Bücher mit dem Tag "osteuropäische geschichte"
24 Bücher
- Milan Kundera
Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins
(1.162)Aktuelle Rezension von: LucianVicovanIch habe es mir Absichtlich für ganz am Ende übrig gelassen! Habe davor ganz viele andere Werke von ihm gelesen, ihm nach dem Moment der „Liebe auf dem ersten Buch“ mit jedem weiteren Werk noch mehr zu lieben gelernt!
Nun war ich bereit für die von vielen als sein Meisterwerk genannte Geschichte!!
Es fällt mir nicht leicht das Werk allen anderen Vorneweg zu stellen, aber es ist doch, das vielleicht am reichsten und dichtesten mit „Kundera“ gefüllte!! 🤓
- Robert Scheer
Pici: Erinnerungen an die Ghettos Carei und Satu Mare und die Konzentrationslager Auschwitz, Walldorf und Ravensbrück
(42)Aktuelle Rezension von: pardenEIN PERSÖNLICHES MAHNMAL...
Robert Scheer liebte seine Großmutter. Dies ist an und für sich nichts Besonderes, doch eigentlich ist es ein Wunder, dass es den Autor überhaupt gibt. Denn eigentlich hätte seine Großmutter Pici nicht überleben, nicht heiraten und keine Familie gründen dürfen. Denn dies war der Plan von Hitler und seinen Schergen. Doch als einzige ihrer weitverzweigten jüdischen Familie überlebte Pici ("die Kleine") seinerzeit die Gräuel des Holocaust.
"Die Weisen sagen, das Ziel des Lebens sei das Leben selbst. Dem folgend habe ich das Ziel erreicht. Denn ich lebe noch." (S. 56)
Zum 90. Geburtstag seiner Großmutter beschloss Robert Scheer, diese nach ihren Erlebnissen zu befragen, damit ihr Zeugnis bewahrt bleibt. Und wo Pici jahrzehntelang geschwiegen hat, öffnete sie sich ihrem Enkel gegenüber und gab Auskunft über helle und dunkle Jahre ihrer Vergangenheit.
Die ersten zwei Drittel des Buches erzählen von Picis Familie und ihrer Kindheit in Rumänien. Dort wohnte die Familie ungarischer Juden und lebte vom Holzhandel des Vaters. Arm, kinderreich, aber zufrieden, so wie viele andere Menschen der kleinen rumänischen Stadt auch. Als etwas langatmig habe ich diese Schilderungen zeitweise empfunden, aber andererseits als durchaus legitim - holte sich Pici auf diese Art noch einmal alle Mitglieder iher großen Familie in ihre Erinnerung zurück, alle in den Jahren des Holocaust ums Leben gekommen.
Die schlimmen Erlebnisse Picis nach dem Verlust ihrer Heimat in den 40er Jahren nach der Machtergreifung Hitlers nehmen entsprechend etwa ein Drittel des Buches ein. Die Vertreibung ihrer Familie aus der kleinen rumänischen Stadt, die Erfahrungen im Ghetto, die Deportationen in verschiedene Konzentrationslager, die Kälte, die Hitze, der Hunger, die Unmenschlichkeit, die Angst, die Krankheiten, das Trauma, der Tod - Dinge, über die es sicher auch nach 70 Jahren noch schwerfallen dürfte zu sprechen.
Was mich bei der Lektüre verblüffte, waren die großen Erinnerungslücken Picis, die viele schreckliche Erlebnisse und Details ausgeblendet zu haben scheint.
"Und auch für die folgenden Zeiten gibt es solche kleinen Momente, die völlig in meinem Gedächtnis fehlen, aber nicht so, dass ich sie nach Jahren vergessen hatte, sondern so, als hätten sie nichts mit mir zu tun gehabt. Vielleicht, weil mein Verstand dies alles nicht nachvollziehen konnte und von sich wegschob..." (S. 90)
Entsprechend rudimentär erscheinen denn auch teilweise die Erinnerungen, Spotlights der Schrecken, wobei die Schilderungen selbst nahezu nüchtern erscheinen. Dennoch kommt das Grauen beim Leser an, die Bilder lassen sich ncht verdrängen, die Unfassbarkeit der Erinnerungen bricht sich Bahn. Zahlreiche in den Text integrierte Fotos (viele aus dem Privatbesitz des Autors) unterstreichen das Geschriebene, geben dem Erzählten ein Gesicht und verankern das Grauen in der Realität.
Der Schreibstil ist einfach, erinnert zeitweise an einen ungeübten Schulaufsatz. Doch vieles ist in wörtlicher Rede wiedergegeben und dokumentiert so eher das Gespräch zwischen dem Enkel und seiner Großmutter Pici als dass es literarisch aufgearbeitet ist. Dieses Stilmittel der wörtlichen Rede unterstreicht in meinen Augen die Authentizität der Erzählung.
Neben den bereits erwähnten Fotos gibt es - vor allem in dem vielseitigen Anhang - auch zahlreiche Kopien von alten Briefen, Dokumenten und Listen, die die Erinnerungen Picis in Raum und Zeit des Holocaust verankern. Hier hätte ich mir eine bessere Qualität der Darstellung gewünscht, denn viele der genannten Quellen waren durch eine blasse und verschwommene Kopie für mich tatsächlich kaum leserlich, was ich wirklich bedauerlich fand.
Robert Scheer hat mit diesem Buch nicht nur seiner geliebten Großmutter ein Denkmal gesetzt, sondern mit Picis Erinnerungen auch ein persönliches Mahnmal geschaffen. Ein Buch 'Gegen das Vergessen', das sehr persönliche Einblicke gewährt.
© Parden - Günter Grass
Die Blechtrommel
(563)Aktuelle Rezension von: SM1"Die Blechtrommel" ist wohl das bekannteste Werk des Literatur-Nobelpreisträgers Günter Grass. Es bildet zusammen mit der Novelle "Katz und Maus" und dem Roman "Hundejahre" die Danziger Trilogie.
Die zentrale Figur des Buches ist Oskar Matzerath, der im Alter von drei Jahren aus Protest beschließt, nicht mehr zu wachsen.
Der Roman ist in drei Bücher unterteilt, deren Schauplätze Danzig (Buch eins und zwei) und Düsseldorf (Buch drei) sind.
Aus der Sicht der Hauptfigur wird ein Stück deutscher und europäischer Geschichte auf ungewöhnliche Weise und aus einer ungewöhnlichen Perspektive geschildert.
Auch wenn es sich dabei um alles andere als leichte Kost handelt, ist der Roman größtenteils sehr unterhaltsam, so dass sich die manchmal anstrengende Lektüre letztlich lohnt.
- Alexander Solschenizyn
Der Archipel GULAG
(51)Aktuelle Rezension von: DrGordonDas Buch zum Thema sowjetisch-russischer Terror und kommunistischer Diktatur. Trotzdem der Autor gut beschreibt, das die Gulags bereits zur Kaiserzeit existiert haben. Egal mit wem ich über das Thema Vertreibung, Verbannung des sowjetischen Kommmunismus rede, empfehle ich Solschenizyn zu lesen. Als ein Art Grundlagenwerk Wenn ich Archipel Gulag gelesen habe, kann ich andere Bücher und Autoren (z.B. Herta Müller oder der chinesische Nobelpreisträger Gao Xingjian) besser verstehen und einordnen. Das Buch lässt niemanden kalt. Resumée: Absolut empfehlenswert und lesenswert. - Jules Verne
Der Kurier des Zaren
(91)Aktuelle Rezension von: HannahLovesFenchelteeErneut konnte mich Jules Verne überzeugen. Er versteht es einfach auf den ersten 20 Seiten des Buches eine eindrucksvolle und bildliche Umgebung zu gestalten, wenn ich mich recht entsinne, vier interessante Charaktere vorzustellen, und noch dazu den Grundstein für eine vielfältige und spannende Geschichte zu legen.
Auch wenn ich zugeben muss, dass das Happy-End vorhersehbar war und die Geschichte auch nicht unbedingt anspruchsvoll war, macht es einfach Spaß mit Michael Strogoff durch Russland zu reisen. Die Charaktere sind allesamt einzigartig und gelungen, jeder liebenswert in seiner eigenen Art, und die Schilderungen der Landschaft, in die ein paar klug eingebaute historische Fakten beinhalten, sind so lebhaft und anschaulich, wie ich sie selten zuvor gelesen habe. Ich bin absolut begeistert!
- Andreas Kappeler
Ungleiche Brüder
(3)Aktuelle Rezension von: belanahermineInhalt
Nach einem Vorwort hat der Autor den Stoff in 10 Kapitel unterteilt. Diese verfolgen im Wesentlichen eine chronologische Folge von der Kiewer Rus bis zur Ukraine im heutigen Europa. Dabei geht es um die Entstehung und Entwicklung der Völker und Staaten, um ihre Kriege und Verbindungen, um ihre Alliierten und Feinde.
13 Seiten Anmerkungen, 9 Seiten Literaturverzeichnis, 4 Seiten Personenregister und 4 Landkarten sind am Ende des Buches zu finden.
Subjektive Eindrücke
Wegen des Krieges in der Ukraine war ich auf der Suche nach Informationen darüber, welche Entwicklungen beide Länder bis dahin vollzogen hatten. Ich hatte so viele offene Fragen. Viele davon konnte das Buch beantworten. Hinsichtlich vieler Aspekte bekam ich neue Denkanregungen. Hier waren insbesondere hinsichtlich der Entwicklungen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion sehr erhellend.
Das Buch ist interessant und gut verstehbar geschrieben. Der Autor gibt viele Quellen an, sodass davon auszugehen ist, dass das Buch gut recherchiert wurde. Es macht auf mich den Eindruck einer sachlichen Wissensdarstellung ohne Bewerten, Parteiergreifen oder Indoktrinieren.
Fazit
Viel Interessantes über das Verhältnis der Ukraine und Russlands.
Weitere Rezensionen von mir gibt es unter https://belanahermine.wordpress.com/category/rezension/
- Ken Follett
Der Mann aus St. Petersburg
(115)Aktuelle Rezension von: Martini1979Ich bin bei Follet immer zwiegespalten. Habe mich nun aber entschieden, seine historischen Romane für gut zu befinden.
Auch in diesem Buch gibt es allerlei Verwicklungen und Handlungsstränge. Der Kampf um das Frauenwahlrecht, Verhandlungen über Bündnisse zwischen Russland und dem Vereinigten Königreich, sowie eine alte Affäre.
- Robert Harris
Aurora
(61)Aktuelle Rezension von: HoldenEin packender Thriller, der in der Nachwendezeit in Rußland spielt und die Atmosphäre zur Zeit Stalins genauso wie zur Zeit in den Neunzigern einfängt: "Fluke" Kelso nimmt als Historiker an einem Geschichtssymposium in Moskau teil, als ihn ein ehemaliger Gulaginsasse und sehr trinkfester (Vorsicht Klischee!!) Zeitzeuge aufsucht und ihm von einem geheimen Tagebuch Stalins erzählt. In dem Zusammenhang wird (ähnlich wie in der aktuellen Graphic novel "The death of Stalin" und deren angeblich grottenschlechter Verfilmung) die Geschichte von Stalins Tod erzählt, die superspannend erzählt wird, und mit dem wißbegierigen Fernsehreporter O`Brian macht Fluke sich schnell auf die Suche, das Geheimnis von Stalins Notizbuch zu ergründen...Eine tolle Schilderung der Stalinzeit und der Boris-Jelzin-Zeit (hicks), die immer noch weit verbreitete Stalin-Verehrung macht einen frösteln. - Robert Harris
München
(81)Aktuelle Rezension von: MarcsbuechereckeRobert Harris und mich verbindet eine seltsame Beziehung. Nachdem ich vor Ewigkeiten ein Buch von ihm gelesen hatte (Ghost), war ich ihm irgendwie verfallen und war mir bei jedem Buch, welches ich danach von ihm in die Hand bekommen habe sicher, dass ich es lesen muss. Gemacht habe ich es irgendwie nie.
München lag dann auch irgendwie Ewigkeiten in meinem Regal rum, bis ich es dann vor einiger Zeit einfach spontan in die Hand genommen habe.
Harris' Schreibstil hat es auch hier geschafft, mich sofort in seinen Bann zu ziehen - er hat eine Eigenart an sich, wie ich sie bisher selten erlebt habe. Harris gelingt es innerhalb von zwei Sätzen mich vollkommen in seine Geschichte zu packen - und das obwohl die Geschichte selber nicht wirklich packen kann.
Wie so oft bei Harris' Werken mit historischem Bezug verschwimmen die Grenzen zwischen Fiktion und Realität hier sehr gekonnt und sorgen zusätzlich für einen Spannungsbogen innerhalb des Spannungsbogens. Zumindest bei mir, weil man nie genau weiß, wann der nächste Grenzüberschritt kommt
Leider war es das dann auch schon mit den positiven Sachen an dem Buch. Die Geschichte plätschert so vor sich hin, die Charaktere sind relativ flach und das Ende bzw. das Setzen des Endpunktes innerhalb der realen Geschichte haben mich nicht überzeugen können. Dennoch hat gerade der Schreibstil dafür gesorgt, dass ich mir noch einige andere Bücher von ihm anschaffen werde.
Fazit:
Ein Thriller, der durchaus seine Stärken - vor allem im realen Setting - hat, leider aber auch einige Schwächen hatte. Im Großen und Ganzen halten sich die Punkte die Waage. Kurz: ein klassisches "Standard-Buch".
- Hollow Skai
Scorpions
(1)Aktuelle Rezension von: HoldenEin Bildband mit begleitender Bandgeschichte der jahrzehtelang erfolgreichsten deutschen Band im Zeitraum 1965 bis 1992. Die Handlung und Entwicklung der Band wird sehr schnell durchgegangen, man erkennt aber bereits hier, daß sich die Scorpions immer gegen Anfeindungen aus Deutschland wehren mußten nach dem Motto "Der prophet zählt nichts im eigenen Land". Die "Wind of changes"-Phase wird auch nur sehr knapp behandelt, also für einen richtigen Fan ist das sicherlich zu knapp. Aber die Bandfotos sind top und spiegeln die lebensfreude wider, die die Musiker ausstrahlen. - Zlata Filipovic
Ich bin ein Mädchen aus Sarajevo
(21)Aktuelle Rezension von: Lottie1Im Frühling 1992 wurde Sarajevo von Truppen der bosnisch-serbischen Armee umzingelt. Geschütze und Panzer wurden auf den Hügeln rund um die Stadt stationiert, der internationale Flughafen in Ilidža eingenommen. Damit begann die längste Stadtbelagerung des 20. Jahrhunderts mit dramatischen Folgen für ihre Bevölkernung. Ohne Heizung, Strom und Nahrungsmittel, abgeschottet von der Außenwelt und unter ständiger Bedrohung durch Bombenangriffe, Scharfschützen auf den Hügeln und Heckenschützen in der Stadt wurde das Leben in der Stadt zu einem zähen Überlebenskampf.
Die junge Zlata Filipović begann ihr Tagebuch in einer Zeit, als ihre Welt noch von den Freuden und Sorgen eines normalen Mädchens geprägt war – Sommerferien, Schulbeginn, Geburtstagspartys. Doch als die Belagerung von Sarajevo begann, wandelte sich das Tagebuch schnell von einem gewöhnlichen Kindheitserlebnis zu einem erschütternden Zeugnis des Krieges.
Was das Tagebuch so besonders macht, ist die Art und Weise, wie Zlata das Grauen um sie herum in einfachen, aber eindringlichen Worten beschreibt. Die Veränderung in ihren Einträgen spiegelt den plötzlichen und brutalen Bruch mit der Kindheit wider. Die heile Welt eines elfjährigen Mädchens wird durch die Realität des Krieges ersetzt: Bombenangriffe, der Verlust von Freunden und Familie, ständige Angst und der tägliche Kampf ums Überleben.
Trotz des allgegenwärtigen Leids zeigt Zlata eine beeindruckende innere Stärke und eine Reife. Ihr Tagebuch ist nicht nur ein Bericht über die Schrecken des Krieges, sondern auch ein Zeugnis der Widerstandskraft des menschlichen Geistes. Trotz der andauernden Gewalt hält Zlata an ihrer Hoffnung und dem Wunsch nach Normalität fest. Immer wieder findet sie kleine Lichtblicke im Alltag: wenn der Strom für ein paar Stunden zurückkehrt, ein Geburtstag ohne Bombenangriffe gefeiert werden kann, oder ein seltenes Lebenszeichen von Freunden, die ins Ausland geflohen sind, durchkommt.
Das Tagebuch endet kurz vor der Flucht der Familie nach Paris im Jahr 1993, die Zlata schließlich vor dem anhaltenden Horror bewahrt – die Belagerung wird noch zwei weitere Jahre dauern und insgesamt 11.000 Menschen das Leben kosten. Doch Zlatas Aufzeichnungen bleiben ein wichtiger Mahnruf gegen die Grausamkeit des Krieges und erinnern an die Zerbrechlichkeit und den unschätzbaren Wert des Friedens.
- John le Carré
Das Russland Haus
(50)Aktuelle Rezension von: JosseleDer Roman erschien 1989 unter dem Originaltitel „The Russia House“. Nachdem ein Handelsvertreter bei einer Phonomesse in Moskau von einer Russin geheimes Material zur Übergabe an einen Verleger in England erhalten und bei den Behörden abgeliefert hat, wird eben dieser Verleger, Bartholomew Scott „Barley“ Blair, vom Secret Service mit sanftem Druck dazu gebracht, nach einer kurzen Einweisung für den Service erneut nach Moskau zu reisen und Kontakt mit den mutmaßlichen Dissidenten oder Informanten aufzunehmen.
Der Roman ist zeitlich in der Regierungszeit Michail Gorbatschows in der Sowjetunion angesiedelt, also der Zeit von Perestroika (Umstrukturierung) und Glasnost (Offenheit), wobei beides natürlich noch nicht überall im Land angekommen ist – und wie wir wissen, auch nicht überall ankommen wird. Doch damals waren die Hoffnungen groß, den bedrohlichen Kalten Krieg ein für alle Mal beenden und die Weltkriegsgefahr bannen zu können.
So kann man diesen Roman als einen Abschied John le Carrés vom Kalten Krieg lesen. Dazu passt, dass dieser Roman der erste Roman des Autors ist, der offiziell in der Sowjetunion erscheinen durfte.
Die feine Ironie, manchmal auch der Sarkasmus des Autors bricht sich immer wieder Bahn. Das macht Spaß beim Lesen. Ein Beispiel: „Tee oder Kaffee? Schmeckt beides gleich, fürchte ich, aber wir arbeiten daran.“ (Büchergilde Gutenberg, 1990, S. 262) Allerdings zieht sich die Handlung stellenweise mächtig dahin, das macht dann weniger Spaß, sondern ist recht langweilig.
Was mir sehr realitätsnah vorkommt, ist die Schilderung der Stimmung innerhalb der russischen Bevölkerung, die nach wie vor unter Versorgungsengpässen leidet und der Offenheit aufgrund der jahrelang gemachten Erfahrungen nicht so richtig traut.
Manchmal, finde ich, verliert sich der Autor zu sehr in Andeutungen, so dass sich der Leser etliches zusammenreimen muss. Da hätte ich mir an der ein oder anderen Stelle etwas mehr Klartext gewünscht, z.B. am Ende der Geschichte. Drei Sterne.
- Martin Cruz Smith
Gorki Park
(90)Aktuelle Rezension von: CalderonDas Buch ist mehrere Jahrzehnte alt, es spielt in der längst untergegangenen Sowjetunion und schildert die Aufklärung eines Mordes im Moskauer Gorki Park. Die Hauptfigur ist Arkadi Renko, ein Russe, Sohn eines hoch dekorierten Kriegshelden, der sich gegen zahlreiche Widerstände darum bemüht, die Mörder und Motive der Tat ans Tageslicht zu bringen.
Wer sich ein bisschen mit der sojwetischen Geschichte auskennt, weiß, dass das allein schon eine Form der Abweichung ist. Denn die Sowjetunion hat die Lüge als Fundament ihrer Existenz erkoren. Wer nach der Wahrheit forscht, stößt schnell auf Grenzen, es kann zudem gefährlich werden.
Cruz-Smith hat mit Gorki-Park einen Meilenstein markiert. Der Roman wurde - brillant - verfilmt; vor allem aber gibt es Fortsetzungen, die bis in die jüngste Vergangenheit die Erlebnisse Renkos schildern. Man wird mittelbar Zeuge, wie die Sowjetunion untergeht und aus den Trümmern die wüsten Jelzin-Jahre entstehen, gefolgt vom Blei des Putinismus.
Gerade die ersten Romane waren toll, die jüngeren haben etwas nachgelassen. Den ersten, Gorki Park, sollte jeder Thriller-Leser, der nicht nur Einheitsbrei schmökern will, lesen.
- Claudia Rusch
Meine freie deutsche Jugend
(39)Aktuelle Rezension von: Holden"für Irmgard, ganz herzlich, Weimar 16.10.03" lautet die Widmung, dem bleibt eigentlich nichts hinzuzufügen, nur das hier die Lebensgeschichte eines Vorbilds an Zivilcourage anschaulich präsentiert wird. Wäre man selbst so tapfer gewesen, man weiß es nicht, aber durch die Erziehung zum Querdenken durch ihre Mutter und deren Freunde wurden die Energien der kleinen Claudia in die richtigen Bahnen gelenkt. Das DDR-Unrecht wird drastisch angeklagt, so daß kein Platz mehr für Ostalgie und Verklärung bleibt, erst mit der "Wende" wurden die Oppostitionellen zu "echten" DDR-Bürgern, aber aufhalten ließ sich der hier schreibende Wirbelwind nicht. Auch ein Vorbild an Lebensenergie und der Beweis dafür, was man als Individuum erleben kann.
- Juri Schigunow
Wenn Tote morden
(2)Aktuelle Rezension von: HoldenNach zwei Erzählsträngen, die anscheinend gar nichts mit der Hauptgeschichte zu tun haben, dreht sich vornehmlich alles um eine russische Delegation des FSB, die im Jahr 2000 nach Washington reist, um sich mit ihren amerikanischen Kollegen "abzusprechen", zB wo Atomsprengköpfe stationiert sind oder wo neutrale Gebiete liegen. Die amerikanischen Agentinnen gehen mit ihren russischen Pendants shoppen (wie typisch!), die Männer gehen mit den osteuropäischen Kollegen joggen, und man haut sich ironische Spöttereien um die Ohren. Merkwürdig, daß gleichzeitig mit den Russkis auch der "Greif" wieder auftaucht, ein russischer KIller, der zuvor zum Spielball der Geheimdienste wurde...Die Niederungen und Schweinereien der Geheimdienstbranche werden durchleuchtet, man "gibt sich nichts", und die Auflösung ist absolut überraschend. Chapeau, spassiba!
- Sam Eastland
Roter Zar
(46)Aktuelle Rezension von: PMelittaM1929: Pekkala war das Smaragdauge des Zaren, sein besonderer Ermittler. Nach Jahren im Gulag in Sibirien, bittet man ihn schließlich den Tod der Zarenfamilie zu untersuchen, und stellt ihm im Zuge dessen seine Freiheit in Aussicht.
„Roter Zar“ ist der erste Band einer Reihe und bereits 2010 entstanden. Mir hat die Erzählweise gut gefallen, abwechselnd erfährt man das aktuelle Geschehen bzw. Pekkalas Erinnerungen aus der Zeit vorher, wir erfahren so, wie er das Smaragdauge des Zaren wurde, und schließlich im Gulag landete. Pekkala ist ein interessanter Charakter, den man gut kennenlernt. Er versucht sein bestes zu geben, hat aber auch Schwächen. Ich bin gespannt, wie er sich im Laufe der weiteren Bände entwickeln wird.
Es gibt zwei weitere wichtige Charaktere, die Pekkala bei seinen Ermittlungen zur Seite stehen, einer ist recht zwielichtig, und stammt aus Pekkala Vergangenheit, der andere ist ein junger Mann, der eigentlich Küchenchef werden wollte, nun aber Kommissar ist. Wahrscheinlich wird einer der beiden zukünftig weiter eine Rolle spielen, auch hier bin ich gespannt.
Natürlich weiß man heute, was mit den Romanows passiert ist, im Anhang finden sich dazu auch Anmerkungen des Autors. Trotzdem ist es interessant, den Ermittlungen zu folgen, die nicht ganz den historischen Verlauf wiedergeben. Man erfährt auch ein bisschen darüber, wie man im bolschewikischen Russland lebt, und auch Stalin tritt auf. Der Fall hat einige überraschende Wendungen, ganz zufrieden bin ich mit der Auflösung nicht, ich frage mich, warum Pekkala das mit seinen Erfahrungen und Fähigkeiten nicht früher erkannt hat – aber, wenn man bedenkt, was er alles erlebt hat, ist es auch nicht ganz unwahrscheinlich. Es fehlt vielleicht ein bisschen an Spannung, aber die habe ich hier auch gar nicht gebraucht, viel interessanter waren die einzelnen Entwicklungen, die Menschen und Hintergründe.
Mir hat der Roman gut gefallen, auch wenn er ein bisschen die Geschichte beugt, wenn man aber die vielen Gerüchte rund um das, was mit den Romanows geschah, kennt, hätte es immerhin so sein können. Pekkala ist eine interessante Figur, ich freue mich darauf, ihn in weiteren Romanen wiederzutreffen. Von mir gibt es 4 Sterne, da mir die Auflösung nicht ganz logisch erscheint, insgesamt ist der Roman aber lesenswert. - Frederick Forsyth
Des Teufels Alternative
(34)Aktuelle Rezension von: JessisBuchweltIn „Des Teufels Alternative“ entführt uns Frederick Forsyth in eine Welt, in der der Kalte Krieg fast so heiß wird wie mein Kaffee, wenn ich vergesse, ihn zu trinken. Stell dir vor, ein sowjetischer Generalsekretär muss sich zwischen einem Krieg mit dem Westen und einer Hungersnot entscheiden – klingt nach der Art von Entscheidung, die ich treffe, wenn ich zwischen Salat und Pizza wählen muss.
Forsyth, der Meister der Geopolitik, lässt uns in die dunklen Gänge der Macht eintauchen, wo das Schicksal der Welt auf dem Spiel steht. Und wie in jedem guten Thriller gibt es natürlich auch einen britischen Agenten, der so verdeckt arbeitet, dass selbst James Bond sich Notizen machen würde.
Die Geschichte ist so spannend wie die letzten Minuten eines Fußballspiels, bei dem es unentschieden steht. Wir reisen von der Sowjetunion über die USA bis nach Deutschland, und es gibt genug Wendungen, um einen Schleudertrauma zu bekommen. Aber keine Sorge, Forsyths Schreibstil ist so flüssig, dass du das Buch schneller durch hast als eine Tüte Chips während eines Netflix-Marathons.
Das Buch mag zwar aus den 80er Jahren stammen, aber es ist so zeitlos wie die Frage, ob man Ananas auf Pizza tun sollte (Spoiler: Man sollte nicht). Es ist ein Muss für jeden, der Thriller liebt, die so realistisch sind, dass man sich fragt, ob Forsyth nicht heimlich ein Zeitreisender ist.
Also schnapp dir „Des Teufels Alternative“, mach es dir gemütlich und tauche ein in eine Welt, in der die Politik noch verwirrender ist als deine letzte Beziehung. Nur ein Tipp: Fang am besten an einem Wochenende an, denn dieses Buch legst du so schnell nicht mehr weg!
- Szczepan Twardoch
Das schwarze Königreich
(8)Aktuelle Rezension von: aus-erlesenAlles im Leben von Jakub Shapiro ist Vergangenheit. Der Kampf gegen die Nazis, gegen die Obrigkeit, gegen den Boxer in der anderen Ringecke. Auch sein Leben mit Frau und Kindern. Und das Leben als Unterweltkönig von Warschau. Seit 1939 alles ist anders. Vorbei der Luxus und das aufregende Leben auf der Überholspur. Es herrschen neue Regeln im Warschauer Ghetto. Der gelbe Stern am Ärmel. Straßenbahnfahren verboten. Von Redefreiheit ganz zu schweigen.
In einem Versteck sitzt Ryfka. Neben ihr liegen zwei Männer auf Matratzen, die jeder Beschreibung spotten. Die Ratten tanzen Polka. Den einen Mann pflegt sie aus Höflichkeit, den Anderen aus unerschütterlicher Liebe. Sie kennt ihn schon seit Jahren. Aus einer Zeit, in der sie auch Männer pflegte. Allerdings anders als momentan. Nicht medizinisch. Sie denkt nach, wie es mal war, wie der Andere da auf der Matratze einst Ihr Leben dominierte, ihr Herz höherschlagen ließ. Vor ihr liegt nun ein Häufchen Elend. Sie weiß kaum, ob er lebt oder jemals lebte. Es fällt ihr schwer die Gedanken zu ordnen, die richtige Zeitform zu finden.
Währenddessen ist Ares im Ghetto unterwegs. Er schmuggelt alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Ares, der Kriegsgott. Namen hat er sich selbst gegeben. Legenden ranken sich um ihn. So wie einst um Jakub Shapiro. Für Ares ist das keine Adelung. Er heißt David. Auch Jude, so wie Jakub. Und der ist außerdem sein Vater. Einen Vater, den David nie mehr sehen möchte. Zu rief der Riss zwischen Vater und Sohn. Der Vater, der Kinder und Frau verließ. Der Sohn, der nun das Überleben sichern muss. Der Sohn, der jedem Deutschen am liebsten den Garaus machen möchte.
Drei Menschen, die so eng verbunden sind wie eine Familie. Doch Liebe ist hier fehl am Platz. Ryfka pflegt und trauert schon fast um ihren Jakub. Jakub ist nicht mehr Herr seiner selbst. Und David ist vom Zorn beseelt, immer in dem Wissen, dass selbst bessere Zeiten keine Linderung verschaffen können.
Was Machtverlust, Liebe und Hass, Unterdrückung und Kampf mit Menschen machen können, beschreibt Szczepan Twardoch in unnachahmlicher Weise. Gefühle und Gewalt sind gelichberechtigte Partner auf der Landkarte des Warschauer Ghettos zur Zeit des Aufstandes. Die viel gepriesene Anarchie greift um sich. Und jeder, der nicht schnell genug ist, es nicht mehr sein kann, wird gnadenlos zum Opfer abgestempelt. Die Gefahren lauern hinter jeder Ecke. Jeder kann ein Verräter sein oder sich offen zu erkennender Feind. Für Liebe und Zutrauen ist kein Platz. Ryfka wagt es dennoch. In der Stille und dem Dunkel der Nacht opfert sie sich auf bis sie Ares gegenübersteht…
- Günther Stökl
Russische Geschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart
(1)Noch keine Rezension vorhanden - Jörn Roes
Freiwillig in den Krieg
(1)Aktuelle Rezension von: HoldenPersönliche Erinnerungen an den Nationalsozialismus und den Zweiten Weltkrieg, aufgeschrieben vom Enkel: Der junge Wilhelm meldet sich freiwillig zur Waffen-SS, um der Armut und dem harten Leben eines Schiffsjungen zu entgehen. Aber der harte Drill und die ersten Kriegserfahrungen stellen diese Entscheidung rasch als Fehler heraus. Eine gelungene Dokumentation der Kriegserlebnisse eines Einzelnen. - 8
- 12
- 24