Bücher mit dem Tag "nobelpreis für literatur"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "nobelpreis für literatur" gekennzeichnet haben.

11 Bücher

  1. Cover des Buches Klingsors letzter Sommer (ISBN: 9783458194316)
    Hermann Hesse

    Klingsors letzter Sommer

     (60)
    Aktuelle Rezension von: Ferdinand-Uth

    Klingsor ist ein alter, bekannter Maler, der in Norditalien lebt und dort einen heißen, ungebundenen Sommer erlebt, ihn malt und sich daran berauscht, aber auch bereits sein eigenes Ende vorausahnt.
    Die Erzählung von Hesse aus dem Jahr 1919 ist eine meisterhafte, wehmütige Dichtung über die Vergänglichkeit. Obwohl sie recht kurz ist, kommen viele Themen des Künstlerlebens und Hesses eigenen Erfahrungen darin vor: Sie spiegeln gewissermaßen seine Zeit am Tessiner See nach der Trennung von seiner ersten Frau wieder, wo Hesse selbst begann, Aquarelle zu malen. Themen wie die Lasterhaftigkeit (das Trinken und die Lust), des Schaffens von etwas, das überdauert, die Liebe zur Natur und auch Freundschaft kommen in der Erzählung zur Sprache.
    Schon der Anfang ist einfach wunderbar poetisch geschrieben:
    „Ein leidenschaftlicher und raschlebiger Sommer war angebrochen. Die heißen Tage, so lang wie sie waren, loderten weg wie brennende Fahnen, den kurzen schwülen Mondnächten folgten kurze schwüle Regennächte, wie Träume schnell und mit Bildern überfüllt fieberten die glänzenden Wochen dahin."

  2. Cover des Buches Hunger (ISBN: 9783150207222)
    Knut Hamsun

    Hunger

     (148)
    Aktuelle Rezension von: Maseli

    Klappentext der Anaconda Ausgabe von 2023:

    Es war in jener Zeit, als ich in Kristiania umherging und hungerte, in dieser seltsamen Stadt, die keiner verlässt, eher er von ihr gezeichnet worden ist ….

    Mit diesen Worten beginnt der große Roman des norwegischen Literaturnobelpreisträgers Knut Hamsun, mit dem ihm 1880 der Durchbruch gelang. Atemlos verfolgt der Leser, wie ein namenloser, erfolgloser Journalist und Schriftsteller durch Kristiania, das heutige Oslo, treibt und dabei mehr und mehr in Elend gerät. Obdachlos hungert, friert, fantasiert er durch die Straßen. Die Außenwelt, Scham und Stolz verstellen ihm den Weg in ein gesichertes Leben. 

    "Hunger" ist ein radikaler Roman und Meilenstein modernen Erzählens, der bis heute seine Leser zeichnet.

    Nun hatte der Hunger begonnen mich anzugreifen.

    Meine persönlichen Leseeindrücke

    Lieblingsbücher sind Bücher, die einen finden. Das sind nicht unbedingt die besten oder Lesehighlights, sondern jene, die für einen geschrieben sind. Ich habe nur wenige Lieblingsbücher: Radetzkymarsch – Deutschstunde – Leinsee und ab nun auch Hunger.

    Hamsun, sagt Roger Willemsen, kann etwas, was nur große Schriftsteller zustande bringen: Er hat die große Fähigkeit die Geschichte zu erzählen, die er nicht erzählt. So ist es in „Hunger: Er schreibt über den namenlosen Protagonisten und seine Schwierigkeiten, mit seinem Können Geld zu verdienen und in diese Erzählung schleicht sich eine zweite ein, mit dem Hunger in der Hauptrolle. Wie Hamsun die Veränderung des Protagonisten schonungslos offenlegt, sein Innerstes entblößt und die Anstrengungen, die der Protagonist unternimmt, um den damaligen gesellschaftlichen Regeln zu genügen, ist erschütternd. Der Protagonist verfällt in den Wahnwitz des Hungers, wird leer und schmerzfrei. Sein Wahnsinn wird ein Delirium der Schwäche und der Erschöpfung und die Sorge wahnsinnig zu werden, verstört ihn zutiefst. Zu der geistigen Auswirkung kommt die körperliche hinzu, die ihn entstellt, sodass die Leute auf der Straße bei seinem Anblick erschrecken.

    Ich hatte mich so viele Jahre oben gehalten, war in so harten Stunden aufrecht gestanden, und nun war ich mit einem Mal bis zur brutalen Bettelei herabgesunken.

    Der Protagonist ist sich seiner Situation durchaus bewusst. Diese Selbstreflexion der Demütigung und Entehrung, die der verarmte Journalist erfährt, wird von Hamsun nicht expressiv erzählt, sondern aus den Zwischenräumen herausgearbeitet. Das macht die Größe aus und das ist das Radikale an Hamsuns Erzählkunst, mit welcher er die Moderne einläutet.

    Du guter Gott, wie schlecht war es um mich bestellt. Ich war meines ganzen elenden Lebens so herzlich müde, dass ich es nicht mehr der Mühe wert fand, weiterhin darum zu kämpfen.

    Hamsun gilt in Norwegen noch heute als größter Erzähler. Im deutschen Sprachraum hingegen ist er vergessen worden. Es wäre schön, wenn ich mit diesem Beitrag den einen oder anderen Literaturliebhabenden hiermit wieder auf ihn aufmerksam machen könnte.

    Fazit

    In seinem großen Roman „Hunger“ beschreibt Hamsun was es bedeutet, nichts zum Essen zu haben und was dieser Zustand mit dem namenlosen Protagonisten macht. Das Buch ist eine radikale Darstellung eines selbstzerstörerischen Psychogramms dieses modernen Antihelden.

    Wie wunderbar schmeckte es, wieder ein ehrlicher Mensch zu sein!

  3. Cover des Buches Im Café der verlorenen Jugend (ISBN: 9783423142748)
    Patrick Modiano

    Im Café der verlorenen Jugend

     (146)
    Aktuelle Rezension von: Faidit

    Ich habe mich durchgebissen, weil ich die ersten 30 Seiten nicht umsonst gelesen haben wollte, aber das Buch hat mich beinahe depressiv zurückgelassen. Die Sprache ist sehr schön, wie ich zugeben muss. Doch die Atmosphäre, die die Erzählung verbreitet ist mehr als melancholisch. Der Autor Patrick Modiano betrachtet das Leben einer Café-Bekanntschaft aus dem Blickwinkel von drei männlichen Gästen eines Cafés in Paris und der observierten jungen Frau selbst. Modiano schlüpft dabei jeweils in die Rolle seiner Protagonisten als Ich-Erzähler, wie dies viele französische Autoren tun. Tatsächlich hat mir das Kapitel, als er die junge Frau Louki selbst ihr Leben erzählen lässt, am besten gefallen, weil es wenigstens etwas Gefühl transportierte. 

    Im Großen und Ganzen bleibt der Autor an der Oberfläche und seine Erzählung geht nicht unter die Haut. Die Protagonisten und ihre Handlungen haben keinerlei Tiefgang und scheinen einzig ihre Lebenszeit totschlagen zu wollen. Der Freiheitsdrang Loukis ist nichts anderes als ein Weglaufen vor Beziehung. Alle Protas sind Egoisten ohne Interesse an ihren sogenannten Freunden. Die Beschreibung von Paris beschränkt sich auf die Benennung von Straßen, Plätzen und Metrostationen. Ich konnte nur graue Pflastersteine, dunkle Straßenecken und nachtschwarze Häuserfassaden vor meinem inneren Auge sehen. Zu Nebel gewordene Gefühlskälte und verschwendete Jugend. Der Autor scheint selbst den "Schnee" eingeatmet zu haben und zu keinen großen Gefühlsregungen fähig zu sein. Denn am Ende des Buches fragt man sich, weshalb es überhaupt geschrieben wurde.  

  4. Cover des Buches Eine Zeit ohne Tod (ISBN: 9783455650402)
    José Saramago

    Eine Zeit ohne Tod

     (72)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer

    INHALT: In einem kleinen Königreich verweigert der Tod pünklich zum neuen Jahr seinen Dienst – es stirbt niemand mehr. In den ersten Tagen halten es die Menschen für einen Zufall, doch nach einer Woche glaubt keiner mehr daran. Moribunde, denen man im alten Jahr nicht einmal mehr Stunden prophezeit hatte, verharren in ihrem halbtoten Zustand. Unfallopfer mit schwersten Verletzungen bleiben gegen jede biologische Regel am Leben. Zuerst gehen die Bestatter auf die Barrikaden, da sie nichts mehr verdienen, dann wird auch die Regierung wach. Die Kirche glaubt, das Ende sei nahe, die Philosophen und Gelehrten überschlagen sich in ihren Prophezeihungen. Kurz: Das Land steht Kopf.

    Einer Familie im Grenzbereich des Landes, die selbst zwei Todgeweihte zu bedauern haben, gelingt es, ihre Ärmsten heimlich über die Grenze zu schaffen. Denn im Ausland, so die Gerüchte, sterbe man nach wie vor fröhlich vor sich hin, so wie von der Natur gedacht. Und siehe da: Nach nur einem Schritt ins Nachbarland, erliegen die tapferen Seelen ihren Leiden und steigen auf ins Himmereich – Was für ein Segen! Dieser Trick macht schnell die Runde, doch genauso schnell bildet sich eine Organisation von Schleppern – die Maphia (sic!) – die mit ihren Erlösungsfahrten Millionen scheffeln. Der König sieht sich gezwungen, seine Grenzen militärisch zu sichern und es kommt zu Unruhen.

    Sieben lange Monate bleibt der Tod dem Königreich fern, bis er sich selbst zu Wort meldet. Seine Absenz war ein Experiment und er ist von der Menschheit, die in Hysterie und Chaos versinkt, so schwer enttäuscht, dass er die Regeln ändert. 1.) Ab Mitternacht, werden auf einen Schlag all diejenigen sterben, die in den letzten Monaten eigentlich das Zeitliche hätten segnen müssen. 2.) In Zukunft wird er jedem, der sterben wird, einen Brief zukommen lassen, nach dessen Erhalt eine Wochenfrist beginne, in der er alles reglen könne. Gesagt, getan: Nach Mitternacht fallen zigtausende Menschen tot um, und jeden weiteren Tag bekommen hunderte Weitere je einen violetten Brief zugestellt. Doch ein Brief, ein einziger, kommt immer wieder zum Tod zurück. Der Tod erkläärt diesen Sonderfall zur Chefsache.

    FORM: José Saramago (1922-2010) liefert mit diesem Roman ein vielschichtiges Spätwerk ab. Die Sätze sind gewohnt verschlungen, der Blick in die menschlichen Abgründe wie immer messerscharf, alles gewürzt mit einer ordentlichen Brise sarkastischem Humor. Die zahlreichen Figuren bleiben namenlos, auch wenn einzelne aus der Masse hervorstechen, wie zum Beispiel der König oder der Premierminister. Einzig der Tod, die Unperson höchstselbst, bekommt eine Persönlichkeit und einen Namen: tod, mit kleinem T. Und er ist eine Dame – tod die Todesdame, die zum Schluss sogar in Menschengestalt auf der Erde wandelt. Ironischer kann man sein Personal kaum ersinnen.

    Saramago lässt – wie schon in seinem Bestseller STADT DER BLINDEN (1995) – eine riesige Gruppe Menschen, quer durch alle sozialen Schichten, mit einer nie dagewesenen, widernatürlichen Situation kollidieren und schaut zu, wie sie damit umgehen. Er exerziert alle möglichen Szenarien durch, lässt seine Figuren leiden und sterben – oder eben auch nicht –, und schreibt alles auf, wie ein ernsthafter Wissenschaftler im Labor … oder ein diabolisches Kind beim Fluten eines Ameisenhaufens. Die Ergebnisse aus diesen Forschungen jedenfalls, egal ob politischer, sozialer oder philosophischer Natur, sind erhellend und unterhaltsam zugleich.

    FAZIT: Volle Punktzahl für diesen unglaublich komplexen Roman. Bisher kannte ich nur DIE STADT DER BLINDEN (grandios) und DER DOPPELGÄNGER (sehr zäh und trocken). EINE ZEIT OHNE TOD hat mir aber wieder Lust auf mehr Bücher des Nobelpreisträgers gemacht; ein paar habe ich auch schon bereit liegen.

    *** Diese und viele weitere Rezensionen könnt Ihr in meinem Blog Bookster HRO nachlesen. Ich freue mich auf Euren Besuch ***

  5. Cover des Buches Tanz der seligen Geister (ISBN: 9783596512195)
    Alice Munro

    Tanz der seligen Geister

     (45)
    Aktuelle Rezension von: parden
    VOM ERWACHSENWERDEN...

    Schon lange befindet sich dieser Band von 15 Erzählungen in meinem Regal - zufällig sogar das Debüt der kanadischen Schriftstellerin (Erstveröffentlichung 1968) -, und spätestens seit Alice Munro 2013 den Nobelpreis für Literatur erhielt, war ich neugierig auf dieses Buch. Doch erst jetzt nahm ich mir die Zeit für die Lektüre und kann schon so viel vorweg verraten: es wird für mich nicht das letzte Buch der 1931 geborenen Preisträgerin gewesen sein.

    Das verbindende Glied der 15 Erzählungen ist im weiteren Sinne der Abschied von der Kindheit, das Finden eines eigenen Weges. Angesiedelt sind die Geschichten etwa in den 40er und 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in der kanadischen Provinz, und wie ich gelesen habe, beinhalten sie zahlreiche autobiografische Erlebnisse der Schriftstellerin. Dies lässt die meist zwischen 20 und 30 Seiten langen Erzählungen in einem besonderen Licht erscheinen.


    "Es gibt nichts, was du im Augenblick tun kannst, außer die Hände in die Taschen zu stecken und dir ein unvoreingenommenes Herz zu bewahren." (S. 55)


    Aber auch ohne dieses Wissen konnte mich Alice Munros Schreibstil beeindrucken: präzise, unsentimental und intensiv, dabei oftmals poetisch und melancholisch, zeitweise ironisch, immer aber durchzogen von einer tiefen Ernsthaftigkeit. Die Unausweichlichkeit der geschilderten Situationen wird dem Leser vor Augen geführt, nur gelegentlich begleitet von einem leisen Bedauern, stets aber mit der immensen Bedeutung des Geschilderten für das Schicksal der jeweiligen Hauptperson im Fokus. In wenigen Sätzen skizziert Munro den oftmals eher tristen Ort, die Situation, das Geschehen und schafft so ein scharfes Bild, das ein Wegschauen unmöglich macht.


    "Wie die Kinder im Märchen, die gesehen haben, dass ihre Eltern mit furchterregenden Fremden einen Pakt schlossen, die entdeckt haben, dass unsere Ängste auf nichts als der Wahrheit beruhen, die aber nach wundersamer Rettung aus Gefahr heil nach Hause kehren, artig und wohlerzogen zu Messer und Gabel greifen und vergnügt bis an ihr seliges Ende leben - wie sie, von den Geheimnissen benommen und mit Macht begabt, sagte ich nie auch nur ein Wort." (S.79)


    Die einzelnen Geschichten hier vorzustellen, würde m.E. den Rahmen sprengen, und so schließe ich die Rezension mit der Erwähnung meines anfänglichen Erstaunens und der mit dem Lesen wachsenden Erkenntnis, dass auch und gerade das Schreiben von Kurzgeschichten eine Kunst ist - eine so hohe, dass Alice Munro, die 13 Erzählbände und nur einen einzigen Roman geschrieben hat, den Nobelpreis für Literatur in meinen Augen zu Recht gewonnen hat. Eben als "Meisterin der zeitgenössischen Kurzgeschichte". Chapeau.

    Für mich mit Sicherheit nicht das letzte Buch dieser Schriftstellerin!


    © Parden

  6. Cover des Buches Die Akademiemorde (ISBN: 9783442713653)
    Martin Olczak

    Die Akademiemorde

     (70)
    Aktuelle Rezension von: Jules113

    Ein Unbekannter ermordet mehrere Mitglieder der schwedischen Akademie, welche die Literaturnobelpreise verleiht. Die Polizistin Claudia und ihr Exfreund, der Buchantiquar Leo, versuchen auf eigene Faust, den Täter zu schnappen. „Die Akademiemorde“ hat mich von der ersten Seite an gepackt. Die Protagonisten Claudia und Leo waren mir auf Anhieb sympathisch und die Geschichte ist spannend erzählt. Die Perspektive wechselt dabei zwischen Claudia und/oder Leo und den Opfern, später auch dem Täter, hin und her, der Schwerpunkt liegt jedoch auf der Sicht der Ermittler. Die Auflösung wird in der zweiten Hälfte des Buches durch Einschübe aus der Vergangenheit vorbereitet, sodass der Leser mehr Informationen hat als die Ermittler und so bei richtigem Kombinieren den Fall auch schneller löst. Dies kann unter Umständen zu einem Spannungsabfall führen, bei mir blieb die Spannung hoch, da ich doch unbedingt wissen wollte, ob ich recht behielt. Während die erste Hälfte des Buches klassische Krimi-Kost bietet, zeigt der Schluss doch starke Tendenzen zu mythischen Thrillern im Bereich der Verschwörungstheorien, wie man sie beispielsweise von Dan Brown kennt. Da ich ein grosser Fan von Dan Browns Thrillern bin, ist dies für mich natürlich eine positive Sache. Wer aber mit Verschwörungen und geheimen Verstecken nichts anfangen kann, wird zumindest die zweite Hälfte von „Die Akademiemorde“ wohl nicht mögen. Mich hat das Buch hellauf begeistert und ich empfehle das Buch auch gerne weiter, unter dem Vorbehalt, dass man nicht nur Krimis, sondern auch Thriller über Verschwörungen mögen sollte.

  7. Cover des Buches Bibliomania (ISBN: 9783038200062)
    Christian Detoux

    Bibliomania

     (51)
    Aktuelle Rezension von: seschat
    Das 160 Seiten starke Buch von Steven Gilbar ist ein wahres Kleinod für alle Büchernarren bzw. Bücherfreunde. Obschon es bereits 2014 erschienen ist, hat es nichts an Aktualität und Faszination eingebüßt. Im Gegenteil, hier kann der passionierte Leser noch einiges Spannendes wie Wissenswertes rund ums Thema "Buch" erfahren, was nicht nur Statistikfans jubilieren lässt. 
    Inhaltlich wird viel und vor allem Fakten in Listenform geboten. Ob es nun um die Entstehung des ersten Buchs, die ältesten Bibliotheken, das schwerste Buch, schreibende Mediziner, Autorenpseudonyme, Nobelpreisträger, die ISBN oder bekannte Zitate oder Begriffe aus der Literatur- und Verlagswissenschaft geht, der Autor Steven Gilbar hat an wirklich alles gedacht und sich dabei nicht ausschließlich mit der deutschen Literaturszene beschäftigt, sondern auch die internationale Buchkultur berücksichtigt. 

    Mich hat Gilbars detailreiche sowie sehr gut lesbare Liebeserklärung an das immer noch aktuelle Medium Buch ab der ersten Zeile begeistern können. Allerdings sei auch verraten, dass ich selbst an Bibliomanie und -philie leide :-)

    FAZIT
    Ein faktenreiches Buch für Büchernarren, das sich schnell und mit Gewinn lesen lässt. PS: Der Untertitel ist Programm. 
  8. Cover des Buches Die Brücke über die Drina (ISBN: 9783552057777)
    Ivo Andric

    Die Brücke über die Drina

     (57)
    Aktuelle Rezension von: Jossele

    Der Roman des jugoslawischen Schriftstellers Ivo Andrić erschien im Original 1945. Der deutsche Titel ist eine wörtliche Übersetzung des serbischen Originaltitels.  Das Buch ist Teil der sogenannten bosnischen Trilogie, die den Autor weltberühmt machte. Der Titel bezieht sich auf die Mehmed-Paša-Sokolović-Brücke in Višegrad im heutigen Bosnien-Herzegowina. 

    Es handelt sich um einen historischen Roman. Die Handlung beginnt mit der Geschichte vom Bau der Brücke im 16. Jahrhundert aufgrund der Stiftung des damaligen Großwesirs des Osmanischen Reiches, der aus der Gegend stammte. Zwischendurch macht der Autor große Zeitsprünge, so dass sich der Leser immer wieder neu orientieren muss, zumal Andrić mit geschichtlichen Fakten eher sparsam umgeht. Er schreibt aus einer Position des Wissenden und überlässt es dem Leser, ob er die geschichtlichen Fakten und Hintergründe dazu selbst eruieren will. Er beschränkt sich darauf, die Auswirkungen dieser Fakten auf die Schicksale und das Leben der Menschen zu erzählen. Der Roman endet mit dem Beginn des 1. Weltkriegs 1914.

    Wunderbar beschreibt Andrić bestimmte Eigenheiten der Menschen, positive wie negative oder auch einfach harmlos wichtigtuerische wie die Neigung zu rückblickender Übertreibung: „Betrachtet durch den Tabaksrauch oder ein Gläschen milden Raki, änderten, vergrößerten und übertrieben Phantasie und Ferne oft diese Szenen, aber das bemerkte niemand von ihnen, und jeder hätte geschworen, dass sie wirklich so gewesen seien, denn unbewusst hatten sie sich alle an dieser unabsichtlichen Verschönerung beteiligt.“ (Ullstein Tb, 1974, S. 70)  Oder das stille Abrücken von in Ungnade gefallenen Leuten: „Um ihn bildete sich jener Kreis von Einsamkeit und schwerer Stille, der sich immer um einen Menschen, den das Unglück traf, wie um ein krankes Tier bildet.“ (ebd., S. 166)

    Seltsam mutete für mich an, dass als Bezeichnung für alle Fremden, also auch für die Österreicher „Schwaben“ verwendet wird. Ich frage mich, ob das wirklich so war oder ob das ein Kniff des Autors oder des Übersetzers ist. Etwas schwergetan habe ich mich zunächst mit der Sprache, die durchaus anspruchsvoll eben die Sprache von vor 80 Jahren ist. Nach einer Eingewöhnung war das Lesen aber flüssig möglich.

    Auffällig fand ich, wie viele Personen der Autor in seiner Beschreibung mit roten Haaren versah. Rothaarige hätte ich nun auf dem Balkan eher selten vermutet. Am Ende macht der Autor eine spitze Bemerkung über die Deutschen: „Ihr Hauptmann, ein dicker, blonder Mann, der die Hitze schlecht vertrug, schnauzte gerade jetzt den Gendarmeriewachtmeister Danilo Repatz an, wie nur Vorgesetzte im deutschen Heer zu schnauzen vermögen, laut, rücksichtslos und pedantisch.“ (ebd., S.312/313)

    Als Fazit lässt sich festhalten, dass Andrić herausgearbeitet hat, dass die Menschen verschiedener Herkunft und Völker im Grunde alle liebenswerte Geschöpfe sind, denen das aber allzu oft selbst nicht bewusst ist. Als solche können die Menschen, von unbedeutenden Nickeligkeiten zwischen den Volksgruppen abgesehen, im Grunde problemlos zusammenleben. Man merkt dem Buch an, wie sehr Andrić die Menschen der Region mag. Und doch zeigt er dem Leser auch das Damoklesschwert, das ständig über solch zusammengewürfelten Gesellschaften schwebt, dass das labile Gleichgewicht leicht verloren gehen kann und dann das Verkommene und Grausame im Menschen zum Vorschein kommt. Insofern ist sein Buch eine Werbung, ein Appell für die Völkerverständigung. Vier Sterne.

  9. Cover des Buches Ruhm und Ehre - Die Nobelpreisträger für Literatur (ISBN: B0000BLYYE)
  10. Cover des Buches Die Hagebuttenlaterne (ISBN: 9783423122283)
    Seamus Heaney

    Die Hagebuttenlaterne

     (2)
    Noch keine Rezension vorhanden
  11. Cover des Buches Die Frauen des Hauses Wu (ISBN: 9783596903986)
    Pearl S. Buck

    Die Frauen des Hauses Wu

     (53)
    Aktuelle Rezension von: dunkelbuch

    Madame Wu ist die Gattin eines reichen Kaufmanns. Als Oberhaupt einer weitverzweigten Familie lenkt sie fast unmerklich die Schicksalsfäden ihrer Söhne und Schwiegertöchter. Aber dann tut sie etwas Unerhörtes: In der Nacht nach ihrem vierzigsten Geburtstag beschließt sie, ihre scheinbar so harmonische Ehe zu beenden, und führt dem Gatten eine Nebenfrau zu. 

    Ob das an der Überzetzung liegt ? Die Anrede "Gnädige Frau" ist sehr unpassend. "Herrin" oder "Junge Herrin" (nachdem die "Alte Herrin" ja noch lebte) hätte da sicher besser gepaßt. 

    Die Figuren wollen nicht wirklich lebendig werden. Immer wieder heißt es, Frau Wu habe diese Nacht gut geschlafen usw. Irgendwie ist das auf Dauer langweilig

    Wäre das mein erstes Buch von der Autorin gewesen, ich hätte sicherlich kein weiteres mehr gelesen.

    Ich würde eher “Ostwind - Westwind” empfehlen oder “Die gute Erde” auch "Das Mädchen Orchidee". 

    Mit dem Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon.
    Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Zeitschrift für Literatur TEXT+KRITIK. 

    SCHADE

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