Bücher mit dem Tag "nazi-zeit"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "nazi-zeit" gekennzeichnet haben.

37 Bücher

  1. Cover des Buches Die Bücherdiebin (ISBN: 9783570403235)
    Markus Zusak

    Die Bücherdiebin

     (4.645)
    Aktuelle Rezension von: Melanie_M1

    Das Buch ,,Die Bücherdiebin" von Markus Zusak ist eine liebevolle Erinnerung an Menschen, die in einer Zeit gelebt haben, in der die Gnade des Überlebens von Boshaftigkeit gezeichnet war. Die Macht der Worte mit ihren Licht- und Schattenseiten und der Umgang damit nehmen dabei eine ganz wichtige Rolle ein. Auch andere tiefsitzende Themen kommen darin sehr gut zum Vorschein, der Tod als Erzähler bringt außerdem sehr passende philosophische Ansätze mit. 

    In dieser Erzählung durfte ich die Hauptprotagonistin Liesel ein Stück weit in ihrem Leben begleiten. Dem Autor ist es dabei besonders gut gelungen, dass ich mich als Leser sehr gut in die Protagonisten und die Zeit hineinversetzen konnte. Es gab viele Momente, in denen hinter jeder Seite die Angst herrschte und auch andere Gefühle wie Traurigkeit, Freude, Fassungslosigkeit und Erleichterung haben mir diese Zeit, in der die Geschichte spielt, so nahe gebracht. Die Reaktionen der verschiedenen Protagonisten waren für mich nachvollziehbar, sie entsprachen ihrem Wesen. Das gesamte Buch ist in 10 Überkapitel unterteilt, welche jeweils noch mehrere Unterkapitel enthalten. Das finde ich persönlich immer angenehm beim Lesen, da ich dadurch nach einer kleinen Pause leichter in die Geschichte zurückfinden kann. 

    Ich kann mir gut vorstellen, dass sich viele Menschen bei diesem Buch auch langweilen könnten, da es so gesehen keine krassen Plott-Twists gibt (zumindest nicht so wie es sich vielleicht viele wünschen würden) und auch die Seitenanzahl für jemanden, der nicht so viel liest, sehr groß ausfallen bzw. es vielleicht zu langatmig werden könnte. Natürlich passiert schon sehr viel in Liesels Leben, für mich war das Buch zu keinem Zeitpunkt langweilig. Aber ich glaube, dass es schon auch das Interesse für die Betroffenen und/oder diese Zeit braucht, damit man das Herzstück, die Botschaft dahinter, so richtig gut erkennen oder vielleicht eher fühlen kann. 

    Die Kunst der Erzählweise und die Protagonisten mit ihrer Art die Geschehnisse aufzunehmen bzw. damit umzugehen, machen dieses Werk für mich zu einem Symbol von aufrichtiger Anteilnahme an jedem, der den Nationalsozialismus in all seiner Grausamkeit erlebt hat. Denn man beginnt durch diese Geschichte, sich im Detail mit der Struktur dieses Themas auseinandersetzen. Der Autor gibt den fiktiven und doch so echten Zeitzeugen nicht nur eine Stimme, er bringt (wie bereits gesagt) auch viele philosophische Ansätze in das Thema mit ein und bricht absolute Meinungen, indem er dem Leser verschiedene Perspektiven eröffnet. Ich hatte bei meinem Exemplar von ,,Die Bücherdiebin" am Ende der Geschichte extra Bonusmaterial, in dem mir nochmals aufgezeigt wurde, wie vielschichtig diese Erzählung ist. Gerade wenn man mit jemanden über dieses Buch sprechen möchte, geben diese letzten Seiten gute Anregungen für eine interessante und lehrreiche Diskussion. Man findet darin auch ein Interview mit dem Autor, in dem er nochmals auf die Hintergründe zu der Entstehung dieses Buches eingeht. 






  2. Cover des Buches Gesamtausgabe (ISBN: 9783596710775)
    Anne Frank

    Gesamtausgabe

     (2.729)
    Aktuelle Rezension von: Ninalaetitia

    Ein unglaublich spannendes, trauriges und vielseitiges Tagebuch. 


    Anne Frank erzählt in ihrem Tagebuch über ihren Alltag in einem Versteck im Hinterhaus zu Zeiten des 2. Weltkriegs. 


    Das Buch hat unglaublich viele Facetten: Traurige Seiten, aber auch lustiges, romantisches, schreckliches. 


    Es zeigt die Grauen des 2 .Weltkriegs und die damit verbundene Realität für viele Juden, die sich damals versteckt halten mussten. 


    Ergänzt wird das Tagebuch durch interessante Fotografien aus Annes Jugend, etc. 


    Definitiv ein Buch, welches jeder wirklich unbedingt einmal gelesen haben 

  3. Cover des Buches Alles Licht, das wir nicht sehen (ISBN: 9783406815348)
    Anthony Doerr

    Alles Licht, das wir nicht sehen

     (410)
    Aktuelle Rezension von: Simone_081

    Viel werde ich über "Alles Licht, das wir nicht sehen" nicht mehr schreiben, weil es sehr viele vor mir schon getan haben. Loben muss ich es dennoch, denn es ist absolut lohnenswert zu lesen. Immer wieder einmal kommt eine Geschichte daher, bei der man sich fragt, wie man sie sich ausdenken kann. Dieses Buch ist so eine Geschichte, da sie so kreativ und trotzdem äußerst stimmig und realistisch ist.

    Abzug gibt es für mich dafür, dass der Roman gelegentlich recht verwirrend ist. Manchmal ist nicht ganz klar, an welchem Tag bzw. in welchem Jahr man sich befindet, da man dazu nicht immer einen Hinweis erhält, obwohl dies eigentlich notwendig gewesen wäre, vor allem wenn man das Buch (aus Zeitgründen) mal eine Weile unterbrechen muss. Dann ist es schwer, wieder reinzufinden.

    Nichtsdestotrotz zu Recht ein Highlight der Literatur!

  4. Cover des Buches Der Junge im gestreiften Pyjama (ISBN: 9783733507275)
    John Boyne

    Der Junge im gestreiften Pyjama

     (2.334)
    Aktuelle Rezension von: Jeys_Book_Lines

    "Der Junge im gestreiften Pyjama" von John Boyne ist ein Buch, das den Leser mit einem anderen Blickwinkel auf die Sicht der Dinge und des damaligen Schrecken des Nationalsozialismus durch die Handlung führt. Die Geschichte wird nämlich aus der Sicht eines unbedarften neunjährigen Jungen erzählt. Dies macht den Schreibstil zwar einfach und zugänglich, bringt meiner Meinung nach jedoch auch eine gewisse Naivität in der Darstellung des Hauptcharakters Bruno mit sich.

    Um was genau es in dieser Geschichte geht, ist dieses Mal schwer zu beschreiben. Normalerweise gebe ich an dieser Stelle die Inhaltsangabe wieder, aber bei diesem Buch  ist es wohl besser, wenn man vorher nicht weiß, worum es geht. Wer zu lesen beginnt, begibt sich kurz und knapp auf eine Reise mit dem Jungen namens Bruno. Früher oder später kommt der Leser zusammen mit Bruno an einen Zaun. Zäune wie dieser existieren auf der ganzen Welt... 

    Brunos kindliche Unschuld steht im starken Kontrast zu den schrecklichen Ereignissen, die sich um ihn herum abspielen. Ich fand die Idee äußerst interessant, den Nationalsozialismus zur Abwechslung mal aus rationalen Kinderaugen heraus zu betrachten. Allerdings stellt sich mir die Frage, ob Bruno nicht ein klein wenig zu blauäugig dargestellt ist, um wirklich glaubhaft zu wirken?! Der jeweilige Eindruck bleibt aber natürlich jedem selbst überlassen. 

    Außer Bruno und Schmuel wirken die restlichen Charaktere der Geschichte eher wie Schatten, die durch die Ereignisse huschen. Der Handlungsverlauf selbst ist zwar kreativ, unterscheidet sich aber immer wieder von den uns bekannten historischen Fakten. 

    Zudem finde ich es schwierig, das Buch für zu junge Leser zu interpretieren, da die Themen und Ansichten bei näherer Hinsicht doch recht komplex sind.

    Eine mir wiederkehrende Frage beim Lesen war übrigens auch, warum die Dinge eigentlich nicht beim richtigen Namen genannt werden?! Dieser Umstand ist für mich einfach nicht stimmig, in Hinsicht auf Brunos Alter. 

    Das Ende des Buches ist schlussendlich sehr erschütternd und lässt den Leser mit viel Raum für Interpretationen zurück. Tatsächlich hätte nicht mal ich mit diesem Ausgang gerechnet.

    "Der Junge im gestreiften Pyjama" ist demnach eine nachwirkende Geschichte über die Freundschaft zweier Jungen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch gleich sind. Es ist eine Geschichte, die eine traurige Wahrheit ohne Schuldzuweisungen erzählt und viel zwischen den Zeilen spricht. Ich bin mir jedenfalls sicher, dass wir die Welt viel öfters einmal mit den Augen eines Kindes betrachten sollten. 

  5. Cover des Buches Der Lügenpresser (ISBN: 9783218011075)
    Livia Klingl

    Der Lügenpresser

     (21)
    Aktuelle Rezension von: Biest
    Inhalt:

    Der Herr Karl im Jahr 2018: Ein Zeit- und Sittenbild

    EU, Migranten, Flüchtlinge, Roboterisierung, Social Media, die Krise der Politik und der Zeitungen: Boulevardjournalist Karl Schmied sieht schwarz für die Zukunft, auch wenn er sich in seinem kleinen Kosmos durchaus wohlfühlt. Doch zwei unerwartete Nachrichten bringen sein sorgfältig zurechtgezimmertes Selbstbild krachend zum Einsturz – und der vermeintlich Besonnene greift zu einem drastischen Mittel.

    Dr. Karl Schmied, 62, ist verliebt. In Sonja aus Moldawien. Weil die Zukunft verheißungsvoll ist, schaut der Journalist und studierte Historiker auch in die Vergangenheit zurück. Aus kleinen Verhältnissen stammend, hat er etwas aus sich und seinem Leben gemacht. Mit vielen Veränderungen im Land ist er zwar durchaus zufrieden, aber das man keinen "Mohr im Hemd" mehr bestellen darf und gleichgeschlechtliche Paare jetzt auch noch heiraten wollen, geht ihm dann doch zu weit.

    Mit spitzer Feder und hintersinnigem Witz taucht Livia Klingl in ihrem ersten Roman tief in die österreichische Seele ein. Sie schickt Karl Schmied auf eine Reise durch das Gestern, das Heute und das zu erwartende Morgen und blickt hinter die Fassade eines Menschen, der, wie so viele andere auch, das Gefühl hat, aus dieser unberechenbaren Zeit gefallen zu sein.

    Meine Meinung:

    Karl erzählt hier aus seinem Leben, seinem bevorstehenden und dem vergangenen, über seine Sorgen, Ängste und Befürchtungen und über die Pläne für seine Zukunft.
    Beim Lesen kam es mir so vor, als würde er mich direkt ansprechen, was wie ich finde, ein tolles Gefühl ist und man ist sofort mittendrin.

    Ich habe mir während dem Lesen sehr viele Gedanken über das Geschriebene gemacht und ich muss sagen, es steckt doch sehr viel Wahrheit in diesem Buch.

    Karl hat mir als Protagonist sehr gut gefallen. Er hatte Ecken und Kanten und seine Gedanken und Beweggründe ließen sich super nachvollziehen, weil er sie bis ins kleinste Detail mit seinen Lesern teilt.

    Ein überraschendes und absolut gelungenes Ende runden den Roman perfekt ab.

    Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen und ließ sich trotz des Dialekts sehr flüssig und flott lesen.
    Auch das Cover gefällt mir unheimlich gut. Es passt perfekt zur Story.

    Fazit:

    Eine ganz klare Leseempfehlung für diesen tollen Debütroman, der so voller Wahrheit steckt. 
  6. Cover des Buches Goldstein (ISBN: 9783462043235)
    Volker Kutscher

    Goldstein

     (203)
    Aktuelle Rezension von: EmmaWinter

    Der dritte Krimi um Kommissar Gereon Rath spielt 1931.  Kutscher bleibt dabei, dass sich die Romane jeweils ein Jahr in der erzählten Zeit weiterbewegen. In Berlin sind die Nationalsozialisten nicht mehr zu übersehen und es wird nun deutlich, dass sie oft ohne Gegenwehr Terror verbreiten können. Die Straßen sind zudem voll von armen Menschen und zwischen ihnen treiben sich Kinderbanden herum. Als beim Einbruch in das schillernde KaDeWe ein Junge ums Leben kommt, scheint es zunächst nur um einen Unglücksfall zu gehen, bald kommen aber Zweifel auf. Es gibt eine Zeugin, die eine wichtige Beobachtung gemacht hat, jedoch selbst von der Polizei gesucht wird. Gleichzeitig soll Rath den amerikanischen Gangster Goldstein beobachten, der aus unbekannten Gründen nach Berlin reist. Dazu tobt ein Kampf zwischen den Ringvereinen Berolina und Nordpiraten, in die auch Marlow involviert ist. Charly Ritter, Raths Freundin, arbeitet am Gericht und hat ohnehin als Frau einen schweren Stand, da unterläuft ihr ein folgenschwerer Fehler.

    Ziemlich viel los in diesem Roman. Gekonnt verknüpft der Autor wieder seine fiktiven und historischen Figuren. Kriminalrat Gennat, mit seinem Plüschbüro und der Vorliebe für Kaffeekränzchen mit Torte, ist ein so ungewöhnlicher Charakter, dass ich erstaunt war, dass es ihn wirklich gegeben hat und zwar genauso, wie Kutscher ihn darstellt, inklusive Sekretärin Trudchen Steiner. (Es lohn sich sehr, diesen Mann zu googeln.) Die Story um den titelgebenden Abe Goldstein hat mich jetzt nicht so umgerissen und auch die anderen Handlungsstränge waren zwar interessant aber wenig spannungsgeladen. Was die Romane ausmacht ist für mich immer noch die Darstellung Berlins in der Weimarer Republik. Das gelingt wieder sehr gut und hat einen hohen Unterhaltungs- und auch Informationswert. Es gab ein paar Längen und obwohl der Roman schon 574 Seiten hat, waren die Seiten ziemlich eng bedruckt.

    Wer in diese Epoche abtauchen möchte, kann mit der Gereon Rath-Reihe nichts falsch machen.

  7. Cover des Buches Der Apfelbaum (ISBN: 9783548060866)
    Christian Berkel

    Der Apfelbaum

     (174)
    Aktuelle Rezension von: Anita27a

    Christian Berkel,  Schauspieler , Synchronsprecher und jetzt auch Autor, war mir vor allem aus dem TV bekannt und als Ehemann von Andrea Sawatzki.

    Durch die Lektüre dieses Romanes habe ich ein Stück weit in seine Herkunft eintauchen dürfen und solche Geschichten mag ich.

    Christian Berkel hat recherchiert, einiges über seine Eltern und Großeltern herausgefunden und in Romanform zu Papier gebracht.

    Es ist ein sehr persönlicher Roman, ein Stück Familiengeschichre, die uns in die Zeit des Nationalsozialismus zurückführt und von Vefolgung, Liebe und Anderssein in schwierigen Zeiten erzählt.

     Berkel hat bekannte Vorfahren, das wusste ich nicht.

    Der Roman war insgesamt  gut geschrieben,  wenn auch das Lesevergnügen ab und zu durch plötzliche Szenewechsel, mabchmal nur durch eine Leerzeile getrennt, unterbrochen wurde . Anfangs habe ich etwas Zeit gebraucht  um in dem Plot anzukommen. Ich empfand die Schreibart als etwas holprig. Später dann ging es mir wesentlich besser ,  wobei ich nicht sicher bin ob Christian Berkel von Seite zu Seite besser wurde oder ob ich mich einfach an seinen Stil gewöhnt hatte.

    Ich kann jedoch sagen, dass der   Roman mich  auf eine sehr persönliche Reise mitgenommen hat und ich an diese Geschichte denken werde , sobald mir Christian Berkel wieder im TV begegnen wird .

  8. Cover des Buches Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid (ISBN: 9783423250290)
    Alena Schröder

    Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid

     (344)
    Aktuelle Rezension von: galaxaura

    „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ von Alena Schröder, erschienen 2021 bei dtv, ist ein berührender Roman über die Frage, wer wir sind. 

    Die junge Studentin Hannah, orientierungslos und etwas verpeilt gestrandet in einem Leben zwischen Dissertation ohne Antrieb, Affaire mit dem Prof fast nur mit Trieb, Verantwortung für eine Großmutter im Pflegeheim, Schuld daran vermutlich der Herdentrieb, stößt plötzlich durch eben diese Großmutter Evelyn auf eine ihr nicht bekannte entfernt jüdische Abstammungsgeschichte und einen verschollenen Vermeer. Auf der Suche nach mehr Informationen und dem Gemälde findet sie vieles nicht, aber etwas viel Wichtigeres doch: Einen Weg zu sich selbst, den eigenen Wünschen und Bedürfnissen, neuen Zielen oder erst einmal dem Gegenteil davon: Dem Loslassen. 

    Dieser Roman ist dabei so bewegend, so schwungvoll und liebevoll erzählt, so klar und ehrlich und so voller Sensorik, dass ich ihn in einem Rutsch durchgelesen habe. Und gerade jetzt sind sie wichtig, die Bücher, die uns an unsere Vergangenheit im dritten Reich erinnern und uns ermutigen, Fragen zu stellen. Das Buch stellt diese Fragen nie didaktisch oder vordergründig, aber im Hintergrund wird Geschichte immer wieder erlebbar und macht deutlich, wie wir sicher alle fündig werden in unserer Familienhistorie: Wenn wir nur anfangen zu suchen. Sind wir, was wir waren? Sind wir unsere Abstammung, die Vergangenheit? Ganz sicher nicht, aber das Wissen darum kann unser Sein präzisieren und unserem Weg eine Richtung geben. Ein großartiges Buch, das unbedingt gelesen werden will! Einzig die Liebesgeschichte der Protagonistin hätte ich so nicht gebraucht, feministisch gesprochen würde ich gerade auch Autorinnen wünschen, doch häufiger darauf zu vertrauen, dass eine weiblich gelesene Romanfigur auch ohne auskommt. Dem Lesevergnügen hat das aber keinen Abbruch getan.

  9. Cover des Buches Maus (ISBN: 9783103975352)
    Art Spiegelman

    Maus

     (222)
    Aktuelle Rezension von: dunis-lesefutter

    Ich bin sehr erfahren im Lesen von Literatur über den Holocaust, angefangen mit „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“, über „Anne Frank“ und „Ein Stück Himmel“ bis hin zu Primo Levi hab ich die Klassiker durch. „Maus“ fehlt mir allerdings noch und ist die letzten Jahrzehnte völlig an mir vorbeigegangen. Dabei gilt es als der beste Comic aller Zeiten und Art Spiegelman wurde bisweilen sogar als Kandidat für den Literaturnobelpreis gehandelt. 


    Hier erzählt der Sohn die Geschichte seines Vaters, Vladek Spiegelman, der als Jude in Polen geboren, egal wo er war, immer ein erfolgreicher Geschäftsmann wurde. Nicht zuletzt rettete ihn das in den schwierigsten Zeiten seines Lebens. Er war in der polnischen Armee, später in Gefangenschaft, dann im Ghetto. Er überlebte Ausschwitz und später den Todesmarsch. Als alter, gebrechlicher Mann lebt er in den USA und erzählt seinem Sohn, auf dessen drängen hin, seine Geschichte.

    Ich dachte ja, dass mich der Comic nicht schocken würde doch hat es der Autor geschafft, bei mir das beklemmende Gefühl, Schock und Fassungslosigkeit hervorzurufen, dass mich jedes Mal wieder erfasst, wenn es um die Shoa geht. Meine Emotionen haben mich beim Lesen überwältigt


    Art Spiegelman hat sich einen besonderen Stil ausgedacht. Wir sind nicht nur bei der erzählten Geschichte des Vaters dabei, sondern auch beim Prozess und der Entstehung des Comics. Jede Ethnizität trägt das Gesicht eines bestimmten Tieres. Die Juden sind Mäuse, die Polen Schweine, die Nazis beziehungsweise die Deutschen Katzen! Wirken die Zeichnungen auf den ersten Blick etwas unübersichtlich, so sortiert sich das Ganze und man entdeckt Details, die sehr aussagekräftig um nicht zu sagen, metaphorisch sind, zum Beispiel mutiert der Sohn manchmal zum kleinen Mäuschen wenn er sich Situationen nicht gewachsen fühlt. 

    Besonders beeindruckend fand ich die Entwicklung von Vladek Spiegelman. Mehr noch als der Sohn selber kann man als Leser*in Nachvollziehen, warum der Vater wurde, wie er am Ende seiner Tage war - nervös, widersprüchlich und unglaublich sparsam. Was den Sohn fast in den Wahnsinn trieb, hat bei mir mit Mitgefühl hervorgerufen, aber ich musste ja auch nicht mit dem Vater klarkommen.


    Die Übersetzung ist sehr gut gelungen und spiegelt die unterschiedlichen Ausdrucksweisen wieder. Es war mir sofort klar, warum der Vater ab und zu ins jüdische gefärbte Englisch/Deutsch wechselt. Erläuterungen dazu, sowie ein Heft über die Entstehung des Buches liegen der Schmuckausgabe bei.


    Ein eindrucksvolles Buch, das sich meinem Empfinden nach hervorragend dazu eignet, Jugendlichen die Geschichte des Holocaust nahe zu bringen. Jeder Mensch sollte es gelesen haben also ist es eine unbedingte Leseempfehlung für alle. 

  10. Cover des Buches Glockengasse 29 (ISBN: 9783902950079)
    Vilma Neuwirth

    Glockengasse 29

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Sikal

    Mit Schlagfertigkeit und einer gehörigen Portion Frechheit hat Vilma Neuwirth das Nazi-Regime überlebt und erzählt hier ihre Geschichte.

    Vilma wird als jüngstes Kind einer christlichen Mutter und eines jüdischen Vaters geboren, die Großeltern (beiderseits) stellen sich offen gegen diese Verbindung. Doch die Familie Neuwirth schafft es, sich ein angenehmes Leben aufzubauen, der Vater als Inhaber eines Frisörgeschäftes verdient genug zum Leben und die Mutter zaubert mit wenigem viel. Mit Nachbarn und Freunden fühlt sich die Familie verbunden, die Kinder gehen teilweise aus und ein bei Bekannten und laden sich selbst auch mal zum Essen ein. Als 1938 plötzlich die Nazis über Nacht an die Macht kommen, werden die besten Freunde zu Feinden, die Nachbarn behandelt die Familie wie Aussätzige. Das Haus wird arisiert, der Vater muss sein Geschäft schließen – nur die Wohnung bleibt der Familie, da als Erstmieter die Mutter eingetragen war.

    Der Zusammenhalt innerhalb der Familie wächst, seit sie immer öfter Anfeindungen ausgesetzt werden. Besonders die Mutter zeigt Stärke und Mut, tritt der Gestapo furchtlos gegenüber und kämpft für ihre Familie. Vilma gerät durch jugendlichen Leichtsinn mehrmals in Gefahr und kann sich durch ihre Dreistigkeit und ihr schnelles Laufen immer wieder retten.

    Die Biographie der Vilma Neuwirth ist eine sehr persönliche Erzählung, manches Mal musste ich sogar schmunzeln ob der Vorstellung, wie sich die kleine Vilma behauptet hat – wenngleich es natürlich eine furchtbare Zeit war, in der Denunziantentum an der Tagesordnung stand und der beste Freund ein Todesurteil aussprechen konnte.

    Ein wichtiges Zeitdokument, ergänzt durch ein Vorwort Elfriede Jelineks, dem ich viele Leser wünsche. Solche Geschichten dürfen sich nicht wiederholen.

  11. Cover des Buches Die Frauen der Nazis (ISBN: 9783453600164)
    Anna M Sigmund

    Die Frauen der Nazis

     (28)
    Aktuelle Rezension von: honkwilliams
    Sekundär. Als Sozialgeschichtliche Studie eher unbrauchbar. Nett zu lesen.
  12. Cover des Buches Die Oleanderfrauen (ISBN: 9783453421158)
    Teresa Simon

    Die Oleanderfrauen

     (187)
    Aktuelle Rezension von: jackdeck

    Diesen Roman konnte ich nicht mehr aus der Hand legen. So ein gutes Buch, das eine intensive Geschichte erzählt, habe ich schon lange nicht mehr gelesen. Es reißt einen regelrecht mit, beim Lesen. Eine Geschichte auf zwei zeitlichen Ebenen, welche historisch gut recherchiert ist. Natürlich hat mich, wie auch in anderen Bewertungen schon geschrieben, die Lebensgeschichte von Sophie und Hannes, ganz besonders interessiert. Die Umrahmung durch die Geschichte aus der jetzigen Zeit, erscheint dagegen eher etwas unattraktiver. Allerdings finde ich die freundschaftliche Entwicklung zwischen Jule und Jo trotzdem sehr schön geschrieben.
    die Spannung bleibt bis zum Schluss erhalten.

  13. Cover des Buches Allee unserer Träume (ISBN: 9783548291420)
    Ulrike Gerold

    Allee unserer Träume

     (105)
    Aktuelle Rezension von: Dirk1974

    Das Buch beruht auf einer wahren Begebenheit. Die Autoren haben sich aber das Recht der künstlerischen Freiheit genommen. Die Geschichte steht daher unter dem Motto: "Ich will gar nicht wissen, was wirklich passiert ist. Manchmal sind erfundene Geschichten einfach schöner." 


    Ilse Schellhaas ist die Tochter eines Architekten. Ihr Großvater hat eine Baufirma in Mühlhausen. Daher ist es für Ilse ganz normal, mit den Dingen auf einer Baustelle umzugehen. Später wird sie selbst Architektin. Als die Führung der noch jungen DDR einen Aufruf für die Planung der ersten sozialistischen Prachtstraße macht, reicht Ilse im Namen ihres Vaters ihre eigene Entwürfe ein. Zu ihrer Überraschung werden nicht nur die großen Berliner Architekturbüros eingeladen, sondern auch das Büro ihres Vaters. Die anderen Architekten sind nicht sonderlich begeistert eine Frau in ihrer Mitte zu sehen, doch unter ihnen ist auch der Mann von Ilses verstorbener Schwester....


    Anhand des Klappentextes hatte ich erwartet, dass das Buch nur in den Anfangsjahren der DDR spielt. Das Buch ist in einen Prolog und zwei Teilbücher aufgeteilt. Das erste Buch spielt in der Zeit von 1940 bis 1950. Wir erfahren zunächst wie die Protagonisten zueinander stehen und wie sie die Kriegsjahre erlebt haben. Daher war ich zunächst sehr enttäuscht, da es nicht das war, was ich erwartet hatte.


    Ab Seite 279 beginnt dann das zweite Buch mit der Zeit von 1951-1953. Nun beginnt endlich die erwartete Geschichte. Ilse, die inzwischen Marga heißt, ist mit den anderen Architekten dabei die Stalinallee zu planen. Später bringt sie sich auch als Bauleiterin ein. 


    Zum Abschluss gibt es noch einen Epilog aus dem Jahre 1989. 


    Die beiden Autoren erzählen in ihrem Buch über die Stalinallee und spätere Karl-Marx-Allee eine interessante und abwechslungsreiche Geschichte. Es ist die Geschichte einer mutigen Frau, die ihren Weg in einer von Männern dominierten Welt geht. Dabei ist sie auf Grund ihrer Vergangenheit erpressbar.


    Der Schreibstil gefällt mir gut. Das Buch liest sich flüssig und man gerät nicht ins stocken. Obwohl ich zunächst enttäuscht war, muss ich nun nach dem Ende des Buches sagen, dass mir die Geschichte insgesamt gut gefallen hat. Ich vergebe daher 4 Sterne.


  14. Cover des Buches Stille Havel (ISBN: 9783740806705)
    Tim Pieper

    Stille Havel

     (48)
    Aktuelle Rezension von: Sato

    In seinem 4. Fall muss KHK Toni Sanftleben mit seinem Team den Mord an einem Kunstsachverständigen aufklären. Dieser hegte in seinen letzten Wochen ein großes Interesse an einem Gemälde aus Museum Barberini und hatte eine Reihe Fotos einer alten Villa am Havelufer auf seinem Handy. Je tiefer die Ermittler in den Fall eindringen, desto verworrener werden die Spuren und desto weiter reichen sie in die Vergangenheit. Schon bald dreht sich alles um einen Nazischatz den Göbbels in den letzten Kriegstagen beiseitegeschafft hat. Aber was hat es dem Gemälde der verschleierten Frau auf sich und welche Rolle spielt die junge Bewohnerin der Havelvilla beziehungsweise ihre kürzlich verstorbene Großmutter?

    Tim Pieper schafft es auch in diesem Buch den Leser von Anfang an in seinen Bann zu ziehen, der Spannungsbogen hält sich bis zum Schluss, wo sich die einzelnen Stränge der Geschichte zu einem gelungenen Finale vereinen. Die Erzählperspektive wechselt sowohl vom Zeitstrahl her, da spielt die Lebensgeschichte der Lydia Riefenstahl von den frühen 1940iger Jahren bis in die 1970iger eine wichtige Rolle, aber auch die Tätersicht wird dargestellt. Um den Fall herum erzählt der Autor von der privaten Entwicklung Toni Sanftlebens, der sich langsam aus seiner Lebenskrise herauskämpft. Dies ist gut in die Geschichte integriert und überlagert nicht den eigentlichen Fall.

    Das Gesamtpaket stimmt in diesem Buch, Spannung, Story, überraschende Entwicklungen – perfekte Unterhaltung.

  15. Cover des Buches Wer die Wahrheit sucht (ISBN: 9783442484416)
    Elizabeth George

    Wer die Wahrheit sucht

     (200)
    Aktuelle Rezension von: Frau-Aragorn
    Ich habe schon mehrere Teile dieser Reihe gelesen, doch zum ersten Mal rückte das Ehepaar St. James in den Mittelpunkt des Buches. 
    Die Beziehung der beiden empfand ich auch bei den vorherigen Bänden immer als merkwürdig. Zum Ende dieses Romans gelang es der Autorin mal ein bisschen Licht in diese Sache zu bringen. 


    Ansonsten folgt dieser Roman ganz dem gewohnten Schema von Elisabeth George. Mir ist keine Autorin bekannt, die ihre Bücher mir so vielen vollständig ausgearbeiteten Protagonisten füllt und die um sie entstehende Geschichte so detailliert darstellt. Das verleiht der ganzen Story natürlich allein schon durch die zwangsläufig entstehende Komplexität unglaubliche Tiefe, allerdings wird einem das Lesen durch die vielen verschiedenen Fakten und Namen erschwert. Wenn ich viel Zeit habe, finde ich das gut, ein Horror ist es allerdings, wenn man der Geschichte nicht treu bleiben kann. Falls man 7hre Bücher über mehrere Tage am Stück lesen will, ist man meiner Meinung nach verloren. 


    Was mir an diesem Buch auch nicht so wirklich gefallen hat, ist, dass am Ende zu viele lose Fäden einfach nicht mehr aufgenommen wurden. 


    Alles in allem guter Durchschnitt für Viel- und Schnellleser 
  16. Cover des Buches Und Jimmy ging zum Regenbogen (ISBN: 9783426404089)
    Johannes Mario Simmel

    Und Jimmy ging zum Regenbogen

     (64)
    Aktuelle Rezension von: miramio
    Wiemn 1969 Der Vater von Manuel Aranda wurde von der Buchhändlerin Valerie Steinfeld ermordet, die danch Selbstmord began. MAnuel reist nach Wien und wird seit seiner Ankunft von Spionen der USA, Russland und Frankreicht beobachtet. Unwissend entgeht eher mit Glück den ersten Anschlag und findet schon bald raus, dass seiner Vater in gefährlichen Geschäften verwickelt war. Mit der Zeit taucht er immer mehr in die Geschichte von Valerie Steinfeld ein und erfährt ziemlich zum Schluss den Grund für den Mord an seinen Vater, wo es doch so schien als hätten die zwei sich nie gekannt.
  17. Cover des Buches Marie (ISBN: 9783961117567)
    Anja Lehmann

    Marie

     (25)
    Aktuelle Rezension von: Judith_007

    Das Cover mit den zarten Wiesenblumen und die Schrift gefällt mir sehr gut. Auch die Farben finde ich passend. Der Klappentext hat mich neugierig gemacht und ich wollte das Buch unbedingt lesen.

    Das Buch beginnt damit, dass die siebzehn Jahre alte Marie und ihre jüngere Schwester Sarah ihre Mutter bei der Geburt der Zwillinge verlieren. Sie kommen zur Nachbarin. Jedoch werden sie 1941 von dort als Ostarbeiterin nach Berlin gebracht.

    In Berlin erleben sie viel Grausamkeit. Die beiden Mädchen landen bei einem Grafen, für den sie den Haushalt oder Garten machen. Dort entdeckt Fritz, der im KZ arbeitet, Marie und entführt sie. Im Haus seiner Eltern (in dem auch er wohnt) hält er Marie gefangen und vergewaltigt sie regelmäßig. Sie muss sich auch dort um den Haushalt kümmern. Sein Vater Heinrich, ein Wehrmachtsoffizier, der in Russland kämpft, kommt eines Tages nach Hause. Er erklärt, dass er keine Hoffnung mehr auf einen Sieg hat. Aber die anderen hören ihm gar nicht richtig zu.

    Weiterhin geht es um Liam, den Iren, der nach Amerika ausgewandert ist, Als er von seiner Verlobten sitzen gelassen wird, geht er als Soldat in den Krieg. Liam trifft im Laufe der Geschichte auf Marie und Heinrich und wird von Marie gepflegt.

    Ich habe schon einige Bücher über diese Zeit (meist über das Leben im KZ) gelesen. Deshalb hat mich das Buch sehr angesprochen. Es ist spannend geschrieben, aber keine leichte Kost. Obwohl der Schreibstil leicht zu lesen war, hatte ich ab und zu Phasen, die schleppend voran gingen. Anfangs war ich sehr schnell in die Geschichte reingekommen, aber dann gab es immer wieder Abschnitte, die nicht so flüssig liefen.

    Alles in allem, eine gute Geschichte. Meine Leseempfehlung gebe ich vor allem den Lesern, die sich für diese Zeitepoche interessieren.

  18. Cover des Buches Unter Wölfen (ISBN: 9783734109843)
    Alex Beer

    Unter Wölfen

     (64)
    Aktuelle Rezension von: AMCLiest

    Unter Wölfent ist der erste Band um den Juden Isaac Rubinstein, der im Jahre 1942 in Nürnberg lebt. Er ist gebildet, klug und sehr belesen und trauert noch immer seinem Buchgeschäft nach, das er durch die Nazis verloren hat. Aus Angst um seine Familie, die deportiert werden soll, bittet er seine ehemalige Geliebte Clara, die Widerstandskämpferin geworden ist, um Hilfe. Doch ihre Unterstützung hat einen hohen Preis: er soll die Gestapo infiltrieren, sich als Sonderermittler Adolf Weißmann ausgeben und gleichzeitig einen Mord aufklären. Mehr wie widerwillig läßt sich isac auf diesen Deal ein und mit seiner Intelligenz schafft er es, nicht nur den Mordfall zu lösen. Dabei läuft er aber ständig in Gefahr, enttarnt zu werden. Denn der echte Adolf Weißmann lebt, wider Erwarten hat er den heimtückischen Anschlag der Widerstandskämpfer überlebt.

    Alex Beer schafft es, schon mit den ersten Sätzen Spannung pur aufzubauen. Ihre Sprache ist knapp und präzise und spiegeln das Grauen und die Brutalität der Nazizeit gekonnt wider.  Meisterhaft schafft sie den Spagat, dem Judentum Heldenmut und dem Nazitum ein bißchen Menschlichkeit einzuflößen. Die Geschichte ihres Helden  wider Willen mag heutzutage unglaubwürdig erscheinen, ist aber schlüssig und phantasievoll geschrieben, sodass man bis zum Schluss mitleidet und mitfiebert.   Denn Isaac ist nicht nur von Wölfen umgeben, sondern auch von Freunden, die sein Geheimnis kennen.  Bis er diese erkennt, dauert es jedoch.  

    Eine absolute Leseempfehlung! 

  19. Cover des Buches Der König der Diamanten (ISBN: 9783608939613)
    Simon Tolkien

    Der König der Diamanten

     (4)
    Aktuelle Rezension von: M.Lehmann-Pape
    Klassischer Kriminalroman Nicht die Action, nicht Serienmörder, nicht unbedingt atemlosen Spannungssequenzen sind es, die Simon Tolkien, der Enkel von J.R.R. Tolkien, sich zum erkennbaren Markenzeichen erhoben hat, sondern der ruhige Erzählfluss, die sorgfältige Gestaltung seiner Figuren und die Betrachtung eines „Falles“ von allen Seiten her gestalten auch diesen, seinen neuen Kriminalroman, zu einer durchaus erfreulichen Lektüre. „Oxford ist eine schöne Stadt. Aber wie jede Stadt hat sie auch eine unschöne Seite, eine Schattenseite“. Der sich Tolkien ausführlich zuwendet. Eine Schattenseite, die Katya mehrfach erlebt hat und gerade wieder erlebt. Zwei Jahre zuvor wurde ihr Geliebter Ethan getötet, ein anderer ihrer damaligen Verehrer, David Swain, wurde für diese Tat verurteilt. Und nun findet sich Katya im Hause ihres Onkels wieder mit noch einigen anderen Verwandten. Verhältnisse, in denen einiges nicht stimmt, denn Katya wird wie eine Gefangene gehalten und unter starken Medikamenten ruhig gestellt. Warum? Was hat sie getan? Welche Rolle spielen ihr Onkel Titus und die anderen Verwandten? Katya selbst wird wenig Gelegenheit noch haben, auf diese Fragen eine Antwort zu geben, denn sie wird tot aufgefunden. Gerade zu dem Zeitpunkt, als besagter ehemaliger Verehrer und vermeintlicher Mörder Ethans, David Swain, aus der Haft entkommen ist. Für die meisten der ermittelnden Beamten und die Familie ist die Lage völlig klar, David hat Katya aus Eifersucht und Rache getötet. Wenn da nicht Inspektor Trave wäre. Ehemaliger Ehemann von Vanessa, der neuen Frau an Titus Seite. Polizist. Einer, der nicht locker lässt, wenn er erst einmal eine Fährte aufgenommen hat. Der schon bei der Verhandlung gegen Swain seine Zweifel daran hatte, ob dieser wirklich ein Mörder ist. Und bald schon sind ihm der Diamantenhändler Titus, dessen Schwager Franz Claes und die anderen Mitglieder der Familie äußerst suspekt. Zu Recht im Übrigen, wie der Leser schon vor Trave ahnt. Tolkien gibt im Ablauf seiner Geschichte dem Leser jeweils einen leichten Wissensvorsprung vor dem ermittelnden Inspektor. Dennoch vermag er durchaus, in den Ablauf der Ermittlungen hier und da überraschende Wendungen mit einzustreuen, so dass auch der Leser sich der Dinge, die im Hintergrund wirken, nicht allzu sicher sein kann. Vor allem aber lässt Tolkien sich Zeit und führt die handelnden Personen breit und differenziert ein. Wie überhaupt die Zeit, die er für seine Geschichte wählt, die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts in England, noch eine ganz andere kannten, als es heutzutage der Fall ist. Abstecher in die Vergangenheit der Personen, detaillierte Beschreibungen des Äußeren, wo es nötig ist, Schritt für Schritt führt Tolkien den Leser mit hohem Sprachschatz in diese Welt der dunklen Machenschaften und Personen ein. In manchen Teilen des Romans ein wenig zu langatmig und detailverliebt vielleicht, ein wenig mehr an Tempo hätte hier und da dem Roman gut zu Gesichte gestanden ohne die Atmosphäre zu stören. Insgesamt aber ein intelligent konzipierter Kriminalroman der alten Schule, in dem die Auflösung des Falles und die beteiligten Personen im ruhigen Erzähltempo im Mittelpunkt stehen und Tolkien hohen Wert auf ein gesamtes und breites Bild der Ereignisse legt. Eine etwas andere, entspannende, sprachliche wunderbare Lektüre inmitten der Vielzahl von temporeichen und teils massiv Gewalt darstellenden Thrillern der Gegenwart.
  20. Cover des Buches Schatten der Provence (ISBN: 9783596704019)
    Pierre Lagrange

    Schatten der Provence

     (66)
    Aktuelle Rezension von: stephanus217

    Der 4. Fall unseres pensionierten Kommissars Albin Leclerc aus Carpentras ist vielleicht nicht das Highlight der Reihe, aber ganz sicher ein grundsolide konstruierter Kriminalroman. Diesmal geht es um Beutekunst, die uns mit zurück nimmt in die Provence des Jahres 1944.

    Alles beginnt mit einem Paukenschlag. Das Musée Granet in Aix schickt einen ihrer größten Schätze, einen „Cézanne“ als Leihgabe in eine Themenausstellung nach Lyon. Trotz umfassender Sicherheitsvorkehrungen wird der Transport überfallen. Der Überfall scheitert spektakulär, wobei i.a. ein Polizeibeamter sein Leben verliert. Im Zuge der Ermittlungen tauchen Werke von Matisse und van Gogh auf, beide unbekannt – eine echte Sensation, für die man sich sofort auch an höherer Stelle bis hin zu Europol interessiert. Abseits des zu erwartenden Kompetenzgerangel hat Albin bereits seine eigenen Ermittlungen aufgenommen, da ereignet sich ein Mord nach dem anderen...


    Zunächst war ich etwas skeptisch, ist doch das Thema Beutekunst, gerade auch in Südfrankreichkrimis, ein aktuell arg überstrapaziertes Sujet. Hier wird das Thema aber sehr geschickt in eine aktuelle Handlung eingebunden und auch die Querverweise in die Kunstszene sind gelungen.

    Wirklich spektakulär ist aber das Ende, das mit gleich mehreren Auflösungen aufwarten kann. Das ist überraschend, hängt aber nicht in der Luft – sehr gelungen.

    Ein bisschen Kritik gibt es aber dennoch. Die handelnden Personen neben Albin, etwa das Ermittlerduo, bleiben etwas blass und auch die regionalen Aspekte bleiben diesmal etwas im Hintergrund. Ein wenig genervt haben mich am Ende aber die ständigen Zwiegespräche zwischen Herrchen und Hund – als Sidekick ok, als Running Gag naja.

  21. Cover des Buches Karolinas Töchter (ISBN: 9783746632971)
    Ronald H. Balson

    Karolinas Töchter

     (107)
    Aktuelle Rezension von: engineerwife

    Auch dieser für mich zweite Band (hier wurden nicht alle Teile der Reihe übersetzt) führt mich wieder nach Chicago und zurück in die Vergangenheit, diesmal nach Polen zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Der Detektiv Liam Taggart und die Anwältin Catherine Lockhard haben sich auf die Aufarbeitung der Verbrechen, die an Unschuldigen damals verübt wurden, spezialisiert und so ist es dann auch nicht verwunderlich, dass sich Lena Woodward in ihrer Verzweiflung an die Beiden wendet. Sie spürt, dass ihr die Lebenszeit davonläuft und möchte unbedingt noch das damals gegebene Versprechen ihrer Freundin Karolina gegenüber einlösen. Obwohl Catherine inzwischen schwanger ist, zögern sie nicht für Lena die Spur aufzunehmen, ein Unterfangen, das nach über siebzig Jahren schier unmöglich scheint …

    Der selbst inzwischen nicht mehr ganz taufrische Anwalt und Schriftsteller Ronald H. Balson – Jahrgang 1944 – hat mit „Karolinas Töchter“ eine Geschichte erschaffen, die ans Herz geht und die vielleicht genau so oder ähnlich während des Krieges passiert ist. In seinen Büchern gibt er Menschen eine Stimme, die damals schweigen mussten, und macht so manch begangene Gräueltat publik. Er hat dabei stets einen flüssigen und sehr anschaulichen Schreibstil, der einen nur so durch die Seiten fliegen lässt. So auch in diesem Roman, der berührt und gleichzeitig immer einen gewissen Spannungsbogen aufrechterhält. Ich vergebe für diesen Roman gerne vier Sterne und freue mich schon auf den nächsten übersetzten Band „Ada, das Mädchen aus Berlin“, der bereits auf meinem SUB um Lesezeit bettelt 😉

  22. Cover des Buches Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945. Herausgegeben im Auftrag des Bundesarchivs, des Instituts für Zeitgeschichte und des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg / Deutsches Reich 1933 - 1937 (ISBN: 9783486584806)
  23. Cover des Buches Shanghai fern von wo (ISBN: 9783990271261)
    Ursula Krechel

    Shanghai fern von wo

     (23)
    Aktuelle Rezension von: Pongokater
    Ursula Krechel hat es geschafft, das schwere Thema in eine federleichte, poetische, aber doch unaufdringliche Sprache zu fassen. Mit ihrem Roman bringt sie Licht in ein Kapitel des deutschen Exils, das vielen nicht bekannt ist. Sie zeigt die Kolonie der Juden, die vor den Nazis flohen und keinen besseren Ort fanden als das offene Shanghai. Krechel führt vor, was es hieß, dort über die Runden zu kommen oder, in einigen Fällen, eben nicht über die Runden zu kommen und zu sterben. Krechel zeigt auch, wie später im Roman "Landgericht" noch ausführlich, dass für die Opfer, die nach Deutschland zurückkehrten, nach 1945 die Leiden nicht vorbei waren. Statt in ein nazifreies Deutschland kamen sie in ein Deutschland, in dem an vielen Stellen noch alte Nazis mit alten Einstellungen saßen. Eine bewegend Lektüre, die lange nachklingt.
  24. Cover des Buches Zarah Leander - Das Leben einer Diva (ISBN: 9783866677586)

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