Bücher mit dem Tag "medizingeschichte"

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79 Bücher

  1. Cover des Buches Gottes Werk und Teufels Beitrag (ISBN: 9783257600209)
    John Irving

    Gottes Werk und Teufels Beitrag

     (1.018)
    Aktuelle Rezension von: Joxanna

    Der Roman „Gottes Werk und Teufels Beitrag“ von John Irving ist ein moderner Klassiker und spielt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Das Buch erschien 1990 im Verlag „Diogenes“ und wurde aus dem Amerikanischen von Thomas Lindquist übersetzt. Es umfasst 764 Seiten ohne die Anmerkungen des Autors. Die Anmerkungen lassen darauf schließen, dass das Buch sehr sorgfältig recherchiert wurde. Es handelt vom Waisenhaus „St. Cloud’s“ und einem dort geborenen Waisenjungen. Es war kein gewöhnliches Waisenhaus, in diesem Waisenhaus wurde nämlich sowohl Gottes Werk als auch Teufels Beitrag durchgeführt.


    Die beiden Hauptprotagonisten sind Homer Wells, der in St. Cloud‘s als Waisenjunge geboren und aufgewachsen war, und Dr. Wilbur Larch, der sich dem Waisenhaus als Arzt verschrieben hatte und unter anderem auch Homer auf die Welt brachte. Im Waisenhaus gab es Regeln und Gewohnheiten, die Dr. Larch sehr schätzte. Er dachte, es wäre gut für die Waisenkinder einen geregelten Ablauf zu kennen. Auch er selbst hatte seine eigenen Gewohnheiten, wie zum Beispiel die kurzen Geschichten von St. Cloud‘s zu verfassen oder sich dem Ätherrausch hinzugeben. 

    Die Adoptionsversuche von Homer gingen immer schief, somit gehörte der Junge also lange Jahre zum Waisenhaus und wusste sich dort nützlich zu machen. Dr. Larch übertrug ihm im Laufe der Zeit viele Aufgaben, die im Waisenhaus anfielen. Als Homer älter wurde, erfuhr er, dass die Frauen nicht nur für eine Geburt nach St. Cloud‘s kamen, dafür waren ihre Bäuche noch viel zu klein. In seiner Jugend lernte er alles von Dr. Larch und aus „Gray‘s Anatomy“ über den weiblichen Körper. Homer wurde besser als Dr. Larch es jemals war. 

    Homer lernte im Waisenhaus nicht nur alles über Geburten und Abtreibungen - nein - er lernte auch andere Sachen, die andere Teenager in diesem Alter auch lernen. Aber das lernte er nicht von Dr. Larch, sondern von Melony, einer anderen Waise von St. Cloud‘s. Sie war ungefähr im gleichen Alter wie Homer und war stämmig, ja fast grob gebaut. Und so gab sie sich auch in der Zeit im Waisenhaus. Sie trug eine enorme Wut in sich und konnte diese teilweise nicht kontrollieren. Trotzdem liebte sie Homer „Sonnenstrahl“ Wells und erwartete insgeheim, dass er irgendwann ihr Held werden würde.

    Im Waisenhaus gab es außerdem noch die alten Schwestern, die sich um die Kinder kümmerten. Sie waren liebevoll und fürsorglich und von ihnen bekamen die meisten Kinder ihre Namen. Manche trugen den Namen vorübergehend, andere behielten ihn ihr ganzes Leben.

    In seiner späteren Jugend bekam Homer doch noch eine Chance, einen anderen Teil der Welt kennenzulernen, außerhalb von St. Cloud‘s. Die Trauer um den Weggang von Homer in St. Cloud‘s war riesig, wo er doch dorthin gehörte - nach Ansicht der Schwestern und Dr. Larch.

    Homer wurde bei den Worthingtons aufgenommen und lernte das Apfelleben kennen. Er war nicht als richtige Waise dort, er war nicht adoptiert, er war eine Hilfskraft für die Farm, die im Puppenhaus wohnen durfte. Eine ganze Weile war Homer Wells glücklich und verschwendete nur wenige Gedanken an St. Cloud‘s.

    Er bildete sich eine eigene Meinung zu Gottes Werk und Teufels Beitrag:
    - Ich glaube es ist falsch, aber ich glaube auch, daß es die persönliche Entscheidung jedes einzelnen sein sollte. -

    Erst als es zu einer persönlichen Angelegenheit kommt, wird er diese Meinung noch einmal überdenken.


    Der Schreibstil des Autors ist ein wenig gewöhnungsbedürftig, vor allem am Anfang kommen sehr viele Perspektivenwechsel vor, die mich ein wenig verwirrt haben. Insgesamt ist das Buch flüssig zu lesen und gut gegliedert. Es hat eine gute Mischung aus leichter Lektüre und gehobener Ausdrucksweise.

    Die Charaktere haben alle ihre Eigenheiten und wurden schnell vom Gefühl her zu alten Bekannten. Die Handlungen der Personen passten stets zu ihren Eigenschaften. 

    Der Spannungsbogen war gleichbleibend und nicht unbedingt sehr hoch. Das Buch zeichnet sich eher durch die Botschaften zwischen den Zeilen aus. Es handelt von einem nach wie vor aktuellen Thema und lässt viel Spielraum sich eigene Gedanken zu machen.


    Zum Schluss bleibt nur zu sagen:
    Mir hat das Buch wirklich gut gefallen, aufgrund des kritischen Themas, welches so wunderbar vom Autor aufgegriffen und umgesetzt wurde. 


  2. Cover des Buches Der Schamane (ISBN: 9783453418202)
    Noah Gordon

    Der Schamane

     (573)
    Aktuelle Rezension von: chrissie

    Der Roman war interessant und erzählte einiges über die Geschichte Amerikas, das Leben der Menschen auf dem Land und die Entwicklung sowohl der Charaktere wie auch des Landes selbst. Einen Punkt habe ich abgezogen (ich hätte nur einen halben genommen, wäre es möglich gewesen), weil ich die Schilderung von Makwa-Ikwas Leben und allem, was man ihrer "Ausbildung" zur Schamanin zusammenhing, sehr langatmig fand. Ansonsten kann ich den Roman nur empfehlen.

  3. Cover des Buches Runas Schweigen (ISBN: 9783734106132)
    Vera Buck

    Runas Schweigen

     (229)
    Aktuelle Rezension von: BUCHWURM20

    Paris, 1884. In die neurologische Abteilung der Salpêtrière wird ein kleines Mädchen eingeliefert: Runa, die allen erprobten Behandlungsmethoden trotzt und den berühmten Arzt und Hysterieforscher Dr. Charcot vor versammeltem Expertenpublikum blamiert. Jori Hell, ein Schweizer Medizinstudent, vergöttert den Arzt und ist Anhänger seiner fragwürdigen Methoden. Er wittert seine Chance, an einen Doktortitel zu gelangen, und schlägt das bis dahin Undenkbare vor. Als erster Mediziner will er eine Patientin heilen, indem er eine Operation an ihrem Gehirn durchführt. Bei den Vorbereitungen nimmt er sich viel Zeit für das Kind und langsam dämmert ihm, dass die Ärzte nicht im Geringsten am Wohl dessen interessiert sind. Für ihre eigenen Reputationen sind sie bereit über Leichen zu gehen. Was sie nicht ahnen: Runa hat mysteriöse Botschaften in der ganzen Stadt hinterlassen, auf die auch andere längst aufmerksam geworden sind.. 

    Der Plot wird hauptsächlich aus 2 Perspektiven erzählt:

    Von Jori erfahren wir mehr über die Klinik und die dort vorherrschenden Methoden im Umgang mit den "Schwachsinnigen". Wir erleben mit, wie im Verlauf aus dem jungen, naiven Mediziner ein empathischer und verantwortungsvoller Mann wird. 

    Aus der Sicht von Lecoq, einem fragwürdigen Ex- Polizist und Detektiv, decken wir Stück für Stück Runas Vorgeschichte auf und kommen einem dunklen Geheimnis auf die Schliche. 


  4. Cover des Buches Der Horror der frühen Medizin: Joseph Listers Kampf gegen Kurpfuscher, Quacksalber & Knochenklempner (suhrkamp taschenbuch) (ISBN: 9783518470589)
    Lindsey Fitzharris

    Der Horror der frühen Medizin: Joseph Listers Kampf gegen Kurpfuscher, Quacksalber & Knochenklempner (suhrkamp taschenbuch)

     (165)
    Aktuelle Rezension von: DoraLupin

    3.5 Sterne

    In diesem Buch dreht sich alles um die tiefsten Anfänge der Medizin, von dreckigen Operationsinstrumenten, die nicht einmal sauber gewischt wurden, über Ärzte, die blutverklebt und ohne die Hände zu waschen einfach zum nächsten gegangen sind. Es erzählt von verseuchten Flüssen in verdreckten Städten und Arbeitsunfällen grausigster Art, bei dem der Betroffene oft zum Tod verurteilt war, spätestens durch die Entzündung nach der OP...wir begleiten hier den jungen Joseph Lister, der etwas ändern möchte, er denkt um, er denkt weiter und setzt ganz neue Methoden ein, die funktionieren, wenn man sie sorgfältig durchführt. Doch im 19. Jahrhundert wollen viele Ärzte davon gar nichts wissen, halten an altem fest und so muss sich Lister in den Kampf stürzen um Sauberkeit und Desinfektion...

    Das Thema des Buchs fand ich äußerst interessant und spannend, da ich selber in einem medizinischen Beruf arbeite. Anfangs war ich jedoch erst einmal sehr ernüchtert, denn ich empfand das Buch eher als langatmig und hatte das Gefühl eine trockene Dokumentation zu lesen, die teils sehr ausschweifend und langatmig war. Möglicherweise kann es auch daran gelegen haben, dass ich mich durch meine Ausbildung, schon mit Operationen und den Zuständen der damaligen Zeit beschäftigt habe, und es deshalb nichts neues für mich dargestellt hat. Ich bin gedanklich immer wieder abgeschweift und es ist mir schwer gefallen am Ball zu bleiben und weiter zu lesen.

    Nach ungefähr einem Drittel hatte ich mich aber an den eher trockenen Schreibstil gewöhnt und es gab dann doch Abschnitte die ich sehr interessant fand, vorallem die medizinischen Beispiele damaliger Menschen, diese Unfälle und Operationen wurden dann lebendiger beschrieben und eine gewisse Spannung kam auf! Es gab immer wieder mal Abschnitte die fand ich interessanter und solche, die fand ich weniger interessant, aber dies ist ja alles auch Geschmackssache und hat sicher etwas mit gewissem Vorwissen meinerseits zu tun gehabt. 

    Fazit: Wer einmal mehr über die Zustände der damaligen Medizin wissen will, und den ein eher trockener Schreibstil nicht stört, dem kann ich das Buch wirklich weiter empfehlen. 

    Achtung: nichts für schwache Nerven und auch Tiere kommen zu schaden (letztere, wenige Handlungsstellen kann man aber überspringen, wie ich persönlich das auch getan habe, ohne zu viel von der Handlung zu verpassen)

  5. Cover des Buches Leichenraub (ISBN: 9783734113420)
    Tess Gerritsen

    Leichenraub

     (472)
    Aktuelle Rezension von: Alissila

    Also ich Großen und Ganzen fand ich das Buch gut. 

    Aber ganz anders als erwartet, hat es mit der Fernsehserie nichts zu tun. Es ist ein historischer Krimi, der mich an Jack the Ripper erinnert.

    Die Sprünge zwischen Gegenwart und Vergangenheit sind nicht sonderlich ausgewogen, bringt die ganze Geschichte am Ende aber sehr schön zusammen.

    Mich hätte noch interessiert was aus/mit Tom passiert, aber das blieb leider unbeantwortet.

    Ich finde es ist eine schöne Geschichte und würde diese aus weiterempfehlen, wenn man auf Krimi und Historische Romane steht.

  6. Cover des Buches Die Charité: Hoffnung und Schicksal (ISBN: 9783499274527)
    Ulrike Schweikert

    Die Charité: Hoffnung und Schicksal

     (301)
    Aktuelle Rezension von: paw_prints_on_books

    Dieses Buch hat sich wie eine Mischung aus Liebesroman und "Der Horror der frühen Medizin" von Fitzharris gelesen. Die Wechsel zwischen "Sie bestaunte seine strahlend blauen Augen." und "Aus der Beule lief ungefähr eine Tasse gelblicher Eiter." waren schon ein Leseerlebnis für sich. Nicht für schwache Nerven. Egal, ob es um zwischenmenschliche Beziehungen oder die beschriebenen medizinischen Stilblüten der frühen Chirurgie geht. Und gerade deshalb eine Leseempfehlung.

  7. Cover des Buches Willkommen in Wellville (ISBN: 9783446245273)
    T. C. Boyle

    Willkommen in Wellville

     (107)
    Aktuelle Rezension von: literat

    Das Buch ist absolut gut, ich finde die Sprache sehr ausdrucksstark, der Autor hat total den Sound der Jahre Anfang 20. Jh. in den USA eingefangen. Zumindest ist das für mich total glaubwürdig. Und auch der Betrüger, Charlie wird eigentlich liebenswert dargestellt, er ist nicht sooooo berechnend, sondern er ist halt so, er wurstelt sich lieber durch bzw. ist ein kleiner Schlaumeier, der lieber die Dummheit der Leute ausnutzt als für seinen Lebensunterhalt zu arbeiten. Andererseits wird der viel geehrte und hoch geschätzte Arzt, Dr. Kellogg als absolut missionarisch unterwegs mit seiner natürlich und vegetarischen Lebensweise in seinem San, bloß gestellt. Mit seinem Riesen-Ego und vordergründig humanstischen und sozialen Beweggründen, aber im Grunde absolut totalitär und autoritär unterwegs, scheitert er schlussendlich. Ich finde das Buch echt besser, als Thomas Manns Zauberberg. Ich glaub, ich lese jetzt anschließend den Zauberberg.

  8. Cover des Buches Die Ärztin - Das Licht der Welt (ISBN: 9783499273995)
    Helene Sommerfeld

    Die Ärztin - Das Licht der Welt

     (140)
    Aktuelle Rezension von: Laura-Sonnenblume

    Ricardas Geschichte beginnt 1876 als sie, mit nur 13 Jahren, der Grafentochter das Leben rettet. Als Dank nimmt sie die Komtess, die  Ärztin ist, mit nach Berlin und ermöglicht ihr so eine bessere Schulbildung. Ricarda erkennt schnell die Missstände vor allem in den ärmeren Vierteln in Berlin und wünscht sich schon bald selbst als Ärztin zu arbeiten und diesen Menschen helfen zu können. Doch sie ist eine Frau...

    Ricarda ist eine sehr starke Protagonistin, die für das kämpft, was sie sich erträumt. An einigen Stellen kam mir dieses "Kämpferische" und "Eigenständige" aber leicht unrealistisch vor. Ich konnte auch teilweise einige Entscheidungen von ihr nicht nachvollziehen. 

    Trotz dieser kleinen Kritikpunkte mag ich Ricarda als Charakter und fand es schön sie auf ihrer "Reise" zu begleiten.

    Dieses Buch beschäftigt sich auf sehr schöner Art und Weise mit Frauenrechten, Zuständen in der Medizin und Zuständen in den ärmeren Vierteln Berlins. Diese Mischung in Kombination mit einem flüssigen Schreibstil, machen dieses Buch absolut lesenswert.

  9. Cover des Buches Die Hebamme, Sonderausgabe (ISBN: 9783453352971)
    Kerstin Cantz

    Die Hebamme, Sonderausgabe

     (71)
    Aktuelle Rezension von: Maria_Winterfeld

    Ich hab das Buch nicht aus der Hand bekommen. Es ist spannend und man leidet mit. Ich bin froh, dass ich nicht in dieser Zeit leben muss. Die Protagonist ist ein starker Charakter. Es passiert viel in dem Buch und handelt von unzähligen Einzelschicksälen. 

  10. Cover des Buches 1918 - Die Welt im Fieber (ISBN: 9783446258488)
    Laura Spinney

    1918 - Die Welt im Fieber

     (20)
    Aktuelle Rezension von: NiWa

    Als der Erste Weltkrieg sein Ende fand, trat die nächste Katastrophe durch die Tür: An der Spanischen Grippe ist ein Drittel der Weltbevölkerung erkrankt. Obwohl diese Pandemie todbringender als der Große Krieg war, scheint sie verdrängt, ausgeklammert und maximal als Fußnote in Geschichtsbüchern zu stehen. Laura Spinney erlaubt einen umfassenden Blick auf eine Zeit, die den Ereignissen von 2020 sehr ähnlich ist. 

    „1918 - Die Welt im Fieber“ ist ein Sachbuch, das sich mit der Spanischen Grippe auseinandersetzt.

    Ich habe mich von jeher für Viren, Epidemien und Pandemien interessiert. Daher stand es für mich außer Frage, dass ich mehr über die Spanische Grippe erfahren möchte. Allerdings ist mein Interesse niemals so weit gegangen, dass ich unbedingt selbst an so einem Weltereignis teilnehmen wollte. 

    Wichtig und bemerkenswert ist, dass dieses Buch 2018 veröffentlicht wurde und daher von den Gegebenheiten rund um die Corona-Pandemie nicht beeinflusst ist. 

    Laura Spinney erschafft ein umfassendes Bild der Spanischen Grippe. Sie erzählt, wie diese Krankheit in die Welt kam und wie sie sich ausgebreitet hat. Dazu geht sie auf viele Theorien und die Wirren der Kriegszeiten ein. Sie beleuchtet unterschiedliche Wege, wie sich die Grippe über die Welt verbreitet hat, führt Belege an und stellt dar, was gegen die genannten Thesen spricht. 

    Sie erzählt, wie die Krankheit zu ihrem Namen kam und warum die Spanier wenig begeistert von der Namensgebung sind. Außerdem beschreibt sie, welche Herausforderung die Pandemie für die Mediziner war und mit welchen mythischen Riten sich die Bevölkerung davor zu schützen gedachte.

    Zudem jagt sie Patient null, der bis heute nicht eindeutig identifizierbar ist. Es wird von bösen Geistern und guten Samaritern erzählt, welche Rolle der Krieg einnahm und wie sich die Gesellschaft trotz oder wegen der Grippe aus dem Nachkriegselend erhob. Zum Ende werden die Toten gezählt und wie die Erinnerung an sie aus unserem sozialen Gedächtnis verschwunden ist. 

    Meiner Ansicht nach ist dieses Werk ausgezeichnet aufbereitet. Die Kapitel greifen ineinander und Spinney baut logisch den Ablauf und die Konsequenzen der Spanischen Grippe auf. Sämtliche Theorien sind mit ihrer Herkunft belegt, sie werden diskutiert und die Autorin veranschaulicht, dass der gesamte Ablauf niemals vollständig rekonstruiert werden wird.

    Mich haben vor allem die damaligen politischen und gesellschaftlichen Reaktionen auf die Seuche interessiert. Mit offenen Mund habe ich von Maßnahmen gelesen, die mittlerweile jeder aus erster Hand kennt: Quarantäne, Lockdown, Mundschutz - um nur einige zu nennen.

    Die Parallelen enden damit nicht, denn der Mensch von damals hat ähnlich wie sein moderner Nachkomme reagiert:

    „1918 fragten sich die Menschen in den Entente-Staaten, wenn sie zu den vom deutschen Pharmahersteller Bayer produzierten Aspirinschachteln griffen, ob in den Tabletten wirklich nur Aspirin enthalten war.“ (S. 89, eBook)

    „Andere wiederum hatten den Verdacht, die Grippe gehe auf ein Geheimprogramm biologischer Kriegsführung zurück (...)“ (S. 88 - 89, eBook)

    Genauso verbreitet war der ignorante Bevölkerungsanteil, der sich damals wie heute zeigt:

    „ (…) zum Beispiel die mangelnde Einsicht, dass ein Infizierter, der sich frei bewegte, die Krankheit weiterverbreitete.“ (S. 96, eBook)

    Nach der Lektüre finde ich es schade, dass wir Menschen wenig aus der Vergangenheit lernen, denn wenn die Spanische Grippe und hoffentlich bald Corona hinter uns liegen, ist es sicher, dass es nicht die letzte Pandemie gewesen ist: 

    „Eine 2016 von der Commission on Creating a Global Health Risk Framework for the Future (GHRF) - einer unabhängigen internationalen Expertengruppe, einberufen von der amerikanischen National Academy of Medicine - veröffentlichter Bericht gelangt zu der Einschätzung, dass es im Lauf der nächsten hundert Jahre mit 20-prozentiger Wahrscheinlichkeit vier oder mehr Pandemien geben werde (…).“ (S. 309 - 310, eBook)

    „1918 - Die Welt im Fieber“ ist ein interessantes Sachbuch, das in unserer Gegenwart aktuell besonderes Augenmerk verdient. Meiner Meinung nach sollte es bei Interesse unbedingt gelesen werden, weil es den Blick für unser gegenwärtiges Leben und Entwicklungen schärft und sogar ein wenig hoffnungsvoll stimmt. 

  11. Cover des Buches Heilmittel, Partydroge, Teufelszeug: Die unglaublichen Karrieren der zehn wichtigsten Wirkstoffe der Welt (ISBN: 9783711002433)
    Thomas Hager

    Heilmittel, Partydroge, Teufelszeug: Die unglaublichen Karrieren der zehn wichtigsten Wirkstoffe der Welt

     (6)
    Aktuelle Rezension von: Bellis-Perennis

    Der studierte Mikrobiologe und Immunologie Thomas Hager beschäftigt sich in diesem Buch mit Medikamenten, die als „Heilmittel, Partydroge und Teufelszeug“ verwendet wurden und werden. 

    In zehn Kapiteln mit teils launigen teils irreführenden Überschriften stellt er die Substanzen vor: 

    1. Die Freudenpflanze
    2. Lady Mary Ungeheuer
    3. Der K.-o.-Tropfen
    4. Mit Heroin den Husten lindern
    5. Zauberkugeln
    6. Das am wenigsten erforschte Gebiet der Welt
    7. Sex, Medikamente und noch mehr Medikamente
    8. Der verzauberte Ring
    9. Statine: eine persönliche Geschichte
    10. Die Perfektion des Blutes

     

    Zudem gibt es neben der Einleitung noch ein „Intermezzo“ sowie einen Epilog, der sich mit der Zukunft der Heilmittel beschäftigt. 

    Das Buch richtet sich an den interessierten Laien, der sich im Dschungel von Befürwortern und Gegnern von Medikamenten und/oder Therapien ein wenig zurechtfinden möchten.  

    Thomas Hagers Schreibstil ist angenehm zu lesen. Natürlich kann er nicht auf alle Heilmittel und deren Erfinder eingehen. Dass er Carl Dejerassi, der maßgeblich an der Entwicklung der Anti-Baby-Pille beteiligt war, keinen Buchstaben widmet, ist für mich ein wenig befremdlich. Die blaue Pille für den Mann und ihre Entdeckung findet da schon mehr Platz. 

    Gut gelungen ist hingegen, dass er so manchen Hype um ein neues Heilmittel die schwerwiegenden Nebenwirkungen gegenüberstellt. Manches klingt für unsere heutigen Ohren abenteuerlich. Husten mit Heroin bekämpfen? Depressionen mit Laudanum (eine Opiumtinktur)? 

    „Neben effektiveren Maßnahmen der öffentlichen Gesundheit – sauberes Trinkwasser, bessere Abwassersysteme, bessere Krankenhäuser – haben Medikamente dazu geführt, dass wir nicht mehr die Krankheiten der Kindheit, sondern die Krankheiten des Alters fürchten.“ 

    Der Autor wirft einen kritischen Blick auf die großen Pharmafirmen, die mit diversen Marketingstrategien auch gesunde Menschen zu „optimieren“ suchen, um ihre Produkte an den Mann und an die Frau zu bringen. 

    Fazit:

    Ein interessanter Ausflug in die Welt der Heilmittel, die auch zum Teufelszeug werden können. 

     

  12. Cover des Buches Warum wir sesshaft wurden und uns seither bekriegen (ISBN: 9783806237177)
  13. Cover des Buches Die silberne Burg (ISBN: 9783596183395)
    Sabine Weigand

    Die silberne Burg

     (41)
    Aktuelle Rezension von: november2014

    Klapptext:

    Anno 1415: Hätte der Medicus eine Frau sein dürfen?Sie ist Ärztin, sie ist Jüdin, und sie ist auf der Flucht vor ihrem brutalen Ehemann: Sara hat viele Geheimnisse, die sie vor den Gauklern verbirgt, mit denen sie 1415 den Rhein entlang zieht. Auch der junge Ritter Ezzo schweigt über den Auftrag der ungarischen Königin, der ihn zu den Gauklern geführt hat. Und der irische Mönch Ciaran bewahrt in seiner Harfe das Vermächtnis des Ketzers John Wyclif, das die Kirche unbedingt vernichten will.Alle drei geraten auf dem Konzil von Konstanz in Machtintrigen, die sie in große Gefahr stürzen. Denn sie hüten ein Geheimnis, das die Welt von Kaiser und Papst erschüttern kann.

    Meinung:
    Ein sehr gut recharchierter historischer Roman. Trotz dessen ist mir der Einstieg recht schwer gefallen, da es sich, wie ich finde, am Anfang sehr gezogen hat. Dennoch hat gelohnt weiterzulesen, denn es wurde noch ziemlich spannend. Interessant fande ich, dass das Judentum viel hervorgehoben wurde. Auf Bräuche und Sitten wurde eingegangen und natürlich auf die schon damals bestehende Judenverfolgung. Was ich sehr erschreckend fande. Dazwischen werden immer wieder Heilanweisungen und Briefe in Original Wortlaut eingeschoben. Hat mir gut gefallen, obwohl es sich natürlich schwer lesen ließ.

    Sara als eine der Hauptprotagonisten war mir von Anfang an symphatisch. Ich habe so oft mit ihr mitgelitten und mitgefiebert. Ritter Ezzo mochte ich auch sehr gerne, auch wenn er am Anfang arg naiv war. Der einzige der 3 Hauptprotagonisten den ich nichts abgewinnen konnte, war Ciarian.

    Am Ende findet sich ein ausführlichen Glossar über das Judentum und das Nachwort über die Entstehung der Geschichte, die sehr interessant war.

    Fazit:
    Es war mal wieder ein sehr schöner und spannender historischer Roman. Kann man auf jeden Fall weiterempfehlen.

  14. Cover des Buches Die Gehilfin (ISBN: 9783832162757)
    Martin Kluger

    Die Gehilfin

     (21)
    Aktuelle Rezension von: Barbara62

    Wissenschaftshistorische Romane haben Konjunktur, das sieht man z. B. bei Kehlmanns Bestseller Die Vermessung der Welt. Auch Martin Klugers neuer Roman Die Gehilfin gehört in dieses Genre, allerdings stellt Kluger im Gegensatz zu Kehlmann eine erfundene Figur in den Mittelpunkt: Henrietta Mahlow. 

    Bei ihrer Geburt in der Berliner Charité in den 1880er-Jahren stirbt ihre Mutter. Ihr Vater, ein kleiner Schreiner, verfällt zunehmend dem Alkohol. Aus Mitleid bieten Mitarbeiter der Charité ihm eine Tätigkeit als Krankenpfleger bei den Tuberkulosekranken an. So wächst Henrietta in der Charité auf, ihre Kindheit und Jugend verbringt sie zwischen Krankensälen, Leichenkellern, Nährbodenküchen und Laboratorien und wird zum Maskottchen der Ärzte, die in diesen Jahren die Medizin revolutionieren: Rudolf Virchow, Robert Koch, Emil Behring und Paul Ehrlich. 

    Das vertraute Verhältnis findet jedoch ein abruptes Ende, als die intelligente, neugierige und ehrgeizige junge Frau Medizin studieren und forschen will. So fortschrittlich man in der Charité in medizinischen Fragen denkt - die gesellschaftlichen Strukturen sind zementiert. Doch so leicht lässt sich Henrietta nicht entmutigen: Als Student verkleidet, schleicht sie sich in Hörsäle und beginnt, auf eigene Faust zu forschen ...

    Martin Kluger erzählt in Die Gehilfin eines der spannendsten Kapitel deutscher Forschungsgeschichte und zugleich die traurige Geschichte einer Frau, die aufgrund ihrer Herkunft und ihres Geschlechts weder ihren Lebenstraum noch ihre große Liebe verwirklichen kann.

    Leider konnte mich die Geschichte trotz des interessanten Hintergrunds nicht vollständig überzeugen, zu bemüht und zu konstruiert wirkte sie auf mich.

  15. Cover des Buches Die Pest (ISBN: 9783406760693)
    Klaus Bergdolt

    Die Pest

     (6)
    Aktuelle Rezension von: Sokrates
    Klaus Bergdolt, einer der bekanntesten Medizinhistoriker in Deutschland, bringt hier in bewährter Beck'sche-Reihe-Qualität in Kürze den aktuellen Forschungsstand zur Pest auf einen Punkt. Umfassend skizziert er Auftreten, Ursache und Verbreitungsdauer/-häufigkeit des "Schwarzen Todes", der bis heute den Medizinhistorikern Rätsel aufgibt.
  16. Cover des Buches Schnitt! (ISBN: 9783426301005)
    Arnold van de Laar

    Schnitt!

     (20)
    Aktuelle Rezension von: Kimsieve

    Das Buch hat mir ausgesprochen gut gefallen und man hat es auch als nicht Mediziner gut verstanden. Die Erklärungen des Autors waren gut gewählt und ich würde es sofort wieder lesen 

  17. Cover des Buches The Bone Garden (ISBN: 9780553818369)
    Tess Gerritsen

    The Bone Garden

     (15)
    Aktuelle Rezension von: Azahar
    Julia Hamill, frisch geschieden, kauft sich ein altes Haus in einer abgelegenen Gegend. Kurz darauf findet sie auf dem Grundstück das Skelett einer Frau deren Todeszeitpunkt von der Polizei auf ca. 1830 datiert wird. Der Fund lässt sie nicht mehr los und sie beginnt Nachforschungen anzustellen, die sie zurück ins 19. Jahrhundert in ein Armenkrankenhaus führen. Dort sammelt Norris Marshall zusammen mit seinen Studienkollegen gerade erste Erfahrungen im Behandeln von Patienten. Eine dieser Patienten ist Rose Connollys Schwester. Eine junge Irin, die am Kindbettfieber stirbt. Rose muss sich daraufhin, obwohl selbst vollkommen mittellos, um ihre wenige Tage alte Nichte kümmern. Zur gleichen Zeit häufen sich grausame Morde, die die Presse bald einem fiktiven Schreckensgespenst, dem West End Reaper zuschreibt. Sowohl Rose als auch Norris stolpern auf die Schauplätze des Verbrechens und werden beide bald zu Gejagten. Norris gerät in Verdacht der Mörder zu sein, Rose und das Baby vielleicht die nächsten Opfer. Tess Gerritsen entspinnt daraus eine spannende Geschichte, die den Leser in ein vergangenes Jahrhundert entführt und ihm einen tiefen Einblick auf die gruseligen Seziertische der damaligen medizinischen Fakultäten gewährt. Wer allerdings erwartet in diesem Roman Dr Maura Isles wiederzutreffen, wie im Klappentext angekündigt, wird schwer enttäuscht. Sie hat nur eine kurze Sprechrolle in den ersten beiden Kapiteln und verschwindet danach vollkommen.
  18. Cover des Buches Die 7 Revolutionen der Medizin (ISBN: 4260184592364)
    Uwe Karstädt

    Die 7 Revolutionen der Medizin

     (3)
    Noch keine Rezension vorhanden
  19. Cover des Buches Der Horror der frühen Chirurgie: Von der Autorin des Bestsellers »Der Horror der frühen Medizin« (suhrkamp taschenbuch) (ISBN: 9783518472798)
    Lindsey Fitzharris

    Der Horror der frühen Chirurgie: Von der Autorin des Bestsellers »Der Horror der frühen Medizin« (suhrkamp taschenbuch)

     (76)
    Aktuelle Rezension von: Kagali

    Lidsey Fitzharris nahm mich schon mal mit Der Horror der frühen Medizin mit, auf eine abenteuerliche Reise durch die Medizingeschichte (und ließ mich mehr als dankbar sein, im Zeitalter von Desinfektionsmittel, Penicillin und anderen Antibiotika zu leben). Daher war ich sehr neugierig auf ihr neustes Buch, in dem es dieses Mal um die Anfänge der plastischen Chirurgie geht.

    Eine Disziplin, geboren aus dem Terror des 1. Weltkrieges

    "Ab dem Moment, als an der Westfront das erste Maschinengewehr ratterte, stand eines fest: Die Fortschritte in der Militärtechnologie stellten die Medizin vor ungeahnte Herausforderungen."

    (Der Horror der frühen Chirurgie von Lindsey Fitzharris, Suhrkamp Verlag, 2022, S. 17)

    Wenn man Plastische Chirurgie heutzutage hört, denken die meisten Menschen zuerst an Brustvergrößerungen, Fettabsaugungen, Lippen aufspritzen und Hautstraffungen, kurz an Schönheitsoperationen. Die Medizin im Dienst des schönen Scheins. Doch die Anfänge dieser Fachdiszplin liegen ganz woanders, an einem Ort der in etwas so weit weg von Schönheit war, wie das Ende der Milchstraße von unserer Erde, nämlich in den Schützengräben des 1. Weltkrieges. Als das Töten und Verstümmeln von Menschen zur automatisieren, technisierten Wissenschaft wurde, verloren tausende Soldaten auch dann ihr Leben, wenn sie nicht starben, nämlich vor allem dann, wenn Kugeln und Granatenspliter ihnen die Gesichter zerfetzten und zerstörten. Diese “Entstellten” stießen in der Heimat zumeist auf Ekel, Verachtung und Angst, wie es Autorin Lindsey Fitzharris treffend in ihrem Prolog beschreibt:

    "Anders als Amputierte wurden Männer mit entstellten Gesichtern nicht unbedingt als Helden gefeiert. Während ein fehlendes Bein Respekt und Mitgefühl auslöste, rief ein zerstörtes Gesicht häufig Ablehnung oder sogar Ekel hervor. […] Gesichtsverstümmelte Soldaten lebten nach der Heimkehr aus dem Krieg oft in selbstgewählter Isolation vor der Gesellschaft. […] Die Leben der betroffenen Soldaten waren oft so zerstört, wie ihre Gesichter. Ihrer Identität beraubt, wurden sie zum abschreckenden Symbol einer neuen mechanisierten Form der Kriegsführung […] die tragischsten aller Kriegsopfer, fremd sogar sich selbst."

    (Der Horror der frühen Chirurgie von Lindsey Fitzharris, Suhrkamp Verlag, 2022, S. 22ff.)

    Und diesem Leid versuchte der Chirurg Harold Gillies etwas entgegen zu setzten, indem er in kürzester Zeit die plastische Chirurgie um Meilen voranbrachte. Er rekonstruierte Nasen, schloss Löcher und Krater in Wangen, stellte ganze Kiefer wieder her und gab den Soldaten damit wieder eine Identität und auch wenn nicht immer alles perfekt lief, immerhin arbeitete er nahezu immer experimentell mit neuen Techniken, gab er ihnen vor allem eins: Hoffnung.

    Lindsey Fitzharris hat ihr Handwerk verbessert
    Kommen wir zum Literarischen. Wie bereits erwähnt, ist dies nicht meine erstes Buch von Lindsey Fitzharris. Ihr Debütwerk, Der Horror der frühen Medizin fand ich sehr spannend, aber man merkte schon, dass es ein Erstlingswerk von jemanden ist, der bisher viel wissenschaftlich gearbeitet hat. In dem Buch neigte Fitzharris zum Abschweifen, was damals mein Grund für einen Punkt Abzug war. Mit dieser Kritik war ich auch nicht allein und ich habe mich sehr gefreut, dass die Autorin sich diesen öfters genannten Kritikpunkt offenbar zu Herzen genommen hat, denn über Der Horror der frühen Chirurgie kann ich nur sagen: Es ist on point!

    Fitzharris schreibt weiterhin sehr mitreißend und unterhaltsam und dieses Mal bleibt der Fokus stets auf Harold Gillies, sein Schaffen und seine Patienten. Natürlich gibt es ergänzende Informationen zum 1. Weltkrieg und speziell der Versorgung der Verletzten, aber diese Hintergrundinformationen sind bei diesem Buch meinem Gefühl nach immer wirklich nützlich und informativ und ergänzen die Aussagen, statt abschweifend zu wirken. Wirklich eine tolle Verbesserung.

    Gleichzeitig bleibt die Autorin bei dem, was sie auch schon in ihrem Debütwerk großartig gemacht hat: Fakten und Medizingeschichte spannend erzählen. Indem sie Einzelschicksale beleuchtet und mit zahlreichen Tagebucheinträgen, Briefe etc., ergänzt, liest sich dieses Buch sehr bewegend. Es ist unvorstellbar, zu welchen Grausamkeiten Krieg führt, welches Leid selbst diejenigen widerfährt, die nicht im Schützengraben ihr Leben ließen. Fitzharris scheut sich nicht, diese absurde Brutalität ungeschönt zu schildern. Daher ist das Buch definitiv nichts für schwache Nerven und ich bin überzeugt, selbst die hartgesottesten ThrillerleserInnen und SplatterfimliebhaberInnen werden hier schlucken müssen, denn als LeserIn weiß man ja, das hier war real. Die im Buch erwähnten “Vorher-nachher” Fotoaufnahmen lassen sich problemlos finden (suchen auf eigene Gefahr) und es läuft einem eiskalt den Rücken herunter, was Menschen anderen Menschen antun können.
    Doch das Buch ist nicht nur düster und traumatisch, an vielen Stellen zeigt es auch immer wieder Lichtblicke und Momente der Hoffnung. Das Engagement, mit dem sich Harold Gillies und sein gesamtes Klinikpersonal für ihre Patienten einsetzten, ist inspirierend und zeigt einmal mehr, dass wir alle den Leuten in medizinischen Berufen unseren größten Respekt schulden (und Arbeitgeber mehr Lohn!)

    Abschließend bleibt mir nur zu sagen: Ihr mögt Sachbücher? Dann lest dieses Buch. Ihr mögt keine Sachbücher? Dann probiert es mit diesem Buch. Ich jedenfalls freue mich jetzt schon sehr auf Lindsey Fitzharris drittes Buch, dass im Oktober im Original erscheinen wird und in dem es anscheinend um Seuchen und Pandemien geht und hoffe inständig, dass auch dieses übersetzt werden wird.

    Fazit:

    Mein Monatshighlight im Mai! Der Horror der frühen Chirugie ist ein großartiges Sachbuch über ein düsteres, aber für die Betroffenen lebensveränderndes Kapitel der Medizingeschichte. Fesselnd erzählt, aber Thema bedingt nichts für schwache Nerven. Eine Sachbuchempfehlung für alle, die Sachbücher nicht mögen, es aber trotzdem mal mit einem probieren möchten.


    Folge mir ;)

    Diese und andere aktuelle Rezensionen (mit zusätzlichem Coververgleich Deutsch/Original) findet ihr auch auf meinem Blog Miss PageTurner (https://miss-pageturner.de)

  20. Cover des Buches Robert Koch (ISBN: B003D2AT3K)
    Hellmuth Unger

    Robert Koch

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Buchgespenst

    Sein Traum war es, die Welt zu sehen. Stattdessen ließ sich Robert Koch als Allgemein Mediziner und Ehemann im kleinen Wollstein nieder. Sein Forschungsdrang lässt sich aber nicht einsperren. Während ihm die große Welt noch verschlossen bleibt, erforscht er die Welt der Krankheiten. Alles beginnt mit dem Milzbrand und damit steigt er zum großen Wissenschaftler auf, der schließlich mit der Entdeckung des  Tuberkulose-Bakteriums den Höhepunkt seines Ruhms erreicht und die Welt der Medizin für immer verändert.

    Hellmuth Unger hat mit dieser knapp 200 Seiten langen Romanbiografie ein eindrucksvolles Portrait eines großen Arztes vorgelegt. Er erzählt ein Stück Medizingeschichte, unterhaltsam, sachlich und gespickt mit kleinen Anekdoten. Der Fokus liegt selbstverständlich auf Robert Koch, aber auch über seine Forschungsassistenten und medizinischen Kapazitäten der Zeit erfährt man eine Menge. Immer wieder geht es auch um Zeitgeschichte, so wie die Fehde zwischen dem sehr nationalistisch denkenden Pasteur und dem nur an Forschung interessierten Koch als es um ein internationales Hilfegesuch Ägyptens an Deutschland und Frankreich geht. 

    Vielseitig, komplex und spannend entrollt sich vor dem Leser ein Panorama von Eindrücken und geschichtlichen Details. Die romanhaften Züge und Anekdoten lassen die Lektüre zu purem Lesevergnügen werden. Gleichzeitig lernt man viel und doch wird alles zu einem großen Abenteuer!

    Eine atemberaubende Romanbiografie, die sich nicht aus der Hand legen lässt. 1947 erschienen führt sie dem Leser noch mal vor Augen wie jung unser umfassendes Verständnis von Ansteckung, Behandlung und medizinischer Forschung ist und wie nah die Zeit der verheerenden Seuchen wie Typhus, Cholera und Tuberkulose in Europa doch noch ist. So lange ist es noch nicht her als auch bei uns Milzbrand die Herden dezimierte und Choleraepidemien Landteile entvölkerte. Anfang des 20. Jahrhunderts – und dass wir heute so ganz anders dastehen ist unter anderem diesem großen Arzt zu verdanken: Robert Koch. 

    Eine klare Leseempfehlung!

  21. Cover des Buches Das Jahrhundert der Pandemien (ISBN: 9783492070836)
  22. Cover des Buches Die Formel der Hoffnung (ISBN: 9783596708833)
    Lynn Cullen

    Die Formel der Hoffnung

     (104)
    Aktuelle Rezension von: HEIDIZ

    "Die Formel der Hoffnung" - der Roman von Lynn Cullen erzählt von Dorothy Horstmann, die mutig ihren Weg geht. Dr. D.M. Horstmann ist eine Frau, das war dem Chefarzt allerdings nicht klar, als er der Einstellung zustimmte.  Ihr ganzes Tun und Streben gilt der Forschung nach einem Mittel gegen Polio. Sie so viel Leid gesehen, was durch Polio ausgelöst wurde.

     

    Wie dieses Virus sich verbreitet, sie ahnt es und sie forscht - aber ihr Umfeld glaubt ihr nicht, sie jedoch lässt sich nicht entmutigen - und wird zur Pionierin ...

     

    Es handelt sich um eine Romanbiografie nach der wahren Geschichte dieser tollen Frau. Sie ist in Kapitel gegliedert, die in bestimmte Jahre 1940/41, 1942, 1944-45 usw. gegliedert sind, die jeweils nochmals nummeriert sind und ab und an auch nochmals mit dem Ort versehen sind, wo die Handlung spielt.

     

    Leseprobe:
     ========

     

    Vom Glockenturm auf der anderen Seite des Campus drang Musik durch die Koppelfenster - Weihnachtsmusik, obwohl es erst der vierte Dezember war. Vor sechsundsechzig Minuten hatte eine Frau mittleren Alters mit Tweedrock und Perlenkette Dorothy stirnrunzelnd in das prächtige getäfelte Arbeitszimmer geführt, ...

     

    Ich fand insgesamt den Stil des Geschriebenen sehr gelungen und angenehm zu lesen. Neben allen medizinischen, fachlichen und personellen Informationen liest sich die gesamte Handlung sehr angenehm, spannend und aufschlussreich. Die damaligen Verhältnisse innerhalb derer Dorothy Horstmann versuchte, ein Mittel gegen Kinderlähmung zu finde, die historischen Daten und Fakten, all das ist sehr gut in die Handlung eingebunden und ergibt ein authentisches Bild.

     

  23. Cover des Buches Ferdinand Sauerbruch und die Charité (ISBN: 9783958904170)
    Christian Hardinghaus

    Ferdinand Sauerbruch und die Charité

     (16)
    Aktuelle Rezension von: HEIDIZ

    Ferdinand Sauerbruch kann und darf nicht "nur" für seine medizinischen Leistung Würdigung finden - sondern sollte unbedingt auch für seinen Mut in Bezug auf den Widerstand in der Nazizeit Anerkennung erfahren.

     

    Ich habe dieser Tage aus dem Europa Verlag das Buch von Christian Hardinghaus "Ferdinand Sauerbruch und die Charité" zu Ende gelesen und bin noch nachhaltig im Bann dessen, was ich zu lesen bekam.

     

    Es handelt sich bei diesem Buch nicht um einen biografischen Roman, sondern um ein Sachbuch zum Thema, welches sehr gut gegliedert ist, so kann man sich schrittweise mit der Thematik auseinander setzen.

     

    Vorbemerkung

    Prolog

    Einleitung

    Ein Chirurg mit Charakter

    Eine steile Karriere ...

    Die Charité - vom Pesthaus zur modernsten deutschen Klinik

    Ein Start mit Skandalen

    Im Schatten des Nationalsozialismus

    Widerstand

    Totaler Krieg in der Charité

    Entnazifizierung

    Ein Ende mit Autobiografie

    Nachwort

    Quellen

    Anmerkungen

    Register

     

    Leseprobe:
     ========

     

    Um Sauerbruchs Verhalten in den folgenden Kapiteln, insbesondere in der Zeit des Nationalsozialismus, besser nachvollziehen zu können, erscheint es an dieser Stelle angebracht, sein Wesen, sein Auftreten, seine privaten wie beruflichen Eigenarten zu beschreiben, bevor der Schwerpunkt auf sein politisches Handeln und Umfeld gelegt wird. ...

     

    Tiefgründig an die Thematik herangehend, detailliert beschreibend und den historischen Hintergrund betrachtend hat Hardinghaus - so finde ich - mit diesem Buch eine ganz besondere und umfassend komplexe Biografie des berühmten Sauerbruch geschrieben, die ihm unbedingt gerecht wird.

     

    Nicht nur seine medizinischen Verdienste würdigend, er war auch umstritten, ohne Frage ...

     

    Extrem interessant das geheime Tagebuch des Adolphe Jung und viele andere bisher unveröffentlichte Quellen, die der Autor zurate gezogen und für sein Buch genutzt hat, machen es zu einem sehr informativen Werk. Jung war Sauerbruchs Assistent - man erfährt, dass und wie Sauerbruch den Widerstandskreis um Fritz Kolbe aber auch die Attentatspläne Stauffenbergs unterstützt, er war eingeweiht.  Für eine Neubewertung von Sauerbruch ist hier ein Weg geebnet worden mit diesem Buch, welches auf komplexem Quellenmaterial beruht.

     

    Hat mich sehr fesselnd und informativ unterhalten, wenn man unterhalten aufgrund des Themas überhaupt sagen kann. Informiert hat es mich und das auf eine Art und Weise, die sich sehr verständlich und gut lesen ließ, alles andere als trocken. Sehr nachvollziehbare Herangehensweise und detaillierte Betrachtung !!!  

  24. Cover des Buches Die Charité: Hoffnung und Schicksal (2 MP3-CDs) (ISBN: 9783958620681)
    Ulrike Schweikert

    Die Charité: Hoffnung und Schicksal (2 MP3-CDs)

     (37)
    Aktuelle Rezension von: Claudia107

    Inhaltsangabe: "Berlin, 1831. Seit Wochen geht die Angst um, die Cholera könne Deutschland erreichen - und als auf einem Spreekahn ein Schiffer unter grauenvollen Schmerzen stirbt, nimmt das Schicksal seinen Lauf. In der Charité versuchen Professor Dieffenbach und seine Kollegen fieberhaft, Überträger und Heilmittel auszumachen: ein Wettlauf gegen die Zeit. Während die Ärzte um das Überleben von Hunderttausenden kämpfen, führen drei Frauen ihren ganz persönlichen Kampf: Gräfin Ludovica, gefangen in der Ehe mit einem Hypochonder, findet Trost und Kraft in den Gesprächen mit Prof. Dieffenbach. Hebamme Martha versucht, ihrem Sohn eine bessere Zukunft zu bieten, und verdingt sich im Totenhaus der Charité. Die junge Diakonisse Elisabeth entdeckt die Liebe zur Medizin und - verbotenerweise - zu einem jungen Arzt..."

    Das Hörbuch besteht aus 2 MP3-CD's, hat eine Laufzeit von 877 Minuten  (ungekürzte Lesung) und wird von Beate Rysopp wunderbar gelesen. 

    Diese Geschichte über die Berliner Charitè und ihrer damaligen Vorgehensweise bei gewissen Erkrankungen im 19. Jahrhundert fand ich unglaublich fesselnd, interessant und informativ. Auch die Protagonisten, die man hier eine Weile begleiten darf, fand ich richtig gut gewählt und ich war immerzu neugierig wie ihre Geschichte weitergeht. Da es noch eine Fortsetzung gibt bin ich jetzt wahnsinnig gespannt auf den 2. Teil und ich hoffe, den ein oder anderen Protagonisten auch dort wieder zu finden.

    Fazit: Für alle die sich für die frühere Vorgehensweisen in der Medizin aus dem 19. Jahrhundert interessieren ein absolutes Muss. Mich konnte dieses Hörbuch richtig begeistern und ich bin gespannt auf die Fortsetzung. 

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