Bücher mit dem Tag "okkupation"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "okkupation" gekennzeichnet haben.

19 Bücher

  1. Cover des Buches Alles Licht, das wir nicht sehen (ISBN: 9783406815348)
    Anthony Doerr

    Alles Licht, das wir nicht sehen

     (410)
    Aktuelle Rezension von: Simone_081

    Viel werde ich über "Alles Licht, das wir nicht sehen" nicht mehr schreiben, weil es sehr viele vor mir schon getan haben. Loben muss ich es dennoch, denn es ist absolut lohnenswert zu lesen. Immer wieder einmal kommt eine Geschichte daher, bei der man sich fragt, wie man sie sich ausdenken kann. Dieses Buch ist so eine Geschichte, da sie so kreativ und trotzdem äußerst stimmig und realistisch ist.

    Abzug gibt es für mich dafür, dass der Roman gelegentlich recht verwirrend ist. Manchmal ist nicht ganz klar, an welchem Tag bzw. in welchem Jahr man sich befindet, da man dazu nicht immer einen Hinweis erhält, obwohl dies eigentlich notwendig gewesen wäre, vor allem wenn man das Buch (aus Zeitgründen) mal eine Weile unterbrechen muss. Dann ist es schwer, wieder reinzufinden.

    Nichtsdestotrotz zu Recht ein Highlight der Literatur!

  2. Cover des Buches Die Leopardin (ISBN: 9783404173402)
    Ken Follett

    Die Leopardin

     (353)
    Aktuelle Rezension von: roxfour

    Felicity Claire, eine mit einem in der Resistance aktiven Franzosen verheiratete Britin, führt ein sechsköpfiges Frauenkommando an, das als Ziel die Zerstörung einer Telefonzentrale. 

    Es werden zwar immer wieder mal Folterszenen sehr detailliert geschildert, alles in allem war das Buch aber sehr flüssig und spannend geschrieben. Die Story hat an sich hat mich sehr angesprochen, wenngleich ich auf die künstlich aufgeblähte, detailverliebte Schilderung vieler Szenen gut hätte verzichten können (was bei mir dazu geführt hat, dass ich einige Abschnitte schlichtweg nur überflogen habe, weil es mich irgendwann etwas generbt hat). Alles in allem trotzdem ein gelungenes, spannendes Buch.

  3. Cover des Buches Das Schweigen des Meeres (ISBN: B007X5G5AY)
    Vercors

    Das Schweigen des Meeres

     (6)
    Aktuelle Rezension von: ysmn

    Oft sind es die kleinen Bücher, die den bleibendsten Eindruck hinterlassen und Vercors Das Schweigen des Meeres ist eines davon.

    Das Buch erschien während der deutschen Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg und wurde schnell zu einem Symbol der Résistance.

    Ein deutscher Offizier ist bei einem französischen Vater und seiner erwachsenen Tochter untergebracht. Die beiden haben vor seiner Ankunft ein Schweigegelübde abgelegt und sprechen nie auch nur ein Wort mit dem Scheuten, antworten nicht und beginnen erst recht kein Gespräch mit ihm. Womit sie aber nicht gerechnet hatten, war ein kultivierter Feind, ein Liebhaber der Kunst, Literatur und Musik und ein Bewunderer der französischen Kultur...

    Die Novelle ist kraftvoll in ihrer Einfachheit und in ihrer Erforschung von Krieg, Frieden, zwischenmenschlichen Beziehungen und der Bedeutung der Kultur. Ein Buch, das man gar nicht genug empfehlen kann!


  4. Cover des Buches Suite française (ISBN: 9783641147358)
    Irène Némirovsky

    Suite française

     (53)
    Aktuelle Rezension von: Sanne54

    Irène Némirovsky ist eine Schriftstellerin, die in Frankreich vor dem zweiten Weltkrieg große Erfolge feierte. Die Tochter eines jüdischen Bankiers floh mit ihrer Familie aus Kiew während der russischen Revolution. Ihrer Erziehung durch Kindermädchen verdankte sie, französisch perfekt zu sprechen. Trotz allem gelang ihr keine richtige Integration in Frankreich.

    Mit Suite française schuf sie 1940/41 - nachdem ihr ein Berufsverbot durch die Nationalsozialisten auferlegt wurde - ein beeindruckendes, zu Lebzeiten unveröffentlichtes Werk über Frankreich unter den Besatzern, das die ganze Bandbreite der französischen Gesellschaft abzudecken vermag, präzise und sehr gut beobachtet zeigt sie uns die Innenperspektive.

    Némirovsky selbst wurde, das ist große die Tragik hinter dem Roman, deportiert und starb 1942 in Auschwitz-Birkenau an den Folgen ihrer Entkräftung. Das Manuskript, dass wir hier als Übersetzung in Händen halten, hat seine Verfasserin unentdeckt in einem Koffer überlebt und wurde erst 60 Jahre nach ihrem Tod zufällig wiederentdeckt. Durch das tragische Lebensende der Autorin bliebt die Suite auch unvollendet, dennoch ist die Beschreibung der Flucht aus Paris und das Leben auf dem Land mit "dem Feind unter einem Dach" (einen jungen Wehrmachtsoffizier, in den sich eine junge Französin verliebt) ein sehr wertvolles Zeitzeugnis, das man unbedingt lesen sollte. Auch Némirovskys Mann wurde von den Nazis ermordet, die Schriftstellerin hatte aber Vorkehrungen getroffen, die zur Rettung ihrer beiden Töchter führte, versteckt durch Freunde u.a. in einem Kloster.

    Ich habe mich durch das Lesen von "Die Nachtigall" an dieses Buch erinnert, das ich schon vor einigen Jahren auf Empfehlung gelesen habe und durch die inhaltlichen Parallelen wieder heraus gesucht habe. Beim erneuten Lesen der Suite française wurde mir klar, was mir substantiell an der Nachtigall fehlte - ohne das andere Buch abzuwerten. Man muss aber beachten, dass dieser Roman, 80 Jahre alt, Zeitzeugnis aus erster Hand,  natürlich anders zu lesen ist, dass die Autorin der französischen Gesellschaft auch den Spiegel vorhält, dass das Brennglas ihrer Erzählung ist auf einen Ausschnitt des Kriegs, die Zivilbevölkerung, gerichtet ist. Das Buch wirkt insgesamt aber sehr modern, stellenweise fast wie ein Film und ist alleine deshalb schon lesenswert, weil Irène Némirovsky eine großartige Schriftstellerin war. 


  5. Cover des Buches Viva Polonia (ISBN: 9783492306737)
    Steffen Möller

    Viva Polonia

     (103)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Steffen Möller studierte Philosophie und Theologie in Berlin und wusste nicht recht was er danach machen sollte. Nach einem missglückten Ausflug nach Italien entdeckte er 1994 am Schwarzenbrett eine Anzeige für einen polnisch Sprachkurs in Polen. Freunde und Familie reagierten befremdlich, aber Möller hatte sich dafür entschieden. Es hat ihm dann so gut gefallen, dass er heute noch dort lebt. Neben dem Papst ist er der bekannteste Deutsche und ist als Kabarettist und Schauspieler Preis gekrönt und sehr erfolgreich und beliebt. Was ist so faszinierend an diesem Land? Mit viel Humor berichtet er von seinem Leben in Polen und räumt ganz nebenbei mit einer Menge Vorurteile auf.  Bei Argon ist das Hörbuch für Euro 19,95 erschiene

  6. Cover des Buches Schwarzrock (ISBN: 9783257246483)
    Brian Moore

    Schwarzrock

     (20)
    Aktuelle Rezension von: mabo63

    1635 bricht Paul Laforgue, ein französischer Jesuitenpater zu einer abenteuerlichen Reise von Quebec nach Westen auf, sein Ziel bei einer Missionstation im Landesinneren nach dem Rechten zu sehen. Der dort stationierte Jesuitenpater soll schwer erkrankt sei und es geht das Gerücht dass Mord und Gewalt an den Gottesmännern verübt wurde.

    Auf seiner Reise auf dem Sankt-Lorenz-Strom begleitet ihn Daniel, ein junger Franzose und eine Gruppe Algonkin-Indianer. Durch Feindesland gehts, sie werden beobachtet von kriegerischen Irokesen.

    Zwei völlig verschiedene Kulturen prallen aufeinander, die Algonkin die ein freizügiges Leben führen, ein mitleidloses Leben, die sich von Träumen leiten lassen, "der grossen Manitu", brutale Bräuche sind an der Tagesordnung. Die Frauen werden wenn sie alt sind und nur noch eine Last sind einfach vertrieben, vergessen.

    Anders die Jesuitenpater, "Schwarzröcke" - so werden sie genannt in Ihren schwarzen Gewändern - sie betreiben einen "Wasserzauber" (Taufe) und scheinen die Macht über alles zu haben.

    Die Jesuiten ertragen das Leiden im Leben als Hoffnung auf eine Erlösung im Jenseits.

    Die Algonkin hingegen leben jetzt, das Jenseits ist für sie das Dunkel.

    Zwei Welten treffen aufeinander.

    Schonungsloser, recht brutaler Abenteuerroman.

    Lesenswert!

  7. Cover des Buches Als die Tauben verschwanden (ISBN: 9783442749126)
    Sofi Oksanen

    Als die Tauben verschwanden

     (27)
    Aktuelle Rezension von: paevalill

    Lange lag der Roman "Als die Tauben verschwanden" der finnisch-estnischen Autorin Sofi Oksanen, deren Werke "Fegefeuer" und "Stalins Kühe" mich bereits völlig vereinnahmen konnten, auf meinem Stapel ungelesene Bücher. Also hätte ich es geahnt, dass mich dieses Werk weniger überzeugen würde.

    Inhaltsangabe:

    "Estland zur Zeit der deutschen Besatzung: Während sich Roland versteckt hält, weil er immer noch an die estnische Befreiung glaubt, versucht Edgar ins Zentrum der Machthaber vorzustoßen. Seine Frau Juudit verliebt sich in einen hohen deutschen Offizier, nicht ahnend, dass ihr Mann über genau diesen Offizier die Karriereleiter emporklettern möchte. Nach dem Krieg werden die Karten neu gemischt, Estland steht unter der Besatzung der Sowjets, und wieder ist es Edgar, der hofft, seiner Vergangenheit zum Trotz auch bei den Kommunisten eine herausragende Rolle zu spielen."

    Das Thema ist weiterhin höchst brisant, ist es in Deutschland nach wie vor wenig bekannt und doch so essentiell um den Konflikt mit dem heutigen Russland zu verstehen, das ein völlig verzerrtes Geschichtsverständnis zeigt. In diesem Roman werden die Gräueltaten während des 2. Weltkriegs und in der Besatzungszeit durch - Deutschen und - die Sowjets sehr anschaulich geschildert. Die Brutalität, mit der die beiden Großmächte das Land von innen zerfressen und gegeneinander aufwiegeln.

    Edgar schafft sich in diesen Systemen eine eigene Taktik, stets das Beste für sich herauszuholen. Dabei nimmt er nicht Mal auf die eigenen Freunden Rücksicht.

    Das Schicksal von Juudit, Oskars Angetraute, ist höchst bedrückend und von viel Pech geprägt. Aber am nächsten ging mir der Freiheitskämpfer Roland.

    Die Charaktere sind per se sehr interessant, ihre Schicksale eng miteinander verwoben. Und dennoch verwirren die Zeitsprünge und scheinen nicht immer einen Mehrwert für die Geschichte zu leisten.

    Oskanens Schreibstil ist sehr präzise, beinahe sachlich, und bleibt doch am Menschen. Hier in diesem Roman scheint sie sich aber immer Mal wieder in ihren eigenen Ansprüchen und Verschachtelungen zu verlieren. Das Ende offenbart den ein oder anderen Aha Moment, aber bis zu diesem Teil hatte ich mit einigen Längen zu kämpfen.

    Schon für mich waren manche Stränge verwirrend. Ich weiß nicht wie es Leser*innen ergeht, die bisher wenig Berührungspunkte zu dieser Thematik hatten.

    Für mich ist "Als die Tauben verschwanden" insofern ein eher durchschnittlicher Roman. Aber vielleicht waren meine Erwartungen auch zu hoch.

  8. Cover des Buches Böses Mädchen (ISBN: 9783257235524)
    Amélie Nothomb

    Böses Mädchen

     (165)
    Aktuelle Rezension von: Nicole_Sutter

    Blanche ist schüchtern und introvertiert.

    Christa ist taff, beliebt und draufgängerisch.

    Als Christa Blanche „sozusagen“ ihre Freundschaft anbietet, kann Blanche es kaum glauben, dass sie endlich beachtet wird.


    Aber dann lernt sie ihre neue Freundin erst richtig kennen.


    Wer kann sich daran erinnern, dass es doch in jedem Jahrgang ein Mädchen gab, welches „Christa Wesenszüge“ aufweist. Unehrlich, hinterlistig und gemein und leider nicht für jeden sofort offensichtlich.

    Die einfache und klare Sprache besticht, ganz ohne Schnörkel. Die Geschichte zieht einen sehr schnell in den Bann. 

    Für mich auch ein tolles Jungendbuch, obwohl es nicht als solches deklariert ist.  Das Buch weckt beim Lesen einige böse Gedanken.😉

  9. Cover des Buches Die Braut des Nordens (ISBN: 9783453071902)
    Marie- Josephe Guers

    Die Braut des Nordens

     (2)
    Aktuelle Rezension von: ErleseneBuecher
    Wikinger, blutige Feste & Okkupation Ich mag historische Romane und ich mag vor allem Geschichten über die Wikingerzeit. Aber irgendwie war dieses Buch von Marie-Josèphe Guers nicht das, was ich mir gewünscht habe. Es eröffnet schon einen wirklich guten Eindruck, wie im 9. Jahrhundert in Norwegen, Schottland und Island die Landnahme bzw. Besiedelung ablief. Aber es sollte ja anscheinend keine Dokumentation oder ein Geschichtsbuch sein, sondern ein Roman. Leider berührt das Buch einen gar nicht. Man kommt irgendwie nicht in die Geschichte rein. Um es im Castingjargon zu sagen: Es touchte mich Null. Naja, vielleicht hatte es doch einen Grund, warum mein Mann es auf dem Sperrmüll gefunden hat. Das einzig wirklich Interessante und für mich auch Nützliche, war, dass viele Legenden rund um die nordgermanische Religion zu finden waren. Bewertung: 1 von 5 Punkten
  10. Cover des Buches Mitternachtsfalken (ISBN: 9783404176496)
    Ken Follett

    Mitternachtsfalken

     (233)
    Aktuelle Rezension von: Malinoisbaendiger

    Der Roman erlebt die Widerstandsbewegung einiger engagierten jungen Engländer zusammen mit jungen Dänen, welche  der Besetzung Dänemarks durch Deutschland ausgeliefert wurden und Hitlers Vormarsch auf Russland stoppen wollen. 

    In Mitternachtsfalken gelang es Ken Folett, mich die ganze Zeit in eine enorme Spannung zu versetzen. Vom Anfang bis zum Ende lies es sich flüssig lesen. Die Protagonisten wurden klar dargestellt, sodass man mit den einzelnen Namen nicht durcheinander kam. Es wurde auch eine zarte Liebesgeschichte mit in die Handlung eingebracht, die für mich ebenfalls sehr angenehm zu lesen war, dennoch aber nicht dominand in den Fordergrund gerückt ist und so den Rest des Buches ins Abseits geschoben hat. Daher von mir eine klare Leseempfehlung mit 5 Sternen. 


  11. Cover des Buches Brennt Paris? (ISBN: 9783442094837)
    Larry Collins

    Brennt Paris?

     (6)
    Aktuelle Rezension von: Pashtun Valley Leader Commander
    Spannendes Sachbuch welches sich mit den Fragen der Binnenorganisation Vichy-Frankreichs beschäftigt und mit dm Mythos aufräumt, dass die Nazis in Frankreich quasi im luftleeren Raum und nur aus Deutschland unterstützt agiert haben.
  12. Cover des Buches Stalins Vernichtungskrieg 1941-1945 (ISBN: 9783776620795)
    Joachim Hoffmann

    Stalins Vernichtungskrieg 1941-1945

     (2)
    Aktuelle Rezension von: dunkelbuch

    Für jeden, der sich für die Geschichte rund um den 2. Weltkrieg interessiert, ist dieses Buch ein Muss! Ohne den Hitlerfaschismus zu entschuldigen – es ist nicht zu glauben, welche Bestien  der Stalinismus hervorbrachte. Eine leichte Ahnung davon kam auf, als Chruschtschow Stalin aus dem Mausoleum holen ließ. Die endgültige Gewissheit  brachte die Wende in Russland mit dem Öffnen der Staatsarchive. Und es sind nicht irgendwelche rechtslastigen Behauptungen des Autors – nein, man kann die Fundstellen nachlesen. Mir drängt sich noch eine Frage auf: Die westlichen „Verbündeten“ wollen davon nichts gewusst haben? Von den Expansionsabsichten Stalins in den Jahren und unmittelbar vor Beginn „Barbarossa“ ? Von den Kriegsverbrechen gegen die eigene Bevölkerung und die eigene Armee? Von den angewiesenen bestialischen Rache-Verhalten gegenüber ausnahmslos allen  Deutschen? Sie haben es gewusst – und Stalin dafür die Hand geschüttelt! 


    Insgesamt zeichnet sich das Werk aus, dass hier ausdrücklich nicht wie beim Militärgeschichtlichen Forschungsamt "deutsch-zentrisch" berichtet, sondern der Focus auf die sowjetische Kriegsplanung-und Führung gesetzt wurde, die in der offiziellen Geschichtsschreibung weitgehend ausgeblendet wird und Stalin stets als unschuldiges Opfer darstellt.

  13. Cover des Buches Die leuchtenden Tage am Bosporus (ISBN: 9783458364931)
    Lucy Foley

    Die leuchtenden Tage am Bosporus

     (25)
    Aktuelle Rezension von: Betsy
    "Die Minarette erheben sich in ihrer bleichen Eleganz bis in die Wolken hinauf. Die Stadt wirkt, als läge sie in einem Dornröschenschlaf."

    Istanbul 1921: Auch nach Ende des Krieges ist die Stadt noch immer von den siegreichen Entente-Mächten besetzt und die Einwohner haben sich notgedrungen mehr oder weniger damit arrangiert. Mittendrin die junge Nur, die aus wohlbehüteten Verhältnissen entstammt und fließend Englisch spricht, nun aber ihr Dasein gemeinsam mit ihrer Mutter und Großmutter, sowie einem von ihr aufgenommenen verwaisten Jungen, in einer kleinen Wohnung fristet und sich neben dem Unterrichten mit Näharbeiten durchschlägt. Ihr Mann ist im Krieg gefallen, ihr geliebter Bruder verschollen und ihr ehemaliges Zuhause nun ein britisches Militärkrankenhaus. Als der Junge jedoch schwer krank wird, springt sie über ihren Schatten und bringt ihn zum leitenden britischen Arzt George, der nun in ihrem alten Zuhause lebt. Obwohl Nur in ihm den Feind sieht und nur Verachtung für ihn und seinesgleichen übrig hat, entspinnen sich dennoch nach und nach zarte Bande zwischen ihnen, die eigentlich nicht sein dürfen.

    "Die Finger, die die Zigarette halten, sind geschmeidig, elegant. Und doch, erinnert sie sich selbst, sind es die Hände von einem Menschen der nicht viel besser ist als ein Schlachter. Sie hat Augen, sie sieht die Uniform; er mag Arzt sein, aber er ist auch Soldat. Sein Titel ist nur ein eleganter Euphemismus für "Mörder"."


    Die Autorin versteht es mit Worten umzugehen und den Leser von Anfang an in ihren Bann zu ziehen, so poetisch, stimmungsvoll und berührend ist diese Geschichte, die trotz der ernsten Themen, und einer damit alles andere als leichten Handlung, nichtsdestotrotz einfach wunderschön ist. Dabei fließt die Geschichte recht ruhig dahin, schafft es aber dennoch den Leser zu fesseln, weil man bis zuletzt gespannt ist wie sie enden wird und dabei immer wieder gekonnt mit den Emotionen des Lesers gespielt wird. Dies gelingt nicht nur durch die melancholisch märchenhafte Atmosphäre, sondern vor allem auch, weil die Personen unglaublich vielschichtig dargestellt werden und auf sehr authentische Weise aufgezeigt wird, wie tragisch Krieg für alle Beteiligten ist und die Grenze zwischen Opfer und Täter oftmals nur hauchdünn ist, je nachdem wie die Umstände sind.

    "Krieg bedeutet, schreckliche Dinge für einen guten, ja sogar edlen Zweck zu tun. Jedes Kind weiß das. Jede Armee hat Verräter getötet, das ist einfach ein weiteres tragisches, aber notwendiges Nebenprodukt des Krieges. Es liegt nichts Würdevolles darin, sich selbst zu quälen."


    Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven und auch Zeitebenen erzählt. Anfänglich muss man sich ein wenig auf die schnellen Wechsel einstellen, vor allem da alles noch keinen echten Zusammenhang ergibt. Dies legt sich aber sehr rasch und gerade durch die unterschiedlichen Perspektivwechsel, die übrigens schön gekennzeichnet sind, bekommt man wunderbare Einblicke in die jeweiligen Personen und ist oftmals selbst hin- und hergerissen, da alle hier ihre ganz eigene Geschichte haben die sie ausmacht.

    Da wäre zum einen die für ihre Zeit sehr gebildete und selbstständige "Nur", eine Türkin, die einige Verluste hinnehmen musste, miterlebt hat wie ihr Zuhause von ihren Feinden okkupiert wurde und sich dennoch nicht unterkriegen lässt. "George", ein britischer Militärarzt, der offen für die Lebensweise des Orients ist und dessen Schönheit erkennt, aber auch schlimme Dinge im Krieg gesehen hat und offenbar ein Geheimnis hütet. Der "Junge", der von Nur aufgenommen wurde nachdem sie ihn in den zerbombten Trümmern seines Hauses gefunden hat und der anfänglich durchaus ein wenig für Fragezeichen beim Leser sorgt, weil man erst nach und nach mehr zu seinem Hintergrund erfährt und was genau es mit ihm auf sich hat. Der "Gefangene", der an der Front im 1. WK kämpft, beim Massenmord an den Armeniern dabei ist und von dem am Ende nichts mehr an den einst so sanften und lebensfrohen Mann erinnert, der er einmal war, sowie der "Reisende", der viele Jahrzehnte später mit einem Koffer voller wertvoller Erinnerungsstücke eine lange Reise antritt und quasi die Rahmenhandlung zu der ganzen Geschichte bildet. Der Inhalt des Koffer verknüpft dabei auf wunderschöne Art und Weise die Gegenwart mit der Vergangenheit, denn jeder einzelne Gegenstand daraus hat seinen ganz besonderen Platz in dieser Geschichte. Durchaus für eine gewisse Spannung sorgt dann auch die Identität des Reisenden, da man erst zuletzt wirklich sicher sein kann, um wen es sich dabei handelt, denn die Autorin versteht es durchaus geschickt den Leser immer mal wieder ein wenig unsicher werden zu lassen, ob er wirklich derjenige ist, für den man ihn hält.

    Der Leser taucht hier ein in das bunte und geschäftige Treiben auf dem Basar, bekommt die Schönheit am Bosporus gezeigt und kann die Gerüche der orientalischen Gewürze und des Kaffees fast schon selbst wahrnehmen. Zugleich zeigen sich aber auch die immer noch vorhandenen Spuren des Krieges, wie zerstörte Wohnviertel, Menschen die aus ihren Häusern vertrieben wurden, sowie das Misstrauen und der Unmut gegen die Besatzer. Vor allem über den Armenienkonflikt erfährt man einiges, der hier wie eine verhängnisvolle Wolke immer wieder über dem Ganzen zu schweben scheint und dessen Schilderungen einem einfach nur unter die Haut gehen. Besonders traurig ist dabei allerdings die Tatsache, dass dieser an den Armeniern verübte Genozid von der Türkei bis heute nicht anerkannt wird.

    "Die Wirren des Krieges", sagt er. "Ich glaube, die Menschen denken in dieser Situation, dass sie Teil von etwas Größerem sind als sie selbst. Doch häufig sind sie zu weniger geworden. Weniger menschlich. Sie werden zu Teilen einer Maschinerie, und eine Maschinerie besitzt keine Moral."


    Und inmitten all dieser Dinge entspinnt sich eine wunderschöne Liebesgeschichte, die so ganz anders ist als man es von anderen Geschichten her gewöhnt ist und gerade deshalb ihren ganz eigenen Reiz hat. Einerseits sehr subtil und regelrecht unschuldig, aber zugleich von einer Intensität die man selten so spürt wie hier, wo selbst eine kleine Berührung etwas Bedeutsames ist.

    Mit dem Ende zeigt die Autorin hier einmal mehr, dass sie ihr Handwerk versteht, denn erst auf der letzten Seite fügt sich jedes noch so kleine vorherige Detail zu einer wunderschönen Gesamtkomposition zusammen und präsentiert dem Leser einen emotionalen, aber auch unglaublich stimmungsvollen und passenden Abschluss zu dieser Geschichte. Damit wirkt die Geschichte nicht nur noch einige Zeit nach, sondern sorgt auch für feuchte Augen bei Leser.

    Schön wäre allerdings noch ein kleines Glossar mit all den türkischen Begriffen gewesen, die hier vorkommen, selbst wenn sich ein Großteil beim Weiterlesen von selbst erklärt, sowie ein paar historische Eckdaten, die das Ganze noch mal schön abgerundet hätten, auch wenn das nichts daran ändert, dass die Geschichte für sich genommen einfach großartig ist.

    Fazit: Eine wunderschöne, aber auch sehr berührende und melancholisch anmutende Geschichte, die mit ihrer wortgewaltigen und bildhaften Sprache, sowie ihrer ruhigen und gefühlvollen Art in der sie erzählt wird, verzaubert. Einmal mehr zeigen sich hier die verschiedensten Gesichter des Krieges und man wird gefangen genommen von der inneren Zerrissenheit der jeweiligen Protagonisten, die sehr authentisch dargestellt werden. Ein wunderbares Buch, das sowohl optisch als auch vom Inhalt her zu begeistern vermag und großes Gefühlskino bietet, ohne jedoch kitschig zu sein. Für mich eines dieser Bücher, das mir noch sehr lange in Erinnerung bleiben wird.
  14. Cover des Buches Vandenberg oder als die Russen Amerika besetzten (ISBN: 9783453310216)
    Oliver Lange

    Vandenberg oder als die Russen Amerika besetzten

     (3)
    Aktuelle Rezension von: rallus
    Die USA ist durch einen unblutigen Coup d'etat von der UDSSR besetzt worde. Alle Menschen sind von einer Lethargie ergriffen, haben den bequemen Weg gewählt. Vandenberg ein unbequemer Künstler rafft sich mit einer Horde anderer versprengter auf um die USA zu befreien. Dies ist ein Stück sehr wertvolle Literatur und eine der besten Alternativromane unserer Zeit. Sehr gut geschrieben, spannend bis zum Ende und regt zum Nachdenken an!
  15. Cover des Buches Die schöne Frau Seidenman (ISBN: 9783257612226)
    Andrzej Szczypiorski

    Die schöne Frau Seidenman

     (80)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Frau Seidenman ist schön und sie ist Polin und Jüdin. So gerät sie ins Visir der Politik und die Deutschen nehmen auch sie in Gefangenschaft. Aber es gibt Menschen, die ihr helfen wollen, genauso wie es Menschen gibt, die ihr schaden wollen und die es als ihre Pflicht ansehen, Frau Seidenman für immer zu vernichten. Dieses Buch kommt relativ Leise daher, aber die Worte und Sätze entfalten eine solche gewaltige Spannung, dass man sich dem Buch kaum entziehen kann. Andrzej Szczypiorski wechselt die Perspektiven und dringt so auch ins Innere des Bösen ein. Das Buch geht unter die Haut und kommt ohne Effekthascherei aus, sondern beobachten und schildert nur.

  16. Cover des Buches Inglourious Basterds (ISBN: 9780316080651)
    Quentin Tarantino

    Inglourious Basterds

     (8)
    Aktuelle Rezension von: Holden
    Das Drehbuch zu Tarantinos bis dahin in Amerika erfolgreichstem Film. Auch wenn die Story bekannt ist, fesselt das Buch noch ungemein. SS-Oberst Hans Landa (Oscar für Christoph Waltz) tötet die Familie der jungen Shoshanna Dreyfus auf einem Bauernhof in Nancy, während nur sie entkommen und untertauchen kann. In Paris nimmt sie eine neue Identität an und beschließt als Kinobesitzerin, Rache an den obersten Nazis für den Tod ihrer Eltern zu üben. Gleichzeitig ist Hillybilly Aldo Raine aus Tennessee mit seinen Leuten hinter feindlichen Linie auf Nazijagd, die entweder skalpiert oder mit einem Hakenkreuz in der Stirn laufen gelassen werden. Superschön, wie die Nazis hier voll eins aufs Maul kriegen, nit viel schwarzem Humor, und laut Kritik hat Tarantino mit dem Film auch die Kraft des Kinos gefeiert.
  17. Cover des Buches BAGHDAD BURNING (ISBN: 9780714531335)
  18. Cover des Buches Aufstand: Teshkhas Gambit (Onur-Zyklus 2) (ISBN: B078BJ4JM3)
    Ivan Ertlov

    Aufstand: Teshkhas Gambit (Onur-Zyklus 2)

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Arminger
    Da ich ja den ersten Teil des Onur Zyklus "Kolonie - Im Schatten der Matriarchin" bei der Leserunde gewonnen hatte und durchaus - mit einigen kleinen Abstrichen - begeistert war, geht es nun weiter in der Trilogie. Und wie es weitergeht!

    "Aufstand - Teshkhas Gambit" setzt vier Jahre nach dem dramatischen und beklemmenden Ende von "Kolonie" an. Es gibt eine kurze Zusammenfassung für Leser, die den ersten Teil nicht kennen (was aber schade wäre), dann wird man direkt ins Geschehen geworfen.

    Ohne das Buch oder auch nur den Vorgänger zu sehr spoilern zu wollen - die Erde befindet sich unter der Herrschaft der gütigen Matriarchin, während die deutlich aggressivere und ehrgeizigere Teshkha das militärische Oberkommando inne hat. Kein pro-forma Titel, denn noch immer gibt es bewaffneten Widerstand und Onura-freie Gebiete - in den Schweizer Alpen, in Finnland, in entlegenen Regionen Argentiniens und, nicht zuletzt, in Sibirien, wo der Bär verzweifelt einen Rest Russlands verteidigt. 

    Was sich in den vier Jahren dazwischen ereignet hat, wird nicht ausschweifend erklärt, sondern durch die Handlung und die Dialoge aufgezeigt, was richtig gut gelingt. 

    Lieb gewonnene Charaktere des ersten Teils spielen wieder eine maßgebliche Rolle, und letztendlich läuft alles auf ein psychologisches, strategisches und taktisches Duell zwischen Flottenkommandantin Teshkha und dem inzwischen ziemlich desillusionierten Jan Köhler hinaus. Die junge Karriereoffizierin mit dem einzigartigen Talent des "Wahrscheinlichkeitschmeckens" und einer übermenschlichen Intelligenz gegen den versoffenen Pseudowissenschaftler und Soldat wider Willen - das macht Laune.

    Hier brilliert das Buch ebenso wie in den Schlachtszenen, die schon wie in Teil 1 an Dramatik und Spannung kaum zu überbieten sind. Aufgelockert wird immer wieder mit einem teils augenzwinkernden, teils beinahe brachialen Humor - zum Beispiel, wenn die "Alternative für Terra" zum Missfallen der Onuras in Deutschland "Lieber Öztürk als Onur!" plakatiert oder die Onura verstehen wollen, was es mit den seltsamen Paarungsanbahnungsritualen der Menschen auf sich hat.

    Da man durch den ersten Band schon an den erfrischend anderen Schreibstil gewöhnt ist, kann man sich direkt fallen lassen und einfach genießen. Der Spannungsbogen baut über die ersten zwei Drittel immer stärker auf, um sich dann in einem rasanten, erweiterten Finale zu entladen. Die Stärke des Buches ist, dass es keine Schwächen hat - es gibt keine einzige langweilige Seite, keinen einzigen unnötigen Absatz, keine einzige deplatziert wirkende Szene. 

    Fazit:

    Es gibt sehr viele gute Science Fiction Werke am Markt, aber nichts in dieser gewagten Mischung und leserischen Leichtigkeit vergleichbares, das dem Onur Zyklus das Wasser reichen könnte. Ich mache mich jetzt an den dritten Teil und hoffe, dass dieser das Niveau beibehält.
  19. Cover des Buches Die Kinder der Schande (ISBN: 9783492046978)
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