Bücher mit dem Tag "originalität"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "originalität" gekennzeichnet haben.

7 Bücher

  1. Cover des Buches Die Zwerge (ISBN: 9783492281010)
    Markus Heitz

    Die Zwerge

     (1.121)
    Aktuelle Rezension von: Claudia_Heimann

    Ich bin mit lesen ziemlich weit gekommen - aber nicht bis zum Ende. Die Bildsprache ist wirklich toll. Schade, dass mich die Geschichte nicht abgeholt hat. Zumindest nicht als Buch. Vllt wäre es als Film wieder anders. Möglich. dass mir bestimmte Abschnitte zu langwierig waren. Doch vom Aufbau der Welt bis hin zur Story selbst echt top! Andere finden da bestimmt besser rein.

  2. Cover des Buches Golem und Dschinn - Eine Liebe nicht von dieser Welt (ISBN: 9783734101205)
    Helene Wecker

    Golem und Dschinn - Eine Liebe nicht von dieser Welt

     (113)
    Aktuelle Rezension von: Fidelity

    Inhalt:

    Ein unattraktiver Mann möchte von Polen nach Amerika auswandern - nur eines fehlt: eine Ehefrau! Kurzerhand beauftragt er einen unmoralischen Rabbi, ihm einen Golem nach seinen Wünschen zu erschaffen, eine Frau aus Lehm, ein Wesen, konstruiert zu gehorchen und seinem Meister zu dienen. Kaum ist der Golem namens Chava erweckt, stirbt ihr Meister auf der Überfahrt und sie geistert auf sich gestellt, ruhelos von den Sehnsüchten der Menschen um sie herum,  ziellos durch New York, bis sich ein netter Rabbi ihrer annimmt. 

    Zur gleichen Zeit wird ein Dschinn von einem Kupferschmied aus seinem Gefängnis, eine Kupferflasche, befreit und im syrischen Viertel von New York als Lehrling bei ihm eingestellt und ins menschliche Leben eingewiesen. 

    Als sich eines Nachts Golem und Dschinn begegnen, zwei Geschöpfe, die unterschiedlicher nicht sein könnten - er steckt voller Risikobereitschaft, sie leidet unter extremer Angst, als unmenschlich entdeckt zu werden -, entsteht eine platonische Freundschaft, die mit der Zeit an Tiefe gewinnt. 

    Trotz aller Vorsicht bahnt sich eine große Gefahr für die beiden an ...

    Fazit:

    Ein absoluter (historischer) Edelstein im Fantasy Genre, der sich aus der trivialen Masse hervorhebt!

    Der Schreibstil ist von großer Ausdruckskraft, blumig und detailliert Wer auf Spannung steht, für den ist das Werk nicht geeignet. Wer jedoch schätzt, wie sich ohne jegliche Hast von Seite zu Seite die Geschichte mehr und mehr entfaltet, wird das Buch lieben wie ich.

    Eine Lese-Genuss!

     

  3. Cover des Buches Anna Dressed in Blood (ISBN: 9781410451002)
    Kendare Blake

    Anna Dressed in Blood

     (26)
    Aktuelle Rezension von: weltentzueckt

    Die alte „Junge liebt Mädchen“-Geschichte mit gruseligen Elementen.
    Der Schreibstil ist locker und leicht zu lesen, sehr jugendlich und damit passend, denn die Charaktere gehen noch zur Schule. Seit Langem habe ich wirklich mal wieder gespürt, dass es sich bei dem Protagonisten und den meisten anderen Charakteren um Heranwachsende handelt. Ihr Verhalten, ihre Sprache, die Gedankengänge waren sehr authentisch, obwohl die Autorin sich sehr stereotypischer Charaktere bedient…

    Cas, der Protagonist, ist ein Alleingänger und Grübler. Ihn umgibt eine etwas düstere Aura, die allein sein Job schon mit sich bringt. Er hat eine ihn liebende Mutter und einen nervigen Kater. Schuldrama lässt ihn kalt – er sucht nur den Kontakt zu seinen neuen Mitschülern, um an Informationen zu seinem Geist zu gelangen. Nie hätte er erwartet, dass er unter den ganzen Idioten und bemitleidenswerten Außenseitern wirkliche Freunde finden könnte.
    Thomas erinnerte mich beim Lesen sehr an Sevro aus Red Rising. Er ist ein Außenseiter, ungepflegt und merkwürdig, der weiß, dass er anders ist und sich mit seiner Situation abgefunden zu haben scheint. Und doch möchte er eigentlich nur geliebt werden.
    Carmel ist die Prom-Queen, das beliebteste Mädchen der Schule, blond, extrovertiert, aber bei Weitem nicht so doof und naiv, wie alle glauben.
    Der spukende Geist Anna in ihrem blutgetränkten Kleid bringt diese drei sehr unterschiedlichen Jugendlichen zusammen. Nur gemeinsam können sie den Kampf gegen das Böse aufnehmen.

    Leider blieb mir zu vieles ungesagt. Magie existiert und wird praktiziert, dabei aber nicht erklärt. Cas versteht nichts davon und es scheint ihn auch nicht groß zu interessieren, da er Menschen in seinem Umfeld hat, die ihm mit ihrer Magie aus der Klemme helfen können. Dadurch bleibt der Leser unwissend. Es hätte vielleicht ein paar Seiten mehr gebraucht, um alles ordentlich zu vermitteln.

    Trotzdem versprühte die Geschichte Supernatural/Sabrina-Vibes und ist für eine YA-Urban Fantasy-Romanze recht blutig und schaurig. Geister, Magie, Voodoo und unerklärlich mysteriöse Morde machen das Buch zu der perfekten Halloween-Geschichte.

    Daher 3 Sterne.

  4. Cover des Buches Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit (ISBN: 9783518461969)
    Walter Benjamin

    Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit

     (31)
    Aktuelle Rezension von: SabWe

    Knapp 40 Seiten umfasst Walter Benjamins berühmter Aufsatz zur technischen Reproduzierbarkeit von Kunstwerken und gilt trotz dieser Kürze als „Gründungsdokument der modernen Medientheorie“.

    In seinem Essay befasst sich Benjamin mit der Frage, wie die Möglichkeit, Kunstwerke unendlich zu reproduzieren, unsere Wahrnehmung von Kunst und unsere Bewertung und Interpretation von Wirklichkeit verändert.

    Der Aufsatz entstand 1936, als Benjamin selbst sich bereits ins Exil flüchten musste, und entstand daher vor dem Hintergrund des sich zum Massenphänomen entwickelnden Faschismus. Doch hat er auch mehr als acht Jahrzehnte später noch nichts an Bedeutung verloren, weshalb er aus meiner Sicht unbedingt auf den Kanon jener Werke gehört, die in allen Schulen und Universitäten gelesen werden sollten.

     

    Fragen, mit denen ich dem Text begegne

    Gelesen habe ich Benjamins Essay mit ganz eigenen Fragen im Kopf. Ich befasse mich derzeit sehr intensiv mit der Frage, wie sich unsere sinnliche Wahrnehmung durch die Nutzung von Technologien verändert. Mich interessiert insbesondere das Phänomen des Gaffens, mit dem sich Rettungskräfte heute immer häufiger konfrontiert sehen. Dieses steht für mich in einem Zusammenhang mit einer neuen Form von Gewalt: Dem Cybermobbing und speziell dem Hochladen von entwürdigenden und gewalttätigen Aufnahmen am Smartphone.

    Meine Thesen dazu lauten, dass

    • sich durch den massenhaften Konsum von technisch vermittelten Bildern die Wahrnehmung vieler Menschen bereits vehement verändert hat.
    • Gaffer und Gewalttäter, die ihre Taten filmen, sich mit dem Smartphone verbinden, nicht aber mit dem Geschehen, das sie aufnehmen. Dies umso mehr, da es sich zumeist um Laien handelt, die die Technologie nicht „im Griff“ haben.
    • diese Menschen etwas „Einzigartiges“ schaffen wollen, was erst dadurch an Wert gewinnt, dass sie es anschließend wie ein Kunstwerk in ihre Netzwerke hochladen und präsentieren können.

     

    Alle drei Thesen sehe ich durch Benjamins Aufsatz bestätigt.

     

    Echtheit und Aura unterscheiden Original und Kopie

    Walter Benjamin thematisiert in seinem Essay wie die technologische Reproduzierbarkeit von Kunst unsere Wahrnehmung verändert. Das Werk legt den Schluss nahe, dass es einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen diesem Wandel und dem Aufkommen des Faschismus gibt, da Massenkultur und Faschismus verschiedene Aspekte eint.

    Um Benjamins Ausführungen folgen zu können, ist es allerdings notwendig, eine Prämisse zu akzeptieren, die wegen ihrer Begrifflichkeit zunächst irritieren dürfte. Benjamin unterschied das Kunstwerk als Original von seiner Kopie durch den Begriff der Echtheit, die schließlich dazu führt, dass das Original eine jeweils eigene „Aura“ umgibt. Damit ist allerdings kein Geistwesen oder eine spirituelle Energie gemeint. Die Aura des Kunstwerkes ergibt sich aus dessen

    • Einzigartigkeit,
    • Bezug zum Hier und Jetzt,
    • Entstehungsgeschichte,
    • Bezug zu einem Ritus oder einer Tradition.

    Die Aura sorgt für eine gewisse Distanz des Betrachters, durch die allein er das Kunstwerk genießen und wahrnehmen kann. Insgesamt erlangt das Original damit eine Autorität, die der Kopie fehlt. Die technische Reproduktion verfügt über keine solche Aura und verzichtet auf jeden Anspruch auf Echtheit.

     

    Verlust der Aura und Ausbettung führen zur Veränderung der sinnlichen Wahrnehmung

    Die technische Reproduktion hebt das Kunstwerk aus all diesen Zusammenhängen heraus. Es lässt sich beliebig oft kopieren, überall aufstellen oder an die Wand hängen, verliert den Anspruch auf Echtheit, Einzigartigkeit und Autorität. Der Konsum technisch reproduzierter Kunstwerke verändert damit auch die Wahrnehmung – und zwar nicht in einem irgendwie übertragenen Sinn, sondern ganz konkret.

    Denn die „Art und Weise, in der die menschliche Sinneswahrnehmung sich organisiert – das Medium, in dem sie erfolgt – ist nicht nur natürlich, sondern auch geschichtlich bedingt. Verschiedene Epochen haben nicht allein unterschiedliche Kunststile, sondern auch verschiedene Arten der Wahrnehmung“ (Kapitel III). Das Einzigartige weicht innerhalb einer unendlich kopierbaren Wirklichkeit dem Gleichartigen.

     

    Die Masse macht’s – Reproduktionstechnologien aus Sicht des Kapitals

    Die Investition und Weiterentwicklung in Reproduktionstechnologien lohnt sich aus wirtschaftlicher Sicht jedoch nur, wenn sie von den Massen angenommen werden oder für die Massenproduktion genutzt werden. Im vierten Kapitel seines Aufsatzes führt Benjamin diesen ökonomischen Ansatz seines Essays am Beispiel Film aus. In diesem sei „die Massenproduktion schon deshalb angelegt, weil die Produktion selbst so teuer ist, dass sie sonst nicht leistbar wäre“.

    Die Massenproduktion muss daher zwangsläufig einen allgemeinen Geschmack hervorbringen und wird gleichzeitig von dem, was die Masse wünscht und fordert, beeinflusst. Kunst, so interpretiere ich diesen Gedanken, steht dieser Masse dann nicht mehr als Gegenstand der Betrachtung zur Verfügung, sondern entspringt ihrer Vorstellung, was Kunst sein soll und sein darf. Diese Allgemeintauglichkeit aber geht mit einer Verflachung einher, da das, was allen gefallen soll, eben nicht einzigartig und besonders sein darf.

     

    Verbindung mit dem Apparat statt mit dem Kunstwerk oder dem Künstler

    Benjamin stellt der technischen Produktion von Filmen die Aufführung von Theaterstücken gegenüber. Er verdeutlicht dabei, dass das Theaterstück wesentlich von der Leistung der Darsteller abhängt, mit denen sich der Betrachter verbindet. Im Film dagegen kommt der schauspielerischen Leistung untergeordnete Bedeutung zu.

    Nicht er repräsentiert die Darbietung, sondern die technische Apparatur. In der Folge gibt es „keinen Kontakt zwischen Darsteller und Publikum. Dieses fühlt sich in den Darsteller nur rein, indem es sich in den Apparat einfühlt“ (Kapitel VIII). Auch der Darsteller und damit der Mensch verliert somit im Film seine Aura, an deren Stelle der „Starkult“ tritt, „der einem Warencharakter entspricht“ (Kapitel X).

     

    Schockwirkung statt Kontemplation

    Und während das Kunstwerk zur Kontemplation einlädt, setzen technologische Darstellungsmittel auf die Schockwirkung einer bis dato unbekannten, distanzlosen Betrachtungsweise.

    „Die beweglichen Bilder besetzen den Platz der eigenen Gedanken, der eigene Assoziationsablauf wird dadurch unterbrochen. Darauf beruht die Schockwirkung des Films, die wie jede Schockwirkung durch gesteigerte Geistesgegenwart aufgefangen sein will“ (Kapitel XIV).

    Diese Schockwirkung aber entspricht dem Gefühl der Bedrohung, der sich der Mensch in seiner Zeit ausgesetzt sieht. Der Film spiegelt damit auch Veränderungen im Wahrnehmungsapparat, wie sie beispielsweise „jeder Passant im Großstadtverkehr“ erlebt und vollziehen muss, um mit diesen Gefahren umgehen zu lernen (XIV).

     

    Verlust an Anspruch und Erfahrung

    Durch die Einbeziehung der Massen in die Rezeption von Kunst, wird bei diesen auch das Begehren geweckt, sich selbst als Künstler oder in verwandter Art zu betätigen. Benjamin führt dies am Beispiel „Schreiben“ aus. Während zunächst „einer geringen Zahl an Schreibenden eine vieltausendfache Zahl von Lesenden gegenüberstand“, zeigt sich der Wandel darin, dass um die Wende zum 20. Jahrhundert „immer größere Teile der Leserschaft […] unter die Schreibenden“ geriet (Kapitel X).

    Damit verliert nicht nur die Unterscheidung zwischen Autor und Publikum an Bedeutung. Verloren geht auch der Anspruch, dass es bestimmter Erfahrungen, Kenntnisse und Talente bedarf, um sich als Autor, Journalist oder Kommentator an ein Publikum zu wenden.

     

    Aus Fortschritt wird Lust am eigenen Untergang

    Das Fortschrittliche, das man in einer solchen Entwicklung sehen könnte, relativiert sich durch den Umstand, dass durch die technische Reproduzierbarkeit von Kunstwerken „die Lust am Schauen und am Erleben“ eine „innige Verbindung mit der Haltung des fachmännischen Beurteilers eingeht“. Dabei fallen „die kritische und die genießende Haltung im Publikum auseinander. Das Konventionelle wird kritiklos genossen, das wirklich Neue kritisiert man mit Widerwillen“ (Kapitel XII).

    In dieser Hinneigung zum Konventionellen besteht die Chance von Faschismus und Totalitarismus, den Massen das Gefühl zu geben, dass man ihnen zum Ausdruck verhelfen wolle, indem man ihre Sinneswahrnehmung mit technischen Reproduktionen bedient, besetzt und lenkt.

    „Die Menschheit, die einst bei Homer ein Schauobjekt für die Olympischen Götter war, ist es nun für sich selbst geworden. Ihre Selbstentfremdung hat jenen Grad erreicht, der sie ihre eigene Vernichtung als ästhetischen Genuß ersten Ranges erleben läßt“ (Nachwort).

     

    Bedeutung für die Gegenwart und Fazit

    Walter Benjamins Essay über das „Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ ist von einer genialen Prägnanz und Voraussicht. Er geht über das Verständnis von Kunstwerken und deren Rezeption weit hinaus. Benjamin versuchte nicht, im Sinne einer Elite, die heilige Kunst für eine auserwählte Schar zu retten, sondern leistete einen wichtigen Beitrag zum Verständnis des Faschismus, indem er auf Aspekte und Zusammenhänge einging, wie sie in Werken zur politischen Ökonomie kaum vorkommen.

     

    Übertragung aufs Heute: Verlust an Wahrnehmung und Verbindung mit Apparaten

    Seine Ausführungen lassen sich auf die gegenwärtige Digitalisierung von Kunst, aber auch von gesellschaftlichen und politischen Prozessen übertragen und gedanklich weiterführen. Was wir derzeit erleben, gleicht einem evolutionsgeschichtlichen Bruch in der Geschichte des Sehens und Wahrnehmens. Gaffer und filmende Gewalttäter gehören bereits heute zu den Auswüchsen dieser Veränderung. Es sind Menschen, die sich voll und ganz mit der Apparatur verbinden, nicht aber mit der leidenden Kreatur.

     

    Tendenzen zu Faschismus und Totalitarismus

    Auch die Tendenzen zu Faschismus und Totalitarismus, die Beliebigkeit der Entstehung und Verbreitung von Nachrichten, die Meinungsbildung ohne jegliche Erfahrung oder Auseinandersetzung mit einer Thematik und mit den Medien zu ihrer Verbreitung gehören dazu und sind deutlich erkennbar. Und ganz im Geiste des Faschismus wenden sich heute bestimmte Parteien an die vermeintlich unerhörte Masse, der sie zum Ausdruck verhelfen wollen, aber „beileibe nicht zu ihrem Recht“. Wie damals versucht man heute, „die neu entstandenen proletarisierten Massen zu organisieren, ohne die Eigentumsverhältnisse, auf deren Beseitigung sie hindrängen, anzutasten“ (Nachwort).

     

    Fortschritt als Pakt mit dem Kapital: Mensch ohne Aura

    Doch sind es nicht die ewig Rückwärtsgewandten, die mir allergrößte Sorge bereiten. Es ist der Begriff des Fortschritts, der in Benjamins Schrift einen ungewohnten Stellenwert erhält. Auch heute ist jeder Fortschritt an einen ökonomischen Gegenwert gebunden. Er muss sich lohnen, muss die Masse erreichen, sie sich zunutze machen und von ihr angenommen werden.

    „Das Kapital“ braucht dafür ein Individuum ohne Aura – eines, das entwurzelt und beliebig sein kann, was immer es zu sein wünscht. Denn nur ein solches Individuum erfindet sich beständig selbst und neu und bleibt dabei doch purer Konsument von Reproduktionstechnologien – sei es nun im künstlerischen, sei es im medizinischen oder auch in jedem erdenklichen anderen Bereich.

     

    Automatisierung und Roboterisierung – es gibt Wichtigeres zu besprechen

    Die Ausbettung des Originals aus seinem Zusammenhang, die Täuschung unserer Wahrnehmung, die Verbindung mit Apparaten statt mit Kreaturen und der Verlust an praktischer Erfahrung sind wichtige Merkmale und Begleiterscheinungen jenes Prozesses, den wir als digitale Transformation bezeichnen.

    Im Gegensatz zu Automatisierung und Roboterisierung der Arbeitswelt, die letztlich nur das logische Ende der Rationalisierung darstellen, haben wir diese aber kaum im Blick. Nachdem ich Benjamins Essay gelesen habe, wird mir einmal mehr klar, dass es dringend an der Zeit ist, dies zu ändern.

    Unbedingte Leseempfehlung!

     

  5. Cover des Buches On the Wild Side (ISBN: 9783955750039)
    Martin Büsser

    On the Wild Side

     (3)
    Aktuelle Rezension von: Holden
    Ein vollständiger Einblick in die Entwicklung alternativer Rockmusik, auch Musikinteressierte finden noch viele interessante Neuigkeiten. Das Genze beginnt 1966 mit den Beatles, die das erste Album im modernen Sinne geschrieben haben, bis etwa 2002/03, als Buch erschienen ist. Martin Büsser lebt leider nicht mehr, RIP.
  6. Cover des Buches Partials (ISBN: 9780062071057)
    Dan Wells

    Partials

     (13)
    Aktuelle Rezension von: Wortmagie

    Dan Wells und ich haben eines gemeinsam: wir haben beide „Die Welt ohne uns“ von Alan Weisman gelesen. In meinem Fall führte die Leseerfahrung zu der Erkenntnis, dass unser Fußabdruck auf der Erde fast ausschließlich negativ wäre, würden wir plötzlich verschwinden. In Dan Wells‘ Fall beeinflusste die Lektüre das Design der Dystopie in seiner Young Adult Science-Fiction-Trilogie „Partials Sequence“. Er orientierte sich bei seiner Beschreibung einer verlassenen Welt stark an Weismans wissenschaftlichem Gedankenspiel. Das war ihm nur möglich, weil seine Zukunftsvision nicht auf physischer Zerstörung beruht, beispielsweise durch eine Bombe. In seiner Apokalypse kam die Katastrophe auf leisen Sohlen: in Form eines Virus.

    Beinahe jeden Tag hält die 16-jährige Medizinstudentin Kira ein totgeweihtes Neugeborenes in ihren Armen. Seit die Partials vor über einem Jahrzehnt das RM-Virus freisetzten, das die Menschheit nahezu ausrottete, wurde kein einziges gesundes Baby geboren. Die meisten Säuglinge überleben nur wenige Tage. Nicht einmal verzweifelte Fortpflanzungsgesetze können das Unausweichliche aufhalten. Ohne ein Heilmittel stirbt Kiras Gemeinschaft auf Long Island langsam aus. Als ihre Ziehschwester Madison schwanger wird, hält sie ihre Hilflosigkeit nicht länger aus. Es muss eine Heilung geben. Die Forschung muss etwas übersehen haben. Um Madisons Baby zu retten, entwickelt Kira einen waghalsigen Plan. Will sie RM besiegen, braucht sie Antworten von denjenigen, die das Virus erschufen: den Partials. Sie muss eine der biomechanischen künstlichen Intelligenzen gefangen nehmen, sie befragen und untersuchen. Sie weiß, dass sie einen weiteren Krieg riskiert. Aber ist die Zukunft der Menschheit das Risiko nicht wert?

    Ich bin schwer enttäuscht von Dan Wells. „Partials“ fehlt genau das, was mich an seiner „John Cleaver“-Reihe beeindruckt: Glaubwürdigkeit und Originalität. Peinlich, bedenkt man, dass der jugendliche Soziopath gegen übernatürliche Dämonen kämpft, während die gesamte Konzeption des YA-SciFi-Trilogieauftakts auf wissenschaftlichen Erklärungen beruht. Ich fühlte mich zu clever für das Buch und kaufte Wells entscheidende Details einfach nicht ab. Erstaunlicherweise war es jedoch nicht die Dystopie selbst, die meine Stirn in zweifelnde Falten legte. Zwar trägt der Konflikt zwischen Schöpfer und Schöpfung, verkörpert durch Menschheit und die K.I. Partials, längst einen grauen Bart, aber mir gefiel die Ergänzung des Virus RM, dessen tödliche Auswirkungen den Fortbestand der menschlichen Spezies bedrohen. Eine interessante Idee, die Wells mit gebührender Konsequenz verfolgt. Jede Facette des Lebens der 16-jährigen Protagonistin Kira wird von RM beeinflusst. Da es bisher kein Heilmittel gibt, sieht die notdürftige Regierung keine andere Möglichkeit, als junge Frauen zur Fortpflanzung zu verpflichten. In der Hoffnung, dass irgendwann ein immunes Baby geboren wird, setzen sie das Alter für eine Schwangerschaft immer weiter herunter, was natürlich nicht nur auf Zustimmung stößt. Die Gesellschaft ist gespalten und die Angst vor den Partials sitzt vor allem der älteren Bevölkerung, die sich bewusst an den Krieg erinnert, tief in den Knochen. Mit diesen Rahmenbedingungen konnte ich mich gut anfreunden. Womit ich mich hingegen nicht anfreunden konnte, war die viel zu große Rolle, die Wells seiner Protagonistin aufzwang. Als ihre Ziehschwester Madison schwanger wird, beschließt Kira, im Alleingang und in Rekordzeit das zu schaffen, was wesentlich klügeren Köpfen misslang: RM zu heilen. Nun habe ich überhaupt kein Problem mit ehrgeizigen Ambitionen – ich verstand Kiras Beweggründe und gestand ihr einen Versuch zu. Mein Problem bestand darin, dass Dan Wells in „Partials“ niemals in Frage stellt, ob es für eine 16-jährige Medizinstudentin nicht vielleicht etwas unrealistisch sein könnte, allein innerhalb weniger Wochen ein Virus zu heilen, das die Menschheit seit einem Jahrzehnt plagt. Sie mag ja ein begnadetes Talent für Virologie besitzen, aber meines Wissens nach ist die Suche nach einem Heilmittel ein Projekt, dem eine ganze Armee voll ausgebildeter Wissenschaftler_innen ihr gesamtes Leben widmen muss. Ebenso halte ich es für sehr unwahrscheinlich, dass vor ihr angeblich niemand die Partials untersuchen wollte, besonders angesichts des hohen kollektiven Leidensdrucks. Angst hin oder her, zu Zeiten des Krieges muss es Kriegsgefangene gegeben haben. Die Menschheit ist nicht so nobel, dass mit diesen nicht experimentiert worden wäre.  Aber klar, Kira ist die Heldin, die wagt, was außer ihr niemand wagt und hat dabei natürlich auch noch echte Chancen auf Erfolg. Logisch. Durch diesen Heldinnenstatus ist „Partials“ ermüdend vorhersehbar. Ich erinnere mich, dass ich während der Lektüre eines Abends differenziert über den weiteren Handlungsverlauf spekulierte – ich lag mit jeder Mutmaßung richtig. Entweder habe ich hellseherische Kräfte, oder das Buch ist wirklich so berechenbar.

    Ich wünschte, „Partials“ wäre überraschender gewesen. Ich wünschte, ich hätte nicht zusehen müssen, wie exakt das eintrat, was auch in der Handlung jeder anderen beliebigen YA-Dystopie hätte passieren können. Strahlende Heldin, plakative Dramatik, Verrat, Geheimnisse, große Offenbarung, bla bla bla. Zwischendrin tanzen mal blasse Nebenfiguren über die Bühne, die sich ebenso wenig wie Kira mit der präzisen, psychologisch fundierten Charakterisierung eines John Cleaver messen können. Alles ist so… gewöhnlich. Ich habe nicht erwartet, von Dan Wells dermaßen enttäuscht zu werden. Ich habe ihm nicht zugetraut, dass er einen Roman schreiben könnte, der in diesem Maße von Stereotypen und Klischees gebeutelt ist. Ich dachte, er wäre ein Autor, auf dessen unkonventionelle Ideen ich mich verlassen könnte. Tja, da hat die Young Adult – Falle wohl zugeschnappt. Ich verzichte darauf, die „Partials Sequence“ weiterzulesen.

  7. Cover des Buches The Unremembered (ISBN: 9780765364692)
    Peter Orullian

    The Unremembered

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Wortmagie

    Peter Orullian hasst Klappentexte. Seiner Ansicht nach führt der Versuch, eine Geschichte zusammenzufassen, nur dazu, dass ihr Kern verkannt wird. Er selbst verlässt sich nicht auf die Inhaltsangaben auf den Rückseiten von Büchern, sondern liest grundsätzlich einfach die erste Seite. Dennoch sieht der Autor ein, dass sie ein notwendiges Übel sind. Deshalb existiert der Klappentext seines High Fantasy – Romans „The Unremembered“, Auftakt der Reihe „Vault of Heaven“, in mehreren Varianten. Ich habe gleich drei gefunden. Was Peter Orullian wohl von einer vierten – meiner Version – halten würde?

    Als Aeshau Vaal vom Rat der Schöpfer geschaffen wurde, strebten sie Balance an. Doch einer der ihren kümmerte sich nicht um das sensible Gleichgewicht zwischen Gut und Böse. Er verdarb seine Schöpfung, bevölkerte Aeshau Vaal mit scheußlichen Kreaturen, die Blut und Tod verbreiteten. Der Rat bestrafte ihn mit dem Fluch der Stille und verbannte ihn in den Born, getrennt von der übrigen Schöpfung.
    Der junge Jägersmann Tahn liebt die alten Legenden, glaubte allerdings nie, dass sie wahr sein könnten. Bis zu dem Tag, an dem er im Wald einem Velle begegnet, einem stilletreuen Magier, der die Energie der Welt missbraucht. Von Furcht überwältigt flieht Tahn – doch seinem Schicksal kann er nicht entkommen. Der schützende Schleier zum Born schwindet. Der Stille regt sich in seinen Ketten. Begleitet von seinem besten Freund Sutter, seiner Schwester Wendra, dem Gelehrten Braethen, der Fern Mira und dem Sheason Vendanj zieht Tahn aus, um den Vormarsch der Stilletreuen aufzuhalten, denn nur er besitzt die Macht, Aeshau Vaal zu retten. Leider bleibt ihre Mission nicht unbemerkt und schon bald wird Tahn vom Jäger zum Gejagten…

    Peter Orullian behauptet also, Klappentexte zu hassen. Die bösartige kleine Stimme in meinem Kopf fragt sich, ob er diese Meinung erst entwickelte, als eine Inhaltsangabe für „The Unremembered“ entworfen werden musste. Dieses Buch lässt sich unmöglich zusammenfassen, das musste ich selbst auf die harte Tour feststellen. Meine Variante eines Klappentextes ist definitiv unvollständig, das gebe ich freimütig zu. „The Unremembered“ platzt aus allen Nähten. Ich beziehe mich dabei nicht auf die Seitenanzahl, die sicherlich im oberen Bereich angesiedelt ist. Nein, ich meine den Inhalt an sich. Ich hatte mit dem Reihenauftakt von „Vault of Heaven“ keine schöne Leseerfahrung, denn dieser ist so unglaublich vollgestopft, dass bei mir sehr wenig hängen blieb und ich die Lektüre als extrem anstrengend und schwerfällig empfand. Ich habe allein etwa 300 Seiten gebraucht, um überhaupt reinzukommen, was viel zu lange ist. Da ich reichlich Erfahrung mit High Fantasy habe, bin ich eine ausdauernde Leserin und lasse mich normalerweise von einem behäbigen Einstieg nicht ins Bockshorn jagen, aber dieses Ausmaß an Geduld kann wirklich niemand erwarten. Das Problem bestand nicht darin, dass sich die Handlung zu langsam entwickeln würde, sondern, dass ich einfach nicht verstand, was Orullian mir da aufzutischen versuchte. In diversen Interviews erklärte er, er wollte die klassischen HF-Motive wie Heldenreise und Quest, die sich in „The Unremembered“ mühelos ausfindig machen lassen, neu erfinden, um seine Leser_innen an völlig unbekannte Orte zu führen, die seine unverkennbare Handschrift tragen. Ein nobles Anliegen, das in meinem Fall leider gründlich misslang, weil sein Worldbuilding zu verflixt kompliziert ist, um es beiläufig einfließen zu lassen und die Handlung meiner Meinung nach ein undurchschaubares Dickicht nicht nachvollziehbarer Motivationen darstellt. Ich kann es nicht leiden, wenn man mir nicht verrät, warum Figuren dieses oder jenes tun müssen. Eine Weile ertrage ich Geheimniskrämerei, doch irgendwann müssen die Karten auf den Tisch. In „The Unremembered“ habe ich bis zum Ende nicht kapiert, was die Stilletreuen von dem Protagonisten Tahn wollen und wieso sie ihn verfolgen. Ich habe auch nicht ergründen können, was der junge Jäger eigentlich unternehmen soll, um Aeshau Vaal zu retten. Es frustrierte mich, dass Tahn von dem Magier, pardon, Sheason Vendanj keine Antworten erhält, obwohl er ihn oft genug fragt. Ich mochte seine Schwester Wendra nicht, die ärgerlicherweise auf ihre Mutterrolle reduziert ist. Ich konnte mir die Stilletreuen nicht vorstellen. All die originellen Ideen, die Orullian mir präsentierte, prallten effektlos an mir ab, weil ich mich in der Geschichte nicht zurechtfand. Es ist ja sehr löblich, dass der Autor Kreativität forcierte – unglücklicherweise hinderte mich diese allerdings daran, zu durchschauen, welche Reise er für mich und die Figuren vorsah.

    Das ist es nicht wert. Trotz aller Hochachtung, die ich Peter Orullian entgegenbringe, weil Originalität seine oberste Priorität war, bereitete mir „The Unremembered“ zu wenig Lesespaß, um die Reihe „Vault of Heaven“ weiterzuverfolgen, die durch zahlreiche Kurzgeschichten ohnehin recht unübersichtlich gestaltet ist. Das Buch erschöpfte mich. Ich konnte das komplexe Weltendesign nicht mit der undurchsichtigen Handlung in Einklang bringen. Ich weiß, dass Orullian die Etablierung von Aeshau Vaal natürlich und langsam am Rande vornehmen wollte, ohne allzu offensichtliche Geschichtsstunden zu involvieren, aber meiner Ansicht nach kam ihm dabei die Nachvollziehbarkeit abhanden. Ich glaube außerdem, dass „The Unremembered“ von einem geringeren Umfang profitiert hätte. Kürzere Episoden, leichter verdauliche Handlungsabschnitte, mit anschaulichen Informationen zum Worldbuilding angereichert, hätten die Geschichte meinem Empfinden nach besser transportiert. Der erste Band musste kein 900-Seiten-Wälzer sein. Indem Orullian auf diese Länge bestand, opferte er die Eingängigkeit seines Reihenauftakts und verlor mich weit bevor die Handlung Fahrt aufnahm. Ich bin nicht bereit, mir das noch einmal anzutun und verabschiede mich hiermit aus Aeshau Vaal.

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