friedensdemonstration Londons läuft, schrammt er ein anderes Auto. Zunächst fährt er weiter, als er stehen bleibt warten die drei Insassen des anderen Fahrzeuges schon auf ihn. Es entbrennt ein Streit, der Henrys Leben für immer verändern wird. Ein herausragendes Portrait eines Menschen unserer Zeit, der alles hat, dem jedoch durch einen dummen Zufall sein ganzes Weltgefüge einzustürzen droht. Ein Tag, ein Schicksal,ein wunderbares Buch.

  3. Cover des Buches Sweet Tooth (ISBN: 9780224097376)
    Ian McEwan

    Sweet Tooth

     (27)
    Aktuelle Rezension von: NiamhOConnor

    Serena Frome, Tochter eines anglikanischen Bischofs, ist noch keine 25, bildhübsch und belesen und hat einen Abschluss in Mathematik von der Universität Cambridge. Ihren neuen Job beim britischen Geheimdienst MI5 verdankt sie aber nicht ihren akademischen Leistungen, sondern ihrem um drei Jahrzehnte älteren Geliebten Tony Canning. Hätte Ian McEwan den Beginn seines Romans Sweet Tooth (auf Deutsch: Honig)  im 21. Jahrhundert angesiedelt, würden Serena zu Beginn ihrer Tätigkeit ein anspruchsvolles Trainingsprogramm für Geheimagentinnen und im Anschluss daran eine Karriere im Kampf gegen rechten oder linken Terror oder gegen Islamismus erwarten. Serena tritt ihren Dienst aber im Jahr 1972 an, und daher verbringt sie ihre Tage mit dem Tippen und Ablegen von Akten, und ihr erster Auftrag außerhalb der Büromauern besteht darin, gemeinsam mit ihrer Kollegin Shirley Shilling eine vom Geheimdienst gemietete Wohnung zu reinigen, um die Spuren des letzten Einsatzes zu beseitigen. Dort findet sie einen Zettel mit einem Hinweis auf Tony, der sich in der Zwischenzeit sowohl von ihr als auch von seiner Ehefrau getrennt hat.

    Auch der nächste Auftrag ist nicht besonders spektakulär, kommt aber zumindest Serenas Interesse für Literatur entgegen: Im Rahmen des Projekts Sweet Tooth (in der deutschen Übersetzung Operation Honig) besucht sie getarnt als Mitarbeiterin einer Stiftung den noch unbekannten Schriftsteller Thomas Haley und bietet ihm finanzielle  Unterstützung an, die es ihm ermöglichen soll, sich ganz aufs Schreiben zu konzentrieren.  Die Kandidaten für ein derartiges Stipendium sind sorgfältig ausgewählt: Es werden nur Autoren ins Programm aufgenommen, von denen der MI5 annehmen kann, dass ihre zukünftigen Bücher eine pro-westliche, antikommunistische Ideologie transportieren werden. Wer sie wirklich finanziert, erfahren die Stipendiaten nicht. Wie nicht anders zu erwarten, verliebt sich Serena in Tom, kann sich aber trotzdem oder gerade deswegen nicht dazu durchringen, ihm die Wahrheit zu erzählen.

    Meine Meinung: Die Geschichte, an die sich Serena viele Jahrzehnte später erinnert, ist zwar im Geheimdienstmilieu angesiedelt, aber eher eine Beziehungs- als eine Spionagegeschichte. Sie lässt das London der frühen 1970er-Jahre wiederauferstehen: Die Tochter aus gutem Hause wohnt in einem möblierten Zimmer,  kann dank der Pille gefahrlos Liebschaften eingehen, spaziert durch die Carnaby Street und raucht mit dem Hippyfreund ihrer Schwester auch schon mal einen Joint.  Beim MI5 ist man mit dem Kalten Krieg und den Anschlägen in Nordirland beschäftigt und friert in wegen der Ölkrise ungeheizten Büros. Man macht sich Gedanken über den EU-Beitritt Großbritanniens, zweifelt an den Vorteilen des Zukunftsprojekts Channel Tunnel und freut sich, wenn die linken Gewerkschaften Rückenwind verlieren. 

    Die Sprache, in der Serena all das erzählt, ist ebenso elegant und kultiviert wie sie selbst, und Ian McEwan nimmt für die Geschichte doch auch Anleihen bei seinen Kollegen aus dem Geheimdienstgenre. Ian Flemming wird ausdrücklich erwähnt, und eine Anspielung auf Graham Greene ist wohl der „vierte Mann“, von dem wiederholt die Rede ist. Auch die Atmosphäre der Geschichte hat mich teilweise an Graham Greene erinnert, aber während Greenes Charaktere häufig von Gewissenskonflikten geplagt werden, bleiben bei dieser Geschichte alle, einschließlich Serena, emotional ein wenig unbeteiligt. Wenn eine Liebe scheitert, wendet sie sich nach kurzer Trauerphase der nächsten zu, und die Gefühle aller Beteiligten sind gerade stark genug, um die Geschichte glaubhaft voranzutreiben. Das gibt dem Roman eine augenzwinkernde Leichtigkeit, die den Twist am Ende nur logisch erscheinen lässt. Dieser ist zwar keine ganz neue schriftstellerische Erfindung, aber gekonnt umgesetzt. 



  4. Cover des Buches Am Strand (ISBN: 9783257600261)
    Ian McEwan

    Am Strand

     (319)
    Aktuelle Rezension von: bookstories

    Ich hatte "Am Strand" erst vor drei oder vier Jahren gelesen und entschied mich spontan für einen zweiten Durchgang. Mir hatte das Buch damals schon gefallen, weil McEwan es einfach beherrscht, tief in die Psyche seiner Figuren einzudringen. Sein Schreibstil ist ein gepflegter, er weiss sich auszudrücken, sein Wortschatz bildet einen angenehmen Fluss, ist bildkräftig und umfangreich, schafft Atmosphäre, wobei sich alles so selbstverständlich anhört, dass man sich fragen kann, wie es denn möglich ist, solch wohlklingende Töne anklingen zu lassen. McEwan will nicht angeben mit seiner Fabulierkunst, spielt nicht mit Worten, ohne demonstratives Schreibgehabe legt er Psyche, Charakter und Aussehen seiner Figuren offen. Ich bewundere Menschen mit einem ausgeprägten Sinn für innere Prozesse, diese auch noch in eine literarische Form zu bringen, ist schon bemerkenswert. Eine Buchbesprechung in einer Zeitung besagt, Ian McEwan sei kein Schriftsteller im eigentlichen Sinn, sondern eher Soziologe, der Romane schreibt.


    Die Geschichte ist in den frühen Sechzigerjahren angesiedelt. Edward Mayhew stammt aus einfachen Familienverhältnissen. Mit seinen beiden Geschwistern, Zwillingsmädchen, wächst er auf dem Land in der Nähe von Oxford auf. Mit vierzehn erfährt er von seinem Vater, dass die Mutter seit einem tragischen Unfall hirngeschädigt ist – was Eward zwar schon lange aufgrund ihres merkwürdigen Verhaltens beobachtet, sich aber nie deutlich ins Bewusstsein gerufen hat. Für ihn ist sie eben so. Alle spielen die Tragödie mit, der Vater, der als Lehrer arbeitet, sorgt aufopfernd für die ganze Familie. Die offenen Worte seines Vaters lösen in Edward etwas aus, verschaffen ihm Zugang zu seinem eigenen innerstes Wesen. Edward nabelt sich ab, zieht nach London, um Geschichte zu studieren, er möchte später Geschichtsbücher schreiben.


    Florence Ponting hingegen wächst in wohlhabenden, spiessigen Verhältnissen auf. Ihre Mutter doziert an der Oxford Universität Philosophie, ihr Vater ist Unternehmer. Eine Villa viktorianischen Stils auf grossem Anwesen mit Tennisplatz und Grünanlagen ist ihr Zuhause. Florence studiert Musik, spielt Violine und möchte mit ihrem Ensemble eines Tages gross herauskommen. Dass sie als Kind von ihrem Vater sexuell missbraucht worden ist, wird nicht ausgesprochen, nur angedeutet. Ihr Vater hat sie früher auf seinen Schiffsfahrten mitgenommen, wo sie gemeinsam in der Kajüte übernachteten und Florence sich an ihre Nacktheit erinnern kann. Ebenso ihre Bemerkung am Ende des Buches, sie könne ja ihre Mutter umbringen und ihren Vater heiraten, scheint ein deutliches Indiz dafür zu sein.


    Das ungleiche Paar lernt sich auf einer politischen Veranstaltung kennen. Sie verlieben sich und sind knapp ein Jahr zusammen, ehe sie heiraten. Während dieser Zeit, beide haben ihr Studium bereits abgeschlossen, arbeitet Edward mal in der Firma von Florences Vater, dann springt er für einen verhinderten Gärtner auf ihrem Anwesen ein. Ihrer aufrichtigen Liebe steht nichts im Wege, die körperliche Vereinigung steht ihnen allerdings noch bevor, die sogenannte Eheschliessung, wie es in jener prüden Zeit, in der nicht offen über Sex gesprochen wurde, heisst. In der bevorstehenden Hochzeitsnacht in einem Hotel in Dorset, am Chesil Beach - hier beginnt die Geschichte - soll sich das ändern. Florence, der jedes körperliche Zugeständnis Mut kostet, sieht eine schier unüberwindbare Hürde vor sich, Edward hingegen ein lange ersehntes Ventil, denn er musste lange Zeit geduldig sein und kann sich kaum mehr zurückhalten. Es kommt zu einem peinlichen Zwischenfall, woraufhin Florence fluchtartig die gemeinsame Hochzeitssuite verlässt und den Strand aufsucht.


    Der Aufbau des Romans scheint mir sehr gelungen. In fünf Kapiteln ordnet der Autor die sich abspielende Tragödie des frisch vermählten Paares und reichert sie mit Rückblicken in die Jugendzeit und Kindheitsjahre der beiden Protagonisten an. Diese Rückblicke kamen mir bei der ersten Lektüre etwas lang vor - vielleicht auch deshalb, weil ich nicht gerne aus der knisternden, erotischen, aber auch peinlichen Atmosphäre im Hotelzimmer herausgenommen werden wollte. Es gibt Stimmen, die diese Rückblicke als soziologischen Ballast empfinden, sie sollen dem Moment Poesie und Stimmung rauben. Für mich wirken sie jedoch bereichernd, informativ und runden das Gesamtbild ab. Die in die Handlung eingeflochtenen politischen Exkurse und Anmerkungen bringen die Vermutung nahe, der Autor möge hier auf politische Strömungen und Wendungen eines England der Sechzigerjahre hindeuten.


    Wie dem auch sein, McEwan nimmt sich Zeit für Stimmungen, Befindlichkeiten, Regungen und Interpretationen seiner Protagonisten; diese machen den Roman aus, dieser eine misslungene Moment, in dem die beiden sich körperlich näherkommen wollen. Dabei wechselt er die Perspektiven, erzählt einmal aus der Sicht von Edward, dann von Florence, und dazwischen werden immer wieder Schilderungen aus der Vogelschau des allwissenden Erzählers eingestreut, der auch schon die Zukunft kennt. Schon bald merkt der Leser, dass das, was da kommen mag, nicht gut enden wird, dass die herannahende Hochzeitsnacht nur scheitern kann.


    Zum Scheitern verurteilt ist die sexuelle Annäherung von Florence und Edward aber nicht deswegen, weil sie Gefangene ihrer prüden Zeit sind, auch nicht aufgrund mangelnder Aufklärung, sondern weil sich die beiden mit ihren Problemen und vermeintlichem Verständnis des anderen in Schweigen hüllen. So entstehen Missdeutungen. Was über den anderen jeweils sinniert wird, erscheint für denjegen, der die Situation oder Befindlichkeit des anderen deutet, zwar folgerichtig, entspricht aber nicht der Realität. Auf eindrückliche Weise zeigt McEwan auf, was passieren kann, wenn nicht offen über das geredet wird, was einen bewegt, bedrückt und hemmt, so dass der andere im Dunkeln tappt und mit seinen Problemen ebenfalls allein gelassen bleibt. Auf der Rückseite des Buches steht: "Am Strand ist nicht nur eine Geschichte über Gefühle, die von Konventionen in Schach gehalten werden, sondern zeigt ausserdem auf beeindruckende Weise, wie man einander schreckliche Wunden zufügen und sich der Lauf eines ganzen Lebens verändern kann – durch Nichtstun."


    Das Buch verliert nicht an Spannung oder Aussagekraft, wenn der Leser bereits den Ausgang der Geschichte kennt. Die Begegnung am Strand im Schlusskapitel soll den Schlamassel klären, wirft aber nur mehr Oel ins Feuer, da die Aussprache zu einem offenen Schlagabtausch verkommt. Den beiden platzt förmlich der Kragen, Dinge werden ausgesprochen, die nicht oder schon lange hätten ausgesprochen werden sollen. Florences Hilferuf wird von Edward nicht erhört, er lässt sie fortziehen und geht ihr nicht hinterher. Eine lebensverändernde Entscheidung – oder eben Nichtstun, wie er vierzig Jahre später in Revue passierenden Gedanken über sein ereignisloses Leben schlussfolgert. Nie sei er wieder einem Menschen begegnet, der es an Ernsthaftigkeit mit Florence aufnehmen konnte.


    Das Buch wurde mit dem Titel "On Chesil Beach" verfilmt und kam 2018 in die deutschsprachigen Kinos. Das Drehbuch hierzu stammte ebenfalls von Ian McEwan. Im Film sollen sich Edward und Florence später bei einem Konzert wiedersehen, er im Zuschauersaal, sie auf der Bühne. Im Buch bleibt Florence Erinnerung.


    Review mit Zitaten und Bildern auf https://www.bookstories.ch/gelesenes1/am-strand 



  5. Cover des Buches Honig (ISBN: 9783257243048)
    Ian McEwan

    Honig

     (133)
    Aktuelle Rezension von: Sikal


     

    Mitten im Kalten Krieg, 1972: Die Protagonistin Serena Frome ist schön und klug, beendet sie doch gerade ihr Mathematik-Studium in Cambridge, wenn auch eher mit Ach und Krach als mit Bravour. Durch ihre Liaison mit einem älteren Mann wird der MI5 auf sie aufmerksam und Serena beginnt ihre Arbeit mit Aktenablagen und minderwertigem Schreibkram. Immer schon war Serena von Literatur fasziniert und genau dieser Umstand wird nun zu ihrer Chance – oder ihrem Verhängnis. Ganz wie man es sehen möchte. Die Operation „Honig“ wird geboren und Serena darauf angesetzt einen jungen Autor für eine Stiftung des MI5 zu rekrutieren. So zumindest der Plan. Als sich Serena jedoch in den jungen Mann verliebt, scheint sie plötzlich zwischen zwei Welten gefangen zu sein und steuert in ein Intrigenkarussell, das seinesgleichen sucht.

     

    McEwan erzählt die Geschichte in seinem gewohnt detailgetreuen Stil, von vielen Emotionen und Konflikten begleitet. Die Themen Schuld und Vergebung werden in der Geschichte verwoben und zeigen prägende Bilder. Was mich immer an dem Autor fasziniert, das ist diese Sprachgewalt mit der Bilder heraufbeschworen und Gedankengänge angeregt werden.

     

    Als Leser dürfen wir Serena beobachten, ihrem Gefühlschaos beiwohnen und mit ihr in diesem Konstrukt aus Intrigen, Spionage und Lügen eintauchen, aus dem man nur schwer wieder raus kommt. Wo bleibt die Moral? Was bedeuten soziale Beziehungen in diesem Metier? Oder sind diese gar nicht vorhanden?

     

    Ian McEwan schafft es, dies kritisch zu hinterfragen und auch wieder etwas Gesellschaftspolitik einfließen zu lassen. Wenn man von einigen Längen absieht und der etwas unsympathischen Protagonistin (die man teilweise schütteln möchte) ein gelungener Roman mit einem Ende, das es in sich hat. 4 Sterne

  6. Cover des Buches Erste Liebe – letzte Riten (ISBN: 9783257606355)
    Ian McEwan

    Erste Liebe – letzte Riten

     (36)
    Aktuelle Rezension von: SotsiaalneKeskkond

    Der band "Erste Liebe - Letzte Riten" enthält 8 Erzählungen des britischen Autors Ian McEwan, die sich alle mit der ersten Liebe von pubertierenden Menschen auseinandersetz, dabei aber viel mehr aufgreift, wie heranwachsende Menschen von der Welt der Erwachsenen und deren Vorstellungen, was sein zu hat und was nicht, verdorben werden können. 

    Wenn man schon ein bisschen etwas von Ian McEwan gelesen hat, kann man sich ja vorstellen, dass man auch hier wieder - vor allem bei der Thematik, die allen Erzählungen zu Grunde liegt - auf ziemlich abstoßende Menschen stoßen wird. Und so hat mich die erste Erzählung vom Protagonisten her schon stark an den Hauptcharakter aus "Der Zementgarten" erinnert. Im Generellen sind die Charakterzeichnungen dem Autor wieder sehr gut gelungen. Man findet recht spezielle Protagonisten, die einem trotzdem einigermaßen sympathisch werden - je nachdem, was sie so alles angestellt haben - und in denen man sicherlich auch Teile von sich selbst wiederfindet. Neben den gut greifbaren Charakteren kommt man auch hier wieder in den Genuss von Ian McEwans tollen und bildhaften Schreibstil. In Jeder Geschichte erzeugt er aufs neue ein spannendes Setting und eine unglaublich tolle Atmosphäre, die einen in die Geschichte mit hineinreißt.  So weit, so gut: Bei der Handlung hat man allerdings ein großes Auf und Ab. Von den 8 Erzählungen fand ich 2 thematisch richtig spannend und umwerfend, schon fast schockierend, und auch genau so viele leider aber auch eher durchschnittlich und mäßig. Wohingegen mich die restlichen 4 zwar begeistert und interessiert haben, mich aber nicht wirklich vom Hocker gerissen haben. Gut, aber nicht herausragend. 

    Abschließend kann ich sagen, dass die Sammlung von Erzählungen eine wirklich interessante und lesenswerte Mischung ist, auch wenn mich nicht alle der Geschichten zu 100% überzeugen konnten. 

  7. Cover des Buches Der Zementgarten (ISBN: 9783257601749)
    Ian McEwan

    Der Zementgarten

     (412)
    Aktuelle Rezension von: Johann_Baier

    Wer gerne über verwesende Leichen, Inzest, Onanie, Fliegen auf verdorbenem Fleisch und ähnliches liest, wird bei dem Roman gut bedient. Wer jedoch nicht mit solchen abstoßenden Bildern abends ins Bett gehen will, sollte ihn vielleicht nicht lesen. Der Roman ist aus Sicht eines 15-jährigen geschrieben – mit seinen Worten und seiner Wahrnehmung lernen wir seine Familie kennen: die Eltern, die nacheinander sterben, und die drei ebenfalls nicht volljährigen Geschwister, mit denen er dann allein im Elternhaus versucht weiterzuleben. Dadurch entsteht vorübergehend ein Hauch von Spannung – werden die Kinder es schaffen oder scheitern? Leider folgt dann nur eine Reihe von kalten, abstoßenden oder verstörenden Szenen.

    Es fehlt an Glaubwürdigkeit – warum bemerkt niemand das Verschwinden der Mutter bzw. die elternlose Existenz der Kinder? Warum leben sie strukturlos in den Tag hinein und machen sich keine Gedanken darüber, wie es weitergehen soll, wenn die kleine Geldreserve aufgebraucht ist? 15- und 16-jährige Jugendliche sind bei Bedarf durchaus in der Lage, Verantwortung zu übernehmen und kleine Erwachsene zu werden. Stattdessen verwahrlosen die Geschwister ohne erkennbaren Grund.

    Die Geschichte ist anschaulich erzählt, die Figuren haben deutliche Charaktere, es herrscht fast immer eine unheimliche, beklemmende Atmosphäre. Der Ich-Erzähler war mir allerdings so unsympathisch, dass mich sein weiteres Schicksal nicht so brennend interessierte.

  8. Cover des Buches On Chesil Beach [Large Print] (ISBN: 9781444501551)
    Ian McEwan

    On Chesil Beach [Large Print]

     (47)
    Aktuelle Rezension von: una
    » They were young, educated, and both virgins on this, their wedding night, and they lived in a time when a conversation about sexual difficulties was plainly impossible. But it is never easy. «  Mit diesen Worten beginnt  On Chesil Beach von Ian McEwan und birgt in diesem letzten Satz des Zitates, für mich,  die Kernaussage des Buches über das Leben und Lieben im Allgemeinen und eben auch Speziellem. 
    Speziell ist die folgende intime Geschichte von Florence und Edward und ihrer Hochzeitsnacht; allgemein ist sie clever eingebettet in die beginnenden 60er Jahre, in England, zu Beginn der sexuellen Revolution, die zu einem freierem Umgang mit Sex und Sex vor der Ehe führte. Dies ist jedoch nur der weite Hintergrund, der mit zu dieser speziellen Nacht führt; zwar haben sich die Beiden noch gemäss der alten Konventionen, keine intimen Handlungen vor der Ehe, verhalten, jedoch geschah dies nicht ganz freiwillig, wie man bald erfährt. Florence hat ein Problem und ist dem Sex abgeneigt.  Es wird vage angedeutet, warum dies vielleicht (erschreckenderweise) so ist, aber der Fokus liegt auf der einerseits äusserst intimen Darstellung der Hochzeitsnacht von Florence und Edward, dieser zwei sehr verliebten jungen sympathischen Menschen, mit ihrer vollkommen gegensätzlichen Erwartung und Umsetzung des sexuellen Aktes und der meisterhaft skizzierten Umgebung, Familiengeschichte, Vergangenheit und Umstände der Beiden, also der ‘’grösseren’‘ Welt die sie umgibt. Dieser duale trichterartige Fokus spiegelt sich wunderbar in den 5 Kapiteln der Novelle; so bezieht man im ersten als Leser einen voyouristischen Standpunkt in der Hochzeitssuite, verlässt diese, etwas unwillig, da sehr neugierig der weiteren Entwicklung, im 2. Kapitel in die  familäre Vergangenheit und Vorgeschichte der Beiden, kehrt im 3. in den Mikrokosmos der Hochzeitsnacht zurück und reist im 4. Kapitel durchs das vergangene Jahr vor der Hochzeitsnacht, um im letzten das Ende der Nacht und ein Resümee in der kleinen und grossen Welt danach zu erfahren.
    Eine interessante etwas wehmütige Reise, sehr detailliert und umfassend, doch auch leicht und sich nach dem Lesen verflüchtigend.  Natürlich bedingt die grosse Geschichte die kleine jedoch auch umgekehrt und das Leben, die Liebe....1962 oder 2018, es ist meist ‘never easy’ ....
  9. Cover des Buches Liebeswahn (ISBN: 9783257600278)
    Ian McEwan

    Liebeswahn

     (123)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer

    Inhalt: 

    Ein harmonisches Päarchen erlebt unvermittelt den Absturz eines Heißluftballons. Zu diesem Absturz gesellen sich auch andere Menschen. Unter diesen Menschen ist ein Psychopath, der sich in den Mann des Päarchens verliebt und ihn ab da beschattet, belästigt und zuletzt bedroht. Die Harmonie des Päarchens ist ab diesem Zeitpunkt auf eine existentielle Probe gestellt. In diese Rahmenhandlung fließen etliche intellektuelle Gedankenspiele zur beruflichen Tätigkeit des Mannes ein, sowie kontrastreiche  Handlungsspielplätze, die die Bearbeitung  des Ballonabsturzes bewegen. Der Roman ist unterhaltsam-spannend geschrieben, so dass man ihn schnell und bereichert lesen kann.

    Gedankliche Ebene:

    Neben der narrativen Ebene tut sich im Rückblick die begriffliche Ebene auf, über Liebe als solche nachzudenken: Was ist Liebe und was ist sie nicht ? Warum zerbricht eine harmonische Liebe - ähnlich, wie die pathologische Liebe keine Erfüllung findet ? Die Gegenüberstellung dieser zwei Extreme - einer pathologischen Liebe und einer harmonischen Liebe - lassen vermuten, dass sich das überlebende Prinzip einer Liebe in der Mitte dieser zwei Extreme befinden kann. Als eine Art gemeinsame Arbeitsebene, etwa so, wie man die Erziehung eines Kindes als Projekt fassen kann, oder eine berufliche Tätigkeit usw. Zuletzt, als das harmonische Päarchen die ihnen widerfahrenen Erlebnisse überstanden hat, begegnen sie sich wieder - mit neuem Arbeitsauftrag. 

    Vielleicht ist das Fazit des Buches, dass Liebe erschreckt und extrem verzerrt werden kann, doch dass sie überleben kann, wenn eine gemeinsame Ebene immer wieder auf´s Neue geübt wird. 

    Für Thomas



  10. Cover des Buches Der Trost von Fremden (ISBN: 9783257606386)
    Ian McEwan

    Der Trost von Fremden

     (63)
    Aktuelle Rezension von: Hamlets_Erbin
    "Sie reden von Freiheit und träumen von Knechtschaft." (S.105)

    Inhalt: Colin & Mary, seit sieben Jahren ein Liebespaar, verbringen ihren Urlaub in Venedig. Eine feste Routine hat sich zwischen ihnen etabliert, die oftmals in gemeinschaftlichen Schweigen endet. Eines Abends treffen sie bei der Suche nach einem Restaurant auf Robert, der sie, etwas aufdringlich, in eine Bar führt, wo er ihnen eine verstörende Begebenheit aus seiner Kindheit erzählt. Es soll nicht die letzte Begegnung mit Robert bleiben...

    Meinung: Rein formal besteht der Roman bzw. die Novelle lediglich aus Venedig-Beschreibungen und Dialogen/Monologen. Was mich zunächst wenig begeisterte, macht im Hinblick auf die Erzählung durchaus Sinn, wird durch die exzessiven Beschreibungen doch eine eindringliche Atmosphäre kreiert, und zwar die eines Paares, das sich treiben lässt und gleichsam verloren ist. 
    So ist es dann auch diese Atmosphäre, aus der sich die Spannung der Geschichte generiert (und die mich in ihrer unheilgeschwängerten Absolutheit an die Erzählungen von E.A. Poe & J. London erinnerte). 
    Psychologisch hat die Geschichte dagegen meines Erachtens deutliche Schwächen. Das Handeln der Figuren konnte ich einfach nicht nachvollziehen. Dass Colin und Mary die Nähe von Robert nicht abwehren, sondern sie sogar suchen, obwohl sie seine dunkle Seite schon relativ früh erkennen, ist paradox. Fehlt es ihnen an Vorsicht, Verstand oder sind sie einfach nur entsetzlich gleichgültig? Was es auch ist, der Autor thematisierte es nicht und so bleibt man als Leser mit dem Eindruck zurück, dass McEwan ihr extrem unrealistisches Handeln lediglich konstruiert hat, um sein effekvolles Ende in Szene setzen zu können.

    "Die Welt formt das Denken der Menschen. Die Männer haben die Welt geformt. Also wird das Denken der Frauen von den Männern geformt." (S.106)
  11. Cover des Buches Ein Kind zur Zeit (ISBN: 9783257606362)
    Ian McEwan

    Ein Kind zur Zeit

     (32)
    Aktuelle Rezension von: books09

    Durch den gleichnamigen Film mit Benedict Cumberbatch, welcher mir einigermaßen gefallen hat, wurde ich auf dieses Werk aufmerksam. Ich musste das Buch aber nach etwas über 100 Seiten abgebrochen, weil es mir so gar nicht gefallen hat. Die Geschichte ist sehr verwirrend und es gibt viel zu viele Nebenstränge. Ob es Stephens bester Freund ist, die Begegnung mit seinen Eltern im Pub oder die Politik - bei all diesen Geschichten hat man keinen Überblick mehr. Auf manchen Seiten passiert dann allerdings trotzdem gar nichts, wodurch ich irgendwann gar keine Lust mehr auf dieses Buch hatte. Die Charaktere fand ich leider auch nicht wirklich nachvollziehbar, wodurch ich insgesamt sehr enttäuscht von „Ein Kind zur Zeit“ bin. 

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