Bücher mit dem Tag "ornitologie"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "ornitologie" gekennzeichnet haben.

12 Bücher

  1. Cover des Buches Der Flug der Störche (ISBN: 9783732508624)
    Jean-Christophe Grangé

    Der Flug der Störche

     (118)
    Aktuelle Rezension von: FranGoldsmith

    Worum geht es?
    Jedes Jahr im Spätsommer versammeln sich die Störche und brechen nach Süden auf. Und jedes Jahr im Frühling kehren sie zurück in ihre alten Nester. Doch diesmal bleibt die Rückkehr der Zugvögel aus. Ein Schweizer Ornithologe schlägt Alarm.
    Er erteilt Louis Antioche den Auftrag, den Weg der Störche von Europa nach Zentralafrika zu verfolgen. Seine Nachforschungen werden zu einer Reise ins Grauen ...

    Woran hakts? 
    Bei mir ist der Funke leider nicht übergesprungen. Es fängt schon bei der Hauptfigur an, der biedere Student, der im Laufe des Buches plötzlich und ohne ersichtlichen Grund zu einem skrupellosen Killer in Agentenform wird. Klar, er verfolgt eine Spur des Mordes, die mit dem Flug der Störche verbunden ist, aber die Entwicklung war mir dann doch etwas zu krass. Der Schreibstil von Jean-Christophe Grangé wurde im Laufe des Buches immer blumiger, heißt man kann einen Sonnenuntergang oder auch einen Mord nicht mehr mit 2 Worten beschreiben sondern die Sätze werden immer länger und länger. Manche Beschreibungen waren für mich dann auch noch so merkwürdig, dass es mich mit der Zeit richtig genervt hat - weshalb ich das Buch auch zur Seite gelegt habe.. 

    Schade - es scheint als wäre "Die purpurnen Flüsse" der einzige Roman von Jean-Christophe Grangé  der mich wirklich fesseln konnte. 

    2/5 Sternen.

  2. Cover des Buches Kaltenburg (ISBN: 9783518750698)
    Marcel Beyer

    Kaltenburg

     (22)
    Aktuelle Rezension von: Julino

    Bälge, Standpräparate, Schreckmauser, Sämereien – in Marcel Beyers 2008 bei Suhrkamp erschienenem Roman Kaltenburg stehen Tiere, genauer: Vögel, vielleicht noch genauer: Ornithologen ganz im Mittelpunkt des Geschehens. Aus Anlass der Verleihung des Georg-Büchner-Preises an Marcel Beyer in diesem Jahr habe ich mir das Buch mal vorgenommen.

    Kaltenburg beginnt raffiniert: Der weltbekannte Zoologe Ludwig Kaltenburg wird am Ende seines Lebens als einsamer, trauriger alter Mann beschrieben, der beim Besuch von Gästen auf sein Leben zurückblickt. Der Erzähler schweift dabei ein wenig ab, um das große Ganze besser in den Blick zu nehmen. Bei einer eigenartigen Episode aus Kaltenburgs umstrittenem Hauptwerk Urformen der Angst gibt der Erzähler sich dann plötzlich, im letzten Wort des ersten Kapitels, als Ich-Erzähler zu erkennen, dessen Lebensweg eng mit dem Kaltenburgs verflochten ist.

    Hermann Funk, so der Name des Erzählers, wächst in Posen auf, zur Zeit der deutschen Besatzung Polens durch die Nationalsozialisten. Zum ersten Mal begegnet er hier dem zu dieser Zeit in Königsberg lehrenden Professor Kaltenburg, der ein Freund der Familie wird. Später zieht Familie Funk nach Dresden um, wo Hermann in den Luftangriffen vom Februar 1945 seine Eltern verliert.

    Einige Jahre später nimmt er wieder Kontakt zu Kaltenburg auf, der derweil ein zoologisches Institut in Dresden leitet. Funk wird Kaltenburgs Schüler, lernt von ihm alle Handgriffe und Theoreme der Zoologie, vor allem der Ornithologie. Am Institut treiben sich neben unzähligen Tieren auch die unterschiedlichsten Gestalten herum. Tierfilme werden gedreht, Experimente durchgeführt, Tiere aufgezogen, beobachtet und versorgt. Auch die Stasi ist mit offenen Ohren auf dem Gelände unterwegs.

    Doch Hermann Funk kann nie die Erwartungen Kaltenburgs ganz erfüllen, wendet sich innerlich von der Zoologie mehr und mehr ab, um schließlich auch dem Professor in Anbetracht von dessen im Laufe des Romans immer mehr zutage tretender NS-Vergangenheit den Rücken zuzukehren. Kaltenburg selbst wird zunehmend von seiner Vergangenheit eingeholt und verlässt schließlich Hals über Kopf Dresden, um in seine österreichische Heimat nach Wien zurückzukehren, wo er einsam sterben wird.

    Marcel Beyer gestaltet den Roman als Erinnerungsbuch, in dem sich der Erzähler frei in die Vergangenheit zurückversetzt, Ereignisse erinnert und in diesem Erinnern neue Zusammenhänge erkennt. Als Rahmenhandlung dient der Austausch mit einer Dolmetscherin, die immer wieder überraschend auftaucht und durch eingestreute Fragen den Erinnerungen Richtung gibt. Wo diese Dolmetscherin herkommt und was sie dazu antreibt, den alten Funk wiederholt aufzusuchen, bleibt jedoch im Dunkeln.

    In erster Linie konzentrieren sich die Erinnerungen auf Funks Verhältnis zu Kaltenburg. Doch auch Funks Leben abseits des Instituts wird erinnert. Vor allem Klara Hagemann, seine erste große Liebe und spätere Ehefrau, bildet einen zweiten Schwerpunkt, dazu kommen noch einige Freunde, vor allem der Tierfilmer Knut Sieverding und der Bildende Künstler Martin Spengler. Letztere stehen ebenfalls in engem Kontakt mit Kaltenburg – irgendwie dreht sich am Ende also doch alles um den verschrobenen Professor.

    Kaltenburg zeichnet sich vor allem durch eine wunderbare Sprache aus. Die frei treibenden, gelegentlich auch etwas dahindümpelnden Erinnerungen erhalten einen edlen Klang. So edel, dass auch trotz teilweise anhaltender Ereignislosigkeit der Lesefluss nicht abreißt. Nicht ganz zufällig ist Funks Frau Klara eine faszinierte Leserin von Prousts Recherche.

    Immer wieder tauchen dabei Eckdaten deutscher Geschichte auf, werden zeittypische Stimmungen eingefangen, mit wenigen Strichen skizziert. Daran arbeiten sich andere Autor_innen ganze Romane lang ab.

    Freitag, der sechste März. Am Morgen ist die Nachricht von Stalins Tod gemeldet worden. […] Während ich die halbe Treppe zu den Brut- und Sammelbecken hinuntersteige, die in den Räumlichkeiten zur Hangseite untergebracht sind, spüre ich eine Verlorenheit, die ich in diesem Haus noch nie empfunden habe. Das Gemäuer wirkt feucht, meine Schritte hallen auf den Steinstufen wider, nirgendwo eine Menschliche Stimme, nirgendwo ein Tier. Das kalte Licht im Vorraum, das Tonnengewölbe mit den dicht an dicht stehenden Aquarien, das leise Summer zahlloser Umwälzpumpen.

    Auch der Protagonist Kaltenburg ist in der Geschichte verankert. Seine Figur ist eng an den Zoologen Konrad Lorenz angelehnt, der allerdings nach 1945 nicht in Dresden – der Heimat Beyers –, sondern im westfälischen Buldern ein Institut leitete. Bleibt Kaltenburgs Haltung zur NS-Ideologie jedoch durchweg unklar, ist in Lorenz’ Sympathie für biologistische Argumentationen eine klare Nähe zu den Nationalsozialisten erkennbar, die nach wie vor aufgearbeitet wird.

    Was Beyers Roman für mich aber neben der Sprache zu einem besonderen Buch macht, sind die Tiere. Das mag in Anbetracht von mächtigen historischen Flaggschiffen wie NS-Ideologie, der Bombardierung Dresdens, dem Mauerbau, der Stasi und dem Prager Frühling etwas lapidar klingen. Aber dies alles wäre für sich in seiner ja nicht gerade neuen Abfolge allzu statisch, allzu absehbar, ja vielleicht sogar gewollt, wären da nicht die vielen Tiere. Überall begleiten sie Kaltenburg, umgeben ihn wie ein Hofstaat, dem er als liebender Fürst vorsteht. Erst sie beleben den grauen, ja oft – nomen est omen – kalten Kaltenburg, lassen ihn Emotionen zeigen. Eine besondere Liebe drückt sich im Umgang mit seinen Tieren aus, die er Menschen gegenüber kaum zeigen kann. So erlangt der Roman eine Wärme, eine Beflügelung, die ihm ansonsten verwehrt geblieben wäre. Die Tiere zeichnen ihn aus, machen ihn besonders.

    Ein Herbstnachmittag – Kaltenburgs erster Herbst in Dresden – mit scheußlichem Wind und Regen, es ist still um die Villa, still auch, als ich die Halle betrete, alle Lebewesen haben sich vor dem Wetter zurückgezogen. Alles im Haus ist nach einem genau austarierten System auf die Tiere ausgerichtet, bald vierzig Jahre Erfahrung stecken im Erscheinungsbild der Räume, die auf den Unkundigen zunächst wie das blanke Chaos wirken mögen. In einem Zimmer etwa stehen die Möbel ein Stück von der Wand abgerückt – dahinter die Höhle eines Tieres, das außer Kaltenburg vielleicht noch niemand zu Gesicht bekommen hat. In einem anderen Raum unglaubliches Gerümpel, Stühle und Tische durcheinander, leere Buchrücken – dies war das Lieblingszimmer eines Kapuzineraffen, der längst in den Zoo abgewandert ist, heute aber scheinen sich dort die Hamster besonders wohl zu fühlen. […] Nirgendwo Deckenleuchten, die Vorhangstangen jedoch sind – anders als die Vorhänge – in jedem Raum geblieben: Alle Finken müssen geeignete Schlafzimmer vorfinden.

    Auch wenn Kaltenburg ein wenig Straffung an einigen Stellen nicht geschadet hätte, halte ich den Roman für ein famoses Werk. In erster Linie ist dies der Sprache geschuldet, der Beschreibungskunst, mit der Beyer feinfühlig Stimmungen zu erzeugen und seine Figuren zu charakterisieren versteht. Der Kunstgriff, mit Hilfe von Tieren dem Roman ein ganz eigenes Leben einzuhauchen, setzt dem Ganzen dabei die Krone auf. Ein würdiger Büchner-Preisträger, dem Sprache alles ist und der sie in einzigartiger Weise einzusetzen vermag.

    Nicht ganz unpassend vergleicht sich Marcel Beyer in seiner schlicht Hund betitelten Büchner-Preisrede mit einem ebensolchen. Dem Preisträger gebühren hier die Schlussworte:

    Die Reizdeutschen steigen von ihren Feldherrenhügeln herab und sprechen längst ein anderes, ein Schlüpferjägerdeutsch, ich aber merke, wie ich mürbe werde, mürbe. Ein in den Putz gezeichneter, von der Rückseite der Welt her über den Horizont schauender, auf immer in der Sprache halbversunkener Hund. […]
    Ich bin der Hund, dem Woyzeck auf den Hut geholfen hat.

  3. Cover des Buches Federnlesen (ISBN: 9783431040883)
    Johanna Romberg

    Federnlesen

     (5)
    Aktuelle Rezension von: ElinCorinth

    „Ich will meine Begeisterung für Vögel nicht länger für mich behalten. Sondern sie weitergeben, in einer Form, die möglichst viele erreicht und im Idealfall ansteckt.“

    So beschreibt Johanna Romberg  in der Einleitung (Seite 16) ihr Anliegen, dieses Buch zu schreiben. Das 2018 im Lübbe Verlag neu erschienene Sachbuch trägt den Untertitel „Vom Glück, Vögel zu beobachten“.

    Für sie als Hobby-Beobachterin ging es nie darum, umfassendes Wissen über die Vogelwelt zu erlangen. Somit musste sie bei der Arbeit an dem Buch viel Recherchieren und auf Experten zugehen. Etwas, das ihr als langjährige GEO-Redakteurin und Autorin nicht schwergefallen sein dürfte. Und von dem sie selbst immer wieder im Buch betont, wie bereichernd es für sie war, all diese Menschen getroffen zu haben.

    Die schiere Fülle an Informationen veranlasste sie, das Buch in zwölf voneinander unabhängige Kapitel zu gliedern. Jedes dieser Kapitel liest sich wie eine eigene Geschichte. Die Themenbreite reicht von der Identifikation von Vogelstimmen und dem Umgang mit einem Bestimmungsbuch über die Benutzung von Ferngläsern hin zu Artenschutz und kontroversen Themen wie den Auswirkungen der intensiven Landwirtschaft und den potentiellen Gefahren durch Windkraftanlagen.  Daneben widmet sie sich aber auch einzelnen Vogelarten – Spechten, Mauerseglern oder Greifvögeln. Und verliert nie das Glück aus den Augen.

    Nie klingt sie belehrend. Sie wägt ab, hinterfragt, wechselt die Perspektive, aus der vor allem die großen Streitthemen wie Artenschutz und Landwirtschaft, Naturschutz und Jagd etc. betrachtet werden müssen. Stets bemüht sie sich um Objektivität, doch oft vermittelt sie durch ihre eigene Meinung den nachdrücklichen Wunsch zu mehr Achtsamkeit und Rücksichtnahme. Dabei geht es ihr nicht vordergründig um Statistiken und Zahlen, obwohl sie nicht müde wird, ihre Recherchen durch Expertenaussagen und Studien zu belegen, doch am Ende steht immer das ganz persönliche Erleben, das eigene Glück am Vögelbeobachten.

    Deutlich wird dabei immer, dass es Johanna Romberg um Lebensnähe und Nachahmbarkeit geht, um die Umsetzbarkeit und das Erleben des ornithologischen Hobbys vor Ort. Sie bewirbt durch ihre Recherchen den Artenreichtum in Deutschland und die vielen Möglichkeiten, unkompliziert auf Entdeckertour zu gehen.

    Johanna Romberg findet in ihrer Sprache eine schöne Balance zwischen Sachlichkeit und Emotionalität. Trotz der Fülle an Themen, die sich in den 300 Seiten des Buches verstecken, wirkt es strukturiert und klar, auch wenn die Autorin selbst mehr als einmal erwähnt, kein besonders systematischer Typ zu sein. So berichtet sie (Seite 20):

    „Immer kam mir etwas dazwischen, oder besser gesagt, es flog mir etwas dazwischen, denn meistens war es ein Vogel, der zwischendurch meine Aufmerksamkeit forderte.“

    Diese Zwischendurch-Themen sammelte sie unter der Kategorie Zugeflogen, welche sich zwischen die Kapitel reihen und zum Teil deren Übergänge bilden. Sie heben sich auch farblich vom Buch ab, denn sie sind auf Seiten in hellem Sepia gedruckt.

    Überhaupt ist das Layout des Buches eine einzige Freude, was schon mit dem Einband beginnt. Er war es auch, der meine Aufmerksamkeit im Buchladen anzog. Das erste Blättern durch die Seiten ließ mich dann nicht mehr los. Das farbig gestaltete Inhaltsverzeichnis, die wunderschönen Vogelaquarelle von Florian Frick, die federnbesetzten Seiten des Inneneinbands und das glatte, relativ schwere Papier lassen jedes Herz höher schlagen. Die Liebe, die dieses Buch ausstrahlt, macht es unwiderstehlich und mein erster Gedanke war: Das ist ein Buch, wie ich es auch gerne geschrieben hätte.

    Das Buch trifft einen Nerv unserer Zeit, denn Vogelbeobachtung, auf Neudeutsch Birding, ist längst auf dem Vormarsch und die Hobby-Ornithologie hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten einen gewaltigen Imagewandel erfahren. Johanna Romberg formuliert es so (Seite 250):

    „Es ist nicht mehr das beschauliche, etwas trutschige Hobby von Wanderern, das es früher war und als das es, in vielen Medienberichten, heute noch dargestellt wird. Vogelbeobachtung ist ein Hightech-Sport geworden, der Aufwand und Einsatz erfordert, jedenfalls dann, wenn man zu den besten des Fachs gehören will.“

    Und während des Lesens bekommt man arg Lust darauf, auf Aufwand und Einsatz, auf das Erleben der Vögel mit eigenen Augen und Ohren, und auf das Glück, was sich dabei tief innen drin breitmacht.

    Ein Link zur Leseprobe gibt es auf meinem Blog unter:
    https://treibholzinsel.wordpress.com/2018/06/08/buchtipp-federnlesen-von-johanna-romberg/


  4. Cover des Buches Falke (ISBN: 9783406705748)
    Helen Macdonald

    Falke

     (12)
    Aktuelle Rezension von: Gwhynwhyfar

    Ein Buch, das in keinem Genre Platz hat; ich würde es schlicht als die Hommage an den Falken bezeichnen: Der Mensch und seine Beziehung zum Falken im Laufe der Jahrhunderte in verschiedenen Kulturepochen. Aus jeder Seite sprüht die Begeisterung für diesen Vogel hervor. Denn Falken sind nicht nur die schnellsten Tiere der Erde, sie haben bei dem Menschen im Laufe seiner Kultur Spuren hinterlassen. Der Falke ist nicht einfach ein Vogel, ein Raubvogel, sondern er ist ein Symbol. Helen Macdonald schafft in diesem Sachbuch eine Verbindung von Natur- und Kulturgeschichte, beschreibt den Vogel in seiner Gattung, wobei sie nie versucht, das Tier zu vermenschlichen, geht dann weiter zum Bezug zum Menschen. Das verdeutlicht am besten die Inhaltsangabe: Naturgeschichte, Mythische Falken, Abgerichtete Falken, Bedrohte Falken, Militärische Falken, Urbane Falken. 


    «Wenn ein Falke seinen Blick auf einen Gegenstand gerichtet hat, nickt er typischerweise einige Male mit dem Kopf. Mithilfe dieser sogenannten Bewegungsparallaxe ermittelt er dessen Größe und Entfernung. Seine Sehschärfe ist dabei erstaunlich. Ein Turmfalke kann ein zwei Millimeter großes Insekt auf eine Entfernung von achtzehn Metern erkennen.»


    Helen MacDonald forscht in Cambridge am Institut für Geschichte und Philosophie der Naturwissenschaften, ist selbst Falknerin. Sie beschreibt, wie die Welt für einen Falken aussieht, wie der Vogel seine immense Geschwindigkeit erreicht und wie er seine Beute schlägt. Der Falke schießt im Sturzflug mit mehr als dreihundert Stundenkilometern auf seine Beute zu, das Opfer stirbt durch die Wucht des Aufpralls. Es gibt einige phänomenale Leitungen, die diesen Vogel wahrscheinlich seinen Kultstatus verliehen haben. Federkleidpflege, Aufzucht der Jungen, die verschiedenen Gattungen und Lebensräume – soweit eine Menge Informationen zum Raubvogel. Bereits im historischen Ägypten verehrte man den Falken als Gott (Horus), ebenso als Gott im Altiranischen, in manchen alten Kulturen gilt er als der Schöpfergott. In der germanischen-nordischen Mythologie kann Freya mit einem Gewand Menschen in Falken verwandeln. Der Mensch richtet die Vögel seit mindestens 6.000 Jahren zur Jagd ab, Falken wurden von Dichtern besungen und zur Spionage eingesetzt, sie dienten als erotische Symbole und für militärische Zwecke. Macdonald beschreibt hauptsächlich Wander- und Wüstenfalken. Zu denen gehört auch der Gerfalke. Interessant, dass diese Vögel seit dem Mittelalter bis heute als «wertvollste diplomatische Geschenke» überreicht werden. Es gibt eine breite Palette der Verbindung zwischen Menschen und Falken. Erwähnt wird auch die Bedrohung der Falken durch menschliche Bejagung, Pestizide und Verlust des Lebensraums, z. B. lässt das Pflanzenschutzmittel DDT die Schalen der Falken-Eier so dünn werden, dass ein brütendes Weibchen sie mit ihrem Gewicht zerdrückt.


    «Ich habe schon Falkner jammern hören, die Falknerei habe ihre Karriere ruiniert, ihre Beziehung zerstört und ihnen unvorstellbaren Kummer, Unkosten und Strapazen bereitet – wobei ihnen ein glückseliges Lächeln im Gesicht stand.»


    Der erste Satz des Kapitels, stammt von einem Falkner: «Falknerei ist kein Sport, sondern eine Krankheit.» Er behauptet, wenn man erst einmal beginnt, lässt die Falknerei einen nicht mehr los, es wird eine Obsession daraus. Unter den Falknern gibt es eine Menge Fanatiker und derzeit hat die Falknerei weltweit großen Zulauf. Auch hier ist die Technik eingezogen, das Glöckchen am Fuß ist heute durch einen elektronischen Funkempfänger ausgetauscht worden. Es sind Greifvögel, die zu Kriegszeiten feindliche Brieftauben abfingen, heute die Rollfelder und deren Umgebung von Vögeln und Kaninchen freihalten. Das Buch ist mit reichlich Bildmaterial liebenswert aufgemacht worden, und ist so eine Mischung zwischen kulturhistorischer Beschreibung und naturhistorischer Tierbeobachtung, auf hohem Niveau des Fachwissens; die einseitige Beziehungsgeschichte zwischen Mensch und Falke. Allerdings würde ich das Buch auf keinen Fall zum Nature Writing zählen. Mit Leidenschaft erzählt, eine Monographie, die viel vereint und gerade darum Spaß macht zu lesen: Naturgeschichte, Biologie, Religion, Mythen und Legenden, Literatur, Falknerei, Militärgeschichte bis hin zum Weltraumprogramm und natürlich Umweltschutz. Am Ende gibt es eine Zeittafel zur Geschichte der Bedeutung des Falken. Ein literarisch-wissenschaftliches Sachbuch, das sich wunderbar lesen lässt.


    Helen Macdonald ist Autorin, Dichterin, Illustratorin und Wissenschaftshistorikerin, forscht am Institut für Geschichte und Philosophie der Naturwissenschaften in Cambridge. Sie hat als professionelle Falknerin gearbeitet und Jagdfalke gezüchtet. Ihr Buch H wie Habicht wurde zum international gefeierten Bestseller, der u. a. mit dem Samuel-Johnson-Preis, dem Prix du Meilleur Livre Etranger und als Costa Book of the Year ausgezeichnet wurde. Sie schreibt regelmäßig für das New York Times Magazine und lebt in Suffolk.

    https://literaturblog-sabine-ibing.blogspot.com/p/falke-von-helen-macdonald-rezension.html

  5. Cover des Buches Greifvögel Europas (ISBN: 9783440168158)
  6. Cover des Buches Vogelzug (ISBN: 9783534232154)
  7. Cover des Buches The Angel Experiment (ISBN: 9780606366267)
    James Patterson

    The Angel Experiment

     (50)
    Aktuelle Rezension von: Dreamcatcher13
    Maximum Ride und ihre Familie sind nicht gerade normale Kinder - denn sie sind mutiert und ihre Gene zu 2% die eines Vogel. Dauerhaft auf der Hut führen Max, Fang, Iggy, Gasman und Angel ein Leben ohne Erwachsene, seit es ihnen gelungen war, aus der "Schule", dem Labor, in dem sie zu Mutanten wurden, zu fliehen, doch dann wird die sechsjährige Angel entführt und zurück zur Schule gebracht und Max und ihrem Schwarm muss es irgendwie gelingen, sie von dort retten. Als ich das Cover, den Inhalt und viele begeisterte Rezensionen sah, erwartete ich ein packendes, spannendes Buch voller überraschender Wendungen und Nonstop-Action. Leider war ich dann doch ein wenig enttäuscht... Es ist zwar alles ganz spannend, im Grunde passiert aber immer und immer wieder das gleiche. Flucht. Eraser. Flucht. Eraser... Es kommen immer wieder die gleichen 'dramatischen Wendungen', die eigentlich weniger dramatisch, sondern mehr vorhersehbar sind. [SPOILER] Ich sage nur: 'Du hast deinen Bruder getötet' - das ist fast schon so schlimm, wie 'Max, ich bin dein Vater'... Oder diese ganze lächerliche und vorhersehbare Geschichte zwischen Max und Fang. Ich meine, wenn jemand stets 'cool wie ein Eisblock' ist, dann ist doch offensichtlich, dass sie in ihn verliebt ist... [SPOILER ENDE] Und überhaupt war diese ganze Geschichte viel zu schnell und gleichzeitig zu lang und um Längen zu abrupt! Schon allein dieser Schreibstil. Und das soll jetzt nicht auf irgendeine Weise zeigen, dass ich nicht mit dem 'tiefgründigen' Geschehen mithalten konnte. Das Buch war zwar schon ganz spannend, aber eben mehr 2, als 3 Sterne wert.
  8. Cover des Buches Der Mauerläufer (ISBN: 9783499271397)
    Nell Zink

    Der Mauerläufer

     (11)
    Aktuelle Rezension von: Angel10
    - Entwicklugsroman, sehr harter Einstieg
    - Ehe, Seitensprünge, Umweltaktivismus, Ornithologie

  9. Cover des Buches Kleine Vogelkunde Ostafrikas (ISBN: 9783499267567)
    Nicholas Drayson

    Kleine Vogelkunde Ostafrikas

     (99)
    Aktuelle Rezension von: aba

    Schöne Träume garantiert

    Mr. Malik ist verliebt in Mrs. Mbikwa. Aber er ist zu schüchtern, um ihr seine Liebe zu gestehen. Also weiß Mrs. Mbikwa nicht, was sie verpasst, denn Mr. Malik ist wirklich ein toller Mann. Er ist höflich, gebildet, bescheiden und, was Mrs. Mbikwa am meisten gefallen sollte: Er beobachtet Vögel für sein Leben gern. Vögel in der Natur zu beobachten, ist Mr. Maliks und Mrs. Mbikwas gemeinsames Hobby. Jeden Dienstag treffen sie sich Nairobis Vogelfreunde, um sich von Mrs. Mbikwa die besten Orte zu zeigen, in denen sie ihrer schönen Beschäftigung am besten nachgehen können.

    "Kleine Vogelkunde Ostafrikas" von Nicholas Drayson ist eins dieser Bücher, die niemals zu Ende gehen sollten.

    Mr. Malik ist einer dieser Romanhelden, die bereits in den ersten Seiten des Buches als solchen erkannt werden. Mr. Malik aber möchte nicht den Helden spielen. Im Gegenteil, er fühlt sich auf keinen Fall wie einer. Und das macht ihn liebenswert.

    Nicholas Drayson erzählt die Geschichte von Mr. Malik und wie er am Ende sich dazu gezwungen sieht, für die Liebe zu Mrs. Mbikwa zu kämpfen, als ein gefährlicher Konkurrent auf der Spielfläche erscheint. Was danach kommt ist Vergnügen pur!

    Humorvoll, sehr britisch, aber auch total herzlich, dieses Buch zählt zu denen, die einen alle Sorgen vergessen lässt. Nach dem Lesen der Abenteuer in kenianischen Landschaften und Wettbewerben zwischen Gentlemen in Herrenklubs, die an Kolonialzeiten erinnern, kann man wunderbar einschlafen. Schöne Träume sind garantiert.

  10. Cover des Buches Das Ikarus-Gen (ISBN: 9783404158249)
    James Patterson

    Das Ikarus-Gen

     (70)
    Aktuelle Rezension von: Dubhe
    Eine recht interessante Idee, die der Autor da aufgreift! Auf jeden Fall ein recht spannendes Buch mit relativ sympathischen Protagonisten und einem guten Stil. Was verlangt man mehr von einem Buch?
  11. Cover des Buches Die Nachtigall (ISBN: 9783458682721)
    Silke Kipper

    Die Nachtigall

     (2)
    Aktuelle Rezension von: sabatayn76

    ‚Um die vielleicht beste Botschaft dieses Buches schon vorwegzunehmen: Wissenschaftlich vollständig ergründet oder gar entzaubert ist der Nachtigallgesang noch lange nicht.‘ (Seite 9f)

    Silke Kipper erzählt in ‚Die Nachtigall‘ von Feldforschung und Biologiestudium, Klassifizierung und Namensgebung, Paarungsverhalten und Nachwuchs, Vogelzug und Peilsendern, Gesang und Lombard-Effekt, Prägungslernen und Spiegelneuronen, Dichtung und Sagen, klassischer Musik und David Rothenberg, Nachtigallzungen und Trappserei.

    Das Buch ist wirklich in jeder Hinsicht wunderschön: äußerlich bezüglich der Gestaltung des Buchdeckels und des Vorsatzes, des schönen Papiers und der ästhetischen Illustrationen, innerlich wegen des spannenden, informativen, faszinierenden Inhalts.

    Die Texte lesen sich flüssig und lassen einen staunen, aber auch schaudern ob des Umgangs der Menschen mit Tieren, z.B. was Zugunruhe bei Vögeln in Gefangenschaft angeht, bezüglich der brutalen Fangmethoden oder wegen der ‚Gourmets‘, die Singvögel essen.

    Mir hat das Buch viel Wissen vermittelt und mir zudem eine schöne und besondere Lektüre beschert. Wer sich für Nachtigallen interessiert, der sollte zudem unbedingt ‚Stadt der Nachtigallen. Berlins perfekter Sound‘ von Rothenberg anhören.

  12. Cover des Buches Das Vogelhaus (ISBN: 9783442716265)
    Eva Meijer

    Das Vogelhaus

     (84)
    Aktuelle Rezension von: Sarange

    Auch mir hat der ruhige Duktus des Romans gefallen. Die in gänzlich unterschiedlichen Tempi aufs Ende hinarbeitenden Stränge um Len Howard selbst und um ihre Lieblingskohlmeise Sternchen haben dem Buch eine interessante Dynamik verliehen, die am Schluss noch einmal eine berührende Wendung genommen hat. Die verschiedenen Bögen, in denen das Leben von Len Howard verlief, haben mich zum Nachdenken über Lebensentwürfe, biografische Wendepunkte und den Umgang mit (zwischen-)menschlichen Erwartungen, Enttäuschungen und Urängsten angeregt.


    Dennoch muss ich anmerken, dass die Darstellung der Person bzw. im Roman der Figur Len Howard mich nicht gänzlich überzeugt hat. Ihre natürliche Distanz zu anderen Menschen erschließt sich nicht immer deutlich genug; ihr Verhältnis zu anderen Menschen bleibt unscharf - und soll das sicher auch. Jedoch war mir nicht immer klar, ob die Unschärfe von der Autorin gezielt produziert wurde oder ob es ihr einfach nicht besser gelungen ist, diese Distanz in entsprechende Dialoge und Handlungen einzubetten. Erst die alte Len Howard darf nach außen hin ordentlich schrullig wirken, während das Geschehen aus ihrer Logik betrachtet absolut schlüssig erscheint...


    LiebhaberInnen von Gartenvögeln kann ich das Buch nur wärmstens empfehlen. Es enthält äußerst interessante Beobachtungen zum Leben und Verhalten dieser hübschen kleinen Mitbewohner. Nie wieder werde ich unsere Futterkörbchen und das Herumgehampel des Vogelkindergartens im Garten mit denselben Augen sehen wie vorher: das sind nicht einfach nur süße Vögelchen, die sich vor der Katze hüten müssen, sondern echte Individuen.


    Im Frühjahr erscheint die Taschenbuch-Ausgabe und wird hinsichtlich des Covers dann endlich, entsprechend dem niederländischen Original, auch dem Inhalt des Romans gerecht werden, indem Kohlmeisen abgebildet sind und nicht ein Rotkehlchen. Auch wenn ich das Cover der gebundenen Ausgabe sehr ansprechend finde, muss ich doch gestehen, dass das Rotkehlchen mich die ganze Lektüre über gewaltig irritiert hat. 

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