Bücher mit dem Tag "oral history"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "oral history" gekennzeichnet haben.

12 Bücher

  1. Cover des Buches Pici: Erinnerungen an die Ghettos Carei und Satu Mare und die Konzentrationslager Auschwitz, Walldorf und Ravensbrück (ISBN: 9783944442402)
    Robert Scheer

    Pici: Erinnerungen an die Ghettos Carei und Satu Mare und die Konzentrationslager Auschwitz, Walldorf und Ravensbrück

     (42)
    Aktuelle Rezension von: parden
    EIN PERSÖNLICHES MAHNMAL...

    Robert Scheer liebte seine Großmutter. Dies ist an und für sich nichts Besonderes, doch eigentlich ist es ein Wunder, dass es den Autor überhaupt gibt. Denn eigentlich hätte seine Großmutter Pici nicht überleben, nicht heiraten und keine Familie gründen dürfen. Denn dies war der Plan von Hitler und seinen Schergen. Doch als einzige ihrer weitverzweigten jüdischen Familie überlebte Pici ("die Kleine") seinerzeit die Gräuel des Holocaust.


    "Die Weisen sagen, das Ziel des Lebens sei das Leben selbst. Dem folgend habe ich das Ziel erreicht. Denn ich lebe noch." (S. 56)


    Zum 90. Geburtstag seiner Großmutter beschloss Robert Scheer, diese nach ihren Erlebnissen zu befragen, damit ihr Zeugnis bewahrt bleibt. Und wo Pici jahrzehntelang geschwiegen hat, öffnete sie sich ihrem Enkel gegenüber und gab Auskunft über helle und dunkle Jahre ihrer Vergangenheit.

    Die ersten zwei Drittel des Buches erzählen von Picis Familie und ihrer Kindheit in Rumänien. Dort wohnte die Familie ungarischer Juden und lebte vom Holzhandel des Vaters. Arm, kinderreich, aber zufrieden, so wie viele andere Menschen der kleinen rumänischen Stadt auch. Als etwas langatmig habe ich diese Schilderungen zeitweise empfunden, aber andererseits als durchaus legitim - holte sich Pici auf diese Art noch einmal alle Mitglieder iher großen Familie in ihre Erinnerung zurück, alle in den Jahren des Holocaust ums Leben gekommen.

    Die schlimmen Erlebnisse Picis nach dem Verlust ihrer Heimat in den 40er Jahren nach der Machtergreifung Hitlers nehmen entsprechend etwa ein Drittel des Buches ein. Die Vertreibung ihrer Familie aus der kleinen rumänischen Stadt, die Erfahrungen im Ghetto, die Deportationen in verschiedene Konzentrationslager, die Kälte, die Hitze, der Hunger, die Unmenschlichkeit, die Angst, die Krankheiten, das Trauma, der Tod - Dinge, über die es sicher auch nach 70 Jahren noch schwerfallen dürfte zu sprechen.

    Was mich bei der Lektüre verblüffte, waren die großen Erinnerungslücken Picis, die viele schreckliche Erlebnisse und Details ausgeblendet zu haben scheint.


    "Und auch für die folgenden Zeiten gibt es solche kleinen Momente, die völlig in meinem Gedächtnis fehlen, aber nicht so, dass ich sie nach Jahren vergessen hatte, sondern so, als hätten sie nichts mit mir zu tun gehabt. Vielleicht, weil mein Verstand dies alles nicht nachvollziehen konnte und von sich wegschob..." (S. 90)


    Entsprechend rudimentär erscheinen denn auch teilweise die Erinnerungen, Spotlights der Schrecken, wobei die Schilderungen selbst nahezu nüchtern erscheinen. Dennoch kommt das Grauen beim Leser an, die Bilder lassen sich ncht verdrängen, die Unfassbarkeit der Erinnerungen bricht sich Bahn. Zahlreiche in den Text integrierte Fotos (viele aus dem Privatbesitz des Autors) unterstreichen das Geschriebene, geben dem Erzählten ein Gesicht und verankern das Grauen in der Realität.

    Der Schreibstil ist einfach, erinnert zeitweise an einen ungeübten Schulaufsatz. Doch vieles ist in wörtlicher Rede wiedergegeben und dokumentiert so eher das Gespräch zwischen dem Enkel und seiner Großmutter Pici als dass es literarisch aufgearbeitet ist. Dieses Stilmittel der wörtlichen Rede unterstreicht in meinen Augen die Authentizität der Erzählung.

    Neben den bereits erwähnten Fotos gibt es - vor allem in dem vielseitigen Anhang - auch zahlreiche Kopien von alten Briefen, Dokumenten und Listen, die die Erinnerungen Picis in Raum und Zeit des Holocaust verankern. Hier hätte ich mir eine bessere Qualität der Darstellung gewünscht, denn viele der genannten Quellen waren durch eine blasse und verschwommene Kopie für mich tatsächlich kaum leserlich, was ich wirklich bedauerlich fand.

    Robert Scheer hat mit diesem Buch nicht nur seiner geliebten Großmutter ein Denkmal gesetzt, sondern mit Picis Erinnerungen auch ein persönliches Mahnmal geschaffen. Ein Buch 'Gegen das Vergessen', das sehr persönliche Einblicke gewährt.


    © Parden
  2. Cover des Buches Daisy Jones & The Six (ISBN: 9783548065991)
    Taylor Jenkins Reid

    Daisy Jones & The Six

     (315)
    Aktuelle Rezension von: WiebkeWimmer

    „Ich hatte absolut kein Interesse daran, jemandes Muse zu sein. Ich bin nicht die Muse. Ich bin der Jemand. Punkt.“ 

    Das sind die Worte von Daisy Jones, Frontfrau der legendären Rockband Daisy Jones & The Six, die sich Ende der 70er Jahre aus bislang ungeklärten Gründen aufgelöst hat. In diesem Buch erfahren wir endlich, warum.

    Taylor Jenkins Reid hat diesen Roman in Form eines Interviews geschrieben, in dem Bandmitglieder und Wegbegleiter von Daisy Jones & The Six vierzig Jahre nach der Trennung über die Gründe sprechen. Interview hat mich erstmal abgeschreckt. Das ist doch bestimmt total sachlich und trocken. Wie soll man da denn in den Lesefluss kommen? Tatsächlich hat es keine zwei Seiten gedauert und ich war mittendrin im Sex and Drugs and Rock’n’Roll-gesättigten Kalifornien der 60er und 70er. Und ich habe der Autorin von Anfang an geglaubt, dass es diese Band wirklich gibt.

    Inspiriert wurde Daisy Jones And The Six von Fleetwood Mac. Deren Bandgeschichte ist geprägt von Beziehungsdramen und Drogeneskapaden, aber vor allem von überirdisch guter Musik und großartigen Frauen.

    Solche großartigen Frauen stehen auch im Zentrum des Romans, um den es hier geht. Sängerin Daisy, Keyboarderin Karen und Camila, Ehefrau des Bandgründers Billy. Was ich beim Lesen total bemerkenswert fand, war, wie diese Frauen miteinander umgehen. Wie sie einander unterstützen bei den Themen, die sie beschäftigen. Drogensucht, Sexismus, Mutterschaft, Vertrauensbruch. Und wie sie einander im Konflikt begegnen und respektieren. Das fand ich gerade in einem Buch über das Musikbusiness der 60er und 70er spannend. Gerade in der Zeit wurden Frauen ja oft zu Groupies oder zu Musen oder zu Konkurrentinnen degradiert, immer in Abhängigkeit von einem Mann. Hier nicht. Daisy zum Beispiel ist es komplett egal, was Männer von ihr halten. Sie zieht an, was sie will, benimmt sich wie sie will und schreibt die Songs, die sie schreiben will. Sehr zum Missfallen von Billy. 

    Was ich an diesem Buch am meisten liebe: Es geht wirklich um Musik. Songwriting, Proben, Studioproduktion und Auftritte werden nicht nur angedeutet. Wir werden so realistisch mit in den Entstehungsprozess der Musik genommen, dass ich beim ersten Lesen immer wieder den Impuls hatte, die Songs beim Streamingdienst meiner Wahl zu suchen. Inzwischen gibt es diese Songs, und inzwischen gibt es die Band Daisy Jones & The Six.

    Dank der gleichnamigen Miniserie, die 2023 auf erschienen ist. Die hat das Buch wirklich bestmöglich umgesetzt. Die beiden Hauptdarsteller haben intensiven Unterricht in Gesang und Gitarre genommen, um alle Songs selbst einzuspielen. Herausgekommen sind absolut tolle Ohrwürmer! Außerdem bekommen die Nebenfiguren ein bisschen mehr Tiefe und Substanz als im Buch. Meine Empfehlung: Erst das Buch lesen, dann die Serie gucken, dann nochmal das Buch lesen. 

    Natürlich bedient Daisy Jones And The Six auch ein paar der gängigen Klischees. Die komplette Bandbreite an Drogen, Sex mit Groupies, der Drummer ist nicht besonders schlau, der zweite Gitarrist ist eifersüchtig auf den ersten und der Bassist hat gar nix zu melden. Aber die Frauen und die Musik machen dieses Buch so grandios, dass ich jedes Klischee verziehen habe. 

  3. Cover des Buches Könnt ihr uns hören? (ISBN: 9783961010189)
    Davide Bortot

    Könnt ihr uns hören?

     (3)
    Aktuelle Rezension von: EvyHeart
    Ich kannte Deutsch-Rap bisher nur aus Chart-Songs - daher war es Zeit, sich dem Thema anzunähern!

    Inhalt


    Das Buch lässt Rapper, Produzenten usw. zu Wort kommen und zeichnet in Interview-Form (?) die Geschichte des Rap bzw. wichtige Aspekte nach.

    Meinung zum Inhalt


    Ich fand es sehr spannend, die Geschichte zu lesen und vor allem Gemeinsamkeiten zwischen Rap und Punk festzustellen - der Freiheitsgedanke. Gegen den Strom schwimmen. Aber mich störte die Abgrenzung zu anderen Musikrichtungen. Rap ist für die Interviewten etwas Besonderes, aber ich denke, es ist auch ein Teil ihrer Jugend. Und eine Möglichkeit, wichtig zu sein, mit dem Alltag klarzukommen.

    Auch das Thema Feminismus wird angesprochen, aber überwiegend Rapperinnen der heutigen Zeit befragt.

    Interessant war auch, wie sich alles entwickelt hat - dass es anfangs darum ging, überhaupt etwas zu tun, später Kunst und Können dazu kam und sich das Gebiet mit elektronischen Einflüssen stark erweitert.

    Es war cool, wieviele Leute an einem Projekt arbeiten und wie unterschiedliche Personen die Szene vorangebracht haben.

    Trotzdem habe ich nach dem Lesen schwer einen Bezug zum Thema bekommen - ich fand die Menschen sympatisch, aber die Musik holpert. Der Funke springt nicht über.

    Schreibstil und Gestaltung


    Die Autoren notieren die Gedanken verschiedener Künstler, lassen sie "aus dem Nähkästchen" plaudern. Einerseits sorgt das für eine entspannte Stimmung und man bekommt einen guten Eindruck davon, was Rap den Künstlern bedeutet hat. Es wirkt tatsächlich sehr persönlich und reflektiert. Das hat mich wirklich beeindruckt - das Thema auch mit Distanz zu betrachten.

    Der Nachteil ist, dass sich vieles doppelt bzw. das Buch an manchen Stellen langatmig ist. Außerdem beleuchtet das Buch überwiegend die Musik, lässt aber Kleidung und Graffiti außen vor - dadurch fehlten mir Bausteine für das Gesamtbild. Außerdem ist der Text relativ glatt - oft sind sich die Interviewten einig, selten werden gegensätzliche Meinungen deutlich. Eko Fresh und Kool Savas zeigen kurz ihren Konflikt, kontroverse Personen wie Bushido oder Money Boy fehlen.

    Ich fand mich gut ins Buch, hätte mir aber zu Beginn eines Kapitels eine Übersicht mit den wichtigsten Künstlern und anderen Informationen gewünscht.

    Am Ende gibt's ein Glossar mit allen Künstlern, aber eine Liste prägender Songs wäre mir lieber gewesen.

    Die Sprache der Interviewten ist meist relativ klar, mit ein paar umgangssprachlichen Einwürfen und Anglizismen - die übrigens grammatikalisch korrekt gebeugt sind, ohne, dass es komisch aussah. Schön, dass das funktioniert!

    Fazit


    "Könnt ihr uns hören?" war ein sehr interessanter Ausflug und wird mir im Gedächtnis bleiben. Trotzdem fand ich das Buch oft zu "nett". Die Interviewform hat funktioniert, aber mir wären mehr sachliche Informationen lieber gewesen.
  4. Cover des Buches Schönheit und Schrecken (ISBN: 9783499626234)
    Peter Englund

    Schönheit und Schrecken

     (6)
    Aktuelle Rezension von: Bellis-Perennis
    Peter Englund erzählt in seinem Buch die Schicksale von neunzehn höchst unterschiedlichen Menschen, die alle eines gemeinsam haben: nämlich Erlebnisse im Ersten Weltkrieg.

    So kommen unter anderem ein ungarischer Kavallerist, ein deutsches Schulmädchen, eine englische Krankenschwester, ein belgischer Kampfflieger, ein russischer Ingenieur, ein Amerikaner, Neuseeländer und zwölf andere Personen zu Wort.
    Die Geschichte des Ersten Weltkrieges wird aus deren Blickwinkel beschrieben. Zwei von ihnen werden das Ende des Weltkrieges nicht erleben, einer hört keinen einzigen Schuss.

    Anhand von Briefen und Tagebuchaufzeichnungen, die erhalten geblieben lassen sich Verzweiflung und Enthusiasmus erleben. Die Gefühle des italienisch-stämmigen Freiwilligen, der als Gebirgsjäger die Alpen hinaufgetrieben wird und von den k. und k. Truppen beschossen wird, sind ebenso nachzulesen wie die recht unbedarften Aufzeichnungen einer zwölfjährigen deutschen Schülerin.

    Mit diesem Buch setzt der Autor jenen Millionen Verwundeten, Gefallenen und Entwurzelten ein Denkmal, die anonym und in der Masse der Opfer beinahe vergessen wurden.

    Eine Vielzahl von Abbildungen der Originalbriefe und/oder Dokumente und berührende Fotos ergänzen dieses Meisterwerk der Erzählkunst. Geschickt werden Tatsachenberichte mit romanhaften Übergängen zu einer gut lesbaren Darstellung der grausamen Wirklichkeit der Jahre 1914-1918 zusammengefasst.

    Autor Peter Englund ist Schwede, 1957 geboren und war jahrelang als Kriegberichterstatter in den Brennpunkten der Welt unterwegs. Nach Aufenthalten u.a. auf dem Balkan, in Afghanistan und im Irak, lehrte er Geschichte an der Universität Uppsala.
    Er schreibt Bücher zu historischen Themen und ist seit 2002 Mitglied der Akademie, die den Literaturnobelpreis vergibt.

    Für an Geschichte Interessierte ein unbedingtes Muss.

  5. Cover des Buches Das Kainsmal (ISBN: 9783442542710)
    Chuck Palahniuk

    Das Kainsmal

     (76)
    Aktuelle Rezension von: CocuriRuby

    Das besondere an dem Buch ist die Art wie es erzählt wird. Die Geschichte wird nicht linear erzählt, sondern durch verschiedene Augenzeugen, die das Geschehene alle etwas anders wahrgenommen haben und darstellen.

    Man erfährt also nie, wie es wirklich war, sondern muss die einzelnen Sichten irgendwie zusammen bringen, um erahnen zu können, wie es wohl wirklich abgelaufen sein könnte.

    Das ist eine Meisterleistung des Autors, wie ich finde – sich nicht nur eine Geschichte auszudenken, sondern auch noch sich zu überlegen, wie das die verschiedene Leute wahrgenommen haben und erzählen könnten. Es ist mal eine gänzlich andere Art eine Geschichte zu lesen – ich finde es wirklich genial.

    Aber auch die Handlung selbst ist alles andere als gewöhnlich. Thematisch schreckt der Autor vor so ziemlich gar nichts zurück. Auch hier gibt es Passagen die konfus sind, abgedreht, brutal oder ekelig sind.

    Aber dieses Buch ist auch ein ziemlicher Genre-Mix. Es ist irgendwas zwischen Roman, Sci-Fi, Fantasie, Gesellschaftskritik und Mindfuck.

    Auch dieser Band hat die typische Destruktion und dunkle Philosophie für die der Autor bekannt ist.

    Das Buch ist eine Ansage gegen das System – gegen das scheinheilige Pseudogetue der Gesellschaft, aber auch die Religion bleibt nicht unangetastet.

    Manchmal habe ich das Gefühl, dass der Autor Verhaltenspsychologie studiert haben muss – das spiegelt sich jedenfalls in seinen Texten wieder, die vor Psychologie und Manipulation nur so sprühen.

    Auch dieses Buch hat recht vulgäre bzw. sexuelle Komponenten – aber die sind nie erotischer Natur (mit erotischer Literatur hat das wirklich gar nichts zu tun). Es geht dabei eher in eine düstere Richtung – eher in die Ecke Triebe und Machtspiel oder Kontrolle über den anderen ausüben.

    Das kann man nicht beschreiben, das muss man lesen – aber ich kann mir auch sehr gut vorstellen, dass das abstoßend wirken kann. Ich persönlich finde es auch recht grenzwertig. Aber irgendwie gehört das zu seinen Büchern dazu und dadurch, dass das immer etwas Absurdes an sich hat, finde es nicht so schlimm.

    Das Buch ist destruktiv – es ist fast eine Ode an die Zerstörung. Aber genau das mag ich so sehr an dem Buch. Es ist eine willkommene Abwechslung zu unserer geschminkten, heuchlerischen Welt.  Allerdings hinter dem stecken z.T. faszinierende Gesellschaftskritiken.

    „Man sieht, wie man sich selbst seine Realität schafft – denn wenn alle an eine Lüge glauben, dann ist es keine Lüge mehr“ – das ist ein faszinierender Gedanke und es spiegelt sich eine unwiderlegbare Wahrheit darin, weil genau so unsere Gesellschaft funktioniert.

    Generell finde ich die Gedankenspiele, die an manchen Stellen schon fast zu Verschwörungstheorien heranwachsen, einfach genial. Wobei hier die Grenzen zwischen Genie und Wahn sehr verschwommen sind.

    Das Buch ist schon sehr wirr – ich hatte zwischendurch durchaus mal den Faden verloren – bei den meisten Dingen findet man ihn dann wieder bei anderen nicht.

    Was auch daran liegt, dass das Buch ab einen gewissen Punkt eine doch recht sonderbare Wendung bekommt (das ist der Moment, wo die Fantasie und Sci-Fi Elemente einsetzen).

    Bei manchen Dingen, die plötzlich hinzu kamen, war ich irgendwie raus – Stückweit hat das vielleicht auch einfach meinen Horizont überschritten – interessant war oft es trotzdem, manchmal aber auch leider ein Störfaktor.

    Das Buch ist wirklich SEHR surreal, sogar noch mehr, als die anderen Romane, die ich von dem Autor gelesen habe. Darauf muss man sich einlassen können und selbst dann ist es nicht immer einfach.

     

    Fazit

    Die Bücher von Palahniuk überschreiten immer eine gewisse Grenze (in diesem Fall waren es eher mehrere) – aber das machen sie nie ohne Stil und ich glaube genau das ist das faszinierende daran.

    Ich kann aber auch verstehen, wenn einen das gar nicht zusagt.

  6. Cover des Buches Wie ich den Krieg überlebte (ISBN: 9783837504958)
    Rolf Potthoff

    Wie ich den Krieg überlebte

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Bellis-Perennis

    Das Buch ist eine Zusammenfassung eines Aufrufes der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ), die Zeitzeugen ersucht hat, ihre höchst persönlichen Erlebnisse zu schildern. Das Echo war, wie die Projektleiter schildern, enorm.  

    In diesem Buch kommen mehr als 60 Personen zu Wort, die den Zweiten Weltkrieg er- und überlebt haben. Einige haben noch nie über diese Zeit gesprochen. 

    Sie alle haben unterschiedliche Wahrnehmungen und Erfahrungen. Sei es, dass sie als Kind noch zu jung waren, die Ereignisse zu begreifen, oder sei es, dass sie Leidtragende von Übergriffen waren.

    Berührend auch, dass so mancher Zeitzeuge erst am Totenbett mit seinen Kindern bzw. Enkelkinder über das Grauen der Kriegszeit gesprochen hat. 

    Oral History nennt man diese Art, Zeitgeschichte zu erzählen, aufzuschreiben und an die breite Öffentlichkeit weiterzugeben. Lange kann man die Erfahrungen aus erster Hand nicht mehr hören. 

    Zahlreiche private Fotos bereichern dieses Buch. Es ist immer wieder erstaunlich, wie viel Bildmaterial und andere Dokumente aus dem Inferno der brennenden und verlassenen Städte gerettet werden konnte. 

    "Als der Krieg zu Ende ging, war mein Elternhaus durch totalen Bombenschaden zerstört, waren mein ältester Bruder, mein Onkel und vier meiner besten Freunde gefallen; mehr als die Hälfte meiner Klassenkameraden kam an der Front um. Keiner wurde älter als 19." 

    Meine Meinung: 

    Die Herausgeber rund um Rolf Pothoff haben einige Anmerkungen zu Methode und Aufarbeitung gemacht, die sehr aufschlussreich sind. 

    Das Buch hat mir sehr gut gefallen, da es die Erfahrungen und Erlebnisse höchst unterschiedlicher Menschen gesammelt hat. Die bewegenden Geschichten von Flucht und Vertreibung, Todesangst, Hunger und der quälenden Ungewissheit über das Schicksal der Liebsten haben mich berührt.  

    Aus meiner eigenen Familie kenne ich ein paar Sequenzen, die die Kriegszeit in Wien beleuchten. Leider kann ich weder Eltern noch Großeltern danach fragen, weil sie vor einiger Zeit verstorben sind. Diese Zeit hat die Menschen geprägt, und sie so werden lassen, wie wir sie kennen. 

    Fazit: 

    Wer wissen will, warum Eltern oder Großeltern so sind, wie sie sind, sollte sie nach den traumatischen Kriegserlebnissen fragen.

     

  7. Cover des Buches Die stille Emanzipation (ISBN: 9783596120758)
    Gerda Szepansky

    Die stille Emanzipation

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Sokrates
    Wen Oral History und Lebensalltag in der DDR interessiert, dem sei dieses Buch empfohlen. Die Herausgebern Gerda Szepansky hat in diesem Buch eine Vielzahl von Frauen ihre Lebensgeschichte in der DDR erzählen lassen. Die Mischung ist vielgestaltig: so sind die einen Lehrerin geworden, die nächste Arbeiterin, Pastorin, Wissenschaftlerin, Bäuerin oder Leistungssportlerin. -- Grundton ist gemischt positiv: Grundsätzlich hat die von der Parteiführung gewünschte Berufstätigkeit der Frauen deren Emanzipation begünstigt, andererseits aber auch den Lebensentwurf der "Hausfrau" stigmatisiert. Materiell waren dem DDR-Bürger natürlich Grenzen gesetzt; den Müttern in ihren Familien ebenso. Karrieremäßig waren auch Grundbedingungen zu erfüllen, die eng mit SED und Parteimitgliedschaft verbunden waren. Genau diese Ambivalenz zwischen Selbstverwirklichung und Anpassungsbereitschaft (-notwendigkeit?) kommt in den Berichten mal deutlich, mal nur zwischen den Zeilen zum Ausdruck.
  8. Cover des Buches 'Blitzmädel', 'Heldenmutter', 'Kriegerwitwe' (ISBN: 9783596237005)
    Gerda Szepansky

    'Blitzmädel', 'Heldenmutter', 'Kriegerwitwe'

     (3)
    Aktuelle Rezension von: Sokrates
    Der Band beinhaltet nacherzählte Interviews sowie eigenhändig geschriebene Erlebnisberichten von Frauen, die während der NS-Diktatur und des 2. Weltkrieges gelebt haben. Deutlich werden die vielen Rollen, die Frauen im Dritten Reich gespielt haben: als Flakhelferinnen, als „Meisterhausfrauen“, als Blitzmädel bei Funkern. Deutlich wird das Elend, die Angst, die Unausweichlichkeit des Krieges. Deutlich wird aber auch, wie die NS-Herrscher versuchten, durch „Medaillen“, Orden und sonstige – meist skurril anmutende – Abzeichen, den Chorgeist der Frauen zu stärken; so zeichnete man sie für Kinderreichtum und „ihren unermüdlichen Einsatz hinterm Kochtopf“ aus. Nicht wenige Frauen nutzten diese gesellschaftlichen Ehrungen um ihr Selbstwertgefühl zu steigern, denn eigentlich waren weder die Ehemänner noch die Gesellschaft reif für ein Verständnis von einer gleichwertigen Frauenrolle.
  9. Cover des Buches The Good War (ISBN: 9789990045963)
    Studs Terkel

    The Good War

     (0)
    Noch keine Rezension vorhanden
  10. Cover des Buches Weil es sagbar ist (ISBN: 9783596196852)
    Carolin Emcke

    Weil es sagbar ist

     (8)
    Aktuelle Rezension von: WinfriedStanzick


     

     

    Seit über einem Jahrzehnt kenne ich Carolin Emcke als eine engagierte und unerschrockene, kritische Journalistin, die unter anderem für die ZEIT aus den Krisen- und Katastrophengebieten dieser Welt berichtet. Aus ihren oft verzweifelten Artikeln, die nicht selten unglaubliche Menschenschicksale dokumentieren, spricht immer wieder die Überzeugung, dass es nicht nur möglich, sondern auch nötig ist, das Leid anderer Menschen zu erzählen, ihr Leid öffentlich zu machen. Es gibt nichts Unbeschreibliches.

     

    Dennoch ist es oft schwer, Menschen, die schwer traumatisiert wurden aus ihrem Schweigen herauszuhelfen: "Verzweiflung und Schmerz legen sich wie eine Schale um die betroffenen Personen und schließen sie ein. So vergrößert sich der Radius der Gewalt, weitet sich aus und beschädigt. Erlittene Gewalt nistet sich ein, sie lagert sich ab, lässt ‚erstarren’, artikuliert sich in Gesten, Bewegungen, Wortfetzen oder im Schweigen." 

     

    Dieses Schweigen der Opfer, aus welchen Gründen auch immer, wird, so betont Carolin Emcke immer wieder, zu einem Teil des Verbrechens, das an ihnen begangen wurde. Die Täter kalkulieren es sozusagen ein.

    "Darin aber, in dem Schweigen der Opfer von extremem Unrecht und Gewalt, liegt die perfideste Kunst solcher Verbrechen: seine eigenen Spuren zu verwischen. Denn wenn sich strukturelle und physische Gewalt einschreibt in ihre Opfer, wenn sie die physische und psychische Integrität einer Person verletzt, wenn extremes Unrecht und Gewalt die erzählerische Kompetenz angreift, dann bleibt sie unbemerkt und wirkt fort."

     

    In ihrem Essay, in dem sie sich immer wieder auf eine Notiz von Anna Achmatowa aus dem Jahr 1957 bezieht, denkt Carolin Emcke nach über Zeugenschaft und Gerechtigkeit, denn „es ist sagbar“. Zeugenschaft, recht begriffen, will den Opfern ihre Menschlichkeit zurückgeben, indem sie sie von ihrem Schicksal erzählen lässt, wie gebrochen auch immer. Es ist so etwas wie ein „Erzählen trotz allem“, das aber nicht allein die Würde der Opfer im Blick hat: "Es ist auch unsere Identität, die der Ungeprügelten, der Verschonten, der nächsten Generation, der Kinder und Enkel, die wir die Geschichten der Täter und Opfer, auch die unerzählten, geerbt haben, die sich in einem solchen Gespräch erst beweisen muss. Wer wir individuell und als Gesellschaft sein wollen, wer wir sein können, zeigt sich auch darin, ob wir eine solche vielstimmige, unfertige und zeitoffene Erzählung ermöglichen."

     

    Ein beeindruckendes Zeugnis eines kritischen Journalismus, wie wir ihn heute oft so schmerzlich vermissen.

  11. Cover des Buches Noah – Von einem, der überlebte (ISBN: 9783837155853)
    Takis Würger

    Noah – Von einem, der überlebte

     (4)
    Aktuelle Rezension von: hamburgerlesemaus

    „Ich weiß, es ist schwer zu ertragen, aber es war so.“
    Noah Klieger

    Die ersten Sätze des Buches haben mir eine Gänsehaut beschert. Ich wusste was mit diesem Buch auf mich zukommt. 

    Habe ich nicht genug Bücher über den Holocaust gelesen? 

    Kenne ich nicht mittlerweile alle Geschichten? 

    Die Antwort ist simpel: Nein!


    NOAH
    Takis Würger


    „Mengele schenkte Kindern im Lager Schokolade, manche nannten ihn Väterchen. Er ließ einen Kindergarten einrichten und orderte Milch und Grießbrei mit Zucker und Butter dorthin. Manchen Kindern ließ er die Augäpfel aus den Köpfen schneiden, weil ihm die Farbe der Regenbogenhaut gefiel.“ (S. 30)

    Noah Klieger ist 16 Jahre alt, als er bei einer Razzia im besetzten Belgien von der Gestapo festgenommen wird. Er hatte sich zuvor einer Gruppe angeschlossen, die jüdische Kinder in die Schweiz schmuggelt. Noah wird nach Monowitz gebracht, das Lager gehört zum KZ Auschwitz. Nur wegen seines Geschicks und Gespür für Situation überlebt er und endet nicht in der Gaskammer. Zweieinhalb Jahre später wird er von den Russen befreit.


    „Noah erlebte die Deutschen als penibel im Umgang mit Zahlen. Rückten 126 Häftlinge morgens mit Kommando 93 zur Arbeit aus, dann mussten abends 126 Häftlinge einrücken. Alles andere bedeutete, dass jemand geflohen war, und dann suchten und hängten die Deutschen ihn. Es mussten 126 Häftlinge gezählt werden, ob tot oder lebendig. Noah trug abends Tote und Halbtote auf dem Rücken mit in das Lager und legte sie beim Zählappell auf den Haufen zu den anderen.

    Noah gewöhnte sich an Leichen. Ihr Geruch machte ihm nichts aus.“ (S. 41)


    1947 flieht er mit tausenden anderen Juden auf der Exodus nach Palästina, wo er allerdings nicht ankommt. Denn zuvor wird das Schiff von der britischen Marine angegriffen. 

    Ein bewegtes Leben, hier von Taxis Würger, in einem wunderbaren Schreibstil, festgehalten.

    Ein wichtiges Thema, ein Zeitzeugenbericht und unvergessen!

    Grosse Leseempfehlung 5 /5


    P.S. Auf dem Foto seht ihr Stolpersteine, die es in vielen Städten, vor Häusern, auf den Gehwegen, gibt, zur Erinnerungen an jüdische Bewohner und Mitbürger, die festgenommen und deportiert wurden. Noah überlebte die Shoah, viele andere nicht.

  12. Cover des Buches Die Jahre weiß man nicht, wo man die heute hinsetzen soll (ISBN: 9783801200855)
  13. Zeige:
    • 8
    • 12

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks