Bücher mit dem Tag "niederländische literatur"

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124 Bücher

  1. Cover des Buches Gesamtausgabe (ISBN: 9783596710775)
    Anne Frank

    Gesamtausgabe

     (2.729)
    Aktuelle Rezension von: Ninalaetitia

    Ein unglaublich spannendes, trauriges und vielseitiges Tagebuch. 


    Anne Frank erzählt in ihrem Tagebuch über ihren Alltag in einem Versteck im Hinterhaus zu Zeiten des 2. Weltkriegs. 


    Das Buch hat unglaublich viele Facetten: Traurige Seiten, aber auch lustiges, romantisches, schreckliches. 


    Es zeigt die Grauen des 2 .Weltkriegs und die damit verbundene Realität für viele Juden, die sich damals versteckt halten mussten. 


    Ergänzt wird das Tagebuch durch interessante Fotografien aus Annes Jugend, etc. 


    Definitiv ein Buch, welches jeder wirklich unbedingt einmal gelesen haben 

  2. Cover des Buches Die Entdeckung des Himmels (ISBN: 9783499247521)
    Harry Mulisch

    Die Entdeckung des Himmels

     (280)
    Aktuelle Rezension von: Ferrum
    Was macht der Himmel, wenn er mit den Menschen unzufrieden ist? Richtig, er will seine 10 Gebote zurückholen und somit die Verbindung zur Erde auflösen. Und darum gehts, beginnend vor der Zeugung der Akteure bis hin zum großen FInale in Jerusalem. 

    Kaum eines der großen gesellschaftspolitischen Themen wird dabei ausgelassen, und dennoch hat man nie das Gefühl, dem hocherhobenen, moralinsaurem Zeigefinger ausgesetzt zu sein. Hat einen ewigen Ehrenplatz in meiner Bibliothek.
  3. Cover des Buches Mitten ins Gesicht (ISBN: 9783104006437)
    Kluun

    Mitten ins Gesicht

     (202)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    Es ist schon ein paar Jahre her als ich das Buch gelesen habe, aber in meiner Erinnerung ist es kaum verblasst. Ich konnte es nicht aus der Hand legen und hatte es an nur einem Tag ausgelesen.
    Der Autor erzählt in der Ich-Form von dem Abschied und Verlust seiner Frau, die an Krebs erkrankte und daran verstarb. Er berichtet wie er damit umgegangen ist, aufwühlend, traurig,
    ehrlich und ungeschönt. Es fällt einem schwer nicht bei diesem Buch zu weinen. Ein wahnsinnig bewegendes Buch, was noch trauriger wird, wenn man sich vor Augen führt, dass der Autor das alles wirklich durchlebt hat.
    Ich habe tagelang noch darüber nachdenken müssen. Absolut lesenswert!
  4. Cover des Buches Hingabe (ISBN: 9783442742516)
    Esther Verhoef

    Hingabe

     (61)
    Aktuelle Rezension von: Alexa_Koser

    Zum Buch: Margot Heijne hat gerade eine schlimme Trennung hinter sich. Ihr langjähriger Freund hat sie mit ihrer besten Freundin betrogen. Als sie sich wieder einigermaßen gefangen hat, beschließt sie, mit ihrer Kollegin einen Wochenendtrip nach London zu unternehmen. Doch die Kollegin sagt ab und Margot fliegt allein nach London. Was anfänglich ein Horrortrip zu sein scheint, ändert sich schlagartig, als sie sich mit dem Mann, der ihr im Flugzeug seine Telefonnummer gab, trifft. Leon ist Kunstfotograf und seine Welt ist so ganz anders als die von Margot. Und er weckt Gefühle in ihr, die sie bis dahin nicht kannte…

    Meine Meinung: Der Titel ist hier Programm! Margot findet mit Leon jemanden, der ihr Selbstvertrauen und ihre Selbstliebe wieder entfacht. Aber er ist auch sehr besitzergreifend und manipulativ. Und schneller, als Margot sich versieht, lässt sie ihr altes Leben hinter sich. Die Gefühle sind hier ambivalent. Einerseits merkt der Leser, dass sich Margot immer weiter von ihrem alten Leben, aber auch ihren Freunden und ihrer Familie entfernt. Andererseits gibt Leon ihr auch die Kraft und das Selbstvertrauen, das sie benötigt, um beruflich weiterzukommen. Sie entdeckt sich quasi gerade neu. 

    Die Probleme fangen an, als ihr Ex-Freund John sich wieder in ihr Leben drängt. Da Leon sehr eifersüchtig ist, geht das natürlich nicht ohne Konsequenzen. Aber dann stirbt jemand und alles ist durcheinander. Margot wird der Boden unter den Füßen weggezogen und sie beginnt sich zu fragen, wie gut sie Leon wirklich kennt…

    Der Schreibstil ist flüssig zu lesen, man kann sich gut mit den Protagonisten identifizieren. Auf der einen Seite die bodenständige, „normale“ Welt von Margot und auf der anderen Seite die „Business-Welt“ von Leon, die glitzert, aber auch sehr oberflächlich ist. Manche Passagen sind aus Tätersicht geschrieben und hinterlassen wirklich eine Gänsehaut! Das Ende ist sehr unerwartet und das macht für mich wirklich einen guten Thriller aus! 

    Mein Fazit: Wahnsinnig spannend zu lesen, wie hier zwei Welten aufeinanderprallen! Die Ereignisse überschlagen sich ab einem gewissen Punkt und dann kommt ein toller Plot Twist! Ich kann diesen Thriller wirklich gut empfehlen! 

  5. Cover des Buches Leo Kaplan (ISBN: 9783257233179)
    Leon de Winter

    Leo Kaplan

     (54)
    Aktuelle Rezension von: Ruby Summer
    Auf der Suche nach Lektüre für den diesjährigen Sommerurlaub bin ich in einem Antiquariat auf diesen Roman gestoßen. Es ist der erste, den ich von de Winter gelesen habe, wird aber nicht der letzte bleiben.

    Leo Kaplan sehnt sich nach Liebe und - so simpel es auch klingen mag - findet sie erst, nachdem er begonnen hat, sich selbst zu lieben und mit seiner Vergangenheit zu versöhnen. Vor diesem Hintergrund ist es zwar einerseits traurig, dass aus einem zweiten Beziehungsanlauf mit seiner Jugendliebe Ellen nichts wird, andererseits wäre es aber wohl auch zu einfach gewesen. Vieles ist in den zwanzig Jahren, die im Roman thematisiert werden, geschehen und das "große Geheimnis" - nämlich, dass Ellen entgegen ihrer damaligen Aussage das gemeinsame Kind nicht abgetrieben, sondern zusammen mit ihrem jetzigen Mann groß gezogen hat - bleibt ungelüftet.

    Meiner Erfahrung nach schreibt de Winter so geschickt, dass ich abwechselnd schweißgebadet mit den Protagonisten mitgefiebert habe und dann wieder schreien wollte: "Warum sagst du denn nichts? Es könnte doch so leicht sein, wenn du es nur sagen würdest!" Ich war sowohl Leo als auch Ellen und habe manchmal leise weinend im Wohnwagen gelegen und gelesen, während Mann und Kind friedlich schlummerten.

    Trotzdem ich mir insgeheim gewünscht habe, dass Leo und Ellen wieder zueinander finden, war ich nicht enttäuscht, dass der Autor ein anderes Ende gewählt hat. Allzu berührend ist die Szene, in der Leo ein letztes Mal zur "Schul" geht, um seinem verstorbenen Vater die Ehre zu erweisen.

    Insgesamt ein Roman, der mich sehr beeindruckt hat und den ich so schnell nicht mehr vergessen werde.
  6. Cover des Buches Die Gesetze (ISBN: 9783257019766)
    Connie Palmen

    Die Gesetze

     (48)
    Aktuelle Rezension von: bookish_autumn

    Sieben Jahre, sieben Männer – Marie Deniet versucht die Gesetze nach denen ihr Leben verläuft zu ergründen, um ihren Platz in der Welt zu finden.

    Das Buch wurde 2019 für die Aktion „Eine STADT. Ein BUCH“ ausgewählt. Dies ist eine einmalige Gelegenheit um auf AutorInnen aufmerksam zu werden, zu deren Werke man normalerweise nicht greifen würde. „Die Gesetze“ hat mir wesentlich besser als „Letzte Nacht“ von Stewart O'Nan (2017) und „Katzentisch“ von Michael Ondaatje (2016) gefallen. Dies liegt vor allem an Connie Palmens Schreibstil, der sehr angenehm zu lesen ist. Inhaltlich konnte mich die Geschichte in keinerlei Hinsicht überzeugen. Auch die Charaktere blieben die ganze Zeit über blass, weswegen ich keinen Bezug zu ihnen aufbauen konnte.

    Eine Geschichte ohne jeden Sinn, die nur so dahinplätschert.

  7. Cover des Buches Die Eismacher (ISBN: 9783442717453)
    Ernest van der Kwast

    Die Eismacher

     (117)
    Aktuelle Rezension von: beritjohh

    Es geht um eine italienische Familie, die behauptet, die Eisherstellung erfunden zu haben. Jeden Sommer ziehen sie alle in die Niederlande, nach Rotterdam, um dort in ihrer eigenen Eisdiele, ihr phänomenales Eis zu verkaufen. Das ganze ist ein Familienprojekt, zumindest solange, bis einer der beiden Söhne, Giovanni, darauf keine Lust hat, sondern lieber sein Geld mit dem Schreiben von Gedichten und Büchern zu verdienen. Gegen den Willen seiner Familie entscheidet er sich also, bei Verlägen anzufangen und merkt dort; wie gut es ihm damit geht und erst da fällt ihm auf, wie gerade sein Bruder, der die Eisdiele übernommen hat, an dem Geschäft körperlich kaputt geht, und somit auch seine Frau nicht mehr glücklich stellen kann; was ihn dazu bringt, Giovanni eine interessante Bitte zu stellen…

    Insgesamt war es eine schöne Sommergeschichte, und für mich persönlich auch ein letztes schönes Sommerbuch für dieses Jahr. Es war nicht besonders spannend, aber trotzdem so, dass man es gut lesen konnte, ohne sich zwingen zu müssen. Es ging diesmal auch um etwas andere Themen, was eventuell auch daran liegen könnte, da das Buch schon etwas älter ist, aber es war trotzdem noch verständlich und irgendwie auch noch aktuell.

  8. Cover des Buches Fallende Eltern (ISBN: 9783518395349)
    A. F. Th. van der Heijden

    Fallende Eltern

     (10)
    Aktuelle Rezension von: Boris
    In der Mitte des Buches zieht der 26 jährige Erzähler zurück ins Elternhaus. Die etwa 250 Seiten bis dahin wird der Leser Zeuge einer furiosen Beschreibung eines ständig betrunkenen, über seine "spießige" Umgebung lamentierenden "Noch-nicht ganz-Erwachsenem" in den 70iger Jahren in Hollands Provinz. Zurück im Elternhaus beginnt ein anderes Buch. Jetzt trifft der Erzähler seine Vergangenheit. Das geht bis zu einer Beschreibung der eigenen Geburt. Jetzt zerfranst das Buch leider etwas. Es könnte 100 Seiten weniger haben oder ewig weiter erzählt werden. Was bleibt: ein Erzählen unter Strom, eine faszinierende Sprache - wenn auch manchmal drastisch - ein großer Erzähler bei der Arbeit. Freue mich auf mehr....
  9. Cover des Buches Die Prozedur (ISBN: 9783499227103)
    Harry Mulisch

    Die Prozedur

     (27)
    Aktuelle Rezension von: Dornroeschen

    Harry Mulischs Roman "Die Prozedur" handelt von der Erschaffung von Leben. Dabei wird im ersten Teil Erschaffung von Leben im biblischen Sinne durch das Wort und Gott beschrieben, danach im alten Prag der Juden durch Golems und im Hauptteil des Buches geht es erst um die Entstehung und dann das Leben eines preisgekrönten Genforscher Victor Werker, der aus anorganischem organisches entwickeln kann, jedoch sein eigenes totgeborenes Kind nicht zu retten vermochte. Ein äußerst kluger und gewitzter Mann, dessen Gedanken man in Form von Briefen an sein Kind erhält. 

    Harry Mulisch berichtet als allwissender Erzähler, das Buch ist äußert geistreich, witzig, philosophisch und voller Verwicklungen, Anspielungen und Exkursionen in viele Bereiche wie Religion, Kunst, Archäologie, Philosophie, Biologie ... bespickt voller Zitate und Gedanken großer Menschen. 

    Das Buch ist eine Freude zu lesen :)
  10. Cover des Buches Hundert Stunden Nacht (ISBN: 9783551318039)
    Anna Woltz

    Hundert Stunden Nacht

     (45)
    Aktuelle Rezension von: Boozean

    Anna Woltz

    Hundert Stunden Nacht

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    Inhalt:

     

    Emilia hält es einfach nicht mehr aus. Ihr Vater war Schuldirektor und hatte eine Affähre mit dem schlimmsten Mädchen der Schule, und ihre Mutter, eine sehr erfolgreiche Künstlerin, liegt in ihrem Atelier auf dem Boden - was tun? Natürlich wegziehen. Wohin - natürlich nach New York! Also buchte Emilia einen Flug, und eine Ferienwohnung. Mit Paps Kreditkarte.  Angekommen, merkt Emilia dass ihr vermeindliches Hotel die Wohnung eines Jungen ist und genau zu diesem Zeitpunkt der Orkan Sandy direkt auf New York zusteuert.

     

    Gemeinsam mit ihren neu gefundenen Freunden "kämpft" Emilia sich durch die dunkle Zeit.


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    Fazit:

     

    Das Buch bindet einen in seinen eigenen Bann. Freundschaft wird geschlossen, und ums überleben gekämpft. So was sind 100 Stunden Nacht. Die atemberaubende Schreibweise verleiht dem Buch Humor, wie auch trauer. Einfach nur zu Empfehlen!

     

     

    ACHTUNG:
    Buch kann leicht perverse Wörter beinhalten!


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    Boozean Bewertung:

    🌟🌟🌟🌟🌟

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    Hier auch auf Boozean´s Website zu finden: https://boozean.jimdo.com/b%C3%BCcher/hundert-stunden-nacht/


  11. Cover des Buches Aus dem Licht (ISBN: 9783446261761)
    Marente de Moor

    Aus dem Licht

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Giselle74
    Dieses Lesehalbjahr gestaltet sich seltsam. Das ist nun schon das dritte Buch in Folge, neben "Babel" und "Winterbergs letzte Reise", das ich zwar für sprachlich brilliant halte, aber auch unfassbar anstrengend zu lesen. Vielleicht sollte ich meine Auswahlkriterien überarbeiten. Andererseits kann/soll/muss Literatur ja durchaus fordernd sein und eigene Grenzen verschieben...
    Marente de Moor erzählt die Geschichte des Mannes, der den ersten Film der Welt drehte, genauer, sie erzählt eine Geschichte, wie sie hätte sein können, eine Geschichte, die in ihrem Kern wahr ist. Der Roman besteht aus mehreren Teilen, hat verschiedene Erzählstimmen, spielt mit Vor- und Rückblenden und verwischten Übergängen zwischen Realität und Traum. Da muss man als Autor schon ein klares Bild vor Augen haben, damit daraus kein explosives Gemisch wird. De Moor scheint sehr genau gewußt zu haben, was sie wie erzählen möchte. Sie schreibt elegant, dem Ton der Zeit um die Jahrhundertwende angepasst und trotzdem modern. Die Sprache ist etwas, das mich an diesem Roman wirklich sehr beeindruckt hat. Sie ist nicht so selbstverliebt wie in "Babel", nicht so nervenzerrend wie in "Winterbergs letzte Reise", sondern klar, wohlüberlegt und selbstbewußt.
    Der Erfinder Barre ist um 1890 im Zug unterwegs durch Frankreich. Seine Reise soll ihn nach Amerika führen, wo er ein Patent anmelden möchte auf die erste Filmkamera. Von Verfolgungswahn und anderen Ängsten geplagt, ändert er aber kurzfristig seine Pläne und gilt seither als verschollen.
    Sein Sohn begibt sich Jahre später auf Spurensuche und kommt zu dem Schluß, Thomas Alva Edison, der berühmteste Erfinder seiner Zeit, habe seinen Vater seiner Ideen beraubt. Er versucht einen Kontakt zu Mina aufzubauen, Edisons Frau. Die wiederum schwankt zwischen Loyalität und Abenteuerlust.
    Der Zeitraum, in dem der Roman spielt, ist einer der spannendsten in der neueren Geschichte. Die Welt ist im Aufbruch, Erfinder zu sein nahezu ein Volkssport. Die Elektrizität, das Telefon, der Film sind Bereiche, an denen viele schlaue Köpfe herumbasteln und experimentieren. Und Edison wird tatsächlich nachgesagt, seine Entdeckungen nicht immer selbst gemacht zu haben. Verbessert ja, weiterentwickelt auch, aber eben nicht erfunden. Unzählige Patente werden eingereicht, überprüft und abgelehnt, wer da ein ein offenes Ohr hat und schnell reagiert, der kann durchaus von der Arbeit anderer profitieren.
    Was nun den Roman für mich so schwierig gemacht hat? Im Grunde hauptsächlich der Teil über Barre, dessen Ängste und wahnhafte Gedanken zu verfolgen mich schlicht überanstrengt hat. Dann die Mischung aus Realismus und (Alp-)Traumwelt mit spukenden Exfrauen, Gedankenlesern und anderen Exoten. Es ist eben kein historischer Roman, der simpel eine Geschichte aus der Vergangenheit wiedergeben möchte. De Moor versucht, Lebensgefühl und Denken der Zeit einzufangen und nutzt den historischen Hintergrund für eigene Wege. Und daher ist das, was den Roman so großartig macht, auch zugleich das, was ihn so anspruchsvoll werden liess.
  12. Cover des Buches Hoffmans Hunger (ISBN: 9783257610277)
    Leon de Winter

    Hoffmans Hunger

     (65)
    Aktuelle Rezension von: Ruby Summer

    In Hoffmans Hunger verknüpft Leon de Winter die Schicksale der drei Herren Felix Hoffman, Freddy Mancini und John Marks miteinander. Während wir die beiden letzteren nur teilweise kennen lernen, ist uns Hoffman (inklusive seiner diversen Ausscheidungen) bald näher als wir uns selbst.

    Der niederländische Diplomat, der seine Zwillingstöchter verloren hat und seitdem seines eigenen Lebens nicht mehr froh wird, von Schlaflosigkeit und Fressgier getrieben, ist auf der Suche nach Sättigung und wie es scheint, kann ihm einzig die göttliche Philosophie des Spinoza hier weiter helfen.

    Es sind weniger die Paraphrasen des philosophischen Textes als vielmehr Hoffmans Hunger danach, die mich beeindruckt haben. Neben der Tatsache des spannenden Settings (Prag 1989) ist es der Protagonist selbst, der mich dazu gebracht hat, das Buch zu verschlingen.

    Einzig die sidestory mit Miriams Auftreten in einem Pornofilm empfinde ich als nicht ganz stimmig. Ich denke die ganze Zeit, dass das symbolisch für irgendetwas steht, finde da im Texts jedoch nur Oberfläche.

    Und Spinoza kommt tatsächlich als sehr schwer zu durchdringen rüber. Da muss man in der Stimmung sein und das Buch auch einmal einen Moment zur Seite legen. Ist mir nicht immer gelungen, ändert aber nichts am Verständnis oder Lesegenuss.

    Wieder einmal gelingt es dem Autor, dass ich mich mit einem Menschen identifizieren kann, der mir ferner nicht sein könnte. Eine Leistung, die de Winter spannend, kenntnisreich und sogar mit einem gewissen Witz vollbringt.


  13. Cover des Buches Sturmflut (ISBN: 9783423086363)
    Margriet de Moor

    Sturmflut

     (60)
    Aktuelle Rezension von: EmmaWinter

    Die Sturmflut, die 1962 an der Nordseeküste, vor allem aber in Hamburg wütete, forderte 340 Tote. Bereits Jahre zuvor gab es eine wesentlich verheerendere Flutkatastrophe,  die in den Niederlanden ganze Landstriche überspülte und 1.853 Menschenleben forderte. Diese Sturmflut von 1953 beschreibt Margriet de Moor exemplarisch am Schicksal zweier Schwester.

    Weil die jüngere Armanda ihrer verheirateten Schwester Lidy vorschlägt, statt ihrer das Patenkind auf Schouwen Duiveland zu besuchen, wird Lidy ihren Mann und ihre kleine Tochter Nadja nicht mehr wiedersehen. Dies verrät die Autorin bereits nach neuen Seiten. Was nun folgt, sind zwei Erzählstränge, die den Weg der Schwestern weiterverfolgen. Die erzählte Zeit weicht dabei stark von einander ab. Während die Zeit bei Armanda rasch vergeht, ihr Leben wird über mehrere Jahrzehnte episodenhaft erzählt, konzentrieren sich die Passagen um Lidy ausschließlich auf die wenigen Tage von der Abfahrt bis zu ihrem Verschwinden. Mit Lidy erfahren die Leser, wie die Bevölkerung, die Verantwortlichen im kleinen und im großen mit der Flutkatastrophe umgegangen sind. Wie die ungewöhnliche Wetterlage die Sturmflut möglich machte, wie die Deiche brachen und durch die Wucht des Wasser in Sekundenschnelle ganze Dörfer verschwanden. Armanda hingegen lebt weiter, kann ihre Schwester jedoch nicht vergessen und bleibt innerlich traumatisiert: "Viel zu viel von dir hat sich in mir angehäuft, Lidy. Deinetwegen konnte ich nie die sein, die ich war." (S. 314)

    Ehrlicherweise haben mir die Passen mit Armanda weniger gut gefallen. Sie wirkten beim Lesen wenig geschmeidig oder dynamisch, eher sperrig und beiläufig. Teile ließen mich ratlos zurück, so der lange Brief von Nadja. Die Sprache von de Moor passte sehr gut zu den Kapiteln von Lidy, die wirklich spannend waren, obwohl der Ausgang bereits bekannt war. Die Dramatik der Handlung wurde wunderbar und dennoch ruhig eingefangen, die Gedanken Lidys, die Naturgewalt, das Ausgeliefertsein und die immer kleiner werdenden "Inseln", die die junge Frau buchstäblich über Wasser halten.

    Insgesamt läßt mich das Buch zwiegespalten zurück. Es informiert sehr gut über die Zusammenhänge und stellt das Trauma der Hinterbliebenen dem furchtbaren Erleben der Opfer gegenüber. Ein reines Lesevergnügen war es allerdings nicht.




  14. Cover des Buches Phantomschmerz (ISBN: 9783257614299)
    Arnon Grünberg

    Phantomschmerz

     (43)
    Aktuelle Rezension von: MareikeMenne
    Skurriler, melancholischer, manchmal etwas ranziger Roman. Nichts zum Reinlegen, für Leseunerfahrene, für die Badewanne oder nach Identifikation suchende Leser, dennoch anregende Lektüre.
  15. Cover des Buches Maskenball Unter den Linden (ISBN: 9783895613050)
    Hans Croiset

    Maskenball Unter den Linden

     (3)
    Aktuelle Rezension von: UteSeiberth
    Der junge niederländische Schauspieler Moritz Akkerman fährt 1935 einige Tage nach Berlin um einen holländischen Film zu synchronisieren. Die Situation in Berlin verstört ihn,die Flaggen, die Paraden und die nicht zu übersehende Unterdrückung der jüdischen Bevölkerung. Er verliebt sich in eine bekannte deutsche Schaupielerin und setzt sich damit persönlich zwischen die Stühle,
    denn in Holland hat er ein Frau und ein Kind.Langsam zeigt es sich,dass diese Schauspielerin gute Verbindungen pflegt zu den höchsten politischen Kreisen,viele Liebhaber hat und sich dann gegen ihn entscheidet.Nebenbei erzählt er,dass er trotz seines arischen Aussehens Jude ist und es gelingt ihm dann noch rechtzeitig Berlin zu verlassen und man kann aufatmen.
  16. Cover des Buches Philip und die anderen (ISBN: 9783518735138)
    Cees Nooteboom

    Philip und die anderen

     (28)
    Aktuelle Rezension von: MimoxRobby
    Dieses Buch begegnete mir zufällig auf einer Reise mit Freunden und da ich meinen geplanten Lesestoff vergessen hatte, wurde mir dieses von einem Freund als Leihgabe empfohlen.

    Es sollte mir eigentlich als Einschlafhilfe dienen - doch riss es mich völlig aus meiner Müdigkeit und aus der mich damals umgebenden Welt, sodass ich nachdenklich-verträumt mit Philip auf eine Reise ging und es für mich aus den von Cees Nooteboom wunderschön gemalten, echten Bildern über das Leben keinen Ausweg mehr gab. Bis heute.

    Ich habe dieses Buch bisher sicher an die 30 Mal gelesen, es verschenkt, weiterempfohlen, verliehen und vergessen und mittlerweile auch schon etwa 12 Mal neu gekauft.
    Und ich werde damit so schnell nicht wieder aufhören.

    Die feinspürende, neugierige und jugendlich-naive Art die einen aus dem Alltag entführt und es schafft einen an sein junges Selbst zu erinnern und schwelgen zu lassen, macht einfach nur unfassbar zufrieden und im Wandel des eigenen Empfindens ändert sich für mich mit jedem Lebensabschnitt auch die Sicht auf dieses Buch und dennoch ist es jedes Mal wie ein Heimkommen.

    "Dieser Roman wurde mein persönliches Kultbuch, und jedes Mal, wenn ich mich neu verliebte, wurde daraus vorgelesen", schreibt Rüdiger Safranski im Nachwort. Dem ist nichts hinzuzufügen.

  17. Cover des Buches Sokolows Universum (ISBN: 9783257610307)
    Leon de Winter

    Sokolows Universum

     (54)
    Aktuelle Rezension von: Duffy
    Sascha Solokov war Raumfahrtforscher in der Sowjetunion. Bis ein Projekt scheiterte, an dem er mit seinem Freund Lew gearbeitet hat und für das die beiden zur Verantwortung gezogen wurden. Ihre Wege trennen sich danach und Solokovs Abstieg beginnt. Der endet in Tel Aviv, wo er als Straßenkehrer arbeitet und dem Alkohol verfallen ist. Als er Zeuge eines Mordes wird und in dem Mörder glaubt, seinen alten Freund Lew erkannt zu haben, wendet sich das Blatt.
    Unglaublich viel Inhalt steckt in dem Buch. Es ist nicht nur die Geschichte der zwei Freunde, die im Wechsel von Gegenwart und Retrospektive aufgearbeitet wird, sondern es ist auch das Ende der Sowjetunion, die Besetzung Kuwaits durch die Iraker, organisertes Verbrechen, das Leben eines russischen Immigranten in Israel, die Rituale des Judentums, Verrat und natürlich Liebe enthalten. So kann man dieses Buch nicht einordnen, nennen wir es einfach nur Roman. De Winter ist ein großartiger Erzähler, manchmal hat man das Gefühl, als hätten ein paar Passagen überflüssige Längen, doch das ist selten und unterbricht den Fluss nicht. Konsequent erzählt er die Geschichte bis zu ihrem überraschenden Ende. Sehr gutes Buch, aber de Winter hat sich in seiner weiteren Schriftstellerlaufbahn mit seinen jüngsten Büchern noch einmal deutlich steigern können.
  18. Cover des Buches Die Verletzung (ISBN: 9783641159962)
  19. Cover des Buches Die Drehtür (ISBN: 9783518120071)
  20. Cover des Buches Rituale (ISBN: 9783518735145)
    Cees Nooteboom

    Rituale

     (63)
    Aktuelle Rezension von: rallus
    Inni Wintrop hat eine unklare Vergangenheit und auch seine Zukunft ist ungewiss. Sein Selbstmordversuch scheitert und in 2 Kapiteln erzählt Nooteboom uns von der Vergangenheit mit Arnold Taads und der Zukunft mit seinem Sohn Philip Taads. Der Roman spielt hauptsächlich in Amsterdam. Nooteboom kann in seinen besten Momenten mit der Sprache spielen. Seine Allegorien sind eindringlich und bleiben im Gedächtnis. Der Mensch ist ein trübseliges Säugetier, daß sich kämmt Wie sonst ist in so wenigen Worten so viel gesagt. Auch die Verbindung von Sex und Kirche in Innis erstem erotischem Abenteuer, ist voller mutiger Vergleiche. Doch zu oft frage ich mich - wo will Nooteboom eigentlich hin. Nur Allegorien zu schreiben dafür ist es zu wenig. Seine Bemühung auch die Kunst des Teetrinkens mit einzubeziehen scheitert - Rituale ist auch kein Roman wo die Erotik im Mittelpunkt steht, wie uns der Klappentext weismachen will. So bleiben ein paar hübsche Fragmente und ein unverständlicher Roman.
  21. Cover des Buches Emoticon (ISBN: 9783257236576)
    Jessica Durlacher

    Emoticon

     (27)
    Aktuelle Rezension von: wandablue

    Schon 2004 erschien „Emoticon“ von Jessica Durlacher auf dem niederländischen Buchmarkt und hatte zu Recht Erfolg. Im Rahmen des Ablesens vom Stapel ungelesener Bücher (SuB), die jeder echte Bibliophile besitzt, lese ich „Emoticon“. Nach kurzer Zeit bin ich gefangen von den lebendigen Protagonisten Durlachers und ihrem angenehmen, leichten Stil. 

    Worum gehts? Die Icherzählerin Ester lernt im Kibbuz Lola kennen. Beide junge Niederländerinnen haben jüdische Wurzeln und sind zudem jung, leichtsinnig, idealistisch und bereit, sich zu verlieben. Die beiden Mädchen werden Freundinnen, obwohl oder gerade, weil sie die Welt unterschiedlich wahrnehmen und pflegen ihre Freundschaft mehr als zwanzig Jahre lang. Beide junge Frauen sind schwanger als sie in die Niederlande zurückkehren; aber nur eine behält ihr Kind. 

     Der Kommentar.
    „Emoticon“ ist im Grunde kein richtig politischer Roman. Dafür löst er sich zu wenig von den unreifen Ansichten seiner Protagonisten. Es ist jedoch auch kein unpolitischer Roman, sondern zeigt, wie persönliche Verflochtenheit zu idealistischen, unhinterfragten Haltungen führt und im Fiasko endet. Es gibt keine Lösungen in diesem Roman, aber er zeigt auf, wie zufällig eine politische Einstellung im Grunde genommen ist, bedingt durch beschränkte subjektive Erfahrungen, beschränktem Informationszugang, bedingt durch Herkunft und Status.
    So ist „Emoticon“ ein Roman über eine ungleiche Freundschaft und gleichzeitig über die komplizierte Konstellation Israel-Palästina. Eine Abhandlung aller politischen Fakten oder deren Abwägungen gegeneinander darf man freilich nicht erwarten, das ist aber auch gar nicht notwendig: man begreift trotzdem. Romane über die Israelproblematik sind schwierig zu schreiben ohne in Larmoyanz oder triefendes Pathos oder gar in Anklagen zu verfallen. Jessica Durlacher ist dieser Falle dadurch entgangen, indem sie sich ganz auf ihre Protagonisten konzentriert und keine übergeordneten Erklärungen abgibt. Die politische Lage schwappt lediglich durch Gedanken und die eingeschränkte Sichten der Beteiligten so unwillkürlich herein, wie die Wellen der See aufs Land treffen.

    Fazit: „Emoticon“ ist trotz seiner schicksalsträchtigen Wendungen ein lebensbejahender Roman, den ich sehr wertschätze. Es reizt mich, weitere Romane der Autorin zu entdecken. 

    Kategorie: Gute Unterhaltung
    Verlag: Diogenes, Taschenbuch 2008

  22. Cover des Buches Nachts kommen die Füchse (ISBN: 9783518461945)
    Cees Nooteboom

    Nachts kommen die Füchse

     (5)
    Aktuelle Rezension von: giulianna
    dieser band versammelt erzählungen von cees nooteboom. über allen schwebt ein bißchen der tod, etwas, das von uns geht, von dieser welt. für mein emfpinden steigern sich die erzählungen mit zunehmender seitenzahl und kulminieren im wunderbaren, mystischen "paula II"; einer erzählung, die mich auf seltsame weise gefangen hält. eine stimme aus dem jenseits, die mit der diesseitigen welt abschließt. eine faszinierende sprache. am liebsten möchte ich diese seiten immer und immer wieder lesen, sie absorbieren, die fremden worte zu meinen eigenen machen. "du wolltest einmal am tag nicht mehr leben, ich bin jetzt deinen ganzen tag lang tot, und du lebst." "während ich für euch innerhalb einer sekunde zu einer anderen geworden war, blieb ich dieselbe." lesen, unbedingt!
  23. Cover des Buches Die Sonnenuhr (ISBN: 9783492960366)
    Maarten 't Hart

    Die Sonnenuhr

     (63)
    Aktuelle Rezension von: killerprincess
    "Die Sonnenuhr" von Maarten t'Hart Inhalt Leonie Kuyper erbt von ihrer besten Freundin Roos ein Vermögen, doch darüber kann sie sich verständlicherweise kaum freuen. Außerdem beschäftigt sie sich mit der Frage, woher Roos als Chemielaborantin überhaupt so viel Geld herhaben konnte? Und dann ist da noch die Hauptfrage, mit der sich ein weiterer Bekannter von Roos beschäftigt: Roos soll an einem Sonnenstich gestorben sein, obwohl sie eine so abgehärtete Sonnenanbeterin war? -Wohl kaum! Gemeinsam machen sich die beiden auf die Suche nach der Wahrheit über Roos Tod. Meinung Das war mein erstes Buch des Autors -aber ganz sicher nicht das letzte. Es ist schwer zu beschreiben, aber ich probiere es: auf der einen Seite war das Buch vor allem durch seine Charaktere manchmal total skurril, doch auf der anderen Seite war es logisch und nachvollziehbar. Ich mochte Leonie total gerne, aus deren Sicht wir die Dinge erfahren. Sie ist eine liebenswürdige Person, die mit der Erbschaft leicht überfordert ist, vorallem, da sie noch in ihrer eigenen Trauerbewältigung steckt: -Sie verwandelt sich in Roos. Sie trägt ihre Kleider, ihre Fingernägel, die gleiche Frisur. Dass sie sich damit vielleicht auch selbst in Gefahr bringt und anderen dieses Verhalten deutlich missfällt, weiß sie, aber sie kann einfach nicht anders. Daneben hat Leonie noch viele andere Eigenschaften in ihrem Charakter, bzw. ihrer ganzen Verhaltensweise, die sie mir total nah gebracht haben. -Toll! Auch die anderen Menschen aus Roos ehemaligem Leben sind interessante Menschen, die aber als Nebencharaktere nicht ganz so stark ausgebaut werden. Das Buch ist nicht so spannend, dass man es kaum aus der Hand legen kann, aber es hält einen doch in seinem Bann gefangen. Hätte ich nicht so viel zu tun gehabt, hätte ich es deutlich schneller zuende gelesen. An manchen Stellen hat es seine kleinen Längen -was für ein Wortspiel- jedoch sind diese nicht weiter schlimm. Wer nun der Mörder war, erfahren wir immer stückchenweise, um dann am Ende etwas von den Ereignissen überrascht zu werden. Doch ich mochte die Aufklärung des Falls: Das Tatmotiv und der Hergang war in sich nachvollziehbar und wurde nicht einfach plump dahergesagt. Ein toller Abschluss! Fazit Eine tolle Geschichte, mit einem tollen Schreibstil des Autors! Ich kann dieses Buch allen empfehlen, die eine Familiengeschichte, bzw. Lebengeschichte mit einigen kleinen Geheimnissen mögen, die nach und nach aufgeklärt werden. Dazu kommt eine spannende Suche nach dem Mörder, skurrile Charaktere, die aber total liebenswürdig sind und ein Autor, der einen sehr interessanten Humor hat! Schönes Buch! 4 Sterne.
  24. Cover des Buches Juni (ISBN: 9783518421390)
    Gerbrand Bakker

    Juni

     (14)
    Aktuelle Rezension von: Die Buchprüferin
    Lieber Gerbrand, jetzt habe ich schon das zweite Buch von Dir gelesen und bin, obwohl auch dieses nicht ganz einfach zu schlucken ist, wieder sehr begeistert. Darum schreibe ich Dir heute mal ganz naiv einen Brief, denn auch Dein Buch handelt ja von ganz einfachen Dingen, und ich denke, dann passt das schon. Gleich am Anfang kommt die Königin zu Besuch in dem kleinen holländischen Dorf, denn wir haben Juni 1969. Aber das haben wir nur ganz kurz; schon bald springt die Handlung ins Jetzt, ohne dass wir erfahren, was damals vorgefallen ist. Aber es ist etwas vorgefallen, etwas Schlimmes, das Du im Jetzt ganz langsam aus dem Alltag Deiner Figuren herausarbeitest, so langsam, als müsstest Du es mühsam aus ihnen herauskratzen. Und tatsächlich ist es auch so, oder? Wenn uns etwas zugestoßen ist, wird es über die Jahre zu einem Teil von uns, der uns derart vertraut ist, dass wir ihn nicht extra erwähnen müssen. Im Gegenteil haben wir das Gefühl, er hätte schon immer zu uns gehört, vor allem, wenn er sich nicht nur in unserer eigenen Person festgesetzt hat, sondern auch in den Menschen um uns herum, wenn er sie durch die Wucht seines Einschlags massiv verändert hat und vielleicht sogar etwas so Manifestes hinterlassen hat wie ein Grab. An ausgeprägten Eigenheiten haben ja schon die Figuren aus Deinem Erstling "Oben ist es still" keinen Mangel gelitten; und auch, wenn Du Dein Personal hier deutlich erweitert und um die anrührende Gegenwart von Kindern ergänzt hast, ist es hier genauso. Ich denke da nur an Anna Kaan, die zur Zeit des Königin-Besuchs eine junge Mutter war und die heute oben auf der Tenne im Stroh sitzt, fernab von ihren längst erwachsenen Kindern, die gelegentlich versuchen, sie von da oben herunterzuholen, auch wenn sie dieses skurrile Verhalten schon ab und zu erlebt haben. Interessant fand ich übrigens, dass Du hier quasi durch die Hintertür wieder jemanden eingeführt hast, der still "oben" liegt und damit abgeschieden ist vom Rest der Welt. Nur dass Anna ihr Exil freiwillig gewählt hat im Gegensatz zum Vater in Deinem Debütroman. Wenn manche LeserInnen Dein Buch zäh und unzugänglich finden, kann ich das übrigens verstehen, Du vielleicht auch. Schließlich passiert nicht viel an diesem einen gegenwärtigen Tag, es sind ja fast nur die Echos des längst vergangenen Ereignisses, der längst vergangenen Tage damals, die den Motor für Deine Erzählung bilden. Du hältst den Ball flach, die Emotionen gedämpft von der Hitze des Tages; das Drama überlässt Du dem Kopf Deiner Leserin. Mir allerdings gefällt das sehr, denn tausendmal mehr als fürs Plakative habe ich für einen Stil wie Deinen übrig, wo meine eigene Gefühlsmaschine nur zart angestupst wird, wo nur hier und da eine leise, aber umso eindringlichere Berührung erfolgt, die dann auch umso größere Erschütterungen auslöst. Darum, glaube ich, kann ich Deinen stillen Roman all denen empfehlen, die ein aufmerksames Auge für sich fast lautlos entfaltende Geschichten haben, Geschichten, die dennoch beachtliche Entwicklungen in sich tragen und ein großes Potenzial für ihre Figuren bereithalten. Ich hoffe jedenfalls sehr, bald wieder etwas von Dir zu lesen, und grüße herzlich nach Holland! Die Buchprüferin

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