Bücher mit dem Tag "österreicher"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "österreicher" gekennzeichnet haben.

77 Bücher

  1. Cover des Buches Hummeldumm (ISBN: 9783596512379)
    Tommy Jaud

    Hummeldumm

     (1.481)
    Aktuelle Rezension von: Tokki_Reads

    Reread
    Es sollte eigentlich alles perfekt sein: Sina und Matze freuen sich auf ihre gemeinsame Gruppenreise nach Namibia. Kurz zuvor hat Matze sogar eine beeindruckende Eigentumswohnung entdeckt und reserviert, und Sina hat mit viel Engagement die gesamte Reise organisiert. Doch bereits bei der Ankunft in Namibia bahnen sich die ersten Probleme an. Die Mitreisenden fallen nicht nur durch ihren starken Dialekt auf, sondern es entstehen auch bald Meinungsverschiedenheiten.
    Als die Reise dann endlich startet und Matze hofft, dass es nicht so schlimm wird, erreicht ihn die beunruhigende Nachricht, dass er die Anzahlung für die reservierte Wohnung vergessen hat zu leisten. Zu allem Übel ist sein Akku leer, und alle verfügbaren Adapter passen nicht oder sind bereits in Gebrauch. Während Sina versucht, sich mit der Reisegruppe anzufreunden, setzt Matze alles daran, verzweifelt ein funktionierendes Telefon oder einen Internetanschluss zu finden, um die Angelegenheit mit der Wohnung zu klären.
    Die Hitze Namibias, die verzweifelte Suche nach Kontaktmöglichkeiten nach Deutschland und die zunehmenden Spannungen mit den Mitreisenden setzen nicht nur die Reise, sondern auch die Beziehung von Sina und Matze auf eine harte Probe. Zwischen den Widrigkeiten des Reisens und den unvorhergesehenen Herausforderungen müssen sie lernen, ihre Beziehung zu festigen und gemeinsam durch schwierige Zeiten zu gehen.

    Das Lesen dieses Buches hat mir unzählige Male ein herzhaftes Lachen entlockt. Jeder Charakter wird mit einer individuellen Präsenz eingeführt und wirkt äußerst authentisch. Besonders bemerkenswert sind die Running Gags, die sich durch das gesamte Buch ziehen – sie tragen nicht nur maßgeblich zur humorvollen Atmosphäre bei, sondern sind genauso bedeutend und amüsant wie die großen humorvollen Höhepunkte. Die Fähigkeit des Autors, sowohl in den kleinen, wiederkehrenden Komikelementen als auch in den herausragenden Witzen einen anhaltenden Unterhaltungswert zu schaffen, macht dieses Buch zu einem humorvollen und facettenreichen Lesevergnügen.


  2. Cover des Buches Schachnovelle (ISBN: 9783755769965)
    Stefan Zweig

    Schachnovelle

     (1.449)
    Aktuelle Rezension von: megalon22

    Eine kurzweilige Novelle, die jedoch im Gedächtnis bleibt.

    Auch wenn ich kein besonderer Schachspieler bin und mich dieses allseits bekannte Brett - und Denkspiel eigentlich kaum interessiert, konnte mich dieses Buch ungemein fesseln und hätte auch zum Schluss gerne noch weitergelesen. 

    Hier werden die Lebensgeschichten zweier herausragender Schachspieler auf ungeschönte Weise erzählt. Zwei Personen, die unterschiedlicher kaum nicht sein könnten, am Ende aber dennoch gegeneinander antreten. 

    Insbesondere die Passage, in welcher "Doc. B" in seiner Gefangenschaft zum Schachspiel kommt und sich daraus eine manische Sucht entwickelt, fand ich sehr spannend und interessant erzählt.

    Auf alle Fälle eine schöne Geschichte von S. Zweig. 

  3. Cover des Buches Die Hauptstadt (ISBN: 9783518469200)
    Robert Menasse

    Die Hauptstadt

     (162)
    Aktuelle Rezension von: Wortmagie

    Der österreichische Autor Robert Menasse ist ein glühender Verfechter der europäischen Idee. Er glaubt allerdings nicht an Europa als Nationalstaatenbund, sondern an das Konzept der Europäischen Republik. Seiner Meinung nach muss das langfristige Ziel der Europäischen Union sein, Nationen zu überwinden, Grenzen aufzulösen und gemeinsame demokratische Politik zu betreiben, weil nationaler Egoismus die EU in jeglicher Hinsicht beschneidet. Seine Kritik richtet sich demnach gegen den Europäischen Rat, während er Institutionen wie die Europäische Kommission, die tatsächlich europäische Interessen vertritt, als legitim und positiv betrachtet. Diese recht radikale Einstellung ist mehr als das Produkt halbgarer Stammtischdiskussionen. Menasse lebte einige Zeit in Brüssel und recherchierte vor Ort, wie die EU arbeitet und funktioniert, denn es wurmte ihn, dass er nicht verstand, wie Entscheidungen gefällt werden, die sein Leben direkt beeinflussen und lenken. Dort entwickelte er die Idee für „Die Hauptstadt“, der weltweit erste Roman über die Europäische Kommission, der von der Fachpresse gefeiert wurde und 2017 den Deutschen Buchpreis erhielt.

    Ein Schwein geht um in Brüssel. Ein lebendiges Schwein, das durch die Straßen läuft und Brüsseler_innen wie Medien in Aufruhr versetzt. In den Korridoren der EU geht hingegen eine Idee um. Der 50. Geburtstag der Europäischen Kommission steht bevor. Müsste man feiern. Sollte man auch, für ihr Image, meint Fenia Xenopoulou, Leiterin der Direktion C (Kommunikation) der Generaldirektion Kultur und Bildung. Auschwitz als Geburtsort des europäischen Einheitsgedankens in den Mittelpunkt stellen? Warum nicht. Überlebende müssen her, Überlebende, die sich noch erinnern und Zeugnis ablegen können. Überlebende wie David de Vriend, der in einem Altersheim auf den Tod wartet, dem er vor so langer Zeit in einem Zug nach Auschwitz von der Schippe sprang. Nur möchte er lieber vergessen als zu erinnern. Kommissar Émile Brunfaut wurde indes aufgetragen, zu vergessen. Ihm wurde ein mysteriöser Mordfall in einem Brüsseler Hotel entzogen. Anweisung von oben, politische Gründe. Welche, weiß Brunfaut nicht. Er ermittelt auf eigene Faust weiter und deckt höchst schockierende Verbindungen auf. Schockieren wird auch der emeritierte Volkswirtschaftler Alois Erhart. Er wird den Grünschnäbeln des Think Tanks der Europäischen Kommission zeigen, wie radikal Europa gedacht werden muss. Und das Schwein? Das braucht einen Namen.

    „Die Hauptstadt“ begegnete mir zuerst auf dem Wohnzimmertisch meiner Eltern. Damals war das Buch die aktuelle Lektüre meines Vaters und als ich ihn danach fragte, weckten seine Schilderungen schnell mein Interesse. Doch ich war auch eingeschüchtert. Ein Buch über die Europäische Kommission? Konnte ich das überhaupt lesen? Oder reichte mein Wissen über europäische Politik nicht aus, um zu verstehen, was Robert Menasse zu sagen hatte? Mein Vater beschwichtigte mich und gab sich zuversichtlich, dass ich dem Roman gewachsen sein würde. Ich bin froh, dass ich seinem Urteil vertraute. „Die Hauptstadt“ setzt nicht allzu viel Vorwissen voraus; es reicht völlig, wenn man eine ungefähre Vorstellung davon hat, aus welchen Institutionen die Europäische Union besteht und welche Aufgaben sie erfüllen. Feinheiten, Zusammenhänge und Abhängigkeiten erläutert Robert Menasse gewissenhaft, ohne die Geschichte, die er erzählt, jemals zu einer Lehrstunde verkommen zu lassen. Er verliert nie aus den Augen, dass ein Roman an erster Stelle unterhalten soll und verflechtet Erklärungen geschickt mit dem Erleben seiner Figuren.

    Dadurch erkennen Leser_innen auch mit wenig Hintergrundwissen, dass der Einheitsgedanke, mit dem die Europäische Union einst gegründet wurde, heute beinahe in Vergessenheit geriet, die Mitgliedsstaaten nicht an einem Strang ziehen und alle Hindernisse in der Gestaltung europäischer Politik systemischer Natur sind. So mutiert die Organisation einer harmlosen Jubiläumsfeier zum 50. Geburtstag der Europäischen Kommission zum Kraftakt, weil einfach jedes Projekt von nationalen Interessen torpediert und zu Tode verhandelt wird. Daher wunderte es mich nicht, dass Idealismus in Brüssel nicht überleben kann. Die EU ist ein Ort, an dem Ideale, Hoffnungen und Träume mit jedem neuen Kompromiss ausgehöhlt werden. Dies veranschaulicht Menasse in „Die Hauptstadt“ durch die exemplarische Zusammenstellung seiner Figuren, die in diesem System in allen Ebenen und Institutionen arbeiten. Er zeigt, wie sie alle von der schwerfälligen, undurchsichtigen und frustrierenden Realität europäischer Bürokratie betroffen sind und jeweils mit ihr umgehen.

    Die sensible Balance zwischen Nähe und Distanz, die Menasse dabei herstellt, faszinierte mich. Nach jedem der zahlreichen Perspektivwechsel tauchte ich langsam in den banal wirkenden Gedankenstrom einer Figur ein, der Stück für Stück Fahrt aufnahm und immer tiefer, immer signifikanter wurde. Ich gebe zu, für mich war diese Erzählweise zuerst gewöhnungsbedürftig, ich konnte mich ihrem hypnotischen Sog jedoch nicht entziehen und fühlte mich mitgerissen. Dennoch lässt Menasse niemals zu, dass seine Leser_innen von einem Blickwinkel vereinnahmt werden, indem er sie Querverbindungen sehen lässt, die die Figuren nicht wahrnehmen. Ich hatte den Eindruck, das Gesamtbild aus der Vogelperspektive zu betrachten, ohne meine Verbundenheit zu den Figuren opfern zu müssen. Das Maß an Kontrolle, das Menasse demnach auf seine Handlung ausübt, ist beeindruckend. Scheinbare Zufälle, Kreuzwege und Symboliken setzt er bewusst ein, um bestimmte Aspekte zu verdeutlichen. Nichts in „Die Hauptstadt“ geschieht grundlos. Folglich ist nicht einmal das Schwein, das herrenlos in Brüssel herumläuft und beinahe wie ein Phantom wirkt, eine willkürliche Ergänzung. Es ist eine gezielte Metapher, die sich sowohl auf die gesamte Geschichte als auch auf ihre Einzelteile anwenden lässt. Menasse selbst sprach in diesem Zusammenhang über das Spektrum zwischen „Glücksschwein“ und „Dreckssau“, meiner Meinung nach ist die passendste Assoziation jedoch die der Sau, die durchs Dorf getrieben wird – und wir wissen ja, wie lange diese Aufmerksamkeit generiert: Bis die nächste gefunden ist.

    Schriftstellerisch ist „Die Hauptstadt“ genial. Robert Menasse ist ein hervorragender Autor, der ein bemerkenswertes Gespür für Subtilitäten und Zwischentöne besitzt. Er ist sich der Wirkung von Details allzeit bewusst und schreckt nicht davor zurück, diese unkommentiert zu lassen. Vieles erscheint in diesem Buch absurd und ich bin überzeugt, dass Menasse diese Absurditäten, die am gesunden Menschenverstand des europäischen Verwaltungsapparates zweifeln lassen, gezielt betonte. Ja, „Die Hauptstadt“ vermittelt Humor– doch es ist Galgenhumor, resigniert und fast bitter. Deshalb empfand ich den Roman emotional als schwer verdaulich. Die Lektüre war sehr desillusionierend, trotz all der radikalen, revolutionären und wunderschönen Ideen für Europa, die Menasse präsentiert. Es macht mich unsagbar traurig, dass das Potential der Europäischen Union ungenutzt bleibt und wir nicht daran arbeiten, das Konzept von Nationalitäten zu überwinden, um als wahrhaft geeintes Europa zu wachsen und die Vergangenheit hinter uns zu lassen. Europa ist untrennbar mit den Verbrechen des Nationalsozialismus verbunden und wird es immer sein. Sollte der Anspruch gelebter Erinnerungskultur nicht bedeuten, dass wir versuchen, das Problem an der Wurzel zu lösen und nationale Interessen hinter europäischen Interessen zurückzustellen?

    Die Idee, innereuropäische Grenzen aufzulösen, Staaten abzuschaffen und eine echte europäische Identität für alle Bürger_innen aufzubauen, wirkt auf den ersten Blick heftig, meiner Meinung nach liegen die Vorteile jedoch auf der Hand. Wir würden nicht mehr von Brüssel aus „fremdregiert“, denn wir würden unsere politischen Vertreter_innen in der EU wählen, wie wir jetzt nationale Politiker_innen wählen. Würde der Kontinent Europa als Ganzes begriffen werden, stünde der Weg frei für einheitliche Politik. Ich denke da vor allem an die Ressorts Wirtschaft, Bildung und Außenpolitik. Selbstverständlich ist so ein extremer Schritt kein Garant dafür, dass tatsächlich Einigkeit entsteht. Aber ich glaube, der aktuelle Zustand der EU belegt, dass wir diese Einigkeit unter den herrschenden Bedingungen nie erreichen werden. Der politische Rechtsruck in vielen europäischen Ländern ist ein eindeutiges Signal dafür, dass wir genau jetzt versagen. Um überhaupt eine Chance zu haben, müssen wir mutig sein, umdenken und einen klaren Cut wagen, um anschließend unter neuen Voraussetzungen zusammenzuarbeiten.

    Leider wird das wohl nicht passieren. Auch das vermittelt „Die Hauptstadt“. Robert Menasse mag von einem vereinten Europa träumen, er mag dafür kämpfen, optimistisch gibt er sich allerdings nicht. Wie könnte er auch, nachdem er in Brüssel hautnah erlebte, wie sich die Europäische Union Tag für Tag selbst ausbremst? Sein Roman konnte wahrscheinlich gar nicht mit einer hoffnungsvollen Note enden. Stattdessen transportiert er am Schluss die düstere Prophezeiung, dass es immer so weitergehen und sich niemals Einsicht in den grundlegenden Änderungsbedarf entwickeln wird. Zumindest habe ich es so empfunden. „Die Hauptstadt“ ist kein Hoffnungsschimmer. Es ist eine Bestandsaufnahme, die zeigt, was die EU sein sollte – und was sie in Wahrheit ist.

  4. Cover des Buches Die Herzen des Monsieur Lefort (ISBN: 9783734549595)
    Mara Ferr

    Die Herzen des Monsieur Lefort

     (16)
    Aktuelle Rezension von: foxydevil

    Das ist das mittlerweile 4. Buch welches ich von der Autorin Mara Ferr gelesen habe, und ich war im Vorfeld sehr gespannt.
    Und diesen besonderen Krimis geht immer einer Gemeinsamkeit voraus.
    Sie spielen in Paris und kommen als gutes Buch ohne extremes blutmäßiges Gemetzel aus.
    Das fasziniert mich immer an Büchern der Autorin.
    Dieses Cover ist außergewöhnlich und im Gegensatz zu den bisherigen Büchern ist es das bisher am  passendsten zum Buchthema.

    Aus dem Inhalt:
    Der Protagonist Jerome Lefort ist ein Commandant im Ruhestand.
    Er ist verheiratet doch diese Ehe obwohl gut situiert ist nicht mehr das was sie sein sollte.
    Kurzum es fehlt an Herz…auf einen Auslöser entwickelt sich eine Liebe zu Herzen und steigert sich in eine immer steigende Obsession.
    Mehr möchte ich gar nicht verraten, das sollte man erlesen.

    Wie schon erwähnt sind Krimis von Mara Ferr etwas Besonderes.
    Kein Gemetzel und trotzdem sehr gute Unterhaltung.
    Dem ist die Autorin in diesem Buch wieder gerecht geworden.
    Der Spannungsbogen ist vorhanden und man möchte das Buch nimmer aus der Hand legen.
    Die Auflösung ist schlüssig, hat mir persönlich sehr gut gefallen  und die eigene Sprache etwas anspruchsvoller und keine Plattitüde.
    Trotzdem liest es sich zügig und flüssig.
    Die Charaktere sind gut gezeichnet und polarisieren.

    Fazit:

    Ein absolut lesenwertes Buch, für Freunde des Besonderen, da hier Klassen- statt Massenware
  5. Cover des Buches Junge Hunde (ISBN: 9783328101352)
    Cornelia Travnicek

    Junge Hunde

     (15)
    Aktuelle Rezension von: aspecialkate
    Johanna ist ein junges Mädchen, das sich mehr um das Wohlergehen anderer kümmert, als um sich selbst. Sei es ihre Nachbarin Julia und ihr Kind, ein alter Mann namens Herr Glantz und sein Hund Gloria, der beste Freund Ernst, der an Demenz erkrankte Vater oder die sozial engagierte Mutter, die in Peru ein Sozialprojekt unterstützt - Johanna fängt sie alle auf und muss erkennen, dass sie eine Tages allein zurück bleibt, als sich Ernst auf eine Reise nach seinen familiären Wurzeln begibt. Als Johanna das Haus ihrer Eltern ausräumt, da ihr Vater ins Pflegeheim muss, entdeckt sie eine geheimnisvolle Postkarte, die ihr Leben auf den Kopf stellt. Diese gibt ihr den Anreiz sich selbst auf die Suche nach ihrer Vergangenheit und Identität zu machen, während Ernst erkennt, dass seine Suche in China mehr von Verlust geprägt ist.

    Ich muss zugeben, dass ich etwas länger gebraucht habe, um das Wesen dieses Buches zu erkennen. Der Titel und das Cover haben für mich mit dem Inhalt wenig zu tun, aber es war vor allem die Geschichte selbst, die mich neugierig gemacht und gegen Ende hin nicht enttäuscht, sondern zum Nachdenken angeregt hat.

    Es braucht etwas Zeit bis sich die Geschichte so richtig entwickelt und interessant wird. Ich habe das Buch anfangs einige Male weg gelegt, aber meine Neugier, wie diese Geschichte endet, hat überwogen. In diesem Buch geht es um familiäre Wurzeln, um die Konfrontation als junger Erwachsener mit alternden Eltern und der Erkrankung Demenz. Vielmehr handelt dieser Roman aber über das Finden der eigenen Identität und wie sehr eine familiäre Vergangenheit und Geheimnisse prägend für das eigene Leben sind. Die zwei Protagonisten sind Johanna und Ernst, die beide schon von Kindheitstagen an befreundet sind. In abwechselnden Episoden geht es einerseits um Johannas Identitätssuche und Vergangenheit sowie um Ernsts Reise nach China und die Suche nach seiner leiblichen Mutter. Es passieren keine aufregenden Dinge, aber durch die Begegnungen mit anderen und die Konfrontation mit Vergangenem entwickeln sich die beiden Charaktere zu Erwachsenen, die plötzlich Verantwortung über ihr eigenes Leben übernehmen müssen.

    Die Geschichte von Ernst spielte sich für mich nur beiläufig ab, sie erscheint mir unnahbar, sehr fern und irgendwie fremd.  Johanna kristallisiert sich als Hauptprotagonistin für mich heraus. Zu ihr hatte ich mehr Bezug und man erfuhr auch mehr über sie, auch wenn die gefühlsmäßige Ebene eher vernachlässigt wird. Man erkennt als Leser, wie sehr sich Johanna für andere engagiert, wie sehr sie nach ihrer wahren Identität sucht und auch wie verloren sie sich manchmal fühlt. Mir hat besonders dieses nostalgische Gefühl gefallen, das durch die Erinnerungen an Kindheitstagen, dieses nicht Loslassen können von "alten Dingen" und dem Haus, hervorgetreten ist. Irgendwie hätte ich mir mehr Nähe zu den Charakteren gewünscht, mehr Gefühl, mehr Input durch die anderen Protagonisten. Es ist auch irgendwie dieser Schmerz, den man an der Schwelle zum Erwachsenenwerden empfinden kann, deutlich spürbar, dieses Sinnsuchende, diese Wehmut, die man hat, wenn man mit der Vergangenheit konfrontiert wird, die plötzlich anders ist, als sie erscheint und alte Vorstellungen zu zerbrechen drohen.

    Ich mag den Humor dieses Buches sehr, die poetischen Momente, diese Phasen, bei denen man glaubt, alles zerbricht, aber sich dann doch wieder eins und eins zusammenfügt. Vor allem gefällt mir das Ende, bei dem vieles offen zu bleiben scheint, aber so manches eigentlich klar und deutlich vor einem liegt. Nein, dieses Buch hat mich anfangs nicht gefesselt, aber es hat mich nachdenklich zurück gelassen und gezeigt, wie tief die familiären Wurzeln sind und welche Auswirkungen sie auf das Erwachsenwerden haben.

    Junge Hunde ist ein sehr gelungener Roman über die Suche nach den eigenen Wurzeln, der zu erkennen gibt, dass man nur ganz bei sich sein kann, wenn man der Vergangenheit ein Stück näher rückt.
  6. Cover des Buches Ein ganzes Leben (ISBN: 9783446278424)
    Robert Seethaler

    Ein ganzes Leben

     (448)
    Aktuelle Rezension von: Julitraum

    Erzählt wird die Geschichte von Andreas Egger, der ein wahrhaft hartes und entbehrungsreiches Leben hat, aber nie daran verzweifelt. Der nüchterne, prägnante Erzählstil nimmt den Leser sofort gefangen. Relativ emotionslos wird Andreas Egger beschrieben, doch zwischen den Zeilen kann sich der Leser dieses harte Leben wahrhaftig vorstellen und wird nachdenklich und sollte dankbar sein, für die Annehmlichkeiten des Lebens, die wir genießen können.

    Mit etwa 4 Jahren kommt Andreas Egger zum Schwager seiner Mutter, einem Bauern, auf dessen Hof. Er erinnert sich kaum noch an die Mutter, die wohl unverheiratet war und an Schwindsucht gestorben ist. Einzig dem Umstand, dass noch etwas Geld vorhanden ist, kann er es verdanken, dass der Bauer ihn widerwillig bei sich aufnimmt. Natürlich wird ihm dort keine Fürsorge oder Liebe entgegengebracht. Niemand interessiert sich für das Kind, aber als Arbeitskraft ist er natürlich herzlich willkommen. Zudem muss er die Schläge des launischen Bauern ertragen, der immer einen Grund findet, seine Aggressionen an ihm auszulassen. Dabei geschieht es eines Tages, dass Andreas schwer am Bein verletzt wird. Daraufhin hat er sein ganzes Leben mit einem hinkenden Bein zu kämpfen, doch Andreas wird stärker und reift zu einem kräftigen Mann heran. Er lässt sich nicht mehr vom Bauern verrprügeln und verlässt den Hof. Für keine Arbeit ist er sich nicht zu schade. Er hat keine großen Erwartungen ans Leben, ist mit wenig zufrieden, schafft sich, sogar ein kleines, eigenes Heim. Dann lernt er Marie kennen und sein Leben verändert sich. Sie bringt wahrlich Licht und Freude in sein Leben, doch leider nicht lange. Wieder schlägt das Schicksal erbarmungslos zu und das ist leider nicht der einzige herbe Rückschlag, den Andreas Egger immer wieder und wieder erleiden muss. Jahrzehnte später trifft er wieder auf Marie, auf ungewöhnliche Weise. Im Alter ist er keineswegs verbittert sondern schaut noch zufrieden aus sein Leben zurück. 

    Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen. Die prägnante und teils bildhafte und bildgewaltige Sprache nahmen mich sofot ein. Der Autor zeigt gekonnt, dass es nicht viele Seiten braucht, um ein Leben, wie es früher oft genug vorkam, zu beschreiben. Ich bin auch sehr auf die Verfilmung gespannt.

  7. Cover des Buches Totenfrau (ISBN: 9783442749263)
    Bernhard Aichner

    Totenfrau

     (447)
    Aktuelle Rezension von: Kolibri_liest

    Totenfrau macht den menschlichen Abgrund fast menschlich. Ich bin in die Buchhandlung meines Vertrauens gegangen und habe nach einem Buch mit einer starken Protagonistin gefragt, die nicht auf der Suche nach der großen Liebe ist, sondern ihr Leben in die eigene Hand nimmt. Und ich habe es bekommen! 

    Obwohl man jede Entscheidung der Protagonistin nachvollziehen kann, bleibt während des Lesens immer etwas Angst vor ihr, weil sie so knallhart und eiskalt ist. Die Charaktere sind durch die Hintergrundgeschichten und die Stärken und Schwächen mehrdimensional und greifbar. Ein absoluter pageturner bis zum Ende. 

    Doch leider hat mich dann das Ende etwas enttäuscht, denn im Vergleich zu der sonst so hervorstechenden Vielschichtigkeit wirkte es etwas platt. 

  8. Cover des Buches Quasikristalle (ISBN: 9783442714513)
    Eva Menasse

    Quasikristalle

     (105)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer

    Was wissen wir wirklich über uns selbst ? Und was vom anderen?

    Das Leben der Xane Molin aus der kaleidoskopischen Sichtweise. Mal als junge Heranwachsende, die mit Judith sehr eng und mit Claudia um besonderen befreundet ist. Ein tragisches Ereignis beendet abrupt die Mädchenfreundschaften.

    Als Studentin nimmt Xane an einer Führung im Konzentrationslager Auschwitz teil. Mit dem Leiter dieser Exkursion bahnt sich eine zwischenmenschliche Nähe an.

    >Kann ein Mensch stundenlang den Kopf schütteln, ohne Schaden zu nehmen? Eine Frage, die Mengele sicher interessiert hätte. <

    Xane als Mieterin in einem ehrenwerten Haus. Der Vermieter bewohnt selbst sein Mehrparteienhaus und trägt Sorge in allen Bereichen. Doch er hat die Rechnung ohne Xane gemacht.

    Nach einigen Jahren trifft Xane auf Salome, jetzt Sally, die Schwester ihrer früheren Freundin Judith. Sie verbringen viele Tage und Nächte zusammen. Xane mit Mo verheiratet, würde Sally gerne unter die Arme greifen, doch Sally spielt ein Spiel.

    Mo, der Ehemann von Xane hat aus seiner ersten Ehe zwei Töchter. Xane möchte gerne selbst Mutter werden, doch dies gestaltet sich nicht einfach. Für ihren sehnlichen Wunsch nimmt Xane einiges in Kauf.

    Eine Begegnung mit Nelson verleitet Xane zu Gefühlen die die Tendenz zu einer außerehelichen Verbindung zu nehmen scheinen. Während Xane die Führung übernimmt, übt sich Nelson in Zurückhaltung.

    Viola, die älteste Stieftochter von Xane, bereitet ihrem näheren Umfeld nicht gerade große Freude. Sie scheint es im Besonderen, mit ihrem agressiven verhalten, oft auf Xane abgesehen zu haben.

    Auch als Vorgesetzte gerät Xane immer wieder in den Mittelpunkt, logischerweise. Dies mal mehr und mal weniger positiv.

    Als Tochter und selbst als Mutter, wird Xane in verschiedene Facetten des Lichts gerückt.

    >Aber zu wissen, dass man sich nicht immerzu bigott beschnitten hat, dass man im Gegenteil einiges Schöne davon gehabt, dass man manchmal geschwelgt und im prickelnden Luxus gelebt hat; daran zu denken, wenn sie einem später den künstlichen Darmausgang legen – das müsste irgendwie tröstlich sein.<

    Eva Menasse hat hier ein Leben coloriert in allen Farben und möglichen Formen. Sie hat eine Hommage auf das Leben, das existieren, das da sein, kreiert, dass das Bewusstsein den Fokus auf das eigene Sein, unwillkürlich in den Mittelpunkt plaziert. Intelligent und mit großem Gespür für die interessanten Datails, führt sie uns durch viele Fragmente des Lebens. 13 Geschichten über eine Frau aus der Sicht der anderen. Diese Idee wurde geradezu perfekt umgesetzt. Große Leseempfehlung!

  9. Cover des Buches Herzgrab (ISBN: 9783844531831)
    Andreas Gruber

    Herzgrab

     (19)
    Aktuelle Rezension von: djojo

    Elena Gerink ist auf der Suche nach Salvatore de Vecchio. Der italienische Maler gilt als vermisst und vermisste Personen sind die Spezialität der Wiener Privatdetektivin. Ihr haftet der Ruf an, dass sie bislang jede vermisste Person gefunden hat. Als ein Gemälde des vermissten Malers auftaucht führt sie die Spur in die Toskana.

    Dort angekommen trifft sie auf ihren Ex-Mann und Ermittler beim Bundeskriminalamt Peter Gerink. Zusammen mit Dino Scatozza, einem waschechten Italiener, ermittelt Peter Gerink im Land seiner Albträume: Italien. Dort sind die beiden Ermittler auf der Suche nach einer verschwundenen Österreicherin. Und bald stellen Elena und Peter Gerink fest, dass die beiden Fälle sogar zusammenhängen. 

    Da mich die Bücher von Andreas Gruber schon immer begeistert haben, habe ich mir auch dieses Werk vorgenommen und ich wurde nicht enttäuscht. Spannend von Beginn an lässt einen die Geschichte bis zum Ende nicht los. Andreas Gruber hat mit dem Ermittlerteam um Gerink, Gerink und Scatozza wieder etwas Unterhaltsames und Interessantes geschaffen. 

    Zwei Kritikpunkte, welche man zu diesem Thriller häufig findet, sind die vielen Zufälle und die negative Darstellung Italiens. Die Zufälle sind meines Erachtens notwendig. Übertrieben, aber eben erforderlich, um den Plot so aufzubauen. Über die vielen dunklen Eindrücke über Italien und seine Italiener kann ich hinwegsehen. Ich habe selbst einige Wochen in Florenz gelebt und weiß, dass es dort gar nicht so übel ist. Einige Leser haben sich allerdings schon an der extremen Darstellung gestört. Und ich muss zugeben, nachvollziehen kann ich sie nicht. Trotzdem bringen mich beide Punkte nicht von einem positiven Votum ab. 

    Möglicherweise liegt meine Begeisterung aber auch an der gelungenen Umsetzung als Hörspiel. Herzgrab wurde mit bekannten Stimmen, u.a. von Bernd Reheuser, Katrin Hess und Tom Vogt eingesprochen und unterscheidet sich damit wesentlich von klassischen Hörbüchern. Leider gibt es außer den meist einstündigen Radio-Produktionen kaum noch Hörspiele. Dabei finde ich, man kann sich wesentlich besser in das Geschehen und die Personen hineinversetzen und durch Geräusche und Musik kann auch ein Spannungsbogen schnell noch einmal um einige Prozent angehoben werden. Und genau das war auch hier der Fall. Ich habe die knapp zehneinhalb Stunden auf jeden Fall durchaus genossen.

  10. Cover des Buches Die Klavierspielerin (ISBN: 9783644018716)
    Elfriede Jelinek

    Die Klavierspielerin

     (234)
    Aktuelle Rezension von: Catastrophia

    Die mittdreißigjährige Klavierlehrerin Erika Kohut sollte eigentlich ein anderes Leben haben: Akribisch hatte ihre Mutter das Leben ihrer Tochter bis zur gefeierten Konzertpianistin vorgeplant. Nun erhofft sie sich, mithilfe des Einkommens ihrer Tochter bald die erwünschte gemeinsame Eigentumswohnung zu kaufen. Ihre Tochter Erika hält sie von allen Einflüssen fern, die schädlich sein könnten, seien es Männer, Freundschaften, auch nur irgendeine Situation, in der sich Erika selbstständig machen könnte. Denn die Mutter wacht eifersüchtig über ihren Besitz, der ihr nun zu entgleiten droht. Erika, die durch diese schädliche Beziehung - sie und ihre Mutter schlafen noch gemeinsam in einem Bett - nie eine eigene Form der Sexualität oder Selbstbestimmung entwickeln konnte, vertreibt sich die Zeit mit Voyeurismus, belauscht heimlich Paare beim Sex im Wiener Stadtpark und ist völlig überfordert, als ihr jüngerer Schüler versucht, sie zu verführen. Sie findet bei der Annäherung zu ihm das Maß nicht, ist entweder bösartig und abweisend oder verlangt von ihm, sie stundenlang zu quälen - freilich nur in der Fantasie und nicht in der Realität, denn dort erhofft sie sich umfassende Liebesgeständnisse, die er wiederum nicht bereit ist zu geben.

    Man merkt dem Buch und seiner Sprache das Alter an. Ich hatte es einmal weggelegt und jetzt, nach ein paar Monaten Pause, zu Ende gelesen. Mich erschlägt die teilweise schwer verständliche Sprache trotz ihrer Kunstfertigkeit und gerade die sehr verallgemeinernden bis rassistischen Beschreibungen sogenannter Gastarbeiter empfand ich als problematisch. Ich verstehe, dass es zur Zeit seines Erscheinens - insbesondere wegen der expliziten Schilderungen sadomasochistischer Sexualität, noch dazu durch eine weibliche Autorin - ein wichtiges Werk war und in diesem historischen Kontext immer noch ist. Gerade die Darstellung sadomasochistischer Neigungen ist aber aus heutiger Sicht aufgrund der vorgenommenen Pathologisierung sehr schwierig. Es gibt zwar viele Menschen, die BDSM aufgrund individueller Erlebnisse als Mechanismus nutzen, das ist aber keine zwingende Kausalität. Die Beziehung zwischen Mutter und Tochter ist mitunter schwer zu verdauen und führte bei mir zu Fremdscham bis Abscheu. Vermutlich sollte man dieses Buch gelesen haben, weil es trotz der Kritikpunkte sehr eindrücklich eine toxische Mutter-Kind-Beziehung schildert und diesem mit scharfem Blick begleitet, und weil die Sprache tatsächlich sehr bildhaft und außergewöhnlich ist. Mich hat aber beides in diesem Fall teilweise abgestoßen.

  11. Cover des Buches Makarionissi oder Die Insel der Seligen (ISBN: 9783462049282)
    Vea Kaiser

    Makarionissi oder Die Insel der Seligen

     (107)
    Aktuelle Rezension von: Brigitteevans

    Ein Dorf im Gebirge, in dem eine Großmutter alles macht, damit sich in der Familie alles so entwickelt, wie sie es für gut befindet. (Natürlich ohne die anderen zu fragen, ob sie das auch so wollen).

    Doch so sehr sie sich bemüht, sie kann nicht mit allen Menschen machen, was sie will. Das Schicksal nimmt seinen Lauf und wir erfahren die Geschichte der Familie in 4 Generationen, die stark mit den politischen Verhältnissen zusammenhängt. Aber was hängt in Griechenland nicht mit Politik zusammen? 

    Über vieles musste ich schmunzeln, weil es mich an meine Zeit in Griechenland erinnert hat. Die Autorin spannt sprachgewandt die Fäden der Erzählung über Kontinente und Generationen, zeitweise in schnellem Tempo, um dann wieder Einzelheiten herauszuholen und genauer zu beschreiben. Vielleicht sind manche Figuren zu sehr auf ein Temperament festgelegt – auf der anderen Seite ist es gerade die Sturheit oder Fixiertheit von Menschen, die Dramen erst ermöglichen. 

    Eine Leseempfehlung für Leser_innen, die Griechenland und unterhaltsame, berührende Erzählungen mögen und einen kleinen Einblick in die Geschichte des Landes erhalten wollen.


  12. Cover des Buches Er & Sie - Anatomie einer Liebe (ISBN: 9783958180512)
    Anna Herzig

    Er & Sie - Anatomie einer Liebe

     (17)
    Aktuelle Rezension von: viktoria162003

    Meinung

    Die Autorin hat einen sehr schönen Schreibstil, so lässt sich das Buch flüssig lesen. Geschrieben wird das ganze Buch aus der Sicht von „Er“ und „Sie“. Überrascht hat mich das Buch, dass es hier wohl noch eine zweite Geschichte gibt, die in der Vergangenheit 1858 spielt.

    Der Wechsel der Charaktere ist sehr schön zu unterscheiden, meist durch ein neues Kapitel mit Er oder Sie als Überschrift und dem Datum. Ich hätte mir vielleicht hin und wieder einen Öfteren Wechsel der Perspektive gewünscht, denn manchmal wenn Sie oder eben Er von einem gemeinsamen treffen berichten, kann es einige Seiten dauern (in dem auch eine Menge Zeit vergehen kann) bis man das Ganze dann aus der Perspektive des jeweils anderen erlebt.

    Aber kommen wir einmal genauer zur ersten Story. Die Geschichte mit der Malerin und dem Autoren hat mir sehr gut gefallen, jedoch gab es auch ein paar Punkte die nicht ganz meinen Geschmack getroffen haben. Zuerst einmal ist es sehr Interessant zu erfahren wie die Gefühlswelt der beide aussieht. Ich finde hier stecken sehr viele Emotionen drin und beim Lesen hatte ich das Gefühl das es eine Art „Seelen-Striptease“ gewesen ist, denn es geht ganz schön in die Tiefe.

    Was mir einerseits gefallen hat, ist das man hier wirklich eine Achterbahn der Gefühle erlebt, aber das andere ist, das man auch eine Menge zu lesen bekommt und ich hin und wieder ein klitzekleines bisschen das Gefühl von Langatmigkeit hatte.

    Die Romanze darin fand ich sehr schön, ich mochte es wie sich beide näher kommen und sich dann doch wieder etwas voneinander entfernen. Dieses Gefühlschaos sorgte für Spannung, da man wirklich nicht voraussehen kann was wohl als nächstes passiert.

    Gleichzeitig bin ich aber eine totale Romantikerin und Liebe eben Liebesgeschichten und ich persönlich hätte mir einfach ein paar treffen mehr von den beiden gewünscht, eine Detailreicheres aufeinander treffe das nicht nur durch Gefühle beschrieben wird und ein wenig mehr Happy End darin.

    Kommen wir zur zweiten Geschichte, die hier ein wenig etwas Magisches an sich hat und ich mir nicht ganz sicher bin, ob es schon in Richtung Magie/Bestimmung geht? Auch hatte ich das Gefühl das es einen kleinen Zusammenhang zur ersten Story gab? Die Geschichte hat mir gut gefallen. Aber auch hier gab es wieder ein paar Punkte die nicht ganz meinen Geschmack getroffen haben.

    Diese Geschichte wird ebenfalls aus mehreren Perspektiven geschildert, anders wie bei der ersten Geschichte, bin ich hier aber immer ein klein wenig durcheinander geraten (trotz toller Überschrift), da es eben mehrere Charaktere sind. Für mich dann gleich zu Beginn schon etwas zu viele, ich konnte nicht gleich von Anfang an feststellen welche wirklich wichtig für die Geschichte sind und kam mir etwas überfordert vor (aber das wird sicherlich nicht jedem passieren!).

    Jedoch nach und nach lernt man die Charaktere besser kenne und eben auch zu unterscheiden.

    Was mir hier aber besser gefallen hat wie bei der ersten Geschichte ist, dass man zwar ebenfalls viel über die Gefühle der Charaktere erfährt man aber trotzdem noch ein wenig mehr von der „Außenwelt“ miterlebt und nicht nur von deren Gefühlslage.

    Von der Romanze her schlägt natürlich wieder die Romantikerin in mir durch und auch wenn ich die Geschichten anfangs richtig toll gefunden habe, so gefällt mir deren Verlauf nicht ganz… was aber eindeutig Geschmackssache ist…

    Die Charaktere erhalten ebenfalls ein gut von mir. Auch wenn man viel Gefühl von ihnen miterlebt und ihnen schon fast auf den Grund der Seele Blicken kann, so fehlte mir einfach ein wenig mehr Beschreibung um diese herum. So hatte ich das Gefühl ihnen einerseits „nahe“ zu sein und sie doch wieder nicht recht zu kennen.

     

    Fazit

    Ein wirklich wunderschönes Buch mit sehr viel Gefühl und einen tollen Schreibstil von der Autorin. Für mich aber doch noch etwas ungewöhnlich, da man bei der ersten Geschichte doch mehr Einblick in das „innere“ der Charaktere hat wie von dessen Umgebung. Daher vergebe ich 3 Sterne, denn mir fehlte einfach noch ein wenig mehr Beschreibung von deren “Außenwelt”, ein wenig Aktion und auch einmal etwas das mich zum Lachen gebracht hätte.

  13. Cover des Buches 1813 - Kriegsfeuer (ISBN: 9783426505830)
    Sabine Ebert

    1813 - Kriegsfeuer

     (109)
    Aktuelle Rezension von: Thommy28

    Einen ersten Blick auf das Geschehen ermöglicht die Kurzinfo hier auf der Buchseite. Meine persönliche Meinung:

    Der Autorin ist es auch diesmal gelungen historische Fakten mit einer fiktiven Handlung zu verknüpfen. Allerdings tritt die fiktive Handlung diesmal mehr in den Hintergrund. Dafür prägt viel Schlachtengetümmel und das daraus resultierende Leid der Soldaten und der Bevölkerung das Buch. Das war mir manchmal etwas zu viel. 

    Erschwerend für den Leser kommt hinzu dass das Buch von einer großen Fülle bekannter - und weniger bekannter - Figuren bevölkert wird. Da war es sehr schwer den Überblick zu behalten. Erfreulicher Weise hat die Autorin ein Glossar beigefügt in dem neben seinerzeit gebräuchlicher Begriffe auch Einzelheiten zu den Figuren erklärt werden. Das hat gut geholfen.

    Das Buch hat mir gut gefallen. Es kann aber aus meiner Sicht mit den Romanen aus dem 12. und 13. Jahrhundert nicht ganz mithalten. Trotzdem freue ich mich auf den zweiten Band der Reihe um die Völkerschlacht.


  14. Cover des Buches Ans Meer (ISBN: 9783839894132)
    René Freund

    Ans Meer

     (7)
    Aktuelle Rezension von: engineerwife
    „Niemand weiß, wie spät es ist“ war das erste Buch des Autors René Freund, das ich verschlungen und geliebt habe. Da war es für mich klar, dass auch „Ans Meer“ auf meine Wunschliste wandern würde. Diesmal habe ich mir die Hörbuch Version gegönnt. Es geht hierbei um Anton, der seine Tage bis jetzt immer nach dem gleichen Schema verbracht hat und natürlich es geht auch um Doris, die Frau, in die er sich hoffnungslos verliebt hat. Beiden ist jeweils ein Handlungsstrang gewidmet, der von Kapitel zu Kapitel einmal aus Antons und einmal aus Doris‘ Sicht erzählt wird. Die Liebe hat Antons Leben durcheinander gewirbelt und nun will er auf seine alten Tage das mit dem „mutig sein“ doch mal ausprobieren. Doch was bedeutet Mut eigentlich? Mut bedeutet seine Komfortzone zu verlassen auch wenn man ängstlich ist. Mutig sein heißt die Angst zu spüren und trotzdem zu handeln. Und genau das tut er während Doris ihn bewusst und unbewusst seelisch und moralisch unterstützt.
    Die Geschichte hat mir gut gefallen, eine „feel good“ Story, die zwischendurch mal richtig gut tut. Ganz kommt sie meiner Meinung nach aber an das Vorgängerbuch nicht ran. Sie war mir fast ein wenig zu rosarot und perfekt. Ach ja, erinnert hat sie mich auch ein wenig an Harold Fry, der sich auf seiner außergewöhnlichen Pilgerreise vom Stress des Alltags befreite, ganz tief in sich ging und versuchte sich selbst zu finden. Eben ein wenig was fürs Herz, das einem das ein oder andere Lächeln aufs Gesicht zaubert beim lesen bzw. hören. 
  15. Cover des Buches Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe (ISBN: 9783446278035)
    Doris Knecht

    Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe

     (174)
    Aktuelle Rezension von: Slothready

    Irgendwann kommt der Moment, wo sich im Leben vieles ändert. Die Kinder werden erwachsen, eine Beziehung zerbricht, die Wohnung ist plötzlich viel zu groß und was bleibt ist eigentlich nur der Hund. Der Hund und viele Erinnerungen und die Gelegenheit, einmal richtig Bilanz zu ziehen, darüber, was bisher geschah, was man erlebt und was man vielleicht auch schon wieder vergessen oder verdrängt hat. Und weil das Ende des einen Abschnitts auch immer gleich der Beginn eines neuen ist, dürfen wir dabei sein, wie eine Frau in ihren "besten Jahren" Bilanz zieht über sich selbst, ihren Beruf, Beziehungen und ihr Familienleben und sich gleichzeitig auf macht, in ihr neues Leben.

    "Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe" von Doris Knecht ist ein großartiges Zeugnis über die Veränderungen im Leben, so wie sie fast jeder kennt. Auch wenn das Buch erst ein bisschen düster beginnt, weil man die Tatsache der Veränderungen erst noch ein bisschen besser akzeptieren muss, so sprüht es dennoch voll schöner Ideen und zauberhafter Erinnerungen und es wird positiver, je weiter der Schritt der Akzeptanz fortschreitet, so lange, bis man schließlich mit Freude den Neuerungen des eigenen Selbst entgegensieht. 

    Der Schreibstil von Doris Knecht ist gewohnt locker und wortgewandt, von Anfang an ist es eine Freude, sich in das Buch einzulesen. Ich habe selbst gerade ähnliche Veränderungen hinter mir, weshalb es mir besonders leicht gefallen ist, mich mit unserer Protagonistin zu identifizieren und Parallelen zu ziehen - selbst der Wohnbezirk überschneidet sich mit meinem, was ein besonderer Bonus für das Buch ist. Die Unterteilung in viele kurze Kapitel zeigt einerseits die Vielfältigkeit der Themen, mit denen man sich zu diesem Zeitpunkt beschäftigen muss, andererseits macht es den Fortschritt der Geschichte sehr überschaubar und animiert, "noch schnell ein Kapitel zu lesen". 

    Doris Knecht ist mit "Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe" ein großartiges Werk gelungen, das Menschen an einem Wendepunkt ermuntert einerseits ein bisschen Bilanz zu ziehen, sich zu erinnern, wie denn früher alles war, sich andererseits aber auch auf zu machen in einen neuen Lebensabschnitt und zu erkennen, dass auch neue Situationen "gut" sein können. Für mich ist das Buch ein ganz großes Lesehighlight, das ich gerne weiterempfehlen werde!

  16. Cover des Buches Schlafes Bruder (ISBN: 9783150205679)
    Robert Schneider

    Schlafes Bruder

     (688)
    Aktuelle Rezension von: DerufinDenthorHeller

    Robert Schneider zeigt in seinem Debütroman, dass eine bildgewaltige Sprache ein fantastisches stilistisches Mittel sein kann.

    Dieser Roman lebt von seiner Sprachgewalt und Erzählkraft und es zeigt, dass das Drama als literarische Gattung eine ganz eigene Wirkung erzielen kann.



  17. Cover des Buches Vater unser (ISBN: 9783446262591)
    Angela Lehner

    Vater unser

     (112)
    Aktuelle Rezension von: Agnes_Autorin

    Als Eva in Wien von der Polizei in die Psychiatrie gebracht wird, behauptet sie, eine ganze Kindergartenklasse mit einer Pistole erschossen zu haben. Ihr Vater habe sich umgebracht und ihre Mutter sei sowieso tot. Nur Bernhard, ihr magersüchtiger Bruder, der ebenfalls in der Klinik – nur auf einer anderen Station untergebracht ist – scheint Eva lieb und teuer. Sie will Kontakt zu Bernhard, er offenbar nicht. Eva erzählt aus der Ich-Perspektive in der Gegenwart, wie sie sich „einlebt“, in der Klinik, ihrem Zimmer und vor allem an die Gespräche mit Doktor Korb „gewöhnt“. Zwischendurch springt sie in die Vergangenheit, in ihre und Bernhards Kindheit, in der sie oft viel zu viel Verantwortung für den Bruder übernehmen musste. Sie erinnert sich an den Vater, der stets rauchend hinter verschlossenen Türen lebte, und an die Mutter, die arbeitend und das Geld verdienend, oft ganz abwesend war. 

    Doch Eva ist kein Kind von Traurigkeit, kein Opfer, im Gegenteil. Aktiv geht sie auf die Pflegekräfte und Ärzte zu, versucht ihren Bruder mit unlauteren Methoden davon zu überzeugen, dass sie zusammengehören, dass sie für ihn sorgen kann und wird und – dass sie gemeinsam den Vater töten müssen. 

    Moment!? An der Stelle blättert man zurück. Hatte sie Doktor Korb gegenüber nicht behauptet, ihr Vater habe sich umgebracht? Ja, was denn nun? Spätestens hier wird einem bewusst, dass die Ich-Erzählerin nicht nur das Krankenhaus-Personal an der Nase herumführt, sondern auch mich als Leserin. Doch wann tut sie dies bewusst und wann unbewusst? Ihren Bruder irgendwann im Schlepptau erinnert das Buch, das aus drei Teilen besteht (der Vater, der Sohn, der Heilige Geist), an den Roadtrip à la Herrndorfs „Tschick“. Vollkommen angetan von Evas Persönlichkeit, ihrer vulgären Sprache und ihrem unsicheren, zerbrechlichen Kern folgt man ihr erst neugierig, was sie als nächstes anstellen und wird und begibt sich dann mit ihr auf die Suche nach der Wahrheit, die erst ganz am Ende steht. 

    Nicht zuletzt durch ihren Humor, der die Schwere der Tatsachen zu übertünchen versucht (mit Erfolg!) erinnert mich Evas Geschichte an die meiner Protagonistin Josy in „Unberührt“. Auch der Sprung zwischen den Zeitebenen, ganze Redewendungen wie „Alles hat ein Ende nur die Wurst hat zwei“, der Besuch der Protagonistin im Ziegengehege sowie der Umgang mit einem kleinen Tier, das in den eigenen Händen aufhört zu atmen – hat mich immer wieder aufhorchen lassen. Und, es ist Angela Lehners Debüt gewesen! Ganz, ganz stark!

    Ich werde Angela Lehner, die 1987 in Klagenfurt geboren wurde und jetzt in Berlin lebt, eine Nachricht schreiben, dass ich mich mit ihr verbunden fühle. Dass ich ihr Buch wunderbar finde, dass ich gelacht und geweint habe, dass ich es weiterempfehlen und Eva und Bernhard noch eine ganze Weile mit mir tragen werde. Absolute Empfehlung!

     

    „Vater unser“ von Angela Lehner, dtv, 2021

     

    Passend zum Roman las ich vorher ein Kapitel aus „Wahnsinns Frauen“ (hrsg. von Sybille Duda und Luise F. Pusch) – und zwar über Johanna die Wahnsinnige (1479-1555) von Swantje Koch-Kanz und Luise F. Pusch. Viel ist Spekulation über Johanna nach so langer Zeit, aber noch viel mehr spricht für das, was das Vorwort hervorragend zusammenfasst – die Rolle der Frau war und ist noch immer keine leichte in unserer Gesellschaft. 

  18. Cover des Buches Fremdes Land (ISBN: 9783746628646)
    Thomas Sautner

    Fremdes Land

     (14)
    Aktuelle Rezension von: deidree

    „Fesselnd“ schrieb die Presse damals, ich sage nur „erschreckend“. Durch Zufall bin ich über diese, relativ alte, Dystopie „Fremdes Land“ gestolpert. Erschreckend, wie nahe wir heute der Erzählung von Thomas Sautner schon gekommen sind.

     

    Überwachung, systematisches Angst machen der Bevölkerung sind nur zwei Beispiele, die uns heute nicht mehr ganz fremd sind. Der gläserne Mensch, der Politiker als Marionette von Lobbyisten sind weitere Bausteine in diesem Buch.

     

    Das einzelne Individuum soll nicht mehr bestehen. Alle sind ruhig und gleich gestellt. Die Menschheit überwacht sich gegenseitig, merkt nicht, wie gefangen sie mittlerweile ist. 

     

    Während des Lesens glaubte ich mich in einem Thriller. Leider scheinen einzelne Teile davon schon bis in unseren Alltag vorgedrungen zu sein. Merken auch wir nicht mehr, wie wir manipuliert und klein gehalten werden? 

     

    Dieses Buch ist definitiv nichts für schwache Nerven. Die Gedanken überschlagen sich schon während und auch nach Ende des Werks immer noch. 

     

    Dank des flüssigen Schreibstils hätte ich das Buch relativ schnell lesen können, doch der Inhalt zwingt beinahe immer wieder zu kleineren Pausen. 

     

    Hoffentlich findet dieses Buch den Weg zu vielen Lesern, damit wir wieder beginnen selbständiger zu denken. In so einer beschriebenen Welt möchte ich nicht leben müssen und wünsche es auch niemanden sonst. 

  19. Cover des Buches Der kurze Brief zum langen Abschied (ISBN: 9783518735244)
    Peter Handke

    Der kurze Brief zum langen Abschied

     (33)
    Aktuelle Rezension von: Ybr

    Mein erstes Buch von Peter Handke war eben "Die Angst des Tormanns beim Elfmeter". Das war eine super Lektüre, können Sie meine Rezension zu diesem Buch lesen. Vor allem eine sehr gute Sprache, sehr passend ausgewählte Wörter, die ein sehr genaues Bild im Kopf zu dem bilden, was erzählt wird.

    Dieses Buch ist meiner Meinung nach ein bisschen weniger genau bei der Wortwahl, aber trotzdem sehr angenehm zu lesen. Da passiert meinem Geschmack nach gar nicht so viele Ereignisse, das ist eher eine ruhige Beschreibung von der Umgebung, von Gedanken der Charaktere usw.

  20. Cover des Buches Oben Erde, unten Himmel (ISBN: 9783803133533)
    Milena Michiko Flašar

    Oben Erde, unten Himmel

     (61)
    Aktuelle Rezension von: nessabo

    CN: Tod, Depression, Krankheit, Einsamkeit

    „Leben probiert man nicht aus. Man lebt es einfach. Es gibt keine Generalprobe. Keine Wiederholungen.“

    Suzu lebt in einer japanischen Großstadt. Alleinstehend mit Hamster, wie sie selbst sagt. Und damit hat sie kein Problem: Gesellschaft, Freund*innenschaften und romantische Beziehungen scheinen sie zu überfordern oder schlicht nicht zu interessieren. Bis sie eines Tages auf der Suche nach einem neuen Job ist und auf Herrn Sakai trifft. Dieser stellt sie an. Als Leichenfundortreinigerin. Was anfangs abstoßend klingt und in Teilen auch durchaus ist, entwickelt sich zu einer Leidenschaft. Fokussiert wird sich vor allem auf die Kodokusha - Menschen, die sozial isoliert lebten und einsam gestorben sind. Herr Sakai übernimmt nicht nur als Arbeitgeber eine Schlüsselrolle, sondern insbesondere als Bindeglied zwischen den etwas eigentümlichen Kolleg*innen. Der neue Job und das langsame Kennenlernen ihres Kollegen Takada stößt bei Suzu einen Reflektionsprozess über ihre eigene Einsamkeit an.

    Milena Michiko Flašar hat einen zarten und respektvollen Roman über Einsamkeit, Sterben und die Beziehungen eines Lebens geschrieben. Und obwohl ich an einigen Stellen schlucken musste, weil das Thema Tod nunmal kein leichtes ist, war das Buch wie eine sprachliche Umarmung, die demütig macht. Den beschriebenen Beziehungen liegt keine Romantik zugrunde und manchmal sind sie so subtil, dass sie kaum auffallen. Trotzdem lässt sich so viel Liebe im Buch finden, dass es einfach heilsam wirkt. Ein Glossar am Ende erklärt alle verwendeten japanischen Begriffe und holt damit alle Lesenden am gleichen Ort ab. 🫶🏻

    (Tote Körper werden nicht beschrieben, manche Schilderungen der Orte und der Rückstände sind aber durchaus unangenehm. Ich bin ziemlich sensibel beim Thema Tod und fand es sehr gut aufgefangen.)

  21. Cover des Buches Wenn du wiederkommst (ISBN: 9783442742028)
    Anna Mitgutsch

    Wenn du wiederkommst

     (25)
    Aktuelle Rezension von: Sturmhoehe
    "Wie folgt man einem geliebten Menschen in den Tod, ohne das Leben zu verlieren?" Anna Mitgutschs Protagonistin verliert nicht nur ihren Mann, sondern auch teilweise ihr eigenes Leben. Ein unglaublich ergreifender und wortgewaltiger Roman über den Verlust eines geliebten Menschen. Ein Roman nicht nur über die Trennung durch den Tod sondern auch eine Trennung durch die Entfremdung zweier Menschen, die sich lieben. Ein Roman, der nachdenklich macht und mitfühlen lässt. Eine Gesichte über die Anatomie einer Trauer mit all ihren Phasen. Und ein Buch, das erschüttert und berührt. Uns selbst nachdenken lässt, ob wir unser eigenes Leben wirklich nutzen und leben. Bevor es zu spät ist. Denn vieles kann sich nur zu schnell ändern... "Ich weiß, es war nur unsere kleine, für andere bedeutungslose Welt, die der Tod ausgelöscht hat, aber für uns war sie groß und umfassend wie das Universum."
  22. Cover des Buches Herr Katō spielt Familie (ISBN: 9783442718283)
    Milena Michiko Flasar

    Herr Katō spielt Familie

     (60)
    Aktuelle Rezension von: mariameerhaba

    Die Autorin kann schreiben, das habe ich deutlich gemerkt, aber sie zieht die Handlung in die Länge und überhäuft einen mit so vielen Details, dass ich das auf die Dauer nicht ausgehalten habe. Wären doch die Details irgendwie interessant, würde ich weiterlesen, aber es ist stinknormaler Alltag, sogar noch schlimmer als normaler. Es ist verdammt langweiliger Alltag.

    Sobald die Frau auftaucht und dem Protagonisten von ihrer Arbeit erzählt, löst sich die Starre der Handlung und plötzlich war das so interessant, spannend, voller Leidenschaft. Als sie ihm ihre Visitenkarte gab und vorschlug, er solle doch bei ihnen mitarbeiten, da habe ich fast ein Ja gebrüllt. Mach es, tu es, verschwinde aus diesem schrecklichen Alltag und lebe ein Leben, was du dir nicht einmal erträumt hättest.

    Aber dann verschwindet die Frau, der Alltag geht weiter, die Starre kehrt zurück und das mit einer Heftigkeit, dass es mir die Augenlider festzugeschlagen hat. Er erzählt von seinem Haus, von den letzten Jahren, der Arbeit, der Gedanken, der simplen Wünsche, die Pensionierung, und ich wollte sofort einschlafen, damit das Buch aus meinen Händen fällt und irgendwo verschwindet.

    Die Autorin überhäuft mich mit Details, die ich selbst erlebt habe, die ich selbst erzählen könnte, vielleicht sogar aufregender, wahrscheinlich auch lebhafter. Und dann weigert sie sich, Absätze zu machen, füllt die Seiten ohne Zeilenumbrüche auf, bis ich den Verstand fast verloren habe und mich weigerte, eine weitere Zeile zu lesen.

    Das Buch ist eine Schlaftablette. Es hat so eine interessante Idee und doch wird es von der Handlung verdrängt, die zäh ist und dafür sorgt, dass das eigene Leben viel, viel, viel aufregender wirkt. Ich habe mir das nicht lang antun können.

  23. Cover des Buches Dunkelblum (ISBN: 9783462047905)
    Eva Menasse

    Dunkelblum

     (80)
    Aktuelle Rezension von: walli007

    Lowetz kehrt nach dem Tod seiner Mutter zurück in die Kleinstadt Dunkelblum, um zu entscheiden, was mit seinem Elternhaus geschehen soll. Noch ist Sommer und er genießt die Tage. Er hat ja noch Zeit. Zur gleichen Zeit erscheint auch ein Fremder in der Stadt, der im Hotel ein Zimmer nimmt. Es ist das Jahr 1989 und man spürt schon die Veränderung in den Osteuropäischen Ländern. Lowetz erfährt, dass seine Mutter Informationen über die kleine Stadt und ihre Einwohner gesammelt hat. Die Zeit zum Ende des zweiten Weltkriegs hat sie besonders interessiert. Doch die Notizen sind verschwunden.


    So ein friedlicher Ort. Und plötzlich kommen Fremde oder ehemalige Kinder der Stadt zurück. In Dunkelblum gerät einiges in Aufruhr, was eigentlich unter dem Deckel bleiben soll. Sind da gegen Ende des Krieges nicht einige Menschen umgekommen? Sind nicht ein paar Nazis auf die Füße gefallen, weil sie sich die Wahrheit so zurecht gebogen haben, wie es günstig war? Und was kann auf dem alten überwucherten Judenfriedhof zutage kommen, der gerade von Studenten freigelegt wird? Lowetz überlegt, was seine Mutter recherchiert haben könnte. Aus was für einem Ort kommt er überhaupt? Und was für Namen murmelt die alte Agnes vor sich hin?


    Dunkelblum könnte überall sein. In welchen Städten wird denn noch nach der Vergangenheit gesucht? Nötig und sinnvoll wäre das sicher noch häufiger. Doch auch die Dunkelblumer beschäftigen sich nicht aus eigenem Antrieb mit der Chronik ihres Ortes. Im Jahr 1989 ist eher eine Zeit des Aufbruchs als eine der Rückbesinnung. Die Grenzen öffnen sich, da will niemand rückwärts denken. Und Hinweise, die es gibt, werden nicht gesehen. Beinahe als sollten die zu unrecht davongekommenen wieder durch die Maschen schlüpfen. Etwas kommt aber doch heraus und viele im Ort stecken wieder den Kopf in den Sand. Vieles in diesem Roman wird nur angedeutet, da ja wie immer nicht offen geredet wird. Ob einem als Leser das so gut gefällt, muss man entscheiden. Vielleicht würde man lieber deutlich lesen, was damals geschah und wer beteiligt war. So waren es irgendwie alle und der ganze Ort hat sich schuldig gemacht. Auch wenn man sich mit der behäbigen Erzählung ein wenig schwer tut, so handelt es sich doch um einen Roman, den es schon längst hätte gegeben haben sollen.


    3,5 Sterne

  24. Cover des Buches 2001 (ISBN: 9783446271067)
    Angela Lehner

    2001

     (47)
    Aktuelle Rezension von: Julia92

    Inhalt: Es ist das Jahr 2001 und im Tal ist alles wie immer. Die Berge sind schroff, die Touristen unersättlich, die Jugendlichen auf der Suche nach Alkohol und Abenteuern und die Eltern abwesend. Eine Zukunft hat hier keiner, am allerwenigsten Julia, die in der Hauptschule zum sogenannten Restmüll gehört, was ihr egal ist -, denn für sie zählt nur eins: Hip-Hop und der Zusammenhalt ihrer Crew. Bis ihr Geschichtslehrer eines Tages die ganze Klasse zwingt, an einem politischen Experiment teilzunehmen, und damit eine Lawine an folgenschweren Ereignissen lostritt.


    Meinung: Ich kam gut in die Geschichte rein, da mich Lehners Schreibstils von Beginn an sehr unterhalten hat. Man lernt Julia und ihre Crew kennen, sowie ihren Bruder und Klassenkameraden. Der österreichische Schmäh und die Ansicht der Jugendlichen auf Touristen sind besonders gelungen und haben mich mehrere Male zum Schmunzeln gebracht. Leider konnte ich zu keinem der Charaktere einen Bezug aufbauen, was vermutlich von der Autorin beabsichtigt ist, aber für mich ist es etwas zu viel von dieser Hoffnungslosigkeit, die sich durch das ganze Buch zieht. Die Jugendlichen haben (zumindest der Großteil) keine Perspektive, keinen Antrieb, keinen Ansporn, der sie dazu bewegt, etwas aus ihrem Leben zu machen. Anfangs taten mir Julia & Co leid, mit der Zeit machte sich Fassungslosigkeit breit. Auf die Rolle der Eltern gehe ich hier nicht näher ein (eventuell Spoilergefahr). Gegen Ende bekommt man Brocken vorgeworfen, die auf eine Veränderung, auf eine Lösung hindeuten, doch ich wurde schließlich enttäuscht. Viele Fragen sind offen geblieben. Vermutlich will die Autorin die Leserschaft dazu animieren, sich alternative Möglichkeiten der weiteren Entwicklung auszudenken, doch mich konnte der Schluss nicht überzeugen. Im Gegenteil. Ich hatte gehofft, dass gewisse angeschnittene Themen noch aufgelöst werden. Ich kann das Buch weder empfehlen noch davon abraten. Man muss sich auf die Message einlassen, um sich eine Meinung bilden zu können.

    Aufgrund des tollen Schreibstils und der interessanten Grundidee vergebe ich 3 von 5 Sternen. 

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