Bücher mit dem Tag "mennoniten"
26 Bücher
- Miriam Toews
Das gläserne Klavier
(8)Aktuelle Rezension von: YukBook„Our house was taken away on the back of a truck one afternoon late in the summer of 1979“. So beginnt die englische Fassung dieses Romans von Miriam Toews. Dieser originelle Satz genügte, um mich für den Kauf dieses Buches zu entscheiden. Nun könnte man eine skurrile und vergnügliche Familiengeschichte erwarten. Zum Glück war ich vorgewarnt, dass dem nicht so ist. Ganz im Gegenteil: Die Ich-Erzählerin Yolandi erzählt von der bedingungslosen Liebe zu ihrer selbstmordgefährdeten Schwester Elfrieda, kurz Elf.
In Rückblicken erfahren wir, wie sie als Kinder von Mennoniten in der kanadischen Provinz aufwuchsen. Schon immer stand Yoli im Schatten von Elf und deren künstlerischen Begabung. Doch Elf hat das Suizid-Gen des Vaters geerbt und will nicht mehr leben. Nach einem missglückten Selbstmordversuch landet sie in der Psychiatrie eines Krankenhauses.
Yoli lässt uns hautnah erleben, wie schwer es ist, sich in einen Menschen mit Todessehnsucht hineinzuversetzen. Was geht in ihren Köpfen vor? Wie kann man ihre Lebenslust wieder wecken? Während der Krankenbesuche fragt sich Yoli, ob Elf über Gründe nachdenkt, am Leben zu bleiben oder über Möglichkeiten, ihr Leben zu beenden. Dabei hätte sie allen Grund, glücklich zu sein: Sie hat einen Ehemann, der sie über alles liebt, und wird als Konzertpianistin umjubelt. Ist ihr Leben so perfekt, dass sie es nun beenden kann? Yoli dagegen sieht ihre Existenz als gescheitert: sie ist beruflich erfolglos, pleite und und schlägt sich nach zwei missglückten Ehen als alleinerziehende Mutter durch. Und doch legt sie eine unbändige Energie, Hartnäckigkeit und Leidenschaft an den Tag, wenn es darum geht, ihre Schwester am Leben zu erhalten. Während sie überlegt, ob sie Elf nicht in ein gefährliches Land schicken sollte, wo es ums nackte Überleben geht, verlässt sich Elfs Ehemann Nic lieber auf die regelmäßige Einnahme der Medikamente. Auch wenn sie unterschiedlich mit ihrer Situation umgehen, teilen sie doch den Glauben an ein Wunder und die Hoffnung, dass sie doch noch auf Welttournee gehen könnte. Trotzdem erscheint es Yoli zunehmend grausam, jemanden gegen seinen Willen zum Leben zu zwingen. Umso zerrissener fühlt sie sich, als Elf sie bittet, sie in die Schweiz zu begleiten und ihr beim Sterben zu helfen.
Miriam Toews kehrt in diesem autobiografisch geprägten Roman ihr Innerstes nach Außen und zieht uns in ihre widersprüchliche Gedankenwelt hinein. Auch wenn die Geschichte bedrückend und aufwühlend ist, sorgt sie durch witzige und ironische Passagen auch für heitere Momente und bietet mit großer Erzählkraft vielfältige Einsichten in ein ernstes Thema.
- Maria W. Peter
Die Küste der Freiheit
(87)Aktuelle Rezension von: JosseleDer Roman erschien 2014 und ist der erste historische Roman Peters außerhalb der Römer-Krimi-Reihe um die Sklavin Invita. Um die Zeit des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges verschlägt es sowohl die sehr gläubige Mennonitin Anna Hochstetter als auch den Freiherrn Lorenz von Tannau von Hessen nach Amerika. Bereits in Deutschland haben sie sich gegenseitig jeweils einmal das Leben gerettet, wonach sich ihre Wege allerdings trennten. In Amerika führt sie das Schicksal wieder zusammen, doch könnte ihre Lebenssituation zu dem Zeitpunkt des Wiedersehens nicht unterschiedlicher sein.
Die Handlung ist leider vielfach deutlich zu einfach vorhersehbar. Bereits früh heißt es von Lorenz über den Deserteur Kurt Paul: „Danach würde er diesen Dreckskerl hoffentlich nie wieder zu Gesicht bekommen.“ (Bastei-Lübbe Tb, 1. Aufl. November 2014, S. 47) Und es ist sonnenklar, dass die Wege der beiden sich wieder kreuzen werden.
Die Personen sind, so finde ich, zu klischeehaft und holzschnittartig gezeichnet, da gibt es die Guten und die Bösen, Zwischentöne fehlen. Die Sprache ist einfach gehalten, das Buch ist daher leicht und flüssig lesbar.
Nicht gut gemacht ist aus meiner Sicht das Glossar. Für mich werden dort zu oft die falschen Begriffe erklärt. Was ein Mulatte, eine Büchse, ein Deserteur oder ein Söldner ist, das wusste ich auch bereits vorher. Nicht aber z.B., was eine Chemise, eine Patene oder ein Stauppfahl ist, Begriffe, die im Text verwendet, aber im Glossar nicht erläutert werden.
Gut gelungen ist der Autorin die Einbettung historischer Ereignisse in die Handlung wie z.B. die Schlacht von White Plains am 28.10.1776, die Schlacht von Trenton am 26.12.1776 oder die Belagerung von Charles Town (heute Charleston/South Carolina) inklusive der Explosion eines Munitionsdepots. Man merkt dem Buch an, dass die Autorin umfangreich und akribisch historische Ereignisse bis ins Detail recherchiert hat, was sich auch in dem gut gelungenen umfangreichen Nachwort manifestiert. Dafür ein großes Lob.
Die konstruierten „Zufälle“, die dieselben Personen immer wieder aufeinandertreffen lässt, überschreiten leider manchmal die Grenze des Zumutbaren, z.B. als die entlaufene Sklavin Rose nach Philadelphia kommt und dann auch noch die Tochter des Quäkers ist, bei dem Anna untergekommen ist. Und auch "der Tod und die Wiederauferstehung“ Lorenz von Tannaus nach einer Schlacht ist ganz miserables Kino. Obwohl man vorhersehen konnte, dass der Mann überleben würde, obschon ihn alle für tot halten.
Als nervig empfand ich das gefühlt ständige Bemühen die Autorin auf die Tränendrüsen zu drücken. So ist die Geschichte für meinen Geschmack insgesamt deutlich zu kitschig geraten. Zusammenfassend finde ich es sehr schade, dass die umfangreiche und sicher mühevolle Recherchearbeit der Autorin in eine zu seichte Geschichte mündet. Zwei Sterne.
- Miriam Toews
Ein komplizierter Akt der Liebe
(20)Aktuelle Rezension von: leseleaDie 16-jährige Nomi wächst als Mennonitin in einer kanadischen Kleinstadt auf. Der Alltag besteht aus Kirche und Arbeit, moderne Errungenschaften werden misstrauisch beäugt, wenn nicht gar ganz vermieden. Das Leben gilt der Gemeinschaft als etwas, was es durchzustehen gilt, bis der Tod die Erlösung in Form des paradiesischen Jenseits bringt. Nomis Schwester Tash hat diese eingeengte und einengende Welt nicht ertragen und schon vor Monaten die Stadt verlassen; Nomis Mutter Trudie verschwand kurz darauf. Nomi bleibt mit ihrem Vater Ray und einem Haufen Zweifel zurück: Sie sehnt sich nach Freiheit, Lebensfreude, einem aufregenden Leben in New York, gleichzeitig kann und will sie ihren Vater nicht allein lassen. Nomi beginnt, die Grenzen zu dehnen, nimmt Drogen, schwänzt die Schule, hat Sex, hinterfragt. Doch mit jedem Tag wird deutlicher, dass ein selbstbestimmtes Leben nur jenseits der Grenzen des East Village warten…
Ich will einfach sein, wie ich bin, ich will einfach was machen, ohne zu überlegen, ob das jetzt Sünde ist oder nicht. Ich will frei sein. Ich will wissen, wie es ist, wenn einem ein anderer Mensch verzeiht […], statt mein Leben lang ängstlich überlegen zu müssen, ob ich als Mensch okay bin oder nicht, es aber erst zu erfahren, wenn ich tot bin. Ich will Güte und Menschlichkeit außerhalb eines religiösen Kontextes erleben. (S. 64f.)
Auf die neue Taschenbuchausgabe von Miriam Toews Ein komplizierter Akt der Liebe bin ich Anfang des Jahres zufällig beim Stöbern in der Buchhandlung gestoßen. Der Roman hat mich aufgrund seiner thematischen Ausrichtung und seines humorvollen Erzähltons direkt angesprochen; zudem erinnerte er mich stark an Jeanette Wintersons Orangen sind nicht die einzige Frucht, das zu meinen Lesehighlights 2020 gehört. Und tatsächlich haben beide Bücher viele Gemeinsamkeiten, was sicherlich auch daran liegt, dass beide Autorinnen verstärkt autobiografische Elemente in ihre Geschichten einbinden.
Ein komplizierter Akt der Liebe erzählt vom Aufwachsen in einer strengreligiösen Gemeinde und dem Abnabelungsprozess der jungen Protagonistin, der mit dem Eintritt in die Pubertät beginnt und durch den Bruch ihrer Schwester und ihrer Mutter mit der Bewegung an Dynamik gewinnt. Die Erzählung, die kaum stringent ist und primär aus der Aneinanderreihung von Alltagsszenen in der Gegenwart und Erinnerungsschnipseln aus Nomis Kindheit besteht, pendelt zwischen Schilderungen des mennonitischen Lebensstils und Nomis Bemühungen, die Grenzen eben jenes Stück für Stück zu erweitern. Dabei bleibt die Geschichte jedoch immer „im Moment“ und damit sehr introspektiv: Die Strukturen, Glaubenssätze und Rituale der Mennoniten werden nur indirekt durch Nomis vereinzelte Erklärungen erfahrbar; gleichzeitig sind ihre Ausbruchsversuche spontane, gefühlsgeleitete Handlungen, denen kein konkretes Ereignis vorangehen muss. Ein komplizierter Akt der Liebe ist kein Buch, das über die Mennoniten aufklären oder gar mit ihnen abrechnen will, sondern sollte eher als literarische Auseinandersetzung mit dem eigenen religiösen Hintergrund verstanden werden.
Dazu passt auch der Erzählton, den Toews in ihrem Roman installiert. Nomi ist trotz allem eine typische Teenagerin, ihre Stimme strotzt somit vor Rotzigkeit und Ironie. Sie nimmt wenig ernst und gleichzeitig alles viel zu sehr und mit eben dieser Haltung führt sie den Leser durch ihr Leben – oder eben durch die Impressionen, die ihr Leben in ihrem Kopf ungeordnet hinterlässt. Zugleich wohnt der Geschichte ein unheimlich große Traurigkeit und Einsamkeit inne, die man als Leser jedoch erst mit der Zeit zwischen den Zeilen entdeckt. Nomi flüchtet sich ins Abstruse und Lächerliche, um den Schmerz, den sie durch den Verlust ihrer Mutter und Schwester erfahren hat, nicht zu spüren; auch die Zerrissenheit zwischen ihren eigenen Lebensvorstellung und der Treue und Liebe, die sie ihrem Vater gegenüber empfindet, gärt nur unterschwellig. Nomi stellt sich ihren Gefühlen nicht, bis es nicht mehr anders geht – und findet dann so etwas wie Hoffnung!
Dem Roman fehlt es ein wenig an einem roten Fanden bzw. an einem deutlich erkennbaren Entwicklungsstrang, was die Lust, zum Buch zu greifen, manchmal schmälert. Beginnt man dann jedoch wieder mit der Lektüre, zieht es einen schnell in diese merkwürdige Kleinstadt hinein. Die Sympathie für die Protagonistin ist über die knapp 300 Seiten ungebrochen und die bittersüße Atmosphäre weiß zu berühren – wenn auch eher unterschwellig. Für mich daher insgesamt ein gelungener Roman, dem ich 4 Sterne vergebe.
- Theodor Fontane
Quitt
(9)Aktuelle Rezension von: SokratesIn Quitt erzählt Theodor Fontane eine dramatische Geschichte aus dem Riesengebirge: Förster Opitz und sein persönlicher "Feind", der Wilddieb Lehnert. Beide kommen sich im Wald in die Quere, erst stellt man sich nach, schikaniert sich und schließlich erschießt Lehnert schließlich Opitz. Der Bestrafung entzieht er sich, indem er mit einem Schiff nach Nordamerika auswandert. Dort kann er sich in einer Mennoniten-Siedlung durch gute Arbeit und Fleiß eine respektable Position erarbeiten und will nun Ruth heiraten, als er plötzlich infolge eines Unfalls alls Aussichten auf eine Ehe verliert. Lehnert, vom schlechten Gewissen zerfressen, sieht diesen Schicksalsschlag als "Strafe" für seine Sünde an. Sein gesellschaftliches Fortkommen ist somit beendet, was Schuld und Sühne angeht ist Lehnert Quitt . Gut geschrieben, atmosphärisch dicht und einer der besseren Fontane-Romane. Bei Ullstein ist 1970er Jahren die vollständige Ausgabe erschienen und noch heute antiquarisch erhältlich. - Tim Tichatzki
Roter Herbst in Chortitza
(30)Aktuelle Rezension von: nellscheIm Jahr 1919 fegt ein Bürgerkrieg über das zerfallende Zarenreich. Mittendrin finden die Freunde Willi und Maxim ein Maschinengewehr. Während es für Maxim ein Geschenk des Himmels ist, lehnt Willi als Sohn mennonitischer Siedler jede Form von Gewalt ab. Eine Zerreißprobe für ihre Freundschaft beginnt.
Die Beschreibung hat mich sofort neugierig gemacht, so dass ich mich sehr auf das Hörbuch gefreut habe.
Der Sprecher Makke Schneider hat mir sehr gut gefallen, ich mochte seine Stimme und die Betonungen.
Ich hatte zu Beginn ein paar Schwierigkeiten, in die Geschichte hineinzufinden. Ich bin dann ein paar Tage später nochmal gestartet und kam dann viel besser zurecht. Die Geschichte hat mich dann schnell gefesselt und in ihren Bann gezogen. Sehr gut haben mir die Wechsel der Erzählstränge um Willi und Maxim gefallen, denn so bekam ich sehr intensive Einblicke in die beiden.
Die Geschichte war wirklich harte Kost und ging mir sehr nahe, gerade weil ihr wahre Begebenheiten zugrunde lagen. Die Schrecken des Krieges, die Infos über Russlanddeutsche, der Glaube der Mennoniten - alles wurde spannend und interessant beschrieben und ging mir teilweise sehr nahe. Manchmal waren die Erzählungen richtig grausam und erschütternd. Ein Buch voller Emotionen, die mich nicht kalt ließen.
Diese Geschichte hat mich sehr bewegt und betroffen gemacht. Obwohl sie teilweise sehr grausam ist, ist sie absolut hörens- bzw. lesenswert. Ich vergebe 5 von 5 Sternen. - Linda Castillo
Grausame Nacht
(220)Aktuelle Rezension von: Azyria_SunWorum geht’s?
Nach einem Tornado taucht ein menschliches Skelett auf. Doch Hände und Füße fehlen. Wer ist der Tote? Wer sein Mörder? Kate nimmt die Ermittlungen auf und stößt auf schreckliche Schicksale.
Meine Meinung:
Auch der 7. Fall für Kate Burkholder hat mich genauso mitgerissen, wie die Fälle davor – wenn nicht sogar noch mehr. In dem Thriller „Grausame Nacht“ schickt Linda Castillo ihre Hauptprotagonistin auf noch grausamere Ermittlungen, als bislang. Auch hier war ich von Anfang an gefesselt und es ist unglaublich, wie intensiv und einzigartig Frau Castillos Schreibstil ist. Selten haben Autoren einen so hohen Wiedererkennungswert wie sie.
Wir lernen wir Kate und John weiter kennen. Die beiden vertiefen ihre Beziehung immer mehr und haben es hier mit einem besonders harten Schicksalsschlag zu tun, der mir selbst unheimlich zu Herzen ging! Der die beiden aber zum Glück doch auch noch mehr zusammenschweißt und ihnen zeigt, wie ihre Zukunft sein kann. Und auch die anderen im Team haben mir wieder gut gefallen, besonders der Zusammenhalt in der Gruppe.
Der Fall selbst geht zurück ins Jahr 1985 und wir haben es, wie auch im letzten Fall, mit den besonders strenggläubigen Swartzentruber Amischen und mit Mennoniten zu tun. Und mit einer unglücklichen Liebesgeschichte. In der Gegenwart wütet ein Tornado in und um Painters Mill, bei dem es viele Tote und Verletzte gibt und der die damaligen Ereignisse erst ans Licht bringt. Ich mag es, wie Frau Castillo das Team ermitteln lässt. Solide Ermittlungen, erschwert dadurch, dass die Amischen nicht mit den Englischen sprechen möchten. Dunkle Geheimnisse, die aufgedeckt werden müssen und ein aktueller Fall, der Kate wieder in Lebensgefahr bringt. Und auch der Umgang mit einem Katastrophenfall war gut dargestellt. Kurzum: Es ist wieder spannend von Anfang bis Ende. Die Spannungskurve reißt nie ab, sondern wird im Gegenteil immer höher, aber auch das Emotionale kommt nicht zu kurz. Und wir haben einen wirklich grauenhaften Showdown, bei dem es um alles geht und der so detailliert beschrieben ist, dass er Stoff für Alpträume liefert – das perfekte Ende für mich! Auch hier eine ganz klare Leseempfehlung und ich werde mich gleich mit Kate auf ihren nächsten Fall begeben!
Fazit:
In „Grausame Nacht“ setzt Linda Castillo die Erfolgsserie um ihre Ermittlerin Kate Burkholder fort. Dieser Fall hat mir fast noch besser gefallen, als die vorhergehenden. Und auch der persönliche Teil hat mich gefesselt und war sehr emotional. Es war wieder von Anfang an spannend, es war rasant und fesselnd und selten hatten wir mit Kate einen so grausamen und gruseligen Showdown.
5 Sterne für diesen Thriller, der wieder ein absoluter Pageturner war. Kate Burkholder muss man erleben!
- Jolina Petersheim
Licht sucht sich seinen Weg
(16)Aktuelle Rezension von: KleinerVampirBuchinhalt:
Für Ruth bricht eine Welt zusammen, als ihr Mann Chandler auf einem humanitären Auslandseinsatz sein Leben verliert. Von Trauer gezeichnet sucht sie zusammen mit ihren beiden kleinen Töchtern Zuflucht in einer Mennonitengemeinde in Wisconsin, bei Verwandten ihres Mannes. Auf der Cranberry-Farm von Elam schöpft sie neue Kraft und verliebt sich schließlich in den zurückhaltenden, stillen Mann. Die beiden heiraten – doch dann passiert das, womit keiner gerechnet hätte und Ruth steht erneut vor den Trümmern ihres Lebens, emotional aufgerieben zwischen der Liebe zu ihrem verstorbenen und der Liebe zu ihrem jetzigen Ehemann...
Persönlicher Eindruck:
Mit Licht sucht sich seinen Weg legt Autorin Petersheim einen Gegenwartsroman auf, der den Leser in die Welt der Mennoniten führt. Die Autorin selbst hat mennonitische Wurzeln und breitet in die Romanhandlung eingebettet den Alltag und die Lebensweise dieser Religionsgemeinschaft vor dem Leser recht anschaulich aus.
Hauptfigur ist Ruth, eine junge Witwe und alleinerziehende Mutter zweier kleiner Mädchen, die ihren bei einem Auslandseinsatz getöteten Mann betrauert. Der Neuanfang soll bei dessen Verwandten gelingen, die Cranberryfarm seines Vetters Elam ist der Schauplatz der Geschichte.
Elam selbst ist ein zurückhaltender Eigenbrötler, der nicht viel spricht und auch sonst eher sein eigenes Ding macht ohne viel soziale Interaktion. Lediglich seine Schwester Laurie und deren Kinder sind seine Bezugspersonen. Trotz allem ist er sanft und hilfsbereit und wird auch schnell zum Rettungsanker für Ruth, die sich in der mennonitischen Gemeinschaft relativ fehl am Platz führt.
Alles schön und gut – der Alltag der Figuren, das Leben auf der Farm und die tägliche Arbeit sind nachvollziehbar und authentisch beschrieben, das Setting bildhaft und anschaulich für das innere Auge des Lesers. Inhaltlich geht es um Themen wie Trauer und Verlust, Heilung und Neuanfang. Dabei spielt auch der christliche Aspekt der Geschichte eine tragende Rolle, allein schon aufgrund der Frömmigkeit der Figuren.
Was mich gestört hat, waren die Rückblenden anhand von Briefen zwischen Ruth und Chandler. Für den Lesefluss nicht wirklich zuträglich verwirrten diese mehr als dass sie der Handlung nützten. Auch die Fülle der auftretenden Personen, die alle relativ blass blieben, schufen Distanz zu den Figuren.
Nach ungefähr einem Drittel der Handlung tritt eine unerwartete Wendung ein, die dann das bisher Geschehene so ziemlich ad absurdum führt. Ohne hier zu viel zu verraten, findet sich Ruth letztendlich wieder in einem Zwiespalt und ihr neues Leben mit Elam wird komplett in Frage gestellt. Wird sie erneut alles verlieren? Mich konnte diese Idee der Autorin (im Grunde der einzige Aufhänger des ganzen Melodrams) überhaupt nicht überzeugen.
Insgesamt folgt die melodramatische Geschichte schon einem gewissen Faden, entbehrt aber jeglichem Spannungsbogen. Trotz besagter Wendung bleibt sie langatmig und träge, für mich war es kein Roman, der mich an die Seiten hätte fesseln können.
Fazit: Kein Roman, der mir im Gedächtnis bleiben wird, der Funke ist leider nicht übergesprungen.
- Tim Tichatzki
Roter Herbst in Chortitza
(18)Aktuelle Rezension von: vielleser18Was für ein bewegender Roman !
Erzählt wird die Geschichte von Willi und seinem Freund Maxim. Willi gehört zu der Mennonitengemeinde von Osterwick, einem kleinen Ort in der Ukraine. Ihre Vorfahren kamen auf Einladung von Katharina der Großen aus Deutschland und besiedelten die Gebiete. Von den Menschen, die 1919, als die Geschichte beginnt, in Osterwick lebten, hat kaum einer Deutschland je gesehen, dennoch werden Sprache und Traditonen von Generation zu Generation weitergegeben. Genauso wie das Rechts der Mennoniten auf Kriegsdienstverweigerung.
1919 herrscht Bürgerkrieg. Der erste Weltkrieg ist zu Ende, der Zar gestürzt. Es herrst Gewalt und Willkür, Kämpfe zwischen den "Roten und den "Weißen" - und mittendrin Willi und sein Freund Maxim. Maxim und sein Vater konnten nach Osterwick flüchten, während seine Mutter und seine zwei Schwestern gefangen genommen wurden. Die kommende Zeit wird eine Zerreißprobe, nicht nur für die Freunde, sondern auch für die Dorfbevölkerung.
Repressalien, Konfizierungen und hohe Abgabequoten, die erfüllt werden sollen. Sollte man sich wehren ? Wie lang kann alles ertragen und erduldet werden?Hier beginnt die Geschichte von Willi und Maxim und führt uns durch die bitteren Jahre bis 1947. Am Ende des Buches rundet noch ein Ausblick auf 70 Jahre später die Geschichte ab.
Es ist keine reine fiktive Geschichte, es sind die Erinnerungen und Erlebnisse seiner Schwiegermutter, die der Autor Tim Tachatzki zu diesem Roman verarbeitet hat. Damit sie nie in Vergessenheit geraten. Ihre Geschichte ist die von vielen. Es sind die Erinnerungen an Zeiten des Umbruchs, der Willkür, der Diktatur und Krieg, geprägt von Gewalt und Hungersnöten, Zeiten, in denen es ums reine Überleben, aber auch um das Festhalten am Glauben ging. Es geht um die Opfer und ihr Leid, aber auch die Täter werden beschrieben.
Die Sichtweisen verändern sich im Buch, die Grausamkeiten werden so ziemlich deutlich beschrieben. Keine leicht Lektüre, man fühlt und leidet mit. Nicht alles ist leicht zu ertragen. Dennoch ist es wichtig, dass es erzählt wird, damit es nicht in Vergessenheit gerät.
Von mir bekommt "Roter Herbst in Chortitza" volle Leseempfehlung. Wichtiges Thema, fesselnd erzählt - die Geschichte einer Russlanddeutschen Familie, aber auch die einer dunklen Zeit.
- Rhoda Janzen
Fix und forty
(7)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderMit zweiundvierzig Jahren gerät das Leben für Rhoda Janzen aus den Fugen. Ihr Mann verlässt sie wegen einem Mann, ihre Gebärmutter wird entfernt und nach einem schweren Unfall bei dem fast sämtliche Knochen gebrochen sind, zieht sie wieder bei ihrer Mutter ein. Mama ist kein Thema peinlich und Rhoda findet sich in langen, kuriosen Gesprächen wieder und ihr streng gläubiger Vater ist Pastor und verspricht ihr Hilfe durch Jesus. Es gilt sich wieder neu zu entdecken, zu finden und in der alten Heimat wieder Fuß zu fassen und einen neuen Weg einzuschlagen.
Das Buch ist toll zu lesen, witzig, spritzig, voller Energie, Wortwitz und Überraschungen - Karin Seemayer
Der Himmel über Amerika – Leahs Traum
(20)Aktuelle Rezension von: KleinerVampirBuchinhalt:
Pennsylvania, 1917: Die 18-jährige Leah ist in einer Amisch-Gemeinde aufgewachsen und alt genug für ihre Rumspringa, die Zeit in der sie die Welt außerhalb ihrer Gemeinde kennen lernen darf. Leah zieht nach Jacobstown und hilft im Laden ihrer Tante, verbringt ihre Freizeit mit Grace, mit der sie schon seit der Kindheit befreundet ist. Eines Tages lernt sie den reichen Richard kennen und verliebt sich in ihn. Eine gemeinsame Zukunft kann es aber nur geben, wenn Leah den Amisch den Rücken kehrt. Doch ist Richard der charmante junge Mann, der er zu sein vorgibt? Leah wird in tiefe Zweifel gestürzt, was ihren Glauben angeht und stellt sich die Frage. Wo gehört sie wirklich hin?
Persönlicher Eindruck:
Leahs Traum ist der dritte Teil der Amisch-Saga über die Familie Hochleitner. Dennoch kann der Band problemlos auch solo gelesen und verstanden werden. Mittelpunkt der Erzählung sind die Amisch, eine christliche Konfession, die einst hervorging aus deutschen Auswanderern und die bis heute unverändert ein für Außenstehende sonderbares Leben führen. Die Amisch leben strikt nach den Grundsätzen der Bibel, lehnen moderne Technik und Errungenschaften wie Auto und Telefon ab, fahren noch immer mit der Pferdekutsche. Die „Englischen“, wie sie alle, die nicht Amisch sind, nennen, behandeln sie distanziert und empfinden ihr Tun als vom rechten Wege abgekommen. So dulden Leahs Eltern zwar deren Freundschaft mit der Englischen Grace, stehen dem Wunsch ihrer Tochter, das Leben außerhalb der Gemeinde kennen zu lernen ablehnend gegenüber. Doch die „Rumspringa“, die Zeit, etwas anderes kennen zu lernen, ist Leahs Recht und sie nutzt dieses.
Leah ist schwer zu beschreiben. Eine liebenswerte Person, hilfsbereit, aber auch unsicher und oft naiv, was wahrscheinlich der Abgeschiedenheit ihrer Gemeinde geschuldet ist. Doch Leah ist auch wissbegierig, offen für Fremdes und weiß: da ist noch mehr als die strenge Ordnung, die ihre Eltern und die anderen Gemeindemitglieder leben.
Es kommt, wie es kommen muss. Leah verliebt sich in einen Mann, der kein Amisch ist und hadert mit allem, was bislang ihr Leben ausmachte. Richard ist charmant, macht Eindruck bei dem naiven Mädchen, das keine Unehrlichkeit und Falschheit kennt. Doch ist Richard wirklich der liebevolle Freund, den Leah sich erhofft?
Die einzig durchweg ehrliche und uneigennützige Freundin ist Grace, deren Mutter in Jacobstown eine Pension betreibt. Grace bringt Leah in Kontakt mit der Lebenswirklichkeit der Englischen und hilft Leah, sich auszuprobieren. Dennoch steht Leah irgendwann vor der Entscheidung ihres Lebens.
Etwa ab der Hälfte des Romans schwenkt die Handlung dann um zu Joshua, einem jungen Mann in Leahs Alter, der ebenfalls ein Auge auf Leah geworfen hat. Amerika tritt in den Ersten Weltkrieg ein und auch amische Männer werden eingezogen. Als Leser wird man hautnah Zeuge, wie die Männer, die Gewalt absolut ablehnen, schikaniert und misshandelt werden. Mich hat sehr beeindruckt, wie tief man als Leser eintauchen kann in die Welt der Amisch, die Recherche ist absolut top und tiefgängig.
Wie sich Leah am Schluss entscheidet, verrate ich nicht. Nur so viel: sie wird sich entscheiden. Und auch die Amisch müssen ihre Haltung allem englischen gegenüber neu überdenken. Neue Ordnung und Alte Ordnung stehen einander gegenüber – und das bis heute.
Eine absolute Leseempfehlung, mitreißend und tiefgründig!
- Dora Dueck
Unter der still stehenden Sonne: Ein mennonitischer Roman aus dem paraguayischen Chaco
(1)Aktuelle Rezension von: pardenDIE MENNONITEN IN PARAGUAY...
Einer der wesentlichen Elemente dieses Romans ist die Perspektive einer Frau auf das Leben der Pioniere in einer von Männern dominierten Gemeinschaft. Zu empfehlen nicht nur für seine Schilderung des Lebens in einer bahnbrechenden Familie, sondern auch, weil es das Wesen der paraguayischen mennonitischen Erfahrungen erfasst. Neben der interessanten Erzählung enthält das Buch auch eine ausgezeichnete Schilderung des wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, psychologischen, religiösen Hintergrundes eines bedeutenden Kapitels in der Geschichte der Mennoniten. (Klappentext)
Manchmal kommt man zum Buche wie die Jungfrau zum Kind. Auf der Suche nach passenden Buchtiteln für eine Challenge stieß ich auch auf diesen definitiv abseits jeden Mainstreams publizierten Roman. Tatsächlich musste ich erst einmal nachforschen, wer oder was Mennoniten eigentlich sind. Wikipedia weiß hierzu:
"Mennoniten sind eine evangelische Freikirche, die auf die Täuferbewegungen der Reformationszeit zurückgeht. Verfolgungen und rechtliche Beschränkungen in Europa führten vor allem zwischen etwa 1715 und 1815 zur Auswanderung von Mennoniten und anderen Täufern nach Osteuropa und Nordamerika. (...) Die an der Weichsel lebenden Mennoniten kamen nach der Ersten Teilung Polens 1772 unter preußische Herrschaft, was vor allem wegen des preußischen Militärdiensts zum Problem wurde. Viele wanderten so ab 1789 nach Neurussland und später von dort auch in andere Teile Russlands aus, wo sie zu einer ethno-religiösen Gruppe, den Russlandmennoniten, wurden. (...) Von den Russlandmennoniten leben heute nur noch wenige in Russland (...) Bereits in den 1920er und 1930er Jahren und wieder nach 1945 verließen mehrere tausend russlanddeutsche Mennoniten Russland und gingen meistenteils nach Kanada und Lateinamerika. Besonders viele Menschenleben forderten der Große Terror unter Stalin in den 1930er Jahren. Viele russlanddeutsche Mennoniten wurden verhaftet, misshandelt, ermordet oder in Arbeitslager deportiert, wo viele grausam umkamen."
Diesen recht umfangreichen Absatz setze ich hier bewusst voraus, weil der Roman genau da einsetzt und diese Gegebenheiten offenbar als bekannt voraussetzt. Erzählt wird aus der Ich-Perspektive der zu Beginn 16jährigen Anna, die im Oktober 1929 mit ihren Eltern und ihrer Schwester in einer monatelangen Reise aus Russland über Deutschland nach Paraguay auswandert. Ihr Ziel ist eine provisorische Siedlung im westlichen Chaco, einem paraguayischen Landstrich, gekennzeichnet durch Trockenwälder und Dornbuschsavannen sowie ein tropsiches bis subtropisches Klima. Temperaturen über 40 Grad im feucht-heißen Sommer und häufige Dürreperioden im mäßig warmen Winter lassen die Versuche, in dem Landstrich die überlebensnotwendige Landwirtschaft zu betreiben, zu einer Herausforderung werden. Harte Arbeit, lange Tage und wenig Zeit für Müßiggang - so sieht das Leben fortan aus.
Aber die Mennoniten leben dort autark, ohne jede Berührung mit den Indianern (steht so im Buch) oder den Paraguayern. Sie haben eigene Schulen, in denen Deutsch als Unterrichtssprache gesprochen wird, das Recht auf Religionsfreiheit und eine Befreiung vom Militärdienst. Und damit eine Möglichkeit, an ihren Traditionen und Werten festzuhalten. Anna beschreibt den mühsamen Neubeginn, die ersten Erfolge, die wiederkehrenden Rückschläge. Wie nebenher erfährt man beim Lesen von der Bedeutung des Glaubens, dem Gottesgehorsam und dem blinden Vertrauen in Gott, was auch Schicksalsschläge erträglich macht.
Nebenher erzählt Anna auch ihre eigene Familiengeschichte, wobei sie auf die Vergangenheit in Russland nur kurz und skizzenhaft eingeht. Für sie selbst ist die Umsiedlung nach Paraguay ein Neubeginn, dem sie gespannt entgegensieht. Ihre doch schon alten Eltern (der Vater ist zu Beginn 63 Jahre alt, die Mutter 60) sehen in der Umsiedlung eine Möglichkeit, endlich in Ruhe ihren Vorstellungen entsprechend leben zu können, aber eben auch eine Entwurzelung.
Als Anna kurz nach der Ankunft ihren späteren Mann Jakob kennenlernt, geht sie geradlinig und energisch ihren Weg. Sie lässt sich nicht entmutigen, komme was da wolle, und gründet mit ihrem Mann eine Familie. Anna hält Haus und Hof in Ordnung und gibt ihrem Mann den Rückhalt, den er zuweilen benötigt. So z.B. zur Zeit des Zweiten Weltkriegs, als Jakob an den pazifistischen Wurzeln der Mennoniten festhält und damit in Konflikt gerät mit anderen Siedlern, die Hitlerdeutschland unterstützen wollen - u.a. im Kampf gegen das verhasste Russland. Etliche Söhne der Siedler sind bereits als Freiwillige unterwegs nach Deutschland, um dort den Militärdienst anzutreten.
Der Roman begleitet Anna bis ins hohe Alter durch ihr hartes Leben, das sie jedoch bereitwillig annimmt - aufkommende Zweifel werden mit dem festen Gottesglauben und der Liebe zu Jakob schnell weggewischt. Die Rollenverteilung der Geschlechter ist klar geregelt - sie muss mir nicht gefallen, ist aber allein aufgrund der Ordnung der Freikirche und der damaligen Zeit auch wohl nicht anders zu erwarten.
Bei allem interessanten Wissen, das hier wie nebenher vermittelt wird, blieben mir die Charaktere und selbst Anna doch größtenteils fremd. Ich konnte oftmals weder das Denken noch das Fühlen nachvollziehen, kann aber die große Stärke Annas respektieren. Insgesamt empfand ich das Lesen in Anlehnung an die Lebensverhältnisse dort im paraguayischen Chaco doch als eher mühsam. Dazu beigetragen haben sicher auch die zahlreichen Fehler in Rechtschreibung und Zeichensetzung, die vom Lektorat wohl übersehen wurden.
Dennoch bereue ich das Lesen des Romans nicht, bietet er doch interessante Einblicke in eine Lebensweise, die ich bisher nicht kannte, und ein geografisches Gebiet, das mir bislang ebenfalls unbekannt war. Wieder was gelernt...
© Parden
- Miriam Toews
Die Aussprache
(18)Aktuelle Rezension von: schokoloko29In einem mennotischen Dorf in Kanada wurden kleine Kinder und Frauen mit einem Belladonnaspray betäubt und vergewaltigt. Es kam zu Fehlgeburten und Frauen wachten beschmiert mit Kot, Sperma und Blut auf. Der oberste war der Meinung, dass es Satan war, der die Frauen für die "unzüchtigen" Gedanken bestraft. Bis Frauen einen Mann erwischt haben wie er bewaffnet mit einem Belladonnaspray in ein Haus eindrang. Sie stellten ihn zur Rede und er gab seine Taten zu und schuldigte sieben weitere Männer. Es kam zu Selbstjustiz ( Frauen bedrohten Männer und wollten sie mit einer Peitsche schlagen), so dass der Oberste der Gemeinschaft einschied diese Männer ins Gefängnis zu bringen, wo ihnen der Prozess gemacht wird. Die Frauen haben 48 Stunden Zeit sich zu entscheiden. Ihre Religion wünscht sich, dass sie die Männern vergibt. Doch die Frage steht im Raum, ob das mögliche ist. Aus diesem Grund beratschlagen die Frauen drei Optionen entweder Nichtstun, Bleiben und Kämpfen oder Gehen.
Meine Meinung:Die Sprache des Buches ist sehr ruhig, sehr klar und einfach gehalten. Es wird aus der Perspektive von August Epp geschrieben, der die Dialoge der Frauen protokolliert. Aus diesem Grund ist der Leser nicht so stark emotional involviert, als wenn es aus der Sicht einer Frau geschrieben ist.Ich benötigte einige Zeit, um mit dem Buch warm zu werden. Doch es ist sehr leise, aber wirklich sehr gut geschrieben.
Aus diesem Grund kann ich das Buch sehr empfehlen.
- Charlotte Hofmann-Hege
Alles kann ein Herz ertragen
(7)Aktuelle Rezension von: NelingEine sehr bewegende Biographie über eine Frau, die ein unermesslich schweres Schicksal erleiden musste und wie Gott sie hindurchtrug.
Inhalt:Elisabeth ist aus einer Mennonitenfamilie. Früh verliert sie erst ihre Mutter , dann ihren Vater . Mit 15 reist sie im Frühjahr 1912 mit der Familie ihres Onkels nach Russland. „Es ist ein wunderbares Land“, schreibt sie in ihrem ersten Brief - nicht ahnend, dass sie ihre Heimat erst nach 55 Jahren wiedersehen sollte. Sie wird ein Opfer der politischen Umwälzungen in Russland, muss unter anderem mehr als dreißig Jahre in sibirischer Verbannung leben. Dieses Buch erzählt darüber, was sie alles an Schwerem erleiden musste, aber auch wie Gott sie hindurchtrug.
Meine Meinung:Dieses Buch hat mich sehr mitgenommen, denn es ist sehr traurig. An Hand von Briefen wird das Leben der Elisabeth Thießen nachempfunden. Beim Lesen fragte ich mich mehrmals wie ein Mensch, all dies ertragen kann. Diese ganze Not war wirklich herzzerreißend. Aber es ist wirklich packend geschrieben und nicht rührselig, sondern teilweise fast nüchtern.Sehr angesprochen haben mich auch die Zitate, die jeweils über den Kapiteln standen und immer sehr passend waren.Ich habe durch das Lesen des Buches auch in geschichtlicher Hinsicht viel Neues erfahren, grade was die Oktoberrevolution und Stalin betraf. Das ist wie Geschichtsunterricht, der an dem Schicksal E. Thießens lebendig wird.
Von daher kann ich das Buch nur jedem empfehlen, der auch Bücher abseits des Mainstreams liest und schwere Themen nicht scheut oder mehr über dieses schwere Zeit erfahren möchte.Die Haltung der E. Thießen hat mich sehr beeindruckt. Darum bekommt dieses Buch 5 wohlverdiente Sterne!
- Hedwig Rossow
Mama Shekinah
(6)Aktuelle Rezension von: AleksandraKlappentext: Auf dem Weg in den Süd-Sudan wird das Missionarsehepaar Hedi und Colin von Kindersoldaten angegriffen! Colin stirbt in den Armen seiner schwangeren Frau Hedi, für die eine Welt zusammenbricht. Aber Gott hilft ihr durch die Zeiten der Trauer und sie bringt ihre Tochter Shekinah gesund zur Welt. Und noch mehr: Gott öffnet ihr Herz für die Menschen im Süd-Sudan und Hedi macht sich auf, Gottes Liebe dorthin zu bringen, wo sie ihre eigene Liebe verloren hat. Völlig unerwartet findet sich dort dann auch noch eine neue Familie! Eine wunderbare Geschichte über Tod, die Kraft der Liebe, Vergebung und neues Leben.
Das Cover ist in den typischen Orangetönen, Hedi ganz groß. so wie sie als Person auch ist, gehobenen Kopfes Richtung Himmel, nehme an betend, so wie sie es ihr Leben lang macht. Im Hintergund ein trokener Baum als Symbol für Afrika.
Das Buch wurde in einem angenehmen, gut und schnell lesbaren Stil geschrieben. Die Kapitel waren genau perfekt, fingen neu an und schliessten sich perfekt ab.
Die Schriftstellerin oder Hauptprotagonistin selbst ist eine Frau, die man sehr schnell lieben lernt. Oft hatte ich das Gefühl, dass ihre Liebe durch die geschriebenen Seiten zu mir kommt.
Der Aufbau der Geschichte selbst ist so, wie man sich nur wünschen kann. Anfangs kurz in der Geschichte eingetaucht und das Wesentlich über die Mennoniten erklärt. Meiner Meinung nach vollkommen genug und interessant!
Viele Sachen wusste ich nicht, bevor ich dieses Buch gelesen habe. Nichts über die Mennoniten, nicht so viel über die Missionarsarbeit. Noch weniger über die Kindersoldaten. Vieles erschütterte mich und bewegte mich sehr. Aber am meisten hat mich Hedi beeindruckt. Ihre wundervolle Art, ihr Mut, ihre Suche nach den Aufgaben. Wieviel hat sie nur geopfert um den Menschen zu helfen? Überall wo sie hingekommen ist, hat sie Liebe und Hoffnung gesät. Ihr unerschütterlicher Glaube hat mich empfindlich gemacht. Ihre Aussagen, daß Gott uns alle liebt, auch mit den schrecklichsten Geheimnissen, Erlebnissen, Taten und Eigenschaft, hat mich zum Weinen und Nachdenken gebracht ....
Ich bin überglücklich dieses Buch gelesen zu haben und ich würde es jedem empfehlen, denn wir alle kämpfen unsere Kämpfe im Leben und manchmal fällt uns das Weitermachen sehr schwer. Genau in solchen Situationen ist dieses Buch ein Licht ....
- Susanne Betz
Der elektrische Kuss
(12)Aktuelle Rezension von: itwt69Ein erfrischender Roman über die Entdeckung der Elektrizität und die Liebe. Auch das Leben der "Amish People" wird eindrucksvoll geschildert. Wohl dem, der nicht in eine Sekte hineingeboren wird. - Ulrike Renk
Die Heilerin
(22)Aktuelle Rezension von: brauchnixVon Ulrike Renk kannte ich bereits die Australien-Trilogie. Ich schätze an dieser Autorin sowohl die interessanten Fakten und Details, als auch die angenehme Personenbeschreibung und die Nähe, die zu den Charakteren entsteht. Auch, dass die Personen einen realen Hintergrund haben, tatsächlich gelebt haben, finde ich toll und ich war gespannt, wie mir denn eines ihrer frühen Werke - oder ist es sogar ihr erstes überhaupt – gefallen würde.
Erst war ich etwas überrascht, dass der Roman nicht wie von mir erwartet zum größten Teil in Amerika spielt, sondern ziemlich lange in Krefeld. Es ist ein Familienroman mit der zentralen Frauenfigur der Margaretha, die durch ihre Mutter zu einer heilenden Frau ausgebildet wird. Interessant war auch, dass sie den Mennoniten angehört, einer Glaubensrichtung, von der ich noch nicht so viele gelesen hatte. Wie viele kleinere Glaubensgruppen wird sie verfolgt und lebt am Rande der Gesellschaft.
Das Buch ist ziemlich dick und es besticht nicht durch atemlose Spannung – wie eigentlich keines von Renks Büchern – sondern durch eine ruhige aber durchaus intensive Erzählweise. Es geht hier nicht darum, den Leser zum Durchrasen des Buches zu bringen sondern man kann sich mit der Zeit und den Menschen auseinandersetzen und erfährt einiges Neues.
Schöner historischer Roman.
- Krystyna Kuhn
Engelshaar
(14)Aktuelle Rezension von: buecher_liebe21Das Buchcover in der Weltbild-Ausgabe passt zum Inhalt des Buches, verrät aber nicht zu viel. Mir persönlich gefällt dieses Cover sogar besser, als das Original.
Ich kam gut in die Geschichte hinein, da der Schreibstil der Autorin sehr angenehm ist, wodurch sich das ganze Buch einfach und schnell lesen lässt. Mir gefielen die hin und wieder humorvollen Stellen, die im Buch auftauchten, wirklich gut. Sie haben die Geschichte aufgelockert und brachten mich immer wieder zum grinsen.
Die Geschichte ist von der ersten Seite an interessant geschrieben und auch Spannung baute sich auf, sodass ich immer weiter lesen wollte. Zur Mitte des Buches hin flaute die Spannung etwas ab, wobei aber eine unterschwellige immer noch vorhanden war. Zum Ende hin rätselte man immer mehr mit, wer denn nun der wahre Täter war. Man wurde oft auf die falsche Fährte geführt, was die Geschichte aber umso interessanter machte. Die Spuren verloren sich immer wieder, man befürchtete schon, dass sich der Fall nie aufklären würde, doch die Ermittler fanden dann doch immer etwas. Ich hatte zwar eine Vermutung, wer der Täter war, doch wer wirklich dahintersteckte und was die Person alles getan hatte, da wäre ich nicht drauf gekommen.
Was mir bei diesem Kriminalroman besonders gut gefiel, war, dass das Ermittlerteam nicht die typische polizeiliche Ermittlungsarbeit ausführte, sondern Methoden der Kriminalpsychologie anwendete. Die Ermittler versuchten, die Psyche des Täters und des Opfers zu verstehen, um so den Fall aufzuklären. Das machte das Buch für mich viel interessanter, da mich Psychologie sehr interessiert. Die Autorin hat sich sehr gut über Kriminalpsychologie informiert, auch über die Religion, die in diesem Buch stark vertreten ist, hat sie sehr gut recherchiert, wodurch man als Leser wiederum auch alles verstanden hat, was die Autorin schrieb.
Was mir auch sehr gut gefiel, war, dass die Geschichte in und um Frankfurt spielt. Dadurch fühlte man sich mehr an der Geschichte dran.
Die Protagonisten in der Geschichte hatten alle ihre eigene Persönlichkeit, die Anzahl der Protagonisten war noch in Ordnung. Bei einem Kriminalroman ist es üblich, dass es mehr Protagonisten gibt, wegen dem Ermittlerteam und die restlichen Charaktere hielten sich von der Anzahl noch im Rahmen. Hannah Roosen ist die Hauptprotagonistin und war mir wirklich sympathisch. Ich konnte sie gut nachvollziehen und mochte sie als Hauptprotagonistin. Die anderen Charaktere waren mir mehr oder weniger auch sympathisch. Doch einen Protagonisten gab es, den ich nicht so gut leiden konnte. Ron, einer der Ermittler, schien ständig nervös zu sein und war manchmal ganz schön nervig, doch das hatte auch seinen Grund, wie sich im Laufe des Buches herausstellte. Was mir auch sehr gut gefiel, war die Entwicklung der Protagonisten, die im Laufe des Buches stattfand.
Die Kapitel sind unterschiedlich lang, mal kürzer, mal länger, doch sie haben immer eine angemessene Länge, sodass sich die Geschichte angenehm lesen lässt.
Die Erzählperspektive wurde aus der Ich-Perspektive von der Hauptprotagonistin, Hannah Roosen, geschrieben. Dadurch war man mehr am Geschehen dran, wodurch man das Gefühl bekam, man wäre selbst Hannah und würde das alles miterleben. Ich konnte so mit ihr mitfühlen und -fiebern, rätselte mit ihr, was wirklich passiert war und was hinter allem steckte und wurde von der Geschichte geradezu mitgezogen, als wäre ich dabei.
Alles in allem hat mir das Buch wirklich gut gefallen, es war interessant und spannend, sodass ich immer weiter lesen wollte. Trotz der vielen Informationen, die man als Leser bekam, hat man alles verstanden und konnte es nachvollziehen. Kriminalroman-Leser kann ich das Buch auf jeden Fall weiterempfehlen und jedem, der einfach mal einen etwas anderen Kriminalroman lesen möchte. Das Buch bekommt von mir gute vier Sterne. Die anderen Bücher von der Autorin möchte ich auch unbedingt lesen. - Dr. Erich Wentscher
Archiv Für Sippenforschung Und Alle Verwandten Gebiete. 13. Jahrgang, 1936.
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