Bücher mit dem Tag "ostasiatische literatur"
94 Bücher
- Haruki Murakami
1Q84 (Buch 1, 2)
(728)Aktuelle Rezension von: AnthyoraDie Geschichte der beiden Charaktere hat mir sehr gut gefallen. Die Beschreibung der Charaktere und deren Umgebung sind so detailliert, dass man die Szenerie klar vor Augen hat. Die Geschichte war für mich ein Ansatz über einiges nachzudenken. Zudem kommen auch noch die Background Geschichten und doch kommt mir das Buch nicht unnötig vollgepackt vor. Die wichtigsten Details sind eben vorhanden und perfekt Sinn zu machen. Ich mag auch den Schreibstil sehr, weil es mich sehr schnell gefesselt hat.
- Haruki Murakami
Kafka am Strand
(1.087)Aktuelle Rezension von: RoyalAlbertDer Roman von Haruki Marukami beschreibt in mehreren aufeinander zulaufenden Erzählsträngen die vom Schicksal des Lebens geprägten Protagonisten in Anlehnung an die Ödipus Tragödie. Faszinierend ist, wie die Hauptfiguren zueinander in Beziehung stehen, wie sie ihre Schicksale angehen und nach und nach die einzelnen Handlungsstränge miteinander verbunden werden. Keiner versteht es wie Haruki Marukami, Tragik, Skurriles und Witz so miteinander zu verbinden. Sprachlich ist der Stil des Autors etwas ganz Besonderes. Die einzelnen Erzählebenen wechseln zwischen Traum und Wirklichkeit und ließen mich an einen meiner Lieblingsromane von Carlos Ruiz Zafon Das Spiel des Engels erinnern. Ein großartiges Buch ist „Kafka am Strand“. Etwas fordernd ist das offene Ende, aber darin kann auch der Reiz liegen.
- Haruki Murakami
Die Chroniken des Aufziehvogels
(593)Aktuelle Rezension von: HansDurrerDiese Neuübersetzung aus dem Japanischen von Ursula Gräfe ist um 300 Seiten länger als die alte Übersetzung aus dem Englischen, lässt der Verlag wissen.
Murakamis Schreiben hat etwas Leichtes und macht mich oft lachen. „Während ich den Garten betrachtete, blieb die Taube auf der Antenne sitzen und gurrte mit einer Zuverlässigkeit und Regelmässigkeit, die einem Finanzbeamten alle Ehre gemacht hätte.“
Der Protagonist Toru Okada, ist 30 Jahre alt, hat Jura studiert, als Botenjunge in einer Anwaltskanzlei gearbeitet und dann seinen Job aufgegeben – eine Existenz als Anwalt konnte er sich nicht vorstellen. Sein Leben stagniert. Seine Frau Kumiko ist Redakteurin bei einer Zeitschrift für Natur- und Gesundheitskost. Der Kater der beiden ist davongelaufen. Malta Kano („Frau Kano war sehr schön. Zumindest sehr viel hübscher, als ich sie mir beim Klang ihrer Stimme am Telefon vorgestellt hatte.“), die über hellseherische Fähigkeiten verfügt, soll helfen, ihn wiederzufinden.
Frau Kano hat eine jüngere Schwester, Kreta Kano, die von Kumikos Bruder Noboru Wataya, einem seelenlosen Typen par excellence, vergewaltigt wurde. Bei Toru Okadas Beschreibung seines Schwagers, fühlte ich mich an Donald Trump erinnert. „Er war ein zutiefst gemeiner Mensch und ein hohler Egoist. Aber ganz eindeutig tüchtiger als ich.“
Bei der Suche nach dem Kater stösst Herr Aufziehvogel, wie Toru Okada genannt wird, auch auf die 16jährige, sehr gewitzte May Kasahara, die bei einem Perückenhersteller arbeitet. „In der Firma, in der ich arbeite, darf man niemals das Wort ‚Glatze‘ verwenden. Wir müssen immer von ‚Herren mit zurückweichendem Haaransatz‘ sprechen. ‚Glatze‘ ist nämlich diskriminierend. Einmal habe ich zum Spass ‚Menschen mit Haupthaarbehinderung‘ gesagt. Da ist der Chef sofort ausgerastet. Das sei überhaupt nicht witzig und völlig unpassend. Die nehmen ihren Beruf alle total ernst. Kennen Sie das? Die meisten Leute auf dieser Welt nehmen alles total ernst.“
Halte ich mich in einer mir unbekannten Gegend auf, finde ich so recht eigentlich alles interessant und speziell das Alltägliche. Murakami beschreibt viel Alltägliches, wodurch dieses gleichzeitig spannend und seltsam wirkt. „Kaum tut man einen Schritt aus dem Haus, hören sich alle Telefone gleich an.“
Von Herrn Honda, einem Mann mit übersinnlichen Kräften, lese ich. „Wie Herr Honda damals sagte, ist das Schicksal etwas, worauf man im Nachhinein zurückblickt, und nichts, das man im Voraus kennen sollte.“ Und von grausamen Mongolen und pflichtgetreuen Japanern erfahre ich.
Eines Nachts dann kommt Kumiko nicht nach Hause, bleibt auch am andern Morgen verschwunden. Nach und nach stellt sich heraus, dass es da einen anderen Mann gibt und sie sich scheiden lassen will.
Die Chroniken des Aufziehvogels zeichnet sich durch wunderbare, oft sehr witzige Dialoge aus, dann aber auch immer wieder durch Sätze, die mich nicht nur schmunzeln machen („Ich seufzte. Nicht dass Seufzen geholfen hätte, aber ich konnte nicht anders.“), sondern die ich auch wunderbar anregend finde. „Ich dachte kurz an irgendetwas und entliess es ins Leere.“ Murakami zu lesen, bedeutet immer auch, seine Aufmerksamkeit zu schulen. „Sagen wir mal, die Menschen würden ewig leben, nie älter werden und die ganze Zeit gesund bleiben. Meinen Sie, die würden überhaupt noch nachdenken, so wie wir? Wir machen uns doch Gedanken über mehr oder weniger alles. Philosophie, Psychologie, Logik, Religion, Literatur und so. Aber ohne den Tod käme doch kein Mensch auf so komplizierte Ideen.“
Mit den Schwestern Kano und der jungen May Kasahara ist Herr Aufziehvogel auf eine sehr spezielle Art verbunden; alle drei scheinen an ihm Seiten wahrzunehmen, die ihm selber gar nicht bewusst sind, ihn jedoch wesentlich ausmachen.
Eines Tages bemerkt er in seinem Gesicht ein Mal, hält sich drei Tage zum Nachdenken am Grund eines Brunnens auf, wo er von Kreta Kano besucht wird. Er macht sich kundig über die japanische Besetzung der Mandschurei. Und eines Nachts liegt plötzlich die nackte Kreta Karo neben ihm im Bett. Sehr unterschiedliche und teilweise höchst unwahrscheinliche Geschichten gehen nahtlos und ganz unaufgeregt ineinander über, ganz so als ob das Leben ein Traum und eigenartig unwirklich wäre – was es ja auch ist.
Die Chroniken des Aufziehvogels ist ein sehr philosophisches Werk, mit dem Akzent auf Spüren („Daraufhin nahm sie meine Hand und legte sie auf die Narbe an ihrem Auge. Als ich über May Kasaharas Narbe strich, übertrugen sich die Wellen ihres Bewusstseins auf meine Fingerspitze. Es war ein leichtes, wie suchendes Zittern.“) und Wahrnehmen („Hingucken kann doch eigentlich jeder.“). Gleichzeitig ist es ein surreales Werk von einer wunderbaren Leichtigkeit, reich an subtilem Witz. Sie habe keine Ahnung wie sie aus dem Brunnen raus und zu ihm ins Bett gekommen sei, sagt Kreta Kano. „’Meine Erinnerung reisst mittendrin ab. Der Riss ist so breit.‘ Kreta Kano hob beide Zeigefinger und zeigte mir einen Abstand von etwa zwanzig Zentimetern. Mir war unklar, wie viel Zeit das bedeuten sollte.“
Dann will sie mit ihm nach Kreta reisen, um ihn, wie sie ihm mitteilt, vor etwas sehr Schlimmem zu bewahren. Doch zuvor will sie ihren Namen ablegen und nicht mehr als Medium im Einsatz stehen. Sie fliegt hin, er bleibt zurück. Was dann geschieht, soll hier nicht verraten werden … Nur soviel: Toru Okada möchte das Nachbargrundstück erwerben, auf dem ein Fluch liegt …
- Haruki Murakami
Naokos Lächeln
(939)Aktuelle Rezension von: Ferdinand-UthNorwegian Wood (zu Deutsch: Naokos Lächeln) ist der Roman, der Murakami weltweit bekannt gemacht hat. Er behandelt die Liebe des Protagonisten Toru zu der stillen Naoko. Nach dem Suizid seines besten Freundes, der gleichzeitig seit ihrer Kindheit Naokos große Liebe war, hatten sie sich aus den Augen verloren. Jahre später treffen sie sich zufällig in Tokio wieder. Beide hat der Suizid schwer getroffen und beide versuchen darüber hinwegzukommen. Sie verabreden sich wöchentlich zu Spaziergängen und kommen sich dabei näher. Dann ist da aber auch noch die fröhliche Midori, die Toru an der Universität kennenlernt...
Ich hatte den Roman vor ein paar Jahren auf Deutsch gelesen und fand ihn nur mittelmäßig. Inzwischen habe ich die englische Fassung gelesen und war plötzlich neu begeistert: Die Sprache in dieser Übersetzung kommt mir wie ausgetauscht vor und erweckt die Figuren wirklich erst richtig zum Leben. Was mir jedoch noch stärker als die Liebesgeschichte nachgegangen ist, sind die verschiedenen Lebenswege und Lebensarten, die durch die Charaktere verkörpert und geschildert werden. Die Frage nach richtig und falsch wird dabei jedoch nie gestellt: Eher zeigt sich, wie viel Äußeres unser Leben bestimmt und wie unser Inneres darauf reagiert. Die englische Fassung kann ich voll und ganz empfehlen, die deutsche hat mir weniger gut gefallen. - Haruki Murakami
Wie ich eines schönen Morgens im April das 100%ige Mädchen sah
(325)Aktuelle Rezension von: Marie1971Das 100 % Mädchen ist die erste Geschichte mit der dieses Buch beginnt. Sie erzählt von Begegnungen, von Chancen im Leben, die wir vorbeiziehen lassen. Und uns sehnsüchtig davon träumen lassen, wie unser Leben wohl verlaufen wäre, hätten wir die Möglichkeiten genutzt, die sich uns offenbart haben. Die acht weiteren Erzählungen von Murakami, können nur bedingt begeistern. Teils sind sie dermassen surreal, dass sie nur ein Erstaunen hinterlassen. Murakami hat viele Bücher geschrieben, die mich persönlich sehr angesprochen haben. Hier jedoch hinterlässt er mich eher staunend mit der Frage, was er wohl mit einigen seiner Erzählungen sagen wollte. Mit seinem einfühlsamen Schreibstil, seiner Wortgewandheit und seiner unglaublichen Fantasie kann er mich leider nicht bei allen Erzählungen in seinen Bann ziehen. Wie immer ist ein Buch, genau wie ein Stück Kuchen, Geschmackssache. - Kazuo Ishiguro
Alles, was wir geben mussten
(589)Aktuelle Rezension von: Jen_loves_reading_booksMeinung:Oh man, wurde dieses Buch damals gehyped und ich habe Jahre gebraucht, um es mir mal zuzulegen.Hätte ich das mal gelassen. Das Thema für sich gesehen, ist wirklich spannend. Die Umsetzung in diesem Buch empfand ich als ziemlich mau. Die Einführung dauert ein Weilchen und ich dachte: "Okay, er nimmt sich Zeit für den Charakter der Figuren und beschreibt ihr noch junges Leben." Leider wird das Buch auch kein bißchen interessanter, als die drei Hauptcharaktere dann endlich erwachsen wurden. Die Geschichte plätschert weiter so dahin und der große Twist lässt nicht nur auf sich warten, er taucht erst gar nicht auf. Die Protagonisten erleben ihre Kindheit, Jugend und das Erwachsenenalter und erleben halt die Dinge, die man in dem Alter so erlebt. Erste Freundschaften, erste Liebe und die damit verbundenen Enttäuschungen. Die Protagonistin hält an ihrer Freundschaft zu einer Figur fest, die keine wirkliche Freundin und zudem äußerst unsympathisch ist.Ich glaube, was mich ganz besonders an der Geschichte gestört hat, war die Passivität der Charaktere. Sie wissen, was zu einem bestimmten Zeitpunkt mit ihnen geschieht und nehmen das einfach so hin. Als Erwachsene können sie sich frei bewegen und sie versuchen noch nicht einmal ihrem Schicksal zu entkommen. Nicht mal die Idee keimt in ihnen. So endet das Buch wie es begonnen hatte: langatmig, langweilig und mit einem großen Fragezeichen über meinem Kopf.
Fazit:Schade, um das schöne Thema. Ein bißchen Spannung, in dem die Charaktere mal irgendwie aufbegehren, hätte der Geschichte gut getan. So kann ich nur sagen: Das war nix.
Leseempfehlung: Nä!
Von mir gibt’s:2 von 5 Sterne - Haruki Murakami
Wilde Schafsjagd
(411)Aktuelle Rezension von: SyakkaDie Geschichte liest sich locker weg.
Mir ist aber nicht klar, was mir der Künstler nun sagen wollte. Gefallen hat mir das Atmosphärische, man bekommt einen gewissen Eindruck vom alltäglichen Japan (der 70er). Aber die Schafsjagd war nicht wild, eher lahm, zu viele „Zufälle“, die die Suche weiterbringen, das Ende auch irgendwie dämlich...
Also nein....
- Haruki Murakami
Südlich der Grenze, westlich der Sonne
(1.062)Aktuelle Rezension von: MilaliebtHaruki Murakamis Durchbruchsroman, „Gefährliche Geliebte“ ist im Jahr 2002 erschienen. Die Erstübersetzung aus dem Englischen sorgte für reichlich Furore. Die saloppe Sprache, verdeutlicht etwa durch die explizite Darstellung der Sexualität, führte zum Meinungsstreit und anschließenden Auflösung des literarischen Quartetts. Sigrid Löffler bezeichnete dort den Roman wortwörtlich als literarisches Fast Food – eine Art primitives Druckerzeugnis zum Mitnehmen. Für Marcel Reich-Ranicki sei das Buch hingegen ein Meisterwerk erotischer Erzählkunst.
Die Zweitübersetzung des Werkes ist unter dem Titel „Südlich der Grenze, westlich der Sonne“ im Jahr 2013 herausgekommen. Dieses Mal hat Ursula Gräfe die tragische Liebesgeschickte direkt aus dem Japanischen ins Deutsche übersetzt.
In dem Roman geht es um Hajime, welcher als Einzelkind inmitten von Familien mit mehreren Kindern in einem japanischen Vorort aufwächst. In seiner Kindheit freundet er sich mit Shimamoto an – genauso ein Einzelkind und zudem noch gehbeeinträchtigt. Beide fühlen sich als Außenseiter in ihrer Gesellschaft. Mit ihr hört er Schallplatten, hält Händchen und philosophiert über die Zukunft. Sie scheint sein Ausweg aus der Einsamkeit zu sein. Nachdem Hajime im Alter von zwölf Jahren umzieht, verlieren sich beide allmählich aus den Augen. Es folgen eine Vielzahl von Beziehungen. Mal sind die Beziehungen schüchtern-platonisch, ein anderes Mal exzessiv-sexuell. Immerzu denkt Hajime an Shimamoto. Mit Ende dreißig ist er beinahe glücklich verheiratet, hat zwei gutlaufende Jazz-Bars in Tokio und zwei kleine Töchter. Als seine Kindheitsgeliebte nach Jahrzehnten in seiner Jazz-Bar auftaucht, steht sein Leben Kopf. Seither erscheint sie immer wieder an regnerischen Abenden, woraufhin sie im nächsten Moment wieder geheimnisvoll und ungreifbar verschwindet. Für Shimamoto ist Hajime bereit sein bisheriges Leben aufzugeben und komplett neu anzufangen, doch gelingt es ihm?
Der neue Titel „Südlich der Grenze, westlich der Sonne“ ist ebenfalls direkt aus dem japanischen Original übersetzt und erscheint passender als der Titel „Gefährliche Geliebte“ aus der Erstübersetzung. Ein Teil des Romantitels bezieht sich auf Nat King Cole´s Jazz-Lied „South of the Bourder“, wobei unklar ist, ob Nate King Cole dieses Lied je wirklich aufgenommen hat.
Der Schreibstil von Haruki Murakami ist schlicht und nüchtern gehalten. Im Gegensatz zur Erstübersetzung ist „Südlich der Grenze, westliche der Sonne“ sprachlich und stilistisch viel sorgfältiger, feinfühliger und zurückhaltender ausgearbeitet. Die Höflichkeitsrede „Shimamoto-san“ wird bei der Neuübersetzung komplett weggelassen, sodass das Verhältnis zwischen Hajime und Shimamoto weniger distanziert wirkt. Die vom literarischen Quartett kritisierte Darstellung der Sexualität an folgender Stelle: „Ich wollte sie bis zur Hirnerweichung vögeln“ wird mit „[Wir] hatten so wilden Sex, dass uns das Hirn schmolz“ abgemildert.
[Die folgenden Absätze enthalten Spoiler!]
Durch die Ich-Perspektive entsteht ein detailliertes Bild von Hajime und seinem Werdegang Diese Erzählart lässt Hajime aber nicht als sympathischen Charakter auftreten. Das muss er aber auch nicht sein. In seinen dreißiger Jahren verkörpert er einen archetypischen Großstädter, der mithilfe seines Schwiegervaters, einem reichen Bauunternehmer, zwei Jazz-Clubs eröffnet. Auf Drängen investiert er seine Einnahmen in die Börse und in Immobilien, wodurch er schnell an Geld kommt. Hajime passt sich immer mehr der Gesellschaft und dem dazugehörigen Nachkriegskapitalismus an, obwohl er eigentlich aus ihr herausbrechen möchte. Trotz Familiengründung und gewonnenem Reichtum bleibt Hajime unerfüllt. Er hat das Gefühl, dass ihm etwas fehlt und er keinen Sinn mehr in seinem Leben sieht. Motive der Melancholie, Einsamkeit und Sehnsucht ziehen sich durch das gesamtes Werk.
Bis auf seine Kindheitsgeliebte bekommen Frauen aus seinem Leben wenig Raum eingeräumt. Sie scheinen wortwörtlich als Lückenfüller zu fungieren. Shimamoto wird dagegen von Hajime seit seinen Kindheitstagen idealisiert. Sie scheint für ihn der einzige Weg aus seiner Einsamkeit zu sein. Shimamoto wird zur autonomen Herrscherin über Hajimes Gefühle. Dabei weiß dieser nichts über die Hintergründe ihres späteren Lebens. Stattdessen hält er an den Erinnerungen seiner Kindheit fest. Ob das Auftauchen von Shimamoto der Wirklichkeit entspricht oder eine Illusion von Hajime verbleibt, wird bis zum Schluss nicht aufgelöst. Hierbei kommt Murakamis Hang zum Fantastischen durch. Genauso führen viele Nebenhandlungen ins Leere, was manchen wohl unbefriedigt zurücklässt.
Letztlich ist Murakamis Werk „Südlich der Grenze, westliche der Sonne“ eine tragische japanische Liebesgeschichte, die auf einer leisen und verträumten Art und Weise erzählt wird. Wer kein Problem damit hat, dass die Erzählung viel Interpretationsraum lässt, sollte unbedingt einen Blick ins Buch werfen.
- Haruki Murakami
Sputnik Sweetheart
(393)Aktuelle Rezension von: maedchenausberlinliest„Sputnik Sweetheart“ von Haruki Murakami handelt von einem jungen Lehrer, der in seine ehemalige Kommilitonin Sumire verliebt ist, mit der er die Liebe zum Lesen teilt.
Sumire sieht ihren Freund aber leider nur als guten Freund und hat keinerlei romantischen Gefühle für ihn. Sie ist sehr Ichbezogen und egoistisch.
Sumire verliebt sich unsterblich in die 17 Jahre ältere Miu, die eine erfolgreiche Geschäftsfrau ist und Sumire zu einer Reise nach Europa einlädt. Als sie schließlich auf einer griechischen Insel reisen, verschwindet Sumire und Miu kontaktiert den jungen Lehrer, damit er ihr bei der Suche nach Sumire helfen kann.
Ich habe erstmal 50 Seiten gebraucht damit ich mich an den Schreibstil gewöhnt hatte, da aus der Sichtweise einer dritten Person erzählt wird. Mir hat besonders gut gefallen, dass man irgendwann von dem Ich-Erzähler etwas mehr erfährt. Es wurde dann auch spannender, aber das Ende hat mich leider richtig enttäuscht, da das Buch leider etwas ins Übersinnliche abgedriftet ist und für mich so leider total unrealistisch war und ich hinterher noch Fragen hatten, die leider mit dem Ende nicht beantwortet wurden. Die sommerliche Atmosphäre hat mir trotzdem sehr gut gefallen. - Haruki Murakami
Blinde Weide, schlafende Frau
(120)Aktuelle Rezension von: The iron butterflyIn "Blinde Weide, schlafende Frau" wurden 24 Kurzgeschichten aus verschiedenen Murakami-Epochen zusammengefasst. Die 24 Kurzgeschichten ähneln den 24 Stunden eines Tagesverlaufs mit unterschiedlichstem Lichteinfall und stimmungsschwankender Ausprägung, mal ruhig und melancholisch, dann wieder beunruhigend, alptraumartig. Aus manchen, wie z.B. Glühwürmchen wurden Romane, in diesem Fall "Naokos Lächeln".
Für mich zeigt Murakami auch mit seinen Kurzgeschichten, wie gekonnt er unsere Abgründe zu beleuchten vermag. Wie ein Herrscher über Unterbewusstsein und Vorstellungskraft erzählt er surreale Traumbilder ohne seine Protagonisten zu entblößen. Verletzlichkeit ist bei ihm nie Schwäche, Einsamkeit nie anstössig. Ich mag sein Begehren, seine Sehnsüchte, die Tiefe der Gefühle, Gefühle, die verweilen ohne sich rechtfertigen zu wollen. - Haruki Murakami
Tanz mit dem Schafsmann
(286)Aktuelle Rezension von: BibliomaniaIm zweiten Teil des Schafsmann-Reihe findet sich der Ich-Erzähler zu Hause wieder, hat sich aber verloren.
Er träumt von Kiki. Sie ruft ihn und jemand weint um ihn. Nachdem Kiki spurlos verschwunden ist, macht sich
der Erzähler nun doch auf den Weg sie zu suchen. Er fährt wieder in das Hotel Delfin, denn da begann auch damals
alles. Nun freundet er sich mit einer Rezeptionistin an und erneuert den Kontakt zu einem alten Schulkameraden.
Als er sich auch noch um ein 13-jähriges Mädchen kümmern soll, gerät alles aus den Fugen.
Der erste Teil hat mir ein bisschen besser gefallen, da der surrealistische Anteil höher war, was ich besonders
mag an Murakami. Dennoch wieder eine tolle Geschichte, die mich in Murakamis Welt geführt hat. Toll ausgearbeitete
Figuren, ein Ich-Erzähler, der ganz typisch für Murakami mit dessen Vorlieben daherkommt. Ein sympathischer
Charakter, mit dem man am liebsten selbst befreundet sein möchte.
Besonders gut hat mir der Charakter von Yuki gefallen. Ein mysteriöses Mädchen, das der Geschichte einen
zusätzlichen Glanz verliehen hat.
Gott sei Dank habe ich noch ein paar Murakamis offen, ich liebe diesen Schriftsteller einfach! - Yasushi Inoue
Das Jagdgewehr
(71)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerEin einsamer Jäger streift traurig und still durch die japanischen Wälder. Wie kommt es zu dieser Einsamkeit und Stille,
die diesen Mann umgeben? Inoue versucht diese sGeheiminis durch einige Briefe zu klären, die an den Jäger gerichtet sind.
Die Briefe stammen von drei Frauen, die im Leben des Mannes eine maßgebliche Rolle gespielt haben: seine Frau, seine Geliebte und deren Tochter. Durch die Darstellung aus drei unterschiedlichen Perspektiven werden die Ereignisse aufgeklärt. Die jahrelang geheim gehaltene Liebe
zwischen dem Jäger und seiner Geliebten führt schließlich zu einem dramatischen Ereignis.
Bewertung: Die Sprache in der die Briefe verfasst sind ist ebenso umständlich wie bildhaft. Einige Ausdrücke sind schon sehr merkwürdig.
Zwei kleine Beispiele sind:
ich rechte - für ich habe Laub zusammengefegt
Kollegblock - Collegeblock, Schreibblock
Das Buch ist durch seinen ungewöhnlichen Aufbau und seine blumige ,für Europäer ungewöhnliche, Sprache durchaus lesenswert, allerdings sind einige sprachliche Ungereimtheiten nicht zu überlesen: 3 Sterne. - Yu Hua
Brüder
(25)Aktuelle Rezension von: PaulTempleDie epische Geschichte zweier Brüder spannt sich von den Tagen der Kulturrevolution bis in die 2000er Jahre, so dass die Protagonisten den Aufschwung Chinas zur Weltmacht miterleben und auch mitgestalten. Warum hat mir der Roman insgesamt nur mittelmäßig gefallen? Einerseits ist der Auf- bzw Abstieg der ungleichen Brüder mit sehr viel Humor erzählt, der leider nicht meinen Geschmack trifft und mir an vielen Stellen schlicht zu albern und über dreht ist. Zum anderen ist die Handlung vielerorts sehr in die Länge gezogen, was den Lesefluss etwas eintrübt und mich nicht immer zum Weiter lesen animiert hat. - Xiaolu Guo
Stadt der Steine
(19)Aktuelle Rezension von: sommerleseDieser Roman lässt uns China und seine Menschen besser verstehen. Fesselnd, aufwühlend und sehr intensiv geschrieben.
Der Roman "Stadt der Steine" der chinesischen Autorin Xiaolu Gu erschien bereits 2005. 2018 wird er im Knaus Verlag neu aufgelegt.
Die junge Chinesin Coral Jiang lebt mit ihrem Freund Red in einem Wolkenkratzer mitten in der Millionenstadt Beijing. Eines Tages erhält sie ein Paket ohne Absender, darin befindet sie ein
getrockneter Aal. Schon der Geruch erinnert sie an ihre Kindheit in der kleinen Fischersiedlung, die Stadt der Steine. Mit Macht kommen Gefühle, Erinnerungen und tief vergrabene Erlebnisse in ihr hoch, die sie damals dazu brachten, diesen Ort für immer zu verlassen.
Die Stadt der Steine ist ein ursprüngliches Fischerdorf am ostchinesischen Meer in dem gewaltige Taifune für Verwüstungen sorgen, wo die Menschen wortkarg und mit wenig Schulwissen ihr karges, hartes Leben als Fischer fristen und die althergebrachten Traditionen gelebt werden. Wo nur die Geburten der Söhne etwas zählen und Zwangsheiraten und Vergewaltigungen an der Tagesordnung sind.
Mit kurzen, prägnanten und sehr aufwühlenden Sätzen zeichnet die Autorin ein nachdenklich machendes Bild dieses Ortes, stellvertretend für die vielen anderen ländlichen Gebiete Chinas. Als Waise wächst Coral eher geduldet als geliebt bei ihren Großeltern auf. In einem Haus, indem statt Lachen und Leben, Einsamkeit, Wortlosigkeit und Gewalt regierte.
Die Geschichte von Coral wird nicht immer vollständig beschrieben, manche Dinge muss sich der Leser aus dem Kontext heraus denken. Doch gerade das macht das Buch so dramatisch und eindringlich. Gewalt und scheinbar lieblose Familienbande haben ihre Spuren auch in Corals Leben hinterlassen. Sie hat es geschafft, die Schatten ihrer Vergangenheit aus ihrem Leben zu verbannen, doch der nach alter Tradition der Stadt, gesalzene, getrocknete Aal bringt alle Gefühle wieder zurück.
Mit diesem Roman gewinnt man ungeahnte Einblicke in Chinas Traditionen, Lebensbedingungen und den Wandel zur Moderne. Mit dem Aal kommen auch bei Coral die Erinnerungen, die sie solange unterdrückt hat, zurück. Schlimme Erlebnisse, sexuelle Gewalt und große Armut.
Man ist beim Lesen sehr betroffen und wird nachdenklich, denn dieser bildgewaltige Roman hinterlässt seine Spuren. Ein sehr zu empfehlender Roman über das traditionelle China und das Leben in den modernen Großstädten Chinas. - Haruki Murakami
Afterdark
(342)Aktuelle Rezension von: mabo63Geheimnisvoll aber auch nüchtern, fast sachlich, ist die Erzählweise von Murakami in diesem Roman in dem wir aus der Vogelschau abtauchen in die pulsierende nächtliche Grosstadt. Gleich einer Kamera wird hineingezoomt zu Mari einer jungen Frau die einsam in einem anonymen Restaurant sitzt und liest. Jazz Musik im Hintergrund, ein junger Mann setzt sich zu ihr. Es stellt sich heraus dass er seine Schwester Eri kennt und wir erfahren dass mit Eri anscheinend etwas eigenartiges vor sich geht.
Ein Chinesisches Mädchen wird in einem Love Hotel zusammengeschlagen, Mari wird herbeigerufen weil sie Chinesisch kann. Sie hat die Befürchtung dass das Opfer ihre Schwester ist.
Murakami zoomt in einer nächsten Szene ins Büro des Täters. Er beschreibt sein Arbeitsumfeld, lässt uns teilhaben wie er mit seiner Frau telefoniert, wie er einkaufen geht, ein Taxi bestellt.
Andere Szene: die Kamera zommt in ein Zimmer, ein Mädchen das schläft, es ist Eri die Schwester von Mari. Im Zimmer ein Fernseher der hin und wieder ein Bild zeigt, darin ein Mann auf einem Stuhl, reglos. Das Bild verschwindet wieder.
Mari bekommt von all dem nichts mit.
Eine düstere Stimmung die Murakami in dieser Reise durch die Nacht zeichnet. Nicht Horror sondern eher die Einsamkeit und Anonymität der Menschen in der nächtlichen Grosstadt.
Durch den fast nüchternen Schreibstil bekommt der Roman einen faszinierenden Sog, ich wähnte mich tatsächlich wie in einem Film in Slow Motion.
- Jiang Rong
Der Zorn der Wölfe
(77)Aktuelle Rezension von: MartinADer Zorn der Wölfe ist ein seitenstarkes, bildgewaltiges Epos über die Mongolei, das dem Leser eine unbekannte und auf gewisse Weise doch sehr fortschrittliche Welt nahebringt. Wie die Han-Chinesen, welche das Leben mongolischer Viehzüchter kennen lernen sollen, lernt auch der Leser (Chinese oder nicht) viel über ein kaum bekanntes (oder wahrgenommenes) Volk. Es passiert nicht viel und doch scheint es, als würde der Leser direkt am Leben der Mongolen teil zu nehmen. Wichtig für den Mongolen und wichtig für das Buch ist der Wolf und so bestimmt dieses elegante Tier, das als wichtiger Gottesbote die Verbindung zum Himmel darstellt, einen wichtigen Teil im Buch ein, sei es in der mongolischen Gedankenwelt oder als potentielle Gefahr für Mensch und Tier.
Das Buch zeigt auf sehr eindringlicher Weise, wie der Mensch durch Gier und Machtstreben das Gleichgewicht zwischen Natur und Zivilisation zerstört… und so bleibt am Ende des Romans doch eine gewisse Nachdenklichkeit über die eigene Bedeutung und die Bedeutung des Menschen.
Aber DER ZORN DER WÖLFE ist ein Buch über Wölfe, die nicht zornig sind, sondern sich so verhalten, wie sie sich verhalten sollen. Der Leser erfährt viel über die mongolische Lebensweise, aber auch viel über den mongolischen Wolf. Und dennoch fließen Fiction und Fakten harmonisch ineinander über, Jiang Rong verfasste einen bedeutenden Roman, dessen Atmosphäre man sich nicht entziehen kann.Der Zorn der Wölfe erhielt zehn Literaturpreise, darunter den Man Asian Literary Prize. Geschrieben hat es Lü Jiamin, ein Regimekritiker und Demokratiebefürworter unter Verwendung eines Pseudonyms. Anders wäre eine Veröffentlichung in China nicht gestattet/möglih gewesen. Dort war es nicht nur ein sehr erfolgreiches Buch, der Siegeszug zog sich international fort.
2015 wurde das Buch als DER LETZTE WOLF verfilmt. - Hiromi Kawakami
Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß
(161)Aktuelle Rezension von: culejuleDer Kauf des Buches erfolgte aufgrund des doch für mich ansprechenden Covers und es erwartete mich auf 183 Seiten eine Liebesgeschichte zwischen der Ende 30-Jährigen Tsukiko und ihrem ehemaligem Japanischlehrer Sensei, der über 20 Jahre älter als Tsukiko ist.
Aus den anfänglischen Begegnungen zwischen den beiden entsteht eine Liebe, deren Verlauf für mich als Leser eingebettet in zarten leisen Tönen und stark sprechenden Bildern ein Lesegenuss war.
Und trotzdem gibt es einen Stern Abzug, da mir irgendwie das Gefühl gefehlt hat und dieses Buch für mich letztendlich nur eine entschleunigende poetische Liebesgeschichte war. Ich empfehle dieses Buch jedem, der japanische Literatur mag und jedem, der noch für die anstehende Frühlingssaison ein kleines Lesevergnügen zum Abschalten sucht.
- Ha Jin
Ein freies Leben
(8)Aktuelle Rezension von: dzaushangWas macht ein freies Leben aus? Ein Leben nur möglichst weit weg von der Heimat China? Ein Leben in den USA, wo jeder seines Glückes eigener Schmied zu sein scheint? Nan verlässt fluchtartig die verhasste Heimat, eine enttäuschte großen Liebe und viele andere geplatzte Träume hinter sich lassend. Aber er merkt, dass er seiner Heimat nicht so schnell entkommen kann, wie er sich das wünscht. Trotz eigener kleiner Familie gelingt das Wurzel fassen in den USA nur mühsam. Selbst über Jahre hinweg spukt immer noch die verloren gegangene Liebe in seinem Kopf herum. Auch sein Traum vom Leben eines Dichters lässt ihm keine Ruhe. Nan fühlt sich zerrieben zwischen dem Streben nach materieller Unabhängigkeit und Sicherheit für sich und seine Familie und diesem Herzenswunsch. Was macht ein freies Leben aus? Der äußere Schein,das Anhäufen von immer mehr Geld und Besitz? Ein Leben nach den eigenen Träumen und Idealen, Wünschen und Sehnsüchten? Ha Jin´s Roman erzählt von der Suche des Menschen nach dem Sinn des Lebens, vom Streben nach Freiheit und Selbstbestimmung. Er tut dies auf einfache, anrührende und authentische Weise. - Hideo Okuda
Die merkwürdigen Fälle des Dr. Irabu
(17)Aktuelle Rezension von: gedankenchaotiinNatürlich musste auch der dritte Teil her, nachdem ich die ersten beiden Teile der Reihe schon verschlungen habe. Dr. Irabu ist und bleibt ein Psychiater, wie er wortwörtlich im Buche steht. Seine Methoden sind so unkonventionell, dass sie einen schon wieder zum Lachen bringen. Und das "Schlimme" daran ist.. sie haben Erfolg.
Sei es, um dem Geschäftsführer einer großen Tageszeitung die Angst vor der Dunkelheit zu nehmen oder einem erfolgreichen Geschäftsmann dazuzubringen, wieder in den Kindergarten zu gehen. Die Schauspielerin, die Angst vor dem Alter hat, ist seinen Methoden ebenso wenig gewachsen, wie der Beamte, der plötzlich in die Abgeschiedenheit seines eigenen Landes versetzt wird.
Alle suchen sie mehr oder weniger freiwillig Hilfe bei dem eigenwilligen Arzt, welcher sich ihrer ohne zu Zögern annimmt.
Immer mit dabei seine Krankenschwester Mayumi, welche ebenso wenig alle Tassen im Schrank hat und doch einfach nur herrlich zu ihm passt.
Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob ich einem solchen Arzt und seiner Krankenschwester wirklich einmal begegnen will.
Der Schreibstil des Autors schmeisst einen sofort mitten in die vier Geschichten und allein aufgrund seiner unkonventionellen Methoden kann man das Buch nicht eher aus der Hand legen, bis man weiss, ob er Erfolg hat, zumal die Methoden seiner Heilungsmassnahmen nicht nur dem Patienten helfen, sondern auch ihm selbst.
5 von 5 Sonnenblumen "muss" ich auch hier wieder vergeben - Yoko Ogawa
Liebe am Papierrand
(49)Aktuelle Rezension von: JacqueRoeKlapptentext: "Ein junge Frau, die ein rätselhaftes Ohrenleiden hat, lernt einen Stenographen kennen. Sie fühlt sich auf geheimnisvolle Weise zu ihm hingezogen und bittet ihn, ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben. Dank seiner Aufzeichnungen beginnt sie die Rästel ihrer Vergangenheit zu verstehen. Doch schon bald muss sie erkennen, dass der Stenograph nur eine begrenzte Menge Papier zur Verfügung hat ..."
Eine junge Frau muss sich fast ganz verlieren um sich wieder zu finden und neue entdecken zu können. Schwach und zerbrechlich, wie auch zerbrochen beginnt ihr Weg, aus dem sie am Ende gestärkt und sich ihrer selbst vielleicht zum ersten Mal bewusst hervorgeht und bereits ist, sich dem Leben zu stellen. Dabei wünscht man ihr, dass sie der Zauber ihrer Ohren und seiner Hände nie verlassen möge.
In einem muss ich dem Klappentext widersprechen - erst sehr nah am Ende der Geschichte, also keineswegs "schon bald" wird die Endlichkeit des Papiermenge klar. Zuvor passiert vieles unbeschwert von dieser Erkenntnis.
Magie und Realität sind in diesem Roman auf so feine, so zarte und so leise Art miteinander verbunden. Erst ganz langsam beginnt man im Laufe der Geschichte zu enträtseln, wo die eine beginnt und die andere aufhört. Doch es gelingt am Ende nicht wirklich zwischen Magie und Realität sauber zu trennen; die Realität bleibt magisch, die Magie scheint real zu sein. Das Geheimnis darf ein Geheimnis bleiben.
Yoko Ogawa ist ganz sicher ein Name, den ich mir merken werde. Gerne will ich noch mehr solch wunderbare wundersame Geschichten lesen.
- Taichi Yamada
Sommer mit Fremden
(23)Aktuelle Rezension von: Liebes_BuchWikipedia sagt, Taichi Yamada sei Drehbuchautor und Schriftsteller. In Wahrheit ist er Poet. "Sommer mit Fremden" ist von betörender Schönheit! Harada wohnt nach seiner Scheidung in seinem Büro in einem Bürogebäudekomplex, in dem er nach Feierabend allein zurückbleibt. Plötzlich muss er an seine Eltern denken, die ums Leben kamen als er 12 war. Es gibt eine Frau in dem Gebäude, die auch an Einsamkeit leidet. Können sie sich trösten? Das Buch handelt vom Leben und vom Sterben, von der Liebe, von Eltern und Kindern und von Traurigkeit und Sehnsüchten. Obwohl man auf jeder Seite mit Harada mitempfindet, gibt es viel zu lachen, denn Yamada hat einen sehr trockenen Humor. Leider kann ich über die Geschichte nicht mehr sagen, weil sonst die Spannung weg ist, wenn man es verrät. Das Buch hat nur 189 Seiten und ich bin traurig, dass es zu Ende ist. Ich möchte in einem Buch von Taichi Yamada leben! Nie zuvor habe ich über den Kauf einer Krawatte so gelacht, nie zuvor habe ich bei ausverkauften Reiskeksen so gelitten. Wer weiss schon, was man im Spiegel wirklich sieht. Jeder, der die Gelegenheit hat, dieses Buch zu lesen, sollte sie ergreifen. Ich werde dieses Buch niemals mehr hergeben. - Yoko Ogawa
Der zerbrochene Schmetterling
(10)Aktuelle Rezension von: lesemausDas Schwimmbad
Also die ersten Seiten vermitteln dem Leser ein nettes, schütternes, verliebtes Mädchen. Sie schaut jeden Tag einem Jungen, in den sie verliebt ist, beim Wasserspringen zu. Die Beiden wohnen gemeinsam in einem Waisenhaus, wobei sie das Kind der Betreiber ist, und haben sehr wenig mit einander zu tun. Sie fühlt sich geborgen bei ihm, aber verabscheut die anderen Kinder. Sie quält eines der Kinder, ein Baby, welches wehrlos und sprachlos ist, indem sie dieses in dunkles, nasses Fass setzt und diesem beim Schreien und Weinen zuschaut. Grausam!! Noch schlimmer wird es als sie das Baby mit einem verfaulten Windbeutel vergiftet. Das Mädchen fühlt keine Schuld, merkt aber nicht, dass sie selber bei ihrem schrecklichen Handeln beobachtet wird. Am Schluss kommt es zur gerechten Strafe.
Das vollkommene Krankenzimmer
Der Bruder lässt sich in das Krankenhaus einliefern, indem auch seine Schwester arbeitet. Dort erfahren beide, dass er unheilbar krankist und bald stirbt. Da erkennt sie, dass sie ihren Bruder liebt. Dort lernt sie den Arzt ihres Bruders und dieser ist der Sohn von Eltern, die ein Waisenhaus betreiben und es kommt Wasser ins Spiel, als hätte die Erzählung eine Verbindung zu der vorherigen. Eine schlichte, ruhige Erzählung.
Der zerbrochene Schmetterling
Diese Erzählung beschreibt wie sich eine Frau, nachdem sie ihre senile Großmutter in einem Heim abgeben hat, verändert. Diese Veränderung beruht nicht nur darauf, dass die Großmutter weg ist und sie jetzt alleine in der Wohnung lebt, sondern auch, dass sie schwanger ist.
Fazit: Ogawas Sprache ist an vielen Stellen ekelig und man möchte schnell diese Wörter überfliegen. Die Erzählungen sind leicht und schnell gelesen :)
- Yasunari Kawabata
Schneeland
(20)Aktuelle Rezension von: andreakwatengSchneeland ist ein leises, fast zärtliches Buch über die Begegnung eines Geschäftsmannes und einer Geisha in den verschneiten Bergen Japans. Dies ist ein wunderbares Buch mit faszinierenden Beschreibungen und Dialogen. Nicht umsonst hat Kawabata den Nobelpreis gewonnen. Eines der absoluten Highlights in meiner Bücherei.
- Ha Jin
Im Teich
(8)Aktuelle Rezension von: NexusShao Bin lebt in der chinesischen Stadt Endstadt und arbeitet als arbeitet dort als Mechaniker in der Düngemittelfabrik „Ernteglück“. Schon lange sind ihm die korrupten Praktiken der Firmenleitung ein Dorn im Auge und als er bei der Wohnungszuteilung für eine größere Unterkunft erneut übergangen wird, platzt ihm der Kragen. Der talentierte Hobbykalligraph und Zeichner veröffentlicht eine Karikatur, die die Korruption in der Führungsebene der Firma anprangert. Damit gerät er natürlich auf deren Abschlussliste, aber unermüdlich kämpft er weiter für seine Rechte. Ha Jin hat hier mit seinem ersten Roman „Im Teich“ eine hervorragende Arbeit abgeliefert. Mit viel Witz beschreibt er die er die eigentlich ernste Geschichte des Kampfes eines einfachen Arbeiters gegen den übermächtigen Führungsapparat. Das Buch ist sehr kurzweilig geschrieben – Längen oder Durchhänger in der Geschichte gibt es nicht. Shao Bin ist ein sehr sympathischer Hauptcharakter in den ich mich schnell hineindenken konnte. Ich habe mich über jede Idee gefreut, die er hatte, um den Machenschaften der Fabrikleitung ein Ende zu bereiten – genauso wie ich mit ihm gelitten habe, wenn er mitunter weit über das Ziel hinausschießt. Insgesamt ist „Im Teich“ ein schöner, durch seinen wohldosierten Humor nie langweilig werdender kleiner Einblick in die chinesische Kultur. (Der leider viel zu schnell zu Ende ist – denn der Schluss kam dann doch sehr abrupt)