Bücher mit dem Tag "orient und okzident"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "orient und okzident" gekennzeichnet haben.

6 Bücher

  1. Cover des Buches Die Schuld des Tages an die Nacht (ISBN: 9783548610221)
    Yasmina Khadra

    Die Schuld des Tages an die Nacht

     (65)
    Aktuelle Rezension von: Buckshaw

    - Übersetzt aus dem Französischen von Regina Keil-Sagawe - 

    Rezension:

    Younes wächst im ländlichen Algerien auf einer Farm auf. Als diese abbrennt, verschlägt es seine Familie in ein Armenviertel der Stadt Oran. Alle Versuche seines Vaters ihre Situation zu verbessern scheitern und so gibt er Younes fort an seinen Onkel (ein studierter Apotheker, der eine Französin geheiratet hat), um ihm eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Fortan heißt der Junge Jonas, führt ein privilegiertes Leben und freundet sich mit den Kindern der französischen Siedler an. Letztlich sitzt er zwischen den Stühlen in allen Belangen, die Algerien spalten: arabisch und französisch, arm und reich, muslimisch und christlich. Mit der zunehmenden Spannung im Land, kulminierend im Unabhängigkeitskrieg, werden die Unterschiede mehr offenbar und der Druck sich zu positionieren steigt. Doch die historischen Ereignisse rauschen an Jonas vorbei und bilden lediglich den Hintergrund der Geschichte, während er passiv zuschaut und seiner verpassten Liebe nachtrauert. Eine tragische Liebesgeschichte, die im Mittelteil des Romans zu viel Raum einnimmt. Ein guter Anfang und ein gutes Ende trösten aber darüber hinweg. Man lernt etwas über die Geschichte Algeriens zwischen den 1930er und 60er Jahren und die verschiedenen Orte sind sehr gut vorstellbar gezeichnet. Die Charaktere sind real, machen Fehler und haben ihre unsympathischen Seiten, aber genau deshalb liest man gerne über sie. Dass die Folgen der Kolonialisierung, die Lage im Land und der Lebensalltag weitestgehend aus der Perspektive der „pied-noirs“, der Algerienfranzosen erzählt wird, hat mir sehr gefallen und verleiht der Geschichte mehr Komplexität, anstatt auf ein simples Schema aus Gut und Böse zurückzugreifen. Dieses spannende Potential konnte der Roman zwar nicht voll ausschöpfen, eine lohnende Lektüre ist er aber dennoch.

  2. Cover des Buches Das Mädchen vom Goldenen Horn (ISBN: 9783949550027)
    Kurban Said

    Das Mädchen vom Goldenen Horn

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Schmiesen
    Inhalt:  
    Nach dem Sturz der osmanischen Regierung sind etliche ehemalige Würdenträger gezwungen, ihre Heimat Türkei zu verlassen und vor dem neuen Regime zu fliehen. Unter ihnen auch Achmed- 
    Pascha Anbari, einst 38. Ehrenmann im Gefolge des Königs, nun verarmter, teppichhandelnder "Wilder" in Berlin. Mit ihm wurde auch seine schöne Tochter Asiadeh, die einem osmanischen Prinzen versprochen war, ins Exil getrieben. Im Studium altturkischer Sprachen an der HU Berlin versucht sie, die Verbindung zu ihrer Heimat und zu ihren Ahnen zu halten. Eines Tages trifft sie dann den österreichischen Arzt Dr. Hassa und bald darauf heiraten die beiden. Doch auch der vetriebene osmanische Prinz erhebt Anspruch auf seine Versprochene, und so findet sich Asiadeh zwischen Orient und Okzident und der Liebe zu zwei Männern. 
     
    Meine Meinung: 
    Ein Buch aus den 30er Jahren, das aktueller nicht sein könnte. Und dann auch noch verfasst von einem Autor, dessen Identität bis heute nicht abschließend geklärt werden konnte. Allein schon diese Prämissen (und meine Liebe zu "Ali und Nino") ließen mich diesen Roman mit großer Freude angehen. 
     
    Die großen Themen dieser Geschichte sind Heimat und Heimatlosigkeit. Vertriebene aller Art finden sich in Berlin wieder und versuchen auf unterschiedlichste Art, ihr heimatloses Leben zu meistern. Asiadeh sucht die Brücke vom Westen in den Osten im Studium der Sprachen ihrer Ahnen. Sie ist eine bemühte Philologiestudentin, die durch ihre blonden Haare und grauen Augen so gar nicht orientalisch wirkt. 
     
    Als sie den Arzt Dr. Hassa ehelicht, der eigentlich Hassanovic heißt und aus dem muslimischen Sarajevo stammt, eröffnet sich für sie endgültig die Kluft zwischen ihrer orientalischen Heimat und der okzidentalen Fremde, in der sie versucht, sich heimisch zu fühlen. Nackte Schultern, Frauen, die immer wieder neue Männer haben, Männer, die die Ehre ihrer Frauen nicht verteidigen. All das ist ihr fremd, und auch ihr Ehemann muss ihr fremd bleiben. "Herr und Gebieter" oder "Hassa" nennt sie ihn. Sie nennt sich seine Sklavin, ewig ergeben solange er sie nicht verstößt. Ihre türkischen Haremsvorstellungen einer Ehe bringt sie in diese Beziehung mit, wird dadurch zur Vorzeigeehefrau und gleichzeitig als "Wilde" belächelt. 
     
    Als dann eines Tages der verschollen geglaubte osmanische Prinz wieder in ihr Leben tritt, sieht sie sich mit der Heimat konfrontiert. Der Prinz hat zwar einen amerikanischen Namen und trinkt zu viel Alkohol, doch er ist ein Mann, der die Ehre der Frau auch mit Gewalt verteidigt und sie für sich einfordert. Diese Welt ist Asiadeh bekannt, sie sehnt sich nach ihr und will nicht länger mit einem "Fremden" leben. Doch sie ist zu stolz, zu ehrlich und zu treu um Hassa einfach den Rücken zu kehren. Und am Ende ist doch sie es, die allen Beteiligten zu ihrem ganz persönlichen Glück verhilft. 
     
    Die beiden scheinbar unverträglichen Seiten Orient und Okzident werden in diesem Roman so differenziert und ungeschönt dargestellt, dass der Leser nicht wagt, auch nur im Geringsten über eine der Personen zu urteilen. Zwar werden fremde Gebräuche, vielleicht sogar barbarisch anmutende Traditionen geschildert, doch es prallen hier Welten aufeinander, die kein Urteil erlauben und in ihrer Unterschiedlichkeit zu akzeptieren sind. Und so werden die heimatlosen, vertriebenen Türken zu wahrhaftigen Menschen, die uns vor Augen führen, dass keine Welt gut oder schlecht, richtig oder falsch sein kann: "Es war keine schlechte Welt, die sich hier ausbreitete, es gab vielleicht überhaupt keine guten und keine schlechten Welten. Jede Welt konnte ihre Menschen glücklich machen." Alles, wonach sich die Menschen in allen Welten sehnen, ist ein Gefühl der Heimat und Verbundenheit; das gilt für Hassa und Marion genauso wie für Asiadeh und den Prinzen. Und wahrscheinlich ebenso für jeden von uns. 

    Fazit:
    Ein überwältigendes Buch, das jeden Einzelnen die Dinge in seinem Leben überdenken lässt, die er für selbstverständlich hält. Ich wünsche dieser Geschichte viele Leser und vor allem viele Zuhörer, die erkennen, was sie uns geben kann.
  3. Cover des Buches Der Duft der Blumen bei Nacht (ISBN: 9783442773855)
    Leïla Slimani

    Der Duft der Blumen bei Nacht

     (29)
    Aktuelle Rezension von: jtk_0701

    Eine Nacht alleine im Museum , mit Gedanken über Leïla Slimanis Leben in Marokko und Paris, ihr Leben zwischen zwei Kulturen, die Erinnerungen an den Vater, das Leben als Frau in der unfreien Welt, die Kraft des Schreibens und das (einsame) Leben einer Schriftstellerin/ eines Schriftstellers. Glasklare Sätze, fesselnd und leicht zu lesen.

  4. Cover des Buches Jenseits des Westens (ISBN: 9783446258495)
    Stefan Weidner

    Jenseits des Westens

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Rolf-BernhardEssig
    Was ist der Unterschied zwischen einer Meinung und einem Urteil? Meinen kann man frisch von der Leber weg so ziemlich alles. Stefan Weidner dagegen urteilt auf Grundlage seines sprachlichen, philosophischen und persönlichen Schatzes an Wissen und Kentnnissen der westlichen Welt, der östlichen, der arabischen, der sogenannten orientalischen, der Geschichte und der politischen Tatsachen. Er fällt auf dieser Grundlage Urteile, die einen neuen Kosmopolitismus ermöglichen sollen, einen, der diesen Namen verdient und nicht heimlich westlich arrogante Fundierung besitzt.
    Man kann Weidner in einigen Punkten und Urteilen widersprechen, und genau das macht die Qualität des Buches klar. Man wird zum Selbstdenken angeregt, zum Überprüfen, und man kann seine Urteile, weil es eben nicht bloß so hingesagte Meinungen sind, bewerten, entkräften oder bejahen. Unbedingte Leseempfehlung!
  5. Cover des Buches Die Heilerin von San Marco (ISBN: 9783734102226)
    Marina Fiorato

    Die Heilerin von San Marco

     (13)
    Aktuelle Rezension von: Schneeflocke2013
    Inhalt:
    Venedig 1576: Feyra kommt aus Konstantinopel nach Venedig. Sie weiß, dass die Pest in der Stadt ausbrechen soll und versucht es zu verhindern. Als das nicht gelingt dauert es etwas bis sie auf den Pestarzt Annibale Carson stößt. Gemeinsam versuchen sie auf einer Insel zu helfen und nicht den Mut zu verlieren. Außer ihren eigenen Auseinandersetzungen steht auch für die Stadt selbst einiges auf dem Spiel.

    Meine Meinung:
    Die Geschichte an sich hat mir richtig gut gefallen. Doch zu Beginn hat sich das Buch für mich als sehr störrig gezeigt. Der Prolog war wirklich sehr anstrengend. Ich bin ständig beim Lesen ins Stolpern geraten. In der Stadt Venedig gibt es ein paar sehr wichtige Posten. Mit der wichtigste ist der Doge. Diese Person hat Macht und Prestige. Ähnlich wie ein Bürgermeister. Zu der Zeit war das ein Staatsoberhaupt.
    Der Begriff wurde erwähnt und erklärt. Das fand ich klasse, denn wenn man selbst das Wort noch nie gehört hat ist der Umgang danach viel einfacher. Es ist klar was gemeint ist und die Vorstellungskraft kann weiter arbeiten. Wenn der Begriff dann aber 32-mal auftaucht frage ich mich was die Autorin damit aussagen möchte. Jedes Mal blieb ich an den Wort hängen und nach dem 10-mal auf vier Seiten hab ich mich veräppelt gefühlt. Ich habe mich gefragt ob es nicht ein anderes Wort für Doge gab was sie nehmen konnte.
    Nach einer kleinen Pause habe ich weiter gelesen und kaum angefangen ging es ohne Probleme in einem Rutsch.

    Wir befinden uns in Konstantinopel und in Venedig. Beide Städte werden wunderbar und sehr detailliert beschrieben. Aussehen der Straßen, Gebäude, Menschen und Gerüche. Ich habe es bildlich vor mir gesehen und freute mich über das Eintauchen in zwei so unterschiedliche Kulturen.
    Durch Feyra, der weiblichen Protagonistin, bekommen wir aber auch die Ähnlichkeiten mit.

    Die junge Frau ist sehr klug, gebildet, freundlich, vorsichtig und einfühlsam. Allerdings hat sie genauso ein feuriges Temperament mit dem sie ihre Umgebung in Schach hält. Angst bestimme ihren Aufenthalt in Venedig, denn die Muselmana – ein Schimpfwort – wurden verabscheut. Wenn die Bevölkerung nicht gehindert wurde sogar getötet. Um dieser Sache zu umgehen muss Feyra einige Kompromisse eingehen. Denn sie möchte ihre Aufgabe erfüllen: den Dogen vor der Pest und dem was noch folgt warnen. Doch so schnell schafft sie das nicht. Um nicht aufzufallen nimmt Feyra einen christlichen Namen an: Cecilia Zabatini.
    Ihre wahre Identität bleibt fürs erste genau so geheim wie die Tatsache, dass sie in Konstantinopel eine praktizierende Ärztin war.

    Bei dem jungen Pestarzt handelt es sich um Annibale Carson. Klug, gebildet, erfinderisch, fortschrittlich und gutaussehend. Er freut sich darauf seinem schwersten Feind die Stirn zu bieten: der Pest.
    Er will ihr Einhalt gebieten und doch gibt es Opfer. Menschen sterben was ihn vollkommen kalt lässt. Was sowohl Segen als auch Fluch sein kann. Die Kälte meine ich.

    Annibale hat die Vision eines Krankenhauses und setzt sie auf einer Insel in die Tat um. Durch einen seiner Patienten lernt er Feyra kennen und nimmt sie mit auf die Insel wo er das Krankenhaus hat.
    Ab da arbeiten sie Hand in Hand, auch wenn eine Frau offiziell niemals als Ärztin arbeiten würde. Das Christentum untersagt es Frauen – was sich zum Glück ja geändert hat. Ich fand es klasse wie gut die zwei zusammen gearbeitet haben.
    Außer neuen Informationen zum Thema Medizin gab es für mich unheimlich interessantes über die Inhalte und Behandlungsmethoden des anderen Glaubens.
    Gerade da sind die Unterschiede aber auch Ähnlichkeiten am besten zu sehen. Der Perspektivenwechsel zwischen den jungen Leuten von Kapitel zu Kapitel hat es für mich noch besser gemacht. Beide wollte ich immer wieder mal nehmen und schütteln wenn sie etwas Dummes angestellt haben.
    Fasziniert hat mich auch Sebastiano Venier. Ganz am Anfang wirkt er nicht nur wie ein Fels in der Brandung, sondern auch stur und kaltblütig. Im Verlauf des Buches kamen interessante Eigenschaften zu ihm heraus. Er überraschte mich sehr positiv.
    Der Schluss selbst hat mich nicht nur für sich eingenommen sondern auch zum Lächeln gebracht.
    Weshalb? Lest es selbst. Marina Fiorato hat eine schöne Geschichte in zwei interessante Städte und eine gefährliche Zeit gebracht. Mich hat es trotz der anfänglichen Schwierigkeiten eingenommen. Deshalb werde ich mir auch die anderen Bücher von ihr ansehen.
    4 volle Flocken.

    Und noch mal vielen Dank an das Bloggerportal und den blanvalet Verlag für das Rezensionsexemplar!
  6. Cover des Buches Vom Zauber der Zunge (ISBN: 9783423124348)
    Rafik Schami

    Vom Zauber der Zunge

     (10)
    Aktuelle Rezension von: Tokall

    Was ich an Rafik Schami schätze sind seine Reflexionen über das Erzählen, sein Ideenreichtum, sein Humor und die Auswahl interkultureller Themen. Und auch mit dem schmalen Band „Vom Zauber der Zunge“ bin ich wieder voll auf meine Kosten gekommen. Darin enthalten sind vier Reden, die der Autor im Rahmen von Preisverleihungen gehalten hat (München 1985, Stuttgart 1986, Hameln 1990, Wetzlar 1990). 

     

    In der ersten Rede beschreibt der Autor immer wieder die Hindernisse, die ihn vom Schreiben des Textes abgehalten haben. Sehr amüsant! Interessant fand ich v.a. seinen Verweis auf das Genre der „Gastarbeiterliteratur“ („…die Welt wäre viel ärmer, wenn sie nur noch aus Deutschen und Nichtdeutschen bestehen würde. Wir sind viel lebendiger und stolzer, als daß wir durch die Negation der Deutschen definiert werden. […] Sie ist weder Exil- noch Arbeiterliteratur, weder den Themen noch der Form nach. Die Deutschen müssen mit und von uns lernen, daß es genau wie die englisch- und französischsprachige auch eine deutschsprachige Literatur von Fremden gibt, eine solche Definition trägt unserer Autonomie Rechnung“). Der Text endet schließlich mit einem Märchen, das den Titel „Der Wald und das Streichholz“ trägt.

     

    In der zweiten Rede lernen wir den redegewandten, talentierten Erzähler Onkel Salim kennen. Eine Fee eröffnet ihm, dass er nur noch 21 Wörter zur Verfügung hat, bevor er endgültig verstummt. Sein Umfeld bemüht sich anschließend nach Kräften darum, sieben richtige Geschenke zu machen, um ihm seine Erzählkraft zurückzugeben. Gleichzeitig werden interessante Überlegungen zur Kunst des Erzählens eingeflochten. Die Rede selbst kann als Beispiel für gelungenes Erzählen dienen. 

     

    In der dritten Rede gefiel mir die Passage am besten, in der Schami über die Hürden des Erlernens der deutschen Sprache sinniert und auch Vergleiche zu seiner Heimatsprache anstellt (mehr davon!). Dafür findet er auch amüsante sprachliche Bilder. Für mich die lesenswerteste Rede im ganzen Buch. 

     

    In der vierten Rede erweckt der Erzähler eine von ihm erschaffene Figur zum Leben und hält mit ihr ein Zwiegespräch. Der Text ist autofiktional. Ein schönes Zeugnis von Kreativität und Fantasie und gleichzeitig eine Anregung für Autoren, mit den eigenen Charakteren übungsweise in den Dialog zu treten. 

     

    Fazit: Die vier Reden von Rafik Schami sind äußerst kreativ und enthalten zahlreiche inspirierende Anregungen für Übungen, die eigene Erzählkunst zu trainieren. Sie sind nur gut versteckt und werden subtil vermittelt. Klasse! Aus jeder Rede konnte ich etwas mitnehmen, Neues dazulernen und wurde zum weiteren Nachdenken angeregt. Was will man mehr. Von mir gibt es 5 Sterne!

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