Bücher mit dem Tag "occupy"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "occupy" gekennzeichnet haben.

12 Bücher

  1. Cover des Buches Die Tage von Gezi (ISBN: 9783957441591)
    Martin Niessen

    Die Tage von Gezi

     (20)
    Aktuelle Rezension von: Blaustern
    Mai 2013 in Istanbul: Ein Einkaufszentrum soll auf dem Gelände des innerstädtischen Gezi-Parks gebaut werden. Die Bevölkerung wurde nicht danach gefragt und einfach über ihre Köpfe hinwegentschieden. Proteste werden laut, die von der Polizei mit brutaler Gewalt gedämmt werden. So entwickelten sich auch über die Stadtgrenzen hinaus Demonstrationen mit Straßenschlachten aufgrund der islamisch-konservativen Regierung. Der englische Journalist Marc ist gerade zu dieser Zeit auf Urlaub in Istanbul und wittert eine gute Story. Die junge Studentin Mine aus gutem Hause nimmt an den Protesten teil und sieht sich plötzlich ihrem Mann gegenüberstehen, der als Polizist im Auftrage der Regierung alles niederknüppelt. Wobei Katrin, die an der Universität in Istanbul Architektur lehrt, noch nicht sicher ist, ob sie sich in diese Innenpolitik mit einmischen sollte.
    Der Roman mit den ausschweifenden Protesten wird von Marc, Mine und Kathrin erzählt. So erhält man gründliche Einblicke in deren Ansichten über die politische Lage in Istanbul und wie ein jeder von ihnen zu diesen Demonstrationen steht. Diese werden von dem Autor ausführlich beschrieben; der Hauptfocus liegt auch auf diesen Demos während dieser Zeit. So bleiben jedoch tiefgreifende Gefühle der Protagonisten weitgehend auf der Strecke. Es liest sich mehr wie eine Berichterstattung, und für jemanden, der sich für die Begebenheiten vor Ort interessiert, ist es äußerst aufschlussreich, denn der Autor war selbst mit dabei.
  2. Cover des Buches We are Anonymous (ISBN: 9783442102402)
    Ole Reissmann

    We are Anonymous

     (8)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    Eine interessante und gut geschriebene Abhandlung über die Entstehung des "Anonymous" Kollektives. Die Autoren beschreiben die Entstehung im Dunstkreis des 4chan Boards und die weit verzweigte Entwicklung bis heute. Im Text gibt es immer wieder kurz erklärte Beispiele und links zu Webseiten/Videos anhand derer man sich ein detaillierteres Bild machen kann.
  3. Cover des Buches Der Sektor (ISBN: 9783608964042)
    Michael Hudson

    Der Sektor

     (4)
    Aktuelle Rezension von: M.Lehmann-Pape
    Ernüchternd, treffend, mit starken Argumenten und Analysen versehen

    „Die Themen, die mich interessierten, wurden an der New York University…… nicht unterrichtet“.

    Was Wunder, wenn Hudson, mit scharfem Verstand und mannigfaltigen Erfahrungen in der Finanzbranche und den Wirtschaftswissenschaften, schon in frühen Jahren Problematiken ansprach, die sich bis heute exponentiell gesteigert haben, aber dennoch der herrschenden Meinung eines „Die Wirtschaft muss laufen“ stark entgegenstehen.

    Und noch schwieriger wird es im Feld der allgemeinen Verständnisse und Setzungen der Wirtschaft und des Finanzsektors, wenn Hudson sehr gründlich die primäre Stellung des „Gläubigers“ hinterfragt, auf der Blaupause der lateinamerikanischen Pleiten mit ihren Schuldenschnitten bis hin zur Erlassung von Schulden Anfang der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts anführt und den Vergleich zur Gegenwart zieht, in der anscheinend auch gewählte Regierungen, ihrem Volk eigentlich als erstes verpflichtet, diese Fürsorgepflicht hintenanstellen müssen um einen „Ausverkauf ihres Landes“ zur Bedienung von Schulden aktiv selbst noch mit vorantreiben zu müssen. Wie in Griechenland zu sehen, in der am Ende die öffentliche Infrastruktur, Häfen und anderes verkauft werden müssen zur Deckung von nationalen Schulden.

    Dies, so führt Hudson durchaus mit gewichtigen Argumenten aus, ist eben der Kernantrieb der globalen Finanzwirtschaft. Geld immer mehr zu akkumulieren in wenigen Händen, herauszuholen was herauszuholen ist und am Ende ein gar ganzes „geplündertes Land“ zurückzulassen um sich des nächsten „Opfers“ weltweit „anzunehmen“.

    Ein System, dem Hudson die Wirtschaftsordnungen der Jahre nach dem zweiten Weltkrieg bis etwa zum Ende der 70er Jahre hin gegenüberstellt, in der „plangeleitetetes staatliches Handeln“ Zeichen der Stunde war und damit Kontrolle, soziale Verteilung und Einhegen von Auswüchsen ob der Erfahrungen der Entwicklung hin zu zwei Weltkriegen (für die ebenfalls wirtschaftliche Entwicklungen mit angeführt werden können) das politische Handeln geleitet hat.

    Dass dann zwei Behauptungen mehr und mehr erkennbar gegenüberstehen, ist eine überaus umstrittene Frage dann, die aber Dank Hudson nicht lapidar beantwortet werden kann. Während Hudson einem „starken Staat“ das Wort führt, darin die wohl einzige wirksame Möglichkeit einer stabilen, den Menschen dienenden Wirtschaft sieht, richtet sich dies natürlich gegen jede Form der „freien Marktliberalität“, in der ebenso vehement behauptet wird, dass der Staat (immer) der „schlechtere Wirtschafter“ ist.

    Wobei für den Leser eine einfache Gegenprobe natürlich möglich ist. Wie stellten sich Vermögensverteilung, Infrastruktur, Arbeit und Wirtschaften zwischen 1950 und 1980 oder 1990 dar mit welchen Folgen für die Menschen und den sozialen Frieden im Land und wie stellt sich die weltweite Vermögensverteilung, der soziale und politische Friede, die Infrastruktur und mehr in der Gegenwart dar? In der doch scheinbar nurmehr jemand selbst nur eine Wohnung an vielen Orten findet, für den Geld nicht die wichtigste Rolle im Leben spielt, während selbst die Mittelschicht (und das nicht nur beim Wohnraum), mehr und mehr an die Ränder gedrückt wird.

    Am Ende bleibt: Es sind die Schulden und die Form, in der Schulden erzeugt und für eigene Machtansprüche genutzt werden, was die Welt an den Abgrund führt.

    Was Hudson ebenso ruhig und beredt erläutert, wenn er die Kulturgeschichte des Geldes und der Schulden ebenso fundiert im Buch vorführt, wie er die Auswirkungen dieser „Schuldenlasten“ und der „Lust, Geld zu verleihen“ um es dann gnadenlos einzutreiben und auf diesem Weg den Schuldner nicht nur „in den Schulden“ zu halten, sondern diese immer weiter zu erhöhen (Zinseszinseffekt).

    Dass Hudson dies mit den „Parasiten“ des Tierreiches vergleicht, passt da wie die Faust aufs Auge. Bis hin zur „Fledderei“ des irgendwann toten Wirtes umgehend einen neuen Wirt „anzufallen“.

    Ob man diesen Linien und dieser Analyse nun zustimmt oder nicht, ob man Hudsons Lösungsvorschläge als sympathisch oder überzeugend oder beides oder das Gegenteil bewertet, das Buh stellt in allen Fällen eine wichtige und fundierte Lektüre dar, die man einfach gelesen haben sollte.
  4. Cover des Buches Inside Occupy (ISBN: 9783593397191)
  5. Cover des Buches Dissident Gardens (ISBN: 9780307744494)
    Jonathan Lethem

    Dissident Gardens

     (2)
    Aktuelle Rezension von: TinaGer

    Jonathan Lethem versucht von Kommunisten über Hippies bis zu Occupy den großen Bogen der amerikanischen Gegenkultur zu spannen. Innerhalb einer Familie und über mehrere Generationen, gibt er seinen New Yorker Protagonisten Stimmen der Gegenwehr und verheddert sich dabei im Detail. Es ist äußerst ermüdend dem Puzzelspiel zu folgen, denn Lethem wechselt durch die Erzählstimmen von Kapitel zu Kapitel. Er folgt nach dem Leuchtturmprinzip den eingängigsten Momenten seiner Figuren und schält diese heraus. So verhält es sich auch mit seiner Sprache. Ja, es ist immer wieder aufregend den tollkühnen Sprachbildern zu lauschen, doch genauso auslaugend, wie die Struktur des Buches. Ist es der Autor oder sind es die Protagonisten, die so selbstverliebt den eigenen Worten lauschen? Gesprochen wird viel. Proklamiert, korrigiert und auf politische Spur gebracht. Doch wozu? Am Ende stehen die Figuren immer allein, immer für sich, immer ohne Träume und Zukunft da. Das Leseerlebnis ist so erdrückend, wie die Botschaft Lethems Text: „Der Aktivist ist ein lonesome Cowboy“.  

  6. Cover des Buches Brixton Hill (ISBN: 9783453410428)
    Zoë Beck

    Brixton Hill

     (85)
    Aktuelle Rezension von: Krimifee86

    Als sich Emmas Freundin aus dem 15. Stock eines Hochhauses stürzt, wird sie verdächtigt, etwas damit zu tun zu haben. Doch dann stirbt auch Emmas Bruder Eric und ein Stalker verfolgt sie. Sie flüchtet sich in das Haus ihrer Familie doch auch da scheint sie nicht sicher zu sein. Wer spielt dieses grausame Spiel mit ihr und warum?

     

    Mir hat Brixton Hill die ersten 250 Seiten echt gut gefallen. Ich fand es total spannend zu verfolgen, wie Emma nach und nach zu entschlüsseln versucht, was es mit den ganzen Vorfällen in ihrem Umfeld auf sich hat. Auch wie sie die Hacker kennen lernt und mit deren Hilfe nach und nach mehr herausfindet, fand ich sehr gut gelöst. Allerdings wusste die Autorin meiner Meinung dann nicht mehr, wie sie die Story auslösen soll. Also mal schnell nen kleinen Leak und noch einen, damit sich alles irgendwie logisch auflöst. Hat es aber nicht. Die Story nahm plötzlich abstruse Ausmaße an – insbesondere als sie an den Punkt kam, „wo alles begann“. Von da an konnte ich das Buch leider nicht mehr ernst nehmen und die Autorin hat aus meiner Sicht zum Ende hin ein wirklich gutes Buch verpfuscht. Das ist sehr schade, aber nicht zu ändern. 

    Auch muss ich leider sagen, dass Emma nicht gerade eine absolute Sympathieträgerin war, was es auch schwierig für mich gemacht hat, sie und damit das Buch zu mögen. Ich meine, ihr Zwillingsbruder ist gestorben – die Gefühle die sie dafür zeigt, sind echt ärmlich und zeugen nicht von einem guten Charakter. Und ja, ich weiß, dass Menschen anders mit solchen Schicksalsschlägen umgehen – kein Thema, es muss sich nicht jeder wochenlang trauernd verkriechen. Aber so ein bisschen Empathie oder meinetwegen wenigstens Schockzustand wären schon nett gewesen.

     

    Von mir bleiben am Ende lediglich 5/10 Punkten und das ist noch ein gutes Ergebnis, dafür, dass ich mich zum Schluss hin wirklich geärgert habe.

     

     

    Mehr von mir zu den Themen Bücher, Bullet Journal, Essen, Reisen, Fotos, Disney, Harry Potter und noch vieles mehr gibt es unter: https://www.facebook.com/TaesschenTee/

  7. Cover des Buches Theorien der Revolution zur Einführung (ISBN: 9783885060758)
  8. Cover des Buches Silent Control (ISBN: 9783426519912)
    Thore D. Hansen

    Silent Control

     (18)
    Aktuelle Rezension von: eumel8

    Dieses Buch stand schon lange auf meiner Zulesenliste. Es ist nicht in der Onleihe verfügbar und zum Kauf ist es recht teuer. Dennoch habe ich es jetzt mal erworben und in wenigen Tagen gelesen, denn der Inhalt hielt, was der Klappentext versprach.

    Hacker retten die Welt, die von Eliten eingenommen werden soll. Eine spannende Verfolgungsgeschichte mit anscheinend zeitloser Aktualität, zumindest seit es das Internet gibt. Okay, genaugenommen gibt es das Internet schon recht lange und wurde vom amerikanischen Militär erfunden. Damals (1968) hiess es noch Arpanet und war gut für seine Zwecke. Was die meisten Menschen unter Internet verstehen, begann erst in den 90ern Fuss zu fassen als es entsprechende Gerätschaften wie Personal Computer und Modems gab. Mit entsprechenden Providern bekam man Zugang zum Internet. So ist es quasi heute immer noch seit der Kommerzialisierungsphase des Internets.

    Kommerz lockt auch das Böse an und so arbeitet der Protagonist Torben in einer schwedischen Firma für Internetsicherheit. Nebenbei bastelt er an einem Virus, welcher im Internet alle Informationen, die es gibt, veröffentlicht. Man ahnt es schon: Nach dessen Start bricht das Chaos aus und ruft die CIA auf den Plan. Diese beschäftigt sich gerade mit Gedankensteuerung durch elektromagnetische Waffen und CIA-Chef Clark sieht sein Projekt in Gefahr. Der Staat streckt seinen Arm aus und so findet sich Torben als Gefangener in einem amerikanischen Bunker der CIA wieder. Warum nicht auf einer Black Site? Immerhin finden im Bunker unerlaubte Verhörmethoden und Experimente statt. Es geht offiziell um die Datenverarbeitung der CIA und deren grösstes Abhörzentrum für Internetdaten in Utah, was mit Daten von der NSA gespeist wird. 

    Die Situation schaukelt sich immer weiter hoch, als aktiv Inhalte aus dem Internet durch die CIA in Echtzeit gelöscht werden. Auf der einen Seite die Verfechter des freien Internets und auf der anderen Seite der Staat, der die Kontrolle behalten will. Aber wer ist denn "der Staat"? Im Buch wird er verkörpert durch den skrupellosen CIA-Chef, den liberal ahnunglosen amerikanischen Präsidenten und seinen Stellvertreter, die persönlich alle unterschiedlichen Ansichten  und Ziele haben. Hinter dem CIA-Chef stehen Grössen der Wirtschaft als Auftragsgeber, die Eliten. 

    Der Hackergruppe Anonymous wird im Buch eine besondere Rolle zum Schutze des Internets zugestanden und der harte Kern sucht zum Schluss Schutz in einer Kirche vor dem Zugriff durch den Staat. Nun ja, in letzter Zeit wirkt zumindest der deutsche Ableger etwas defokusiert und nimmt recht agressiv Stellung gegen Putin und die Afd. Wie sieht es denn mit dem Internet tatsächlich aus? Seit dem Abhörskandal von Angela Merkel sind auch schon wieder ein paar Jahre ins Land gegangen und man brauch sich keinen Illusionen hingeben, dass die Praktiken fortgeführt und weiter ausgebaut wurden. Das ist dann auch der Denkfehler im durchaus spannenden und gut recherchierten Buch: Es gibt kein "freies" Internet. Ohne einem Provider kommt man erst gar nicht rein und trotz eines dezentralen Aufbaus ist die Nutzung recht monopolisiert, etwa durch Google Search als Suchmaschine oder Google Chrome als Browser. Viele Webseiten funktionieren sonst gar nicht ohne den richtigen Browser. Trackingtools sind allgegenwertig und machen sich nicht mal die Mühe, sich zu verstecken. 

    Wie weit sind wir vom Internet abhängig und welche Daten sind wir bereit preiszugeben? Diese Fragen bleiben zum Schluss des Buches, welches sein Ende selber offen lässt. Hoffen wir, dass noch genug Fiktion dabei ist.

  9. Cover des Buches Räuberdatschi (ISBN: 9783942748384)
    Jörg Steinleitner

    Räuberdatschi

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Rose75

    Ich habe vor kurzem diese Reihe für mich entdeckt und das ist mein zweites Buch mit Anne Loop.     

    Bei dieser Geschichte steht der Klamauk und das Lokalkolorit deutlich im Vordergrund.  Es geht um ein Bankräuber-Pärchen, das sich in der Dorfbank verschanzt, Geiseln nimmt und der Occupy-Bewegung nahesteht. 

    Die Ermittler machen hier keine gute Figur und trotz Eingreifen vom GSG9 und Intervention von Bundeskanzlerin und bayerischem Ministerpräsidenten  bekommen sie die Situation nicht in den Griff.

    Als Krimi ist die Geschichte eher enttäuschend, aber als lockere Unterhaltung nebenher war sie ganz nett. 

  10. Cover des Buches Die Zukunft der Rebellion (ISBN: 9783351050498)
    Micah White

    Die Zukunft der Rebellion

     (3)
    Aktuelle Rezension von: Skeptiker
    Diesem Buch kann man sicherlich einiges vorwerfen, aber mit Sicherheit nicht ein Übermaß an Spannung oder sachlicher Auseinandersetzung. 

    Etwas Struktur hätte dem Buch gut getan

    Der Titel hört sich gut an: Die Zukunft der Rebellion. Wie soll sie aussehen? Welche Themen soll sie beinhalten? Welche Methoden muss man anwenden, um etwas zu verändern? Wieviel Rebellion braucht es? Was lehrt uns die Geschichte? All das sind komplexe Fragen und es wäre schön, nur einen Teil davon beantwortet zu bekommen, aber leider enttäuscht das Buch auf ganzer Linie. 
    Das Buch beginnt mit vier Seiten voller Zitate, wie toll Micah White und sein Buch sind. Das lässt natürlich schlechtes Erahnen, ist aber mittlerweile typisch und gerade bei amerikanischen Büchern geht es wohl nicht mehr anders. Danach folgt ein Rückblick auf die Occupy-Bewegung, nicht sehr detailliert, aber immerhin hat man noch das Gefühl, dass der Autor weiß, wovon er spricht. Schon jetzt aber zeigt sich, was der Grundtenor des Buches sein wird: Ein wilder Mix von allem und jedem, mal hier zwei Zeilen Bezug zum arabischen Frühling, dann Zitate von Lenin, Engels, Bakunin, dann wird zitiert, was zwei Frauen während der Proteste berichtet haben, dann wird die Wirkung der eigenen Briefings beschrieben, dann, warum es Rebellion geben muss und wie Demokratien versuchen diese zu vereinnahmen - haben Sie schon den Überblick verloren? Eine Struktur hätte dem Buch gut getan, ebenso wie der dauerhafte Bezug zu einer Beschreibungsebene - also z.B. ein Eingehen auf theoretische Ansätze von Revolutionen und warum heute welche Teile nicht mehr funktionieren oder ein Beschreiben praktischer Handlungen oder eine tatsächliche Darstellung der Occupy-Bewegung, ihres Scheiterns und der daraus zu ziehenden Schlüsse - aber eben nicht alles auf einmal und dazu noch so wenig intellektuell durchdrungen, dass man sich fragt, ob der Autor jemals ein Buch zu Ende gelesen und verstanden hat. 

    Warum Rechte dieses Buch lieben

    Richtig schlecht wird das Buch an zwei Punkten: Zum einen beschreibt White amerikanische Demokratiedefizite. Die Analyse geht dabei aber nur so weit, dass sie beschreibt, wie die Occupy-Bewegung mit ihren basisdemokratischen Ansätzen von der Polizei schikaniert wurde und dass sie nichts verändert habe. Der Einfluss des Geldes auf die Politik wird dabei zwar genannt, aber eine Analyse findet hier nicht mehr statt. Weder wird über den Neoliberalismus und seine weltweiten Auswirkungen geschrieben, noch über die Wirkung auf den amerikanischen Traum, noch findet eine Gesamtsicht auf die US-Administration statt, noch werden die unterschiedlichen Kräfte in der amerikanischen Demokratie wahrgenommen. Wo keine Analyse stattfindet, kann man schließlich nur noch mit dem Kopf durch die Wand wollen - und genau das ist es auch, was am Ende übrig bleibt, es wird beschrieben, dass letztlich nur der Umsturz ein Erfolg sei. Und wer das anders sehe, sei halt vom System vereinnahmt, dass sich immer wehrt, bis es dann doch fällt.
    Zum zweiten werden sich kaum Gedanken über Konsequenzen einer Revolution gemacht (dass diese friedlich vonstatten gehen können, wird übrigens auch ignoriert, dafür hätte man sich aber auch mit der Geschichte befassen müssen). Damit meine ich vor allem auch die Zeit danach - die größten Revolutionäre werden bekanntlich hinterher die konservativsten Herrscher. Und gerade wenn man Bezug auf den arabischen Frühling nimmt, sollt man sich wenigstens damit auseinandersetzen. Auch die Darstellung anderer erfolgreicher Umbrüche (Syriza, 5 Sterne-Bewegung) werden zwar erwähnt, eigentlich nicht dargestellt, vor allem nicht, dass sie innerhalb einer Demokratie stattfinden.
    Am Ende bleibt übrig: Demokratie ist undemokratisch, weil es Polizei gibt und nicht jede soziale Protestbewegung erfolgt hat. Rebelliert einfach dagegen, das ist super. Spätestens jetzt sollten beim Leser im Hinterkopf die Bücher einiger Despoten auftauchen. Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass White auch vom "Volkskampf" spricht? Kein Wunder, dass das Buch bei Rechten so erfolgreich ist. 
    Zuletzt noch ein paar Worte zum Stil: Ein bunter Mix aus Fremdwörtern (Beispiel: "Eine einheitliche Revolutionstheorie ist die Vierheit aus Voluntarismus, Strukturalismus, Subjektivismus und Theurgie.") macht noch kein sachlich-genaues Buch. Es hört sich schlau an und ist es doch nicht. 

    Fazit: Ein schlimmes Buch und eine vertane Chance.
  11. Cover des Buches Bürokratie (ISBN: 9783442159208)
  12. Cover des Buches Occupy!: Die ersten Wochen in New York Eine Dokumentation: Die ersten Wochen in New York. Eine Dokumentation (ISBN: B006M81WZQ)
  13. Zeige:
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