Bücher mit dem Tag "monolog"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "monolog" gekennzeichnet haben.

50 Bücher

  1. Cover des Buches Feuchtgebiete (ISBN: 9783832164225)
    Charlotte Roche

    Feuchtgebiete

     (2.330)
    Aktuelle Rezension von: Nathanael

    Ich fand die Ehrlichkeit sehr erfrischend🙏 einige Dinge haben mich an meine Pubertät erinnert. Allerdings hat die Frau in dem Buch kein Herz und das fand ich ziemlich eklig 🤢🤮 Ich musste Abbrechen weil ich solche Menschen ohne liebe nicht in meinem Leben haben will. Aber jedem das seine für mich ist das nichts.

  2. Cover des Buches Die Verwandlung (ISBN: 9783150144336)
    Franz Kafka

    Die Verwandlung

     (1.783)
    Aktuelle Rezension von: eumel8

    Als erster Kafka kam diese Kurzgeschichte (55 Seiten) gerade recht. Angeregt durch häufiges Erwähnen von Mitmenschen und der kürzlich ausgestrahlten Fernsehserie "Kafka" haben mich diese Umstände dazu bewogen, einmal Franz Kafka zu lesen. Die Geschichte ist schnell erzählt: Ein junger Mann erwacht eines Morgens als Käfer. Einiges an Begleitumständen färben das Geschehen ins Groteske: Erstens hat er verschlafen und kann nicht wie geplant auf Dienstreise. Zweitens, das Aufstehen aus dem Bett ist beschwerlich wegen der Rückenlage als Käfer. Drittens erscheint die Ausrede unglaubwürdig, dass man nicht zur Arbeit kommen kann, weil man ein Käfer ist. Das also ist Weltliteratur.

  3. Cover des Buches American Psycho (ISBN: 9783462312065)
    Bret Easton Ellis

    American Psycho

     (421)
    Aktuelle Rezension von: Aboutmandyreads

    Ich musste das Buch ja lesen, nachdem ich den Film und die Idee dahinter immer sehr faszinierend fand. Man muss schon sagen, man muss sich mit dem Schreibstil anfreunden bzw. entweder kommt man damit klar oder nicht. Ich weiß gar nicht, was ich von dem Buch so richtig halten soll. Schlecht ist es nicht, sonderlich in meinen Geschmack, rein wegen des Schreibstils, passt es allerdings auch nicht. Dennoch würde ich es unfair finden weniger als 4 Sterne zu vergeben. Dafür ist mir „American Psycho“ zu skurril und detailliert in faszinierenden Bereichen. Es hat mich auf eine seltsame Art und Weise einfach in den Bann gezogen.

  4. Cover des Buches Mörder ante portas (ISBN: 9783733784546)
    Ava Fuchs

    Mörder ante portas

     (18)
    Aktuelle Rezension von: AnnMan
    Ich muss gestehen, dass ich lange gebraucht habe, um dem Krimi fertig zu lesen. Zum einen lag es wahrscheinlich daran, das ich mich mit Krimis immer noch schwer tue und zum anderen waren mir einfach die ersten Seiten irgendwie ... nun ja... es brauchte halt, bis ich ganz im Buch drin war. 
    Aber am Ende war ich einfach nur froh durchgehalten zu haben, denn es wurde so spannend und überraschend, dass ich dieses Buch gerne weiterempfehle. Die Erzählweise ist ziemlich interessant, wenn man sich dran gewöhnt hat und ich habe es genossen der Kommissarin und ihrem Team bei der Lösung des Falls zuzusehen. Ich habe selber oft überlegt wie und was genau passiert sein könnte, habe aber mit der Auflösung als Letztes gerechnet obwohl diese ziemlich logisch passte. 
    Auch ist mir sehr positiv aufgefallen mit wie viel Liebe zum Detail die Charaktere ausgearbeitet wurde. Jede Person, die irgendwie mehrfach auftauchte, bekam persönliche Eigenheiten, die sie dem Leser näherbrachte. So war es nicht einfach nur ein Krimi, wo der Fall im Vordergrund stand, sondern auch ein Portrait von verschiedenen Menschen, die ich gerne wieder treffen würde. 
  5. Cover des Buches Laufen (DAISY Edition) (ISBN: 9783839853429)
    Isabel Bogdan

    Laufen (DAISY Edition)

     (17)
    Aktuelle Rezension von: Claudia107


    Hörbuchcover: "Eine Frau läuft. Schnell wird klar, dass es nicht nur um ein gesünderes oder gar leichteres Leben geht. Durch ihre Augen und ihre mäandernden Gedanken erfährt der Hörer nach und nach, warum das Laufen ein existentielles Bedürfnis für sie ist. Wie wird man mit einem Verlust fertig? Welche Rolle spielen Freunde und Familie? Welche Rolle spielt die Zeit? Und der Beruf? Schritt für Schritt erobert sich die Erzählerin die Souveränität über ihr Leben zurück. Isabel Bogdan beschreibt mit großem Einfühlungsvermögen den Weg einer Frau, die nach langer Zeit der Trauer wieder Mut fasst."


    Dieses Hörbuch besteht aus 4 CD's, hat eine Laufzeit von 4 Stunden 45 Minuten (ungekürzte Lesung) und wird von Johanna Wokalek wirklich gut gelesen, man könnte glatt meinen es sei ihre Geschichte. 

    Meiner Meinung nach ist das Cover ja relativ nichtssagend, aber ich wurde durch die guten Bewertungen auf diese Geschichte aufmerksam. Als ich mit dem Lauschen begonnen hatte war ich auch sofort in der Erzählung drinnen und ich kann nur sagen: Wow! 

    Eine namenlose Frau fängt zu laufen an, nachdem ihr Lebensgefährte verstorben ist und sie sich endlich aus ihrer Trauer befreien möchte. Schritt für Schritt und Tag für Tag begleiten wir die Protagonistin aus ihrer Trauer heraus, die ihre Gedanken, ihre Wut, aber auch ihre Liebe dabei zum Ausdruck bringt. Kennt ihr dass, wenn ihr euch fragt, was bei manchen Leuten in den Köpfen vorgeht, was sie denken, fühlen und hinter sich haben? Hier ist es gerade so als wenn ihr der Protagonistin hinter die Stirn sehen könnt und ihre Gedanken hört. Unglaublich interessant!

    Fazit: Eine wirklich bemerkenswerte Geschichte, in der man eine Frau begleitet sich Stück für Stück aus ihrer Trauer zu befreien und wie sie wieder zu leben beginnt. Dabei ist es noch nicht mal eine traurige Erzählung sondern durchaus mit Humor wiedergegeben. Tolle Umsetzung! Klare Hörempfehlung! 

  6. Cover des Buches Die Erzählungen (ISBN: 9783596903719)
    Roger Hermes

    Die Erzählungen

     (134)
    Aktuelle Rezension von: Erinnye
    Dass Buch ist zusammengesetzt aus vielen verschiedenen Texten von Kafka. Dies reicht von kurzen, einseitigen Erzählungen bis hin zu mehrseitigen Geschichten. Dabei gelingt es Kafka thematisch zwar immer innerhalb eines gewissen Stils zu bleiben, jedoch wiederholt er sich nicht. Jede seiner Schriften hat für sich gesehen eine individuelle Daseinsberechtigung und sagt etwas Anderes aus. Diese Aussage zu verstehen ist bei Kafka natürlich immer so eine Sache. Es bleibt ein Rätsel, ob man die Erzählung so versteht, wie der Autor sie gedacht hatte - jedoch macht dies auch den Spaß an seinem Schreibstil aus. Vielfach interpretierbar, aber auch einfach nur genußvoll lesen und die Prosa bestaunen.. dies alles ist möglich bei diesem Autor. Die Geschichte, die mich persönlich am meisten beeindruckt hat, ist die, die von einem neurotischen Maulwurf erzählt, der um seinen Bau fürchtet, gleichzeitig aber auch davor zurückschreckt ihn wieder zu betreten, wenn er zwecks Vorratsbeschaffung nach draußen muss. Kafka gelingt es, über mehrere Seiten hinweg kein einziges Mal das Wort "Maulwurf" zu benutzen und lässt somit offen, ob es nicht doch eine Wühlmaus oder ein Hamster ist, das ist auch egal, stellt es doch eine hervorragende Metapher dafür dar, dass es bei Kafka nicht um festgesetzte Personen geht, sondern lediglich um die Aussage, die er mit seinem Text tätigen will. Natürlich waren auch so berühmte Geschichten wie "Die Verwandlung" und viele Andere vertreten. Um Kafka zu lesen sollte man eine gewisse Konzentration mitbringen, es ist aber auch dann sicher nicht etwas für jedermann. Man muss den kafkaesken Stil einfach mögen. Tut man dies, dann erscheint einem diese Sammlung von Erzählungen einfach als ein einmaliges Stück Literatur und seine poetischen Texte als wahre Kunst für sich. Immer wieder lesen, immer wieder neu interpretieren, immer wieder neu erleben.
  7. Cover des Buches Dolores (ISBN: 9783453441835)
    Stephen King

    Dolores

     (656)
    Aktuelle Rezension von: EllaEsSteff

    🧺

    »𝘚𝘦𝘤𝘩𝘴 𝘒𝘭𝘢𝘮𝘮𝘦𝘳𝘯, 𝘋𝘰𝘭𝘰𝘳𝘦𝘴! 𝘏𝘢𝘣𝘦𝘯 𝘴𝘪𝘦 𝘨𝘦𝘩𝘰̈𝘳𝘵?

    𝘚𝘦𝘤𝘩𝘴, 𝘯𝘪𝘤𝘩𝘵 𝘷𝘪𝘦𝘳!

    𝘐𝘤𝘩 𝘻𝘢̈𝘩𝘭𝘦 𝘴𝘪𝘦, 𝘶𝘯𝘥 𝘮𝘦𝘪𝘯𝘦 𝘈𝘶𝘨𝘦𝘯 𝘴𝘪𝘯𝘥 𝘪𝘮𝘮𝘦𝘳 𝘯𝘰𝘤𝘩 𝘴𝘰 𝘨𝘶𝘵, 𝘸𝘪𝘦 𝘴𝘪𝘦 𝘧𝘳𝘶̈𝘩𝘦𝘳 𝘦𝘪𝘯𝘮𝘢𝘭 𝘸𝘢𝘳𝘦𝘯!«


    Die Haushälterin Dolores soll ihre Arbeitgeberin, der sie dreißig Jahre lang gedient hat, umgebracht haben. Beim Polizeiverhör legt sie schonungslos ihre Lebensbeichte ab - und offenbart Ihr düsteres Geheimnis.


    💭

    Totale Sonnenfinsternis über Maine und damit eine direkte Verknüpfung zu „Das Spiel“.


    Ein King, vor dem ich ehrlich gesagt zuerst etwas Angst hatte. 

    Ein Buch in Monologform, ohne Kapitel, und das ganze knapp 400 Seiten lang.

    Aber wir reden hier von King. 


    Ich mochte die Einteilung vom Hier und jetzt, in dem Dolores im Verhör sitzt, nach Wasser bittet oder kurz unterbrochen wird und auch mal beleidigt; und dem Vergangenen, in dem sie schildert, wie sie Vera kennenlernte und was sich danach ereignete. 


    Wie so oft ereignet sich der Horror in alltäglichen Situationen. Häusliche Gewalt, psychische Belastung, und Dolores, die nur einen Ausweg aus dem ganzen sieht. 


    Dolores erzählt gern, und so gibt es hier wieder wenige Stellen, die ausschweifend erzählt sind. 

    Dennoch eine gute Unterhaltung für Zwischendurch.


    ⭐️⭐️⭐️⭐️

  8. Cover des Buches Wilhelm Tell (ISBN: 9783872910066)
    Friedrich Schiller

    Wilhelm Tell

     (505)
    Aktuelle Rezension von: Lobitix

    Schlecht, einfach nur schlecht.

  9. Cover des Buches Korrektur (ISBN: 9783518778395)
    Thomas Bernhard

    Korrektur

     (138)
    Aktuelle Rezension von: MoWilliams


    »Etwas herrscht über uns, das, wie es scheint, mit uns gar nichts zu tun hat«, das mache oft kurzen Prozeß mit ihm. Man könne darüber lachen. Aber es sei so gefährlich, daß »man auch umkommen kann darin«. (S. 72)


    In Frost sammeln sich seltsame, pessimistische, misanthropische und sexistische Äußerungen und Beobachtungen, da der junge Famulant von dem Chirurgen Strauch den Auftrag bekommt, dessen Bruder, den Maler Strauch, in Weng zu beobachten und dies genauestens zu notieren.


    Frost ist das erste prosaische Werk von Bernhard und enthält noch wenig von seinem eigentlichen Stil, keinen Punkt zu setzen und ewig lange Sätze sich über Seiten erstrecken zu lassen. Allerdings herrscht von Anfang ein Bernhard’scher Grundton – so dreht sich sehr viel um die Schlechtheit der Menschen, um den Selbstmord und somit auch immer indirekt um die Frage, warum es sich zu leben lohnt. Diese wird nie wirklich beantwortet – doch der Gedanke scheint in Babyschuhen zu stehen, denn so hatte ich immer das Gefühl, dass es bald auf die Formulierung wie in „Die Ursache“ hinauslaufen wird, in dem es mehr oder weniger heißt, entweder man hat den Mut zu sterben oder man bricht ein Leben lang an diesem Gedanken.


    Es gibt für mich nicht DIE Bedeutung für Frost, weswegen es für mich naheliegend ist, dass er tatsächlich mehrere Bedeutungen hat. Hervorstechend war für mich der herrschende Frost unter den Menschen, die sich nicht die Wahrheit sagen können und wie der Schnee die Welt bedeckt, wird auch die Wahrheit unter diesem begraben – wie auch im Wald oder Gebirge verirrte Leichen darunter verschollen bleiben, bis er im Frühling wieder taut. Eine weitere Bedeutung verbirgt sich für mich hinter Maler Strauchs Charakter – er hat den Frost verinnerlicht, er wirkt in manchen Aussagen so apathisch, dass ich mich fragen musste, warum er nicht schon längst gestorben ist. Auch aus seinem abgeschiedenen Leben in Weng scheint er nicht ausbrechen zu wollen (oder zu können), stattdessen schimpft er über die Menschen, stellt sie logisch in all ihren Fehler dar und bekommt diesen einen Ton, den Bernhard auch in „Das Urteil“ anschlägt, wenn er über Salzburg spricht. Die Vergangenheit ist nie positiv und in uns allen scheint „Frost“ zu stecken, tiefe Geheimnisse und so extreme negative Seiten, dass es letztlich besser für die Welt wäre, wenn die Menschheit nicht mehr existieren würde. Allerdings sind diese Gedanken und Aussagen oft so schwer, beinahe anstrengend, dass ich den Roman öfter zur Seite legen musste, um entweder nachzudenken oder einmal tief durchzuatmen. 


    Auch die Identität des Malers wirkt abstrakt und ungreifbar, als würde er nur eine Rolle spielen, nur etwas verkörpern, das ihm der Famulant vielleicht sogar aufgrund seiner Aussagen zuschreibt. Hat Maler Strauch überhaupt so etwas wie eine Identität? Vermutlich müsste zuerst geklärt werden, was Identität selbst bedeutet und wie man diesen Begriff auslegt, um ihn letztlich auf diese zum Teil sehr unheimliche Figur beziehen zu können. Grundsätzlich wäre dies ein interessanter Standpunkt, da ich bei einer raschen Überlegung antworten würde, dass Identität in Frost nur eine Tarnung ist, hinter der sich die Menschen verstecken. Ein bisschen wie der Frost selbst. Keiner von den Charakteren ist allerdings wirklich greifbar, sie wirken wechselhaft und sie als gut oder böse zu bezeichnen wäre zu naiv, zu einfach, zu läppisch. Sie stehen ganz für sich alleine und trotzdem gibt mir das Menschenbild von Bernhard immer einen Schub an Gedanken, die immer ein bisschen von Faszination und Schrecken begleitet werden, weil sein Menschenbild wie das einzig realistische wirkt.


    Meiner Meinung nach ist „Frost“, wenn es um Menschen und deren Beziehungen geht, wenn es um die zum Teil sehr philosophischen Gedanken von Maler Strauch geht, großartig gelungen und extrem aufregend zu lesen, allerdings zieht sich die Handlung oft unfassbar lange. Die Äußerungen von Strauch sind manchmal finster und bedrückend, feindlich gegenüber Frauen, doch ich kann nicht abstreiten, dass es mir intensiv nachgehangen ist.

  10. Cover des Buches Portnoys Beschwerden (ISBN: 9783446249820)
    Philip Roth

    Portnoys Beschwerden

     (65)
    Aktuelle Rezension von: LarissaMaria

    Ich wusste ja worauf ich mich einlasse. Im Prinzip zumindest. Zwangsstörung meets Promiskuität.

    Nicht selten wurde Philip Roth dafür kritisiert, dass seine Charaktere zu getrieben sind, es ginge nur um Sex und Selbstmitleid,
    Die geteilten Meinungen, welche über ihn kursieren, haben mein Interesse geweckt. Ich wollte mir selbst ein Bild machen.

    Ich lernte also Alexander Portnoy kennen; einen jüdischen Amerikaner, der beim Psychiater sitzt und sein Leid klagt.
    Das würde das ganze Buch eigentlich schon in einem Satz zusammenfassen.

    Der Monolog, aus dem das Buch besteht, veranschaulicht seinen Werdegang, schildert eine Existenz ohne besondere Sternstunden, ohne besonderen Glanz.

    Seine Kindheit mit der Glucken-Mama und dem Waschlappen-Vater, seine Jugend, das Erwachen seiner Sexualität welche gleich in zwanghafte Sphären abdriftet, seine Unfähigkeit eine gute Beziehung zu führen… es ist eine endlose Misere.

    Ich war während des Lesens ständig hin und her gerissen; zwischen Abscheu vor dem Protagonisten und Bewunderung für die Fähigkeit von Roth, dessen verrückte Gedankensprünge so anschaulich darzustellen.

    Daher machte das Lesen irgendwie Spaß. Großteils war ich einfach nur genervt von Portnoys Veranschaulichungen, seinen Anschuldigungen, seiner Unfähigkeit zu erkennen, dass man an seinen Fehlern arbeiten kann...  aber genau das hat eine eigene Art von Spannung erzeugt.

    Ich bin nicht restlos begeistert, aber besonders die Pointe am Schluss hat mich nochmals laut auflachen lassen.

    Also der Gesamteindruck war nicht schlecht.

  11. Cover des Buches Leutnant Gustl (ISBN: 9783920856513)
    Arthur Schnitzler

    Leutnant Gustl

     (21)
    Aktuelle Rezension von: Farbwirbel

    Arthur Schnitzler hatte mich vor weniger als zwei Jahren mit seinem 'Reigen' absolut begeistert. 'Lieutnant Gustl' ist eigentlich bereits vor langer Zeit bei mir eingezogen, doch bisher habe ich das 45-seitige Geschichtchen nicht in die Hand genommen.

    Lieutnant Gustl ist der Protagonist der ca. zwölf Stunden, in denen wir ihn begleiten. Er ist, wie sein Titel bereits vermuten lässt, Teil des Militärs. Gegenüber dem Militär hat ein jeder Bürger Respekt zu haben, doch eines Abends, als Gustl in einem Konzerthaus auf seinen Mantel in der Garderobe wartet, wird er von einem Bäckermeister angepflaumt und ungebührlich behandelt. Auch er verhält sich nicht gerade ehrenvoll und aus diesem Grund stürzt sich Gustl in eine Sinnkrise.

    Er pilgert durch Wien, landet im Prater und wälzt immer wieder den Gedanken des Ehrverlustes durch den Bäckermeister. Gustl verdreht sich die Geschichte so penetrant in seinem Kopf, dass es den Leser einfach zum Lachen bringen muss. Absurde Gedanken, die gerade aus der heutigen Zeit absolut nicht nachvollziehbar erscheinen und bereits damals für Kopfschütteln gesorgt haben muss. Das Ansehen des Militärs war bereits angekratzt um 1900 und diesen Auswirkungen musste Gustl sich nun stellen.

    Dass er sich mit diesem Vorfall so lange beschäftigen kann, zollt aber auch davon, dass er gelangweilt sein muss, unbeschäftigt. Er nimmt sich aufgrund des Ehrverlustes relativ schnell vor, sich umzubringen. Dieser Gedanke erscheint nun wirklich absurd – zumindest für diese Zeit. Er denkt auch darüber nach, seinem Vorgesetzten davon zu berichten, was aufgrund dieser Lappalie ebenso absurd erscheint.

    Gustl scheint jedenfalls den Hang zur Realität vollkommen verloren zu haben...

    Interessant ist auch sein Frauenbild, dass ein wenig durchscheint. Er ist nicht verheiratet und sehnt sich nicht wirklich danach. Eher mag er das Spiel mit Frauen und die Ungebundenheit zu ihnen. Irgendwie scheint er das als sein Anrecht zu verbuchen.

    Schnitzler entwirft hier ein urkomisches Bild über den Stand des Militärs in der K&K-Monarnie um 1900, was mich wirklich zum Schmunzeln gebracht hat. Dabei ist Gustl keine sympatische Figur. Besonders witzig fand ich die fast pubertär erscheinenden Selbstmordgedanken, die er hegt... Sie sind dermaßen lächerlich kommuniziert, dass sie einfach nicht ernst zu nehmen sind.

    Der Schreibstil ist im übrigen auch interessant. Schnitzler entschied sich hier für einen Bewusstseinsstrom. Die Gedanken Gustls und die wenigen Dialoge mit anderen Personen sind Teil der Geschichte, doch keine weitere Erzählinstanz oder ähnliches ist eingebaut. Durch … suggeriert Schnitzler die Gedankenfetzen, in denen Gustl denkt und auch die restliche Interpunktion erinnert eher an einen Fluss, denn an einen grammatikalisch korrekt interpunktierten Text.

    Es war mir ein, wenn auch kurzes, Vergnügen, diese Kurzprosa von Schnitzler zu lesen.

  12. Cover des Buches Holzfällen (ISBN: 9783518784907)
    Thomas Bernhard

    Holzfällen

     (118)
    Aktuelle Rezension von: HerrWellner
    Ich bin erst durch den Roman "Schwarzer Frost" auf Thomas Bernhard aufmerksam geworden, bezieht sich der Protagonist in dem Buch doch immer wieder auf Bernhard und Holzfällen bzw den Untergeheer (auch von Bernhard). Und in der Tat, der misanthropische Erzählstil, die kammerspielartige Gesamtsituation, die vielen Ausbrüche, die nicht selten einfach nur saukomisch sind - das hier ist fraglos das Original.
  13. Cover des Buches Das sterbende Tier (ISBN: 9783446251281)
    Philip Roth

    Das sterbende Tier

     (113)
    Aktuelle Rezension von: Miringa_83
    Dies bleibt einfach meine liebste Liebesgeschichte. Ich empfinde immer tiefes Mitleid mit dem guten Kepesh und muss doch immer über ihn lachen. Er ist in vielen Dingen so weise und ehrlich, da wünsche ich mir diese Eigenschaften wären schon vor seiner ersten Ehe etwas ausgeprägter gewesen. Im Grunde tut er mir aber doch nur leid, sorry. Einfach gut!
  14. Cover des Buches Der Fall (ISBN: 9783644485211)
    Albert Camus

    Der Fall

     (136)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    Dieser im Jahr 1957 veröffentlichte schmale Band enthält die Lebensgeschichte des Pariser Anwalts Johannes Clamans. Im Stil eines Gesprächs gibt er sich in einem Zeitraum von fünf Tagen einem fiktiven Dialogpartner im Amsterdamer Hafenviertel zu erkennen. Geschildert werden der kometenhafte Aufstieg des jungen Mannes in der Pariser Gesellschaft, begünstigt durch ein Wesen, dass durch Eigenliebe, Opportunismus und einen Mangel von Empathie gekennzeichnet ist. Durch seine Zeugenschaft bei einem Suizid einer jungen Frau gerät sein Welt- und Selbstbild ins Schwanken. Er verlässt den eingeschlagenen Weg und hält nun mit Hilfe seiner Selbstanklage den Menschen den moralischen Spiegel vor. Doch ist diese Veränderung nicht durch Läuterung gekennzeichnet, sondern von dem Versuch, sich selbst zu ent- und den Gesprächspartner zu belasten, sodass dieser gezwungen wird, seine eigene Lebensbeichte abzulegen. Camus schafft es, auf knapp 120 Seiten eine große Menge von Themen anzusprechen. Liebe, Glaube und Gemeinschaft bilden hier die Pfeiler der Argumentation, welche den Leser nachdenklich und betroffen zurücklässt. Dass der Autor hierfür den Nobelpreis erhielt, ist mehr als nachvollziehbar. Ein Muss für jeden, der sich für die Triebfedern menschlichen Handelns und des "Pudels Kern" der Gesellschaft interessiert.
  15. Cover des Buches Ja heißt ja und ... (ISBN: 9783103974621)
    Carolin Emcke

    Ja heißt ja und ...

     (11)
    Aktuelle Rezension von: dominona

    Ich halte viel von Büchern, die nicht geschwurbelt sind und wichtige Gedanken punktgenau und gleichzeitig so darstellen, dass sie emotional etwas mit einem tun und dieses Buch ist so eins. Selbst, wenn man schon Bücher zu #me too und Rassismus gelesen hat, sollte dieses Buch in die Hand nehmen, weil es sowohl trifft als auch wärmt. 

    Viele Bücher zu kritischen Themen lassen einen teils ratlos und entmutigt zurück. Dieses Buch tut das nicht. Es ist Erkenntnis in Reinform, ein wichtiger Beitrag, eine wichtige Stimme, die anderen Stimmen Raum gibt. Mehr braucht es nicht, um lange im Gedächtnis zu bleiben. 

  16. Cover des Buches Kassandra (ISBN: 9783518189214)
    Christa Wolf

    Kassandra

     (266)
    Aktuelle Rezension von: diepersephone

    Mein absolutes Lieblingsbuch! Noch immer ziehe ich es ab und zu aus dem Regal und lese die ersten Seiten! Es ist sooo lyrisch geschrieben seine sprachgewalt zieht mich sofort hinein. Als ich an schauspielschulen vorgesprochen habe habe ich mir hieraus einen Monolog rausgesucht da ich es so ergreifend fand und mir die Sprache sofort Bilder lieferten. Es ist eines von zwei Büchern das ich zweimal gelesen habe.

  17. Cover des Buches »Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« und »Einladung zum Klassentreffen« (ISBN: 9783960084082)
    Martin Schörle

    »Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« und »Einladung zum Klassentreffen«

     (312)
    Aktuelle Rezension von: katika00

    1. Stück

    Hier erleben wir den unglaublichsten Kamikaze-Beamten, der jemals in deutschen Amtsstuben mit voller Hingabe die ihm obliegenden Dienstpflichten erfüllte. Vorauseilender Gehorsam und Hardcore-Clown in einer Person. Das ist Kabarett vom Feinsten mit einem chaotisch hochpotenzierten Alleinunterhalter, der ein emotionales Feuerwerk mit Gags am laufenden Band entfacht. Sprachlich gehoben, herrlich absurd und komisch! 

    2. Stück 

    Marina ist Lehrerin und befindet sich nach der Schule auf dem Heimweg in der Bahn, als sie einen Anruf von Carsten erhält, mit dem sie vor 20 Jahren als Abiturientin liiert war. Er spricht eine Einladung zum Klassentreffen aus. Das Gespräch beginnt zäh, da Marina nach Schicksalsschlägen mit ihrem früheren Leben abgeschlossen hat – Carsten inbegriffen. Er müht sich redlich, den Dialog am Laufen zu halten, und langsam taut Marina auf, bis sie das Gespräch an sich zieht und schließlich gar dominiert. Sehr sympathisch war sie mir anfangs nicht, die zickige Marina, die mit ihrer Launenhaftigkeit das gesamte Emotionsspektrum abarbeitet. Aber im Telefonat offenbart sie – erst zögerlich, dann aus ihr herausbrechend –, was ihr in den letzten 20 Jahren widerfahren ist, und ich verstand, warum sie heute so ist wie sie ist. Eine Rückschau auf 20 Jahre in einem kurzen Theaterstück unterzubringen, ist eine starke Leistung. Wir erfahren viel über Marina, Carstens Leben wird nicht ganz so detailliert beleuchtet. Die gewählte Sprache passt wunderbar zu den beiden Protagonisten. Ist das Gespräch der erste zarte Schritt zur Erneuerung ihrer Beziehung? Verrate ich nicht! Für mich war dieses Stück, das sich vermutlich auch hervorragend als Hörspiel eignet, ein gelungener Twist aus Liebeskomödie, Drama und Psychogramm. Auch dank der pfiffig angelegten Nebenrollen fand ich es abwechslungsreicher und deshalb noch einen Tick besser als den Beamten.                                                                                                                            











  18. Cover des Buches Die Wahrheiten meiner Mutter (ISBN: 9783596710379)
    Vigdis Hjorth

    Die Wahrheiten meiner Mutter

     (60)
    Aktuelle Rezension von: yaya


    „Die Wahrheiten meiner Mutter“ von der norwegischen Autorin Vigdis Hjort ist ein sehr starkes Buch. Wir treffen auf eine komplexe Mutter-Tochter-Beziehung. Die Erzählerin kehrt nach ca. Dreissig Jahren wieder zurück in ihr altes Heimatdorf in Norwegen. Sie war in die USA geflohen, weil ihr familiäres Umfeld ihr nicht gut tat. In den Strang der Gegenwart mischen sich Kindheitserinnerungen, die uns mit der Protagonistin mitfühlen lassen. Wir kommen ihr auch sehr nah, weil das Buch sich fast wie ein einiger innerer Monolog liest. Sehr stark, sprachlich and auch athmosphärisch. Ich hoffe die Autorin schreibt noch viel mehr und dass die weiteren Werke dann auch noch übersetzt werden. Wirklich eine ganz eigene und besondere Erzählung, die sehr schnell einen Lesesog erzeugt und ich daher das Buch trotz der Länge sehr schnell gelesen habe 





  19. Cover des Buches Kleine Lichter (ISBN: 9783104025506)
    Roger Willemsen

    Kleine Lichter

     (64)
    Aktuelle Rezension von: PaulaAbigail
    Nach einer Hirnverletzung liegt Valeries Freund Rashid im Koma und sie spricht ihm ihre Liebesgeschichte auf Tonband. Das Buch ist ein 206 Seiten langer Monolog, in dem Roger Willemsen über das grösste aller Themen schreibt: die Liebe.
    Er erzählt eine wunderbare, aber auch tragische Liebes- und Lebensgeschichte, aus der Sicht der zwischen Wien und Tokyo pendelnden Valerie.

    Liebe ist die fehlende Vokabel, ist das, was nicht anders gesagt werden kann und was nicht anders gesagt werden muss, weil es sich selbst ausspricht. (S.77)

    Es fällt mir schwer, die richtigen Worte für dieses Buch zu finden;
    Roger Willemsen hat sie alle gefunden. Die Wörter, die aufhorchen lassen, die einem tief treffen, Wörter die zum Nachdenken anregen und einem innehalten lassen.
    Leider kam das Ende für mich etwas abrupt, nichtsdestotrotz eine tolle Lektüre, die mich sehr berührt hat.
  20. Cover des Buches Leutnant Gustl (ISBN: 9783746715162)
    Arthur Schnitzler

    Leutnant Gustl

     (138)
    Aktuelle Rezension von: Sternenstaubfee

    Leutnant Gustl wird bei einem Theaterbesuch von einem Bäckermeister als "Dummer Bub" betitelt. Daraufhin fühlt sich der Leutnant so in seiner Ehre verletzt, dass er meint, sich umbringen zu müssen. 

    Das ganze Buch ist eigentlich nur ein innerer Monolog des Leutnants und ich muss sagen, dafür hat mir die Novelle erstaunlich gut gefallen! 

    In seiner Überspitztheit hat die Geschichte schon wieder Spaß gemacht. 

    04.12.2023

  21. Cover des Buches Der große Schlaf (ISBN: 9783257261066)
    Raymond Chandler

    Der große Schlaf

     (96)
    Aktuelle Rezension von: Ron_Robert_Rosenberg

    Chandlers Elend war ein Glücksfall für die Literatur. Als er nach seinem Misserfolg in leitenden Positionen der Ölbranche beim Black Mask mit Pulp-Stories begann, war er bereits ein außergewöhnlicher Literat. Er begründete den Krimi noir und machte sich auch in Hollywood einen Namen. Allerdings zerstritt er sich mit den Ausbeutern der Traumfabrik. Menschlich zerbrach er an dem Tod seiner Frau, der er zu gern mit einer Kugel im Badezimmer gefolgt wäre. Schließlich führten ihn die Geister des Alkohols auf den unvermeidlichen Pfad, den alle Lebewesen eines Tages beschreiten müssen. R.I.P. in La Jolla, Kalifornien.

    Der große Schlaf (The Big Sleep) ist DIE hartgesottene Geschichte schlechthin (neben Hammetts Malteser Falken). Zunächst verfasste er sie - wie andere Werke auch - als Kurzgeschichte und kannibalisierte sie dann für einen Roman. Wer selbst schreibt, kann nur den zerbeulten Schlapphut davor ziehen, welche Meisterleistung damit verknüpft ist. Zu empfehlen sind auch seine Frühwerke wie Geld im Schuh und Mord aus dem Handgelenk, die ich aktuell in einer vergriffenen Ullstein-Ausgabe lese.

    Wer die Stories Raymond Chandlers und Ross MacDondalds (mit Lew Archer) mag, dem empfehle ich meinen eigenen Roman KOKAINKANÄLE - Lorimer Stark erblickt den Glanz des Todes - ISBN 979-8511698694  -, der eine zeitgenössische Hommage an den Suspense darstellt. Metaphorisch, leicht zynisch, ein wenig exotisch und treffsicher. Ein Held am Abgrund, den man zwischen zwei Buchdeckeln gut aufgehoben weiß.

  22. Cover des Buches Der Fundamentalist, der keiner sein wollte (ISBN: 9783832164416)
    Mohsin Hamid

    Der Fundamentalist, der keiner sein wollte

     (45)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Alles beginnt in Lahore in einem kleinen Cafe. Ein Pakistani und ein Amerikaner treffen sich und beginnen eine Unterhaltung, besser gesagt der Pakistani beginnt zu erzählen und der Andere hört nur zu. Changez berichtet, wie er als junger Mann nach Princeton kam um zu studieren. Schnell war er einer der besten und mit seiner New Yorker Freundin Erica bekam er Zutritt in die Highsociety. Er bekam einen super Job und alles lief nach Plan, Changez lebte den amerikanischen Traum. Doch dann kam der 11.September und alles veränderte sich. Nicht nur das seine Mitmenschen ihm gegenüber mißtrauisch wurden und auf seinen Bart starrten, nein, er hinterfragte die Aktionen der Amerikaner und bekamm plötzlich ein starkes Heimatgefühl und das Bedürfnis für seine Leute da zu sein. Ab diesem Punkt seiner Erzählungen wird der Amerikaner immer angespannter und auch zwischen den beiden Männern scheint sich alles zu verändern. Ein schmales aber umso wichtigeres Buch. Dieses Buch wird zu kontroversen führen und es bringt einem zum nachdenken und überdenken.

  23. Cover des Buches Wenn die Nacht am stillsten ist (ISBN: 9783888977756)
    Arezu Weitholz

    Wenn die Nacht am stillsten ist

     (65)
    Aktuelle Rezension von: daydreamin

    Geschrieben im August 2012:
    Zuerst muss ich sagen, dass mich der Schreibstil absolut beeindruckt und verzaubert hat. Arezu Weitholz beschreibt die eigentlich sehr alltäglichen Situationen unfassbar schön. Naja, nicht direkt schön, eher wahrheitsgemäß und ungeschönt, aber trotzdem liest sich das Buch einfach nur wunderbar.

    „Warst du jemals auf einem Rave, ich meine nicht in der VIP-Lounge, wo deine Freunde mit den richtigen Turnschuhen stehen. Ich meine ein Fest, bei dem man irgendwann morgens um vier merkt, dass man die ganze Zeit im Matsch getanzt hat. Dass man seit Stunden nicht mehr auf die Uhr geguckt hat. Dass man aussieht wie jemand, der vergessen hat, wie er aussieht.“

    Aufgebaut ist der Roman relativ einfach: Zuerst sitzt man mit Anna an Ludwigs Bett und hört Anna zu. Man weiß nicht warum Ludwig die Tabletten genommen hat und vor allem nicht wie viele und das hat mich wahnsinnig gemacht, weil ich sofort den Notarzt gerufen hätte. Anne setzt sich einfach hin und erzählt und das war für mich gleichermaßen problematisch wie auch interessant.

    Nach ca. 50 Seiten bricht die Nacht dann ab und „Der Tag zuvor“ fängt an. Man begleitet Anna durch ihren Tag und erfährt in Rückblenden, wie sie Ludwig kennen gelernt hat und was mit ihren Eltern passiert ist, zumindest so grob. Im Klappentext heißt es ihr Vater beging Selbstmord. Im Buch selbst habe ich trotzdem nicht erfahren warum. Im Klappentext werden Afrika, Drogen und Partys erwähnt, doch eigentlich weiß ich jetzt bloß, dass Anna mal in Afrika gewohnt und Party gemacht und dabei Drogen genommen hat. Die einzige, über die man mehr erfährt, ist Annas Mutter, die im Altenheim sitzt. Ansonsten hab ich durch den Klappentext ein ganz anderes Buch erwartet, als ich letztendlich gelesen habe.

    Am Anfang habe ich erwartet viel von Annas und Ludwigs Einzelschicksalen zu erfahren, doch im Nachhinein weiß ich nur wenig von den beiden. Das Buch ist für mich persönlich eine Gesellschaftskritik, die von der Oberflächlichkeit und Kaltblütigkeit im Beruf erzählt (wofür Ludwig steht), von den Schattenseiten des Altenheims und was aus dem Gedanken in Würde altern zu wollen geworden ist (dafür steht Annas Mutter) und von etwas verlorenen Seelen mit eigenem Kopf, die sich nicht leicht in die Gesellschaft einordnen wollen (represäntiert durch Anna selbst).

    Die Charakter sind alle ziemlich schön beschrieben, doch trotzdem habe ich im Nachhinein nicht das Gefühl sie zu kennen. Ludwig zum Beispiel wird nur als Klischee eines arbeitenden und arroganten Journalisten beschrieben, doch da er im Buch gar nicht wirklich zu Worte kommt und es nur selten Momente in Annas Rückblenden gibt, in denen man hinter seine Fassade schauen kann, würde ich nicht sagen dass Ludwig tatsächlich dem Klischee entspricht. Auch Anna hinterlässt so ihre Rätsel. In den ersten Seiten hatte ich auf jeden Fall das Gefühl, dass sie sehr eigen ist und ich konnte ihre Entscheidung nicht den Arzt zu rufen nicht nachvollziehen. Wenn man sie dann durch einen mehr oder weniger normalen Tag begleitet erscheint Anna auch mehr oder weniger normal und handelt wie eine durchschnittliche Frau, die gerade eine kleine Lebenskrise dank Mann, Job und Mutter im Altenheim hat. Auch hier kann ich nicht sagen, ob ich Anna mag oder nicht, denn hinter ihr steckt vermutlich noch so viel mehr als der Leser erfährt.

    Der einzige Charakter, über den ich mich immer so richtig freuen konnte, war Hannes. Er ist Annas bester Freund und über ihn erfährt man gerade so viel, wie nötig ist. Er reißt immer den ein oder anderen Witz, hat einen guten Rat und ist immer für Anna da.

    Fazit

    Das Buch ist definitiv anders, als ich es erwartet hatte. Das ist nichts schlechtes, eigentlich find ich diese ungeschönte Beschreibung der Gesellschaft und der Leute absolut super. Die Texte sind so wahr, dass sie eigentlich jeder lesen und sich zu Herzen nehmen sollte. Nach dem Klappentext hatte ich nur etwas vollkommen anderes erwartet und ich find es schade, dass man über so viele Themen nichts erfährt: Den Selbstmord des Vaters, wie Anna nach Afrika und an ihre Jobs dort kam, ob Ludwig überlebt. Bei den Charaktern wurde ich irgendwie angefüttert, aber die Hauptspeise ist dann ausgeblieben. Die Wahrheit hinter Anna und Ludwig hätte ich irgendwie noch gerne erfahren. Deswegen gibt es von mir 3 Sterne.
  24. Cover des Buches Der Kontrabaß (ISBN: 9783257606232)
    Patrick Süskind

    Der Kontrabaß

     (130)
    Aktuelle Rezension von: bookstories

    Das bekannteste Werk von Patrick Süskind, dem öffentlichkeitsscheuen deutschen Autor, über den nicht viel bekannt und auch nicht viel nachzulesen ist, trägt den Titel "Das Parfum", ein Roman, der eigentlich in keiner Bibliothek fehlen darf und, ich muss gestehen, immer noch auf meiner Leseliste steht. Als ich vor etwas mehr als einem Jahr Patrick Süskinds Novelle "Die Taube" gelesen und hier auf bookstories vorgestellt habe, hätte ich mich am liebsten gleich dem Parfum zugewandt, doch dann kamen mir andere Bücher in die Hand, und ich legte Patrick Süskind wieder zur Seite. Auf das nur 96 Seiten umfassende Werk "Der Kontrabass", das Süskind 1980 schrieb und das im September 1981 im Cuvilliérstheater in München als Theaterstück uraufgeführt wurde, machte mich ein Freund aufmerksam, als ich ihm von "Die Taube" berichtete. Und wie der Zufall es wollte, entdeckte ich es vor kurzem im Gebrauchtbuchladen meines Vertrauens. 


    "Der Kontrabass" ist nicht vergleichbar mit "Die Taube". Weder von der Erzählweise noch von der Sprache her. Man ist fast geneigt zu sagen, Patrick Süskind versucht sich hier in einer literarischen Kompostion ungewöhnlicherer Art, und sie ist, wie ich finde, ein wahrer Lesegenuss. Ich kenne kein anderes Werk, in dem ein Musikinstrument zum Gegenstand genommen wird, um den Menschen, der es bedient, zu portraitieren, und um ein Stück Zeitgeschichte und die Gesellschaft kritisch zu beleuchten. Wiederum baut der Autor einen Monolog auf, erzählt diesmal in der Ich-Form, und der Leser wird unmittelbar als Zuhörer beziehungsweise Zuschauer der Szenerie in die Verpflichtung genommen.


    Dies geschieht sofort zu Beginn, mit einem kurzen Abschnitt, der einer Regieanweisung gleichkommt: "Zimmer. Eine Schallplatte wird gespielt, die Zweite Sinfonie von Brahms. Jemand summt mit ...". Dann die Worte: "Moment ... gleich ... - Jetzt! Hören Sie das? Da! Jetzt! Hören Sie's?" Erst dachte ich, der Erzähler würde sich mit einer anderen Person unterhalten, aber dann erkennt man, dass dem Leser diese Rolle zuteil wird wie einem Zuschauer in einem Theaterstück. Der Ich-Erzähler richtet sich an ein visionäres Publikum, und durch die kurzen Szenenbeschreibungen ("Er spielt die tiefste Saite" ... "Er stellt die Musik ab und trinkt" ... "Er rumpelt an seinem Kontrabass"), die immer wieder eingeschoben werden, entsteht eine originelle Komposition, die den Monolog zur Bühnendarstellung werden lässt.


    Süskinds Sprache in "Der Kontrabass" erinnert mich an Plenzdorfs "Die neuen Leiden des jungen W." oder Salingers "Der Fänger im Roggen" - obwohl die saloppe Ausdrucksweise, die Süskind hier seinem vierunddreissigjährigen Erzähler zuschreibt, um einiges anständiger klingt. Den Namen des Erzählers erfahren wir nicht, nur, dass er Musiker ist, Kontrabass-Spieler im Staatsorchester, in seinem schallgedämpften Musikzimmer sitzt, eine Schallplatte aufgelegt hat und mit einer Lobeshymne auf seinen Kontrabass beginnt. Dieser bilde das gesamte orchestrale Grundgefüge, auf dem das übrige Orchester überhaupt erst fussen könne, Dirigent eingeschlossen. Alles andere sei Gegenpol, werde erst durch den Bass zum Pol. Sopran zum Beispiel. Die andere Seite der gesamten Bandbreite. Sarah heisst sie, die junge Sopranistin an der Oper, die es unserem Erzähler angetan hat, wie wir erfahren.


    Gleich einem Würfelspiel, bei dem die Würfel beim Hinwerfen immer wieder eine andere Seite zeigen, gibt uns der Erzähler auf witzige, komische, faktenfreudige, aber auch melancholische Art Einblick in seine monotone Karriere als Kontrabassist, in sein verhindertes Liebesleben, in die Geschichte der klassischen Musik, welche fernab vom Weltgeschehen etwas Menschliches, Metaphysisches in sich trägt, ein Mysterium jenseits von Zeit, Leben und Tod. Vielleicht mag dieses Büchlein für musikalisch bewandte Leser und Kenner der klassischen Musikgeschichte ein besonderer Genuss sein, aber es ist keine Voraussetzung, um über diesen Text fortwährend schmunzeln zu können.


    So erfahren wir unter anderem, in welchen Symphonien und in welcher Form Kontrabässe eingesetzt worden sind - Dreisaiter in Quintenstimmung, Vierseiter in Quartenstimmung, dass Schubert ein hochsensibler Mensch gewesen ist, aber kein Virtuose, und mit Nestroy zusammen gesungen hat. Beethoven soll mehrere Klaviere zusammengeschlagen haben, aber nie einen Kontrabass. Allerdings hat er auch keinen gespielt. Oder Mozart, Geige fast so gut beherrschend wie Klavier, überhaupt der einzige grössere Komponist, wird als Musiker weit überschätzt. Hat zwar schon mit acht zu komponieren begonnen, doch konkurrenzlos nur, weil all die Grossen erst nach seiner Zeit gekommen sind. Und dass ein Aufschrei der französischen Kontrabassisten durch die Reihen gegangen ist, als ihnen der germanophile Italiener Cherubini den Dreisaiter weggenommen hat, und dass die Franzosen sowieso immer dabei sind, wenn irgendwo eine revolutionäre Stimmung aufkommt.


    Auch mit Wagner rechnet der Erzähler ab. Ein unangenehmer Mensch sei er gewesen, dieser Wagner, scheissfreundlich, aber unangenehm. Mit der Frau seines Freundes hat er es getrieben, und diese schäbige Verhaltensweise dermassen zur Selbstverachtung geführt, dass daraus die angeblich grösste Liebestragödie Tristan entstanden ist. Vieles wäre uns von Wagner, dessen Partituren von Fehlern nur so strotzen, erspart geblieben, hätte es vor hundertfünfzig Jahren schon Psychoanalyse gegeben. Der Mann hat ja auch kein einziges Instrument gespielt, ausser schlecht Klavier.


    Was mit einem Loblied auf den Kontrabass beginnt, entwickelt sich zusehends, je mehr Bier der Erzähler während seines verbalisierten Monologes zu sich nimmt, zur Kritik an nahezu allem. Mehr und mehr kristallisiert sich heraus, dass er eigentlich ein einsamer, verbitterter, von Hass erfüllter Mensch ist und sich als Musiker gescheitert sieht. Mit seinem Schicksal, als Beamter im Staatsorchester angestellt zu sein, in unkündbarer Stellung, und aufgrund seines subjektiv empfundenen Liebesmangels in der Kindheit, verkörpert er ein typisches tragisches Kontrabassistenschicksal. Seinen Kollegen ergehe es nicht anders. Nichts Repräsentatives stellt der Kontrabass dar, steht in der Wohnung nur im Weg herum, macht jedes intime Alleinsein mit einer Frau zunichte, da er wie eine Fermate über allem wacht. Als Kontrabassist im Staatsorchester würde er in der Gestalt seines Instrumentes, des grössten weiblichen Instruments, seine eigene Mutter vergewaltigen, dieser ewige inzestuöse symbolische Geschlechtsverkehr sei eine moralische Katastrophe.


    Und dann ist da eben Sarah. Sarah, die junge Sopranistin im Staatsorchester, in die er sich unsterblich verliebt hat, die aber nichts davon weiss. In den höchsten Tönen spricht er von ihr. Nur kennt sie ihn nicht, hört und sieht ihn nicht während der Konzerte, obwohl er doch jedesmal für sie besonders fehlerfrei und schön zu spielen versucht, was mit einem Kontrabass schwierig ist. Und weil sie sich von irgend so einem fünfzigjährigen Gasttenor in ein Fischlokal einladen lässt, kann er sich kaum noch beherrschen. Diese Fehlgriff lässt ihn beinahe verrückt werden. Sie, die Frau, die er liebt, geht einfach mit Mehrbesseren in Fischrestaurants. Er fühlt sich in den Hintergrund gedrängt, sieht sich in der Versenkung untergehen. Kontrabassisten werden ja nicht gesehen, ernten nur Verachtung, können sich bei Ovationen nicht einmal richtig erheben wie alle anderen. Und so nimmt der Gedanke Form in ihm an, bei der kommenden Abendvorstellung (man stelle sich den Bierkonsum vor, den er bereits intus hat, um angeblich seinen Flüssigkeitsverlust zu kompensieren) vor dem Einsatz des Orchesters Sarahs Namen in die Stille zu schreien. Einfach etwas zu wagen, auf sich aufmerksam zu machen, sich öffentlich zu seiner Liebe zu Sarah zu bekennen.


    Patrick Süskind ist mit "Der Kontrabass" ein herrliches Kabinettstück gelungen. Virtuos spielt er mit Sprache und Worten und kreiert trotz umfangreicher Fachbegriffe aus der Musikwelt eine heiter melancholische Szenerie. Marcel Reich-Ranicki soll gesagt haben, Süskinds Humor, sein diebisches Vergnügen an der Sprache, komme hier zum Ausdruck. Und wieder, wie schon in "Die Taube" scheint sein Protagonist in seiner eigenen Unbeweglichkeit gefangen zu sein. Die Enttäuschung über das Leben, die Vorstellung, von diesem benachteiligt zu werden, und die eigenen Selbstzweifel werden in bitteren Gedanken nach aussen projiziert. Da kommt mir wieder der Begriff "innerlich zugewachsen" in den Sinn, den Süskind schon seiner Figur Jonathan Noel in "Die Taube" zugeschrieben hat.


    "Der Kontrabass" wurde als Einakter auf fast allen deutschsprachigen Bühnen aufgeführt und war in der Spielsaison 1984/85 mit über fünfhundert Aufführungen das meistgespielte Theaterstück. Das Buch wird bei Diogenes verlegt und ist im Handel als Taschenbuch und eBook immer noch erhältlich.


    Review mit Zitaten und Bildern auf https://www.bookstories.ch/gelesenes1/der-kontrabass 

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