Bücher mit dem Tag "nordirland"
50 Bücher
- Tana French
Grabesgrün
(621)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerDu suchst einen Krimi, der dich tief in die Psyche der Charaktere eintauchen lässt und dabei noch ein düsteres Geheimnis bereithält? Dann könnte „Grabesgrün“ von Tana French genau dein Ding sein. Doch Vorsicht: Dieser Krimi ist kein typischer Pageturner, sondern eher eine Reise in die Abgründe der menschlichen Seele.
Die Geschichte beginnt mit dem Fund der Leiche der zwölfjährigen Katy Devlin auf einem Opferaltar bei einer archäologischen Ausgrabungsstätte in Knocknaree, nahe Dublin. Die Ermittler Rob Ryan und seine Partnerin Cassie Maddox werden mit dem Fall betraut. Doch Rob trägt selbst ein dunkles Geheimnis in sich: Vor zwanzig Jahren verschwand er im gleichen Wald mit zwei Freunden, die nie wieder auftauchten, während er selbst schwer traumatisiert und ohne Erinnerung an das Geschehene zurückblieb. Niemand darf davon wissen, und so beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit und die eigenen Dämonen.
French schafft es meisterhaft, eine Atmosphäre aufzubauen, die dich von der ersten Seite an fesselt. Ihr Schreibstil ist dabei außergewöhnlich bildhaft und poetisch, fast schon literarisch. Manchmal verliert sie sich in detaillierten Beschreibungen, die zwar nicht jedermanns Sache sind, aber für mich die Geschichte lebendig und greifbar machen. Es ist fast so, als würdest du selbst durch die nebelverhangenen Wälder von Knocknaree streifen.
Die Charaktere sind das Herzstück dieses Buches. Rob Ryan ist kein strahlender Held, sondern ein komplexer, fehlerhafter Mensch. Seine Vergangenheit und seine inneren Kämpfe machen ihn zu einem faszinierenden Protagonisten, auch wenn seine oft überheblichen und verschlossenen Züge nicht immer Sympathiepunkte sammeln. Cassie Maddox, seine clevere und loyale Partnerin, bringt hingegen eine erfrischende Dynamik in die Geschichte. Ihre Beziehung ist ein Balanceakt zwischen Vertrauen und unausgesprochenen Geheimnissen, was dem Ganzen eine zusätzliche Spannung verleiht.
Ein kleines Wort der Warnung: Wenn du Krimis liebst, bei denen am Ende alle Fragen beantwortet sind und der Fall sauber gelöst wird, könnte „Grabesgrün“ dich etwas frustrieren. French lässt einige Fäden offen und überlässt es dem Leser, eigene Schlussfolgerungen zu ziehen. Das mag nicht jedem gefallen, aber es sorgt dafür, dass du noch lange nach dem Lesen über die Geschichte nachdenkst.
Besonders spannend fand ich die parallelen Ermittlungen: Während der aktuelle Fall immer mehr Verstrickungen offenbart, zieht Robs ungelöster Fall aus der Vergangenheit ihn immer tiefer in eine Spirale aus Erinnerungen und Vermutungen. French gelingt es, diese beiden Erzählstränge so geschickt zu verweben, dass du ständig hin- und hergerissen bist zwischen der Lösung des Mordes an Katy Devlin und der Suche nach der Wahrheit über Robs Vergangenheit.
Natürlich darf bei all der düsteren Atmosphäre auch ein wenig Humor nicht fehlen. Die Dialoge zwischen Rob und Cassie sind oft voller trockener, bissiger Bemerkungen, die trotz der ernsten Themen immer wieder ein Schmunzeln hervorrufen.
Zusammenfassend lässt sich sagen: „Grabesgrün“ ist ein packender, tiefgründiger Krimi, der dich sowohl intellektuell als auch emotional fordert. Er ist nichts für schwache Nerven oder Fans von schnellen, actiongeladenen Geschichten, aber wenn du auf psychologisch ausgefeilte Erzählungen stehst und bereit bist, dich auf ein literarisches Abenteuer einzulassen, wirst du dieses Buch lieben. Also, mach es dir gemütlich, tauche ein in die Welt von Knocknaree und lass dich von Tana Frenchs meisterhaftem Erzähltalent gefangen nehmen.
- Adrian McKinty
I Hear the Sirens in the Street (Detective Sean Duffy Book 2)
(5)Aktuelle Rezension von: Ingrid_DavisDer zweite Band der Sean-Duffy-Reihe ist immer noch ein ordentlicher Krimi, ist aber m.E. nicht so stark wie der erste Band. Weniger politisch, mehr Standard-Detektivgeschichte, trotzdem ist es insgesamt immer noch lesenswert. - Adrian McKinty
In the Morning I'll be Gone
(5)Aktuelle Rezension von: Ingrid_DavisNach dem etwas enttäuschenden zweiten Band läuft Duffy bzw. McKinty wieder zu Hochform auf, aus meiner Sicht, weil er die politischen Verwicklungen im Belfast der 1980er Jahre wieder stärker mit der Kriminalgeschichte verknüpft und der Fall dadurch eine wesentlich größere Tiefe und Komplexität bekommt. Und das Ende ist herrlich ironisch. Prädikat: Sehr lesenswert. - Anna Burns
Milchmann
(188)Aktuelle Rezension von: ReadingWitchRezension "Milchmann"
Die Welt, in die uns Anna Burns in ihrem Roman „Milchmann“ führt, ist schwarz und weiß. Es gibt genaue Regeln, die jeder kennt, aber über die keiner spricht. Das Regelwerk deckt alle Bereiche ab. Es erstreckt sich von der richtigen Wohngegend über die richtige Religion bis hin zu den richtigen Namen. Es wird zwar an keiner Stelle erwähnt, aber aus dem Kontext lässt sich entnehmen, dass die Geschichte mitten in dem Konflikt zwischen den Protestanten und Katholiken in Nordirland spielt. Der Alltag ist geprägt von Attentaten und Gewalt. Es gibt die Bewegung der Verweigerer, welche sich dem Staat widersetzt und ihren Bezirk kontrolliert. Die Menschen teilen ihre Stadt in “die richtige und die falsche Seite der Hauptstraße ein“ und definieren sich über ihre Gruppenzugehörigkeit. Es ist wichtig das richtige zu sagen, damit die Nachbarn nicht das Falsche denken. Daraus entsteht eine psychopolitische Atmosphäre der Angst und Unterdrückung.
„Der Schneeball und das böse Wort,
sie wachsen, wie sie rollen fort.
Ein Schneeball wirft zum Tor hinaus,
ein Berg wird`s vor Nachbars Haus.“
(Wilhelm Müller 1794 – 1827)
So ein Schneeball wird unserer Protagonistin zum Verhängnis. Die Ich-Erzählerin, auch Mittelschwester genannt, lebt in Belfast in den 70er Jahren. Mit ihren jungen 18 Jahren wird sie von dem deutlich älteren und verheirateten Anführer der „Verweigerer“ als nächste Affäre auserkoren. Er, im Roman Milchmann genannt, beginnt ihr nachzustellen. Und obwohl zwischen den beiden keine Beziehung besteht, brodelt die Gerüchteküche aufgrund einiger kurzer und für die Hauptfigur bedrohlicher Treffen. Der Milchmann erwartet von ihr, dass sie sich fügt und weicht nicht vor Drohungen zurück, um sich durchzusetzen. Die Erzählerin kann sich in ihrer Verzweiflung an niemanden wenden. Sie kann sich niemandem anvertrauen, nicht einmal ihrer Mutter, die aufgrund der Gerüchte bereits ihr eigenes Urteil gefällt hat.
Das Leben der Erzählerin besteht aus Anpassungsdruck, sozialen Kontrollen und Ungleichheit. Doch sie ist nicht bereit sich komplett anzupassen. Sie möchte nicht sofort heiraten und Kinder kriegen. Doch in ihrer Welt haben Frauen eine untergeordnete Rolle und müssen die männliche Überlegenheit anerkennen. Frauen, die widersprechen, gelten als missraten und werden geächtet.
Das alles wird in einen sehr ungewöhnlichen Schreibstil verpackt. Die langen Bandwurmsätze, die vom hundertsten ins tausendste springen, wirken wie ein nicht enden wollender Gedankenstrom. Die Hoffnungslosigkeit und die Verzweiflung der Hauptfigur wird dadurch greifbar. Ihre Gedanken drehen sich wie ein Karussell.
Ungewöhnlich sind auch die fehlenden Namen und Ortsbezeichnungen im ganzen Roman. Die Figuren werden mit ihrer Funktion angesprochen. Da gibt es dann "Schwester eins" und "Schwager eins, "Vielleicht-Freund und Chefkoch" und den "Ort auf der anderen Seite der See". Ich persönlich kann mir Namen nur sehr schwer merken und fand es daher erfrischend, dass die Figuren anders benannt wurden. Die fehlenden Namen machen die handelnden Personen anonym, aber auch allgemein gültig. Anna Burns schafft damit die Übertragbarkeit des Romans auf andere Orte und Zeiten.
Ob dieses Buch ein literarisches Meisterwerk ist oder nicht, kann ich nicht beurteilen, aber es ist auf jeden Fall etwas Besonderes. Beim Lesen habe ich mehrfach meine Meinung zu diesem Roman gewechselt. Ich schwankte immer wieder zwischen langweilig und unglaublich. Zum Schluss tendiere ich doch zur Leseempfehlung.
https://www.readingwitch.com/post/milchmann - Eoin McNamee
Requiem
(29)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerDer Fall des 1961 als letztem in Nordirland gehängten Mann Robert McGladdery ist durch den Autor Eoin McNamee sehr interessant aufbereitet worden.
Damals schon war der Fall quasi ein Skandal, denn McGladdery hatte während der gesamten Ermittlungen sowie während des quälenden Prozesses immer seine Unschuld beteuert. Er habe das 19-jährige Mädchen nicht ermordet.
Doch einen Tag vor seiner Hinrichtung widerruft er seine Unschuldbekundungen plötzlich...
Dass der Autor Jura studiert hat, merkt man dem Schreibstil deutlich an, was mir aber sehr gut gefallen hat, denn der Mann weiß, wovon er schreibt und wie er das so aufbereitet, dass auch Jura-Unkundigere alles nachvollziehen können.
Interessant fand ich, dass der Richter, der eindeutig nicht den Vorsitz hätte führen dürfen, den Prozess überhaupt eröffnen durfte, wenn man so will. Denn durch die Ermordung seiner Tochter war er eindeutig negativ beeinflusst. Heute würde so jemand gar nicht mehr den Vorsitz erhalten, auch nicht in den USA, die ja etwas strengere Maßstäbe an den Tag legen als hier in Deutschland zum Beispiel.
Auch der Ermittler und seine Arbeit werden dem Leser eindrucksvoll näher gebracht. Der Autor lässt den Leser am Leben fast aller Protagonisten teilhaben und „inszeniert“ die Handlung detailliert aber nicht zu ausschweifend, genauso wie ich es auch gern lese.
Somit ist „Requiem“ viel mehr als die bloße Aufbereitung eines scheinbar uralten Falles, viel mehr als die bloße Aneinanderreihung von Gerichtsaktenauszügen.
Eoin McNamee schreibt tiefgründig, authentisch und spannend.Ich kann das Buch nur weiterempfehlen und bei mir bekommt es das Prädikat „besonders wertvoll“ !
- Adrian McKinty
Der katholische Bulle
(98)Aktuelle Rezension von: Pascal_MaessAdrian McKinty entführt uns mit Der katholische Bulle ins Belfast der 1980er-Jahre – eine Stadt im Ausnahmezustand, geprägt von Unruhen, konfessionellen Spannungen und Gewalt. Hauptfigur Sean Duffy, katholischer Polizist in einer protestantisch dominierten Einheit, steht zwischen allen Fronten. Was auf dem Papier nach großem Stoff klingt, entfaltet sich in der Umsetzung jedoch mit Licht und Schatten.
Atmosphäre: Stark, aber nicht überragend
McKinty gelingt es, die nasskalte, spannungsgeladene Stimmung Belfasts gut einzufangen. Besonders in Momenten wie Duffys Rückzug in seine spärlich eingerichtete Wohnung, sein Gefühl der Fremdheit in der Straße oder das Unbehagen bei Patrouillen wird die politische und soziale Lage greifbar. Man sieht die Trümmer, man spürt den Regen.
Allerdings wird dieses Bild oft zu sehr durch das Vorwissen des Lesers getragen – McKinty verlässt sich darauf, dass wir die historischen Konflikte (IRA, MI5, protestantisch vs. katholisch) bereits einordnen können. Das erfordert Recherche oder Vorkenntnisse und erschwert den Zugang zur Geschichte. Vieles wird nur angerissen, selten erklärt oder vertieft.
Stil: Zwischen starker Metapher und emotionaler Dürre
Ein zentraler Kritikpunkt ist der Stil. Während McKinty auf den ersten Seiten mit gelungenen Bildern überrascht („Purpurne Leuchtmunition in mystischen Parabeln“, „Scheinwerfer, die sich wie Liebende im Jenseits begegnen“), verliert sich sein Ton bald in Kürze und Oberflächlichkeit. Dialoge bleiben blass, Gefühle werden oft nur behauptet, nicht gezeigt.
Im letzten Drittel ändert sich das etwas: Der Stil wird ruhiger, klarer – fast so, als wüsste McKinty nun endlich, was er mit seiner Geschichte anfangen will. Leider kommt dieser Wandel zu spät und zu abrupt. Vorher wirkt vieles sprunghaft und gehetzt. Einzelne philosophische Sätze („Ich traf, der Tod öffnete ihnen die Augen…“) deuten an, was möglich gewesen wäre – bleiben aber Ausnahme.
Figurenzeichnung: Viel Potenzial – wenig Substanz
Sean Duffy bleibt eine schwer greifbare Figur. Anfangs noch sympathisch, aber klischeehaft cool (Doc Martens, Lederjacke, Zigarette), entfaltet er im Mittelteil verschiedene Persönlichkeitsfacetten – mal Macho, mal verletzlich, mal philosophisch, mal plötzlich sexuell ambivalent. Leider werden diese Seiten nicht entwickelt, sondern wirken wie beiläufige Experimente.
Duffy scheint alles sein zu wollen – und ist dadurch nichts richtig. Erst nachdem ihm der Fall entzogen wird, bekommt er erstmals Tiefe: Er säuft, hadert, wird zerrissen. In diesen Momenten blitzt echter Noir auf. Doch McKinty verliert diesen Ansatz genauso schnell wieder, wie er ihn aufgebaut hat. Duffy bleibt Spielball statt Figur mit innerem Kompass – besonders als er sich am Ende bereitwillig vom MI5 instrumentalisieren lässt.
Auch die Nebenfiguren bleiben über weite Strecken flach. Die Beziehung zu Crabby und Matty ist eine der wenigen positiv gezeichneten Konstellationen, mit respektvoller Reibung, Humor und Menschlichkeit. Leider baut McKinty auch das nicht richtig aus – verschenktes Potenzial.
Handlung: Stimmig, aber ungleich gewichtet
Die Krimihandlung selbst ist solide konstruiert. Der Weg zur Auflösung, insbesondere die Verbindung zu Savanni, ergibt Sinn – wird aber teilweise zu zufällig oder zu schnell erzählt. Manche Dialoge wirken wie Füllmaterial, andere relevante Wendungen (z. B. die Konfrontation mit Adams) bleiben oberflächlich. Ein Großteil der ersten 200 Seiten hätte kürzer oder tiefer erzählt werden können – das eigentliche erzählerische Gewicht liegt auf den letzten 50 Seiten.
Dass McKinty auf einmal mitten im Buch mit Zeitstempeln arbeitet (z. B. „4:30 Uhr Ballyclare“), wirkt stilistisch unharmonisch und wie ein nachträglich eingestreutes Mittel zur Dramatiksteigerung – viel zu spät eingeführt, um noch stimmig zu sein.
Positiv: Der Cliffhanger
So viel Kritik – aber McKinty gelingt zum Schluss doch noch ein Kunstgriff: Der Cliffhanger sitzt.
Obwohl vieles auf dem Weg dahin enttäuscht, schafft es McKinty, das Interesse an der Fortsetzung zu wecken. Es ist kein „Ich-muss-sofort-weiterlesen“-Moment, aber ein „Ich behalte die Reihe im Blick“-Gefühl. Und das ist mehr, als viele Autoren nach 300 Seiten schaffen.Fazit
Der katholische Bulle ist kein schlechter Krimi – aber auch kein guter Noir.
McKinty hat große Ideen, einen spannenden Schauplatz und eine Figur mit Potenzial. Aber er entscheidet sich nicht, wie er sie erzählen will. Sein Stil wirkt oft gehetzt, seine Figuren unausgereift.
Was bleibt, ist ein atmosphärisch dichter Kriminalfall mit großem erzählerischem Versprechen – und einer Umsetzung, die mehr Fragen als Tiefe hinterlässt.Empfohlen für Leser:innen,
-
die das Belfast der 80er atmosphärisch erleben wollen,
-
denen ein schneller Stil mehr liegt als psychologische Tiefe,
-
oder die einfach einen Einstieg in die Sean-Duffy-Reihe suchen – mit der Option, dass sich stilistisch noch etwas entwickelt.
-
- Colum McCann
Transatlantik
(37)Aktuelle Rezension von: CalipsoEin schöner Schreibstil vom Autor der uns auf 3 historische Geschichten mitnimmt wo sich das Band einer Frau aus verschiedenen Generationen durchzieht. Dies verpackt in einem packenden Roman mit wundervollen Eindrücken aus Irland.
- Adrian McKinty
The Cold Cold Ground
(5)Aktuelle Rezension von: Ingrid_DavisIch bin erst kürzlich auf Adrian McKinty gestoßen, allerdings nicht die Einzige, denn schon fast egal, mit wem man über Krimi spricht, sagt momentan: "Kennst du eigentlich schon...", und jetzt weiß ich auch warum.
Die Krimis um Detective Sean Duffy spielen in den 80ger Jahren in während der 'Troubles' in Nordirland. Duffy, einer der wenigen Katholiken in einer weitgehend protestantischen Polizei, der einzige Katholik in einer protestantischen Nachbarschaft, erzählt in trockener, ironischer Weise von seinen Mordfällen, die immer in irgendeiner Weise mit den Verstrickungen des Bürgerkriegs in Nordirland verknüpft sind.
Als Krimi ist dieser erste Band gut und solide - was mich aber nicht losgelassen hat, war die Quasi-Geschichtsstunde. Es ist unglaublich faszinierend, wie McKinty die Geschichte mit der gesellschaftlichen Dynamik verknüpft, die entsteht, wenn alle im Krieg gegeneinander sind, sich der ursprüngliche religiöse Konflikt aber längst an vielen Stellen in kriminelle Machenschaften verwandelt hat. Er beschreibt es trocken, zynisch, und das Lachen bleibt einem so manches Mal im Halse stecken.
Absolut lesenswert. - Adrian McKinty
Todestag
(15)Aktuelle Rezension von: EglfingerNach zwölf Jahren auf der Flucht kehrt Michael Forsythe nach Belfast zurück. Er hat vierundzwanzig Stunden Zeit, die entführte Tochter seiner großen Liebe Bridget wiederzufinden. Versagt er, hat er zum letzten Mal versagt… Das Buch beginnt ein Jahr nach dem erfolglosen Attentat auf Michael Forsythe in L. A., wo der erste Teil endete. Michael Forsythe arbeitet als Sicherheitschef in einem Hotel in Peru. Zwei Killer stöbern ihn auf, halten ihm eine Knarre an den Kopf und drücken ihm ein Telefon in die Hand. Am anderen Ende der Leitung ist seine große Liebe Bridget, die noch eine Rechnung mit ihm offen hat, weil er vor zwölf Jahren ihren Verlobten umgebracht hat. Sie stellt ihn vor die Wahl. Entweder er kommt nach Belfast und hilft ihr, ihre entführte Tochter innerhalb von 24 Stunden aufzufinden und alle noch offenen Rechnungen sind beglichen, oder die Killer erschießen ihn an Ort und Stelle. Er kehrt nach Irland zurück, und kaum, dass er in Dublin angekommen ist, kann er gerade noch einen Anschlag auf sich verhindern. Ihm kommen Zweifel, ob er nicht vielleicht doch in eine Falle Bridgets gelaufen ist. Doch die Sehnsucht, dass das Versteckspielen nach zwölf Jahren endlich ein Ende haben könnte, treibt ihn weiter an. Er trifft sich mit Bridget in Belfast und verspricht ihr, ihre Tochter zurückzuholen. Doch schnell muss er feststellen, dass Belfast sich seit dem Friedensprozess sehr verändert hat und seine damaligen Kontakte nicht mehr viel wert sind. Er legt sich mit der Belfaster Unterwelt an um an Informationen zu kommen und riskiert dabei mehrfach sein Leben, bis es um Mitternacht zum großen Showdown der Trilogie kommt. Es ist ein actionreicher Schlussteil der Trilogie der dort endet, wo alles begann – in Irland. Es kommt zu keinem Zeitpunkt Langeweile auf, weil Adrian McKinty seinem Helden nur 24 Stunden Zeit gibt, alles zu einem Ende zu führen. Und genauso verhält sich Michael Forsythe auch. Rücksichtslos und brutal gegenüber allen, die ihm nicht sofort weiterhelfen. Temporeich mit einem überraschenden Auftritt am Ende des Buches. - Inga Schneider
Bonbons, Whiskey und ein Mord
(39)Aktuelle Rezension von: MP_RobertsNachdem ich die "Anni Gade-Krimis" genossen habe, wollte ich natürlich auch die Krimis meines Herzenlandes kennenlernen.
Den Auftakt der Krimi-Reihe fand ich leider nicht gelungen.
Fiona wurde als Amateurdetektivin vorgestellt, hat aber nicht wirklich ermittelt. Als sie es dann tat, hat es der Leser erst am Ende erfahren.
Die Ermittler hatten leider keinen Dienstgrad (Detective ist nur die Bezeichnung für einen Kriminalbeamten). Vermutlich hat es sich um Chief Inspector und Sergeant gehandelt.
Dazu kommt, dass die Ermittlungsergebnisse der Polizei quasi nicht vorhanden waren. Das, was Fiona am Ende ermittelt hatte, hätte die Polizei schon vor dem zweiten Mord wissen müssen.
In Großbritannien (und damit auch in Nordirland) sind Polizisten grundsätzlich unbewaffnet. Das ist zwar nicht spektakulär, aber Fakt.
Mein Fazit:
Ein durchschnittlicher Liebesroman mit kriminellen Elementen, die hoffentlich in Band zwei besser recherchiert werden könnten.
- Alex Acht
SpielRaum
(11)Aktuelle Rezension von: trollchenSpielraum
Herausgeber ist Books on Demand; Auflage: 1 (11. August 2017) und das Buch hat 228 Seiten.
Kurzinhalt: München, Oktoberfest, Bierzelt: Ruth und die anderen Wiesn-Bedienungen bereiten sich auf arbeitsreiche Tage vor. Ein ungutes Gefühl begleitet Ruth, denn Teresa, ihre Freundin und Kollegin, ist in diesem Jahr nicht mehr mit dabei. Dafür taucht eine Neue auf, die bei der zusammengeschweißten Gemeinde auf Ablehnung stößt.
Ruth versucht sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren, doch immer wieder holen sie die Gedanken an Teresa ein. Dazwischen tauchen Bilder von Ian auf, den sie vor zwanzig Jahren aus den Augen verloren hat. Als nach einer Messerstecherei im Bierzelt die Polizei erscheint, ist das Durcheinander perfekt.
In der Zwischenzeit haben sich zwei Game-Designer unter die Gäste gemischt. Akribisch beobachten sie ihr Umfeld und entwerfen eine virtuelle Welt, in die sie ihre täglichen Beobachtungen übertragen.
Liebesgeschichten, Tragödien - es ist das Spiel des Lebens …
Meine Meinung: Ich weiss auch nicht so richtig, aber ich hatte mir irgendwie was anderes vorgestellt! Ich habe bei der Mitte des Buches aufgegeben, da überhaupt nichts vorwärts ging. Es war immer nur dasselbe, was man gelesen hat. Und leider habe ich nix daran finden können, was mich interessieren könnte. Es war auch ein etwas schwieriger Schreibstil und die Protagonisten blieben mir sehr unsympathisch, da sie kaum in Action waren.
Mein Fazit: Bei der Mitte des Buches aufgehört, leider konnte mich das Buch nicht erreichen. Ich vergebe 2 Sterne für das Buch und kann es nur bedingt weiter empfehlen.
- Kate Dakota
Der Klang eines Augenblicks
(75)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer✿ Kurz zur Geschichte ✿
Nach vielen Jahren kehrt Britt nach Irland zurück. Seit ihr Vater dort ums Leben kam, hat sie die Halbinsel Fanad im Norden des Landes, auf der sie als Kind mit ihren Eltern Urlaub machte, nicht mehr besucht. Doch nun will sie endlich wissen, wie es zu seinem angeblichen Unfalltod kam. Ihre einzige Spur ist ein Tagebucheintrag über das berühmte Book of Kells, ein Nationalheiligtum der Iren. Bei ihrer Suche nach Antworten lernt Britt den gutaussehenden Declan kennen, und obwohl sie zunächst aneinandergeraten, fühlt sie sich auf unerklärliche Weise zu ihm hingezogen. Kurz darauf erfährt sie, wer er wirklich ist und erkennt, dass sie ihn unbedingt wiedersehen muss.
(Quelle: Amazon.de)
✿ Meine Meinung ✿
Hmmmm, tolles Cover, ja das stimmt. Der Inhalt des Romans war mir leider zu gekünstelt und zu übertrieben. Nach dem Lesen des Klappentextes war mir schon klar, das es ein romantischer Roman, mit viel Liebe und Gefühlen ist, aber leider kamen mir beide Komponenten zu gewollt vor. Nachdem Declan und Britt sich kennengelernt hatten, war mir der weitere Verlauf ein zu wirres Hin und Her. Jeder macht sich Gedanken über den anderen, keiner spricht es aus, jeder redet sich ein, was der andere wohl denken wird und beide Verliebten sehen dann natürlich nur das negative und das aus ihnen eh nichts werden kann. Dieses Rumgejammere hat mich sehr gestört. Die Story besteht aus der Liebesgeschichte und einem Krimistrang, der leider irgendwann verloren gegangen ist, denn damit hätte die Autorin noch ein wenig Spannung reinbringen können. Was mir wiederum gut gefallen hat, waren die Abschnitte zu Irlands Geschichte und dem "Book of Kells" im Trinity College in Dublin. Mit diesen Recherchen und den Beschreibungen der immer gerne Party machenden Iren konnte mich Kate Dakota etwas milde stimmen. Alles in allem aber ein Roman, der bei mir keinen bleiben Eindruck hinterlassen wird.
✿ Mein Fazit ✿
Rasch zu lesen, aber mir war der Plot etwas zu triefig und zu überzogen. - Adrian McKinty
Alter Hund, neue Tricks
(86)Aktuelle Rezension von: ZahirahDas Buch ist Teil 8 der Sean-Duffy-Reihe. Erneut ist es dem Autor gelungen Historisches rund um die IRA mit Fiktivem zu einem tollen Kriminalroman zu verschmelzen. Der Hauptcharakter Sean Duffy muss erneut einen Fall aufklären, der ihn wieder in die IRA-Aktivitäten verstrickt. Aber Duffy ist kein Anfänger mehr, er weis wie der Hase läuft und beweist einmal mehr, dass ein „alter Hund“ das Beißen nicht verlernt hat und mit „neuen Tricks“ den Fall zu lösen vermag.
Der Autor hat es wiedereinmal geschafft, dank seines tollen Schreib- und Erzählstils und durch die wirklich gelungene Charakterisierung seiner Protagonisten, allen voran natürlich Sean Duffy, mich top zu unterhalten. Nicht nur die geschilderten politischen Ereignisse auch die humorige und selbstironische Art Duffys tragen zum Lesevergnügen bei. Diese Eigenschaften zeigen sich z. B., wenn sich Duffy über den Musikgeschmack seiner Mitmenschen so wunderbar aufregen kann oder er Gesprächspartners mit trockenem Humor Paroli bietet.
Für mich ist auch dieser Teil wieder ein rundum gelungener Krimi und ich vergebe deshalb auch volle 5 Sterne.
- Adrian McKinty
Gun Street Girl
(60)Aktuelle Rezension von: Ingrid_DavisInzwischen habe ich mich an den Vorleser der englischen Audible-Version gewöhnt, und inzwischen gefällt es mir sogar recht gut, wie er es liest. Diese Nummer 4 der Serie um Sean Duffy war auf der Skala wieder ein bisschen unter Band 3. Für mich steht und fällt die Reihe mit dem Bezug zur politischen Lage in den 1980ern in Belfast/Nordirland.
Die Romane, bei denen dieser Hintergrund eine größere Rolle spielen, sind definitiv die besseren Duffys.
Insgesamt gewinnt man aber den ironischen Duffy und seine lakonische Art, sein Leben und seine Fälle zu schildern lieb und will einfach wissen, wie es ihm weiterhin ergeht. - William Shaw
Der gute Mörder
(11)Aktuelle Rezension von: LisamariaNicht nur spannend, sondern auch lehrreich durch seine Rückblicke auf die Nordirland- Konflikte. Sympathischer Hauptprotagonist, der einem am Schluss fast leidtut.
- Adrian McKinty
Rain Dogs
(84)Aktuelle Rezension von: WirkommuDie Story, die in dem 2017 veröffentlichten Buch präsentiert wird, trägt sich 1987 zu. Man muss sich schon sehr in diese Zeit zurückversetzen, um die Handlungen nachvollziehen zu können, und sich mit der Geschichte Nordirlands und der IRA auseinandersetzen, um bestimmte Sichtweisen und eine gewisse Fatalität zu verstehen. Die Geschichte ist ruhig, mit gewissem Wortwitz und eben der beschriebenen Fatalität der Denkweise des Protagonisten Sean Duffy präsentiert: der Tod einer Journalistin, die sich mit Kindesmissbrauch in einem Heim für schwer erziehbare Jugendliche befasst und dabei auch Personen in höchsten Kreisen auf die Füße zu treten in Begriff ist. Der Mord wird als Selbstmord inszeniert und Sean Duffy soll dazu instrumentalisiert werden, eben dies zu beweisen. Aber er wäre nicht Sean Duffy, wenn er da nicht nachhaken würde. Auf der Rückseite wird Ian Rankin zitiert: „McKinty haut einen vom Hocker“, das kann man so nicht unterschreiben. Grundsolide Spannung trifft es aber schon.
- Øistein Borge
Hinterhalt
(28)Aktuelle Rezension von: PoldisHoerspielseiteGemeinsam mit seinem Vater ist der norwegische Interpol-Ermittler Bogart Bull nach Nordirland gereist, um nach langen Jahren seinen Großvater zu besuchen. Doch die Urlaubsatmosphäre wird jäh unterbrochen, als er zu einem neuen Fall abkommandiert wird, den er gemeinsam mit der ortsansässigen Chief Inspector Miriam Dixon in einem Mordfall ermitteln soll: In einem abgelegenen Waldstück hat ein altes Ehepaar an einem geschichtsträchtigen Ort eine Leiche entdeckt – und wurde kurz danach offenbar ebenfalls getötet. Doch wer hat Interesse daran, die Vergangenheit zu verschleiern…?
Bereits „Kreuzschnitt“ von Oistein Borge hat mir außerordentlich gut gefallen, und auch „Hinterhalt“, der zweite Band der Reihe um Bogart Bull, ist in meinen Augen ein Volltreffer – selbst wenn der Ablauf dem ersten Teil der Reihe ähnelt: Wieder wird der Ermittler in einen internationalen Fall mit geschichtsträchtigem Hintergrund hineingezogen, in dem sich die Vergangenheit auf äußerst clevere Weise mit fiktionalen Ereignissen aus der Gegenwart verbindet. Doch es gibt noch zahlreiche Elemente, die das Buch trotz vertrauter Atmosphäre anders, neu und frisch wirken lassen. Zum einen ist das der wohltuende Ortswechsel, wobei der Sprung von der französischen Riviera ins nördliche Irland nicht nur eine andere Stimmung, einen anderen Schlag von Menschen mit sich bringt, was der Autor gekonnt einfließen lässt. Auch der historische Hintergrund wird sehr gekonnt dargestellt und mit der gut funktionierenden Zweiteilung der Handlung von Vergangenheit und Gegenwart versehen. Der angenehme Lerneffekt über viele Hintergründe der irischen Separationsbewegung ist dabei clever eingebaut, zu keinem Zeitpunkt fühlt man sich in einer langweiligen Geschichtsstunde gefangen.
Auch der Ablauf der Handlung unterscheidet sich gar nicht mal so sehr von seinem Vorgänger, der Autor folgt einem ähnlichen Rhythmus von neuen Rätseln und packenden Offenbarungen, sodass man immer tiefer in die Handlung und ihre Hintergründe eintaucht. Die eingebauten Überraschungen und Wendungen sind aber dennoch sehr wirkungsvoll, was mit viel Energie und in markanten Szenen umgesetzt wurde. Toll ist auch, dass die Charaktere durchaus ihren Einfluss auf die Handlung haben und ihr eine eigene Färbung geben, man mitfiebert und immer neue Eigenheiten entdeckt, diese sich aber nicht in den Vordergrund drängen. Auch die neue Ermittlerin Miriam Dixon ist eine Bereicherung für den Roman, der Leser lernt eine interessante Figur kennen, auf die sich auch Bogart Bull erst einmal einstellen muss, was für reizvolle Momente sorgt.
Bogart Bull wird in einen ganz neuen Kontext gesetzt, ermittelt in einer anderen Umgebung und wieder in einem Fall, in dem Historie und Gegenwart gekonnt kombiniert werden. Das sorgt nicht nur für eine eigenwillige Stimmung, sondern für viele gut recherchierte und lesenswert aufbereitete Informationen über Irlands Geschichte. Mit authentischen Figuren versehen und vielen Wendungen gespickt ist auch der zweite Teil der Reihe sehr empfehlenswert geraten. - Adrian McKinty
Die Sirenen von Belfast
(46)Aktuelle Rezension von: WolfgangHauptAye, da muss man fast eine Rezension schreiben. Es fängt in Nordirland im Jahre 1983 an, eine Zeit, in der man besser woanders gelebt hätte. Die IRA gegen die RUC, die englische Armee, die gerade Richtung Falkland unterwegs sind. Inspector Duffy ahnt es, die Zeiten werden härter. Das ist der Hintergrund des Buchs. Einer, der mich echt an das Buch gebunden hat. Unverbraucht, toll erzählt, ohne erhobenen Zeigefinger, ohne Polemik. Es reicht, wenn man es zeigt. Niemand gefällt die Situation, es war ja nicht nur die Gewalt dort ein Problem. Die Politik spielt groß mit, die Wirtschaft stagniert, jeder Arbeitsplatz, der verloren geht, ist ein möglicher Attentäter.
Angetan hat es mir der Protagonist, eine coole Socke, einer mit Orden, der ihm aber sichtlich egal ist. Bringt ihm ja sowieso nichts. Wer da ist, muss helfen, gegen die aufbegehrenden Katholiken mitmarschieren. Umso problematischer, wenn man selbst einer ist. Ein Mann zwischen den Fronten, der sein Bestes gibt, wenn er mag. Alkohol ist Thema, wer je in Irland war, weiß es ganz genau, da geht oder ging es den Nordiren sicher nicht besser.
Mittendrin ein Mord, der sich schwierig gestaltet, weil natürlich mehr dahinter steckt, als man anfangs glaubt.
Es transportiert viel Lokalkolorit, den Geist der Zeit, und bleibt es am Ende doch ein Krimi. Es hat mich an Ken Bruen erinnert, ein wenig an Ross Thomas, und doch bleibt es eigenständig.
Es zieht hinein, lässt einen teilhaben am vergangenen Terror, dem Leid, das solche Konflikte mit sich bringen.
Sean Duffy gibt sich die volle Dröhnung, sprich die Nachrichten, die von den täglichen Gewalttaten der IRA berichten.
Polizeireviere, die Bunkern gleichen, vollgepanzerte Fahrzeuge, Beamte, die vor dem Fahrtantritt den Unterboden nach Quecksilberzündern prüfen.
Ein Leben in abgestumpfter Angst, der Gewohnheit an das Unausweichliche, kann es doch jeden erwischen.
Es rührt auf, lässt einen nachdenklich zurück.
Ach ja, der Krimi: Gut angelegt, ein paar Twists und Turns, die einem zwar nicht die flache Hand auf die Stirn treiben, aber doch vom Standard abweichen. So möchte ich ein Buch lesen. Eines, auf das ich mich jedes Mal gefreut habe, wenn ich wieder Zeit zum Lesen hatte.
Deswegen: Kaufempfehlung. Aye! - Gerald Seymour
Vagabond
(3)Aktuelle Rezension von: Gulan„Ich kenne keinen Besseren als Vagabond. Er ist so erfolgreich, weil er durchs Feuer geht, um seine Zielperson zu kriegen. Der ruft nicht bei der Gesundheitsbehörde an, wenn’s mal brenzlig wird, oder beschwert sich wegen Überstunden. Dieser Mann wäre von den Toten auferstanden, um meiner Anweisung zu folgen. Hatte ich das Recht, ihn aus dem Ruhestand zu holen? Diese Bürde muss ich tragen.“ (Auszug Seite 449-450)
Nordirland, 2000er Jahre: Nach dem Friedensschluss ist verhältnismäßig Ruhe eingekehrt im zerrissenen Land. Die meisten der ehemaligen Kämpfer haben sich dem Prozess unterworfen. Doch es gibt sie noch, die Frustrierten, ewig Gestrigen. Doch sie sind weitgehend isoliert, haben nur noch wenig direkte Unterstützung und nur noch sehr begrenzte finanzielle Mittel. Mit frischen, modernen Waffen könnte man vielleicht wieder ins Spiel kommen. Und so bemüht sich eine IRA-Splittergruppe um Waffen von einem russischen Waffenhändler. Doch der Deal steht im Visier des Geheimdienstes, der Mittelsmann ist ein Informant. Die Aktion wird geleitet von Gaby Davies, doch ihr Vorgesetzter beim MI5, Matthew Broderick, hat besondere Anforderungen, so dass er einen zusätzlichen Agenten reaktiviert: Danny Curnow, ehemaliger Deckname: Vagabond.
Danny war jahrelang Agentenführer beim FRU, einer verdeckten Geheimdiensteinheit in Nordirland, die sich auf die Infiltration von republikanischen Terroristengruppen spezialisiert hatte. Vagabond war einer der erfolgreichsten Führungsoffiziere, sorgte für die Festnahme oder für den Tod von IRA-Kämpfern, aber war ebenso mitbeteiligt, wenn Informanten getötet wurden oder sogar Unbeteiligte geopfert wurden, um die Glaubwürdigkeit von wichtigen Spitzeln zu erhalten. Irgendwann wurde es Danny zu viel und er ist einfach gegangen, ohne offiziell zu kündigen. Er hat sich mit seinem engen Kollegen Dusty neu orientiert. Die beiden sind nach Nordfrankreich gezogen und haben sich dort als Touristenführer für die Schauplätze des Zweiten Weltkriegs etabliert. Dort wird Danny von Broderick aufgespürt und mit leichtem Zwang rekrutiert.
Schauplatz des Deals wird Tschechien sein. Dort, in einer Villa in Karlovy Vary, residiert Timofei Simonow, ehemaliger russischer Geheimdienstler, der sich nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion im Waffenhandel und anderen kriminellen Geschäften etablierte. Der Mittelsmann und Informant Ralph Exton ist ein alter Freund von Simonow, ein Lügner und Opportunist. Von Seiten der IRA ist ein alter Bekannter von Danny Curnow beteiligt, Malachy Riordan. Vagabond hatte vor Jahrzehnten dessen Vater liquidieren lassen. In Prag warten die meisten der Beteiligten auf den Abschluss des Deals, belauern sich und nähren ihre Zweifel, Ängste, Nervosität oder gar Vorfreunde.
Autor Gerald Seymour arbeitete lange Jahre als politischer Journalist. 1975 veröffentlichte er seinen ersten Politthriller „Harry’s Game“ („Das tödliche Patt“ in der deutschen Übersetzung). Seitdem brachte Seymour fast jährlich ein neues Buch heraus und etablierte sich insbesondere in seiner britischen Heimat in der ersten Riege der Politthrillerautoren. Mehrere seiner Romane wurden fürs britische Fernsehen verfilmt. In Deutschland wurde Seymours Thriller bis zum Ende der 1990er regelmäßig übersetzt. Danach tat sich allerdings fast zwanzig Jahre oder vierzehn Romane lang nichts, bevor Thomas Wörtche ihn in seiner Reihe bei Suhrkamp wieder hervorholte. Übersetzt wurde „Vagabond“ übrigens von den in der deutschen Krimiszene auch nicht ganz unbekannten Zoë Beck und Andrea O´Brien.
Danny Curnow hatte vor all den Jahren, als Hanna ihn vor die Wahl stellte, geschwiegen, weil er nichts anderes gewagt hatte. Er war vergiftet. Mit den Toten zu marschieren war die Schuld, die er zu begleichen hatte. (Seite 70)
Müsste ich Gerald Seymours Stil in Vagabond mit einem Wort beschreiben, würde ich vermutlich „präzise“ wählen. Oder „minutiös“. Seymour sammelt von Beginn an ein üppiges Personal an und wechselt auch sehr häufig die Perspektive. Dadurch wird es durchaus komplex, aber man hat trotzdem das Gefühl, dass der Autor alles im Griff hat. Das Buch ist durchaus ein Polit- oder Spionagethriller, es geht um die IRA und um einen Waffenhändler und um die schmutzige Arbeit der Geheimdienste. Aber keine Angst vor politischen Referaten, denn Seymour nähert sich der Thematik über seine Figuren. Diese werden intensiv beschrieben und aufs Engste durch diese Geschichte begleitet.
Fast alle haben eine Schuld auf sich geladen, sind Verräter, Opportunisten, Karrieristen, doch ihre Beschreibung bleibt nicht eindimensional. Sehr eindrucksvoll gelingt dem Autor auch die Skizzierung eines Nordirland, in dem die Grenzen zwischen Informanten, Verrätern, Terroristen und Friedensgewinnern sehr diffus sind und die Vergangenheit nicht so einfach unter den Teppich gekehrt werden kann. Denn dafür gab es zu viele Ungerechtigkeiten, zu viele Personen auf beiden Seiten wurden vereinnahmt, unter Druck gesetzt, gebrochen und dann wieder allein gelassen. Oder der Rache der Gegenseite überlassen.
Der Leser darf hier kein Actionfeuerwerk erwarten. Es gibt keinen wilden Ritt durch mehrere Länder mit großem Waffenarsenal. Stattdessen bietet Vagabond in bester Le-Carré’scher Tradition einen unverfälschten Blick in die deprimierende Arbeit der Geheimdienste, präzise Psychogramme der beteiligten Figuren und darüber hinaus einen manchmal etwas tempoarmen, aber dennoch spannenden Plot, bei dem der Leser irgendwann ahnt, dass hinter der ganzen Aktion noch mehr steckt, als es zunächst den Anschein hat. Und recht behält (eigentlich unnötig, dass der Klappentext dies auch andeutet).
- Bernard MacLaverty
Schnee in Amsterdam
(68)Aktuelle Rezension von: BuecherfreundinimnordenIch wollte dieses Buch schon lange lesen und bin jetzt ein wenig unschlüssig, denn ich möchte fair bewerten. Es ist ohnehin kein leichtes Thema, das Bernhard MacLaverty sich vorgenommen hat: ein älteres Paar in einer tiefen Krise, sie trägt sich mit Trennungsabsichten, er hat ein heftiges Alkoholproblem. Eine Reise von Glasgow nach Amsterdam soll retten, was noch zu retten ist - nur hat Stella dabei etwas völlig anderes im Sinn als Gerry, der Ehemann. Doch, es gibt eine Überraschung gegen Ende der Story und wir erfahren auch einiges über deny Hintergrund dieser Ehe, die sich in einer Sackgasse befindet: nur dauert das alles leider teilweise furchtbar lange und las sich manchmal eher quälend. Der Strom der Gedanken beider Hauptfiguren entfernt sich manchmal für meinen Geschmack recht weit vom eigentlichen Thema. Auch empfand ich es als ausgesprochen schwierig, mitzuerleben, wie wenig Alkoholiker Gerry sich seiner Situation bewusst ist- aber das ist vielleicht bei Suchtkranken einfach so. Deprimiert hat mich dann noch mal der Schluss: ein eher halbherziges „Wir bleiben zusammen“ , dem bereits die Gefahr innewohnt, dass sie weiter nebeneinanderher leben wie bisher: ohne rechte Freude, ohne Aufbruch. Bis Gerry in die Entzugsklinik muss?Oder Ins Altersheim? Das ist alles sehr wahrhaftig und glaubwürdig, aber auch unglaublich traurig. Ich hoffe nur, MacLaverty schreibt hier nicht aus eigenem Erleben... - Eoin McNamee
Blau ist die Nacht
(7)Aktuelle Rezension von: HarIequinEin Wort um „Blau ist die Nacht“ zu beschreiben: Verwirrung. Pure Verwirrung.
Zugegeben ist es wohl zum Teil auch mein Fehler, da der Roman der 3. Teil der „The Blue Trilogy“ ist und ich die beiden Vorgänger noch nicht gelesen habe.
Die Reihe behandelt reale Mordfälle aus Irland, die entweder ungelöst blieben oder bei denen es juristische Fehler gab. Was zur Verwirrung beiträgt ist die Tatsache, dass es reale Fälle sind und sie somit nicht unbedingt logisch erscheinen, wie es beispielsweise bei fiktiven Thrillern der Fall wäre. Das Buch basiert zwar auf wahren Ereignissen, liest sich aber wie ein Roman oder ein Krimi.
Hier geht es konkret um die Familie Curran und ihre Verwicklung in 2 Mordfälle. Der erste Mord geschah an der Katholikin Mary McGowan, die von Robert Taylor erstochen wurde. Obwohl sie ihn vor ihrem Tod noch identifizierte und es eindeutige Beweise gegen ihn gab, wurde er nie verurteilt. Richter bei diesem Prozess ist Lance Curran, der mit seiner Strafforderung an der Jury scheitert. Einige Jahre später wird seine Tochter Patricia Curran tot aufgefunden und ein Unschuldiger dafür verurteilt. Durch das Buch führt Ferguson, der Assistent von Lance Curran.
Der erste Mordfall scheint sehr klar, der zweite ist allerdings sehr verworren:
„Taylor hatte er nie mit dem Mord in Verbindung gebracht. Nie war ihm in den Sinn gekommen, dass Taylor oder ein anderer Mann, den er nicht kannte, irgendein Feind von Curran, sich zwischen den Bäumen versteckt und Patricia aufgelauert haben könnte. Jetzt schien es so wahrscheinlich wie alles andere auch. Taylor. Doris. Cutbush. Curran.“ (S. 264)
Viele Tatverdächtige, viele Motive und doch kein Ergebnis. Sowohl die Familie Curran (v.a. Mutter Doris) wird verdächtigt, zum anderen wird einem auf den letzten Seiten nochmal ein neuer Tatverdächtiger präsentiert. Zwischendurch wird übrigens auch noch „Jack the Ripper“ hineingeworfen, um die Verwirrung komplett zu machen.
Alles in allem sind beide Mordfälle einfach unbefriedigend, da sie zu keiner Auflösung kommen. Da sie real sind, kann ich dies natürlich nicht negativ bewerten, man sollte sich auf ein sehr frustrierendes Lese-Gefühl einstellen. Auch war mir nicht immer klar, was Fiktion des Autors ist und was der Realität entspricht.
Das einzige Manko für mich war der teilweise anstrengende Schreibstil und die ständigen Zeitsprünge (manchmal nicht einmal mit Jahreszahl gekennzeichnet). Zudem gibt es sehr viele Personen auf wenig Seiten, dass ich schnell durcheinanderkam (aber wie angemerkt: ich kenne die Vorgänger nicht). Sprachlich hält der Autor sich eher nüchtern und sachlich.
Alles in allem hat mich „Blau ist die Nacht“ doch schnell in seinen Bann gezogen und ich habe vermutlich noch länger daran zu nagen. Auβerdem schafft McNamee es, eine ganze Bandbreite von Emotionen zu wecken (wenn auch eher negative). Man bleibt mit einem Gefühl von Unzufriedenheit zurück und das ist auch schon der Geniestreich: die Authentizität und Realität der realen Ermittler und aller Beteiligten. Die beiden Vorgänger werde ich mir schnellstmöglich besorgen, denn McNamee hat mich wirklich gepackt.
- Stuart Neville
Die Schatten von Belfast
(38)Aktuelle Rezension von: 250786Die Schatten von Belfast ist ein Buch, das mich schnell gepackt hat. Stuart Neville schafft es, eine düstere und beklemmende Atmosphäre zu erschaffen, die tief in die Abgründe der irischen Nachkriegszeit eintaucht.
Der Protagonist, Gerry Fegan, ist eine der faszinierendsten Figuren, denen ich je begegnet bin. Als ehemaliger IRA-Killer, der von den Geistern seiner Opfer heimgesucht wird, ringt er mit Schuld, Rache und der Hoffnung auf Erlösung. Seine innere Zerrissenheit und der moralische Konflikt verleihen der Geschichte eine außergewöhnliche emotionale Tiefe.
Nevilles Schreibstil ist packend, präzise und gleichzeitig poetisch. Die Handlung ist vielschichtig und spannend – eine gelungene Mischung aus Thriller und psychologischem Drama. Dabei wird die politische Geschichte Nordirlands im Kern angedeutet und geschickt in den Plot verwoben, was dem Buch zusätzlich Gewicht verleiht.
Für Fans von düsteren, intensiven Kriminalromanen und gut durchdachten Charakteren ist dieses Buch zu empfehlen.
- Inga Schneider
Bonbons, Whiskey und ein Mord: Der Tod trägt Strapse (Ein Fall für Fiona Fitzgerald-Reihe 2)
(41)Aktuelle Rezension von: MP_RobertsDer zweite Teil der Krimi-Reihe um die Bonbon-Köchin Fiona Fitzgerald. Ein gemütlicher Cosy-Krimi für zwischendurch, bei dem die Charaktere nicht immer zwingend logische Dinge tun müssen.
Aber leider sind mir auch dieses Mal wieder einige handwerkliche Fehler aufgefallen.
Vielleicht hat Fiona aber auch nur einfach das Haus umgebaut. In Teil eins gab es jedenfalls noch keinen Hintereingang.
Und ein DCI ist nicht der Vorgesetze eines DI. Ein DCI ist ein Inspector, der ein Team führt, ein DI hingegen agiert ohne Mitarbeiter.
Beide bekleiden denselben Dienstrang und würden vermutlich auch nicht gemeinsam ermitteln.
Insgesamt ein solider Krimi für zwischendurch.























