Bücher mit dem Tag "mfs"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "mfs" gekennzeichnet haben.

36 Bücher

  1. Cover des Buches Winter im Sommer – Frühling im Herbst (ISBN: 9783570554951)
    Joachim Gauck

    Winter im Sommer – Frühling im Herbst

     (41)
    Aktuelle Rezension von: beccaris

    Wenn man das Buch zu Ende gelesen hat, bleibt ein starker Eindruck von Achtung für diesen couragierten und charakterfesten Mann. Seine Erzählungen über die diktatorischen Machenschaften der SED, geben auf sehr eindrucksvolle Weise wieder, unter welchen erniedrigenden Bedingungen ein paar Millionen Menschen während rund 50 Jahren in der DDR lebten. Was es bedeutet, vom Staat entmündigt zu sein, weder Reise-, Glaubens- noch Meinungsfreiheit zu haben, das können wir, die in einem Rechtsstaat leben, uns nur schwer vorstellen.

    Viele Familien wurden bei der Teilung Deutschlands und dem Mauerbau 1961 auseinander gerissen und hatten jahrelang keinen Kontakt mehr zu ihren Verwandten. Die Zerrissenheit der im Ostblock Gebliebenen und derer, die den Mut zur Flucht gehabt haben, zeigt, mit welchen inneren und äusseren Widerständen sich die Bürger auseinanderzusetzen hatten. Viele Menschen und darunter einige öffentliche Persönlichkeiten, wie auch Joachim Gauck, haben den Mut gehabt, sich gegen das Unrecht zu wehren und den Schritt nach vorne zu wagen. Wenn man weiss, dass die Staatssicherheit mit äusserst perfiden und rücksichtslosen Methoden gegen Dissidenten vorging, dann empfindet man für die Zivilcourage der vielen friedlichen Demonstranten Hochachtung und grossen Respekt.

    Für viele mag die erlangte Freiheit nach 1989 ein Segen sein, einige wünschen sich die vergangenen Zeiten zurück. Der individuelle Anspruch auf Eigenverantwortlichkeit, die Angst vor Veränderung, aber auch persönliche Entschlossenheit und Tatkraft sind eben sehr unterschiedlich. Die Aufarbeitung der Stasi-Akten und der damit verbundene grosse administrative Aufwand der Behörden mag bei vielen Bürgern auf Kritik stossen, doch ist sie ein wesentlicher Beitrag zur Versöhnung und Bewältigung der Vergangenheit.

  2. Cover des Buches Die Toten von Marnow (ISBN: 9783839817667)
    Holger Karsten Schmidt

    Die Toten von Marnow

     (7)
    Aktuelle Rezension von: Rose75

    Dieses Buch habe ich schon länger im Auge, weil ich das Cover sehr gelungen finde.  Der Klappentext hat einen interessanten Hintergrund versprochen und im Nachhinein auch gehalten.  Krimis mit historischen und gesellschaftsrelevanten Themen lese ich grundsätzlich sehr gerne.

    Es beginnt mit ganz normalen Mordermittlungen.  Der Familienvater Frank Elling und die kühle Außenseiterin Lona Mendt gehen den ersten Spuren nach und schon früh am Anfang wird Elling in eine missliche Lage gebracht.  Es gibt weitere Tote und alles scheint recht verworren.  Im Verlauf der Handlung ergibt sich ein Bild, dass weit in  die Zeit der DDR zurückreicht.

    Die privaten Hintergründe der  Figuren Elling und Mendt werden sehr ausführlich vorgestellt und daher gehe ich davon aus, dass hier weitere Bände folgen werden.  Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich die Reihe weiterverfolgen werde.   Beide Protagonisten waren zwar interessant, aber nicht wirklich sympathisch oder irgendwie speziell in ihrer Art. 

    Holger Karsten Schmidt ist Drehbuchautor und das spürt man auch in der Handlung.  Sie ist aufgebaut wie ein klassischer deutscher Fernsehkrimi.   

    David Nathan hat gewohnt gut vorgelesen.  Ich mag seine Stimme sehr gerne 

  3. Cover des Buches Fliehganzleis (ISBN: 9783839210123)
    Friederike Schmöe

    Fliehganzleis

     (45)
    Aktuelle Rezension von: IchLeseGerneUndDu

    Der zweite Band der Kea Laverde Reihe umfasst zwei Handlungsstränge. Zum Einen ist es die Flucht eines Mödchens aus der DDR, und im Zweiten sind es die Ermittlungen im hier und heute. Die Autorin verbindet beide Stränge sehr gut, so dass auch diese Fortsetzung mit der Ghostwriterin spannend und unterhaltsam ist. Es gab leider auch ein paar Hänger, die den Verlauf der Geschichte etwas träger gemacht haben.

    Ich bin schon sehr auf die Nachfolgebände gespannt.

  4. Cover des Buches Ich schlage vor, dass wir uns küssen (ISBN: 9783888976056)
    Rayk Wieland

    Ich schlage vor, dass wir uns küssen

     (26)
    Aktuelle Rezension von: Felice
    Schon der einleitende Satz sagt alles über das Buch: es ist so realistisch wie es die DDR war.
    Als "Wessi" kann man nur den Kopf schütteln und sagen: kann das alles wahr sein?
    Die Stasi wurde durch eine Kleinigkeit auf einen jugendlichen Ost-Berliner aufmerksam und nimmt fortan sein Leben genau unter die Lupe. Briefe, die er zu seiner Freundin nach München schreibt, werden abgefangen und sozialistisch interpretiert. Von all dem hat er keine Ahnung und ist umso erstaunter, als er zwanzig Jahre nach der Wende aufgefordert wird, aus seinen "Werken" zu lesen. Da er sich nicht erinnert, je schriftstellerisch tätig gewesen zu sein, beginnt er nachzuforschen und gerät sogar in eine "Rückführung", die ihm beim Erinnern helfen soll.
    Er berichtet von seiner Jugend, wie er die Wende erlebte und was er von dieser "Autorenlesung" hält. Nebenbei wird noch ein sozialistisches Gemälde, das im inneren Deckel abgebildet ist, analysiert.
    Amysant und aufschlussreich.
    Wie nah an der Realität angesiedelt kann ich leider nicht beurteilen.
  5. Cover des Buches Zeugin der Toten (ISBN: 9783548289885)
    Elisabeth Herrmann

    Zeugin der Toten

     (169)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Auf Rügen gab es ein Kinderheim der DDR. Eines Nachts kommt wieder ein kleines Mädchen und man stülpt ihm eine neue Identität über. Die Geschichte ihrer Eltern, ihres Lebens wird umgeschrieben. Viele Jahre später ist Judith Keppler Cleanerin. Sie reinigt Wohnungen von Toten und macht hierbei einen Fund, der ihr Leben für immer verändern wird. Die Wohnung der toten Frau die sie gereinigt hat, hat mit ihr und ihrer Vergangenheit zu tun. Zur selben Zeit versucht der ehemalige Quirin Kaiserlay, er ist ehemaliger BND-Agent und hat jemanden an der Hand, der brisante Informationen besitzt und das könnte einiges aufwirbeln. Als Kaiserlay in einer bekannten Politshow zu Gast ist, will er alles auffliegen lassen und einen Teil der DDR Geschichte in eine anderes Licht rücken und ehemalige Spitzel und Mitarbeiter enttarnen. Aber seine Quelle meldet sich nicht und wird dann tot aufgefunden. Hier kreuzen sich die Wege von Quirin und Judith und beide müssen um ihr Leben fürchten, denn die Gegner von einst, sind auch heute noch aktiv und wollen um jeden Preis verhindern, dass die Mikrofilme entdeckt werden, die es angeblich gibt. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt und ums eigene überleben. Elisabeth Hermann ist ein perfekter Spionagethriller gelungen, der mit seinen überraschenden Wendungen verblüfft und einen Teil der Deutschen Geschichte wieder aufleben lässt.

  6. Cover des Buches Stasi-Kinder (ISBN: 9783548611693)
    Ruth Hoffmann

    Stasi-Kinder

     (5)
    Aktuelle Rezension von: MissWhitey
    Das Buch ist wirklich interessant. Verschiedene Menschen berichten aus ihrer Kindheit in der DDR. Sie haben alle eins gemeinsam: Ihre Eltern waren bei der Stasi. Das Buch gibt Einblicke in das, oft sehr strenge, Elternhaus, was es für Privilegien für Mitglieder des MfS gab und vieles mehr. Man erfährt, dass die Kinder oft gar nicht oder nur wenig darüber wussten, welche Tätigkeit ihre Eltern nachgingen. Man erhält viele Informationen, wie das Konstrukt Stasi aufgebaut war z.B, dass es Abteilungen gab um die Mitglieder der eigenen Reihen zu kontrollieren. Da ich mich vorher noch nie wirklich mit dem Thema Stasi auseinander gesetzt hatte, habe ich durch dieses Buch viel neues erfahren. Einziger Kritikpunkt ist für mich, dass die Geschichten der Personen immer in Teilstücken erzählt werden. Dadurch kam ich öfters durcheinander und musste wieder zurückblättern, um mir in Erinnerung zu rufen was nochmal davor passiert war.
  7. Cover des Buches Kranichland (ISBN: 9783499274015)
    Anja Baumheier

    Kranichland

     (110)
    Aktuelle Rezension von: EmmaWinter

    Kranichland ist ein Sehnsuchtsland; dorthin ziehen die Kraniche im Herbst und Marlene beneidet sie um diese Freiheit. Sie hat 1968 in Ost-Berlin nicht die Möglichkeit zu reisen, wohin sie möchte. Gemeinsam mit ihrem Freund Wieland plant sie die Flucht über Prag, dort werden sie jedoch von der Stasi abgefangen. 

    Die Autorin öffnet ein Nähkästchen voller Geheimnisse und Schweigen in einer Familie, die an den sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaat glauben möchte, jedoch letztlich daran zerbricht. Erst mit der Enkelgeneration wird das Schweigen gebrochen und nun müssen alle mit den Scherben leben. Dem Genre wird der Roman gerecht, er unterhält und hat durchaus spannende Momente. Leider hatte er für mich aber auch einige Schwächen. Die Charaktere sind recht platt und klischeehaft. Ich konnte mit keiner Figur richtig mitfiebern, sie blieben mir fremd. Es passiert viel, was ohne Bezug zur Handlung bleibt und dann einfach im Sande verläuft. Außerdem waren einige Szenen und Charaktere einfach nicht glaubhaft, da wird der gute Wille schon sehr strapaziert.

    Interessant sind die Bezüge zur Geschichte der DDR, Fluchtversuch, Austausch politischer Gefangener etc. Das wird gut vermittelt. Von einer Bekannten habe ich mir sagen lassen, dass auch die häufig erwähnten Einrichtungsgegenstände absolut typisch gewesen seien, die hätten ihre Eltern auch gehabt, u. a. das Pastellgemälde des Wiener Schokoladenmädchens oder eine Vase aus Meißner Porzellan. Diese Objekte spielen im Roman eine wichtige Rolle und gerade die Symbolik der Vase ist wirklich gut gemacht.

    Alles in allem ein Unterhaltungsroman, der mir etwas zu "leicht" in der Sprache war, stellenweise einfach unglaubwürdig und mit Geheimnissen und Verschwiegenheit überfrachtet. Geschmäcker sind bekanntlich verschieden und dieser Roman hat eine große Fangemeinde. Mir hat "Die Erfindung der Sprache" von der Autorin wesentlich besser gefallen, das Buch kann ich sehr empfehlen, es ist völlig anders geschrieben. 

  8. Cover des Buches Feind des Volkes (ISBN: 9783423220606)
    Frank Goldammer

    Feind des Volkes

     (29)
    Aktuelle Rezension von: Krautgaernter

    Ich mag die gesamte Krimireihe sehr gerne, da sie die nicht nur spannende Kriminalfälle liefert, sondern im Verlauf die geschichtliche Entwicklung in Dresden vermittelt.

    Die letzte Band dieser Reihe steht ihren Vorgängern in nichts nach. Ein interessanter und verwinkelter Fall erwartet den Leser wie auch die Auflösung wie sich Hellers Privatleben entwickelt. Insgesamt ein schöner Abschluss mit dem alternden Kriminalkommissar, wobei das Ende etwas melancholisch ist und etwas traurig.

    Sehr authentisch und gut gemacht

  9. Cover des Buches Die vergessenen Opfer der Mauer (ISBN: 9783548608839)
  10. Cover des Buches Spion ohne Grenzen (ISBN: 9783492057936)
  11. Cover des Buches Der Würger von Plauen (ISBN: 9783426778647)
  12. Cover des Buches Lautloser Terror (ISBN: 9783861898160)
  13. Cover des Buches Honeckers Erben (ISBN: 9783549073292)
  14. Cover des Buches Die RAF und das MfS (ISBN: 9783360010902)
  15. Cover des Buches Einstrich – Keinstrich (ISBN: 9783462400236)
  16. Cover des Buches WIR LIQUIDIEREN!: Auftragstötungen im deutsch-deutschen Grenzgebiet (ISBN: 9781980609377)
    Michael Dullau

    WIR LIQUIDIEREN!: Auftragstötungen im deutsch-deutschen Grenzgebiet

     (1)
    Aktuelle Rezension von: MeinLesezauber

    Cover:
    Das gesamte Buch hat einen schwarzen Hintergrund. der Name des Autors steht in weißer Schrift und sehr klein am oberen Buchrand. Umso mehr hervorgehoben der Titel des Buches, ebenfalls in weißen Buchstaben, aber in Großschrift. Mittig abgebildet ist ein Foto, darauf ersichtlich: scharfe Munition.

    Inhalt:
    Auch in dieser Rezension eines Buches von Michael Dullau möchte ich davon Abstand nehmen, die fünf geschilderten Fälle in diesem Buch näher zu beschreiben, da zwei in der Buchbeschreibung bereits Erwähnung gefunden haben. Es dürfte also jeden ersichtlich sein, worum es in diesem Buch geht.

    Nach Beendigung seiner Recherchen hat der Autor seine gesammelten Daten in Erzählungen zusammengeschrieben, um sie für den Leser greifbarer und verständlicher zu machen. Darüber hinaus hat er zu jedem Todesfall eine Nachbemerkung mit aufgenommen, die noch einmal alle Daten des Liquidierten zusammenfassen, aber auch die Ermittlungsarbeit seitens des ZERV.

    Fazit:
    Seit ich dieses Buch gelesen habe sind bereits einige Tage vergangen. Ich musste sehr viel über die einzelnen Fälle nachdenken und auch mit meinem Mitmenschen über dieses Buch reden.

    Innerhalb von zwei Tagen habe ich die 162 Seiten beendet. Sicherlich hätte ich diese auch innerhalb eines Tages lesen können, doch die fünf Fälle und der Verdachtsfall sollten nicht einfach runtergelesen werden. Dieses Buch ist ein Tatsachenbericht. Die Menschen die dort Erwähnung finden, gab es wirklich. Und das lässt mich wieder, so wie ich diese Zeilen schreibe, nachdenklich werden.

    Die Taten und Vergehen die dort beschrieben werden können nicht entschuldigt werden. Es ist unfassbar, erschreckend, enttäuschend und radikal. Es hat manches Mal das Buch absetzen lassen und in die Ferne schauen lassen. Die Erzählweisen und Dialoge sind vom Autor sind klar und verständlich. Er gewährt uns einen Blick "HINTER" Machenschafften.

    Ich muss 5 Sterne vergeben. Dieses Buch dient zur Aufklärungsarbeit. Es ist wie das Dritte Reich ein Teil unserer Geschichte, die auch noch gar nicht so weit zurückliegt.

  17. Cover des Buches Der Grenzgang (ISBN: 9783943760187)
  18. Cover des Buches Die Maulwürfe (ISBN: 9783800412853)
  19. Cover des Buches Rot macht tot (ISBN: 9783898414890)
  20. Cover des Buches Verschluss-Sache (ISBN: 9783360019448)
    Jan Eik

    Verschluss-Sache

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Jens65
    Die Autoren lüften den Vorhang einer geschlossenen DDR- Gesellschaft, berichten von deutsch-deutscher Geheimdiplomatie, erfundenen Attentaten, Machtkämpfen im Politbüro und diskretem Damenbesuch aus Bonn. Das Buch bietet spannende und auch skurrile Geschichten aus einem abgeschlossenen Kapitel deutscher Geschichte. Für ausgebildete und gelernte Ossis wie mich interessante Anekdoten aus 40 Jahre DDR - Geschichte - lesenswert.
  21. Cover des Buches Gefangen und freigetauscht (ISBN: 9783897735668)
  22. Cover des Buches Zersetzen (ISBN: 9783980492072)
  23. Cover des Buches Plötzlich und unerwartet … (ISBN: 9783958410046)
  24. Cover des Buches Überwachtes Deutschland (ISBN: 9783525300411)
    Josef Foschepoth

    Überwachtes Deutschland

     (2)
    Aktuelle Rezension von: sabisteb
    Gegenstand dieses Buches ist die Politikgeschichte, die Geschichte des Staates, insbesondere der Exekutive, konkret der Bundesregierung auf dem Politikfeld der inneren und äußeren Sicherheit am Beispiel der Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs in der Bundesrepublik zwischen 1949 und 1989. (S. 10) Aufgrund einer Sondergenehmigung durch das Bundesministerium des Innern wurde, nach erfolgter Sicherheitsüberprüfung durch den Verfassungsschutz, tatsächlich möglich, was zunächst nicht möglich zu sein schien. Der Autor bekam weitgehend ungehinderten Zugang zu den VS-Akten der Bundesregierung, mit Ausnahme der Akten der Geheimdienste (S. 13)

    Im Sommer 1963 [griffen die Leitmedien] den Staat erneut scharf an, als durch Indiskretionen bekannt wurde, dass das Bundesamt für Verfassungsschutz seit Jahren Telefone von Bundesbürgern abhören und deren Postsendungen öffnen ließ. Zur Umgehung des Grundgesetzes, das die Unverletzlichkeit des Post- und Telefongeheimnisses garantierte, bedienten sich die Verfassungsschützer der Alliierten, die aufgrund von weiter geltendem Besatzungsrecht an deutsches Recht nicht gebunden waren. Worin bestand der eigentliche Skandal? Im Abhören des Verfassungsschutzes?[…] In der Ausnutzung alliierter Vorbehaltsrechte zur Umgehung des Grundgesetzes? […] Als der für den Verfassungsschutz zuständige Bundesminister des Innern, Hermann Höcherl, von all dem nichts wusste oder nichts wissen wollte und kurz darauf, nach Beratung mit seinen Spitzenbeamten, alles »absolut rechtens fand, hatte die Bundesrepublik eine neue Affäre, die »Abhöraffäre« (S. 120)“.
    Die Überwachung des deutsch-deutschen Postverkehrs und von im lnland aufgegebenen Postsendungen durch den eigenen Staat wurde bewusst heruntergespielt, verneint oder sogar strikt geleugnet. (S. 11)

    Das kommt einem irgendwie bekannt vor. Ersetzt man „Indiskretion“ mit Edward Snowden, Sommer 1963 mit Sommer 2013 und Hermann Höcherl mit Angela Merkel, könnte dieser Abschnitt so heute in jeder Zeitung stehen. Was ist passiert? Wie kann es sein, dass sich die Geschichte 50 Jahre Später 1:1 wiederholt mit dem kleinen Unterschied, dass das Maß der Abhöraktionen seitdem exponentiell gestiegen ist?
    Heißt es nicht: „Die Grundrechte stehen […] über dem Staat und sind unmittelbar geltendes Recht, das alle drei Gewalten bindet. Aufgrund ihres vorstaatlichen und überpositiven Charakters dürfen und können sie durch keine Verfassungsänderung abgeschafft werden. (S. 11)“

    Die Realität sieht leider anders aus: „Der Staatsschutz, so die Begründung, sei ein höherwertiges Rechtsgut als das Grundrecht auf Unverletzlichkeit des Post- und Fernmeldegeheimnisses.“ (S. 9) Aus Siegerrecht wurde Besatzungsrecht, aus Besatzungsrecht wurde Vorbehaltsrecht, aus Vorbehaltsrecht wurde deutsches Recht und gesetzliche Verpflichtung der Bundesregierung, den Post- und Fernmeldeverkehr in der Bundesrepublik durch individuelle und allgemeine Überwachungsmaßnahmen auf Wunsch und im Interesse der Alliierten zu überwachen. (S. 196)

    Natürlich hat man dagegen vor dem Bundesverfassungsgericht geklagt:

    „Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum G 10-Gesetz war ein Urteil, das in Sachen Rechtsstaatlichkeit und Grundrechte deutlich hinter frühere Entscheidungen desselben Gerichts zurückfiel, indem es nicht mehr die Grundrechte als »höchstes Rechtsgut«, sondern den Staatsschutz als »überragendes Rechtsgut« definierte, »zu dessen wirksamem Schutz Grundrechte, soweit unbedingt erforderlich, eingeschränkt werden können« (S. 199)
    Noch zweimal war die G10-Gesetzgebung Gegenstand höchstrichterlicher Entscheidungen. 1978 wurde der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg, 1984 erneut das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe angerufen (S. 206)

    Gebracht hat es letztendlich nichts.

    Im Gegenteil, die Bundesregierung war/ist jetzt neben der Zusatzvereinbarung zum NATO-Truppenstatut auch durch das G 10-Gesetz und eine geheime Zusatzvereinbarung, die hier [in diesem Buch] erstmals veröffentlicht wird, weiterhin verpflichtet, die Überwachungswünsche der alliierten Nachrichtendienste so weit wie möglich zu erfüllen. (S. 15)

    Haben die Drei Mächte auf ihre über das Besatzungsrecht, das Vorbehaltsrecht, das Vertragsrecht, das deutsche Recht und Verfassungsrecht immer wieder fortgeschriebenen Rechte zur Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs bei den Zwei-Plus-Vier-Verhandlungen verzichtet? […] Nein. Die geheime Zusatzvereinbarung zur Ausführung des G 10-Gesetzes von 1968 zwischen den drei Westmächten und der Bundesregierung wurde nicht aufgehoben, sondern blieb weiterhin in Kraft. (S. 17)
    Bis heute weigern sich das Bundesamt für Verfassungsschutz und der Bundesnachrichtendienst, Quellen für eine nicht in ihrem Auftrag durchgeführte historische Forschung freizugeben.
    (S. 16)
    Was war dies für ein Staat, der dem Aufbau eines starken Staates höchste Priorität einräumte und den Staatsschutz gegenüber den Grundrechten als höherwertiges Rechtsgut definierte? (S. 17)

    Und es wird noch schlimmer:

    Nach dem »Secret Memorandum« sollten Mitarbeiter und Informanten westlicher Geheimdienste vor einer Strafverfolgung durch deutsche Behörden geschützt und Mitglieder gegnerischer Geheimdienste oder Personen, die eine Bedrohung für die Sicherheit der Stationierungsstreitkräfte darstellten, möglichst schnell den Alliierten übergeben werden. (S. 45)

    Der hohe Anteil der Fernschreibleitungen in das westliche Ausland zeigt, dass die Amerikaner nicht nur die Feinde, sondern auch die Freunde überwachten und nicht nur an politischen und militärischen, sondern auch an wirtschaftlichen Informationen interessiert waren.
    (S. 55)

    Die konstante Weigerung der amerikanischen Behörden, ihre Überwachungen zu beschränken oder gar zu reduzieren, machte daher den Westdeutschen besonders »große Sorgen« […]Politiker protestierten und betonten, die alliierte Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs sei mit dem Grundgesetz nicht vereinbar (S. 57) 7. Mai 1958 […]. Die USA bestanden darauf, auch weiterhin internationale Durchgangsleitungen zwischen Ost- und Westeuropa, zwischen der Bundesrepublik und dem Westen Europas sowie bestimmte Leitungen in der Bundesrepublik zu strategischen Zwecken allgemein überwachen zu können. (S. 60)

    Und das tun sie noch immer!

    Es ist jedoch nicht so, dass man nun der NSA den Schwarzen Peter zustecken kann. Das ist alles so gewollt. Die Bundesregierung kann das Volk nicht selber aushorchen. Die Politiker, allen voran erneut die SPD (welche Überraschung), haben immer darauf beharrt, dass die Vorbehaltsrechte erhalten bleiben, um auf Basis der Ausnutzung alliierter Vorbehaltsrechte das Grundgesetz zu umgehen (S. 120). Unsere Regierung hat uns verraten, schon immer und auch diesmal werden sie keinen Finger rühren, diese Verträge endlich aufzukündigen, weil sie das nicht wollen! Weil diese Konstrukte in ihrem Interesse bzw. dem der Geheimdienste ist. Die sitzen das aus wie 1963. Scheigen, leugnen und abwiegeln. Dafür hat Snowden sein Leben riskiert.
    Deutschland ist ein Vasallenstaat der USA, wie die DDR ein Vasallenstaat der UDSSR war, aber Deutschland, bzw. die BRD, war es freiwillig! Der Vergleich der Bespitzelung Ost und West ist schockierend. Die Wahrscheinlichkeit in der DDR unbelauscht zu telefonieren war deutlich größer als in der BRD, weil es der Stasi einfach an Geld und Technologie fehlte. Der Ostblock spielte, wie es bei Schachspielern üblich ist, mit offenen Karten. Man wusste, man wird bespitzelt und konnte Vorkehrungen treffen. Der Westen mit seiner Pokermentalität verschwieg sogar das, leugnete es und log und lügt den Bürgern weiterhin frech ins Gesicht. Wenn die DDR als Überwachungsstaat gilt, was bitte ist dann die BRD gewesen und was ist Deutschland heute?
    Das Buch raubt einem sämtliche Illusionen. Es ist tatsächlich rechtens, dass der BND jeden einzelnen von uns täglich bespitzelt und das bereits seit dem Ende des zweiten Weltkriegs. Wir wissen es nun und können uns schützen, so wie früher die Bürger der DDR. Wer darauf hofft, dass der deutsche Staat seine Bürger schützen wird, ist verloren. Es bleibt nur eines: verschlüsseln (was wenn es ernst wird nutzlos ist, weil alle Betriebssysteme Lücken für die Geheimdienste haben), von Hand schreiben und persönlich übergeben, bar zahlen, sich anonyme Sim Karten übers Netz besorgen und falsche Informationen streuen. Dem Staat kann und konnte man nie trauen und das wird sich auch nach den Snowden Enthüllungen nicht ändern. Das Leben in der DDR war bis auf die Reisebeschränkungen, was Bespitzelungen angeht anscheinend freier als jenes in der BRD, eine schockierende und extrem ernüchternde Erkenntnis. Das in Kombination mit den Theorien in Schirrmachers Ego und man kann nur noch empfehlen sich dem System wo nur möglich zu entziehen.

    Kleine Kritik am Rande, für die ich, wenn der Inhalt nicht so brisant und teils wirklich neu und aktuelle wäre, einen Punkt abziehen würde. Der Autor wiederholt sich häufig. Wenn man das Buch an einem Stück liest, nervt dieses ständige Wiederkäuen, das wohl den Lerneffekt verbessern soll, ungemein. Da das Buch jedoch höchstwahrscheinlich als Begleitlektüre für die entsprechende Vorlesung an der Uni Freiburg gedacht ist, und die Kapitel somit auch autark funktionieren müssen, ohne dass man die Informationen der vorherigen Kapitel kennt, ist das verschmerzbar.

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