Bücher mit dem Tag "moderne literatur"
64 Bücher
- Carlos Ruiz Zafón
Der Schatten des Windes
(5.793)Aktuelle Rezension von: Boris_GoroffDer Autor vermag wie kein zweiter eine spannende Geschichte zu erzählen. Diese Barcelona Tetralogie kann in der Reihenfolge beliebig gelesen werden. Es entsteht ein Gesamtkunstwerk, das je nach Lesereihenfolge und aktuellem Roman einen neuen Blickwinkel auf die Geschichte und seine Protagonisten wirft.
Steht in den Top 5 meiner Lieblingsbücher!
- Thomas Mann
Der Zauberberg
(540)Aktuelle Rezension von: ArgentumverdeHans Castorp besucht seinen in Langzeitkur befindlichen Vetter Joachim Ziemßen in einem Sanatorium namens „Berghof“ im Schweizer Kurort Davos. Er plant für drei Wochen seinen Vetter aufzumuntern. Dabei erscheint ihm das Leben im Berghof als äußerst genehm und simpel. Durch „gesundheitlichen“ Besorgnis seitens der Heimleitung, verlängert Hans Castorp seinen Aufenthalt und aus 3 Wochen werden Monate und Jahre.
Während sich die Welt drastisch verändert und auf einen Weltkrieg zusteuert, geht das Leben im Berghof wie in einer Blase der Abgeschiedenheit weiter. Hans Castorp ist ein junger Ingenieur, welcher nach dem Tod seiner Eltern bei seinem Onkel aufgewachsen ist. Anfangs sucht er Halt bei seinem Vetter Joachim Ziemßen. Mit der Zeit wird er immer eigenständiger, aber auch immer nachdenklicher und trotz geistiger Reifung immer weltfremder. Im Laufe der Erzählung trifft er auf viele Charaktere, aber insbesondere 3 nehmen einen wichtigen Platz in seinem Leben ein. Lodovico Settembrini, der sich zum Mentor Hans‘ ernennt, ist ein Liberalist und Freimaurer, der aber auch ebenso frei mit seiner Ignoranz und Arroganz Anderen gegenüber umgeht. Sein Gegenspieler wird Naphta, der ein poetisch verklärtes, aber menschlicheres Weltbild hat. Mit einer jungen Russin, Claudia Chauchat, kommt auch Liebesfreud und vor allem -leid in Hans Leben. Auch die beiden Ärzte sind prägend für Hans und ebenfalls typisch für ihre Zeit. Gemäß dem Obrigkeitsdenken der damaligen Zeit wird Ihnen bedingungslos Glauben geschenkt. Widerworte sind ausgeschlossen, selbst wenn diese durchaus logisch und sinnvoll wären.
Thomas Mann schreibt detailliert, genau, poetisch, wortgewandt und wortgewaltig mit starken Auswüchsen ins Philosophische. Oft schweift er weit in Einzelthemen ab, beleuchtet diese aus verschiedenen philosophischen Blickwinkeln, nur um kurz darauf prägnant und auf den Punkt genau die Gesellschaft und die Missstände seiner Zeit zu kritisieren. Parodie, Satire, Kritik und Geisteswissenschaft sind hier ständig vernetzt und gekonnt ineinander verwoben. Dabei ist die Freude an der Sprache selbst niemals zu übersehen.
Mein Fazit: Ein Buch, für das es sich lohnt, sich Zeit zu nehmen, sich einzulassen und vor Allem darüber nachzudenken und die Sprache Mann‘s zu genießen. Auch wenn es das Weltbild einer ganz anderen Zeit ist, so sind die Ansätze heute nicht weniger präsent und teils genauso aktuell, wenn vielleicht auch anders ausgeprägt.
- Dan Brown
Illuminati
(5.056)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderWarum wird dieses Buch so oft gekauft und ein wirklich guter Thriller mit wirklichem historischen Material wie von Andree Hesse Der Judaslohn nicht? Dan Brown hat alle Zutaten die ein Thriller braucht, aber sprachlich ist das ganze zu sehr zuckersüßes Hollywood und Blockbuster getue. Es fängt ganz gut an und kommt schön in Fahrt, aber die Story wird irgendwann aberwitzig und verliert sich im Krawall des ganzen. Besser als Sakrileg, aber die letzten 20 Seiten hätte er sich sparen können und dann hätte es torzt der schwachen Sprache 4Sterne gegeben.
- Dan Brown
Der Da Vinci Code
(8.185)Aktuelle Rezension von: ZahirahIn diesem Band befinden wir uns in Paris. Robert Langdon und die Kryptologin Sophie Neveu sind auf der Suche nach einem Geheimnis, das ein Geheimbund verbirgt, während sie von der Pariser Polizei verfolgt werden. In The Da Vinci Code finden wir Symbole, alte Geschichten, versteckte Botschaften, Kunst, Religion, Morde usw.
Es ist kein schlechtes Buch, aber es hat viele Ähnlichkeiten zum Vorgängerband, was die Art und Weise betrifft, wie die Geschichte erzählt wird und die Handlung sich entwickelt. Der Hauptunterschied besteht darin, dass Robert im ersten Buch derjenige ist, der den Antagonisten jagt, während er in diesem Buch derjenige ist, der gejagt wird. Dadurch sind einige Details der Handlung, wie z. B. der Ausgang und die Identität des Antagonisten, sehr offensichtlich und die Spannungsmomente leiden darunter.
Was mir jedoch sehr gut gefallen hat, sind die gut recherchierten Fakten über Geschichte und Kunst, die der Autor sehr gut in die rasante Handlung eingebaut hat.
Auch "Sakrileg" hat mich wieder gut unterhalten und auch einiges Wissenswertes vermitteln können. Alle, die einen rasanten Thriller über Verschwörungen lesen möchten, denen kann ich dieses Buch absolut empfehlen. - Haruki Murakami
Kafka am Strand
(1.090)Aktuelle Rezension von: RoyalAlbertDer Roman von Haruki Marukami beschreibt in mehreren aufeinander zulaufenden Erzählsträngen die vom Schicksal des Lebens geprägten Protagonisten in Anlehnung an die Ödipus Tragödie. Faszinierend ist, wie die Hauptfiguren zueinander in Beziehung stehen, wie sie ihre Schicksale angehen und nach und nach die einzelnen Handlungsstränge miteinander verbunden werden. Keiner versteht es wie Haruki Marukami, Tragik, Skurriles und Witz so miteinander zu verbinden. Sprachlich ist der Stil des Autors etwas ganz Besonderes. Die einzelnen Erzählebenen wechseln zwischen Traum und Wirklichkeit und ließen mich an einen meiner Lieblingsromane von Carlos Ruiz Zafon Das Spiel des Engels erinnern. Ein großartiges Buch ist „Kafka am Strand“. Etwas fordernd ist das offene Ende, aber darin kann auch der Reiz liegen.
- Elena Ferrante
Meine geniale Freundin
(611)Aktuelle Rezension von: WillsonIch mochte die ganze Reihe von Elena Ferrante sehr gerne und mir fällt es schwer jedes Buch einzeln zu bewerten, da ich fand es gehört alles zusammen. Auch wenn sich Teile etwas zogen, war stets Spannung vorhanden und am Ende war es so als ob man Abschied von einer Familie nimmt, die einem ein paar Wochen begleitete.
- Franz Kafka
Der Prozess
(1.065)Aktuelle Rezension von: mabo63Jemand musste Josef K. verleumdet haben, denn ohne dass er etwas böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet".
Josef K. weiss nicht worauf die Anklage gründet, welche Schuld er haben soll. Er bringt es nicht in Erfahrung und seine Anwälte sind ihm keine Hilfe, im Gegenteil mahnen sie zur Vorsicht, nur nichts überstürzen..
Als Leser ist man gequält ob der Bedrohung die naht, als beträfe es einem selbst fragt man sich unweigerlich: und wenn ich der Angeklagte bin?
Passt vielleicht in unsere Zeit wo Gehässigkeiten, Hass und Drohungen, (und sei es auch 'nur' übers Netz) an der Tagesordnung sind. Wo schnell auf jemanden gezeigt wird mit dem Finger, wo es schnell einen Schuldigen braucht, da sind sie zur Stelle die Henker unserer ach so tollen digitalen Welt.
- Bernhard Schlink
Der Vorleser
(5.750)Aktuelle Rezension von: mariameerhabaDie Wendung kommt aus dem Nichts und hat mich dermaßen überrascht, dass ich fast glaubte, das Buch verwechselt zu haben. Was wie eine Romanze mit einer älteren Frau beginnt, schlägt schnell in eine andere Richtung und ich sah mich mit einem Thema konfrontiert, über das ich gar nicht lesen wollte.
Doch bis zu der Wendung war ich schon fest in der Geschichte und so gefesselt von den beiden Protagonisten, dass ich unmöglich aufhören konnte. Ich wollte unbedingt weiterlesen und je weiter ich gemacht habe, wurde ich immer wieder vom Autor überrascht.
Jede weitere Information hat die Vorgeschichte klarer gemacht, bis ich das gleiche Dilemma wie der Protagonist fühlte: Ich wollte, dass man der Protagonisten hilft und gleichzeitig musste ich ihre Entscheidung akzeptieren. Während die Figur über eine Lösung gedacht hat, sich Fragen stellte, über ein Dilemma sinnierte, habe ich das gleiche beim Lesen auch getan. Ich machte sie zu meinen Problemen und habe mir ausgemalt, wie er sie lösen könne, während ich doch gezwungen war, seinem Pfad zu folgen. Als ich das gemerkt habe, war ich überwältigt von der Geschichte.
Ja, manchmal wird die Geschichte langatmig, manche Kapitel wirkten wie Platzhalter, aber das hat nicht dafür gesorgt, dass ich mich nicht an der Geschichte erfreute.
Das Ende hat mich schockiert. Ich hielt beim Lesen inne, las die Seite erneut und erneut und erneut und konnte es nicht akzeptieren. Das habe ich nicht erwartet.
Gleichzeitig kam es mir doch irgendwie billig vor. Die Geschichte baut darauf aus, dass es weitergeht, baut so viel auf, erzählt so viel, dennoch entscheidet sich der Autor für eine Vollbremsung. Er entschließt sich für den einfachen Weg, der sich schließlich wie ein riesiger Punkt war. Als wollte der Autor nicht mehr weitermachen. Ich fand das schade. Ich finde es immer noch schade und irgendwie hat dieses Ende doch dafür gesorgt, dass meine ganze Begeisterung für das Buch in Grenzen hält.
Da kommt ein riesiger Konflikt, der alles deutlich spannender gemacht hätte, der einen neuen Blickwinkel in das ganze gebracht hätte. Ich hätte mir lieber ein anderes Ende gewünscht. Kein glückliches Ende oder so, sondern eine weitere Hürde für die beiden Figuren, der ich zu folgen bereit gewesen wäre und der auch so viele Fragen beantwortet hätte, die mich bis zu dem Punkt begleitet haben. Das macht der Autor nicht und ich finde, das war ein großer Fehler.
Im Großen und Ganzen hatte ich meine Freude mit dem Buch. Es ist spannend, aufregend und der Anfang besitzt einen jugendlichen Elan, den nur notgeile Jungs haben können, deren sexuelle Wünsche alle erfüllt werden. Hätte ich so eine Gelegenheit gehabt, ich hätte mich auch an diesen Moment gefesselt und meine ganze Freizeit dafür geopfert, um mir auszumalen, wie wir irgendwie in der Zukunft glücklich werden.
- J. D. Salinger
Lektüre Kopiervorlagen: Jerome D. Salinger, Der Fänger im Roggen / Catcher in the Rye
(1.547)Aktuelle Rezension von: Stephanie_Ruh"Der Fänger im Roggen" erzählt von Holden Caulfield, der mal wieder von einer Schule fliegt und in der Nacht beschließt, bereis heute und nicht erst in ein paar Tagen zu den Ferien die Schule zu verlassen. Somit streunt er ein paar Tage durch New York, bevor er den Beschluss fasst, nicht mehr nach Hause zu gehen, was er jedoch am Ende nicht durchzieht.
J.D. Salingers Klassiker hat mich leider nicht berührt. Für die Erscheinungszeit mag die Sprache und die Geschichte an sich eine Art Revolution gewesen sein, heutzutage kann das niemanden mehr "schocken". Diese Denkweise und mangelde Zielstrebigkeit des Protagonisten hätte mir "damals" in meiner Pubertät genauso wenig zugesagt wie heute. Ich habe es gelesen, um eine "Bildungslücke" zu schließen, aber es war mir eher eine Qual als ein Vergnügen. - Ian McEwan
Abbitte
(889)Aktuelle Rezension von: JazzHDas ist eines der besten Romane, die ich jemals gelesen habe.
Cecilia, aus reichem Hause, lernfaul und schön, verliebt sich in den hauseigenen, intelligenten Gärtner Robbie, der Medizin studieren will. Eine beidseitige Liebe, die langsam entsteht und nicht sein kann. Nachdem die kleine, eifersüchtige Schwester Cecilias etwas zu sehr in die Privatsphäre Cecilias eindringt, gerät Robbie dermaßen in Schwierigkeiten, dass er den einzigen Ausweg im Dienen im 2.Wk sieht...
Jahre später ist diese kleine Schwester eine der berühmtesten Autorinnen Großbritanniens und packt aus...
Berührend, packend, voller Gefühl Liebe, Drama und Sehnsucht. Für alle Menschen mit Schuldgefühlen zu empfehlen.
Nachdem ich diesen gelesen habe, habe ich noch viele weitere von ihm gelesen, aber keins konnte an dieses herankommen, sind teilweise dennoch lesenswert. - Haruki Murakami
1Q84 (Buch 3)
(432)Aktuelle Rezension von: UlrikeBodeDas Cover ist auf der einen Seite eigentlich sehr schlicht gestaltet, auf der anderen allerdings auch besonders, vor allem in seiner Farbgestaltung. Es sagt alle aber auch nichts aus über den Inhalt.
Die Protagonisten und deren Charaktere sind sehr glaubwürdig und detailliert beschrieben. Deren persönliche Geschichte wird im Laufe des Romans immer deutlicher und aufschlussreicher..
In einer sehr bildgewaltigen Sprache und einem fantasievollen, klugen, lehrreichen und von Akribie strotzendem Schreibstil schafft es der Autor den Leser in eine surreale Welt zu entführen und nicht mehr loszulassen. Was mich persönlich allerdings abgeschreckt hat, waren die explizit beschrieben Missbrauchsszenen und die Denkweise des Täters über seine Opfer. Dies grenzt für schon fast an Wahnsinn.
Man kann es eigentlich nicht packen was da auf einen einströmt. So vieles, Entscheidungen, Herkunft, Kindheitserlebnisse, alles hat Einfluss auf unser, aber auch das Leben unserer Mitmenschen. Würden wir gezielt darüber nachdenken, „was wäre wenn“ würden wir verrückt.
Dieser Roman lebt von zwei ganz konträren Seiten, schwarz oder weiß, gut oder böse, Realismus und Fiktion.
Trotz aller Tragik und Grausamkeit, die ich hier auch erfahren habe, hat mich der Roman dennoch gefesselt. Ich habe mich in einer Welt voller Grausamkeiten und Liebe, Genuss und Abscheu, Wahnsinn und Beherrschung bewegt, als sei ich streckenweise im falschen Film gelandet.
Empfehlenswert finde ich das Buch trotzdem.
- Virginia Woolf
Mrs. Dalloway
(240)Aktuelle Rezension von: moontalesLeider war das Buch nicht mein Ding. Sehr lange Sätze, absolut ausschweifend und ungefähr 80% der Informationen im Buch sind unrelevant. Das hat das Lesen für mich sehr langatmig und leider auch langweilig gemacht. Ich lese ansonsten sehr gern Klassiker und vielleicht werde ich mich irgendwann an einen anderen ihrer Romane heranwagen. Mit diesem bin ich leider nicht warm geworden.
Virginia Woolf erzählt hier fast ausschließlich über die Gedankenwelten der einzelnen Protagonist:innen. Man erfährt also sehr viele Einblicke in das Gefühlsleben der jeweiligen Person. Allen voran Clarissa und ihr verschmähter alter Liebhaber Peter. Es wird ab und an getratscht, man erfährt einiges über die Londoner Gesellschaft. Beim Lesen muss man sich sehr konzentrieren, nicht nur aufgrund der langen Sätze sondern auch, weil die Erzählstruktur extrem flatterhaft ist. Wie ein Schmetterling wird von einem Protagonisten oder einer Protagonistin zum/zur nächstem/nächsten gesprungen. Teilweise so "unspektakulär" dass man den Wechsel zunächst gar nicht bemerkt und sich dann erst einmal fragt wer überhaupt gerade "spricht". Es gab einige schöne und interessante Aspekte am Buch, aber es hat meine Erwartungen generell einfach nicht erfüllt. Wie die Engländer so schön sagen: Not my cup of tea!
- Robert Musil
Der Mann ohne Eigenschaften
(106)Aktuelle Rezension von: awogfliSo kann ich kurz und knackig für mich dieses epochale Werk in seiner Gesamtheit abschließend analysieren. In diesem mehr als 1000 Seiten umfassenden riesen Ziegel, mit dem man sogar Leute erschlagen könnte, wechseln sich wahrhaft grandiose Analysen und gut gezeichnete Figuren, die in der Literatur ihresgleichen suchen, mit ganz schlechten, handwerklich schrecklich gemachten Passagen ab, wobei im zweiten Drittel wirklich der Tiefpunkt erreicht wird. Ich frage mich schon, wie die Literaturkritik vor so einem Murks, der weite Strecken des Mittelteils und das Ende betrifft, die Augen verschließen kann und das Gesamtwerk als Meisterwerk betitelt. Man muss doch ein Buch in seiner Gesamtheit betrachten und kann sich nicht nur die genialen Szenen für die Beurteilung herauspicken. Details zu meinen Kritikpunkten werde ich noch genauer ausführen. Zu Beginn dachte ich noch, der Roman wäre gar nicht lektoriert worden und meinte, ein kluges, strenges, straffendes Lektorat, das auf mindestens 400 Seiten und bei einigen nutzlosen Figuren den Rotstift ansetzt, hätte dem Roman gutgetan, nun bin ich eines Besseren belehrt worden, der Roman wurde tatsächlich lektoriert und noch viel mehr Szenen wurden gestrichen, als die Geschichte auch für Musil eskalierte, da er zu keinem Ende kommen konnte.
Aber fangen wir mit den genialen Punkten an. Musil zeichnet ein großartiges Sittenbild der österreichischen Gesellschaft um 1913 – die er Kakanien nennt. Er führt zu diesem Zweck neben sehr vielen unterschiedlichen Figuren aus allen Schichten des Landes die Parallelaktion ein, quasi ein Projekt, in dem anlässlich des Geburtstages seiner Majestät Kaiser Franz Josef in einem Salon unterschiedlichste Schichten und Branchen zusammenkommen, um irgendeine Idee für Kaisers Geburtstag kreieren. Das hat etwas von Brainstorming und modernem Projektmanagement mit viel Bürokratie in einem lockeren Rahmen, wobei das Projekt daran krankt, dass es keine Vorgaben gibt, was überhaupt dabei herauskommen soll.
Diese geniale Konstruktion erlaubt dem Autor all seine Figuren aus den unterschiedlichen Schichten miteinander zu verweben, sie teilweise an einem Ort zusammenzubringen und dabei gleichzeitig eine 360 Grad Umschau auf die Gesellschaft und einen größeren Zusammenhang herzustellen, den er ansonsten mit Figuren an den Haaren herbeiziehen hätte müssen: Die große Parallelaktion bildet auch Unteraussschüsse und wird im Hinblick auf das noch nicht definierte Ziel der großen Aktion analysiert: Wissenschaft, Presse, Militär, Beamte, Bankiers, Bildungsbürgertum, Schwätzer, Politik, Nationalismus, Rechtssystem… es fehlt eigentlich nur der Kaiser selbst in diesem.
Da gibt es beispielsweise im unzähligen Personal, das den Roman bevölkert, den Protagonisten, den Mann ohne Eigenschaften Ulrich, der früher Wissenschaftler war, den deutschen Schwätzer und Industriellen Arnheim, ein Hansdampf und Blender in allen Gassen, Ulrichs Cousine Diotima, die den Salon führt, ständig mit den Intellektuellen liebäugelt, um ihr fades Leben als Beamtengattin aufzumotzen, die deutsch-jüdische Bankiersfamilie Fischl, die mit dem Antisemitismus ihrer eigenen Tochter kämpft, die sich in einen jungen deutschnationalen Burschen verliebt hat, der General Stumm, der durch seinen militärischen Hintergrund als einziger fähig ist, ein bisschen Ordnung in das Chaos des Projektes und der vielen Ideen zu bringen, ein paar Geliebte des Protagonisten Ulrich, Ulrichs Freund Walter mit seiner Frau Clarisse und noch viele weitere Figuren.
Die politische Analyse auf Basis der Gesellschaftsanalyse ist grandios. Mit jeder Faser spüren die Figuren dieser Zeit, dass etwas mit den Menschen und der Gesellschaft im Argen liegt bzw. den dräuenden Weltenbrand und das geht weit über Kulturpessimismus, den es zu allen Zeiten gab, hinaus. Weiters werden selbstverständlich mit viel Humor in treffenden Analysen die Probleme des Vielvölkerstaates aufs Tapet gebracht.
Am Ende des ersten Drittels, nicht nach Kapiteln sondern so nach etwa 350 Seiten, hat sich Musil bis auf ein paar Lichtblicke meiner Meinung nach total übernommen. Da die Figuren in ausreichender Tiefe schon eingeführt sind, wird eine erneute Analyse abseits einer menschlichen Weiterentwicklung zum nutzlosen Geschwätz. Die Gesellschaftsanalyse kommt eben nur in den Kapiteln mit Lichtblick voran, die nun spärlich werden. Musil hat sich verphilosophiert und scheitert auch an seinem eigenen Anspruch, denn er kann die Qualität, die zu Beginn permanent aufblitzt nicht auf Dauer halten. Zugegeben, man kann man als Autor nicht immer nur auf der Spitze des Niveaus operieren, aber die qualitativen Täler, durch die man als Leser waten muss, werden mit zunehmender Länge des Romans bedauerlicherweise breiter und häufiger.
Unnötige, schlecht gezeichnete Figuren und schlecht recherchierte Theorien
Was ich nie ganz verstehen will, sind einige Figuren, die zwar mitspielen, aber weder etwas für die Handlung tun, noch irgendwelche Beiträge zum philosophischen Unterbau leisten. Zum Beispiel der ausladende Erzählstrang des Frauenmörders Moosbrugger, dessen Verurteilung zum Tode nicht nur in den Salons mit gruselnder Bewunderung ob der ziellosen Gewalttätigkeit diskutiert wird – was ich ja verstehen kann - sondern der in einzelnen gähnend langweiligen Szenen auch noch mitspielen muss.
Mir kommt diese Figur als fiktives Zeitgeistphantom vor, das man aus den damaligen Medien kennt, so wie Charles Manson, der in den 70er Jahren als verehrtes Monster in die Hippie-Kultur einging. Das war so ein fernes fiktives Monster, das einen erschaudern ließ, über das man diskutierte und das man verehrte, aber sicher nicht in der Realität in der Nachbarschaft haben wollte.
Bei all dem Geschwafel der Protagonisten, konnte mir Musil auch nie die Motive von Clarisse, der Frau des Freundes Walter erklären. Sie verhält sich völlig ambivalent bekloppt und wird als etwas wahnhaft beschrieben. Aber selbst Personen mit massiven psychischen Störungen und wahnhaftem Verhalten haben in ihrem Wahn Motive, die zwar nicht dem Normalbild entsprechen, aber in sich konsistent sind. Clarisse verhält sich total uneinheitlich und setzt Handlungen ohne ersichtliche Motivlage. Sie ist als Figur nämlich extrem schlampig gezeichnet. Vor allem auch dem Umstand geschuldet, dass es 1913 schon sehr viele Ansätze der Psychologie und Psychiatrie gab und eben verrückte Frauen von Männern nicht mehr total unlogisch abkategorisiert wurden, sondern in Psychoanalyse und Psychiatrie durchaus schon konsistente Erklärungsmuster bestanden, die zwar im Gedankengebäude nicht unbedingt stimmten, aber dennoch in sich stimmig waren. Siehe Hysterie und sexuelle Obsession.
Insofern fand ich dann Musil in dieser Hinsicht doppelt schlampig, denn er hat die psychiatrischen Inhalte durch die Hansdampffigur und Erklärbär Arnheim erläutern lassen und durchaus schon aufs Tapet seines Romans gepackt. Musil war aber dann selbst offensichtlich entweder zu faul, zu schlampig oder zu ungebildet, die erwähnten und verwursteten damals bekannten wissenschaftlichen Hintergründe auch tatsächlich zu recherchieren, zu lesen, zu verstehen und somit auch korrekt in seinen Roman, die Handlung und die Figurenkonzeption einzubauen. Letztendlich fürchte ich, dass Musil leider mit dem Zitieren von psychiatrischen und psychoanalytischen Theorien, dasselbe verfolgt hat. Gleich seinem Protagonisten Arnheim wirft er aus bildungsbürgerlicher Eitelkeit ein paar Theorien in den Roman, um als klug und belesen zu gelten, ohne sie jemals gelesen, geschweige denn verstanden zu haben, in der Hoffnung seine Zeitgenossen kennen sich eh nicht aus und hinterfragen nicht. Quasi Bullshitbingo und Namedropping um 1913. Der Herr Doktor Schnitzler hätte ihm sein Manuskript zerrissen, währenddessen er ihn ausgelacht, ihn anschließend eingewiesen und zu Sigmund Freud in die Zwangstherapie gesteckt hätte. Damit er endlich weiß, wovon er schreibt.
In dem Zusammenhang kann auch gleich Clarisses Ehemann Walter und der Freund der Familie Meingast zusätzlich aus dem Roman gestrichen werden, denn auch sie tragen nahezu nichts zur Handlung und zu den Theorien bei. Außer dass Meingast anscheinend den deutschnationalen Philosophen Ludwig Klages verkörpert und zudem als Kinderschänder dargestellt wird.
Im Bereich unkorrekter Theorien soll auch noch das Wissenschaftskapitel erwähnt werden, das recht einseitig betrachtet ist und sogar schon falsch zur damaligen Zeit, denn Musil beurteilt die Wissenschaft nur als theoretische Disziplin mit Theorien und Modellen und nicht als angewandte und empirische Forschung inklusive Innovationsmanagement mit harter Arbeit und vielen Versuchen. Selbst um 1900 gab es in der Forschung nicht nur den Tesla-Prototyp eines Wissenschaftlers, sondern es gab schon seit längerer Zeit auch die Edison-Methode, die mit viel Arbeit, viel Manpower und vielen Versuchen im Rahmen eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses neue Forschungsergebnisse produzierte. Wenn ich über ein Gebiet, von dem ich keine Ahnung habe, philosophiere, muss ich entweder ordentlich recherchieren, oder die Finger davon lassen.
Auch meine so geliebte Figur des Angelo Soliman, der eigentlich ein historischer Anachronismus ist, denn die reale Person lebte um 1750, trägt so gut wie gar nichts zur Handlung bei und kann damit auch aus diesem ausufernden Konvolut gestrichen werden.
Auch wenn manche der von mir aufgezählten Figuren ein klitzekleines Schäufelchen zum Roman beitragen, ein modernerer nicht so mühsamer Schriftsteller wie Musli, der offensichtlich unter der Zwangsstörung Figurenmessie leidet, hätte sie abgemurkst, wenn sie dem Roman nicht mehr dienen. Ich denke nun mit Wehmut an Robert Menasse, der dieses Problem in seinem auch ausufernden Roman, die Hauptstadt, derart recht elegant gelöst hat, und beiße mir auf die Zunge, dass ich überhaupt Kritik daran geübt und ein Sternderl abgezogen habe. Letztendlich habe ich mich bei all diesem unnötigen Personal immer gefragt XXX? Tut der/die was zum Roman? Erkenntnis? Handlung? Katalysator? Anything? … und wollte nur noch als fiktive Lektorin wild und gnadenlos mit dem Rotstift Figuren metzeln und ein veritables Blutbad anrichten.
Im dritten Teil wird es am Anfang wieder besser. Ulrichs Schwester Agathe bereichert den Roman, die Reise zum letzten Wohnsitz des Vaters wirkt wie ein Urlaub von den mühsamen Wiener Protagonisten. Vor allem auf Ulrich wirkt sie sehr positiv und sie sieht zu Beginn auch tatsächlich wie die erste vernünftige Frau aus, in diesem Meer an hysterischen nutzlosen Weibern … aber dann … was hat sich der Autor dabei gedacht, hier die recht liebevolle, normale Bruder-Schwester Beziehung plötzlich und ohne Vorwarnung in ein inzestuöses Verhältnis kippen zu lassen, das auch nur gedacht, angedeutet und nie vollzogen wird. Innerhalb von einem Tag will Agathe ihrem Mann das geerbte Vermögen nicht zugestehen - total logisch, wenn sie sich scheiden lassen will - dann hat sie Todessehnsucht und will sich umbringen, was die erste Aktion total sinnlos macht und zum Schluss träumt sie in den nächsten zehn Minuten vom Inzest mit dem Bruder. Total bekloppt diese Konstruktion und psychologisch überhaupt nicht nachvollziehbar, wenn man ein bisschen Freud gelesen und auch verstanden hat. Aber es wird noch toller, die Handlung zerfleddert ins totale Nirwana. Agathe, die sich schon seit Jahren aufs Umbringen vorbereitet hat, hat, als sie endlich Ernst machen will, das Gift vergessen, auf den Friedhof mitzunehmen. Nun steht sie da, diese Dilettantin (wobei ja der Autor der Dilettant ist, dem so etwas einfällt), will sich umbringen und weiß nicht womit. Dann bringt sie ganz plötzlich ein Mann vom erbärmlichen Vorhaben ohne Erfolgsaussicht ab, indem er sie nur anspricht und die Guteste schöpft aus unerklärlichen Gründen spontan in der Sekunde wieder Lebensmut. Die angedeutete inzestuöse Beziehung zwischen Agathe und Ulrich verpufft auch gleich wieder ins Nichts, genauso überraschend, wie sie gekommen ist. Also das ist keine konsistente Figurenentwicklung – von Meisterwerk brauchen wir hier wirklich nicht zu sprechen. Mein Lesefreund Armin hat mir gesteckt, dass in den herausgestrichenen Skizzen aus Musils Gesamtwerk der Inzest genauer thematisiert wird, aber durch das Lektorat keinen Eingang in den Roman gefunden hat. Also entweder fehlt hier viel zu viel oder man hätte alles umschreiben und streichen müssen.
Dass am Ende bei der Parallelaktion nichts rauskommt und der Roman wirkt, als ob Musil einfach aufgegeben und die Schreibmaschine hat fallen lassen, ist nur symptomatisch für dieses unrunde, unausgegorene, ausufernde Werk, das offensichtlich wie eine alles verschlingende Hydra an Handlungssträngen und Figuren nicht mehr zu beherrschen war. Wie gesagt, ein strenges besseres Lektorat hätte die genialen Analysen herausgestrichen, die schlechten Teile gestrafft und somit die großartigen Passagen derart in den Vordergrund gerückt, sodass der Gesamteindruck besser gewesen wäre.
Fazit: 3 Sterne denn die gähnende Langeweile und das schlechte Handwerk wogen bedauerlicherweise gleichschwer wie die genialen Passagen. - Max Frisch
Stiller
(362)Aktuelle Rezension von: dunkelbuch"Jeder Zeitungsleser scheint hier zu wissen, wer Stiller ist." (S10) Als Mr. White mit dem amerikanischen Pass 1952 in die Schweiz reist, wird er als verschollener Anatol Ludwig Stiller erkannt und festgenommen. Außer seinem Gefängniswärter Knobel will ihm keiner glauben, dass er nicht der Verschollene ist. Schließlich wird er von seiner Ehefrau Julika, die extra aus Paris angereist kam, seinen Freunden und auch seinem Bruder Wilfried wieder erkannt. Sein Verteidiger und auch der Staatsanwalt Rolf geben sich größte Mühe, seine Identität zu beweisen und untermauern die Beweislast in einem kammerspielartigen Show-down in Stillers Atelier in Zürich.
Mal ein Abenteuerroman, mal eine Entwicklungsgeschichte, mal die Geschichte einer Ehe und ihrer Facetten und doch immer wieder eine so zerrissene und oft hektische Pose, die uns Leser nur eine misstrauische Haltung aus der Distanz erlaubt. Nähe entwickelt sich nur dort, wo er aus den Erzählungen seiner Mitmenschen schreibt. Die Geschichte Stillers endet so ausweglos wie sie begonnen hat und dazu noch überaus traurig.
- Paulo Coelho
Elf Minuten
(1.100)Aktuelle Rezension von: Sebastian_EngelIch war erst skeptisch und wusste nicht, ob ich mich an das Buch heranwagen wollte. Ich mag den Autor, seine Geschichten und seine Denkweise sehr, aber das Thema sagte mir irgendwie nicht zu. Wollte ich wirklich ein Buch über eine Frau in der Prostitution lesen? Ich kaufte das Buch dann doch und legte es nicht mehr aus der Hand. Ein wunderbares Werk, sehr tiefgründig und nun eines meiner Lieblingsbücher. Lest es! Liebt es! Es ist wunderbar!
- Sibylle Berg
Der Mann schläft
(106)Aktuelle Rezension von: Daphne1962
Wo Bestseller drauf stand, war auch zum Glück Bestseller drin.
Der Mann liebt die Frau. Die Frau liebt den Mann ebenso. Er ist
groß und stark und sie kann sich an ihn anlehnen. Findet Geborgenheit
bei ihm und die Sicherheit, das er abends im Bett neben ihr liegt. Das
soll immer so bleiben. Denn lange war sie auf der Suche nach dem
passenden "Deckel". Er ist allerdings 110 kg schwer der Mann, keine
Schönheit, aber er ist da. Das zählt, egal, wo man mit ihm ist.
Aber ihre ständige Antriebslosigkeit und ihre eigens empfundene Durchschnittlichkeit ständig präsent, steht ihr im Wege. Sie lebt inzwischen bei ihm im langweiligen Tessin, wo nur Rentner leben, die in der Stahlindustrie tätig waren. Der Gedanke im fast verlassenen Ort die Feiertage zu verbringen grault ihr schon im Schlaf.
"Ich muss gelassener werden, denn mein Hass der Welt gegenüber ist der Welt
egal" oder Ich werde immer mit mir zusammen sein, besser, ich versöhne mich mit mir".
Wegfahren ist eine gute Alternative zum Jahreswechsel. Nach China, weit weg. Nachdem sie sich dort in ihre Regelmäßigkeit in der Fremde eingerichtet hatten kommt ihr der Mann abhanden.
Boshaft ehrlich mit einer Prise Zynismus beschreibt die Frau ihre Erinnerungen, die der Gegenwart von Seite zu Seite näher kommt, um sich am Ende zu treffen. Man möchte sie retten aus ihrer auswegslosen Situation. Man hofft auf ein gutes Ende, man lebt die Sinnlosigkeit des Daseins mit.
Mich hat diese Autorin dermaßen überrascht mit diesem Roman, das ich einfach nur sagen kann "Muss man gelesen haben" sonst hat man was verpaßt. Allerdings nicht, wenn man gerade selbst am Abgrund steht. - Helen Fielding
Bridget Jones, Schokolade zum Frühstück. Bridget Jones, Am Rande des Wahnsinns
(1.093)Aktuelle Rezension von: Sarah35Also Bridget Jones ist eine meiner litterarischen Lieblingsfiguren! Das Buch ist witzig, ich erkenne mich wieder in Bidgets Strapazen, es ist wirklich eine Freude dieses Buch zu lesen!
- Douglas Coupland
Generation A
(68)Aktuelle Rezension von: kassandra1010Eine Welt, wie wir sie vielleicht in nächster Zeit schon vorfinden werden: Eine Welt ohne Bienen. Dadurch sind natürlich auch einige blühende Pflanzen verschwunden, die auf die Bestäubung angewiesen waren.
Obst gibt es immer noch: Handbestäubt durch den Menschen, daher teuer, meist verkrüppelt und eher selten. Doch ganz scheinen die Bienen nicht verschwunden zu sein, denn innerhalb kurzer Zeit werden fünf junge Menschen, verteilt über die ganze Welt, von Bienen gestochen.
Wissenschaftler versuchen nun dem Geheimnis der Bienen und warum ausgerechnet diese fünf Personen gestochen wurden auf den Grund zu gehen…
Mehr will ich hier erst einmal nicht verraten!
Ein Ökothriller, so liest man es auf dem Klappentext. Auch der Beginn des Romans weist erst einmal in diese Richtung. Doch dann schlägt die Geschichte eine ganz andere Richtung ein, so dass die Bienen letztendlich nur als Aufhänger dienen. Letztendlich ist es vielleicht eher ein gesellschaftskritischer Roman, denn im Kern geht es darum, dass die Menschen die Achtung der Natur und auch ihr Mitgefühl, ihre sozialen Bindungen, zu verlieren drohen. Die fünf „Auserwählten“ bauen dagegen eine ganz besondere Bindung zueinander auf.
Generation A von Douglas Coupland hat in meinen Augen einen völlig falschen Stempel aufgedrückt bekommen! So werden Erwartungen an den Roman aufgebaut, die wie Seifenblasen zerplatzen müssen! Der Roman selbst ist stellenweise sehr witzig geschrieben und hat mich über weite Teile gefesselt.
Leider ist das Ende des Romans sehr skurril und abrupt. Der Leser bleibt fragend zurück.
Eine Leseempfehlung nur für Fans von Douglas Coupland und Leser, die Absurditäten nicht fürchten.
- Markus Werner
Am Hang
(279)Aktuelle Rezension von: JorokaEin sich über drei Viertel des Buches ziehender Dialog zwischen einem älteren Mann und einem Mann in seinen 30igern. Aha. Offensichtlich treffen sich beide zufällig auf der Terrasse eines Hotels in der Schweiz. Beide haben vor ca. einem Jahr ihre Frau/Freundin verloren, jedoch auf ganz unterschiedliche Weise. Der eine durch Tod, der andere war ihrer überdrüssig und hat sie verlassen. Sie sprechen zunächst sich gegenseitig abtastend, dann aber immer freimütiger über die Geschichten ihres Lebens, über Alltäglichkeiten, ihre Haltungen, Einstellungen und Verschrobenheiten und noch manches mehr. Der ältere wirkt phasenweise etwas seltsam. Der jüngere fungiert als Ich-Erzähler.
Schon bald wittert der aufmerksame Leser, das irgendetwas faul läuft. Das Buch hat dann zum Ende eine gänzlich überraschende Wendung parat....
Für mich war das Buch flüssig, so etwas nebenbei herunter zu lesen. Manche der Lebensweisheiten hat man etwas intensiver betrachtet, über anderes dann doch schneller hinweggelesen. Natürlich war man darauf vorbereitet, dass noch irgendetwas passieren musste. So entwickelte man kriminalistische Züge, um möglichst frühzeitig den Dingen auf die Spur zu kommen. Ein wenig überrascht war im zum Schluss jedoch schon, obwohl ich etwas geahnt hatte.
Fazit: Reicht eine gute Idee für ein ganzes Buch? War der ‚einführende’ Dialog zu lange? Oder sollte das Gespräch zwischen den beiden zum Selbstzweck dienen und dem Leser als stillem Teilnehmer alleine Vergnügen bereiten? Manche Fragen vermag ich für mich nicht zu klären. Es bleibt aber das Gefühl, dass mir etwas fehlte. Dennoch gebe ich gute 3 Sterne.
- Volker Kutscher
Der nasse Fisch - Filmausgabe
(353)Aktuelle Rezension von: BelonethUrsprünglich wurde mir die Serie empfohlen, als ich aber merkte, dass es sich hier um eine Buchverfilmung handelt, habe ich den Streamingdienst aus und meinen E-Bookreader angemacht. Der erste Teil liest sich sehr kurzweilig. Die Charaktere sind gut beschrieben und handeln nachvollziehbar, aber nicht so nachvollziehbar, dass die Lösung des Falls schon längst bekannt ist. Die Liebeleien in dem Buch sind in ihrer Schilderung zwar nicht an den Haaren herbeigezogen und haben einen Grund, aber diese Stellen fand ich stellenweise zu langatmig für den Sinn, die diese haben. Und die letzten paar Seiten waren dann ein klassischer Abspann, den ich auch nicht mehr in diesem Umfang gebraucht hätte. Aber auf jeden Fall geht es mit der Reihe für mich weiter, bevor die Serie geschaut wird :)
- Dimitri Verhulst
Die Beschissenheit der Dinge
(60)Aktuelle Rezension von: AngieangelinaDimitri wächst bei seiner Großmutter in einem flämischen Dorf auf. Mit im Haushalt wohnen sein Vater und drei Onkel. Sozialamt, Kneipe, Klo sind die Eckpfeiler ihres Lebens und sie sind stolz darauf. Mein Eindruck: „Zum Gedenken an meine Großmutter, die sich die Schade ersparen wollte und starb, während ich an den letzten Seiten des Manuskriptes arbeitete.“ So fängt dieser autobiographische Roman an und erspart dem Leser nichts. Dimitri Verhulst erzählt die Geschichte seiner Kindheit, die sich irgendwo zwischen nächtlichen Zechtouren des Vaters und der Onkel und in Zwiebelmett ausgedrückten Zigarettenkippen abspielt. Zuweilen sind die Situationen so absurd und ironisch beschrieben, dass der Leser es nicht fassen kann. Dann wieder spürt man eine tiefe Melancholie, die Trauer um die verkorkste Kindheit. Verhulst fasst seine Geschichte in 12 Kapiteln zusammen, wobei der letzte Teil des Buches von dem erwachsenen Dimitri handelt. Wer einen Roman a la Flodder und Co. erwartet, wird enttäuscht sein, denn dieses Buch bietet viel mehr, als nur oberflächliche Beschreibungen des Assi - Daseins. Es ist vielmehr die Geschichte eines sensiblen Jungen, der seinen Platz in der Welt sucht und wohl auch gefunden hat. - Helen Fielding
Bridget Jones - Am Rande des Wahnsinns
(807)Aktuelle Rezension von: KirasbooksKlappentext: Bridget 58 Kilos (gut); Alkoholeinheiten 0 (hervorragend); Zigaretten 5 (locker im grünen Bereich); an Mark Darcys Haus vorbeigefahren: 2-mal (s.g.); Mark Darcys Namen im Telefonbuch nachgeschlagen um zu sehen, ob er noch existiert: 18-mal (s.g.); Anrufe von Mark Darcy: 0 (tragisch).
Ganz England ist von glücklichen Paaren bewohnt. Ganz England? Nein. In London kämpfen unbeugsame Singles täglich um das große Glück. Allen voran Bridge Jones, die bewehrte mit zahllosen Ratgebern wie "Männer sind anders" oder "Endlich Wunschgewicht" ihr Leben zu meistern versucht. Trotz immer neuer Rückschläge im Beruf und Liebesleben ist sie nicht unterzukriegen, dafür sorgen schon ihre Freundinnen Jude und Shazzer sowie ausreichende Mengen Chardonnay und Zigaretten. Nicht zu vergessen Bridgets Mutter, die stets nur das Beste für ihre Tochter will...
Meine Meinung: Wirklich lustiges Buch was man gerne am Wochenende liest. Macht einem echt eine bessere Laune. Werde mir die weiteren Teile durchlesen.
- Paul Auster
Die Erfindung der Einsamkeit
(39)Aktuelle Rezension von: UteSeiberthDer erste Teil des Buches hat mich beeindruckt,weil Auster versucht, eine Beziehung zu seinem Vater herzustellen,weil dieser ihm leider so fremd war.Dazu hatte auch die Scheidung der Eltern beigetragen.Da sein Vater sozusagen vaterlos aufgewachsen ist,hat er meines Erachtens nicht erlebt was es heißt ein Vater zu sein für ein Kind.Ich glaube, dadurch hat ihn sein Kind nicht interessiert zum Leidwesen des Sohnes.Zwei unglaubliche Mordfälle in der Familie haben den Familienzusammenhalt doch ziemlich gefährdet.So kann ich gut verstehen,weshalb Auster versucht hat,seinem Vater etwas näher zu kommen.
Im zweiten Teil sind diverse Aufsätze versammelt zu verschiedenen Dingen,die allerdings nicht zusammenhängen. - Nicole Krauss
Die Geschichte der Liebe
(165)Aktuelle Rezension von: barbara_kennerAm Ende dieses Buches weinte ich. Ich weinte, weil mein Bauch so angefüllt mit Geschichten, Gefühlen und Liebe war. Weil Leo Gurski und Alma mir so ans Herz gewachsen waren, dass ich nicht aufhören wollte zu lesen. Weil die Welt furchtbar ist und furchtbare Dinge in ihr passieren und sie wunderbar ist und wunderbare Dinge in ihr passieren. Weil ich diese Geschichte nicht weglegen konnte und sie unbedingt lesen wollte und sie nun zu Ende war. „Die Geschichte der Liebe“ ist durchdrungen von Liebe, sie fliesst aus dem Buch; so dass ich es am liebsten unter dem Kopfkissen behalten möchte, so wunderschön ist es.
Es ist nicht schwer einzusteigen. Leo Gurski und seine sperrige Weltsicht nahmen mich sofort gefangen. Leo, dieser alte Zausel, der knurrig und sehr verletzt, aber auch voller Lebensfreude seinen Alltag gestaltet. Leo hat alles verloren im Holocaust, seine Familie, komplett mittellos hat er sich sein Leben in New York aufgebaut. Seine große Liebe hat nicht auf ihn gewartet, sondern einen anderen geheiratet. Jetzt ist er alt und der Roman bewegt sich zwischen amüsanten Alltagsbeobachtungen und erschreckenden Erinnerungen. Manchmal frage ich mich, wie eine so junge Frau wie Nicole Krauss so gut über einen alten Mann schreiben kann. Aber ich sehe ihn vor mir, gebeugt, struppig, renitent und sehr lebendig.
Die zweite Hauptperson ist Alma, eine 15-jährige, die eigentlich genauso struppig ist wie er. Äußerlich stelle ich sie mir schön vor, sehr schön, mit diesem zarten jugendlichen Schmelz. Sie kämpft mit dem zu frühen Tod ihres Vaters. Ihren Namen hat sie aus einem Buch, sie wurde nach dem Lieblingsbuch ihres Vaters benannt. Diesem Buch spürt sie nach und neben den liebevoll gezeichneten Alltagsgeschehnissen gibt es auch eine rätselhafte Verbundenheit der Personen, die mich in Spannung gehalten hat. Ein Buch, das mir das Lächeln ins Gesicht gezaubert hat und die Tränen fließen ließ.