Bücher mit dem Tag "nicaragua"
38 Bücher
- D. B. Blettenberg
Bis zum späten Morgen
(23)Aktuelle Rezension von: Frank1Klappentext:
Es ist später Nachmittag in Managua – und die La Cita Bar ist noch fast leer. Antonio, der Barkeeper, steht am altvertrauten Platz und poliert Gläser. Man bestellt sich einen Flor de Cana und betrachtet die weiteren Gäste. Den einsamen Amerikaner am Ende der Theke und die anderen, die sich nach und nach einfinden. Und man hört sich ihre Geschichten an: Es sind Geschichten von Gestrandeten, Ver- und Getriebenen, Weltenbummlern und Reisenden, von Cops und Killern, Abenteurern und zwielichtigen Existenzen. In der La Cita Bar halten die Gäste bis zum Morgen aus und hören Geschichten aus vier Kontinenten.
Rezension:
Als Barkeeper schenkt man nicht nur Getränke aus. Ein Barkeeper bekommt auch vieles erzählt, anderes hört er bei Gesprächen nur unbeabsichtigt mit. So geht es auch Antonio in Managua. Meist sind es Europäer, die viel von ihren Erlebnissen in Mittelamerika, aber auch in Afrika und in anderen südlichen Gefilden zu erzählen haben.
D. B. Blettenberg stellt eine Reihe derartiger Kurzgeschichten in diesem Büchlein zusammen. Der große Wurf ist ihm damit leider nicht gelungen. Die Mehrzahl der Geschichten wirkt uninspiriert, der Erzählstil ist oft verwirrend. Teilweise kann der Leser dem schnellen Wechsel zwischen der Erzählung und den Gedanken des jeweiligen Protagonisten kaum folgen, die Sprünge zwischen den Zeitebenen nicht sortieren. Auch inhaltlich können nur die wenigsten der Stories überzeugen. Bei manchen wurde mir nicht einmal klar, was der Autor eigentlich erzählen will.
Fazit:
Diese für die booksnacks-Reihe relativ umfangreiche Ausgabe kann leider nicht überzeugen, sondern wirkt einfach nur wirr.
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- Ursula Hauser
Die Rebellin
(8)Aktuelle Rezension von: Diana182Dass Cover zeigt eine ältere, sympathische Dame mit einem offenen Lächeln im Gesicht. Bisher war sie mir leider noch nicht bekannt, die Buschbeschreibung klang jedoch sehr ansprechend. Daher wollte ich sehr gerne mehr erfahren.
Dieses Leben ist alles andere als Alltäglich und Durchschnittlich. Die Hauptperson berichte von so einigen Höhen und Tiefen in ihrem Leben, welche anderen Leuten schon den Boden unter den Füßen weggerissen hätte- nicht aber Ursula Hauser! Sie lässt sich nicht unterkriegen und geht ihren Weg, so steinig er auch sein mag. Dieser Lebenswille und das Durchhaltevermögen haben mir sehr imponiert.
So habe ich dieses Buch auch fast am Stück verschlungen und wollte mit dem Lesen gar nicht mehr aushören. Frau Hauser wirkt direkt vertraut und sympathisch und die Beschreibung der einzelnen Begebenheiten fand ich sehr interessant und lesenswert.
Mein Fazit:
Eine tolle, spannende, lesenswerte Geschichte über eine starke Frau, die ihren Weg geht und niemals aufgibt! - Gioconda Belli
Bewohnte Frau
(90)Aktuelle Rezension von: Ms_KatinkaGioconda Belli ist es nicht nur gelungen, meine Wissenslücke über Nicaragua zu schließen und mich mit Haut und Haaren ein Gefühl für dieses Land bekommen zu lassen. Neben politischer Geschichte und Revolution stellt sie vor allem eine so starke und beeindruckende Protagonistin in den Mittelpunkt ihres Romans, dass ich dieses Buch gerne als „Pflichtlektüre“ empfehlen würde. Es geht um das wütende Hinterfragen von weiblichen Rollenbildern, die Sinnlosigkeit von gesellschaftlichen Klassen/ Schichten und (Un-) Gerechtigkeit und dadurch auf jeder Seite dieses Buches auch um den Sinn des Lebens.
Stark. Beeindruckend. Wunderbar.
Und dabei ist „Die bewohnte Frau“ bereits 1991 das erste Mal verlegt worden.
- Jonathan Lethem
Der Garten der Dissidenten
(9)Aktuelle Rezension von: sKnaerzleAngeblich erzählt der Roman eine "linke Geschichte der USA", aber ich finde die Hauptfiguren sind viel zu individualistisch, um etwas anderes als ihre eigene Geschichte zu verkörpern.
Es dauerte lange, bis ich in das Buch "reinkam", Ich interessierte mich nicht für die erste Hauptperson, Rose Zimmer, weil sie mir als ziemlich durchschnittliche Arbeiterin erschien, während der Erzähler immer behauptet, sie sei irgendwie dämonisch, und in der Tat versucht sie einmal ihre eigene Tochter umzubringen, was irgendwie hochsymbolisch ist, auf der Handlungsebene aber unmotiviert und doof.
Dann kommen viele Anspielungen auf Baseball und was Bob Dylan der Folk-Musik angetan hat, bzw. wie er sie weiterentwickelt hat, was mir alles aber nichts sagt.
Roses Tochter Miriam lebt als Hippe in einer Kommune in New York, kifft zu viel, weiß das auch und verbringt ihre Zeit bei Demonstrationen und der Besetzung einer Feuerwache, was wohl ein bedeutendes historisches Ereignis war.
Dann gibt es noch einen angepassten Universitätsdozenten, der seinen nicht vorhandenen Nonkonformismus pflegt - bzw. vielleicht steckt auch mehr dahinter und ein sehr einsames Kind.
Dieser Personen fand ich dann ganz interessant und damit ließ sich das Buch auch gut lesen.
In Wahrheit sind viele Figuren erstaunlich spießig. Miriam ist verheiratet und hat ein Kind und bleibt ihrem Mann treu, obwohl sonst jeder mit jedem schläft und Rose verschafft einem Jungen aus der Nachbarschaft ein Universitäts-Stipendium, der dann später, als sie in einem Pflegeheim lebt, Verantwortung für sie übernimmt und sie regelmäßig besucht.
Mehr gehört hätte ich gerne von der Gemeinschaftssiedlung Sonny-Side mit den Gemeinschaftsgärten. die am Ende privatisiert sind. Wie lebt es sich in solch einer Gemeinschaft? Aber für Gemeinschaften interessieren sich Letheems Superindividualisten nicht die Bohne - sie leben in einer möglch kleinen Zelle, in der sie sich paranoid einschließen und gehen zu recht unter
- Linus Geschke
Das Loft
(309)Aktuelle Rezension von: GelindeDas Loft, von Linus Geschke
Cover:
Gefällt mir, sehr plakativ.
Inhalt und meine Meinung:
Es geht um einen brutalen Mord, bei dem es keine Leiche gibt.
Die Tatverdächtigen sind der Freund des „getöteten“ und dessen Freundin, die alle drei zusammen in einem Loft gewohnt haben, das sie sich eigentlich nicht finanzieren konnten.
Der Einstig mit der Beschreibung des Tatortes und den drei Bewohnern ist sehr gut gelungen. Die Neugierde ist sofort geweckt.
Dann wird es kurzzeitig etwas konfus, bis ich merke, dass dieses Katz und Maus Spiel die Spannung ausmacht.
Eine Wendung jagt die andere, jedes Kapitel gibt eine neue Wahrheit und neue Tatsachen preis.
Wer lügt? Wer sagt die Wahrheit?
Autorin:
Linus Geschke, 1970 geboren, lebt in Köln und hat für führende deutsche Magazine und Tageszeitungen.
Mein Fazit:
Ein toller Thriller, bei dem eine Wendung die andere jagt und das Ende dann der Knaller ist. Unmöglich darauf zu kommen.
Von mir hervorragende 5 Sterne.
- Gioconda Belli
Die Republik der Frauen
(14)Aktuelle Rezension von: Kerstin_WesterbeckGerade noch stand Viviana Sansón, Präsidentin von Faguas auf der Bühne und hielt eine flammende Rede, als ein unerwarteter Schuss aus der Menge ihren Kopf durchbohrt. Doch die plötzlich um sie eintretende Stille, schafft es nicht Viviana vollkommen aus dem Leben zu verbannen. Ganz im Gegenteil. Erstaunlich leicht fühlt sich der neue Zustand an. Aufgeräumt ist der Ort, an dem man sie jetzt aufbewahrt – eine Abstellkammer. Auf einfachen Regalbrettern findet sie sich umringt von Gegenständen, die sich im Laufe ihres Lebens angesammelt haben. Kaffeekanne, Sonnenbrille, Wecker, Briefbeschwerer, Schal, Notizbuch. Nicht greifbar für sie im Zustand ihres Komas. Jedoch auf eine Art präsent, bei der sie gar nicht anders kann, als sich an die damit verbundenen Erlebnisse und Begegnungen zu erinnern.
So beginnt der Roman „Die Republik der Frauen“ von Giaconda Belli aus Nicaragua. Die Story wird rückwärts aufgerollt. Unter dem Motto „Ich segne mein Geschlecht“ stürzen Viviana und politische Gespielinnen sich auf den Machísmo. Ihre Partei der Erotische Linken (PIE) verfolgt ehrgeizige Ziele. Allen voran das eine: Der Mann muss weg! Verbannt aus allen öffentlichen Ämtern und am besten gleich an den Herd. Natürlich klappt das nicht ganz ohne weibliche Raffinesse, und dem Umstand des glücklichen Zufalls. Ein Vulkanausbruch. Beim Austritt der Lava werden Vulkangase freigesetzt, welche die Wirkung des männlichen Hormons Testosteron reduzieren. Was für ein Glück für die Frauen, dass die Männer plötzlich handzahm in ihre untergeordnete neue Rolle schlüpfen und in einen Zustand von lustloser Lethargie verfallen. Und was für ein Glück, dass José de Arthmética, ein einfacher Mann aus der Masse, Eva Salvatierra (Vivianas kurzfristig einberufener Stellvertreterin) zum Ablauf des Attentats Rede und Antwort steht. Dank all dieser Umstände und dank der Tatsache, dass Viviana mit ihrer vergeistigten Präsenz auch weiterhin das heimliche Sagen hat, hält sich die Regierung über Wasser. Wäre da nicht das allmähliche Nachlassen der Wirkung der Vulkangase …
Mit viel Fantasie und Humor erzählt Giaconda Belli von den Frauen in ihrem fiktiven Land Faguas. Faguas liegt vermutlich in Nicaragua, der Heimat der Autorin. Politik, soziales Elend und die Geschlechterfrage sind Bellis persönliche Themen. In den 70er Jahren beteiligte sie sich am Widerstand der Sandinisten gegen die Diktatur. Zeitgleich rüttelte sie mit ihrer erotischen Lyrik an einem Tabu im erzkonservativen Nicaragua.Wie viel Persönliches oder Utopisches steckt in „Die Republik der Frauen"?
Die PIE ist keine Erfindung der Autorin. In den 80er Jahren gab es sie tatsächlich. Giaconda Belli war aktives Mitglied. Regiert hat sie jedoch nie. Aktuell ziert der Name Partido de la Izquierda Erótica einen Blog der Autorin.
Bellis Politikerinnen regieren im Team. Jede hat ihren Schwerpunkt und bringt besondere Kompetenzen mit in ihr Amt. Jede Frau hat auch ihre ganz persönliche Geschichte. Besonders tragisch ist die von Juana de Arco (Jeanne d´Arc?). Auffallend häufig thematisiert Belli (sexuelle) Gewalt in der Familie.
In „Die Republik der Frauen“ wird Weiblichkeit exponiert und Erotik als Mittel zum Zweck eingesetzt. Dass Viviana und ihre politischen Mitspielerinnen überzogen sexy und attraktiv daherkommen, ist vermutlich provokativ zu deuten. Frau wird in Lateinamerika durch die Medien gern als makellos dargestellt. Schönheitswettbewerbe und Telenovelas „produzieren“ weibliche Vorbilder.
Belli ist außerdem eine Vertreterin des Magischen Realismus. Vielleicht ja eine der letzten? Zumindest behauptet „Die Zeit“ in einem Artikel vom 30.12.2014: Die Zeit des Magischen Realismus ist vorbei. Tatsächlich? … Gut, es musste irgendwann so kommen. Nichts ist für die Ewigkeit.
Schade ist es trotzdem, denn gerade die magischen Elemente in „Die Republik der Frauen“ (der Vulkan, der Schwebezustand der Protagonistin) machen für mich den künstlerisch-wertvollen Teil des Romans aus und faszinieren mich, nach wie vor.
- Carolin Emcke
Von den Kriegen
(6)Aktuelle Rezension von: Orisha">>Du hast die Sprache, du kannst schreiben<<, sagte Mariam zu mir" (Emcke, 2004:205)
Der Kosovo, Libanon, Nicaragua, Rumänien, New York/Pakistan/ Afghanistan, Kolumbien und Irak/Nordirak. Krisengebiete. Kriegsgebiete. Armut, Gewalt und der Tod beherrschen den Alltag der Menschen. Sie stehen auf der einen Seite. Auf der anderen steht Carolin Emcke, preisgekrönte Journalistin und Berichterstatterin aus eben jenen Gebieten.
In Von den Kriegen. Briefe an Freunde berichtet sie von ihrer journalistischen Tätigkeit und dem Leben in jenen Randgebieten dieser Welt. Sie klärt auf, sie analysiert, sie kommt ins Gespräch. Sie reflektiert ihre Tätigkeit, ihren Status als Europäerin, als Journalistin aus der westlichen Welt. Dabei baut sie die Geschichten der Menschen vor Ort ein. Da gibt es Laurin, der in Rumänien auf der Straße lebt. Mustafa Nasraddin, der bei Erbil um den Frieden der Kurden im Nordirak kämpft. Oder Fanny Ruiz und ihr Mann Martín, die Carolin und ihrem Begleiter in Kolumbien das Leben retten.
Emckes Briefe berichten von den Menschen, jenen die von der Weltgemeinschaft vergessen wurden. Von Begegnungen, die trotz vieler Unterschiede, von Gastfreundschaft und Toleranz zeugen. Von Gesprächen, Diskussionen, Missverständnissen, vom Wesen des Journalismus und ihrer Motivation sich immer wieder diesen Gefahren auszusetzen.
Dieses Buch hat mich tief bewegt, gibt es doch Einsicht in das, was oft unsichtbar bleibt. Emcke findet klare Worte, Worte, die mich berührt haben, die zum nachdenken anregen und die betroffen machen. Kurzum, es ist für mich ein Buch, dass einem die Welt noch einmal von einer anderen Seite zeigt - leider einer Seite, die traurig stimmt.
Fazit: Emotional schwierige Lektüre, die dennoch absolut empfehlenswert ist. Unbedingt lesen! - Stephen Kinzer
Blood of Brothers
(1)Aktuelle Rezension von: lena_mayaGut recherchiert, lebensnah und spannend. Kinzer schreibt nicht nur ausfuehrlich ueber die Diktatur und den Sturz Somozas, den Aufstieg der Sandinisten und deren Kritiker, sondern auch ueber seinen Alltag als Reporter im Managua der 80er Jahre. - Johannes Klaus
The Travel Episodes
(8)Aktuelle Rezension von: FrechdachsNEIN VIEL BESSER - IRAN - NORWEGEN - MOSAMBIK - KONGO - RUANDA - UGANDA - AFGHANISTAN - PYRENÄEN - ETC.
Bei mir war es dann mal wieder soweit - vor lauter Fernweh und zuhause auf der Couch rumhocken hatte ich das Buch The Travel Episodes: Neue Geschichten für Abenteurer, Glücksritter und Tagträumer als mein Leseziel auserkoren und wurde alles in allem soviel lässt sich jetzt bereits sagen nicht enttäuscht.
Das Buch gliedert sich nach einem kurzen Vorwort von Andreas Altmann und von Johannes Klaus in die folgenden drei Kapitel:
- Geschichten für Abenteurer
- Geschichten für Glücksritter
- Geschichten für Tagträumer
Es hält insgesamt 27 kurzweilig zu lesende und unterhaltende Episoden unterschiedlichster Autoren/Reisender bereit.
Die Geschichten selbst entführen den Leser in vielerlei Länder abseits der bekannten und ausgetretenen Touristenpfade.
Jede einzelne Geschichte ist meiner Meinung nach lesenswert - wenn auch die Schreibstile der Verfasser sowie die Seitenumfänge der Berichte und damit auch die Detailliertheit doch sehr unterschiedlich ausfallen. Aber gerade das macht diese Sammlung verschiedener Reiseepisoden für mich aus. Das Buch zaubert einem auch an verregneten Tagen ein Schmunzeln und Lächeln ins Gesicht und man kann sich einfach mal in entfernte Gefilde wegträumen und den Alltagsstress hinter sich lassen.
Das Buch selbst bietet sehr gut die Gelegenheit in die Reisewelten der Autoren ein- und abzutauchen und so wähnt man sich allein mit elf Huskies in der Wildnis Alaskas, 4.200 km unterwegs auf dem Amazonas, auf den Spuren der Berber in Marokko, im Angesicht mit Gorillas im Kongo, mit den "blauen Großraumnussschalen" namens pangas auf dem Weg zum paradiesischen Ziel "Little Corn", auf der Suche nach den letzten Berggorillas der Erde in Ruanda (Mrrrrmh-mrrrrrmh), mit Schmugglern und Drogendealern auf "Du und Du" im Iran, mit einer sechsköpfigen Familie auf Weltreise unterwegs, beim Sightseeing in Kabul, bei einer Wanderung quer durch die Pyrenäen, im skurrilsten "Museum" bzw. in der skurrilsten Sammlung von Helsinki - dem "Götan Maailma" um nur einige enthaltene Geschichten herauszugreifen.
Die einzelnen Episoden geben mal mehr und auch mal weniger ausführlich die individuellen Eindrücke der Reisenden im jeweiligen - mitunter wirklich exotischen - "Touristenziel" wieder. Besonders gut hat mir gefallen, dass die Reisenden bewusst die ausgetrampelten Touristenpfade verlassen und erst dadurch die richtige Würze besser gesagt die gewisse Spannung und Lebendigkeit für den Leser ins erlebte Geschehen kommt.
Am Ende des Buches werden die im Buch enthaltenen Autoren im kurzen Abriss vorgestellt.
Das Buch kommt im handlichen Taschenbuchformat und umfasst 352 Seiten (inkl. einigen farbigen und s/w-Fotos).
Das Buch ist für fernwehgeplagte, abenteurerlustige und auch -hungrige Zeitgenossen sehr zu empfehlen. Das Buch darf allerdings nicht mit klassischer Reiseliteratur wie beispielsweise den üblichen Reiseführern verwechselt werden, da hier wirklich die persönlichen Eindrücke auf sehr individuellen Reisen im Vordergrund stehen. - Katja Lange-Müller
Drehtür
(28)Aktuelle Rezension von: HansDurrerGeht es um Fragen der Seele, des Gemüts und der Haltung, fühle ich mich bei Romanen (das schliesst Krimis mit ein) meist besser aufgehoben als bei Sachbüchern von einschlägig Diplomierten. Und Katja Lange-Müllers Drehtür zeigt höchst überzeugend auf, warum dem so ist. Selten habe ich intelligenter, reflektierter, pointierter und witziger über das Helfen gelesen.
"Das Bedürfnis, dem Artgenossen beizustehen, das wir mit vielen Tieren teilen, selbst so niederen und unsympathischen wie Wespen oder Ameisen, nannten und nennen neunmalkluge Schwachköpfe Helfersyndrom, als sei das eine multiple, entsprechend komplizierte Krankheit, eine Psycho-Seuche, die nur Exemplare unserer Gattung befällt. Warum zum Henker soll es krank sein, den Menschen gesund sehen zu wollen – oder tot, falls Heilung nicht möglich ist? Und was würde aus der Welt, wenn alle auf dem Gebiet der Medizin Tätigen plötzlich kuriert wären von diesem angeblichen Helfersyndrom, wenn sie es unwiederbringlich verloren hätten?! Katastrophaleres als jede Katastrophe spielte sich ab in den Städten und Dörfern, den Wäldern, Steppen, Wüsten sämtlicher Länder unseres verkommenen Planeten."
Ich will hier nicht die Handlung dieses Buches umreissen, ich will hier nur auf einige Aspekte aufmerksam machen, die meines Erachtens die Lektüre nicht nur lohnen, sondern zu einem intellektuellen Genuss höchster Güte machen. Da ist zunächst einmal die sprachliche Genauigkeit, denn die Autorin macht sich Gedanken über Dinge, die den meisten (ich schliesse mich ein) wohl gar nie auffallen.
" ... Gesundheit, vollkommene, gänzlich beschwerdefreie Gesundheit, die gibt es nicht, schon gar nicht im Gesundheitswesen.
Gesundheitswesen, wieder so ein blödsinniger Begriff! Was, zum Henker, soll das sein, ein Gesundheitswesen? Lebewesen, ja, die kennen wir. Aber Gesundheitswesen. Wie habe ich mir die vorzustellen?!""Krankenschwester, das Wort rührt von den ersten Krankenschwestern her, die ja generell Nonnen, also Ordensschwestern, gewesen waren, und es tönt, als wären sie alle, als wären wir Krankenschwestern alle, zumindest solange wir unseren Beruf ausüben – wieder so ein dämliches Wort – , blutsverwandt mit allen Kranken, die es auf Erden gab, gibt und geben wird. Doch zu den Pflegern sagt niemand Krankenbrüder, obwohl deren Stammes- oder Standesväter ebenfalls dem einen oder anderen katholischen Orden dienten und bis heute dienen ..."
An der Frankfurter Buchmesse wird die Autorin und Krankenschwester Tamara mit Indern bekannt und in der Folge nach Kalkutta eingeladen, wo sie vor Frauen, auf die Anschläge mit Kochbenzin verübt worden sind, lesen soll. Die Schilderung der Reise und ihrer Ankunft am Flughafen Dum Dum gehört mit zum Lustigsten, was ich je übers Reisen gelesen habe.
"Nach etwa zwei Stunden Fahrt im Schritttempo zwischen ununterbrochen, aber völlig sinnlos hupenden Autos, vorbei an Kühen und Schafen, windschiefen Hütten, diverse Dinge über dem Kopf balancierenden Fussgängern und auf dem Trottoir sitzenden oder gar liegenden Frauen, Männern, Kindern, näherten wir uns wohl der eigentlichen Stadt, denn am Horizont, hinter einem breiten Gürtel von Leuchtschriften, Werbeplakaten, Modegeschäften, Supermärkten, Garküchen, Bretterbuden und Warenstapeln links und rechts der Strasse, ragten hohe, steinerne Gebäude aus dem Dunst ...".
Drehtür erzählt ganz unterschiedliche Geschichten, die unter anderem in Nicaragua, Tunesien, New York und München spielen. Was sie verbindet sind die verschiedenen Arten und Facetten des Helfens mit all seinen Risiken – sei es im Dienste von internationalen Hilfsorganisationen oder beim Füttern von Katzen am Urlaubsort.
Das Bedürfnis zu helfen ist womöglich angeboren, wirklich helfen zu können aber eben nichts für "gutwillige, aber realitätsfremde Dilettanten", die Gefahr laufen, ob des schrillen Geschreis traumatisierter Kleinkinder oder des Wahnsinns in den Gesichtern von Gefolterten, selber traumatisiert oder wahnsinnig zu werden.
Drehtür ist weit mehr als gute Literatur, es ist ein überaus cleveres und hilfreiches Buch.
- Günther Fetzer
Lateinamerikanische Erzähler des 20. Jahrhunderts
(1)Aktuelle Rezension von: DuboisDas Buch ist vergriffen, habe es auf einem Flohmarkt günstig ergattert. Es verschafft einen guten Überblick über die Lateinamerikanischen Autoren. Lese immer wieder zwischendurch eine Kurzgeschichte. Interessant allemal. Die Lateinamerikanische Literatur ist eine Welt für sich. Da kann man Neues entdecken, eine weitere Facette. Dieser Sammelband enthält u.a. Kurzgeschichten von Isabel Allende, Mario Vargas Llosa, Gabriel Garcia Márquez, Alejo Carpentier, Jorge Luis Borges und Jorge Amado. Weitere Autoren in diesem Sammelband: Jose María Arguedas (Peru) Miguel Angel Asturias (Guatemala) Giocande Belli (Nicaragua) Maria Luisa Bombal (Chile) Guillermo Cabera Infante (Kuba) Ernesto Cardenal (Nicaragua) Adolfo Bioy Casares (Argentinien) Julios Cortázar (Argentinien) José Donoso (Chile) Rubem Fonseca (Brasilien) Carlos Fuentes (Mexiko) und noch ca. 14 weitere Autoren. Auf den 440 Seiten diese Taschenbuches findet man also wirklich eine sehr gute Übersicht über die Lateinamerikanischen Autoren. Für ca. 2-5 Euro ist der Band gelegentlich gebraucht im Angebot. Empfehlenswert! - Gioconda Belli
Zauber gegen die Kälte
(11)Aktuelle Rezension von: ChaosQueen13Dieses Buch ist einfach beeindruckend, unvergleichlich. Wenn man den Gedichtsband gelesen hat, weiß man, was Sinnlichkeit, was verführerische Erotik bedeutet. Mit ihrem wunderschönen Schreibstil, versteht Gioconda Belli es, hier mit erotischen Gedichten und feinem Gespür für Sinnlichkeit, Metaphern, Exotik, Leidenschaft und Rebellion, die Welt zu verzaubern. Absolut empfehlenswert für sinnliche, sinnenfreudige Menschen! ♥♥♥♥♥♥♥♥♥♥ - Joseph O'Connor
Desperados
(2)Aktuelle Rezension von: HoldenFrank und Eleanor Little sind nach Nicaragua gereist, um die Leiche ihres Sohnes zu identifizieren und nach Hause zu überführen. Sohn Johnny kämpfte im Kampf zwischen Sandinistas und Contras in Nicaragua, um der Revolution zum Erfolg zu verhelfen. Aber Frank und Eleanor stellen nur fest, daß es im sozialistischen Managua stundenlang kein gelbes Wasser gibt und jeder Fahrstuhl 2-3mal steckenbleibt. Nichts funktioniert in dem "Scheißland" (Frank), und als die Leiche nicht ihr Sohn ist, fahren sie ins Kriegsgebiet, um ihren Sohn zu suchen. Das Buch bietet eine tolle Abrechnung mit dem sozialistischen Nicaragua und ist, auch was die Personen betrifft, sehr treffend formuliert. - Francisco Goldman
Estebans Traum
(1)Aktuelle Rezension von: StephanusEsteban, ein junger Niceraguaner träumt, aus der Armut herauszukommen und sein Glück zu finden. Hierzu lässt er sich, zusammen mit anderen jungen Niceraguaner, für ein Schiff in New York, als Seemann anheuern, um Geld zu verdienen. Dort angekommen muss die Mannschaft feststellen, dass es sich um einen Seelenverkäufer handelt und das Schiff erst langwierig seefest gemacht werden. Zunächst gehen die Männer eifrig an die Arbeit, um ihren Traum zu verwirklichen. Als dann jedoch Woche für Woche verstreicht und das ganze Vorhaben sich als undurchführbar herausstellt sitzen sie auf dem Schiff fest und werden vom Kapitän und dem ersten Offizier schließlich immer weiter vernachlässigt und im Stich gelassen. Esteban, vom Bürgerkrieg traumatisiert, wagt sich in New York an Land und erkundet das Umfeld des Hafens. Zunächst versorgt er seine Kameraden auf dem Schiff mit seinen Ausflügen, findet dann jedoch Hilfe und sein Glück in New York, während die anderen Mannschaftsmitglieder resignieren und schließlich glück- und erfolglos nach Nicaragua zurückkehren.
Eine gut durchdachte Romanhandlung entwickelt sich anhand eines Traums vom Reichtum und einem besseren Leben in Amerika. Die Hauptfiguren geraten dem Autor lebendig und die Handlung zunächst gut und ausgeklügelt. Durch Schreibstil und Sprache entsteht eine dichte Erzählung. Das Thema der Isolation auf dem Schiff gerät dann jedoch leider zu einer Sackgasse mit erheblichen Längen und einem wenig überzeugenden Ende, das die Hintergründe zwar aufdeckt aber die Hauptfigur dann doch sehr isoliert zurücklässt.
- Tomas Espedal
Wider die Natur
(17)Aktuelle Rezension von: JorokaEin Mann, noch keine 50, verliebt sich in eine halb so alte Frau. Für ihn eine große Liebe. Doch sie verlässt ihn und er leidet abgrundtief. In Rückblicken berichtet er von seiner ersten Arbeit in einer Fabrik, die ihn dazu bewog, nie wieder mit den Händen arbeiten zu wollen; von seiner Ehe, eine schwierige Beziehung ohne große Liebe. Die gemeinsame Tochter wächst bei ihm auf, ist unterdessen aber erwachsen und bereits ausgezogen.
Die Liebe mit der jungen Frau bietet nur den Rahmen der Geschichte (Einleitung und Schluss). Im Hauptteil berichtet er vor allem von seinem Leben mit seiner Frau, der er nach Rom folgt und später mit ihr zusammen eine Zeit lang in Nicaragua lebte, in politisch unruhigen Zeiten.
Ich habe schwer in den Handlungsverlauf hinein finden können. Täusche ich mich, oder gab es da die ein oder andere seltsame Wiederholung? Auf den ersten Seiten konnte mich auch der Schreibstil nicht begeistern (das wurde im Verlauf dann jedoch etwas besser). Was ich nicht mehr gut vertragen mag, sind Schriftsteller, die über ihr Leben als Schriftsteller schreiben.
Interessant fand ich die Abschweifung zu Petrus Abaelard, der im 12 Jahrhundert bereits die Liebe zu einer halb so alten Frau beschrieb.
Die letzten ca. 40 Seiten des Buches sind als Art Tagebuch-Aufzeichnung wiedergegeben und sind vor allem eines: deprimierend.
Fazit: Weder Inhalt noch Umsetzung hat mich besonders angesprochen. Für mich wollte das Buch einfach nicht rund werden. Ich empfehle zu ähnlich gelagertem Thema Sándor Márai.
- Christian Heeb
Mittelamerika - Mexiko • Guatemala • Belize • El Savador • Honduras • Nicaragua • Costa Rica • Panama
(1)Noch keine Rezension vorhanden - Salman Rushdie
Das Lächeln des Jaguars
(6)Aktuelle Rezension von: LevMatroskinGekonnt berichtet Salman Rushdie von seiner Nicaragua-Reise aus dem Jahr 1986. Das Land hat eine Diktatur abgeschüttelt, wehrt sich noch immer gegen Guerilla-Kämpfer und den imperialistischen Arm Regans. Doch Rushdie schiebt die Politik beiseite und zeichnet das Bild eines Landes, eines Volkes, einer Revolutionskultur, im Umbruch, im Entstehen, sich selbst zerstörend und von neuem beginnend.