Bücher mit dem Tag "oberhausen"
23 Bücher
- Christoph Schlingensief
So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein!
(93)Aktuelle Rezension von: JorokaChristoph Schlingensief erfährt, dass er Lungenkrebs hat. In einer Art Tagebuch lässt er den Leser an seinen Gedanken in den Tagen und Wochen danach teilhaben. Zwischen Hoffnung und Bangen, zwischen Abgrund und Strohhalm, oft an der Grenze zum Erträglichen, schildert er, wie das alles an seine Substanz geht. Das mögliche existenzielle Ende ist nahe herangerückt. Nochmals ein Aufbäumen, völlige Aufgabe oder ruhiges Entgegenschreiten? Er spielt gedanklich verschiedene Optionen durch. Größter Halt ist ihm in diesen Tagen, die Frau an seiner Seite: Aino. Einer seiner Lungenflügel wird operativ entfernt. Doch ist das Monster Krebs dadurch gänzlich verschwunden? ..
Existenzielle Gedanken; mitten im Leben und dann unvermittelt das Ende vor Augen: Was stellt man mit der verbleibenden Zeit an? Wie viel Therapie lässt man zu? Was ist noch wichtig? Ich wurde beim Lesen sehr auf mich selber zurückgeworfen, auf meine eigenen Gedanken zum Thema Endlichkeit und Tod. War wäre, wenn ich die Diagnose Krebs gestellt bekäme?
Die Lektüre ist eine Art Leidensweg. Wir begleiten Schlingensief ein Stück weit darauf. Es lässt uns an seinen tiefsten Gedanken teilhaben. Wer sich darauf einlassen möchte, ab von jeglicher Sensationslust, sondern hinsichtlich eines von Millionen ähnlicher, aber ungeschriebener Schicksale, dem mag ich dieses Buch empfehlen.
Heute wissen wir, dass Christoph Schlingensief den Krebs nicht besiegen konnte.
- Anne Hansen
Fräulein Jensen und die Liebe
(48)Aktuelle Rezension von: j125Inhalt:
Man könnte „sich verlieben“ zu Hannah Jensens Hobbys zählen. Sie verliebt sich in die Stimme von Hugh Grant, die Haare von Tim Lobinger und die Unerschrockenheit vom Martin Lacey. Ihre beste Freundin Pia hat das ständige Schwärmen allerdings satt und macht mit Hannah einen Deal. Sie darf zehn Traummänner ihrer Wahl kennen lernen und danach muss Schluss sein.
Meine Meinung:
Vor Jahren wurde das Buch im Radio vorgestellt und mich hat das Konzept sofort angesprochen. Es hat dann ungefähr sieben Jahre gedauert bis es bei mir einziehen durfte, aber das lange Warten hat sich gelohnt.
Gleich die erste Verabredung mit Kevin Tarte, dem Musicaldarsteller aus Tanz der Vampire, hat mich sehr amüsiert. Das Musical gastierte damals in Oberhausen, weshalb sich die Protagonistin in diese äh… Weltstadt aufmacht, um Kevin Tarte zu treffen. Für mich, die ich in der Nähe aufgewachsen bin, war es sehr unterhaltsam die Gedanken über Oberhausen zu verfolgen.
Auch wenn die erste Begegnung für mich am besten war, ging es nicht minder interessant weiter. Hannah trifft sehr unterschiedliche Männer, die ihr alle bewusst oder unbewusst etwas mit auf den Weg geben. Die große Besonderheit an dem Buch ist, dass alle Begegnungen wahr sind. Zwar ist Hannah Jensen ein fiktiver Charakter, aber die Autorin hat mit allen zehn Männern des Buches über die Liebe gesprochen. Genau das hat mich sehr gereizt. So unterschiedlich die Männer sind, so unterschiedlich sind auch ihre Einstellungen zur Liebe. Während der eine an die eine glaubt, glaubt der andere an mehrere Seelenverwandte und während sich einer fest bindet, ist der andere lieber frei.
Hannah selbst war mir als Protagonistin manchmal zu aufgedreht, zu gewollt komisch und ein bisschen zu viel von allem. Insgesamt mochte ich sie aber schon gern. Am Ende hätte es für mich noch ein bisschen runder sein können, da das Buch nach der letzten Begegnung sehr schnell endet, aber letztlich ist der Abschluss doch passend.
Fazit:
Ein unterhaltsames Buch über die Liebe, das ich jedem empfehlen kann, der mehr über die verschiedenen Ansichten von Liebe von zehn deutschen (mehr oder weniger?!) bekannten Persönlichkeiten wissen möchte. - Wladimir Kaminer
Mein deutsches Dschungelbuch
(114)Aktuelle Rezension von: HoldenWladi schildert seine erste Lesereise im Anschluß an "Russendisko" und berichtet humorvoll und pointiert über das,. was er in der provinz erlebt hat. Das Ganze ist subjektiv von seinem Standpunkt aus geschrieben, und ihninteressiern eher die persönlichen Eindrücke als die Stadtgeschichte o.ä. Der Leser staunt, grinst und wünscht sich, daß W.K. auch seine eigene Stadt besucht hätte. - Georg Klein
Roman unserer Kindheit
(29)Aktuelle Rezension von: dominonaDa wir alle mal Kinder waren, findet man sich recht schnell in die Erzählweise, aber mich persönlich hat es nicht gepackt. Irgendwann wirkt der Stil so, wie jemand, der einen dämlich von der Seite anmacht und plötzlich wird aus der Geschichte über ein paar Kinder eine Art Krimi, da habe ich mich gefragt: habe ich es hier mit "5 Freunde" für Erwachsene zu tun? Im weitesten Sinne ja und das macht alles merkwürdig surreal, sehr schade. - Peter Kersken
Zechensterben
(4)Aktuelle Rezension von: Igelmanu66»Herauszufinden, was da passiert war, war ihm von Anfang an nicht nur ein kriminalistisches, sondern auch ein ganz persönliches Anliegen gewesen. Er hatte dieses unsinnige Ende eines jungen Lebens begreifen wollen. Und das wollte er immer noch.«
Oberhausen, im Sommer 1966. Oberinspektor Manfred Wagner kann seinen Urlaub nicht genießen, der Tod eines 14jährigen Jungen lässt ihm einfach keine Ruhe. Sein Vorgesetzter ließ den Fall einstellen, weil es keinen Hinweis auf ein Fremdverschulden gibt. Doch Wagner ermittelt privat weiter…
Dieser historische Krimi reizte mich besonders, da ich am Schauplatz der Handlung einen großen Teil meiner Kindheit und Jugend verbrachte und auch noch ordentliche Erinnerungen an das Zeitgefühl Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre habe. Gleich auf der ersten Seite saß Wagner auf dem Platz neben meiner alten Schule, da hat man natürlich alles besonders gut vor Augen.
Auch sonst ist der Zeitgeist hervorragend eingefangen. Die Erwachsenen haben mehr oder weniger traumatische Erinnerungen an den Krieg, auch Wagner wird von düsteren Erlebnissen gequält, die sein Leben in der Gegenwart beeinflussen. Bei den Arbeitern macht sich zudem Zukunftsangst breit, da die ersten Zechen dichtgemacht wurden. Ablenkung bietet die Fußballweltmeisterschaft, man muss nur zunächst jemanden finden, der bereits über einen Fernseher verfügt. Wenn ich las, wie die Menschen beschrieben wurden, wie sie aussahen, sich benahmen und welche Werte sie vertraten, sah ich vor meinem geistigen Auge sofort Eltern, Großeltern und diverse Tanten und Onkel.
In diesem Szenario versucht Wagner nun also, Licht in einen ominösen Todesfall zu bringen. Ein weiterer, mit möglichem Zusammenhang, wird dazukommen. Die Auflösung am Ende ist schlüssig, macht aber auch betroffen, da sie deutlich macht, wie viele Opfer und bedrückende Schicksale es zu dieser Zeit gab.
Fazit: Gelungene Zeitreise ins Ruhrgebiet der späten 60er Jahre, historischer Schauplatz und Zeitgeist sind sehr gut dargestellt. Der Krimi ist dabei etwas nachranging.
- Anne Töpfer
Das Brombeerzimmer
(189)Aktuelle Rezension von: Blackfairy71Nora ist seit einem Jahr Witwe. Ihr Mann Julian wurde ganz plötzlich aufgrund einer Herzmuskelentzündung aus ihrem gemeinsamen Leben gerissen. Dabei hatten sie noch so viel vor. Nun muss sie allein klar kommen, was ihr unsagbar schwer fällt. Einzig ihr Hund Watson und ihre beste Freundin Katharina helfen ihr ein wenig durch die schwere Zeit. Und Nora liebt es, Marmeladen selbst zuzubereiten. Früher hat sie dies für ihren Mann gemacht, nun stapeln sich die Gläser turmhoch in Julians altem Arbeitszimmer. Beim Aufräumen findet sie dort einen Brief von Julians Großtante Klara, mit der er anscheinend kurz vor seinem Tod überraschend Kontakt aufgenommen hat. Dabei ist ein altes Marmeladenrezept, mit dem er Nora eine Freude zum Hochzeitstag machen wollte. Um auf andere Gedanken zu kommen, reist Nora kurzentschlossen in die Vorpommersche Boddenlandschaft, um mehr über Klara zu erfahren und warum der Rest der Familie nicht über sie spricht. Dort stößt sie auf ein altes Familiengeheimnis.
Anne Töpfer ist das Pseudonym der Autorin Andrea Russo, die ebenfalls auch als Anne Barns schreibt. Ich finde es erstaunlich, wie unterschiedlich ein Buch sein kann, wenn es zwar unter anderem Namen geschrieben wurde, aber von derselben Person.
Die Bücher von Anne Barns haben mir bisher alle richtig gut gefallen, egal, ob es die Winter- oder die Sommerbücher waren.
"Das Marmeladenzimmer" fand ich zwar auch sehr schön, aber anfangs hatte ich ein paar Probleme, in die Geschichte rein zu kommen. Woran es lag, kann ich nicht mal genau sagen. Aber die zweite Hälfte hat mir dann besser gefallen, da man merkt, wie Nora sich langsam erholt und auflebt in der neuen Umgebung. Daran ist Klara natürlich nicht ganz unschuldig, denn die resolute alte Dame steht mit beiden Beinen fest im Leben und teilt Noras Leidenschaft: das Herstellen von Marmelade.
Alle Figuren sind gut ausgearbeitet und nicht oberflächlich. Wie immer spielt das Thema Freundschaft eine große Rolle, hier sind es Nora und ihre beste Freundin Katharina. Aber wenn ihr fragt, wer mein Lieblingscharakter ist, lautet die Antwort: Watson! 😊 Er erinnert mich in seinem Verhalten so sehr an unseren Hund, ich musste oft schmunzeln bei Szenen mit dem Labrador.
Insgesamt habe ich das Buch zwar gerne gelesen, aber die volle Punktzahl, wie bei den Geschichten von Anne Barns, kann ich leider nicht vergeben. Irgendetwas fehlte.
- Brigitte Blobel
Ausgeträumt
(15)Aktuelle Rezension von: KymLucaMia ist 16 und möchte unbedingt alleine mit ihrer großen Schwester Sophie in den Urlaub fahren. Dann entdeckt sie eine Reise in ein kleines Dorf in der Türkei die sich beide leisten können und schon geht es los!
Doch in der Türkei angekommen merken die beiden schnell, dass hier ganz andere Regeln gelten als zu Hause in Deutschland. Sophie hält sich zurück, doch Mia möchte unbedingt Spaß haben und so fangen die Probleme an ...
Ein Buch das zeigt wie gefährlich es sein kann sich mit den falschen Leuten abzugeben und ohne sich vorher zu informieren in ein Land mit einer anderen Kultur zu fahren. - Oliver C. Bonzol
Unbekannte Helden: Auf gefährlicher Mission
(23)Aktuelle Rezension von: RJNeureutherMachtgierige Politiker, Präsidenten die die Welt beherrschen möchten. Regierungen, die mit mehr als fragwürdigen Methoden vor nichts zurückschrecken. Sie beauftragen Söldner/Terroristen um Ihre schmutzige Politik durch Giftanschläge, Attentate und Kriege voran zu treiben.
Genau hier trifft der Autor Oliver C. Bonzol mit seinem Thriller ins Schwarze.
Unbekannte Helden, versuchen alles und geben vollen Einsatz um die Welt vor dem Terror zu beschützen.
Fans von Action kommen hier voll und ganz auf Ihre Kosten. Ein Rohdiamant, der nach und nach mit vielen Facetten seinen Feinschliff bekommt. Viel Spannung auf gefährlicher Mission mit den unbekannten Helden!
Ich hoffe, ich habe euch neugierig gemacht. Also dann, los in die Buchhandlung oder Online bestellen, überall da, wo es Bücher gibt.
Robert Neureuther
Buchautor
- Arnd Federspiel
Bei Hitze Mord
(3)Aktuelle Rezension von: hamsterrexEin Buch für alle, die ihre Krimis mit viel Action, Ironie und schnellen, humorvollen Dialogen lieben. Ein Schauspieler wird unerwartet in eine Geschichte um großangelegten Waffenschmuggel hineingezogen, als er einer geheimnisvollen jungen Frau hilft, die unerwartet in sein Auto springt. In der nun folgenden Nacht spielt der junge Mann im wahrsten Sinne des Wortes um sein und ihr Leben. Ich habe mir mit dem Buch neben der Spannung auch die Wärme des Sommers ins Haus geholt ;-) Und da ich im Ruhrgebiet wohne, freue ich mich jedes Mal, wenn man gewisse Örtlichkeiten im Revier wiederkennt. Auf jeden Fall empfehlenswert! - Tara Becker
Fürchte dich vor mir, mein Engel
(2)Aktuelle Rezension von: saskia_heile*INHALT*
Erotikroman um eine Frau, die sich endlich traut, ihren Wünschen und Gefühlen nachzugeben: Tina hat es satt! Ihr Leben als kreuzbrave Ehefrau muss aufhören. Und so stürzt sich die schüchterne Schöne trotz anfänglicher Bedenken in ein gewagtes, von Unterwerfung und Dominanz geprägtes Erotikabenteuer. Die aufregende Entwicklungsgeschichte einer Frau, die sich aus ihrem tristen Liebesleben befreit und die Turbulenzen einer Sub-/Dom-Beziehung zu schätzen lernt. Mit viel Sinnlichkeit und Humor geschrieben, zeigt dieser lustvolle Roman die Aussichtslosigkeit traditioneller Rollenverteilungen gegen die weibliche Psyche auf. geeignet ab 18 Jahren, enthält provokante Liebesszenen.
*FAZIT*
Tina lebt mit ihrem Mann zuhause in einem großen Haus, er möchte nicht das sie arbeitet, allerdings langweilt sie sich sehr und die Beziehnung leidet auch sehr stark.
Tina entdeckt das Internet für sich, und meldet sich in ein Chat an, wird auch sofort neugierig auf die Personen die ihr schreiben, daraus entwicket sich eine heiße, Sub-/Dom- Beziehung dem sie nicht mehr entkommen mag.
An sich hat mir die Geschichte seht gut gefallen doch es handelte sich für mich um viel zu viel Liebesszenen, man springt förmlich von einer Szene in die nächste, was mich einerseits störte.
Heiß, erotisch, besinnlich, prickelnd, anziehend und auf gewisse weise erschreckend unterwürfig, muss man schon mögen. - Thomas Gsella
Komische Deutsche
(4)Aktuelle Rezension von: HoldenDer ehemalige Titanic-Chefredakteur Gsella zieht so ziemlich jeden durch den Kakao, der in der deutschen Bundesrepublik was zu sagen hat, von Mappus bis Sarrazin, und er wechselt dabei schön zwischen hintergründiger Ironie und lautem Kalauer. Inhumanität wird gebrandmarkt, und die Aufdringlichen werden auch aufdringlich abgewatscht. Am schönsten war für mich der Vorschlag, wer doch bitte im Sinne von Alfred Nobel einen Preis stiften solle, um das eigene verursachte Grauen wiedergutzumachen. Lieber RTL, bitte Barth rausschmeißen und Gsella einstellen, vielleicht wird aus ihm ja noch ein Mista. - René El Khazraje
MC Rene: Alles auf eine Karte
(15)Aktuelle Rezension von: HoldenZuerst das Interessanteste: Rene hat mal in einer WG mit Klaas Heufer-Umlauf gewohnt und ist mit dem damals noch weitestgehend unbekannten Luke Mockridge auf Tour gegangen, und außerdem mit Beppo Pohlmann, Komponist der "Kreuzberger Nächte" und Bruder von Clemens Pohlmann, Krankenpfleger im "Hügelhaus" in Osnabrück... Rene kündigt seinen verhaßten Job und entschließt sich, mit der Bahn durch Deutschland zu tingeln und überall als Comedian aufzutreten, wo man ihm zuhören möchte. (Ich hatte den Text auf der Rückseite erst so verstanden, daß er wirklich auch in Zügen auftreten wollte, aber dem ist nicht so.) Er berichtet von Erfolgen und kleinen bis größeren Enttäuschungen, von einer Pornosynchronisation in Düren und vom nächtlichen Günzburg. Gut geschrieben, durchweg sympathisch, perfekt als Lektüre auf einer langen Bahnfahrt. - Peter Kersken
Tod an der Ruhr
(11)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerEin unterhaltsamer Krimi aus dem Ruhrpott zur Zeit der fortschreitenden Industrialisierung im 19. Jahrhundert. Dem Autor ist es gut gelungen; eine fiktive Geschichte mit realen historischen Ereignissen zu verbinden. Für alle Krimifans die den Rurpott lieben. - Ralf Rothmann
Milch und Kohle
(47)Aktuelle Rezension von: Nicolai_LevinDiesmal erzählt uns Ralf Rothmann nicht vom Krieg, sondern davon, wie es war aufzuwachsen im Ruhrgebiet in den 1960-ern.
Szenen einer Jugend sind das, kaum (eigentlich nur namentlich) verbrämt die Jugend des Verfassers. Zwischen Vaters Schicht im Schacht und Abstechern an die Pommesbude, frisierten Mopeds, Tanzabenden in der Gaststätte 'Maus', kalabrischen Köstlichkeiten der italienischen Gastarbeiter und ersten erotischen Erfahrungen. Rothmann ist ein feiner Beobachter, der den Ton trifft, er hat eine Gabe, Leute mit wenigen Strichen zu skizzieren, Stimmungen exakt festzuhalten und ohne viel Brimborium das Lebensgefühl - nun ja - einer Generation auf Papier zu bringen. Das ist interessant und einsichtsreich. Man liest es gern.
Trotzdem fehlt mir was. Der große Bogen, die Geschichte hinter der Geschichte. Es sind Szenen einer Jugend, Skizzen, der Abschnitt eines Lebens, vielleicht ein halbes Jahr, eingebettet in die Rahmenhandlung vom Tod der Mutter viele Jahre später, dessentwegen der Erzähler zurückmuss in den Pott, in die Welt seiner Jugend, an die er sich dann erinnert. Für meine Begriffe wird hier eine ganz große epische Lebensgeschichte mittendrin einfach abgerissen, weil uns der Autor nur einen kleinen Ausschnitt gönnt. Wieso er ausgerechnet diese Episoden erzählen will, was sie prägend mit ihm gemacht haben, das wüsste man nur zu gern, aber das enthält uns Ralf Rothmann hier vor.
- Markus Bötefür
Fronleichnam
(5)Aktuelle Rezension von: detlef_knutIn Oberhausen wird die Leiche eines Verlegers aufgefunden. Sie befindet sich in ungewöhnlicher Position. Sein Verlag publiziert neonazistische und rechtsradikale Schriften. Betraut mit den Ermittlungen zu diesem Fall wird Thi Fischer, deutsche Kommissarin mit vietnamesischer Abstammung. Mit dem Tod des Verlegers ist seine Assistentin spurlos verschwunden. Es ist gerade die Sterkrader Kirmes, auf der sich die Kommissarin von ihrer überaus starken Erkältung und der Trennung von ihrem Freund ablenken möchte. Da gerät sie in eine Schlägerei zwischen jungen Neonazis und Türken. Während der Ermittlungen sowohl im Mordfall als auch in Sachen Schlägerei geht ein Notruf ein. Auf der Kirmes wäre an einem Fahrgeschäft die Gondel abgerissen und es gäbe drei Tote, allesamt Obdachlose, die in dieser Gondel saßen. Das sind der Toten zunächst einmal genug. Die Polizei hat hinreichend zu tun. Der Autor beschreibt im insgesamt dritten Fall seiner Oberhausener Ermittlerin das Milieu der Schausteller mit Witz und Detailtreue. Die darüber hinaus auch das Neonazi-Milieu streifende Handlung gibt dem Leser jede Menge Rätsel auf. Nicht zuletzt auch deshalb, weil erste Ermittlungen zu dem Schluss führen, dass der von Neonazis verprügelte Türke schwul wäre, und sein Freund der prominenteste Autor des Verlages ist. Hiermit werden so viele Löcher aufgerissen, dass es schier hoffnungslos wirkt, sie wieder stopfen zu wollen. Doch das sei schon mal vorweg genommen: natürlich schafft es der Autor, den Knoten für die Leser zu entwirren. Plötzlich werden die Leichen der Obdachlosen geraubt, nach ihrem Auffinden aber stellt die Kripo eine Leichenschändung fest. Die Frage, ob dies etwas mit dem toten Verleger oder der Schlägerei zu tun hat steht immer noch im Raum. Doch die Kommissarin braucht sich keine Sorgen machen. Eigentlich hat sie immer sofort einen Täter: ihren alten „Freund“ Dieter Brom, ein liebenswerter Spinner, dem nichts lieber ist, als von der Polizei für jedes Verbrechen in der Stadt als Schuldiger festgenommen zu werden. Und bei ihren Treffen mit ihm, die mal in der Kneipe, mal auf der Kriminalwache stattfinden, hat Thi Fischer selten Skrupel, ihn wie einen solchen zu behandeln. Hilfreich ist ihr diese Bekanntschaft mit dem Spinner oft genug, seine Recherchen, um sich als Schuldiger zu präsentieren liefern zumindest handfeste Indizien. In ein besonderes Licht setzt sich der neonazistische Sachbuchautor, als er beim Begräbnis seines Verlegers einen vollgeladenen Revolver auf den Sarg in der Grube leer schießt, sich bei der anschließenden Vernehmung jedoch stur stellt und behauptet, nichts mit dessen Tod zu tun zu haben. Dass er auf freien Fuß gesetzt werden muss, weil sich heraus stellt, in die Neonaziszene als V-Mann des Verfassungsschutzes eingeschleust worden zu sein, ist ein herber Rückschlag für die Kriminalistin. Der Autor verstrickt den Leser in immer weiteren und konfuser werdenden Handlungen. Ähnlich einem Labyrinth macht das Lesen dennoch oder gerade deshalb Spaß. Schließlich wird er mitgenommen vom Autor und nicht mit offenen Enden stehen gelassen. Obwohl schon nach kurzer Lesezeit klar ist, dass man hier mit ständigen Wechseln rechnen muss, wird der Handlungsstrang nicht unüberschaubar. Wiedererkennbare Eckpunkte sind zu jeder Zeit erreichbar, ob es sich um den dienstlichen Partner der Kommissarin, dem psychologischen Berater, dem liebenswerten Spinner oder der heilpraktizierenden Freundin handelt. Ein solcher Eckpunkt ist aber leider auch eine Eigenschaft der Kommissarin, die meines Erachtens zu weit hergeholt scheint: sie trinkt. Es vergeht kein einziger Tag, an welchem sie keinen Alkohol zu sich nimmt. Dieser Charakterzug der ungewöhnlichen und durchaus interessanten Romanfigur passt nicht unbedingt ins Bild und wirkt an manchen Stellen deplatziert, nimmt der Handlung jedoch nichts von ihrer Spannung. Ebenso unpassend ist die Wahl der Nachnamen. Zugegeben, es gibt sehr außergewöhnliche Namen, aber alle zusammen in einem einzigen Buch scheint einfach zu viel des Guten und wirkt eher gekünstelt. Trotz der kleinen Kritikpunkte ein überaus kurzweiliges und empfehlenswertes Buch. Es ist vom Umfang her nicht zu stark und passt in nahezu jede Tasche, bereitet immer Spaß und Spannung für Zwischendurch. _________________ © Detlef Knut, Düsseldorf 2009 - Markus Bötefür
Leichenschau
(8)Aktuelle Rezension von: babetteViel Lokalkolorit, bodenständige Typen und ungekünstelte Sprache. Die Story ist allerdings manchmal ein wenig unlogisch und lässt zum Schluss nach. - 8
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