Bücher mit dem Tag "norwegische autorin"
9 Bücher
- Maja Lunde
Die Geschichte der Bienen
(1.042)Aktuelle Rezension von: AnkeabiszGerade habe ich das Buch beendet und gern teile ich meinen sehr positiven Eindruck mit Euch:
Ab der ersten Zeile hat mich dieses Buch in seinen Bann gezogen. In drei verschiedenen Handlungssträngen beschreibt die Autorin die Imkerei: zunächst historisch im Jahr 1852, dann dieselbe Familie einige Generationen später in unserer Gegenwart 2007 und in einer dritten Teilgeschichte die Zukunft ohne Bienen im Jahr 2098 wie in einer Dystopie. Für mich war es ganz leicht, den Geschichten von Kapitel zu Kapitel zu folgen. Die Autorin hat eine nette, humorvolle Art, die Charaktere tiefgründig und mehrschichtig zu beschreiben. Der Leser kann sich durch den aktuellen Bezug zum Klimawandel intensiv mit der Geschichte identifizieren. Der Spannungsbogen baut sich bis zum Ende des Buches kontinuierlich auf und endet mit einer Überraschung, von der ich natürlich nicht zu viel verraten möchte.
Ich bin froh, dass es sich um eine Buch Serie handelt: Das Klimaquartett- und den nächsten Band -Die Geschichte des Wassers- werde ich jetzt im Anschluss weiterlesen.
- Maja Lunde
Die Geschichte des Wassers
(385)Aktuelle Rezension von: AnkeabiszMein absolutes Highlight in diesem Jahr!
Ich habe den letzten Band dieser 4-teiligen Serie als Rezensionsexemplar vom Verlag zur Verfügung gestellt bekommen. Als ich mich näher mit dem Inhalt beschäftigt habe, war mir klar, dass ich alle 4 Bücher lesen möchte.
Mit der Geschichte der Bienen bin dann ganz schnell in die Geschichte eingetaucht. Das Buch konnte ich kaum aus der Hand legen. Die Geschichte wird über 3 Zeitachsen erzählt und jede Zeitachse für sich war nicht nur lehrreich, sondern auch fesselnd. Ich weiß nun, wie das mit den Bienen und dem Honig funktioniert und wie eng die Beziehung zwischen einem Imker und seinem Bienenvolk sein kann. Außerdem habe ich verstanden, wie wichtig die Bienen für die Sicherung unserer Nahrungsmittelquellen sind….und wie dadurch das Überleben der menschlichen Art gesichert wird.
Kaum hatte ich die letzten Seiten gelesen, hab ich schon mit der Geschichte des Wassers gestartet. Für mich war dieser Band noch interessanter als die Bienengeschichte. Wieder wird in 3 Zeitachsen geschrieben. Wie schrecklich ein Leben ohne (oder ganz im Norden mit zu viel) Wasser sein muss, zeigt die Autorin mehr als anschaulich….und die unglaubliche Entwicklung dahin…die wahnsinnige Ignoranz der Menschen und das dekadente Handeln einiger weniger…hat mich tief betroffen.
Und natürlich habe ich sofort nach dem 3. Band: Die letzten ihrer Art gegriffen und losgelesen.
Wieder 3 Zeitachsen. Wieder 3 interessante Geschichten mit anrührenden Themen verknüpft. Und bei dem Hauptthema `Przewalski Pferde`und Arterhaltung war ich innerlich tief berührt (schließlich bin ich ein Pferdemensch) und konnte mich der anschaulichen und mitfühlenden Schreibart der Autorin überhaupt nicht mehr entziehen. Ich habe jede freie Minute gelesen. Dieser Band war dann viel zu schnell durchgelesen.
Gut, dass es noch den 4. Band: Ein Traum von einem Baum gab.
Dieser Band ist anders geschrieben. Die Geschichte wird wieder in mehreren Zeitachsen geschrieben, die jedoch viel näher beieinander liegen als in den vorangegangenen Büchern. Sie liegen nur wenige Monate auseinander würde ich sagen. Und das Buch beginnt mit dem Ende. Ein unglaublich spannender Trick der Autorin, die Geschichte von hinten noch vorne zu erzählen. Versteckt und subtil werden Hinweise im Text gegeben, die auf das Ende vorbereiten. Die die Geschichte spannend machen und den Leser fesseln. Ich habe gelernt, dass es wirklich den Saatguttresor in Spitzbergen gibt. Und wo liegt überhaupt Spitzbergen?
Die Geschichte um den Klimawandel und den Umweltschutz, der sehr anschaulich, fesselnd, berührend und empathisch beschrieben wird, hat mich nachdenklich gestimmt und klingt immer noch in mir nach. Ich mag noch kein neues Buch lesen, ich bin noch mit dem Verarbeiten und Verdauen dieses unglaublichen Lesestoffes beschäftigt. Einzelne Passagen habe ich mir markiert und lese sie nochmals (teilweise mehrfach).
Ich freue mich sehr, dass diese Bücher mir über den Weg gelaufen sind. Und achja, Du kannst die Bücher einzeln lesen. Würde ich aber nicht machen. Jeder Band hat eine Verstrickung zu den anderen Bänden und nicht nur dadurch werden die insgesamt ca. 2000 Seiten in ein Ganzes gegossen.
- Maja Lunde
Die Letzten ihrer Art
(171)Aktuelle Rezension von: AnkeabiszMein absolutes Highlight in diesem Jahr!
Ich habe den letzten Band dieser 4-teiligen Serie als Rezensionsexemplar vom Verlag zur Verfügung gestellt bekommen. Als ich mich näher mit dem Inhalt beschäftigt habe, war mir klar, dass ich alle 4 Bücher lesen möchte.
Mit der Geschichte der Bienen bin dann ganz schnell in die Geschichte eingetaucht. Das Buch konnte ich kaum aus der Hand legen. Die Geschichte wird über 3 Zeitachsen erzählt und jede Zeitachse für sich war nicht nur lehrreich, sondern auch fesselnd. Ich weiß nun, wie das mit den Bienen und dem Honig funktioniert und wie eng die Beziehung zwischen einem Imker und seinem Bienenvolk sein kann. Außerdem habe ich verstanden, wie wichtig die Bienen für die Sicherung unserer Nahrungsmittelquellen sind….und wie dadurch das Überleben der menschlichen Art gesichert wird.
Kaum hatte ich die letzten Seiten gelesen, hab ich schon mit der Geschichte des Wassers gestartet. Für mich war dieser Band noch interessanter als die Bienengeschichte. Wieder wird in 3 Zeitachsen geschrieben. Wie schrecklich ein Leben ohne (oder ganz im Norden mit zu viel) Wasser sein muss, zeigt die Autorin mehr als anschaulich….und die unglaubliche Entwicklung dahin…die wahnsinnige Ignoranz der Menschen und das dekadente Handeln einiger weniger…hat mich tief betroffen.
Und natürlich habe ich sofort nach dem 3. Band: Die letzten ihrer Art gegriffen und losgelesen.
Wieder 3 Zeitachsen. Wieder 3 interessante Geschichten mit anrührenden Themen verknüpft. Und bei dem Hauptthema `Przewalski Pferde`und Arterhaltung war ich innerlich tief berührt (schließlich bin ich ein Pferdemensch) und konnte mich der anschaulichen und mitfühlenden Schreibart der Autorin überhaupt nicht mehr entziehen. Ich habe jede freie Minute gelesen. Dieser Band war dann viel zu schnell durchgelesen.
Gut, dass es noch den 4. Band: Ein Traum von einem Baum gab.
Dieser Band ist anders geschrieben. Die Geschichte wird wieder in mehreren Zeitachsen geschrieben, die jedoch viel näher beieinander liegen als in den vorangegangenen Büchern. Sie liegen nur wenige Monate auseinander würde ich sagen. Und das Buch beginnt mit dem Ende. Ein unglaublich spannender Trick der Autorin, die Geschichte von hinten noch vorne zu erzählen. Versteckt und subtil werden Hinweise im Text gegeben, die auf das Ende vorbereiten. Die die Geschichte spannend machen und den Leser fesseln. Ich habe gelernt, dass es wirklich den Saatguttresor in Spitzbergen gibt. Und wo liegt überhaupt Spitzbergen?
Die Geschichte um den Klimawandel und den Umweltschutz, der sehr anschaulich, fesselnd, berührend und empathisch beschrieben wird, hat mich nachdenklich gestimmt und klingt immer noch in mir nach. Ich mag noch kein neues Buch lesen, ich bin noch mit dem Verarbeiten und Verdauen dieses unglaublichen Lesestoffes beschäftigt. Einzelne Passagen habe ich mir markiert und lese sie nochmals (teilweise mehrfach).
Ich freue mich sehr, dass diese Bücher mir über den Weg gelaufen sind. Und achja, Du kannst die Bücher einzeln lesen. Würde ich aber nicht machen. Jeder Band hat eine Verstrickung zu den anderen Bänden und nicht nur dadurch werden die insgesamt ca. 2000 Seiten in ein Ganzes gegossen.
- Asne Seierstad
Einer von uns
(40)Aktuelle Rezension von: LeseRolliVor 13 Jahren kam es in Norwegen zu Anschlägen, die bis heute Fassungslosigkeit und absolute Leere hinterlassen.
Jeder von uns weiß, wo er an einem Tag gewesen ist, der die Welt veränderte. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um den Anschlag von Norwegen handelt oder um den Amoklauf von Erfurt.
Um 15:25:22 Uhr, begann eine unglaubliche Gewalt, die für immer in den Geschichtsbüchern in Norwegen vorhanden sein wird. Verübt durch eine krankhafte Ideologie einer einzigen Person.
Ich habe persönlich immer Schwierigkeiten, wenn in den Medien Zahlen veröffentlicht und diese unter dem Wort Opfer geführt werden. Es kommt so rüber, als wären dies die einzigen Beteiligten. Am 22.07.2011 mussten 77 Menschen ihr Leben lassen. Unter den Opfern sind aber auch die Eltern, Geschwister, Verwandten, Freunde und Bekannten, die es an diesem schrecklichen Tag gab.
Der hinterhältige Angriff dieser einen Person, macht deutlich, zu was Menschen in der Lage sind, wenn ihre Ideologie, in ihren Augen, die Richtige ist. Es entzieht sich jeglicher Logik, dass jemand im Stande ist, schwerbewaffnet auf unbewaffnete und wehrlose Menschen solch ein Attentat zu verüben.
In diesem Buch zeigt sich nicht nur ein genaues Bild der ausführenden Person wieder, sondern auch von Jugendlichen, die an diesem Tag, vor 13 Jahren, ihr Leben lassen mussten. Ein Stückweit ist zu spüren, welche Ziele, Wünsche und Träume sie hatten und die ihnen durch einen Fingerdruck einfach genommen wurden.
Persönlich bin ich durch dieses Buch tief bewegt worden. Ich hatte von der ersten Zeile an das Empfinden, dass ich mittendrin bin. Dies hat mich absolut mitgenommen, weil ich irgendwie das Gefühl hatte, den Schmerz der Angehörigen ein Stückweit spüren zu können.
Dieses Buch lässt für mich aber auch viele Fragen zurück und die Politik in Europa ist herausgefordert, damit sich solche Dinge nicht wiederholen. Leider haben Menschen Angst, wie sich in der Flüchtlingspolitik verhalten wird und ich kann nur darum bitten, die Ängste der Menschen in Europa ernst zu nehmen, damit sich der 22. Juli 2011 nicht wiederholt.
Ich möchte mit diesem Post heute, den 77 Menschen, die ihr Leben lassen mussten und deren Angehörige ein Stückweit eine Stimme geben. Sie sind alle die wahren Opfer dieses Tages und wir reden hauptsächlich über die 77 Menschen, die gestorben sind. Wissen wir aber mit Sicherheit, dass es bei diesen 77 geblieben
Der Lese_Rolli
- Linn Ullmann
Die Unruhigen
(61)Aktuelle Rezension von: MorgenschneckeIn „Die Unruhigen“ von Linn Ullman schreibt eine Prominente Schriftstellerin, über ihren berühmten Vater, Ingmar Bergmann.
Vorweg muss ich sagen, dass ich vorher nicht wusste, dass es in dem Buch um Ingmar Bergmann geht. Die Autorin kannte ich nicht. Das Buch wurde mir von einer Freundin empfohlen, und ich lasse mich gerne auf Bücher ein, ohne den Klappentext und die Geschichten dahinter zu kennen.
So an dieses Buch ranzugehen, war wohl ein Fehler. Auch wenn die Autorin in Interviews sagt, dass sie die Personen fiktionalisiert, ohne den berühmten Vater wäre es ein anderes Buch.
In sechs Kapiteln schreibt sie über ihre Kindheit, ihre Familie, ihre Ehe, über das Alter. Das Buch ist kein typischer Roman, der Wechsel zwischen den Erzählarten machte es für mich sehr schwierig, das Werk als Ganzes zu verstehen. Mal bestehen die Kapitel aus einer Erzählung, mal sind es Transkriptionen von Gesprächen mit ihrem Vater. Mal spricht sie von sich in der dritten Person, eine unpersönliche Erzählung über ein Mädchen und ihre Familie.
Im Ganzen ist es eine fiktive Familiengeschichte, die auf Tatsachen beruht. Was Fiktion und was Wahrheit ist, erkennt man als Leser nicht.
Ingmar Bergmann wurde als der beste Regisseur aller Zeiten ausgezeichnet. Hier ist er ein alter Mann, der, zuweilen etwas verwirrt über das Alter erzählt, bei den Interviews mit seiner Tochter oft den Faden verliert.
Auch, wenn der Roman als ein Kunstwerk für sich gesehen werden kann, konnte ich mich nicht dafür begeistern. Das Ganze ist mir zu wirr. Wenn ich mich für die Familie Bergmann interessieren würde, könnte ich mir vorstellen dran zu bleiben. So ist es eine nichtssagende Geschichte, die mehr darstellen will, als für mich dahintersteckt. - Linn Ullmann
Die Lügnerin
(19)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer"Alle glücklichen Familien sind einander ähnlich; unglücklich ist jede Familie auf ihre eigene Art."(Leo Tolstoi)
An dieses Zitat fühlte ich mich beim Lesen öfters erinnert, denn die Familie Blom ist ohne jeden Zweifel sowohl unglücklich als auch eine bunte Ansammlung starker und widersprüchlicher Persönlichkeiten. Ob das jetzt die stets zornige, genüsslich verbiesterte Tante Selma ist, die unwiderstehlich schöne Mutter/Schauspielerin Anni, die traurige Schwester Julie – oder eben Karin: die Ich-Erzählerin, die Lügnerin.
Diese hat als Kind schon den Unterschied gelernt zwischen Lügen, die sich lohnen, und solchen, die ihr nur Ärger einbringen, und seitdem lügt sie. Aus Langeweile, aus Geltungssucht, um etwas zu bekommen oder einfach aus Prinzip, jedenfalls unverfroren und ohne mit der Wimper zu zucken. Als Leser schwant einem schnell, dass man auch dem nicht bedingungslos Glauben schenken kann, was sie über ihre Familie erzählt.
Der Übergang zwischen Lüge und Fantasie ist dabei oft fließend. So beginnt Karin auf einer Hochzeit ein Gespräch mit dem Priester, das zunehmend unwahrscheinlicher klingt, bis man sich verunsichert fragt, ob Karin selber glaubt, was sie da erzählt. Vielleicht überreizt sie die Glaubwürdigkeit auch ganz bewusst, mit diebischer Freude, wie ein kleines Kind, dass die Grenzen austestet?
Im Verlaufe des Buches werden ihre Geschichten immer absurder – bis hin zu einer Episode mit einer Makrele, die an Kafkas "Die Verwandlung" erinnert, aber meines Erachtens nicht an dessen rohe Wucht heranreicht.
Karin wirkte auf mich wie eine unreife Person, die ein tiefes und unerklärliches Unglück mit sich trägt. In krassem Kontrast zu ihrer beinahe kindlichen Unreife steht, wie obsessiv und plakativ sie ihre Sexualität auslebt: sie sucht sich wahllos Männer, die sie aggressiv verführt, zum Teil in vollkommen unangemessenen Situationen. Oder sind auch das nur Fantasien?
Beim Lesen hatte ich das Gefühl, dass Karin mehr und mehr den Halt und jede familiäre Identität verliert, während ihre Fantasien die durchaus interessante Familiengeschichte immer wieder bis ins Unrealistische verzerren.
Je bunter ihre Lügen werden, desto blasser erschienen mir indes die anderen Charaktere: degradiert zu bloßen Statisten.
Die Geschichte ist zweifellos originell, aber sie springt hin und her, mäandert über lange Strecken ohne roten Faden vor sich hin. Zwar ist das wahrscheinlich unvermeidlich bei einer Hauptfigur wie Karin, und normalerweise liebe ich unzuverlässige Erzählstimmen in der Literatur – hier konnte es mich jedoch zu meinem größten Bedauern nicht vollends überzeugen.
Die Spannung ging mir dadurch verloren, viele Passagen fand ich ermüdend langatmig und unbeholfen. Frustriert versuchte ich, dem Tiefgang nachzuspüren, der immer wieder anklingt: zwar kann man erahnen, was sich hinter diesem oder jenem Bild verbirgt, aber es bleibt bei der Ahnung.
Schall und Rauch? Oder doch bewusstes Spiel mit dem Leser?
"Pseudo-intellektuell" nennt das ein Leser auf Amazon. "Langweilig", "schwache Leistung" oder "vertane (Lese-)zeit" urteilen andere. Zum Zeitpunkt, da ich diese Rezension schreibe, haben stolze 37% (!!) der Bewertungen nur 1 Stern vergeben.
Ich zögere, das Buch so harsch zu beurteilen. Zwar sehe ich durchaus verschenktes Potential, aber nach dem Lesen hat mich die Frage nach der Bedeutung des Ganzen noch tagelang beschäftigt: was steckt wirklich hinter den frappantesten von Karins Lügen? Was bedeutet die Makrele? Was, dass die Mutter im wahrsten Sinn des Wortes das Gesicht verliert?
Die Geschichte hat einen Nachhall, den nur eine Geschichte mit Bedeutung haben kann. Dennoch: empfehlen würde ich das Buch eher nicht.
Ein paar abschließende Worte zum Schreibstil: er ist oft sehr schlicht und einfach, mit zahlreichen Wiederholungen, die jedoch sehr bewusst eingesetzt werden, mit einem beinahe lyrischen Klang. Viele der Metaphern und Bildern sind unglaublich stark, auch wenn sich ihr Sinn nicht immer erschließt.
Ich habe ein paar Seiten im norwegischen Original gelesen, und dort ergibt sich daraus ein sehr starker Sprachrhythmus, der sich nicht gänzlich ins Deutsche übertragen lässt (obwohl die Übersetzung sicher sehr gut ist).
"Anni liebte ihre Kinder. Ich liebe meine Kinder, sagte sie immer. So war sie erzogen: eine Mutter liebt ihre Kinder. Sie sagte es immer laut, oft ganz unmotiviert, zu allen, die es hören mochten: ich liebe meine Kinder. Großmutter liebte ihre Kinder auch, sie liebte ihre Tochter Anni, und sie liebte ihre Tochter Else, die in Wisconsin lebt. Ich bin sicher, dass Großmutters Mutter Großmutter liebte, so wie Großmutter Mutter liebte und wie unsere Mutter uns liebt. Wir waren eine liebevolle Familie."
| FAZIT |
Karins Familie ist liebevoll, ihre Mutter unwiderstehlich, ein Mann verwandelt sich in eine Makrele, und möglicherweise ist mehr als eines davon eine Lüge.
"Die Lügnerin" ist eine verschachtelte Familiengeschichte voller (zunächst) überlebensgroßer Charaktere, aber für mich verlor sich der Reiz der Geschichte zunehmend. Durch Karins Lügen bleibt sie selber ungreifbar, und je mehr sie sich in ihren Lügen in den Mittelpunkt stellt, desto schwächer wirkte auf mich der Rest der Charaktere.
Geschichte und Schreibstil haben großartige Momente, trotzdem konnten sie in meinen Augen ihr Potential nicht vollständig entfalten. - Linn Ullmann
Das Verschwiegene
(26)Aktuelle Rezension von: gagijuIch habe das Buch gelesen, weil Linn Ullmann sehr gelobt wird, weil ich den Klappentext interessant fand und weil mich das Cover angesprochen hat, diese Wiesen-Graslandschaft in hellem Gelb und Grün, über der ein bedrohlich schwarzer Himmel hängt.
Die Geschichte IST hochinteressant, eine Familienstory voller Individuen, die jedes auf seine / ihre Weise abgründig und düster sind. Es gibt Geheimnisse hinter jeder Ecke, Lügen und Halbwahrheiten und nicht eingestandene Sehnsüchte.
Das Verschwinden eines Kindermädchens wird in Rückblicken aufgeklärt und ein Stück weit aufgearbeitet, wobei so ganz klar nicht einmal bis zum Schluss ist, WAS ganz genau passiert ist und wer eventuelle eine Schuld oder Teilschuld trägt.
Aber Ich fand das Buch, trotz der interessanten und vielschichtigen Sprache, etwas mühsam zu lesen, man hätte die ganze Geschichte in etwas weniger Text packen können, viele Passagen, Überlegungen, Gedanken wieder holen sich oder sind m.E. ZU breit ausgearbeitet. - Asne Seierstad
Zwei Schwestern
(7)Aktuelle Rezension von: jamal_tuschickDie Radikalisierung der Schwestern vollzieht sich weder unter Ausschluss der Öffentlichkeit noch in schleichenden Prozessen. Ihre Verwandlungen von (nach westlichen Maßstäben) normal krass Pubertierenden in Dschihadistinnen flankieren Ayan und Leila mit offensiven Statusmeldungen. Sie machen sich so auffällig, dass sie ins Visier eines Geheimdienstes geraten. Da melden sich zwei ab von der Gesellschaft, in der sie als Flüchtlingskinder Aufnahme fanden, um in Syrien den Tod zu suchen. Sie kehren in den Krieg zurück, als sei dies ihr Schicksal. Zugleich wähnen sich die Schwestern auf einem Gipfel der Selbstbestimmung.
„Nach Syrien geht man, um dort zu sterben“
Asne Seierstad, die in „Einer von uns“ Anders Breivik aufschloss, dokumentiert in „Zwei Schwestern“ die Lebensläufe von Ayan und Leila Juma. Vater Sadiq schaufelte den Weg von Somalia zu einem besseren Leben in Norwegen frei. Mutter Sara existiert in einem Kokon der Unselbständigkeit. Ihr Heimweh lässt kein Angebot des Gastlandes gelten. Sadiq dolmetscht nach allen Richtungen. Die Ansichten des liberalen Moslems stoßen in der somalischen Gemeinde von Bærum auf Kritik. Die Töchter ignorieren die moderate religiöse Praxis im Elternhaus. Für sie bedeutet Islam Identität ohne Zusatzstoffe. Er erfüllt ihre Sehnsucht nach Reinheit. Er liefert dem Wunsch nach Abgrenzung Argumente. Der Islam löst Differenzerfahrungen in universellen Erklärungen auf. Ayan und Leila erleben ihn gleichermaßen als Jugendkultur und Exklusivitätsformat. Sie erschaffen sich neu in Gegenbildern zum skandinavischen Standard. Sie verschleiern sich exzessiv und provozieren so. Sie suchen die Konfrontation. Sie setzen islamische Vorschriften als Brechmittel gegen die Floskelwälle der norwegischen Mediationsgesellschaft ein. Sie fahren ab auf Facebook Präsentationen von Horror und Terror. Sie verlieben sich in kriegerische Prediger, die oft in Jugendbanden sozialisiert wurden und im Extremismus eine globale Heimat gefunden haben.
Seierstad folgt den Ausstiegen in triste Winkel. Sie beleuchtet ein weltweit vernetztes Milieu mit mittelalterlichen Rechtsbegriffen. Für die Sorge der Eltern um ihre ab Oktober 2013 abgängigen Töchter gibt es in Norwegen keinen Rahmen. Nach dem Sittlichkeitsverständnis der diasporischen Umma haben die Eltern versagt. Der Staat zuckt mit den Achseln.
Sadiq erkundet das türkisch-syrische Grenzland auf der Suche nach den Töchtern. Alles hat seinen Preis in den Lagern der Milizen und Schmuggler. Der Vater will Ayan und Leila zurückkaufen.
Seierstad schildert wie Sadiq in die Mühlen des Islamischen Staates gerät und in einer Todeszelle knapp überlebt. Sie erzählt die Geschichte einer Gewaltherrschaft, die nicht zuletzt von ehemaligen Geheimdienstoffizieren des Saddam Hussein Regimes garantiert wird.
Die Schwestern landen in einer Stadt, die seit Jahren Schlagzeilen macht. In ar-Raqqa spielt der Islamische Staat nun keine kraftvolle Rolle mehr. Eine Allianz unter dem Kommando der Kurdin Rojda Felat hat den Kampf mit amerikanischer Luftunterstützung für sich entschieden. Ayan und Leila könnten sich immer noch in der Stadt aufhalten. - 8
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