Bücher mit dem Tag "mosambik"
25 Bücher
- Henning Mankell
Der Chronist der Winde
(319)Aktuelle Rezension von: mariameerhabaNelios Leben ist interessant. Das bleibt unbestreitbar. Auch der Bäcker hat seinen Reiz. Doch ich kann mich einfach nicht mit der Tatsache anfreunden, dass er den Jungen sterbenlässt, damit der Bäcker seine Lebensgeschichte hört. Das funktioniert in meinen Augen nicht und macht eher den Eindruck, als würde der Autor ein Kind für einen schlechten Effekt missbrauchen. Das ist so, als würde ein Reporter einen sterbenden Mann interviewen und eine nach Nahaufnahme der Wunden machen, um es dann für viel Geld zu verkaufen. Das ist billig, das ist schlecht, das ist unmoralisch.
Allein deshalb verliert das Buch in meinen Augen viel von seiner Stärke. Es wäre doch anders gewesen, vor allem besser, wenn Nelios Geschichte aus seiner Sicht erzählt wurde, chronologisch geordnet, von der Flucht bis zu dem Schuss und ohne den Bäcker, der am Ende völlig überflüssig wird.
Der Bäcker handelt meiner Meinung nach unmenschlich. Ich hätte den Knirps in ein Krankenhaus gebracht, gegen seinen Willen verarzten lassen und gewartet. Nur weil Nelio erwachsen klingt, ist es kein Grund, ihn einfach auf dem Dach dem Tod zu überlassen.
Das Ende fühlt sich sinnlos an. Der Bäcker gibt seine Stelle auf, um nutzlos sein Leben als Bettler zu führen, in dem er verzweifelt versucht, Nelios Geschichte zu erzählen. Der Leser bleibt der einzige Zuhörer und ich verstehe immer noch nicht ganz seine Motivation, ein Bettler zu werden, nur weil es Nelio auch war. Das kam mir übertrieben falsch vor. Als würde der Autor die Figur sein Schicksal auf erzwingen, um mehr Effekte zu erzielen.
Nelios Geschichte ist stark! Das gönne ich dem Autor. Was er erlebt, ist schlimm, seine Entwicklung interessant, das Rudel mit seinen Mitglieder wird so toll beschrieben, dass ich jeden einzelnen vor Augen hatte. Ich habe mich über die Geburtstagsfeier gefreut, ich habe wegen dem einen kranken Jungen geweint, ich war schockiert über Nelios Ende, ich war dabei. Aber den Bäcker habe ich richtig gehasst. Vom Anfang bis zum Ende.
Trotz der starken Geschichte schaffe ich es nicht, mich mit dem Bäcker und seinen Handlungen anzufreunden. Es funktioniert für mich nicht, sondern ist bloß Effekthascherei, die völlig billig und falsch ist. Allein dadurch schaffe ich es nicht, der Geschichte vier Sterne zu geben.
- Henning Mankell
Kennedys Hirn
(232)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderDie Archäologin Louise Cantor ist wie vom Donner gerührt und eine Welt bricht für sie ein. Ihr Sohn ist tot! Henrik soll sich mit fünfundzwanzig Jahren das Leben genommen haben. Sie kann es nicht glauben und einige Fakten sprechen auch wirklich dagegen. Sie findet in seiner Wohnung Aufzeichnungen und Hinweise, dass er in Afrika einer großen Sache auf der Spur war. Sie macht sich auf die Reise und kommt gleich zu Beginn in große Gefahr. Sie muss fest stellen, dass ihr Sohn HIV positiv war und nachdem sie diesen Schock verdaut hat entdeckt sie dann noch, dass er einer sehr brisanten Sache auf der Spur war. Mit der Hilfe von Weggefährten ihres Sohnes kommt sie zu einer Versuchsanstalt. Menschen werden absichtlich mit dem Virus infiziert und es werden Tests an ihnen durchgeführt und Medikamente werden getestet. Menschen die sich infiziert haben finden sich dort auch wieder und vegetieren zum Teil unter furchtbaren Bedingungen in dunklen, muffigen Räumen vor sich hin. Was hat ihr Sohn da gemacht? Was waren seine Ziele und was ist mit seiner Freundin und mit seinen Bekannten? Ich bin kein Fan von Henning Mankell. Weder die Wallander Bücher, noch seine anderen Bücher haben mir gefallen. Die Kinderbücher waren noch die Besten. Bei Kennedys Hirn ist die Lage etwas anders. Zum ersten mal bei einem Mankell Buch war ich von der ersten Seite an gefesselt und las Seite um Seite. Louises Weg ist spannend, gefährlich und sehr spannend. Mankells Bezug zu einem wichtigen und aktuellen Thema ist gut gewählt und man erfährt sehr viel. Dann ermüdet der Spannungsbogen leider etwas und Louise findet zu schnell und immer viel zu einfach die Personen, die sie finden möchte. Insgesamt aber der bisher beste Mankell (bisher 8) den ich gelesen habe.
- Kirsten Jacobsen
Mankell über Mankell
(6)Aktuelle Rezension von: Buecherwurm1973Ein Jahr lang traf sich Kirsten Jacobs an diversen Orten mit Henning Mankell. Er gewährte ihr damit einen einmaligen Einblick in sein Leben. Sie begleitete nach Indien, wo er zu Studenten sprach, nach Afrika und an seine verschiedenen Wohnsitze. Sie sprechen über seine Kindheit, sein Afrika-Engagement, ship to Gaza, seine Bücher und Menschen, die für ihn wichtig sind. Gegen Ende des Buches ist der Tod und der Glaube ein Thema.
Ich glaube jeder, der sich schon mit Henning Mankell befasst hat, kennt seine Präsenz. Er ist sich seiner Ausstrahlung gegenüber anderen auch bewusst. Er erwähnt es einmal. Kaum hat man mit lesen begonnen, strahlt einem diese aus dem Buch entgegen. Wahrscheinlich sind es seine Aussagen. Ein Mann, der in sich gefestigt ist. Er weiss, was ihm gut tut und was nicht. Er weiss woher stammt und das hat er nicht vergessen. Er ist nicht abgehoben. Ganz im Gegenteil. Er gehört zu den wenigen Menschen, die mit offenen Augen durch Welt gehen. Er befasst sich mit seiner Umwelt und versucht sie zu verstehen. Mit seinen Engagements versucht er sie zu verändern.
Ich bin tiefbeeindruckt von seiner Einstellung zum Leben, zur Umwelt und zur Politik. Es schwierig das zu Beschreiben ohne ihn zu zitieren. Das möchte ich nicht. Es würde zuviel verraten. Jeder soll sich sein eigenes Bild von Henning Mankell machen. Ich bin der Meinung, wenn jeder Mensch nur ein bisschen von Mankells Einstellung und Glaube gegenüber seiner Umwelt und Mitmenschen hätte. Dann sähe unsere Welt anders aus.
Ein grosses Kompliment auch an Kirsten Jacobs. Sie hat wunderbare Gespräche mit dem schwedischen Autor geführt. Er selbst erwähnt am Schluss, dass sie ihn zum Nachdenken angespornt hat und die Treffen ihn vor Herausforderungen der angenehmen Art gestellt haben. Sie hat die Zwiegespräch sehr gut zu Papier gebracht. Ihr Schreibstil passt gut zu Henning Mankell. - Antje Waldschmidt
Kein Tee mit Mugabe
(44)Aktuelle Rezension von: PatchcopMozambik, Simbabwe und Sambia sind die Länder, welche die Autorin, von Südafrika kommend besucht. Sehr eindrücklich beschreibt sie ihre Erlebnisse mit verschiedensten Menschen, welche sie unterwegs kennen lernt, seien es andere Touristen, Backpacker, Geschäftsleute, Personal der Unterkünfte oder zwischen zwei Welten hin und her gerissene Einheimische.
Die Beschreibungen der beschwerlichen Reise in überfüllten Bussen, die teils hygienisch bedenklichen Unterkünfte, leckere Einheimische Seafoodgericht, Land, Flora und Faune, kleine Ausflüge in die Geschichtr des jeweiligen Landes - alles wird in einem gut lesbaren, den Leser mitnehmenden Stil beschrieben und geschildert.
Auch Dreck, Armut, politische Unzulänglichkeiten Last die Autorin nicht unerwähnt.
Dieses Buch hat bei mir oft den Wunsch geweckt, die beschriebenen Länder selbst zu besuchen. Dann diesen Wunsch bei den negativen aber ehrlichen Schilderungen aber wieder eingedämmt.‘
Für mich ist das Buch ein rundum gelungener Reisebericht über touristisch noch so erschlossene afrikanische Länder. Eine klare Leseempfehlung!
- Barbara Bickmore
Im Jahr des Elefanten
(35)Aktuelle Rezension von: eletroeTeil 2 von Barbara bickmore. Lässt sich auch einzeln lesen. Ich finde den 1. Teil aber einen Tick besser
- António Lobo Antunes
Die Rückkehr der Karavellen
(3)Aktuelle Rezension von: DuffyDass der portugiesischen Nation allerhand Legendäres und Mystisches nachgesagt wird, wie die Schwermut, das Eroberergen und das Entdeckertum, schuf auch viele überbewertete Missverständnisse. Antunes lässt in seinem Roman die großen historischen Personen in die Gegenwart zurückkehren, in Lissabon stranden und sich mit dem Wert ihrer Taten in diesem Kontext der Moderne auseinandersetzen. Das Ergebnis ist ein überbordender Roman mit viel versteckter Ironie, so manchem Seitenhieb auf all die Legenden und eine Abrechnung mit den legendären Mythen Portugals. Seine Sprache ist ein Tsunami aus Bildern, teilweise absurd wirkend, aber immer mit der Meisterschaft hinreißender Phantasie. Er verlangt einiges vom Leser, seine Sätze sind lang und erfordern Konzentration, doch dann wird man durch großartige Wortakrobatik belohnt, die nicht viele Autoren unserer Zeit so gut beherrschen. - Johannes Klaus
The Travel Episodes
(8)Aktuelle Rezension von: FrechdachsNEIN VIEL BESSER - IRAN - NORWEGEN - MOSAMBIK - KONGO - RUANDA - UGANDA - AFGHANISTAN - PYRENÄEN - ETC.
Bei mir war es dann mal wieder soweit - vor lauter Fernweh und zuhause auf der Couch rumhocken hatte ich das Buch The Travel Episodes: Neue Geschichten für Abenteurer, Glücksritter und Tagträumer als mein Leseziel auserkoren und wurde alles in allem soviel lässt sich jetzt bereits sagen nicht enttäuscht.
Das Buch gliedert sich nach einem kurzen Vorwort von Andreas Altmann und von Johannes Klaus in die folgenden drei Kapitel:
- Geschichten für Abenteurer
- Geschichten für Glücksritter
- Geschichten für Tagträumer
Es hält insgesamt 27 kurzweilig zu lesende und unterhaltende Episoden unterschiedlichster Autoren/Reisender bereit.
Die Geschichten selbst entführen den Leser in vielerlei Länder abseits der bekannten und ausgetretenen Touristenpfade.
Jede einzelne Geschichte ist meiner Meinung nach lesenswert - wenn auch die Schreibstile der Verfasser sowie die Seitenumfänge der Berichte und damit auch die Detailliertheit doch sehr unterschiedlich ausfallen. Aber gerade das macht diese Sammlung verschiedener Reiseepisoden für mich aus. Das Buch zaubert einem auch an verregneten Tagen ein Schmunzeln und Lächeln ins Gesicht und man kann sich einfach mal in entfernte Gefilde wegträumen und den Alltagsstress hinter sich lassen.
Das Buch selbst bietet sehr gut die Gelegenheit in die Reisewelten der Autoren ein- und abzutauchen und so wähnt man sich allein mit elf Huskies in der Wildnis Alaskas, 4.200 km unterwegs auf dem Amazonas, auf den Spuren der Berber in Marokko, im Angesicht mit Gorillas im Kongo, mit den "blauen Großraumnussschalen" namens pangas auf dem Weg zum paradiesischen Ziel "Little Corn", auf der Suche nach den letzten Berggorillas der Erde in Ruanda (Mrrrrmh-mrrrrrmh), mit Schmugglern und Drogendealern auf "Du und Du" im Iran, mit einer sechsköpfigen Familie auf Weltreise unterwegs, beim Sightseeing in Kabul, bei einer Wanderung quer durch die Pyrenäen, im skurrilsten "Museum" bzw. in der skurrilsten Sammlung von Helsinki - dem "Götan Maailma" um nur einige enthaltene Geschichten herauszugreifen.
Die einzelnen Episoden geben mal mehr und auch mal weniger ausführlich die individuellen Eindrücke der Reisenden im jeweiligen - mitunter wirklich exotischen - "Touristenziel" wieder. Besonders gut hat mir gefallen, dass die Reisenden bewusst die ausgetrampelten Touristenpfade verlassen und erst dadurch die richtige Würze besser gesagt die gewisse Spannung und Lebendigkeit für den Leser ins erlebte Geschehen kommt.
Am Ende des Buches werden die im Buch enthaltenen Autoren im kurzen Abriss vorgestellt.
Das Buch kommt im handlichen Taschenbuchformat und umfasst 352 Seiten (inkl. einigen farbigen und s/w-Fotos).
Das Buch ist für fernwehgeplagte, abenteurerlustige und auch -hungrige Zeitgenossen sehr zu empfehlen. Das Buch darf allerdings nicht mit klassischer Reiseliteratur wie beispielsweise den üblichen Reiseführern verwechselt werden, da hier wirklich die persönlichen Eindrücke auf sehr individuellen Reisen im Vordergrund stehen. - Henning Mankell
Erinnerung an einen schmutzigen Engel
(8)Aktuelle Rezension von: PongokaterMein erster Afrika-Mankell! Den Roman hätte ich wohl als Schweden-Fan nicht gelesen, wenn es nicht durch die Hauptfigur Hanna eine Verbindung nach Schweden gegeben hätte (Hanna ist die Schwedin, die nach verwickelten Umständen Chefin eines Bordells in Afrika wird). Aber gerade das Afrikanische in diesem Buch war es dann, was mich fasziniert hat. Leider gibt es in Teilen, insbesondere am Schluss, doch zuviel Dramatik und Pathos (typisch etwa: eine ganz normales Schlusskapitel wird hochtrabend "Epilog" genannt) Insgesamt hat das Buch mir jedoch Lust auf mehr Afrika-Mankells gemacht. - Henning Mankell
Die flüsternden Seelen
(39)Aktuelle Rezension von: WortmagieIm Jahre 1972 erfüllte sich der schwedische Autor Henning Mankell einen Kindheitstraum: Er reiste nach Afrika. Diese Reise war der Beginn einer tiefen Liebe zu dem Kontinent, in dem Mankell seine spirituelle Heimat fand. Bis zu seinem Tod 2015 lebte er immer wieder zeitweise in Afrika. Er verbrachte Monate oder sogar Jahre am Stück in Mosambik, setzte sich für die Unabhängigkeit ehemaliger afrikanischer Kolonien ein und baute in der Hauptstadt Maputo eine professionelle Theatergruppe auf.
Selbstverständlich fand diese Verbundenheit auch Eingang in sein literarisches Schaffen. Bereits sein zweiter Roman „Der Sandmaler“ von 1974 zählt zu seinen Afrika-Werken. Über 20 Jahre später veröffentlichte er 1998 „Die flüsternden Seelen“. In der zusammenhängenden Kurzgeschichtensammlung thematisiert er vor allem Begegnungen zwischen Afrikaner_innen und Europäer_innen sowie die Folgen des Kolonialismus. Ich entschied mich für die Lektüre, weil ich hoffte, mit diesem Buch einen Zugang zu dem in meiner Familie sehr beliebten Henning Mankell zu finden, ohne auf seine populären Krimis um Kurt Wallander angewiesen zu sein.
Ein Feuer, irgendwo in der ostafrikanischen Dunkelheit. Das Feuer gehörte einem alten Mann, der Fremden seine Augen anbot und die Hände ausstreckte, um zu geben. Der Mann hieß Felisberto. In dieser Nacht, wie auch in vielen anderen Nächten, erzählte er von seiner Familie. In seine Worte stahl sich das Flüstern des Kontinents. Er berichtete von Samima, die 312 Jahre alt wurde und deren Mal für ihre Nachfahr_innen Glück oder eine Warnung verheißen kann. Sie wacht über sie alle. In dieser Nacht erzählte Felisberto viele Geschichten. Doch jede dieser Geschichten ist letztlich Teil des unendlichen Abenteuers, das uns alle verbindet und das seinen Anfang vielleicht – nur vielleicht – in Afrika nahm: Des Lebens.
Ich konnte mit „Die flüsternden Seelen“ von Henning Mankell weniger anfangen, als ich erwartet hatte. Natürlich sind die fließenden, ineinander verwobenen Kurzgeschichten zauberhaft geschrieben, magisch aufgeladen und vermitteln ihre tiefere Bedeutung mit einer faszinierenden Simplizität. Das Bild, das Mankell von Afrika zeichnet, ist wunderschön und verführerisch. Doch die Botschaft, die er mit nahezu aggressiver Poetik zu vermitteln versucht, eröffnete mir keinen bahnrechenden Erkenntniszuwachs.
Auf mich wirkte sein Ansatz durchschaubar und etwas ausgelutscht, denn alles, was er mir sagen wollte, wusste ich schon: Der Kolonialismus in Afrika war ein Unrecht, das die Seele des Kontinents schwer verwundete und noch immer nachwirkt. Als moderner, sensibilisierter und aufgeklärter Mensch ist es schier unmöglich, Henning Mankell diesbezüglich nicht zuzustimmen. Trotzdem fehlte mir in „Die flüsternden Seelen“ die Differenzierung, das Fingerspitzengefühl für die Darstellung kolonialer und postkolonialer Zustände aus europäischer Perspektive.
Ungeachtet seiner Liebe für Afrika war Henning Mankell Schwede. Kulturell war er Europäer. Seine Wahrnehmung, sein Blick waren europäisch geprägt. Es gelang ihm nicht, sein Porträt von Afrika frei von diesen Einflüssen zu gestalten. Deshalb ertrinkt jede Seite von „Die flüsternden Seelen“ in Idealismus, Romantisierung und Eindimensionalität. Seiner Ansicht nach waren Afrikaner_innen grundsätzlich die besseren Menschen, Punkt.
„Die flüsternden Seelen“ zeigt weder ein Bewusstsein für negative postkoloniale Entwicklungen noch erkennt es die positiven Fortschritte an, die afrikanische Völker in den vergangenen Jahrzehnten hart erkämpften. In seinem Bestreben, europäische Schuld und Verantwortung zu betonen, viktimisierte Mankell den gesamten Kontinent. Die starre Zuschreibung der Opferrolle verneint die Fähigkeit zu Emanzipation und Resilienz. Damit schürte er ungewollt Vorurteile und reproduzierte Narrative, die eher schaden als nutzen.
Mich störte vor allem, dass „Die flüsternden Seelen“ immer auf ganz Afrika bezogen ist. Henning Mankell benannte in den Geschichten keine Völker, keine Nationen, keine Kulturen. Ich fand das schwierig, weil Europäer_innen ohnehin dazu neigen, zu ignorieren, wie vielschichtig und divers der Kontinent ist. Selbst wenn er andeuten wollte, dass willkürlich gesetzte Grenzen irrelevant sind, schien es, als werfe er alle Afrikaner_innen in einen einzigen großen Topf und übergehe kulturelle Identitäten einfach. Ich empfand das als respektlos – sicher genau das Gegenteil dessen, was er erreichen wollte.
Letztendlich ist „Die flüsternden Seelen“ demnach kein authentisches Buch über afrikanische Kulturen und Lebensweisen. Es ist die authentische Perspektive eines weißen Europäers auf afrikanische Kulturen und Lebensweisen. Meiner Meinung nach handelt es nicht davon, was Afrika objektiv in der Realität ist, sondern nur davon, was Henning Mankell subjektiv in Afrika sah und fand. Daher kann ich mir gut vorstellen, dass er diese Kurzgeschichtensammlung hauptsächlich für sich selbst schrieb.
Sein Anliegen bestand nicht darin, seinen Leser_innen beizubringen, wie Afrika tickt. Er wollte ihnen zeigen, was Afrika ihm persönlich bedeutete, warum er den Kontinent liebte. Obwohl ich das verstehe und spüren konnte, wie erfüllend er diese Verbindung empfand, bewegte er sich damit meines Erachtens auf einem sehr schmalen Grat, den er nicht stolperfrei meisterte. Er hat viel für Afrika und für Mosambik getan. „Die flüsternden Seelen“ gehört meiner Einschätzung nach jedoch nicht dazu.
Die Kurzgeschichten mögen hübsch und poetisch sein, Liebe und Sehnsucht ausdrücken, doch sie sagen mehr über ihn aus als über Afrika. Möchtet ihr Henning Mankell verstehen, einen Einblick in seine Seele erhalten, könnt ihr es gern mit „Die flüsternden Seelen“ versuchen. Verlangt es euch hingegen nach einem Einblick in die Seele Afrikas, seid ihr mit Büchern von afrikanischen Autor_innen wahrscheinlich besser beraten.
- Marietta Slomka
Mein afrikanisches Tagebuch
(6)Aktuelle Rezension von: cvcoconutDie ZDF Reporterin Marietta nimmt die Leser mit auf eine Reise nach Afrika. Allerdings zeigt sie nicht die Wege der Touristen, sondern lässt einen auch mal hinter die Kulissen schauen. Mit Einheimischen macht sie sich auf den Weg die Länder zu erkunden. Es stimmt, dass man von vielen ein vorgeprägtes Bild hat, umso schöner ist es mit diesem Buch auch mal eine andere Seite zu sehen. Teilweise ist es mir zu politisch geschrieben, die Ausführungen über Natur und Umwelt haben mir allerdings echt gut gefallen. Ich wünschte nur, mehr Menschen würden sich für den Erhalt einsetzen. Die Orte sind so schön beschrieben, dass es eigentlich Lust macht, auch mal dorthin zu reisen.
- Henning Mankell
Erinnerung an einen schmutzigen Engel
(79)Aktuelle Rezension von: AnnaChiGeschichte wird in Menschen lebendig, seien es historische Persönlichkeiten oder fiktive Personen. Hanna, die Hauptperson des Mankellschen Romans, ist eine Mischung aus beidem. Mankell wurde durch eine Notiz in einem geschichtlichen Dokument, die beschreibt, dass eine junge Schwedin die Besitzerin eines der größten Bordelle einer Hafenstadt in Mosambik war, zu diesem Roman angeregt.
Diese Hanna heuert aus Not und um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf einem Schiff als Köchin an, verliebt sich dort in einen Steuermann, der während der Fahrt stirbt und verlässt das Schiff in besagter Hafenstadt, in der sie zufällig in einem Bordell landet, das sie für ein Hotel hält. Als der Besitzer um ihre Hand anhält, sagt sie nach kurzem Zögern zu und ist als seine Witwe schon bald Besitzerin des Etablissements.
Hanna versucht ihren eigenen Weg zu finden. Einerseits sieht sie den brutalen Rassismus der weißen Menschen (und natürlich im Bordell vor allem der weißen Männer), andererseits die Schwarzen, die sich beugen, aber voll unterdrücktem Hass sind. Als sie versucht, sich für die schwarzen Frauen einzusetzen, wird ihr klar, dass ihre Einmischung von beiden Seiten nicht erwünscht ist ...
Sehr gekonnt lässt uns Mankell die bedrückende Welt einer Kolonie zu Beginn des letzten Jahrhunderts durch die Augen der naiven Hanna erblicken. Er zeigt, wie man auch ohne moralisch erhobenen Zeigefinger eine gute und differenzierte Geschichte erzählen kann.
- Stephan Schmidt
Die Spiele
(81)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderIn Shanghai wird es spannend, denn im Jahr 2021 tag das Internationale Olympische Komitee. Die Spielstätte für die neuen Spiele sollen soll bestimmt werden. Doch dann gibt es einen Mord. Charles Murandi ist tot. Er war IOC-Funktionär und der Deutsche Journalist Thomas Gärtner war der letzte in Murandis Zimmer und er hat Unterlagen bei sich geführt, als er aus dem Hotel ging. Die
Lena Hechfellner ist Konsularbeamtin und kennt Gärtner und weiß auch, dass es eine Verbindung zu Murandi gab. Während die Bundeskanzlerin im Flieger sitzt und mit ihrem Team in Shanghai erwartet wird, wird die Schlinge um Gärtners Hals immer enger.
Die Idee ist super und das Buch hätte echt richtig toll werden können und der Start ist auch gut und spannend. Aber dann wird es immer länger, immer zäher und leider auch immer langweiliger. Ein gutes Buch schafft es einen zu packen und man will weiter lesen, man will wissen was passiert und man lebt mit den Protagonisten mit und denkt im Alltag an sie. Hier habe ich die Lust verloren und die Figuren wurden mir zu viel, sie wurden mir egal, die Handlung war ein Kampf. Stephan Schmidt hätte echt etwas ganz großes schaffen können, aber so ist es leider nur ein breiiger Einheitsthriller.
- Giovanni G. Bellani
Die faszinierende Naturwelt Afrikas
(3)Aktuelle Rezension von: BeautyBooksZwischen Mittelmeer und Kap der Guten Hoffnung erstrecken sich großartige Landschaften: Gebirgsregionen, Wüsten und Halbwüsten, Savannen und Regelnwälder bedecken die gewaltige afrikanische Landmasse. In diesen wilden Naturregionen mit ihren riesigen Naturparks tummelt sich eine Tierwelt, zu der einige der seltensten Arten der Erde gehören.. Auf den farbgelwatigen, großformatigen Aufnahmen zeigt sich Afrika in all seiner Schönheit, von den Löwen- und Elefantenherden in der Masai Mara, über die bis zu 2000 Jahre alten Zypressen im Tassili-n-Ajjer Nationalpark und den rosa Falmingos im Nakurusee bis hin zu den unberührten Tropenwäldern im Odzala-Reservat in der Republik Kongo.. Ein traumhaftes Buch, dass ich zu Weihnachten von meinem besten Freund geschenkt bekommen hab.. Für jeden Afrika Liebhaber auf jeden Fall ein MUSS =) .. - Henning Mankell
Das Rätsel des Feuers
(25)Aktuelle Rezension von: LimaKatzeDas zweite Buch über Sofia Alface. Im ersten Buch trat sie als Zehnjährige auf eine Mine und verlor dabei beide Beine. Ihre Schwester Maria mußte bei diesem Unglück sterben. Inzwischen sind ca. 4 Jahre vergangen. Diesmal stehen Sofia und ihre Schwester Rosa im Mittelpunkt. Rosa ist so, wie Sofia gerne sein würde, hübsch und vor allem hat sie gesunde Beine. Aber Sofia liebt ihre Schwester, die im Laufe der Geschichte an Aids erkrankt. Sofia trägt schwer an diesem neuen Schicksal, hat Angst um Rosa und muß zusätzlich auch ihrer Mutter zur Seite stehen. Sie gerät an die Grenzen ihrer Kräfte und wächst trotzdem so manches Mal über sich hinaus, indem sie Dinge schafft, die sie sich gar nicht zugetraut hätte. Aber Sofia erlebt auch etwas sehr Schönes in dieser Geschichte, sie verliebt sich zum ersten Mal in einen Jungen, den sie liebevoll Mondjunge nennt. Wieder ein wunderbares Buch über ein erstaunliches Mädchen. Schön, dass es noch ein drittes Buch gibt. Zwei Dinge haben mich allerdings etwas gestört. Im ersten Buch taucht Sofias Schwester Rosa gar nicht auf. Da fehlte mir ein wenig die Verbindung. Desweiteren endet das erste Buch damit, dass Sofia ihre eigene Hütte bekommt. In der Fortsetzung wohnt sie wieder mit ihrer Familie in einer gemeinsamen Hütte. Sicherlich kann man sich die Gründe dafür vorstellen. Trotzdem wäre es schön gewesen, wenn es dazu eine Erklärung gegeben hätte. Deshalb gebe ich diesem Buch einen Stern weniger. - Mia Couto
Imani
(2)Aktuelle Rezension von: aus-erlesenImani ist eine privilegierte junge Frau. Sie spricht Portugiesisch. Ein Vorteil, den Imani zu nutzen weiß. Die Fronten zwischen VaChopi, ihrem Volk und den VaNguni, dem Volk des Königs Ngungunyane und der Besatzungsmacht Portugal sind verhärtet. Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Und so sind die VaChopi den Besatzern halbwegs wohlgesonnen im Mosambik am Ende des 19. Jahrhunderts. Das Reich Gaza im Süden des Landes gehört zu dieser Zeit zu den größten des Kontinents. Wer nun eine exakte Abhandlung über die kriegerischen Auseinandersetzungen der verfeindeten Truppen erwartet, muss ganz genau zwischen den Zeilen lesen können.
Denn in erster Linie ist Mia Coutos Buch eine Liebeserklärung an die Geschichte seines Heimatlandes. Imani ist höflich, gebildet, zuvorkommend, aber niemals unterwürfig oder aufmüpfig. Und sie kann im Handumdrehen das Herz des Portugiesen Germano erobern. Der kann diese Liebe aber niemals zugeben oder gar öffentlich machen. Nur in Briefen an sein Hauptquartier schwingt mehr als nur ein wenig Bewunderung für Imani mit.
Das Volk der VaChopi ist, wenn man es mit anderen Völkern vergleicht und den Maßstäben unserer Zivilisation misst, ein fortschrittliches Volk. Frauen und Männer arbeiten gleichsam auf den Feldern, obgleich mit Vehemenz das Patriarchat gepflegt wird. Doch insgeheim sind die Frauen die heimlichen Herrscher.
Ihr Dorf minimiert den großen aufopferungsvollen Kampf auf den kleinsten gemeinsamen Nenner: Die Familie kämpft auf beiden Seiten des Krieges, und innerhalb der Familie sind sich die Brüder – Vater und Onkel von Imani – nicht grün.
Mia Coutos Heldin Imani ist hin und hergerissen zwischen Achtung den Familienoberhäuptern gegenüber – wie gesagt, es gibt nicht nur einen Mann, der hier bestimmt, sondern eben auch die Frauen, die auf ihre eigene Art wissen wie man Einfluss nimmt – und der Pflichterfüllung als Übersetzerin / Vermittlerin zwischen den Kriegsparteien. Am Ende weicht die Unbekümmertheit der Jugend der nüchternen Realität.
„Imani“ ist der Auftakt einer Trilogie, die von den letzten Tagen des Gaza-Reiches in Mosambik erzählt. Hier treffen Poesie und historische Fakten in nie zuvor gekannter Symbiose aufeinander und verzaubern aber der ersten Zeile.
- Henning Mankell
Das Geheimnis des Feuers
(56)Aktuelle Rezension von: HollabeereWas für eine schockierend ehrliche Geschichte über die Schwestern Sofia und Maria Alface. Das Buch beginnt schon mit ihrem ersten Schicksalsschlag: das Dorf der beiden Mädchen wird von Banditen ausgeraubt und niedergebrannt. Die beiden verlieren ihren Vater und flüchten mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder in ein weit entferntes Dorf. Dort läuft es zunächst gut für die kleine Familie, sie bauen sich ein neues Haus auf, Mama Lydia findet Arbeit auf den Feldern und die Mädchen dürfen sogar in Pfarrer José-Marias Schule gehen. Doch dann tritt Sofia auf eine Landmine und verliert neben ihren Beinen auch noch ihre Schwester. Fortan verbringt sie viel Zeit in einem Krankenhaus weit weg von ihrem Dorf. Auch dort findet sie viele liebe Menschen, die ihr helfen und schon bald kann sie wieder nach Hause, lernt das Nähen und bringt ihre Mutter zum Überdenken ihrer neuen, toxischen Beziehung.
Eine so starke, emotional aufwühlende und tiefsinnige Geschichte über das einfach Leben in Afrika, aber auch über die viel schwereren Bedingungen bezüglich Hygiene, medizinischer Versorgung und Transportmittel.
- Jean-Christophe Rufin
Der Tote im Pool
(14)Aktuelle Rezension von: fredhelDieser gerissene kleine französische Konsul, Aurel Timescu, ist mir immer noch gut im Gedächtnis von seinem Aufenthalt in Guinea. Nun hat es ihn also nach Maputo verschlagen, und er spielt sein Faulenzerspiel wieder: Nichts tun, nicht erreichbar sein, ein gutes Leben haben.
Doch dann kitzelt der plumpe Mord an einem unsympathischen Geschäftsmann sein kriminalistisches Gespür. Wieder läuft er zur Hochform auf, um einer seiner Meinung nach unschuldig inhaftierten Französin zur Gerechtigkeit zu verhelfen. Und die Machenschaften, die er aufdeckt, verschlagen seinen Vorgesetzten die Sprache und sorgen für diplomatische Verwicklungen.
Es ist immer wieder spannend, diesem grotesken Schlitzohr bei der Auflösung seiner Fälle über die Schulter zu schauen. Woher nimmt der Autor Jean-Christophe Rufin nur seine Ideen her, denn so einen Menschen kann man doch eigentlich nicht erfinden! Als Leser schwankt man ständig zwischen Abneigung und Bewunderung hin und her. Charakterlich gesehen ist Timescu wirklich ein schmieriger Typ, aber seine Schlussfolgerungen sind immer wieder zutreffend.
Jedenfalls ist es stets ein großes Lesevergnügen mit ihm. Wohin wird er wohl als nächstes versetzt?
- Mia Couto
Der Kartograf des Vergessens
(7)Aktuelle Rezension von: Almut_Scheller_MahmoudMia Couto ist hierzulande nicht sehr bekannt. Das ist bedauerlich, schreibt er doch als weißer Portugiese über das hauptsächlich schwarze Mozambik, sein Geburtsland. Er wuchs also in zwei Kulturkreisen auf. Er ist Schriftsteller und Biologe und bewegt sich in zwei verschiedenen Milieus.
Er lehrt als Professor an der Uni Biologie, bei seinen Feldforschungen schließt er die Geschichten der Bewohner mit ihren Mythen ein, sie sind Grundlage seiner Romane.
Der vorliegende Roman beschreibt alternierend Verwirrendes in verworrenen Zeiten in einem verworrenen Land in den Jahren 1973 und 2019. Der Dichter Diogo Santiago kehrt auf Anraten seines Arztes in seine Geburtsstadt zurück, um seine Depressionen zu heilen.
Durch eine Lesung lernt er die Moderatorin Liana Campos kennen, die ihm Dokumente der portugiesischen Geheimpolizei übergibt. Diese helfen ihm und ihr bei der Entwirrung ihrer Erinnerungen und ihrer Leben, denn ihr Großvater war der Inspektor der portugiesischen Geheimpolizei, der seinen Vater verhaftete.
Dies wird zu einer Reise durch das Dickicht schwarz-weißer Verknüpfungen familiärer, emotionaler, gesellschaftlicher und politischer Art. Die Einzelschicksale, die alle möglichen Varianten präsentieren – von Liebe und Leidenschaft, von Untreue und Verrat, von Selbstmord und Mord – sind geschickt miteinander verwoben und bilden so ein Sittengemälde der kolonialen Zeit.
Diese Zeit mit ihren Machthierarchien und Massakern ist immer präsent, direkt oder indirekt, denn sie formte die Menschen: die weißen wie die schwarzen.
Couto gelingt es meisterhaft diese verschiedenen Ebenen darzustellen, so dass man sowohl ein Bild der weißen Gesellschaft damals und heute bekommt als auch eintaucht in die afrikanische Welt mit ihren mythischen Bündnissen. Und doch hätte ich mir mehr Stringenz gewünscht, um den Lesegenuss zu steigern. Die eingefügten, trocken-bürokratischen Dokumente sind zwar aufschlussreich und ein adäquates Hilfsmittel für „das Erinnern und das Vergessen“, aber sie verwirren auch, weil man zu oft zurück blättern muss, um den Schicksalfsäden der Menschen folgen zu können.
Eine wichtige Lektüre, die zum Nachdenken über den Kolonialismus und seine Auswirkungen bis heute anregt und eben auch über das westliche Konstrukt „Afrika“. (Kleine Fakten zu Mozambik: 1975 unabhängig, 16 jähriger Bürgerkrieg, immer noch eine hohe Analphabetenrate, AIDS war und ist ein Problem. Es werden über vierzig Sprachen gesprochen).
Das Leben kann nur in der Schau nach rückwärts verstanden, aber nur in der Schau nach vorwärts gelebt werden. Søren Kierkegaard
- José Eduardo Agualusa
Die Frauen meines Vaters
(6)Aktuelle Rezension von: aus-erlesenWenn man sich am Freitagabend durch die Fernsehsender zappt, schwappt einem eine Überzahl an Talkshows entgegen. Es gab Zeiten, da wurde mit dem Hackebeil ein politisches Statement abgegeben. Oder Rockröhren zeigten vor laufender Kamera wie sich Geschlechtsgenossinnen mal was Gutes tun können. Und heute? Quietschvergnügt dahockende Moderationsmarionetten freuen sich tierisch, dass „Promis“ in „ihrer Show“ Belanglosigkeiten absondern, die nun wirklich keinen mehr hinter dem Ofen vorlocken. Geschichtenerzähler sind echte Mangelware geworden. Die verantwortlichen Redakteure sollten Mal José Eduardo Agualusa einladen. Der kann erzählen… und zwar die Geschichte von Faustino Manso, einem angolanischen Musiker, dessen Geschichte nur auf dem Papier vorbei ist. Denn da ist von Laurentina, seine Jüngste. Die bis vor Kurzem noch gar nicht wusste, das Faustino im Stunden Flugkilometer entfernten Angola ihr Erzeuger ist. Ihre Mutter hat ihr auf dem Sterbebett eine Briefbeichte hinterlassen. Von nun an kennt Laurentina nur noch ein Ziel: Ihren Vater kennenlernen.
Auf dem Flug nach Angola liest sie in Zeitungen einen Artikel über ihren bekannten unbekannten Vater. Eine Legende war er! Lebte im gesamten südlichen Afrika und gründete Familien, wo er sein Haupt bettete. Aber er war und blieb ein Rolling Stone. Die Todesanzeigen in derselben Zeitung übertreffen sich in Huldigungen und Lobeshymnen. Wird sie wirklich willkommen sein? So viele Frauen und Mütter und Kinder – und dann sie. Die Frau, die im vermeintlich reichen Portugal aufwuchs, sie nie meldete? Doch hier ist Afrika. Und Familie ist eben nun mal Familie. Da gibt es keine Ausnahmen. Und so taucht Laurentina in ein Leben ein, das sie niemals vermisst hat bis zu den Tagen, die ihr weiteres Leben verändern werden.
Man kann José Eduardo Agualusa nicht vorwerfen phantasielos zu sein. Schnell vertieft man sich in sein Buch und merkt gar nicht wie die Zeit vergeht. Zwanzig, fünfzig, hundert, zweihundert Seiten verfliegen im Nu. Erst wenn man die letzte Seite erreicht hat, nimmt das beklommene Gefühl von einem Besitz, dass diese Geschichte nun doch ihr unwillkommenes Ende gefunden hat. Es ist nicht die Eleganz der Worte, die hier brilliert, sondern der Einklang aus zwei Welten, der zu einer Sinfonie für die Sinne anhebt. Ein bisschen Lagerfeuerromantik kommt auf, wenn man über die Zeilen fliegt. Fast scheint der Autor im flackernden Licht der Flammen zu sitzen und vom Leben, vom Hier und Da, von Einst und Heute zu berichten. So als ob Faustino Manso immer noch unter den Lebenden weilen würde. Wer Afrika verstehen will, wer wissen will wie Familie richtig funktioniert – und warum - kommt um dieses Buch nicht herum.
- Henning Mankell
Der Chinese
(29)Aktuelle Rezension von: kaho72liestEin wirklich gelungener Thriller, der einerseits in der Gegenwart und andererseits in der Vergangenheit spielt. Wie gewohnt dieses Autors startet die Geschichte mit einem brutalen Verbrechen, hier ein Massenmord.und doch war dieser Thriller anders als üblich bei Mankell.
Ob es realistisch ist, ist wohl Geschmacksache, aber raffiniert ist er ganz bestimmt. Ich folge ja gern den Gedankengängen der Ermittler was hier absolut möglich war. Außerdem hätte man Einblick in das Privatleben der Ermittler, was der Geschichte etwas die Schärfe nahm.
Mir gefiel es, dass man auch in die Vergangenheit blickte und die Beweggründe des Täters aufgezeigt bekam , und dennoch war ich teils überrascht wie sich alles entwickelte.
Für mich war es ein gelungener Thriller,den ich gerne empfehle.
- Luís Bernardo Honwana
Wir haben den Räudigen Hund getötet - Erzählungen
(1)Noch keine Rezension vorhanden - Simon Ings
Die unerbittliche Pünktlichkeit des Zufalls
(4)Aktuelle Rezension von: blueberry7.....den habe ich schon wieder vergessen; kein Buch, das bleibt.................