Bücher mit dem Tag "organspenden"
6 Bücher
- Kazuo Ishiguro
Alles, was wir geben mussten
(602)Aktuelle Rezension von: DajobamaAlles, was wir geben mussten – Kazuo Ishiguro
Wie ich gestehen muss, war dies mein erster Roman des Nobelpreisträgers Kazuo Ishiguro. Doch mit Sicherheit war es nicht mein letzter – denn ich bin schlichtweg begeistert.
Kath blickt auf ihre Kindheit und Jugend im englischen Internat Hailsham zurück. Sie erinnert sich an ihre Freunde Ruth, Tommy und viele andere. Lehrer, Aufseher, typische Kinderspiele und -streiche tauchen vor ihrem inneren Auge auf. Umso älter die Kinder werden, desto deutlicher wird klar, dass an diesem abgelegenen Internat irgendetwas anders ist. All diese Kinder werden zu einem bestimmten Zweck herangezogen. Für sie alle ist der Weg bereits vorgezeichnet.
Es ist spannend, wie Kath sagt, sie wussten es und sie wussten es doch wieder nicht. In winzigen Häppchen, praktisch unbemerkt, werden die Jugendlichen auf ihre Zukunft vorbereitet. Immer nur so wenig, so subtil, dass sie glauben, sie hätten es ohnehin gewusst. Der Roman ist ganz ähnlich aufgebaut. Kath erzählt in etwa chronologisch – der Leser ahnt zwar früh, worauf es hinausläuft, trotzdem erhält man, wie die Kinder, immer nur Häppchen.
Obwohl Kath durchaus ausschweifend erzählen kann, schockiert immer wieder die Nüchternheit und Emotionslosigkeit, mit der sie über furchtbare Dinge spricht. Das ist grauenhaft, aber es ist auch authentisch, denn das ist ihr Leben und das ihrer Freunde. Sie sind damit aufgewachsen bzw. hineingewachsen – für sie ist es selbstverständlich. Dem Leser beschert Ishiguro damit aber immer wieder eine Gänsehaut.
Mit seinem brisanten Thema hatte mich dieser beeindruckende Roman ab der ersten Seite und hat mich nicht mehr losgelassen. Ganz große, wenn auch bedrückende, Unterhaltung.
5 Sterne
- Kazuo Ishiguro
Never Let Me Go
(137)Aktuelle Rezension von: Carryon0501Ein weiteres Buch, welches ich im Schulunterricht gelesen habe und analysieren musste. Dystopische Welten sind immer interessant und nehmen einen ein, da es vielleicht die eigene Zukunft zeigt, in 10, 20 oder 30 Jahren.
Leider konnte mich das Buch nicht überzeugen, die Grundidee ist originell, jedoch kommt keine richtige Spannung auf und keine der Charaktere ist richtig sympathisch, sondern sie bleiben eher blass und unnahbar. - Robin Cook
Blindwütig
(28)Aktuelle Rezension von: supersusiEiner Gerichtsmedizinerin fällt auf, dass einige der Kokaintoten aus dem üblichen Raster fallen. Gleichzeitig treiben einige Mafiosi ihr Unwesen. Aber die Morde scheinen keinen Sinn zu ergeben. Warum werden scheinbar willkürlich Menschen umgebracht, die mit der Mafia nichts zu tun haben und zwischen denen keinerlei Zusammenhang zu bestehen scheint. Weder die Gerichtsmedizinerin noch die Polizei machen Fortschritte, aber die Fälle reißen nicht ab. Die Ärztin gefährdet sogar ihren Job, als sie auf eigene Faust Nachforschungen anstellt, denn ihrem Chef gefällt das gar nicht. Sind doch einige der Opfer Prominent und die Familien möchten nicht mit Drogen in Verbindung gebracht werden. Aber bei ihren Nachforschungen stösst sie auf immer mehr Ungereimtheiten.
Ein Robin Cook Medizin Krimi ganz nach meinem Geschmack. Schreibstil, Spannung, glaubwürdige, menschliche Charaktere, interessante Wendungen und Überraschungen, alles was mein Herz begehrt. Habe das Buch geradezu verschlungen, wie die meisten (nicht alle) seiner Bücher. Ganz klare Leseempfehlungen. Habe das Buch auf deutsch gelesen unter dem Titel "Blind". Und es ist so gut, dass ich es behalten werde, was ich aus Platzmangel nur noch selten tue.
- David Kenlock
Die leise Stimme des Todes
(4)Aktuelle Rezension von: odenwaldcolliesDer junge Mark Keller erleidet einen Unfall mit dem Fahrrad, bei dem er nur leicht verletzt wird. Als er nur knapp einem weiteren Unfall entkommt und Wanzen in seiner Wohnung findet, wird er jedoch mißtrauisch und kann nicht mehr an einen Zufall glauben. Gleichzeitig bemerkt die Ärztin Katherine Tallet Unstimmigkeiten in ihrer Abteilung der Organtransplantation: auffällig oft versterben potentielle Organempfänger zu dem Zeitpunkt, als das passende Organ zur Verfügung steht.
Mich hat an dem Buch die Thematik gereizt, wie weit jemand geht, der sterbenskrank auf das lebensrettende Organ wartet und über genügend finanzielle Mittel verfügt, sich vielleicht auf der Warteliste nach oben zu bringen. Leider häufen sich in diesem Buch die Zufälle und die Protagonisten kommen meist sehr schnell auf die richtige Spur, was für mich irgendwann nicht mehr sehr glaubhaft war. Die Handlung ist ziemlich vorhersehbar und es war mir ziemlich schnell klar, wer die "bösen Buben" waren.
Vom Schreibstil her konnte der Autor mich gut unterhalten, daher finde ich es sehr schade, daß er bei der Handlung nicht mehr Raffinesse gezeigt hat.
- Stefanie Koch
CROSSMATCH: das Todesmerkmal
(25)Aktuelle Rezension von: Benni91"Crossmatch" von Stefanie Koch hat durchaus seine Stärken, aber teilweise auch einige Schwächen... Zu Letzterem zählen meiner Meinung nach u.a. die Länge bzw. die Story, die sich etwas zu sehr zieht.....
Worum geht es denn? Protagonistin ist Lia Willach, eine Polizistin, die auf die Spur der Organmafia gerät. Als die Leiche eines jungen Mannes ausgeweidet vorgefunden wird und dieser alle lebenswichtigen Organe fehlen, nimmt Lia die Ermittlungen auf... Gleichzeitig muss sie sich aber auch mit einem schweren Schicksalsschlag auseinandersetzen, der sie mehr als mitnimmt.... Ebenso hat sie es alles andere als leicht mit ihrer Familie und einigen privaten Beziehungen....
Je mehr Lia mit ihrem Team gräbt, desto schneller gerät sie an zwielichtige Personen, bei denen sie nicht weiß, wem sie noch vertrauen kann.....
Insgesamt ist der Schreibstil ganz gut, aber teilweise ist es mir auch etwas schwergefallen, bei den Beziehungsgeflechten durchzublicken.... Auf den letzten 20 Sachen kommt es zu einem ganz guten Showdown, das Ende ist aber sehr abrupt... Vielleicht ist da noch eine Fortsetzung geplant?
Letztendlich reicht es für mich zu ordentlichen, aber nicht überragenden 3 Sternen!
- Ninni Holmqvist
Die Entbehrlichen
(120)Aktuelle Rezension von: ZeilentaenzerDarum gehts: Mit dem Erreichen ihres 50. Lebensjahres wird Dorrit, alleinstehend und ohne Kinder, in ein Sanatorium eingewiesen, das nur einem Zweck dient: die Bewohner der Anlage müssen sich medizinischen Tests unterziehen und sich Organentnahmen zur Verfügung stellen. Zwar bietet der Komplex den Entbehrlichen, wie sie genannt werden, viel Luxus und jede Menge Annehmlichkeiten, mit der Zeit aber müssen sich die Bewohner immer radikaleren Operationen hingeben, die in einer Endspende und somit dem Tod gipfeln. Die entnommenen Körperorgane kommen den Benötigten zu Gute, denen, die für die Gesellschaft als produktive Mitglieder angesehen werden. Dorrit scheint sich ihrem Schicksal zu fügen, bis sie sich verliebt.
Rezension: Bereits die Inhaltsangabe ließ mich erschaudern, hat mich gleichsam aber auch sehr neugierig gemacht. Die schwedische Autorin schafft ein dystopisches Szenario, bei dem sie trotz seiner Grausamkeit auf die leisen Töne setzt. Die Protagonistin ist einem schnell sympathisch. Sie bietet wenig Angriffsfläche und während des Lesens empfand ich durchweg aufrichtiges Mitgefühl für ihre ausweglose Situation und die der anderen Bewohner des Sanatoriums. Eine Gesellschaft, die nur diejenigen für nützlich erachtet, die sich fortpflanzen und Partnerschaften führen, ist eine beängstigende Vorstellung, die für mich während des Lesens schwer zu ertragen war. Auch deshalb habe ich mir für den Roman Zeit nehmen wollen.
Weil eine anhaltende Partnerschaft für sie ausblieb und sie auch keine Kinder nachzuweisen hat, gehört Dorrit mit ihrem 50. Geburtstag zu den Entbehrlichen der Gesellschaft. Trotz der düsteren Zukunft die vor ihr liegt, verliert sie ihren Lebensmut nicht, knüpft enge Freundschaften im Sanatorium und trägt ihren Aufenthalt dort mit bemerkenswerter Fassung. Auch die anderen Bewohner haben ihr Schicksal akzeptiert und geben ihrer verbleibenden Zeit möglichst viel Lebensqualität. Dieser Umstand ließ mich die Geschichte überhaupt erst durchhalten. Im weiteren Verlauf aber wird der Leser mit immer extremeren Organspenden konfrontiert, wie z.B. der Entnahme der Hornhaut eines Auges oder einer Niere.
Mit etwa 270 Seiten ist es ein relativ kompaktes Buch, in dem Holmqvist den Sinn des Lebens auf vielfältige Weise zu beschreiben weiß. Ihr Schreibstil, gespickt durch Feinheiten und eine anmutige Sprache, lassen das Erzählte leichter erdulden. »Die Entbehrlichen« geht ans Herz und hat mich sehr betroffen gemacht. Dorrit liebte ihren Hund Jock, mit dem sie ausgiebige Spaziergänge am Strand machte und mit dem sie in ihrem gemütlichen Haus wohnte, bis sie ins Sanatorium eingewiesen wurde. Einige der Menschen, die ihr dort begegnen, werden zu wichtigen Freunden mit denen sie ihre Zeit verbringt und die ihren Tagen mehr Leben geben. Und als sie Johannes trifft, spürt sie eine Zuneigung, die ihr so noch unbekannt war.
Die Bewohner des Sanatoriums leisten keinerlei Widerstand, sie nehmen ihren Platz in der Gesellschaft an, ohne sich dagegen aufzubäumen. Gutes und vielfältiges Essen, die Privilegien Sport zu treiben, die Sauna oder eine Ausstellung zu besuchen sowie Picknicks im Grünen lassen den Aufenthalt zeitweise einer Kur gleichkommen. Auch wegen des schönen Scheins hat die Geschichte eine so starke Sogkraft. Dem Leser ist von vornherein das bittere Ende der Bewohner des Sanatoriums bewusst, dennoch gelingt es Holmqvist, ihn mit ihren faszinierenden Beschreibungen und Möglichkeiten der Anlage einzulullen und keinen Schwermut aufkommen zu lassen. Am Ende dient die Anlage als menschliches Ersatzteillager in einer Welt, in welcher der Wert eines Lebens an seinem gesellschaftlichen Nutzen gemessen wird.
Welche Bedeutung hat das Leben und ist jedes gleich viel wert? Dieser höchst bedenklichen Frage widmet sich Holmqvist in ihrem finsteren Roman, der im Kern zwar schwer zu ertragen ist, gleichzeitig aber durch die Schönheit seiner Sprache besticht und den Sinn des Lebens in den Fokus rückt.