Bücher mit dem Tag "militärputsch"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "militärputsch" gekennzeichnet haben.

22 Bücher

  1. Cover des Buches Das Geisterhaus (ISBN: 9783518472668)
    Isabel Allende

    Das Geisterhaus

     (825)
    Aktuelle Rezension von: Duenenwind

    Isabel Allende erzählt in diesem faszinierenden Epos die bewegte, bewegende und wechselvolle Geschichte der Familie des chilenischen Patriarchen Esteban Trueba und seiner hellsichtigen Frau Clara. Dabei gelingt es ihr meisterhaft, persönliche Schicksale und politische Gewalt miteinander zu verweben. Allendes atemberaubende Fabulierkunst nimmt uns und lässt uns in die tiefsten Abgründe der menschlichen Existenz eintauchen.

    Besonders beeindruckend für mich ist der hinreißende Erzählstil der Autorin. Mit Leidenschaft, Humor und Zärtlichkeit erweckt Allende ihre Figuren zum Leben. Sie entwirft das bunte Bild einer Familie über vier Generationen hinweg. 'Das Geisterhaus' ist wie eine geballte Ladung menschlicher Emotionen, das den Leser von der ersten Seite an fesselt und nicht mehr loslässt.

    Allende ist auch eine sensible Beobachterin der Gesellschaft. So spielen auch politische Unruhen, soziale Ungerechtigkeiten und der Kampf um Freiheit und Gerechtigkeit eine Rolle in diesem Roman. 

    "Das Geisterhaus" ist ein Buch, das ich immer wieder gern zur Hand nehme. Es hat in mir Bilder erschaffen, die noch lange nach der Lektüre geblieben sind. Wundervoll!

  2. Cover des Buches Violeta (ISBN: 9783518473542)
    Isabel Allende

    Violeta

     (143)
    Aktuelle Rezension von: Hilde1945

    Violeta wurde in einer Pandemie geboren und starb in einer Pandemie. Violeta, das ist die Hauptperson in Allendes neuem, gleichnamigen Roman. Aus verarmten Adel entstammend, wuchs sie am A.d.W. am Land auf, wohin sie fliehen musste, weil der Vater nach misslungenen Geldgeschäften Selbstmord beging. Die Gesellschaft Chiles ist unbarmherzig, erfahren wir, Selbstmord, Verarmung, Betrügereien - und nicht nur der Verursacher ist unten durch, sondern all seine Nachkommen bis in die x. Generation.  Violeta heiratet schließlich einen Tierarzt mit deutschen Wurzeln, der - natürlich, das darf nicht fehlen und leider traf es ja auch auf viele Auswanderer nach Südamerika zu - mit den Nazis sympathisierte. Dann passiert etwas, was mich an der Intelligenz dieser Frau das erste Mal massiv zweifeln ließ: ein feuriger Hallodri betritt die Szene, sagt: "Wir müssen einfach miteinander schlafen!" - und schwupps, schon verschwindet sie mit ihm im Schlafzimmer. Ehe hin, Ruf hin, egal. Scheidung gibt es in Chile damals nicht, also lebt sie mit ihm so zusammen und kriegt zwei Kinder, obwohl er keine will. Er zwingt sie zur Sterilisation, was sie mit sich machen lässt und bis zum Lebensende darunter leidet. 

    Generell ist ihr Leben mit Juan, dem Hallodri, unbegreiflich: sie lässt sich von ihm misshandeln, demütigen, nimmt in Kauf, das er krumme Geschäfte macht, erduldet seine ständigen Affären, vernachlässigt ihre Kinder - und liebt ihn immer noch soooooo unglaublich, dass sie ohne ihn nie kann. Es war beim Zuhören (ich habe das Hörbuch gehört) sehr belastend, so viel sexuelle Abhängigkeit und Dummheit zu ertragen. Der Zusatz im Titel "eine außergewöhnliche Frau" könnte gern durch das Wort "dumme" ergänzt werden, denn auch grundsätzlich wirkt Violeta immer wieder wie eine außergewöhnlich dumme Frau, die wenig hinterfragt, zu ihren Kindern keine Beziehung aufbauen kann und auch mit ihrem Enkel nicht wirklich zurecht kommt.  Und das, wo sie - wie mehrfach betont wird - viel Geschäftssinn hat und eine vermögende Frau ist.

    Isabell Allende schreibt gut und unterhaltsam. Es ist beachtlich, wie sie politische und geschichtliche Fakten mit Einzelschicksalen verknüpft und in Familienhistorien einbindet. Bisher habe ich all ihre Bücher geliebt. Bei diesem tat ich mich wirklich schwer, auch, wenn ich wegen der Erzählung an sich und des Schreibstils 4 Sterne vergebe. Violeta in ihrer Dummheit und Ignoranz ist einfach schwer zu ertragen.

    Anlässlich des aktuellen Kenntnisstands war die Betrachtung des Ansteckungsrisikos in der Pandemie aus den Augen von Hauptperson Violeta schon fast niedlich-naiv: während der Spanischen Grippe sorgte ihr Vater durch "umfassende Maßnahmen dafür, dass in seiner Familie keiner infiziert wurde. Er ließ niemanden ins Haus ein- und ausgehen und kapselte die Familie und die Hausangestellten von der Außenwelt ab. Soweit, so gut. Aber, jetzt kommt`s: während die Frauen im Haus gefangen gehalten wurden, wegen der Ansteckungsgefahr, führten er und der ältere Bruder Violetas weiterhin ihr gesellschaftliches Leben, gingen in die Arbeit und in Clubs. Die Behauptung, es wäre im Haushalt del Vaie zu keiner Ansteckung gekommen, hat somit aus meiner Sicht weniger mit den Vorsichtsmaßnahmen zu tun als mit Glück,. Zwischen den Zeilen war für mich die missionarische Botschaft der Autorin mit Blick auf die Corona-Pandemie klar ersichtlich.

    Insgesamt war es eines von Allendes Büchern, das mich mit gemischten Gefühlen zurücklässt.



  3. Cover des Buches Tim und Struppi - Der Arumbaya-Fetisch (ISBN: 9783551738356)
    Hergé

    Tim und Struppi - Der Arumbaya-Fetisch

     (29)
    Aktuelle Rezension von: Holden
    Tim wird darauf aufmerksam, daß im Völkerkundemuseum der legendäre Arumbaya-Fetisch gestohlen wurde, jedoch einen Tag später wieder zurückgestellt wurde. Allerdings ist beim zurückgebrachten Fetisch das Ohr ganz, was nicht der Originalstatue entspricht. Demnach liegt also eine Kopie vor. Er findet heraus, daß zwei Mordbuben hinter dem Fetisch her sind, folgt diesen nach Südamerika und wird dort prompt in einen Staatsstreich verwickelt. Die Passagen über die wechselnden Regime in dem fiktiven südamerikanischen Land sind am lustigsten, ansonsten weiß man nicht so ganz, was die ganze Südamerikarumreiserei mit des Rätsels Lösun g zu tun haben soll. Aber sehr amüsant.
  4. Cover des Buches Dieser weite Weg (ISBN: 9783518470886)
    Isabel Allende

    Dieser weite Weg

     (40)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Victor Dalmau ist Katalane und will Arzt werden und seine Chance stehen gut. Er kämpft im spanischen Bürgerkrieg und begreift hier zum ersten mal, dass sich das Leben von jetzt auf gleich für immer verändern kann. Der Weg der Familie Dalmau begleiten wir dann bis ins Chile der 1990er Jahre. Es gibt viele Veränderungen und Kämpfe und nicht immer, kann man es mit einem Sieg davon tragen. Isabel Allende hat wieder einen großen Roman geschrieben und spannt ihren Erzählbogen über viele Jahrzehnte und es gibt natürlich auch eine großartige Liebesgeschichte und so viel Wunderbares.

  5. Cover des Buches Hundert Tage (ISBN: 9783835323261)
    Lukas Bärfuss

    Hundert Tage

     (46)
    Aktuelle Rezension von: BM2TE22a

    "100 Tage" von Lukas Bärfuss ist ein packendes und erschütterndes Buch. Es basiert auf den wahren Ereignissen des Völkermordes in Ruanda und gibt dem Leser*in einen tiefen und ungefilterten Einblick in die damaligen Geschehnisse. Was das Buch besonders lesenswert macht, ist die Art und Weise, wie Bärfuss die Figuren zum Leben erweckt. David Hohl und die anderen Charaktere werden in ihrer aufkommenden Verzweiflung so gut beschrieben, dass der Leser*in fast das Gefühl hat, mit ihnen durch die sandigen Straßen von Kigali zu gehen.

    Das Buch zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie schnell eine Gesellschaft in Chaos und Gewalt versinken kann. Man kann sich beim Lesen gut in die Angst der Bevölkerung einfühlen und verstehen, wie es erst zu den Gewalttaten kommen konnte. 

    Insgesamt ist "100 Tage" ein sehr lesenswertes Buch, das den Leser*in tief berührt, ihm einen Einblick in die Schrecken des Völkerbordes in Ruanda gibt und den Leser*in zum Nachdenken über Schuld und Gerechtigkeit bringt.


    R.E.

  6. Cover des Buches Paula (ISBN: 9783518735152)
    Isabel Allende

    Paula

     (166)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Paula wird schwer krank und Isabell Allende begleitet ihre Tochter bis in den Tod. In diesem Buch erzählt sie ihre Geschichte, gegen das Vergessen, gegen die Trauer und schenkt uns damit eine ihrer persönlichsten Geschichten. Für sie war es sicher eine Bewältigung und für uns ein trauriges Vermächtnis und ein Ansporn das Leben zu feiern.

  7. Cover des Buches Das Ministerium für besondere Fälle (ISBN: 9783641187828)
    Nathan Englander

    Das Ministerium für besondere Fälle

     (24)
    Aktuelle Rezension von: bfhighlander
    Leider konnte dieses Buch nicht halten, was am Einband versprochen war. Ich war weder sonderlich gefesselt, noch habe ich wirklich etwas über das mir fremde Argentinien erfahren. Es gibt die ein oder andere Passage, in der es spannend oder interessant war, wenn man etwas über die Militärjunta erfährt. Im Vordergrund steht aber ein dermaßen nerviger Antiheld mit seiner Frau, in den man sich wahrlich nicht hineinversetzen möchte. Vielleicht will ja Engländer, dass man sich von seinem Protagonisten distanziert. Das ist wahrlich gelungen. Ich habe mich allerdings von dem ganzen Buch distanziert. Fertig gelsen habe ich es trotzdem, in der Hoffnung, dass noch irgendetwas Etscheidendes passiert. So richtig ist dies aber niocht erfüllt worden. Sehr merkwürdig fand ich auch die kafkaesken Ansätze. Das können andere überzeugender!
  8. Cover des Buches Stumme Schwäne (ISBN: 9783455004571)
    Ece Temelkuran

    Stumme Schwäne

     (3)
    Aktuelle Rezension von: Almut_Scheller_Mahmoud


    „Stumme Schwäne“ ist ein Roman über die Wahrnehmung der persönlichen und gesellschaftlichen Realität zweier Kinder und die phantasievolle Übersetzung in ihr eigenes Weltbild. Durch diese Weichzeichnung schimmert der Alltag in der Türkei im Jahre 1980 immer wieder drastisch hervor. Im September putschte sich das Militär zum dritten Mal an die Macht mit der „Operation zum Schutz und zur Sicherung der Republik“.  Man befürchtete eine Islamische Revolution wie im Iran oder einen Bürgerkrieg wie im Libanon.

    Der Roman stellt die beiden Protagonisten Ayse und Ali in den Mittelpunkt und uns ihre Erlebnisse und Gedanken dialogartig, plastisch und hautnah miterleben lässt.  Ayse aus der begüterten Familie Bakar, deren Mutter vor Jahren aktiv an den Studen-tenrevolten teilgenommen hatte, im Gefängnis war und gefoltert wurde. Und Ali, der Sohn der Familie Akgün, die in einem Gecekondu lebt. 


    Ein oberer Militär begehrt einen der Schwäne aus dem Park in Ankara für sein eige-nes Anwesen: Der Schwan kann jedoch entkommen.  Und wie bei einer Sippenhaft sollen deshalb die anderen Schwäne des Schwanenparks für diesen Ungehorsam büßen und flügellahm operiert werden, als ob sie die Botschaft verstehen könnten: es gibt kein Entfliegen. Der Schwan mit der Aura von Reinheit und Unschuld und Königswürde wird hier das Symbol für Unterdrückung und Freiheit. 

    Die Geschichte der Schwäne ist ein Passepartout für die unterschwellige Bürgerkriegs-Stimmung im Land. Die Türkei befindet sich im Vorstadium zum Militärputsch von 1980: wir lesen von dem Verhalten und dem Alltag der Menschen auf, der Intelli-genzia, der „einfachen Leute“, der Angepassten und der Kleinbürger wie die Nach-barin Jale Hanim, die immer die neuesten Schlager singt und durch die Boulevard-presse in der Welt des Glanzes und und des Glimmers lebt. Wie auch heute, und das natürlich nicht nur in der Türkei, werden die Geschichten über Sternchen und Stars des Musik- und Filmgeschäfts, hier Zeki Müren und Bülent Ersoy, zwei besonders ex-zentrische Figuren des türkischen Musikhimmels, in Szene gesetzt, um die Masse abzulenken. Das alte Prinzip von Brot und Spiele. 

    Die beiden Kinder sind schon durch ihre Herkunft grundverschieden. Ali ist ein ernsthafter, nachdenklicher Junge, der als zurückgeblieben gilt, seit er einmal über den Rand eines Brunnens in die Tiefe fiel. Aber er kann, wie Ayse voller Stolz betont, die Kleinbuchstaben lesen, ein Konversationslexikon ist sein ständiger Begleiter. Ali träumt, dass sie alle nach der erhofften Revolution Strom haben, dass seine Mama Rosen züchten kann, dass es nicht jeden Tag nur Mehlsuppe gibt, dass jeder ein Lexikon hat und alle Revolutionäre, die umgebracht wurden, im Schwanengewand wiederkommen. „Wenn jemand stirbt, dann verschwindet er eigentlich nicht. Nichts verschwindet. Alles geht weiter, wenn auch in veränderter Form.  Deshalb kann ein Mensch auch eines Tages als Schwan wieder auf die Welt kommen.“ Das sei dialektischer Materialismus, sagt sein Freund Hüseyin, einer der Studenten, die beim Wiederaufbau seines durch Fanatiker abgefacktelten Elternhauses helfen. Aufgewachsen ist Ali in einem Gecekondu der Aleviten, der sog. Kizilbash, der Rotköpfe, eine pejorative Bezeichnung für diese Religionsgemeinschaft, die immer wieder isoliert, benachteiligt und verfolgt wird. Seine Eltern Aliye und Hasan unterstützen den Widerstand. 

    Ayse stammt aus einer gutbürgerlichen wohlhabenden Familie, die jedoch der linken Szene angehört. Ayse wächst sehr behütet auf und ist bisher kaum mit der realen Welt konfrontiert worden, sie ist noch kindlich-naiv. Sie klassifiziert z.B. die Gerüche und Geräusche in der Wohnung:  die Kopftücher und  Gästepantoffel, das Nachthemd ihrer Oma riecht nach Butterkeksen, der Tisch brummt vor sich hin, die Sessel haben Bauchweh. Und das Lachen: Das von Papa ist, als ob er Wasser trinkt, das von Mama, als kommen Vögel aus ihrer Kehle, das von Oma ist wie ein Tablett Börek und das vom Nachbarn Sanim klingt wie galoppierende Pferde.  Sie kennt das Eigenleben der alltäglichen kleinen Dinge ihrer kleinen Welt: der Haarklammer, der Stecknadel, des Hemdknopfs, der platt gedrückten Glühbirnenschachtel.

    Ayse ist entsprechend ihrer Herkunft weißhäutig, anders als Ali, der entsprechend seiner Herkunft sehr braunhäutig ist. Diese Weiß- oder Braunhäutigkeit ist auch in anderen Ländern ein Zeichen für die soziale Abstammung: reich vs. arm. 

    Doch sind diese Unterschiede: gutbürgerlich und Gecekondu, Kleinbuch-staben und Konversationslexikon, Hautfarbe nichts Trennendes, eher etwas sie Verbindendes. Die Kinder sind enge Freunde und teilen ihre Gedanken, Träume und Ängste.

    Ayse und Ali haben ein eigenwilliges Gerechtigkeitsbewusstsein, das sich in zwei geplanten Aktionen ausdrückt.  Sie schwören einen Eid: Wir leisten Widerstand gegen den Faschismus bis der letzte Schwan gerettet ist und die Schmetterlinge im Parlament sind.  Ayse hatte in dessen Garten „tausendmillion“ Stück wunderschöner Schmetterlinge in einer Flugwolke gesehen, so als ob diese gebündelt das Parlament erobern wollten. Daraus entstand die Idee, die Schmetterlinge hinein zu schmuggeln. Was für ein schönes farbiges Bild der Leichtigkeit und Lebensfreude: Schmetterlinge im Parlament. 

    Ali bringt Ayse ein paar Seidenraupen mit und sie stehlen aus der Polizeiwache gegenüber ihres Hauses Maulbeerbaumblätter als Futter. Ayse gelingt es, die Seidenraupen in das Parlamentsarchiv , in dem ihre Mutter arbeitet, zu schmuggeln: die Raupen gehorchen dem Gesetz der Entelechie: sie werden zu Schmetterlingen. Und sie fliegen und ihr Schmetterlingsflügelstaub färbt die Akten gelb und orange. Der Wunsch ist wahr geworden.

    Die Rettung der Schwäne wird ihr zweites Projekt.  Ganz im Sinne eines Befreiungskrieges: Sie wollen sie vor der Verstümmelung retten. Auf dass sie frei sind und fliegen können, wohin sie wollen. Mit Chloroform, einer Schubkarre und einem Sack ausgerüstet gelingt es ihnen, einen Schwan zu entführen und in Ayses Haus in Sicherheit zu bringen. Deren Eltern waren gerade dabei, ihre Wohnung kleinbürgerlich herzurichten: alle Bücher sind verschwunden, Spitzendeckchen überall. Damit bei einer Durchsuchung nichts in falsche Hände gerät. 

    Ali lebt in dieser Zeit bei den Bakars, da seine Mutter nach einem Überfall durch die Faschisten mit gebrochenen Armen im Spital liegt. Die Familie bricht im Auto auf, um Ayses kranken Großvater in der Provinz zu besuchen. Dort landen sibirische Schwä-ne immer vor ihrem Weiterflug gen Süden. Sie entlassen ihren gemeinsamer Schwan in die Freiheit. Damit er mit seinen Artgenossen vereint ist und sein Schwanen-schicksal erfüllen kann.

    Inzwischen hat das Militär die endgültige Macht übernommen. Um das Vaterland zu schützen. Parlament und Regierung wurden aufgelöst, landesweit der Notstand ausgerufen.

    Fluchschatten liegen über dem Land. Begann es, als die Osmanen ihre Zelte gegen Paläste eintauschten, als sie das Byzantinische Reich eroberten, oder als der doppelte osmanische Imperativ „Ich befehle Dir, jemand anderem etwas zu befehlen“ eingeführt wurde, oder als die Knabenlese auf dem Balkan ihre traurigen Früchte trug, oder als die bis heute geleugneten Massaker an den Armeniern den anatolischen Boden mit Blut und Knochen fütterte, oder als die türkische Republik ausgerufen wurde? 

    Der Autor Müller-Hohagen zeigt uns in seinem Buch „Die Geschichte in uns“ deutlich, wie sehr Verdrängungsmechanismen von Tätern und Opfern in den Familien weiterleben und tief im Inneren der Menschen ein Eigen-leben entwickeln und ihre Gedanken und Taten steuern. 

    Nazim Hikmet schrieb: Wir müssen an die Menschen glauben. Ja, aber der Glaube an Gott ist weniger enttäuschend.

    Und wiederholt sich Geschichte? Das Buch schließt mit einer Zeitungsnotiz zu den Gezi-Protesten im Jahre 2013: Junge Leute retten die von Tränengas geschädigten Schwäne des Parks.


  9. Cover des Buches Amok (ISBN: 9783360008756)
  10. Cover des Buches Eva Luna (ISBN: 9783518743577)
    Isabel Allende

    Eva Luna

     (142)
    Aktuelle Rezension von: Silja_C_Hoppe

    Ich bin auf dieses Buch gestoßen, weil ich gerade anfange, mich durch Rory Gilmores Leseliste zu arbeiten. Eva Luna war das erste Mal, dass ich etwas von Isabelle Allende las. Ich habe das Buch auf Englisch gelesen und fand den Schreibstil daher teilweise etwas zu anstrengend. Das Buch erzählt eine sehr fantasievolle Geschichte und geht auch mit dem Fakt, dass sie so unglaublich klingt, selbst sehr humoristisch um.

    SPOILER AB HIER


    Ich mag den Aspekt, dass man am Ende denkt, Eva Luna könnte ihr Leben auch einfach wie eine ihrer Geschichten besser ausgeschmückt haben. Und einige Geschichten vielleicht auch wertvoller erzählt haben, als sie wirklich gewesen sind. So hat sie auf ihrem Weg doch sehr oft Glück, wo ich dachte. Ui, passiert ihr hier gleich etwas richtig schlimmes?

    Ich musste mich durch große Teile des Buchs dann doch eher durchquälen, weil sie sich zu oft wiederholt haben oder politische Zusammenhänge so kurz dargestellt haben. Man wird so vollkommen ins kalte Wasser geworfen, was die Auseinandersetzungen in dem Land angehen.

    Mir haben aber immer wieder die kleinen Lebensgeschichten der Personen sehr gut gefallen. Die Zusammenführung am Ende hätte früher erfolgen können, damit man die Liebesgeschichte auch so richtig fühlt. Was mich am meisten schockiert hat, war die Beziehung von Eva zu Riad Halabi. Der Mann zieht sie Jahre lang auf, und als seine Frau sich erschießt, haben die beiden Sex? Und die Autorin stellt es als vollkommen positiv dar? Das hat in meinen Augen einen sehr üblen Beigeschmack. Auch in dem Absatz, wo Melesio zu Mimi wird, gibt es kurz ganz seltsames Deadnaming. Ansonsten finde ich den Roman für seine Zeit recht fortschrittlich. Aber nach dem Ereignis mit Riad hat er mich leider verloren.

    Ich werde es wohl irgendwann nochmal mit einem anderen Roman von Allende probieren, da ich ihren Schreibstil im Schnitt auch genossen habe. Dann vielleicht lieber auf Deutsch.

  11. Cover des Buches Roman meines Lebens (ISBN: 9783608938951)
    Zülfü Livaneli

    Roman meines Lebens

     (3)
    Aktuelle Rezension von: Clari
    Leben und arbeiten unter den Bedingungen politischer Repression. Schon in seinem Roman „ Glückseligkeit“ konnte man von Zülfü Livaneli einiges erfahren zur Befindlichkeit und zu den Lebensumständen in der Türkei während der letzten vierzig Jahre. In dieser Romanbiographie steht er selbst im Mittelpunkt seiner Erzählung. Livaneli ist als bekannter Liedermacher, Komponist, Sänger, Filmemacher und Schriftsteller zu Berühmtheit gelangt. Er berichtet, wie problematisch das Leben in der von verschiedenen zivilisatorischen Einflüssen geprägten Türkei auch heute noch ist. Livaneli ist ein aufgeklärter Europäer, der sich mit den politisch prekären Verhältnissen in seinem Land nicht anfreunden konnte. Zu viele Freunde und Kollegen sind ihm im Laufe der Jahre durch sich wiederholende politische Umbrüche verloren gegangen. Er selber saß mehrfach im Gefängnis und verbrachte 11 Jahre im Exil in Schweden, später in Frankreich und zuletzt in Griechenland. Die Liebe zu seinem Land und ihren Menschen aber ist ihm immer geblieben. Er sieht die Licht- und die Schattenseiten, die durch unterschiedliche Mentalitäten und krasse Strukturen verdeutlicht werden. Wie immer sind es gerade die in der Öffentlichkeit stehenden Künstler und Intellektuellen, die unter autoritären Regierungen um ihr Leben fürchten müssen. Gehört doch zu ihrer Profession die kritische Reflexion, die gerade von Autokraten gefürchtet wird. Zülfü Livaneli berichtet von Freunden, Politikern und Kollegen, die sich den Vorschriften ihrer Regierungen nicht beugen mochten und so in ihrer Lebensform beeinträchtigt wurden. Seine Erzählweise ist intensiv und leidenschaftlich und zeigt ihn als engagierten Künstler, der neben der eigenen Kunst immer auch das Leben in der Türkei im Blick behält. Warmherzig und liebevolle zeichnet er die Bilder derer, die ihm am Herzen liegen. Im Laufe seines Lebens schloss er zahlreiche Freundschaften mit bekannten Komponisten, Schriftstellern und Künstlern im In-und Ausland. Eine beeindruckende Zuneigung und Arbeitsgemeinschaft verband ihn mit Mikis Theodorakis, mit dem er die Feindschaft zwischen der Türkei und Griechenland zu überwinden trachtete. Illustre Namen tauchen in seinen Erinnerungen auf und man gewinnt den Eindruck, dass er wirklich eine Art Kosmopolit wurde. Das Leben schreibt die interessantesten Romane. Das von Zülfü Livaneli gelebte Leben gehört zu den wirklich lesenswerten dieses Genres. Er zeigt uns ein Stück türkischer Gegenwartsgeschichte. Die Abneigung in der EU, die Türkei in ihre Gemeinschaft aufzunehmen, wird verständlich, wenn man von den Repressionen gegen anders Denkende und von der strengen islamischen Ausrichtung des Staates liest. Der mit zahlreichen nationalen und internationalen Auszeichnungen und politischen Aufgaben bedachte Autor Zülfü Livaneli lebt seit 1984 wieder in der Türkei.
  12. Cover des Buches Alaskafüchse (ISBN: B0000BUL3W)
    Wolfgang Schreyer

    Alaskafüchse

     (1)
    Noch keine Rezension vorhanden
  13. Cover des Buches Chilenisches Nachtstück (ISBN: 9783423138802)
    Roberto Bolano

    Chilenisches Nachtstück

     (26)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    Ein alter chilenischer Literaturkritiker und Priester sinniert über sein Leben. Dabei streift er die jüngste Geschichte Chiles, Präsidentschaft Allendes, Militärputsch Pinochets und danach die Demokratie. Dabei findet durchgehend ein Literaturbetrieb statt, der die Augen verschliesst vor Ungerechtigkeiten und sich anbiedert bei der jeweils herrschenden Klasse. Jetzt will niemand mehr dabei gewesen sein, niemand etwas gewusst oder geahnt haben. Grandios und eindrücklich wie diese Gefühlslage näher gebracht wird.
  14. Cover des Buches Alistair MacLean's Golden Girl. (ISBN: 9783453185524)
  15. Cover des Buches Dunkle Tage (ISBN: 9783866800724)
    Gunnar Kunz

    Dunkle Tage

     (12)
    Aktuelle Rezension von: Igelmanu66

    »Halb Berlin dürfte ein Motiv gehabt haben, Max Unger umzubringen, und ich wage zu behaupten, dass sein Tod mehr Sektkorken knallen als Tränen fließen lässt.«

     

    Berlin, 1920. Es ist ein sehr blutiger Tatort, an den Kriminalkommissar Gregor Lilienthal gerufen wird. Der Unternehmer Max Unger hat sich zu Lebzeiten reichlich Feinde gemacht, ein Motiv für den brutalen Mord hätten nicht wenige Menschen. Gregor bittet seinen Bruder Hendrik, Professor für Philosophie, ihn mit seinem wachen Verstand bei einigen kniffligen Ermittlungsansätzen zu unterstützen. Und noch jemand stürzt sich auf eigene Faust in die Suche nach dem Täter: Diana Escher, Physikstudentin und Nichte des Ermordeten.

     

    Einen klassischen Krimi vor hochinteressanter historischer Kulisse hat der Autor hier geschaffen. Ihm gelingt es mit intensiven Schilderungen die Atmosphäre der Nachkriegszeit darzustellen, viele Menschen leiden Not und sorgen sich um ihre Zukunft. Rechte Tendenzen, der Kapp-Putsch, die Morde an Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg – die Stimmung ist politisch aufgeheizt. Hat der Mord womöglich ebenfalls einen politischen Hintergrund?

     

    Der Krimi liest sich flott, ist spannend und die Auflösung wirkt schlüssig. Bei den Ermittlern liegt der Fokus auf Hendrik und Diana, beide Charaktere sind gut ausgearbeitet, wogegen Gregor etwas blass bleibt. In der Summe fühlte ich mich gut unterhalten.

     

    Fazit: Klassischer Krimi vor hochinteressanter historischer Kulisse. Ich fühlte mich gut unterhalten.

  16. Cover des Buches Gegenwende (ISBN: 9783839210444)
    Hans-Jürgen Rusch

    Gegenwende

     (3)
    Aktuelle Rezension von: walli007

    Nur mit Mühe und Not können Ludger Rotgerber und Göran Grewe den Häschern entkommen. Da es wegen einer Rückrufaktion schlecht um Grewes Firma steht, war das ursprünglich Ziel genügend Geld zu erpressen, um die Firma am Leben zu erhalten. Doch da haben ihnen die Erpressten einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht. Nur wenig später entdeckt die Fotografin Svenja Windisch auf einer Autobahn-Baustelle in der Nähe von Bremen eine skelettierte Leiche. Als sie die Gelegenheit bekommt einige der Tatortfotos zu betrachten, muss sie entsetzt feststellen, dass sie hier zwar möglicherweise den Ansatz zu einer Story hat, dass diese aber auch auf direktem Weg in ihre eigene Vergangenheit führt. 
    Nun habe ich ihn gelesen, den ersten Band der Reihe, die nach Auskunft des Autors keine Reihe ist. Und ich kann sagen, von den Büchern des Autors, die ich bisher gelesen habe, hat mir dieses am besten gefallen. Es gibt einen interessanten Einblick in die Zeit kurz nach der Wende, wo alles im Umbruch begriffen war und niemand genau sagen konnte, wohin die Reise geht. Viele hofften noch, die DDR werde wenn auch in anderer Form überstehen. Andere wollten ihre Pfründe sichern und schreckten von Nichts zurück. Und die vielen, die sich einfach neu orientieren mussten und dabei in den Sog der Veränderungen geraten konnten. 
    Und die alten Seilschaften, die bis in die Gegenwart, in der der Hauptteil des Romanes angesiedelt ist, bestehen konnten und die es mit aller Macht zu schützen gilt. 
    Bruchstückhafte Erinnerungen tauchen auf aus Zeitungsausschnitten, die man mal überflogen hat. Wie authentisch kann das Szenario sein, völlig aus der Luft gegriffen scheint es jedenfalls nicht. Und nur Ludgers beherztes Zugreifen führt einen Patt herbei, der schließlich allen Beteiligten zu einer Art Bestandsschutz verhilft. 
    Im Nachhinein würde dem geneigten Leser empfehlen, die Nichtreihe in der Reihenfolge zu lesen, denn so werden einige Hintergründe einfach leichter verständlich.
  17. Cover des Buches Die Insel der fünf Frauen (ISBN: 9783811875753)
    Shirley Conran

    Die Insel der fünf Frauen

     (40)
    Aktuelle Rezension von: Britta_Engel_Ariel

    bin immer fasziniert von Gruppen in denen sich die Dynamik ändert. Dieses ist eines meiner Lieblingsbücher. Wenn man sich durch die ersten Seiten gebissen hat wird es spannend. Ein psychologisches Spiel begint. Wer einen Thriller erwartet liegt hier falsch.

  18. Cover des Buches Kamtschatka (ISBN: 9783423136723)
    Marcelo Figueras

    Kamtschatka

     (28)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    herzerwärmend-liebevolle story in harten zeiten.klasse
  19. Cover des Buches Stern in der Ferne (ISBN: 9783596187317)
    Roberto Bolaño

    Stern in der Ferne

     (18)
    Aktuelle Rezension von: Anahid
    Roberto Bolano ist ein Erzähler, der nicht ein Wort zuviel benutzt, aber auch nicht ein Wort zu wenig. Die Geschichte, die er hier heranspinnt, beschreicht den Faschisten Carlos Wieder. Im Chile des Jahres 1973, in dem gerade ein großer Umbruch stattfindet, gibt es viele Dichter, die über die Literatur nachdenken oder sie praktizieren. Der Erzähler selbst wird nachdem Pinochets Schatten über das Land fällt, wie viele andere ins Gefängnis geworfen. Dort wird er Zeuge, wie ein Flugzeug Wörter in den Himel schreibt. Es ist klar, dieser Mensch wird etwas verändern… Im Laufe des Buches verspürte ich den Drang zu googeln, weil Bolano sich in Aufzählungen von Dichtern dieser oder der Zeit davor verliert und ich nicht dumm bleiben wollte. So etwas hat ein Buch noch nie bei mir geschafft. Dieses frühe Meisterwerk, ich nehme diese Worte nur in den Mund, da ich sie auch wirklich vergebe, spielt mit der Macht eines einzelnen Dichters. Dabei wird dieser Dichter, eher zu einem Monster, dass die damalige Zeit zusätzlich dunkel überschattet. Die Einblicke in das Leben der gehetzten und verratenen ist so brutal und doch nüchtern beschrieben, dass der Leser nicht merkt, wie drastisch der Überlebenskampf damals gewesen sein muss. Eindrucksvoll auf wenigen Seiten wird eine ganze Lebensgeschichte erzählt, die mehr Menschen in Chile berührt, als ich es für möglich gehalten hätte. Carlos Wieder ist ein bösartiger Dämon in seiner Zeit, der töten ohne Moral und trotzdem erst sehr viel später die Quittung dafür erhält. Ich sträubte mich „2666″ zu lesen, der schwere des Buches wegen, aber nun gibt es keinen Weg mehr daran vorbei, denn wie Bolano mit der Sprache erzählt, dass ist eine Kunst, die ich nicht vergessen möchte. Trotz Hype und allem wünsche ich diesem Buch viele Leser, als Einstiegsdroge in die lateinamerikanische Literatur oder Bolano ist es sehr zu empfehlen. Bald erscheint der Roman „Lumpenroman“ bei Hanser Erscheinungsdatum: 16. August 2010! Ansonsten verweise ich natürlich noch mal auf „2666″. Da „Stern in der Ferne“ auf dem letzten Kapitel von „Naziliteratur in Amerika“ verweist, hier der Tip: Das Buch wird auch neu aufgelegt und erscheint bei Fischer am 11. November 2010.
  20. Cover des Buches History. Geheimnisse des 20. Jahrhunderts (ISBN: 9783570006658)
    Guido Knopp

    History. Geheimnisse des 20. Jahrhunderts

     (3)
    Aktuelle Rezension von: Jens65
    In diesem Band sind nun abgesehen von den üblichen ganz großen Themen auch viele packende "Histörchen" aufbereitet. Vieles war mir nicht neu. Etwa die Love Story von Queen Viktoria mit ihrem schottischen Hochland-Diener John Brown. Oder die Tatsache, dass Magda Goebbels einen jüdischen Stiefvater hatte, den sie im KZ verrecken ließ. Manches hat mich aber total überrascht. Hat etwa jemand gewußt, wie und warum die Limonadenmarke "Fanta" unter den Nazis erfunden wurde? Oder dass Hitler einen irischen Neffen namens William Patrick Hitler hatte, der später in der US-Armee diente? Oder - für mich der Highlight - was Musik-Superstar Billy Joel mit Josef Neckermann zu tun hat? Hier wird Zeitgeschichte erfahrbar, manchmal amüsant, meist erschütternd. Ein uneingeschränkt empfehlenswertes Buch.
  21. Cover des Buches Das Tausendjährige Reich Artam (ISBN: 9783926370457)
  22. Cover des Buches Doktor Frigo (ISBN: 9783455651102)
    Eric Ambler

    Doktor Frigo

     (13)
    Aktuelle Rezension von: Gulan

    „Wenn du in einem Ölkonsortiums wärst, Ernesto, und vorhättest, Milliarden von Dollar in eine Kaffeerepublik zu investieren, würdest du die Regierung dann nicht genau unter die Lupe nehmen, bevor du dich entscheidest?“

    Vermutlich.“

    „Und wenn du siehst, dass ein paar Grundgrundbesitzer das Land mit Hilfe kleiner Gangster beherrschen, die sich als Miliz kostümieren, und dass die Inflationsrate bei achtzig Prozent liegt – was würdest du dann machen?“

    „Die CIA bitten, eine neue Regierung einzusetzen, schätze ich.“ (S.75)

    Die CIA spielt dann zwar nur eine Nebenrolle in dieser Geschichte, aber es finden sich andere Dienste, die nur allzu gerne übernehmen. Aber der Reihe nach: Ernesto Castillo ist Arzt auf einer französischen Antilleninsel. Seine Heimat ist ein fiktiver mittelamerikanischer Staat, der von einer Militärjunta regiert wird. Sein Vater war dort Oppositionsführer mit großen Aussichten auf den Präsidentenposten, bevor er vor zwölf Jahren bei einem Attentat ums Leben kam. Seitdem war Ernesto nicht mehr in der Heimat, hat Medizin studiert und hegt keinerlei politische Ambitionen. Doch nun soll er plötzlich als Leibarzt und Spitzel fungieren, denn ein ehemaliger Weggefährte seines Vaters ist auf die Insel gekommen, offenbar protegiert vom französischen Geheimdienst, und es werden Pläne geschmiedet, in der Heimat wieder die Macht zu übernehmen.

    Der Roman wurde erstmals 1974 veröffentlicht. Für einen Politthriller ist er durchaus ungewöhnlich geschrieben, denn auf den ersten drei Vierteln des Romans überschlagen sich die Ereignisse nicht gerade. Allerdings versteht es Ambler virtuos, die Ränkespiele in zahlreichen Dialogen kurzweilig darzustellen. Protagonist und Ich-Erzähler ist, typisch Ambler, ein Mann, der sich eigentlich in die Politik nie hereinziehen lassen wollte. Ernesto ist ein intelligenter und etwas unnahbarer Mann (daher sein Spitzname „Doktor Frigo“). Doch er wird widerwillig von den Franzosen gedrängt, seine Rolle in dieser Geschichte einzunehmen und im weiteren Verlauf wird eine Mischung aus Druck von außen und eigener Eitelkeit ihn immer tiefer in die Geschehnisse katapultieren. Denn so einfach wie zunächst angenommen wird die Machtübernahme nicht werden, denn die Putschisten sind alles andere als eine homogene Truppe. Zudem wird das Attentat auf Ernestos Vater noch eine Rolle spielen und es ergibt sich ein medizinisches Problem beim designierten Präsidenten.

    Starke und geschliffene Dialoge, raffinierte Figuren (beispielsweise Ernestos Freundin Elisabeth, abstammend aus einer Nebenlinie des Hauses Habsburg, die permanent Parallelen zur habsburgischen Familiengeschichte zieht) und ein ausgeklügelter Plot. Einfach grandios wie Eric Ambler die Spannung hoch hält, obwohl es eigentlich erst im letzten Viertel des Buches richtig hoch hergeht. „Doktor Frigo“ ist eine feine Lektion in Sachen Machtpolitik des 20.Jahrhunderts.

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