Bücher mit dem Tag "morphologie"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "morphologie" gekennzeichnet haben.

16 Bücher

  1. Cover des Buches Dem Täter auf der Spur (ISBN: 9783404605620)
    Mark Benecke

    Dem Täter auf der Spur

     (56)
    Aktuelle Rezension von: Krimikauz73
    Die erste Hälfte des Buches ist sehr interessant, auch die Fotos sind, wenn auch nicht immer schön anzusehen, so doch sehr aufschlussreich und sehr gut eingesetzt, d.h. sie illustrieren die Gedanken des Autors. Hier wird das Fach der Kriminalbiologie anhand von realen Fällen erklärt. Dafür kann man 5 Sterne vergeben. 
    Die zweite Hälfte dreht sich um genetische Fingerabdrücke und ist sehr wissenschaftlich geraten. Aber auch gerade deswegen ist es eher als schwach zu bewerten, denn einerseits wirkt die Fachdarstellung stark veraltet (und sie ist es wohl auch), andererseits ist es es eben auch eine Angelegenheit für Fachleute. Krimifans werden sich kaum an den Ausführungen und Diagrammen erfreuen.   
  2. Cover des Buches Germanistische Linguistik (ISBN: 9783823368557)
    Albert Busch

    Germanistische Linguistik

     (14)
    Aktuelle Rezension von: dyabollo
    Ein wirklich tolles Buch für alle die Germanistik studieren! Es ist verständlich und nicht langatmig wie das bei vielen Fachbüchern der Fall ist. Dieses Buch überzeugt da es extra für Studierende geschrieben wurde und so aufgebaut ist, dass es so ziemlich alle Vorlesungen behandelt und das Wissen vertieft. Am Ende hat man die Möglichkeit das gelesene durch Aufgaben zu verfestigen! Mein Favorit!!!
  3. Cover des Buches Nollops Vermächtnis (ISBN: 9783492244749)
    Mark Dunn

    Nollops Vermächtnis

     (16)
    Aktuelle Rezension von: Nicole_Rensmann

    »Nollops Vermächtnis« ist das Erbe eines Ehrenbürgers der kleinen Insel Nollopton. Die Bewohner vergöttern Nollop und ehren den sprachgewandten Mann, dem es doch tatsächlich gelungen ist, einen Satz zu verfassen – ein Pangramm – , in dem jeder Buchstabe des Alphabets mindestens einmal vorkommt. Dieser Satz prangt als Heiligtum gut sichtbar am Denkmal des Stadtzentrums. Doch dann geschieht das Unglück. Es fällt das Z. Der Hohe Rat sieht darin ein Zeichen und verbietet zukünftig das Z zu benutzen. Bücher, Schriften und Verordnungen werden entsorgt. Das Z wird verbannt und wer sich erlaubt das Z weiterhin zu verwenden wird bestraft. Verwarnung, Auspeitschen, Verbannung. Keine Lappalie. Natürlich bleibt es nicht beim Z. Und viele Inselbewohner ahnen, dass es nicht Nollop ist, der auf diese Weise auf sich aufmerksam machen will, sondern nichts weiter als der hundert Jahre alte Kleber, der zum Ankleben der Buchstaben-Kacheln verwendet wurden.

    Der Zerfall der Sprache - deutlicher ist es kaum darzustellen.
    Der Zerfall der Sprache – deutlicher ist es kaum darzustellen.
    Nun. Der  Hohe Rat ist jedoch anderer Meinung. Und es passiert, was passieren muss. Nach und nach fallen alle Buchstaben aus dem Pangramm herunter. Auch das O, aber das – so meint der Hohe Rat – muss ein Versehen sein. Das O darf weiter benutzt werden, sonst könnte ja der tolle Nollop nicht mehr beim Namen benannt werden. Die Sprache verschwindet, dabei stand Nollop doch für die Sprache. Natürlich erfährt auch die Außenwelt von diesen seltsamen Verboten und versucht auf ihre Weise zu helfen.

    "Das Z zerplatzt" von Chris van Allsburg: "Das Z zerplatzt, das Stück ist aus."
    “Das Z zerplatzt” von Chris van Allsburg: “Das Z zerplatzt, das Stück ist aus.”
    Die Geschichte ist nicht spannend, sie stimmt jedoch nachdenklich und erinnert mich nicht nur an die Schildbürger-Geschichten aus meiner Kinderzeit, sondern auch an »Das Z zerplatzt« von Chris van Allsburg – ein Kinderbuch mit Buchstabenreimen.
    Doch Parallelen im Buch finden sich vor allem in der Realität. Die ausnahmslose Verehrung einer toten Person, ohne den eigenen Verstand zu benutzen, die Ausübung von Gesetzen der Machthabenden und der Kampf der Bürger gegen diese. Eine Buchstaben-Diktator. Und da wäre noch der Zerfall der Sprache, der von zahlreichen Generationen immer weider bemängelt wird.

    Das besondere zum Stil: Die Geschichte rund um Nollop in Nollopton wird in Briefform geschrieben. Es wird keine Atmosphäre geschaffen. Nie kennt der Leser die Umgebung des Protagonisten und erfährt auch nicht wie dieser selbst aussieht. Alle bleiben ohne Gesicht, sie haben nur ihre Sprache, die sie in Schriftform ausdrücken. Und das muss nicht nur für den Autor, vor allem aber für den Übersetzter Henning Ahrens eine Herausforderung gewesen sein.

    Letztendlich ist es kein erzählter Roman, sondern ein Schreibexperiment und die erschreckend ironische Zurschaustellung des Menschen auf vielfältige Weise.

    Fazit: »Nollops Vermächtnis« von Mark Dunn ist für alle, die Sprache und Ausdruck lieben und mehr als nur eine unterhaltende Geschichte möchten.

    © & Komplette Rezi unter:
    http://www.blog.nicole-rensmann.de/2014/03/18/gelesen-nollops-vermaechtnis-von-mark-dunn/
  4. Cover des Buches Introduction to Language (ISBN: 0030753791)
    Victoria Fromkin

    Introduction to Language

     (1)
    Noch keine Rezension vorhanden
  5. Cover des Buches Diercke Wörterbuch der Allgemeinen Geographie. Bd.2 (ISBN: 9783423034180)
  6. Cover des Buches Einführung in die germanistische Linguistik (ISBN: 9783476018519)
  7. Cover des Buches Einführung in die germanistische Linguistik (ISBN: 9783891292402)
  8. Cover des Buches Goethes herrlich leuchtende Natur (ISBN: 9783446141414)
    Alfred Schmidt

    Goethes herrlich leuchtende Natur

     (3)
    Aktuelle Rezension von: VictoriaKatharinaMartinelli

    Der Philosoph Alfred Schmidt eröffnet mit seiner Studie »Goethes herrlich leuchtende Natur« (1984) einen anregenden Zugang zur Goethe’schen Morphologie, indem er die Beziehung von künstlerischen, wissenschaftlichen und philosophischen Ansätzen akzentuiert.

    [Von Victoria-Katharina Martinelli, Rom 2021]

    Dem Leben der Natur ist, laut Johann Wolfgang von Goethe, der Charakter einer ewigen Systole und Diastole des Herzens zuzusprechen. In seinen Augen wohnt allem Lebendigen eine Doppelnatur inne, dem antiken philosophischen Grundprinzip von ‚Synkrisis‘ und ‚Diakrisis‘ entsprechend, was er auch als ein ewiges Ein- und Ausatmen der Welt beschreibt.  

    Dieses Bild der Natur, das für Goethes Metamorphosenlehre essenziell ist, rückt Alfred Schmidts Werk ins Zentrum der Aufmerksamkeit. In seiner tiefgründigen Untersuchung, die sich als »philosophische Studie im Kontext der deutschen Spätaufklärung« versteht, hinterfragt Schmidt, wie sich Goethes Naturanschauung herausbildete und welche Wandlungen sie im Zuge seines Schaffens durchlief. Diesem Ziel folgend betrachtet der Autor Goethes Morphologie bewusst nicht isoliert. Vielmehr ist es ihm ein Anliegen, seiner Leserschaft, die Einbettung der Goethe’schen Naturanschauung in kunst-, wissenschafts- und philosophiegeschichtliche Kontexte, bewusst zu machen. 

    Der charakteristischen Blattform des Ginkgo Bilobas entsprechend, die von Goethe dichterisch zum Symbol des menschlichen ‚Eins- und Doppeltseins‘ stilisiert wurde (und wohlgemerkt auch den Einband des Buches ziert), umfasst Schmidts Studie zwei zusammengehörige Hauptteile: Der erste Teil beleuchtet den interdisziplinären Charakter von Goethes ‚Aneignung der Natur‘, als eine Methodenkombination von poetisch-künstlerischen, naturwissenschaftlichen und philosophischen Ansätzen. Dem gegenüber setzt sich der zweite Teil explizit mit Goethes ‚philosophischer Entwicklung‘ auseinander, die in ausgewählten Stadien dargestellt wird, um somit simultan den Reifungsprozess seiner Ideen wie auch Persönlichkeit nachvollziehen zu können.

    Im Vorwort eröffnet Schmidt, dass die vorliegende Ausarbeitung auf einen Vortrag zurückgeht, den er zwei Jahre zuvor an der Universität Frankfurt gehalten habe. Seine damalige Rede fokussierte sich auf Goethes Lebenswerk und die Nachwirkung seines Wissenschaftsbegriffes. Unter Hinzuziehung ergänzender Materialien, entstand daraus eine weiterführende Studie. Als Teil dieser umfassenderen Betrachtung ist Goethes intellektuelle Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Denkern inkludiert. Hinzu kommen diverse rezeptionsgeschichtliche Verweise, die das Gesamtkonzept der Untersuchung abrunden und bis heute fruchtbare Forschungsimpulse vermitteln.

    Als Auftakt des ersten Teils skizziert Schmidt die zunehmende Etablierung eines ‚instrumentalistischen Vorverständnisses‘ der Natur. Eine Geisteshaltung, die er im Wesentlichen auf den wissenschaftlichen und technischen Fortschritt seit Galilei und Newton zurückführt. Zur einführenden Betrachtung dieses Wandels folgen zwei Rezeptions-Exkurse: zuerst zu Heideggers Begriff der ‚Naturwirklichkeit‘ und anschließend zu Blochs Konzeption eines ‚Natur-Subjekts‘. Erst daran anknüpfend rückt Goethe selbst verstärkt in den Mittelpunkt.  Äußerst interessant ist, dass Schmidt in Goethes Art, die Welt des Organischen zu erschließen, eine philosophische ‚Renaissance-Dimension‘ vorliegen sieht. Diese Dimension äußert sich ihm zufolge als ein Zusammenfinden von quantifizierenden, qualitativen, anschaulich-poetischen und zum Teil auch magischen Ansätzen, die in Goethes Schriften in wechselnden Konstellationen und auf nicht endgültig fixierte Art hervortreten. 

    Eine erwähnenswerte Einschätzung des Autors ist zudem, dass Goethes Art der Naturbetrachtung einen Gegenentwurf zur teils ‚dogmatischen Metaphysik‘ seiner Zeit darstelle. Auf dessen zeitlebens ambivalentes Verhältnis zur (Schul-)Philosophie hinweisend begreift er den Goethe’schen Ansatz als ‚anschauenden Realismus‘, der die Unbedingtheit der Natur voraussetze und primär auf praktischen Beobachtungen fuße. Der leitmotivischen Annahme folgend, dass die Natur die gemeinsame Basis von Kunst und Wissenschaft bildet, habe Goethe das künstlerische und wissenschaftliche Tätigsein des Menschen als Ausdruck der Wirksamkeit einer ewig schaffenden Natur aufgefasst. Dies illustriert Schmidt mit einigen Goethe-Zitaten zum ‚gegenständlichen‘ respektive ‚anschaulichen Denken‘. Darunter das Diktum: „Jeder neue Gegenstand, wohl beschaut, schließt auch ein neues Organ in uns auf“.

    Im letzten Drittel des ersten Teils nehmen Goethes Reflexionen zur Naturerkenntnis eine merkliche Schlüsselrolle ein. An dieser Stelle verweist Schmidt auf einen Einklang zwischen dem Goethe’schen Naturverständnis und der Ganzheitsvorstellung der romantischen Biologie, als ein in der Summe der Teile nicht aufgehendes, sondern diese erst erhellendes Ganzes. Im gleichen Zuge kennzeichnet er Goethes Tendenz, zur sich liebend ins Detail versenkenden Naturbeflissenheit, als ‚sympathetisches Weltbild‘. Die organische Ganzheit, als eine sich in den Phänomenen manifestierende Idee begreifend, die deren Zusammenhang im Kleinsten wie im Größten stiftet, erweist sich diese Konzeption für Goethe sowohl in methodischer wie auch epistemologischer Hinsicht von Bedeutung. 

    Neben dem wesentlichen Grundsatz der Ganzheit hebt Schmidt auch den Einheitsgedanken hervor, insofern Goethe die Natur nicht bloß als eine imaginierte, sondern seiende Einheit betrachtet habe. Angemerkt sei hierzu, dass in Goethes Schriften die Vorstellung einer ‚Einheit in Vielheit‘ anzutreffen ist, im Sinne einer organismischen Einheit, deren Teilstrukturen in Wechselwirkung mit dem Ganzen stehen. Vor diesem Horizont gelangte Goethe zu dem Schluss, dass in der Naturgesamtheit ‚Werden‘ und ‚Sein‘ zugleich wirksam seien. Entsprechend zog seine Beschäftigung mit Naturphänomenen philosophische Überlegungen nach sich, die das Zusammenspiel grundlegender Polaritäten zu ergründen suchten, darunter etwa: Veränderlichkeit-Beständigkeit, Sukzession-Simultaneität und Erfahrung-Idee. 

    Die Synergie von Gegensätzlichem, die Goethe sowohl von poetisch-künstlerischer als auch wissenschaftlicher Seite faszinierte, führte ihn so zunehmend zur Reflexion über Grundfragen der Philosophie. Als zuträglich hierfür befindet Schmidt insbesondere Goethes Freundschaft zu Schiller. Diesbezüglich verweist er auf ein Gespräch zwischen den beiden, das als »Glückliches Ereignis« (1817) festgehalten wurde. Auf Goethes Schilderungen der ‚Urpflanze‘ – damals noch in der Auffassung, eine solche müsse auch auffindbar sein – habe Schiller (als überzeugter Kantianer) entgegnet: Dies sei keine ‚Erfahrung‘, sondern eine ‚Idee‘. Im Anschluss an diese Unterredung hinterfragte Goethe weiter, ob zwischen ‚Reellem‘ und ‚Ideellem‘, nicht doch etwas ‚Vermittelndes‘, ‚Bezügliches‘ obwalte. Hiervon zeugen auch seine Aufsätze »Anschauende Urteilskraft« (1817) und »Bedenken und Ergebung« (1818). 

    In Goethes intellektuellem Vermittlungsbestreben, das Entzweite zu einigen, sieht Schmidt Grundzüge eines dialektischen Denkens vorliegen, wozu der Austausch mit Hegel einen nicht unwesentlichen Beitrag geleistet habe. Im Einklang mit der Hegel’schen Dialektik verstand auch Goethe die ‚begriffenen Erscheinungen‘ als stufenweise erreichbare Einsichten in ihr ‚gesetzhaftes Wesen‘, respektive in den ‚Grund ihrer Existenz‘. Dies verdeutliche exemplarisch der von Goethe, in »Erfahrung und Wissenschaft« (1798), geschilderte Dreischritt: (1.) vom ‚empirischen‘, (2.) über das ‚wissenschaftliche‘, (3.) hin zum ‚reinen Phänomen‘; in Sinne einer Annäherung, an die letzten, elementarsten Gegebenheiten, zu denen unsere menschliche Erkenntnis vorzudringen vermag (‚Urphänomene‘). 

    Das Hauptaugenmerk des zweiten Teils liegt gegenüber dem Vorigen verstärkt auf biographischen Etappen, Einflüssen und Entwicklungen. Im Vorfeld dieser Darstellung postuliert Schmidt die programmatische Einschätzung, dass Goethe sich zeitlebens ‚geistig im Werden‘ befunden habe und dabei doch immer er selbst geblieben sei. Angesichts dessen intendiert er im Weiteren, die wichtigsten Stadien von Goethes Denkweg nachzuzeichnen, obgleich sich bei ihm eine so folgerichtige Entwicklung, wie etwa bei Kant, Fichte oder Hegel, nicht konstatieren lasse. Der Gesamtverlauf von Goethes Schaffen sei, ebenso wenig wie dessen Einzelabschnitte, widerspruchslos unter die logische Einheit eines übergeordneten Begriffs zu bringen. Freilich aber weise Goethes Lebenswerk augenfällige Tendenzen auf, denen es in philosophischer Hinsicht nachzugehen lohnt.

     Am Anfang seiner Laufbahn stehend wird der junge Goethe als ein ‚naturforschender Pantheist‘ charakterisiert, der sich mit leidenschaftlichem Interesse an empirischen wie auch spekulativen Formen der Naturbetrachtung beteiligte. Demgegenüber verortet Schmidt den Anbeginn von Goethes ‚methodischer Naturforschung‘, eng verknüpft mit dessen Hinwendung zu botanischen Studien, in den Jahren nach 1780. In der Entstehungsphase von »Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären« (1790) sei es Goethe zunächst primär darum gegangen, konkrete Ausgangsformen des pflanzlichen Gestaltwandels zusammenzutragen und nachzuvollziehen, womit einhergehend sich allerdings auch sein Methodenbewusstsein schärfte. 

    Im Zuge seiner Beschäftigung mit Phänomenen des Organischen habe sich Goethes Fokus mit den Jahren dann zunehmend auf die Vorstellung eines ‚ideell geschauten Typus‘ verlagert. Dieser Prozess wird von Schmidt als ein sich schrittweise vollziehender Weg beschrieben. Unter Berufung auf Ernst Cassirers Worte in »Goethe und die geschichtliche Welt« (1932), habe „jeder Schritt auf diesem Wege […] ihm ein erhöhtes Empfinden der Sicherheit“ verliehen. Die Gradlinigkeit dieser Entwicklung relativierend betont Schmidt jedoch, dass der Übergang von Goethes Gestaltenlehre zu einem gänzlich ‚ahistorischen Idealismus‘ auszuschließen sei, da sich auch in dessen Spätwerk noch ‚bewusst-phylogenetische Aussagen‘ auffinden lassen. 

    Darauffolgend kommt er auf eine gewisse philosophische Weltanschauung zu sprechen, die beispielhaft im Dialog zwischen Goethe und seinem Schüler Carus Ausdruck fand; namentlich in »Grundzüge allgemeiner Naturbetrachtung« (1823). Dort lasse sich eine organismische Vorstellung von Mikro- und Makrokosmos entdecken, gemäß derer die Natur einen allumfassenden Organismus bildet, der jegliches Naturwesen aus sich selbst hervorbringe. Sonach können die endlich-individuellen Organismen als versammelte Teil-Organismen begriffen werden, deren Entfaltung unzertrennlich mit dem allgemeinen Naturleben verbunden ist. Diese Auffassung, die der Organik den Status eines ‚universellen Verstehensmodells‘ verleiht, identifiziert Schmidt als einen ‚Kernpunkt‘ von Goethes Naturphilosophie. 

    In dem naturforscherischen Bestreben den dynamischen Charakter von Organismen zutreffend zu erfassen und ihren fortlaufenden Gestaltwandel anschaulich zu machen, entwickelte Goethe die ‚Morphologie‘, als eine vergleichende Wissenschaft. Besagte Gestaltenlehre widmete er ausdrücklich der Aufgabe, die ‚Versatilität der Natur‘ – als „Bildung und Umbildung der organischen Körper“ – zu verstehen. Die Erarbeitung dieser ‚naturgemäßen Methode‘ wurde von einer Hinwendung zu philosophischen Sujets begleitet, und wie Schmidt betont, steht die Goethe’sche Morphologie dadurch im Kontrast zu einem ‚rein mechanischen Materialismus‘. Anders als jener entziehe sie sich strikt-mathematischer Berechenbarkeit und ziele darauf ab, die allgemeinen inneren Gesetzmäßigkeiten äußerlich wechselnder Phänomene zu ergründen.

    Mehrfach auf die Strömung des Spinozismus im Sturm- und Drang-Jahrzehnt verweisend beurteilt Schmidt die Beschäftigung mit Spinozas Denken als äußerst bedeutsam für Goethes Vertiefung in philosophische Fragestellungen und bezeichnet ihn mitunter auch als ‚Spinoza der Poesie‘. Demgegenüber finden dessen Bezüge zu Leibniz’ Gedankengut zurückhaltender Erwähnung. Mehr Gewicht liegt wiederum auf Einflüsse durch Herder, Rousseau und Shakespeare, Berührungspunkte zu Schellings Naturphilosophie und dessen Weltseele-Konzept sowie Verbindungen zu Fichtes Wissenschaftslehre. 

    Gegen Ende seiner Studie beleuchtet der Verfasser die Relation des Goethe’schen Polaritätsdenkens zu Kants dynamischer Theorie der Materie. Hierzu erläutert er, dass sich eine bestimmte dynamische Denkweise durch Kant wissenschaftlich erhärtet habe, die sich auf das Gegeneinanderstreben von Naturkräften bezieht, im Sinne eines allumfassenden Antagonismus mit simultanem und/oder periodischem Verlauf. Wie Schmid bemerkt, habe auch Goethe, in Kenntnis dieser Vorstellung, die Polarität als eines der ‚allgemeinsten Naturgesetze‘ anerkannt und als „Erscheinung des Zwiefachen, ja Mehrfachen in einer entschiedenen Einheit“ definiert. Das Polaritätsprinzip, auf das sich Goethe zur Erklärung des organischen Gestaltwandels beruft, wird in seinem Spätwerk durch den (der Schelling’schen ‚Potenzlehre‘ entlehnten) Grundsatz der Steigerung ergänzt. 

    Im Goethe’schen Verständnis, so Schmidt, beschreibe der Terminus ‚Steigerung‘ eine innere Gerichtetheit des Naturprozesses, durch den die Sukzession seiner Stadien, als fortschreitende Ausdifferenzierung und Verfeinerung, bewirkt werde. Zudem sind ‚Polarität‘ und ‚Steigerung‘ Schlüsselbegriffe in Goethes »Farbenlehre« (1810), die von ihm auch die zwei großen ‚Triebbänder der Natur‘ genannt werden. Was für Goethe aber diesem Lebensprinzip konkret zu Grunde liegt, verbleibe letzten Endes eine ‚unausgemachte Frage‘. Das Zugrundeliegende sei, dem Autor zufolge, nicht durch eine stufenweise Ausgleichung der Gegensätze oder irgendwo dazwischen erklärbar. Vielmehr werden wir diesem Urphänomen nur ‚vermittels‘ ihrer gewahr und auch wenn wir dieser Idee bedürfen, bleibe sie uns als ‚Ganzes‘ doch stets problematisch. 

    Den letzten Themenschwerpunkt bildet das Verhältnis von Kunst, Wissenschaft und Philosophie, wie es sich in Goethes später Schaffensphase abzeichnet. Zu dieser Zeit überführte er komplexe Gedankengänge und Fachtermini aus seiner Naturforschung in poetisch-literarische Schriften, womit diese einem nicht versierten Publikum nur noch bedingt zugänglich waren. Von anderer Seite sei Goethe auch der Vorwurf nicht erspart geblieben, er habe sich mit der Denkweise eines Künstlers in ein ihm fremdes Fachgebiet verirrt und dort bloße ‚Begriffsdichtung‘ betrieben. Position ergreifend betont Schmidt jedoch, dass der Ertrag von Goethes botanischen und vergleichend-anatomischen Studien dem entschieden widersprechen. Überdies macht er darauf aufmerksam, dass Goethe – ‚hierin romantischen Geistes‘ – zwischen Wissenschaft und Poesie keineswegs eine unübersteigbare Hürde gesehen habe. 

    Schmidts Untersuchung erweist sich als äußerst empfehlenswerte Einstiegslektüre, um sich mit Goethes Naturanschauung und dem breitgefächerten Spektrum seines Schaffens vertraut zu machen. Seine Studie ist für ein interdisziplinäres Publikum zugänglich und ist vorzüglich geeignet, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen und Forschungsinteresse zu entfachen. Durch ein detailliertes Inhaltsverzeichnis mit den zentralen Schlagworten wird das Zurechtfinden im Gesamtgedankengang erleichtert. Zudem bieten die ausführlichen Erklärungsfußnoten ebenfalls zahlreiche Hinweise, denen es nachzugehen lohnt. 

    Summa summarum hat das Werk, auch 37 Jahre nach Veröffentlichung, nichts an inspirierendem Potenzial eingebüßt. Vielmehr gewährt es zeitlose Einsichten zu Goethes künstlerischer, wissenschaftlicher sowie nicht zuletzt philosophischer Aneignung der Natur, die zu disziplinenübergreifendem Denken einladen. Oder wie es sich, rekurrierend auf den vom Verfasser erwähnten romantischen Gedanken, formulieren lässt 

    – „Bezüge gibt’s überall und Bezüge sind das Leben.“

    *

  9. Cover des Buches studium kompakt. Anglistik/Amerikanistik / Linguistics: Essentials (ISBN: 9783464311622)
  10. Cover des Buches Mittelhochdeutsch (ISBN: 9783406457449)
    Hilkert Weddige

    Mittelhochdeutsch

     (11)
    Aktuelle Rezension von: Leni316
    Der Weddige wie er unter den Studenten genannt wird, hat mich wirklich durch mein komplettes Studium begleitet, ohne ihn wäre ich einfach aufgeschmissen gewesen. Alles was man über die Sprach und Grammatik wissen muss ist knapp und verständlich wiedergegeben. Natürlich ginge es ausführlicher, aber als Einstieg um die Sprache zu lernen ist es einfach perfekt. Für die meisten Germanisten und Mediävisten ist es zwar sowieso Pflicht, aber auch jeder der sich allgemein für die deutsche Sprache und deren Entstehung interessiert, kann hieraus nur profitieren. Dafür dass er mein stetiger Begleiter war bekommt er auch verdiente fünf Sterne von mir.
  11. Cover des Buches Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache (ISBN: 9783484106826)
  12. Cover des Buches Grundkurs Sprachwissenschaft (ISBN: 9783825218799)
    Johannes Volmert

    Grundkurs Sprachwissenschaft

     (4)
    Aktuelle Rezension von: Sarii
    Das Einführungsbuch Grundkurs in die Sprachwissenschaft von Volmert behandelt alle wichtige Themen zur LIngustik, außer die Pragmatik. Neben der Morphologie finden sich auch Kapitel zur Synatx, Semantik und auch Schriftspracherwerb. Quasi eine bunte Mischung der wissenschaftlichen Felder. Mir hat dieses Buch wirklich sehr geholfen in der Einführung an der Uni und kann es nur empfehlen, da zum einen die Vielfalt der Themen interessant ist und zum anderen alles auch sehr verständlich beschrieben und erklärt wird. Sehr schön waren auch die vielen Beispiele, da man so jedes Thema gut nachvollziehen konnte. Mein Fazit: ich werde dieses Fachbuch gut behüten, da man es bestimmt immer mal wieder brauch :)
  13. Cover des Buches studium kompakt. Anglistik/Amerikanistik / Linguistik: Essentials (ISBN: 9783464006269)
  14. Cover des Buches Das schöpferische Universum (ISBN: 9783548372594)
  15. Cover des Buches Geologica (ISBN: 9783848007912)
    Robert R. Coenraads

    Geologica

     (3)
    Aktuelle Rezension von: Pashtun Valley Leader Commander
    J awir kennen sie noch alle aus dem Hause Taschen. Dicke Ziegel reisserisch vermarktet. Den Beutetrieb des Käufers stimulierend. Den Käufer im Aussenbereich der grossen Buchhanderlsketen zur Strecke bringend. Grossformatig, Bunt, auf den ersten Anschein alle geologischen Themen erschöpfend behandelnd. Nur wenn da, nicht also, ja denn dann doch dass was hier vor Ort stattfindet/stattfand fast ganz untergeht.
  16. Cover des Buches Die skandinavischen Sprachen im Überblick (ISBN: 9783825216351)
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