Bücher mit dem Tag "nationalsozialismu"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "nationalsozialismu" gekennzeichnet haben.

22 Bücher

  1. Cover des Buches Gesamtausgabe (ISBN: 9783596710775)
    Anne Frank

    Gesamtausgabe

     (2.729)
    Aktuelle Rezension von: Ninalaetitia

    Ein unglaublich spannendes, trauriges und vielseitiges Tagebuch. 


    Anne Frank erzählt in ihrem Tagebuch über ihren Alltag in einem Versteck im Hinterhaus zu Zeiten des 2. Weltkriegs. 


    Das Buch hat unglaublich viele Facetten: Traurige Seiten, aber auch lustiges, romantisches, schreckliches. 


    Es zeigt die Grauen des 2 .Weltkriegs und die damit verbundene Realität für viele Juden, die sich damals versteckt halten mussten. 


    Ergänzt wird das Tagebuch durch interessante Fotografien aus Annes Jugend, etc. 


    Definitiv ein Buch, welches jeder wirklich unbedingt einmal gelesen haben 

  2. Cover des Buches Alles Licht, das wir nicht sehen (ISBN: 9783406815348)
    Anthony Doerr

    Alles Licht, das wir nicht sehen

     (410)
    Aktuelle Rezension von: Simone_081

    Viel werde ich über "Alles Licht, das wir nicht sehen" nicht mehr schreiben, weil es sehr viele vor mir schon getan haben. Loben muss ich es dennoch, denn es ist absolut lohnenswert zu lesen. Immer wieder einmal kommt eine Geschichte daher, bei der man sich fragt, wie man sie sich ausdenken kann. Dieses Buch ist so eine Geschichte, da sie so kreativ und trotzdem äußerst stimmig und realistisch ist.

    Abzug gibt es für mich dafür, dass der Roman gelegentlich recht verwirrend ist. Manchmal ist nicht ganz klar, an welchem Tag bzw. in welchem Jahr man sich befindet, da man dazu nicht immer einen Hinweis erhält, obwohl dies eigentlich notwendig gewesen wäre, vor allem wenn man das Buch (aus Zeitgründen) mal eine Weile unterbrechen muss. Dann ist es schwer, wieder reinzufinden.

    Nichtsdestotrotz zu Recht ein Highlight der Literatur!

  3. Cover des Buches Die Nachtigall (ISBN: 9783746636337)
    Kristin Hannah

    Die Nachtigall

     (558)
    Aktuelle Rezension von: Sanne54

    Als der Nationalsozialismus bzw. Hitlers Krieg Frankreich erreicht, müssen zwei Schwestern auf unterschiedliche Weise lernen, ihren Platz unter der Nazi-Herrschaft zu finden und sich der Unmenschlichkeit entgegen zu stellen.

    Vianne und Isabelle sind sehr unterschiedlich, trennen sie doch auch einige Lebensjahre. Während die eine Hausfrau und Mutter auf dem Land ist, ist die andere ein Wildfang, der auf keinem Internat länger bleibt. Beide eint ein Schicksal: Nach dem Tod der Mutter stößt sie der Vater weg, ein vom Ersten Weltkrieg v.a. seelisch gezeichneter Veteran. Vianne muss ihren Mann in den Krieg ziehen lassen und ihre Tochter beschützen, gegen Hunger und Mangel bestehen, mit Nazis unter einem Dach leben und benötigt lange, um tatsächlich über sich hinauszuwachsen. Isabelle ist forscher und mutiger, ist früher mit den Grauen des Angriffskriegs konfrontiert, als sie sich dem langen Zug der aus Paris flüchtenden anschließt und kann es nicht erwarten ihren Beitrag zum Widerstand gegen die Nazis zu leisten. 

    Mit Vianne hat die Autorin eine Figur geschaffen, die wahrscheinlich über viele, viele Seiten ein relativ typisches Frauenschicksal im besetzten Frankreich verkörpert. Ihre Schwester ermöglicht uns Einblicke in die Welt der mutigen Menschen, die den Widerstand mit einfachsten Mitteln organisierten. Beide jedoch zeigen, wie wichtig es war, um jeden einzelnen Menschen zu kämpfen, der den Nazis zum Opfer gefallen wären: Jüdische Kinder genauso wie abgeschossene, alliierte Piloten. 

    Das Buch ist leicht lesbar geschrieben, man bleibt nie hängen, außer natürlich inhaltlich, wenn es zum Nachdenken anregt. Es ist trotz der beschriebenen Gräuel eigentlich auch nicht übermäßig brutal - was die beschriebenen Schicksale der Menschen natürlich umso unerträglicher werden lässt. 

    Was mich etwas enttäuscht hat: 

    Ich hatte gehofft, dass die Autorin noch tiefer in die Welt des französischen Widerstands eingestiegen wäre. Dafür werden aber sehr viele Aspekte des Alltags unter den Nationalsozialisten angerissen. Viele Entwicklungen im Roman waren auch nicht allzu überraschend, da man den Lauf der Geschichte (leider) nur zu gut kennt. Gerade deshalb wäre es wichtig gewesen mehr über die unbekannteren Seiten wie etwa auch die freie Zone zu erfahren. Vielleicht hätte der Fokus dafür aber enger sein müssen. Außerdem waren mir persönlich einige Entwicklungen auch zu pragmatisch abgehandelt (ich beziehe mich auch einige schicksalhafte Entwicklungen/Wendungen mit denen v.a. Vianne umgehen musste), aber so war es wahrscheinlich auch einfach - die Menschen hatten ja keine andere Wahl, als einfach weiterzumachen. 

    Am Ende findet die Autorin trotz allem einen Abschluss, einen getrübten, aber positiven Schlusspunkt. Ich bin mir unsicher, ob es das für mich gebraucht hätte.

  4. Cover des Buches The Storyteller (ISBN: 9781444766660)
    Jodi Picoult

    The Storyteller

     (16)
    Aktuelle Rezension von: Storyteller98
    Protagonistin Sage, eine junge Frau mit jüdischen Vorfahren, lernt in einer Trauergruppe einen alten Herrn namens Josef Weber kennen. Die beiden werden gute Freunde – bis Josef Sage ein lang gehütetes Geheimnis offenbart: Er arbeitete in der Zeit um den Zweiten Weltkrieg im Konzentrationslager Auschwitz Birkenau und ist nun der Meinung, das Leben nicht mehr zu verdienen. Er bittet Sage darum, ihn zu töten, und stellt sie damit vor einen unlösbaren moralischen Konflikt: Wäre es Unrecht, Josef zu töten? Verdient er den Tod? Und vor allem: Kann man Unverzeihliches verzeihen?
    Auf ihrer Suche nach Antworten entlockt Sage ihrer Großmutter Minka, die als junges Mädchen aufgrund ihrer jüdischen Religion Insassin eines Konzentrationslagers war, ihre Geschichte.

    Ich bin bereits seit Längerem eine begeisterte Picoult-Leserin, aber kein anderer ihrer Romane machte mich so fassungslos wie "The Storyteller". Die Autorin geht mit dem schwierigen Thema Vergebung sehr sensibel um und schaffte es, mich – vor allem mit Minkas Geschichte – wirklich zu berühren und nachdenklich zu machen. Dieses Buch ist zweifellos eines der besten und unbeschreiblichsten, die ich je gelesen habe. Ich kann es jedem nur ans Herz legen.
  5. Cover des Buches Machandel (ISBN: 9783328100249)
    Regina Scheer

    Machandel

     (60)
    Aktuelle Rezension von: Elenchen_h

    "Das Schweigen über diesem Dorf war so alt, so alt wie die Sagen von der Mahrte, so alt wie das Märchen vom Machandelboom, wohl ewe dusend Johr." - Regina Scheer, "Machandel"

    Mecklenburg-Vorpommern, 1985: Claras Bruder Jan möchte vor seiner Ausreise aus der DDR unbedingt noch einmal seinen Geburtsort, Machandel, besuchen. Er nimmt Clara mit, die sich sofort in eine alte Kate dort verliebt. Sie beginnt, das alte Wohnhaus zu renovieren und verbringt dort viele Sommer mit ihren Töchtern beim Schreiben ihrer Dissertation über ein altes Märchen. Doch das Dorf bringt sie auch ihrer Vergangenheit näher, der Verganhenheit ihres Vaters im KZ und später als Minister in der DDR, der Verganhenheit von Natalja, einer Ost-Zwangsarbeiterin des 2. Weltkriegs, der von Emma, die nach Machandel kam, um fremde Kinder zu hüten. Sie alle sind durch dünne und festere Fäden verbunden, die Clara nach und nach entwirrt...

    Regina Scheers Roman "Machandel" ist eine wahre Wucht! Er erfasst und verarbeitet so viel deutsche Geschichte und ist dabei so fesselnd und fantastisch geschrieben, dass ich ihn kaum weglegen konnte. Die Autorin erzählt geschickt durch ihre Figuren von Ostdeutschland im Zweiten Weltkrieg bis zum Fall der Mauer und darüber hinaus. Sie fängt menschliche Zwischentöne meisterhaft ein, lässt niemanden nur gut oder nur böse erscheinen, beleuchtet Verganhenheiten, die zu unmenschlichen Taten führten und Träume und Hoffnungen, die enttäuscht wurden. Ich war beim lesen dieses fast 500 Seiten starken Romans dauerhaft fasziniert, ich habe sehr viel gelernt auf dieser Reise in unser Gestern und hätte den Figuren noch seitenlang weiter folgen können. Auch das Setting ist wunderbar gewählt, der Roman spielt zwischen Ostberlin und dem kleinen Dorf Machandel in Mecklenburg-Vorpommern, und bildet so sowohl das Leben auf dem Land, als auch das Leben der Städter*innen ab.

    Ich bin ganz ohne Erwartungen an "Machandel" herangegangen, habe es mehr zufällig bei einer Bestellung mit in den Warenkorb gelegt. Wie schön, dass sich gerade so ein Roman als Lektüre genau nach meinem Geschmack entpuppt. Ein Stück deutscher Zeitgeschichte fantastisch erzählt - ein Lese-Muss, nicht nur für begeisterte Leser*innen historischer Romane!

    Hinweis: Im Buch wird das Z- und I-Wort verwendet.

  6. Cover des Buches Ein deutsches Mädchen (ISBN: 9783608504200)
    Heidi Benneckenstein

    Ein deutsches Mädchen

     (70)
    Aktuelle Rezension von: buchfeemelanie

    Genre: Erfahrungen

    Erwartungen: Einblicke in das Aufwachsen bei Nazis

    Meinung:

    Der Schreibstil ist locker und flüssig zu lesen, sodass ich das Buch in einem Rutsch durchgelesen habe.

    Heidi tut mir schon leid. So aufgewachsen hat sie keine andere Chancen als in diesem Umfeld aufzuwachsen. Trotzdem hinterfragt sie immer mehr. Tatsächlich finde ich sie nicht unsympathisch.

    Hier ist gut zu erkennen wie schwierig es ist sich zu behaupten. Es wird bildhaft beschrieben wie sich ein Kind in seiner Kindheit entwickelt. Auch das es immer gefährlicher wird war zu erwarten. Gut, dass sie den Absprung geschafft hat und auch ihre schlimmen Taten nicht verschweigt. Ich finde dieses Buch sehr mutig!

    Fazit: 4 Sterne von mir

  7. Cover des Buches Tadellöser & Wolff (ISBN: 9783328100744)
    Walter Kempowski

    Tadellöser & Wolff

     (77)
    Aktuelle Rezension von: Aliknecht

    Walter Kempowskis Romane der "Deutschen Chronik" beschreiben in großer Detailgetreue deutsches Leben im 20. Jahrhundert. Die Familie erlebt die Zeit zwischen 1938 und 1945. Der Vater muss noch einmal in den Krieg und Frau und Kinder überleben in Rostock immer bedrohlichere Luftangriffe.

  8. Cover des Buches Kinder der Hoffnung (ISBN: 9783734105494)
    Marc Levy

    Kinder der Hoffnung

     (84)
    Aktuelle Rezension von: liceys_buecherwunderland

    Das Buch habe ich vor Jahren gelesen. Ich erinnere mich richtig gut daran, wie sehr mich das Buch berührt hat. 🥺 Die unerschütterliche Hoffnung, gemischt mit der Verzweiflung und Grausamkeit der Zeit ging mir richtig nahe und hat mir ziemlich viele Tränen abverlangt. 😢

    Den Schreibstil von Marc Levy mag ich zudem richtig gerne.

    Von mir gibt es auf jeden Fall eine Leseempfehlung. 😊

    Eure Licey ☘️

  9. Cover des Buches Der Angstmann (ISBN: 9783423254359)
    Frank Goldammer

    Der Angstmann

     (313)
    Aktuelle Rezension von: Marukka

    Ich war wirklich sehr neugierig auf dieses Buch und hatte gleichzeitig auch leichte Bedenken. Krimis sind mein Lieblingsgenre, aber im Allgemeinen mag ich keine Kriegsthemen und versuche, solche Bücher zu meiden. Daher hatte ich etwas gemischte Erwartungen. Aber ich war angenehm überrascht. 

    Natürlich ist der Krieg in der Handlung allgegenwärtig, aber die Geschichte und die anschließende Ermittlung haben mich so gefesselt, dass ich den Krieg eigentlich erst zur Kenntnis genommen habe, als er in Form von Nazis oder Luftangriffen direkt erwähnt wurde. Ansonsten habe ich die ganze Zeit verzweifelt und vergeblich versucht herauszufinden, wer der Angstmann eigentlich ist. Der Täter war die ganze Zeit ein großes Rätsel. Wenn der Leser zu dem Schluss kommt, dass die gewaltige Bombardierung Dresdens das Problem ein für alle Mal gelöst haben muss, wird schnell klar, dass er sich nicht mehr hätte irren können... 

    Und da ich gerade von dieser Horrornacht spreche, als Dresden de facto war in Schutt und Asche gelegt – ich habe im Leben keine eindrucksvollere Beschreibung einer Stadt in Flammen gelesen. Ich sah buchstäblich vor meinen Augen das feurige Leuchten, das man weit und breit gesehen haben musste, schmelzende Straßenlaternen, glühende Kopfsteinpflaster, die man nicht einmal betreten konnte, und ich spürte die unerträgliche Hitze. Schrecklich und atemberaubend zugleich. 

    Die Figur des Inspektor Heller gefiel mir sehr gut. Er erschien mir wie ein seltener, vernünftiger Mensch unter der Vielzahl von Kreaturen, denen im Moment von Hitlers Machtergreifung für immer das Gehirn entfernt worden war. Manchmal bekam ich beim Lesen eine Gänsehaut…

    Ich kann diese historische Detektivgeschichte nur empfehlen, sie ist wirklich hervorragend, spannend, gut geschrieben und perfekt durchdacht. Außerdem mag ich Dresden und umso interessanter war es für mich, es durch ein Buch und den Autor, der dort geboren ist und diese Stadt wie seine Westentasche kennt, etwas anders zu erleben. Einfach toll!

  10. Cover des Buches Böse (ISBN: 9783608501438)
  11. Cover des Buches Heute leben wir (ISBN: 9783596296262)
    Emmanuelle Pirotte

    Heute leben wir

     (77)
    Aktuelle Rezension von: Märchens_Bücherwelt

    Der letzte Kriegswinter im 2.Weltkrieg ist angebrochen und die Deutschen wollen ihren eigentlich eindeutigen Verlust nicht hinnehmen und erhalten den Befehl, den Feind auf jede erdenkliche Weise zu beseitigen.


    Die kleine siebenjährige Jüdin Renée hat schon früh ihre Eltern verloren und wird seitdem an immer wieder wechselnden Orten versteckt. Wieder in Gefahr entdeckt und getötet zu werden, wird sie einem Offizier in amerikanischer Uniform in die Hände gedrückt, der sich aber als SS-Offizier Matthias entpuppt. Allerdings scheint dieses kleine Mädchen etwas an sich zu haben, was ihr trauriges Ende verzögert.


    Der Plot gefiel mir sehr und Renée ist ein Mädchen, dass in ihrem zarten Alter so viel Grausames gesehen und erlebt hat, sich eine Art Schutzpanzer angelegt hat und mit ihrer kindlichen, ehrlichen Art ungeschönt die Wahrheit auf den Punkt bringt. Ich mochte sie sehr, auch wenn manche Handlung und Aussage für ihr Alter schon fast zu reif war.


    Diese Geschichte zerfließt nicht in Emotionen und Sentimentalität, sondern erzählt in nüchternem und manchmal auch etwas derben Stil die Geschichte zweier ungewöhnlicher Personen, dessen Protagonist nicht gerade in gutem Licht dasteht. Die Handlung ist auch mit wenigen Dialogen, sondern mehr Gedankengängen bestückt, so dass man nach und nach Einblick in die Hintergründe eines Menschen bekommt, der durch den Krieg unerwünschte Veränderungen erlitten hat und geprägt von Erlebnissen vor dem Krieg als Trapper und Freigeist jetzt vor der Frage steht, ob man die NS-Ideologie akzeptieren will oder die Risse in den eigenen Mauern als Chance nutzen will. Matthias ist ein Mensch voller Widersprüche, was ihn zu einer weiteren dramatischen Figur macht.


    Außergewöhnlich war auch die kindliche Sichtweise auf den Krieg, das Nichtverstehen eines jungen Kindes, warum Menschen zu Feinden werden und was der Grund dafür sein mag.


    Da kam schon so einige Male Gänsehautfeeling auf, weil Renée so aufmerksam, unbedarft und dennoch stark und verständnisvoll reagiert, ein unschuldiges Kind, das seiner Kindheit auf die grausamste Art beraubt wurde und sich einfach nur wünscht, leben zu dürfen und einen Platz im Herzen eines Menschen zu finden. Ich habe ihren Lebenswillen und ihren gewissen Trotz gegen das System bewundert.


    Insgesamt ein nachdenklich stimmendes Werk, speziell und gesellschaftskritisch auch heute noch aktuell, weil wichtige Faktoren dieses Romans auch heute noch greifen und jeden Leser zum Hinterfragen anregt. Der Ausgang des Romans lässt einiges offen, was bestimmt beabsichtigt war, um jeden selbst zu überlassen, was er für ein Fazit zieht. Interessant, etwas gewöhnungsbedürftig und es braucht seine Zeit, um mit der Geschichte und dem eigentlichen Sinn warm zu werden. Es gibt so Bücher, bei denen man vollkommen überrumpelt wird, am Ende mit gemischten Gefühlen zurückbleibt, weil die Handlung einerseits beeindruckt, überrascht und einiges an Einwirkzeit braucht, während wichtige Themen wie Überlebenswille, Fürsorge und freier Wille toll herausgearbeitet wurden, die Darstellung von Gut und Böse völlig anders transportiert und die Sinnlosigkeit des Krieges auf den Punkt gebracht wird, mit einem gewissen Anteil von Sarkasmus.


  12. Cover des Buches Staatsstreich (ISBN: 9783886808106)
  13. Cover des Buches Reden, bevor es zu spät ist (ISBN: 9783944305547)
  14. Cover des Buches Das demokratische Zeitalter: Eine politische Ideengeschichte Europas im 20. Jahrhundert (ISBN: 9783518732472)
    Jan-Werner Müller

    Das demokratische Zeitalter: Eine politische Ideengeschichte Europas im 20. Jahrhundert

     (1)
    Aktuelle Rezension von: hproentgen

    Jan-Werner Müller will die politischen Ideen und ihr Zusammenspiel mit den politischen Bewegungen des zwanzigsten Jahrhunderts untersuchen. Keine reine Ideengeschichte also, sondern:

     

    »Um ein solches Verständnis zu gewinnen, dürfen wir uns nicht mit den vorliegenden Darstellungen der Entwicklung bedeutender politischer Philosophen des europäischen 20. Jahrhunderts begnügen. Wir sollten uns vielmehr auf das konzentrieren, was sich zwischen dem mehr oder weniger akademischen politschen Denken auf der einen Seite und der Schaffung (und Zerstörung) politischer Institutionen auf der anderen Seite abspielt. Mit einem Wort: Wir müssen jene politischen Theorien erfassen, die politisch folgenreich waren.«

     

    So beginnt er konsequenterweise mit dem klassischen Liberalismus der Epoche vor dem ersten Weltkrieg. Ein ungebrochener Fortschrittsglaube, der Staat in den Händen verantwortungsvoller Parlamentarier, die freilich nur von einem Teil der Gesellschaft gewählt wurden. Denn der Plebs würde, gäbe man ihm die Macht, die Gesellschaft zerstören. Das galt auch für die Frauen, denen die Fähigkeit zum Wählen, geschweige denn gar zum Regieren, rundweg abgesprochen wurde. Monarchien begründeten sich aus Gott und Aristokratie.

     

    Diese Vorstellungen zerstörte der erste Weltkrieg. Den alten Eliten und dem Liberalismus der Vorkriegszeit war es nicht gelungen, den Krieg zu verhindern, geschweige denn, dass die Probleme der Gesellschaften zu lösen.

     

    Auf diesem Hintergrund entstanden verschiedene politische Bewegungen samt Theorien, die den klassischen Liberalismus der Vorkriegszeit ersetzen wollten. Mussolinis Faschisten, die Nazis, die Kommunisten, klerikale Regime wie die von Franco und Salazar, Nationalstaaten, die ein einheitliches Volk mit einheitlichem Willen schaffen wollten. Sie alle benötigten Ideen, die sie legitimieren würden, aber auch die Ausgestaltung ihrer Politik prägten. Allen gemeinsam war, dass sie sich auf das Volk beriefen, dass sie, auch wenn sie nicht demokratisch waren, sich einen demokratischen Anschein geben wollten.

     

    Zugleich waren die Staaten im Krieg immer mächtiger geworden. Dass das deutsche Reich Lenin als Vorbild für seinen Sozialismus diente, lag auch daran, dass sich dieses Reich während des Krieges zu einer riesigen Maschine, einer Bürokratie entwickelte, die eine Macht beanspruchte, die vor dem Krieg kein Staat innehatte. Das galt auch für die anderen Staaten im Krieg.

     

    Müller untersucht die verschiedenen Ideen und Theorien, die zwischen den Weltkriegen aufkamen und die, die nach dem Krieg erst prägend für Westeuropa, später auch für Osteuropa wurden. Sein Buch liest sich gut, wenn er sich am Anfang bei Max Weber auch sehr in Details verliert, die vielleicht Wissenschaftler interessieren mögen, für Otto Normalleser aber weit hergeholt erscheinen. Doch das gibt sich bald, denn der Autor versteht es, in den folgenden Kapiteln verständlich und stringent seine Thesen zu entwickeln.

     

    Und deren zentrale ist: Es ist kein Zufall, dass sich nach dem ersten Weltkrieg alle möglichen Ideologien Boden gewannen. Aber das zwanzigste Jahrhundert ist nicht das Jahrhundert der blutigen Ideologien, wie es oft dargestellt wird. Es ist auch ein Jahrhundert der Demokratien. Wie sie sich entwickelten, welche Strukturen und Ideen dafür prägend waren, kann das Buch spannend darstellen. Etwa die Bedeutung von Verfassungsgerichten, die nicht gewählt werden, aber einen ganz zentralen Baustein heutiger europäischer Staaten bilden.

     

    Für die Nachkriegszeit legt er den Schwerpunkt auf die Christdemokraten. Das ist sicher richtig, denn Adenauer, de Gaspari, Schuhmann waren Christdemokraten. Und die Christdemokraten hatten ideengeschichtlich den weitesten Weg zurückzulegen. Der klassische Katholizismus, auch der politische, stand schließlich bis zum Ende des zweiten Weltkriegs der Demokratie sehr distanziert gegenüber. Es ist der Verdienst der christdemokratischen Parteien, dass das heute ganz anders ist und Müller schildert auch, welche Theoretiker und welche Ideen diesen Weg ebneten.

     

    Interessant ist sein Kapitel über das, was als „68er“ berühmt wurde. Sehr richtig weist er darauf hin, dass die Hochzeit dieser Bewegung nicht 1968 stattfand, sondern in den Siebziger Jahren. Aber er tut sich schwer, eine prägende Theorie für diese Bewegung zu finden. Im Kapitel „Theorie? Nein danke!“ versucht er über Agnoli und Marcuse eine Theorie des Jugendprotestes zu finden, gibt dann aber zu, dass „Autonomie“ wohl der Kernbegriff dieser Bewegung war (und die Revolutionierung des Alltagslebens), sich aber eine einheitliche Theorie nicht finden lässt. Was natürlich einen ganz neuen Blick darstellt. Immerhin gab es wenige Bewegungen, die so verzweifelt versucht haben, eine politische Theorie für sich zu schaffen – und damit immer wieder aufs neue scheiterten.

     

    Was in Müllers Buch völlig fehlt, ist die Sozialdemokratie. Stalinismus und Faschismus, Christdemokratie und klassichen Liberalismus schildert er. Doch die Sozialdemokratie lässt er fast völlig weg. Warum? Dass es die Christdemokraten waren, die nach dem Krieg zunächst die Macht innehatten, kann kein Grund sein, schließlich wurden diese durch die Konkurrenz mit Sozialdemokraten geprägt; viele politische Ideen der C-Parteien sind mehr oder minder gelungene Kopien sozialdemokratischer Ideen. Die „soziale Marktwirtschaft“ wäre ohne konkurrierende Sozialdemokraten (und kommunistischen Block) nie entstanden.

     

    Doch sieht man von diesem blinden Fleck ab, ist das Buch ein ebenso lesenwertes wie lehrreiches Werk und ein Beispiel dafür, wie lebendig Wissenschaft sein kann – und wie unterhaltsam.

     

    Leseprobe


     Das demokratische Zeitalter, Politisches Sachbuch, Jan-Werner Müller, Suhrkamp, 2013

    ISBN-13: 978-3-518-58585-6, gebunden, 509 Seiten, Euro 39,95 (Ebook: Euro 34,99)

     

     

  15. Cover des Buches Margarete (ISBN: 9783842513143)
    Wolfgang Stahnke

    Margarete

     (1)
    Aktuelle Rezension von: nicolecarina

    Meine Großmutter hieß Margarete. Und wie die Hauptfigur in Wolfgang Stahnkes neuem Roman “Margarete” wuchs auch sie in den Wirren des Zweiten Weltkriegs ins Leben. Meine Großmutter war ein “Stadtkind”, Stahnkes Frauenfigur ist eher eine Heldin vom Land. Als Karl-Friedrich Buchsbaums jüngere Tochter lebt sie irgendwo bei Heilbronn auf dem elterlichen Hof. Im Dorf haben sie einen guten Stand und als Margarete beim Dorffest mit dem Musiker Willi in eine gemeinsame Zukunft tanzt, ist die Welt eigentlich noch in Ordnung.

    Doch Nachbar Kurt Kalkbrenner steht bereits für eine Bewegung, die schnell viel Kummer unter alle Dächer bringen wird. Beim Mittagessen läuft der Volksempfänger und Margarete und ihre Familie erfahren, dass der Propagandaminister in Berlin auf einer Großveranstaltung über die “jüdische Weltverschwörung” sprach. Bald darauf verschwindet der jüdische Dorfarzt und in seinem Haus wohnt sein jüngerer, selbstverständlich arischer Nachfolger.

    Auch Margaretes Mann verschwindet. Zuerst im Krieg, dann als Deserteur auf der Flucht. Und bei allen alltäglichen Sorgen und Nöten welche die junge Bäuerin bald allein zu bewältigen hat, steht immer die Frage nach dem Verbleib des geliebten Mannes, die sich erst viele Jahre nach dem Krieg, als Margarete sich einen Traktor, einen Schlepper und ein Telefon leisten kann, beantworten lässt.

    Bis dahin behauptet sich die Protagonistin tapfer gegen allzu aufdringliche Parteigenossen, gegen Klatsch und Tratsch, gegen Hunger, Vorurteile und Nazipropaganda und bringt zwei Töchter durch die magersten Jahre ihres Lebens, reift zu einer klugen, herzenswarmen Frau.

    Eindringlich, meist leise, dafür mit viel Liebe zum Detail zeichnet der Autor das Portrait einer jungen Frau auf dem Lande, erzählt eine fesselnde Familiengeschichte und malt das Landleben der 30er- bis 50er-Jahre so nüchtern wie farbenfroh – trotz aller Schicksalschläge und Unmenschlichkeiten, die der Krieg so mit sich brachte.

    Meine Großmutter hat so gut wie nie etwas aus dieser Zeit erzählt. Um so spannender war für mich dieser bodenständige und gleichzeitig lebendige Roman, der ohne moralische Wertungen, überlebensnotwendige Verdrängung oder aufgebauschte Grausamkeit auskommt. Empfehlenswert!

  16. Cover des Buches Bonhoeffer - Eine Biografie in Bildern (ISBN: 9783775154468)
    Eric Metaxas

    Bonhoeffer - Eine Biografie in Bildern

     (5)
    Aktuelle Rezension von: Arwen10
    Vor einem Jahr erschien die ausführliche Biographie des Autors: "Bonhoeffer, Pastor, Agent, Märtyrer und Prophet". Nun gibt es in diesem reichbebilderten , hochwertig verarbeiteten Bildband eine gekürzte Version dieser Biographie. Der Bildband ist besonders für die interessant, die nicht die Muße haben, über 700 Seiten zu lesen und dennoch einen möglichst ausführlichen Eindruck von Bonhoeffer haben möchten. Außerdem ist es eine schöne Ergänzung zur ausführlichen Biographie, da mit den Bildern der Schrecken der Zeit noch viel deutlicher wird und man die Menschen, die Bonhoeffer begegnet sind, in diesem Buch entdecken kann.

    Das ist es auch, was mir an diesem Buch besonders gefällt. Im Geschichtsunterricht haben wir schon einiges über diese Zeit gehört. Durch die Bilder wird noch deutlicher, wie schwierig es war, in dieser Zeit, eine andere Position als die politisch vorgegebene zu vertreten. Wenn man in den Texten Bonhoeffers liest, fällt die ungeheure Tiefe auf, die alles Wichtige beim Namen nennt. Diese Zeit vor Augen , muss man sich die Frage stellen, ob wir auch so für unsere Überzeugungen eingetreten wären ?

     Kurz vor Ende des 2.Weltkrieges wurde Bonhoeffer hingerichtet. Nur einen Monat später war der Krieg vorbei. Heute ist besonders sein Gedicht "Von guten Mächten treu und still umgeben ...." bekannt, das man im Orginal im Buch bewundern kann. Dieses Buch gibt uns einen kleinen Einblick in die Person Dietrich Bonhoeffers. Am Ende stellt man fest, dass er eine sehr beeindruckende Persönlichkeit gewesen sein muss.

    Fazit: Eine beeindruckende Bildbiographie über ein Vorbild im Glauben-Dietrich Bonhoeffer.
  17. Cover des Buches Reichskristallnacht (ISBN: 9783423045193)
    Hermann Graml

    Reichskristallnacht

     (2)
    Noch keine Rezension vorhanden
  18. Cover des Buches Der Hitler Code (ISBN: 9783946686439)
  19. Cover des Buches Im Zwielicht der Zeit (ISBN: 9783956673658)
    Ellinor Wohlfeil

    Im Zwielicht der Zeit

     (7)
    Aktuelle Rezension von: Igelmanu66

    »Das war das Leben, das war mein Leben! Wie wird es weitergehen?«

     

    Im Jahr 1912 trifft das Schicksal erstmalig die gerade 17jährige Gertrud mit ganzer Härte – ihre Mutter stirbt. Von nun an ist sie allein mit dem Vater und ihrem jüngeren Bruder Paul. Sehr oft wird die Mutter ihr in den folgenden Jahren fehlen, denn der Vater, ein Patriarch, wie er im Buche steht, weiß ganz genau, was sich für ein junges Mädchen aus gutem Haus gehört und was nicht. Und er ist es gewohnt, dass seinen Wünschen und Anordnungen gefolgt wird.

    Mit dem Beginn des 1. Weltkrieges folgen die nächsten Schicksalsschläge. Gertruds Verlobter fällt an der Front und aus dem wohlbehüteten und an einen gewissen Wohlstand gewöhnten Mädchen wird eine junge Frau, die vom Hunger getrieben versuchen muss, bei Bauern Wertgegenstände gegen Lebensmittel einzutauschen.

    Nach dem Krieg sucht sie einen neuen Weg für ihr Leben, doch der Vater untersagt ihr eine Berufstätigkeit und drängt sie stattdessen zu einer Ehe, die ihr für die Zukunft Wohlstand und Sicherheit bieten soll. Einer Ehe mit dem jüdischen Kaufmannssohn Philipp Goltstein…

     

    Aus heutiger Sicht weiß jeder Leser natürlich sofort, dass die Heirat mit einem Juden in den 1920er Jahren alles andere als ein Garant für eine gesicherte Zukunft war. Wir erleben mit, wie Gertrud und Philipp mit ihren beiden Kindern Anna und Paul eine kurze Zeit des Glücks gegeben ist, bevor sich ab 1933 das Blatt für alle grausam wenden wird. Durch Repressalien, Angst und Bedrohungen hindurch begleiten wir die Familie bis zum Ende des 2. Weltkriegs.

     

    Eine Familiengeschichte ist das hier – aber was für eine! Ich war so gefesselt von der Handlung, dass ich es nicht aus der Hand legen mochte. Die Geschichte bietet einen präzisen Eindruck des täglichen Wahnsinns, den ein Jude oder Halbjude während dieser furchtbaren Zeit erleiden musste. Dadurch, dass man als Leser die Personen schon vorher kannte und sie (weil allesamt sympathisch) in sein Herz geschlossen hatte, ist man geradezu mitschockiert, verfolgt fassungslos die Ereignisse. Stets ist man ganz nah an der Handlung, was sicher auch an den intensiven Schilderungen der Autorin liegt. Deutlich merkt man mit jedem Satz, dass er von einer Zeitzeugin geschrieben wurde.

     

    Die Geschichte bietet aber noch mehr, denn die Probleme, die zwischen Eltern und Kindern geschildert werden, lassen sich in ähnlicher Form vermutlich auf jede Zeit, jedes Land und jede Gesellschaftsschicht übertragen. Vereinfacht könnte man sagen, dass Eltern das Beste für ihr Kind wollen und überzeugt sind zu wissen, was dieses Beste genau ist - aber trotzdem irren können. Und dass sie sich mit der Durchsetzung des Willens beim Kind nicht gerade beliebt machen. Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang zu beobachten, wie ein solches Kind, sobald es selber Kinder hat, handelt. Konkret kann man im Buch verfolgen, was Gertrud sich als junges Mädchen wünscht und wie sie unter den Anordnungen und Ansichten des Vaters leidet. Und eine Generation später verhält sie sich ihrer Tochter Anna gegenüber praktisch in gleicher Weise. Sollte das nicht helfen, Verständnis füreinander zu entwickeln?

     

    Wer sich für Zeitgeschichte und Familienchroniken interessiert, sollte sich dieses Buch nicht entgehen lassen. Zugegeben: Das Gelesene tut oftmals richtig weh, mich hat es noch lange beschäftigt. Aber trotz aller Schrecken ist dies ein lebensbejahendes Buch, das sogar ein wenig Mut machen kann.

    »Bäume blühen, und Äpfel reifen, so wie sie es seit Tausenden von Jahren getan haben, trotz der sinnlosen Zerstörung, von der die Welt heimgesucht wurde. Das Leben hat überlebt.«

     

    Die Geschichte der Familie in den Jahren 1945 – 1975 wird im 2. Teil dieser Saga „Im Bann der Vergangenheit“ beschrieben.

     

    Fazit: Sehr intensiv, berührend und realistisch. Unbedingt empfehlenswert!

  20. Cover des Buches Es gibt keine Toten (ISBN: 9783954411603)
    Anne Kuhlmeyer

    Es gibt keine Toten

     (13)
    Aktuelle Rezension von: Schneekatze
    „Es gibt keine Toten“: Der Titel ist fast schon reißerisch und zieht sofort die Aufmerksamkeit auf sich, weil es eigentlich etwas aussagt, was so nicht der Wirklichkeit entspricht.
    Und ich finde, dass er sehr passend für den Roman gewählt ist: Einerseits werden Leute umgebracht und dies wird verschwiegen. Und andererseits geht es darum, die Toten und damit die Geschichte nicht zu vergessen. Man könnte meinen, das Thema wurde bereits so oft behandelt. In der Schule wird uns die deutsche Geschichte immer und immer wieder eingetrichtert. Aber es ist durchaus berechtigt und notwendig, das kulturelle Gedächtnis zu wahren und dieses Thema zum Beispiel in Romanen zu verarbeiten. Weil die letzten Zeitzeugen gestorben sind und somit die lebendigen Erinnerungen wegfallen. Besonders aber auch angesichts der Tatsache, dass auch heute immer noch Menschen dieser falschen Ideologie verfallen.

    Am Anfang werden die Hauptpersonen vorgestellt. Daniel Schönfelder taucht auf und engagiert Marlene für ihn zu arbeiten. Sie weiß noch gar nicht genau, was er eigentlich von ihr will. Aber sagt zu. Und dann passiert plötzlich alles Schlag auf Schlag. Zwei Explosionen, Verletzte und Tote – und man ist mitten drin in einem Komplott, von dem man nach und nach erst mehr erfährt.

    Der Gesamtaufbau besteht aus vielen kürzeren Kapiteln, was Zeitsprünge leichter macht. Die Satzstruktur beinhaltet ebenfalls teilweise kurze Sätze und Ellipsen. Die Sicht der Personen wechselt. So bekommt man einiges von verschiedenen Seiten mit, natürlich nicht alles: Die Spannung wird aufrechterhalten. Wichtige Sachen werden angedeutet oder verschwiegen, sodass erst zum Ende hin alles zusammen kommt, quasi mit einem großen Knall.

    Die Dialoge sind sehr lebensnah und charakteristisch. Die Personen selbst sehr lebendig. Wenn sie sprechen, weiß man sofort, um wen es sich da gerade handelt, auch wenn keine Namen dabeistehen würden.
    Auch die Beschreibungen sind sehr bildlich. Das fiel mir beispielsweise im vierten Kapitel auf, als das Kommissariat beschrieben wird. Den Trubel kann man quasi hören und nacherleben.
    Dadurch wirkt alles so, als könnte es wirklich genau so vorfallen. Sehr realistisch, aber auch beängstigend, wenn man sich vorstellt, dass es Menschen gibt, die so denken. Daher sehe ich in diesem Krimi auch einen Appell. Auch, wenn der Weg der Protagonisten in die falsche Richtung verläuft, stellt es zwei Extreme dar. Daher muss man achtsam bleiben. Und mit den richtigen Mitteln gegen die Ungerechtigkeit kämpfen. Widerstand leisten, damit solche Gruppen nicht weiter anwachsen. Ein Bewusstsein schaffen und aufklären, damit nicht besonders junge Leute diesem Wahn verfallen.

    Eine negative Überlegung zu diesem falschen Weg könnte sein, dass es ein schlechtes Beispiel sei. Aber: Marlene hängt zwar mit drin, stellt aber immer wieder die Machenschaften der Firma in Frage, recherchiert weiter und handelt später dann doch. Wie sie sich entscheidet und wie sich die Story dann entwickelt, das müsst ihr selbst lesen. ;)

    Fazit: 5/5 Ein Krimi, der alles hat. Lebendige Charaktere, eine realistische Hintergrundstory, starke Dialoge und ein Ende, das schockiert und nachdenklich macht.
  21. Cover des Buches Shanghai fern von wo (ISBN: 9783990271261)
    Ursula Krechel

    Shanghai fern von wo

     (23)
    Aktuelle Rezension von: Pongokater
    Ursula Krechel hat es geschafft, das schwere Thema in eine federleichte, poetische, aber doch unaufdringliche Sprache zu fassen. Mit ihrem Roman bringt sie Licht in ein Kapitel des deutschen Exils, das vielen nicht bekannt ist. Sie zeigt die Kolonie der Juden, die vor den Nazis flohen und keinen besseren Ort fanden als das offene Shanghai. Krechel führt vor, was es hieß, dort über die Runden zu kommen oder, in einigen Fällen, eben nicht über die Runden zu kommen und zu sterben. Krechel zeigt auch, wie später im Roman "Landgericht" noch ausführlich, dass für die Opfer, die nach Deutschland zurückkehrten, nach 1945 die Leiden nicht vorbei waren. Statt in ein nazifreies Deutschland kamen sie in ein Deutschland, in dem an vielen Stellen noch alte Nazis mit alten Einstellungen saßen. Eine bewegend Lektüre, die lange nachklingt.
  22. Cover des Buches Fluchtpunkt Karibik (ISBN: 9783861535515)
    Hans-Ulrich Dillmann

    Fluchtpunkt Karibik

     (2)
    Aktuelle Rezension von: karatekadd

    Hört man sich um unter Kollegen und Freunden, dann erzählen doch einige vom Urlaub in der DomRep. Gekennzeichnet durch Attribute wie "all inclusiv" oder auch mal "Taucherparadies". Da kann ich nicht mitreden, ich war noch nicht dort. Die Dominikanische Republik ist mir besonders aus einer Romantrilogie bekannt. Die stammt von Wolfgang Schreyer (wiki),  der in der DDR politische Romane schrieb und sich dabei auf Südamerika spezialisiert hatte. In Der Adjutant, Der Reporter und der Der Resident beschrieb er den Untergang des Diktators Rafael Leónidas Trujillo Molina, der 1961 einem Attentat zum Opfer fiel. Aber dass dieser typisch südamerikanische Diktator einst anbot, jüdischen Flüchtlingen einen "sicheren Hafen" zu geben, las ich zum ersten Mal in diesem Buch: Fluchtpunkt Karibik.

    Kurz, Trujillo wollte seine Bevölkerung "aufhellen", es waren ihm wohl zu viele Schwarze, vor allem Haitianer (Nachfahren der Sklaven französischer Plantagenbesitzer) darunter, und da momentan, also 1938 immer mehr jüdische Flüchtlinge aus Deutschland und Österreich, dem Dritten Reich, aufbrachen um letztlich der Vernichtung zu entgehen, kamen ihm die gerade recht. [1]

    "Während nahezu alle Länder ihre Grenzen gegenüber den Flüchtlingen aus Nazi-Deutschland verschlossen, sollte ausgerechnet in dem diktatorisch regierten Inselstaat ein landwirtschaftliches Vorzeigeobjekt nach dem Muster jüdischer Kibbuzim entstehen." (Buchrücken)

    100.000 Juden wollte man aufnehmen und eine jüdische Hilfsorganisation (Joint) [2] übernahm Organisation und Finanzierung. Bezeichnenderweise war der erste Direktor, J. Rosen, ein Agrarexperte, der auf der Krim und in der Ukraine (!), also der Sowjetunion, in den zwanziger Jahren jüdische Siedlungen  aufbaute. Am Ende aber gab es wohl zwischen 1940 und 1945 nie mehr als 500 Juden in Sosúa, dem Ort, wo das Projekt entstand. [3]

    "In der Geschichte Sosúas [werden] die großen Entwicklungslinien des 20. Jahrhunderts konkret: Die Kapitulation der demokratischen Staaten vor der antijüdischen Politik der Nazis, das Konzept eines an sozialistischen Ideen orientierten Siedlungsprojektes und sein Scheitern und schließlich die Migration als Motor der Modernisierung." [4]

    * * *


    Bereits im Vorwort und dann im Kapitel "Europas Juden in Not" beschreiben die Autoren die Probleme der jüdischen Emigration aus Deutschland und Österreich, insbesondere ab der Jahre 1938. 130000 Menschen hatten Deutschland bereits verlassen, davon waren 80 % Juden. [5]. In Jahre 1938 wurde Österreich angeschlossen, die Reichskristallnacht (9./10. November) leitete eine neue Stufe der Verfolgung der jüdischen Bevölkerung ein. Erschreckend war die fehlende Bereitschaft der Nachbarstaaten Deutschlands, Flüchtlinge aufzunehmen. "Unmittelbar nach dem Anschluss Österreichs verschärften fast alle europäischen Zielländer der jüdischen Emigration aus Deutschland ihre Einwanderungsbestimmungen, sowie die Kontrolle ihrer Grenzen, oder sie erließen Einwanderungsverbote...." [6] Genannt werden zum Beispiel die Schweiz, Frankreich, Dänemark, die Niederlande und andere. Erschreckend ist die Aktualität der (europäischen) Bilder, auch wenn heute die Migration in der anderen Richtung verläuft.

    Vom 06. bis 15. Juli tagten in Evian (Schweiz) die Vertreter von 32 Staaten und alle großen jüdischen Verbände, die katholische Kirche und andere. Sie berieten über die Auswanderungsmöglichkeiten und raus kam so gut wie nichts. Man erklärte sein Mitgefühl, aber auch, dass das eigene Land nicht in der Lage wäre, diese aufzunehmen. [7]. Und kommt dieses dominikanische Angebot, ausgerechnet von einem, der dem Regime in Deutschland durchaus zugetan war und so haben die Autoren Kapitel auch benannt: "Ein Rassist heißt rassisch Verfolgte willkommen" [8]

    * * *

     

    Im Weiteren erzählen die Autoren vom doch sehr beschwerlichen Weg der Siedler, die, zumeist Großstädter und oft dem Bildungsbürgertum angehörend, sich mit der Landwirtschaft schwertaten. Für bestimmte Arbeiten wurden dann Einheimische gewonnen, deren Lohn konnte nicht in die weitere Entwicklung investiert werden.

    Rosen wollte neben der "dauerhaften Unterbringung der Flüchtlinge [den] Aufbau einer wirtschaftlich unabhängigen Gemeinschaft, die mittelfristig sich nicht nur selbst versorgen kann, sondern auch Überschüsse erwirtschaftet."  Jedoch funktionierte dieser kooperative Gedanke, ähnlich des Kibbuz in Israel, so nicht.  Die Ursachen waren vielfältig und reichten vom "Trend, körperliche Arbeiten zu vermeiden" bis zu Ansichten einiger Siedler selbst einer "höheren Kulturstufe" anzugehören als die Einheimischen. [9]

    Einen Neubeginn gab es 1944, als David Stern, der in Palästina solche Projekte geleitet hatte, in der Dominikanischen Republik ankam. Der stellte das Projekt vom Kopf auf die Füße, indem er zum Beispiel die Selbstversorgung von 57 Siedlern, die den Neuaufbau mittrugen mit 30 ha Weideland und 2 ha Anbaufläche ermöglichte. Eine Familie mit 2 Kindern bekam 15 Kühe: 10 die Familie, eine weitere für die Ehefrau und je zwei für die Kinder. Damit ließ sich etwas anfangen. [10] Erfolge gab es in der Milchverarbeitung, es gab die ersten Hotels mit 200 Feriengästen (1946), später dann eine Sparkasse. Die "Cooperación Sosúa" war für die Infrastruktur da, Müllabfuhr, Straßenbau, Strom und Wasserversorgung. So ging es immer weiter aufwärts. [11]
     

    * * *


    Noch heute gibt es viele Spuren der jüdischen Siedlungsversuche. Dies zeigt das Bild oben. Rosen und Stern sind Straßennamen gewidmet und auch wenn die Religionsausübung sich meist auf die wichtigsten jüdischen Feiertage beschränkte, gibt es auch heute noch eine Synagoge in Sosúa. [12]. Im jüdischen Museum ist die Geschichte dokumentiert und 1990 feierten 300 ehemalige Siedler den 50. Jahrestag der DORSA [13]. Die Spuren werden vom Tourismus überdeckt, aber man findet sie noch. [14] 

    * * *

     

    Die Autoren:
    Der Kölner Journalist Hans Ullrich Dillmann (1951) lebt in Deutschland und der Dominikanischen Republik. Als Korrespondent der TAZ für Lateinamerika und der "Jüdischen Allgemeine" für die Karibik weiß er von was er erzählt. (Webseite) An seiner Seite hatte er die Historikerin Susanne Heim (1955), deren Arbeitsschwerpunkte auf der nationalsozialistischen Judenverfolgung und der internationalen Flüchtlingspolitik liegen. PD Dr. Susanne Heim  arbeitet am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Freiburg, sowie am Institut für Zeitgeschichte München.

    Sie haben mit diesem Buch etwas "aufgedeckt", was mir bisher völlig unbekannt war, die Emigration von Juden mal nicht in die USA oder Palästina sondern aus einem Land mit einer vorher nicht dagewesenen Diktatur in eine andere Diktatur, die Gründe dafür sind weiter oben angerissen. Die Ablehnung der Aufnahme von Flüchtlingen, hier den von den Nationalsozialisten verfolgten Juden, scheint mir im Zuge des heutigen Streits um Flüchtlingsquoten in der EU und insbesondere der extremen Ablehnung der Aufnahme von Muslimen einiger EU-Staaten von einiger Aktualität zu sein.

    Mit diesem Buch lässt sich aus der Geschichte lernen. Versuchen sollten dies zum Beispiel diverse Präsidenten und Ministerpräsidenten, aber auch Menschen in unserem Land, deren Fremdenfeindlichkeit zum Himmel schreit.

    ► DNB / Ch. Links Verlag / Berlin 2009 / ISBN: 978-3-86153-551-5 / 188 Seiten


    © KaratekaDD


     Fußnoten

    [1] Dillmann / Heim: Fluchtpunkt Karibik, Seite 9
    [2] American Jewish Joint Distribution Committee
    [3] vgl. Dillmann / Hein, ebenda
    [4] siehe Ebenda
    [5] Dillmann / Hein: Seite 29
    [6] Ebenda, Seite 32
    [7] vgl. Ebenda, Seite 38 
    [8] siehe Ebenda ab Seite 45
    [9] vgl. Ebenda ab Seite 94 / 109
    [10] vgl. Ebenda, Seite 152 ff
    [11] vgl. Ebenda Seite 157 ff
    [12] vgl. Ebenda, Seite 109; Kapitel: Jüdisches Leben ohne Rabbi
    [13] DominicanRepublic Settlement Assocuation
    [14] vgl. Dillmann / Hein, Seite 166 f

    Abbildungen:

    Bild 1 und 2: Kartenmaterial aus googlemap, siehe Link unter der Abbildungen
    Bild 2: Jüdisches Museum und Synagoge / Quelle Internet http://www.sosuanachrichten.com/print.php?id=777 14.10.2015;18:00 Uhr

    Webseiten: (19.10.2015; 19:30Uhr)

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