Bücher mit dem Tag "pastiche"

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17 Bücher

  1. Cover des Buches Jonathan Strange and MR Norrell (ISBN: 9781620409909)
    Susanna Clarke

    Jonathan Strange and MR Norrell

     (104)
    Aktuelle Rezension von: glasratz

    Es ist selten, dass ich über ein Buch sagen kann, dass es herrlich ist. Bei diesem ist es ganz klar der Fall. Ich habe noch nie eine so wunderschöne Persiflage auf das Gelehrtentum des 18. und 19. Jahrhunderts gelesen - und gleichzeitig ist das Buch auch noch ein absolut solider Fantasyroman.
    Mit den beiden namensgebenden Charakteren Mr. Strange und Mr. Norrell werden zwei unterschiedliche Typen von Akademikern beschrieben, die typisch für ihre Zeit waren. Norrell, der geniale aber menschenscheue, ängstliche Bücherwurm, der wirkt als könne er keiner Fliege etwas zu Leide tun - aus seiner Feigheit heraus aber auch vollkommen unfähig ist sich auf andere Ansichten einzulassen und diese rücksichtslos, mit unfairen Mitteln zu vernichten will. Wer hatte nicht schon mal den einen oder anderen Professor nach dieser Art?
    Auf der anderen Seite steht Strange, der Geck, der aus purer Langweile Meister seines Fachs wird und darum nichts so richtig Ernst nehmen kann, Warnungen ignoriert und aus reiner Neugier Dinge versucht, die besser ausgebildete nicht wagen würde - auch weil dabei mit Opfern zu rechnen ist.
    Auch die Art wie das Buch geschrieben ist, mit Fußnoten zu magiehistorisch interessanten Punkten, zeigt, dass sich die Autorin sehr gut in der Welt akademischer Zwistigkeiten auskennt. Sie versteht es, so etwas auf die Spitze zu trieben. Über die kleine Anmerkung zum "Pseudo-Master of Doncaster" muss ich heute noch schmunzeln.
    Als kleinen Kritikpunkt muss ich anfügen, dass das Buch durch seine größeren Zeitsprünge und vielen kleinen Episoden in welchen der Werdegang der Charaktere beschrieben wird, etwas zerrissen wirkt. Die überspannende Geschichte wird dadurch etwas dünn.

  2. Cover des Buches Das Geheimnis des weißen Bandes (ISBN: 9783458359159)
    Anthony Horowitz

    Das Geheimnis des weißen Bandes

     (360)
    Aktuelle Rezension von: Seehase1977

    Am Abend eines ungewöhnlich kalten Novembertages im Jahr 1890 betritt ein elegant gekleideter Herr die Räume von Sherlock Holmes‘ Wohnung in der Londoner Baker Street 221b. Er wird von einem mysteriösen Mann verfolgt, in dem er den einzigen Überlebenden einer amerikanischen Verbrecherbande erkennt, die mit seiner Hilfe in Boston zerschlagen wurde. Ist der Mann ihm über den Atlantik gefolgt, um sich zu rächen? Als Holmes und Watson den Spuren des Gangsters folgen, stoßen sie auf eine Verschwörung, die sie in Konflikt mit hochstehenden Persönlichkeiten bringen wird und den berühmten Detektiv ins Gefängnis, verdächtigt des Mordes. Zunächst gibt es nur einen einzigen Hinweis: ein weißes Seidenband, befestigt am Handgelenk eines ermordeten Straßenjungen …“ Quelle Klappentext

    Meine Meinung:

    Anthony Horowitz hat abgeliefert und sich als würdig erwiesen. „Das Geheimnis des Weißen Bandes“ ist spannend und vielschichtig und von feinem Humor durchzogen. Der detaillierte Erzählstil kommt behäbig und altmodisch daher ganz so, wie man es eben auch von Sir Arthur Conan Doyle gewohnt ist.

    Selbstredend steht der interessante, undurchsichtige Kriminalfall im Fokus, der an allerlei düsteren und stimmungsvollen Schauplätzen spielt – Nebel, dunkle Gassen, die berühmte Bakerstreet - und mich in zahlreichen Wendungen auf falsche Fährten lockt. Mysteriös ist es, spannend und am Ende intelligent gelöst. Horowitz schlägt aber auch gesellschaftskritische Töne an und behandelt ein berührendes wie erschütterndes Thema, dass nachdenklich stimmt und nachwirkt.

    Ein guter Plot lebt natürlich auch immer von seinen Figuren. Hier haben wir es mit einem weltbekannten und einzigartigen Ermittlerduo zu tun und ich finde, Anthony Horowitz hat die beiden Hauptprotagonisten wunderbar skizziert. Dr. John Watson, pragmatisch und gebildet auf der einen Seite, im gegenüber Sherlock Holmes in all seiner Exzentrik und Genialität. So unterschiedlich die beiden auch sind, so sind sie doch ebenbürtige Partner und ergänzen sich in der Auflösung des Falls nahezu perfekt. Auch alte Bekannte aus den Romanen von Doyle erhalten ihren Auftritt, wie z.B. Mycroft Holmes, Inspektor Lestrade oder auch Mrs. Hudson, Holmes reizende Vermieterin.

    Mein Fazit:

    Wunderbar geschrieben, herrlich altmodisch und viktorianisch, dazu eine wunderbare und atmosphärische Detektivgeschichte, hin und wieder behäbig aber mit Spannung und Intelligenz umgesetzt. Ein gelungenes Remake!

  3. Cover des Buches Die neuen Leiden des jungen W (ISBN: 9783518739402)
    Ulrich Plenzdorf

    Die neuen Leiden des jungen W

     (400)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Ein junger Mann in der DDR der mit 17 schon viel erlebt und durchlebt hat und er will etwas ändern.

    In der Schule haben wir dieses Buch gelesen und da fand ich es furchtbar. Lag wohl am alter, denn ein paar Jahre später habe ich es auf einem Flohmarkt gekauft und gelesen und fand es genial. Es ist ein tolles Buch und ich finde es immer noch sehr aktuell und sehr stimmig.

  4. Cover des Buches Der Fall Moriarty (ISBN: 9783458361091)
    Anthony Horowitz

    Der Fall Moriarty

     (223)
    Aktuelle Rezension von: Sebastian_Engel

    Ich muss zugeben, dass ich Sherlockfan bin und deswegen gerne diese Geschichten lese. Auch dieses Buch (mit diesem wunderschönen Cover) enthält die typischen Sherlock-Elemente, hat eine gute Dynamik und plötzlich kommt dann dieser Plottwist. Ich saß damals in der Bahn und musste einfach nur in mich hineinlächeln. Danach klappte ich das Buch zu und las es von Anfang an noch mal, obwohl ich noch nicht am Ende des Buches war. Toll! Für 5 Sterne fehlte mir noch ein wenig mehr Dynamik und Spannung.

  5. Cover des Buches Die Honigfalle (DuMont's Kriminal-Bibliothek) (ISBN: B004FQY1AA)
  6. Cover des Buches Greg, Eine rätselhafte Verwandlung (ISBN: 9783570123676)
  7. Cover des Buches Ein Drei-Tassen-Problem (ISBN: 9783863585716)
    Stefan Winges

    Ein Drei-Tassen-Problem

     (7)
    Aktuelle Rezension von: parden
    DER ERSTE FALL FÜR DEN KÖLNER SHERLOCK HOLMES...

    In einer finsteren Gasse wird Baron Dollingen mit eingeschlagenem Schädel aufgefunden. Die Polizei verhaftet den Vetter des Toten: Hauptmann Kallbach hatte einen heftigen Streit mit dem Baron und besitzt plötzlich sehr viel Geld. Aber der exzentrische Detektiv Marius van Larken hält ihn für unschuldig.


    "Ein Mord?", fragte Larken beiläufig. "Davon müssen wir wohl ausgehen. Es gibt einen Toten, und jemand hat ganze Arbeit geleistet. Dem Opfer wurde der Schädel eingeschlagen."



    Der 34jährige ehemalige Militärarzt Möring betreibt seit seinem Abschied vor drei Jahren eine kleine Arztpraxis in Köln. Gemeinsam mit dem etwa gleichaltrigen Marius van Larken lebt er zur Miete in einer bescheidenen Wohnung; umsorgt werden sie von der Hauswirtin Frau Becker, die mit Anfang 60 bereits Witwe ist. Während Möring ein eher unauffälliger Zeitgenosse ist, wirkt Larken zuweilen etwas exzentrisch. Er verdingt sich als Detektiv, sucht sich seine Fälle aber aus - fehlt die intellektuelle Herausforderug, lehnt er die Übernahme eines Auftrags ab, was seiner finanziellen Situation wenig zugute kommt. In besonders kniffligen Fällen geht er zuweilen auch der Polizei zur Hand. Dabei lässt Möring sich von van Larkens Eifer anstecken und begleitet diesen bei seinen Ermittlungen, immer wieder verblüfft von dessen Scharfsinn.

    Als Kommissar Strammel eines Abends aufgeregt in der Wohnung der beiden Junggesellen auftaucht, geschieht dies nicht von ungefähr. Ein Todesopfer von Rang und Namen erfordert rasches Handeln und einen erfolgreichen Abschluss der Ermittlungen. Baron Dollingen liegt erschlagen in einer dunklen Seitengasse beim neuen Varieté, dem Scala-Theater.
    Während Strammel und Möringer im Laufe der Ermittlungen immer wieder voreilige Schlussfolgerungen ziehen, erweist sich van Larken erwartungsgemäß als der genauere Beobachter - und kann die Skeptiker durch eine lückenlose Beweisführung schließlich zum Schweigen bringen und ihnen den tatsächlichen Tathergang schildern. Eine Überraschung!


    "Wir haben es hier mit einem interessanten Problem zu tun, Doktor", sagte er, und Möring glaubte, so etwas wie Begeiserung in seiner Stimme gehört zu haben. "Ich muss bekennen, dass ich vor einem Rätsel stehe." - "Ein Rätsel." Also hatte Möring sich nicht verhört. Larken WAR begeistert.
    "Jawohl. Noch dazu eines, für dessen Aufklärung eine einzige Tasse Mokka wohl nicht ausreichen wird, fürchte ich." Trotzdem schien er sich durch diese bedrohliche Aussicht nicht entmutigen zu lassen. Beschwingt griff Larken nach einem Kaffeelot und hob es dozierend in die Höhe. "Ein berühmter Kollege aus London würde es vermutlich als ein 'Drei-Tassen-Problem' klassifizieren."



    Eine witzige Idee, den Londoner Sherlock Holmes samt seinem Doktor Watson in das Köln des Jahres 1885 zu katapultieren. Van Larken steht seinem berühmten Kollegen in Hinsicht Scharfsichtigkeit in nichts nach, und wie auch schon im englischen Original können Watson, ähm, Möring und der Leser ihm gerne folgen, aber niemals das Wasser reichen. Und die Polizei schon gleich gar nicht.
    Überraschende Wendungen ergeben sich hier, der Schreibstil ist ausgesprochen flüssig und angenehm zu lesen, und die beschriebenen Details der jeweiligen Schauplätze und Charaktere lassen authentische Bilder der entsprechenden Epoche vor dem inneren Auge des Lesers entstehen. Dabei ist immer wieder auch etwas Schalkhaftes zu erkennen, was zwischen den Zeilen oder zuweilen auch ganz deutlich aufblitzt, und das mir gut gefallen hat. Stefan Winges traut aber auch dem Leser einiges zu, denn die Vielzahl an französischen Begriffen, die immer wieder in Unterhaltungen ihren Niederschlag finden, werden in keinster Weise erläutert. Für mich war das jetzt kein Problem, ich könnte mir aber vorstellen, dass jemand ohne Französich-Kenntnisse zuweilen irritiert sein dürfte.

    Insgesamt ein angenehmer Lesespaß alter Schule, historisch gekonnt eingebettet in das Köln des auslaufenden 19. Jahrhunderts, was eine gelungene Mischung ergeben hat. Es gibt wohl noch zwei weitere Fälle des Kölner Sherlock Holmes, die ich bei Gelegenheit sicherlich auch gerne lesen werde.


    © Parden
  8. Cover des Buches Wir müssen die Mühle unseres Vaters verkaufen (ISBN: 9783943876666)
    Ben Everding

    Wir müssen die Mühle unseres Vaters verkaufen

     (3)
    Aktuelle Rezension von: Alexfischer

    Von Kafka über Goethe bis zu Brecht hat dieses Buch so einiges zu bieten. Die für verloren gehaltenen Stücke wurden nun vom Autor Ben Everding höchstpersönlich wieder ausgegraben. Er beweist mit dieser Sammlung nicht nur welch großen Einfluss die Bedeutung „der Mühle“ auf die Literaturgeschichte besitzt, sondern auch wie wunderbar witzig Frank Kafka, Karl Krass und Heinrich van Goethe sein können.
    Everding schreibt auf unvergleichlich parodistische Art längst vergessene Geschichten über Kafkas Georg oder doch eher Gregor, der irgendwann einfach keine Lust mehr auf das Mühlen hat, einem schwäbelnden Rentner, der sich über die Vorteile von Freundschaft und Alkohol auslässt und eine bezaubernde Mühlenversion von Goethes hingedichteter Geschichte über den Teufel und die Liebe.
    Jeder, der sich je mit Literaturklassikern beschäftigt hat und, ich wage zu behaupten, dass einige damit gequält wurden, wird dieses literarische Kunststück voller Belustigung verschlingen. Everding ahmt, als wäre es ein Kinderspiel, Handlungen und Schreibstile der ganz Großen nach und führt den Leser über den Sturm und Drang und Expressionismus bis zum epischen Theater einmal quer durch die Literaturgeschichte.
    Glücklicherweise ist diese ironisch-literarische Darbietung aber nicht nur lesbar, sondern auch als Live-Aufnahme auf der beigelegten CD anzuhören.
  9. Cover des Buches Benedict Cumberbatch Reads Sherlock Holmes' Rediscovered Railway Mysteries: Four original short stories (BBC) (ISBN: 9781785291579)
    John Taylor

    Benedict Cumberbatch Reads Sherlock Holmes' Rediscovered Railway Mysteries: Four original short stories (BBC)

     (22)
    Aktuelle Rezension von: franzzi
    Die jüngsten Interview-Ankündigungen von Martin Freeman machen wenig Hoffnung: Die vierte Staffel von BBC-Sherlock wird (zumindest vorerst) wohl auch die letzte sein. Auf die Wiedersehensfreude zum Jahresstart folgte die Wehmut. Schließlich gelang der Serie der Coup, die geliebten Sherlock-Holmes-Abenteuer aus Arthur Conan Doyles Feder glaubwürdig und gleichzeitig authentisch in die Jetzt-Zeit zu zaubern - und damit, wieder einmal, einen Hype um einen der ersten Detektive der Literaturgeschichte auszulösen. 


    Glücklicherweise schenkt uns die BBC gegen den Post-Sherlock-Blues ein Hörbuch, das gleich ein doppeltes Glück ist. Denn zum Einen gibt es vier wunderbar kurzweilige Short Stories aus der Feder von John Taylor, die so behutsam und präzise die Originale adaptieren, dass Arthur Conan Doyle wiederauferstanden scheint. Zum anderen liest sie niemand Geringerer vor als Benedict Cumberbatch himself. Wobei lesen ziemlich untertrieben ist: Cumberbatch haucht den Kurzgeschichten mit ihrem Gewusel an Protagonisten und Sprechern Leben ein. Scheinbar mühelos wechselt er Stimmfarbe und Akzente. Cumberbatchs brummender Säuselbass ist schon lange kein Geheimtipp mehr, Filme, in denen er mitspielt, deswegen schon prinzipiell im Originalton eine besondere Freude. 


    In den "Rediscovered Railway Mysteries" ist das nicht anders - und mitunter vergisst man als Hörer, dass der Film nur vor dem inneren Auge abläuft. Okay, anfangs holpert es vielleicht ein bisschen im Hirn, weil die Stimmerkennung verwirrt ist: Denn da erzählt DIE Stimme von Sherlock plötzlich vom Meisterdetektiv in der dritten Person. Denn da Taylor sich an Stil und Erzählton der Originalabenteuer orientiert, erzählt der treue Holmes-Begleiter Dr. Watson die Geschichten. Er ist es, dem Cumberbatch hauptsächlich seine Stimme leiht. Doch der ersten kurzen Verwirrung folgt kurzweilige Unterhaltung. Einmal stellt Holmes seinen Gefährten unter Hausarrest, einmal gilt es das Rätsel um verschwundenes Gold in einem bewachten Zug zu lösen. Dann wiederum verschwindet ein wertvolles Relikt aus einer Kirche. Und auf dem Land wird ein Mann für den Mord an seinem Widersacher festgenommen - obwohl er zur Tatzeit gerade im Zug nach London saß. 


    Die Fälle selbst sind weder besonders akribisch und clever konstruiert, noch sind sie immer logisch aufgelöst. Das macht aber fast gar nichts, denn das, was Vorlagenschreiber Taylor bei den Kriminalfällen eher mäßig gelingt, schafft er in Sachen Dialoge und Atmosphäre umso mehr. Dass er dabei auch noch den Ton der Klassiker trifft und dem Kultduo witzige wie authentische Wortwechsel andichtet, freut vor allem die Traditionalisten unter den Holmesianern. Dass die BBC Cumberbatch als Vorleser und Erlebbarmacher gewinnen konnte, steigert das Hörvergnügen zusätzlich. Geschichten, die aus dem schier unendlichen Quell neuer Holmes-Pastiches herausragen. Ein Glücksfall. Zum Hören und Immerwiederhören. 
  10. Cover des Buches Henry Fitzgerald Heard: Anlage: Freiumschlag (ISBN: B00C0DELHS)
  11. Cover des Buches Der Mann des Schreckens (ISBN: 9783547766417)
    Nicholas Meyer

    Der Mann des Schreckens

     (4)
    Noch keine Rezension vorhanden
  12. Cover des Buches The Lucases of Lucas Lodge (ISBN: B01F73I5W4)
    Clara Benson

    The Lucases of Lucas Lodge

     (1)
    Noch keine Rezension vorhanden
  13. Cover des Buches Dust and Shadow (ISBN: 9781416583318)
    Lyndsay Faye

    Dust and Shadow

     (5)
    Aktuelle Rezension von: franzzi
    Das ist er. Sherlock Holmes. So, wie Arthur Conan Doyle ihn erdachte. Und das ist John Watsons Erzählstimme, ganz eindeutig. Er berichtet von einem Holmes-Fall, der überaus reale Hintergründe hat - und eigentlich nie geklärt wurde. Aber in diesem Roman wird er geklärt. Vom echtesten aller Sherlock Holmes'. Seine Schnüffelei durch das East End stammt jedoch nicht aus der Feder von ACD - sondern aus der von Lyndsay Faye. Ein wunderbares Geschenk für alle Holmesianer.

    Wir sind wieder im viktorianischen London, es ist neblig und es ist düster. Holmes schwankt zwischen maulig und hochgradig witzig - er verfällt abwechselnd in Langeweile, Ermittlerfieber und Selbstgeißelung. Denn der Fall scheint unlösbar zu sein, selbst für ihn.

    Faye setzt den größten aller Detektive auf einen der mysteriösesten Serienkiller an: Jack the Ripper, der Mann, der in den unerleuchteten nächtllichen Straßen scheinbar wahllos Frauen nicht nur umbringt, sondern bestialisch zerfleischt. Lestrade, der gewichtige Holmes-Bruder Mycroft, sie alle klopfen an der Baker Street 221b und bitten Holmes, unter allen Umständen zu lösen. Allerdings gibt es schon bald ein Problem: Ein Boulevardblatt  legt sich schnell auf einen Verdächtigen fest, der im East End neuerdings ein und aus geht: Mr. Sherlock Holmes.

    Mancher mag es Fan Fiction nennen, aber es ist eine perfekte Form davon. Es ist wunderbare Literatur. Eine perfekte Kopie der Originalcharaktere und des Erzähltons vermischt mit einem spannenden eigenen Plot, klug eingewebten historischen Fakten und eigenen Charakteren wie der einnehmenden Mit-Ermittlerin Mary Monk. Unbedingte Leseempfehlung  - allerdings wurde Fayes Debütroman bisher nicht ins Deutsche übertragen - obwohl viele ihrer Folgeromane sich auf dem hiesigen Markt bestens verkaufen.
  14. Cover des Buches Das Geheimnis der Haarnadel (ISBN: 9783770120079)
  15. Cover des Buches The Wild Things (ISBN: 9780141037134)
  16. Cover des Buches The Ladies of Grace Adieu (ISBN: 9780747592402)
    Susanna Clarke

    The Ladies of Grace Adieu

     (16)
    Aktuelle Rezension von: brudervomweber
    Mit THE LADIES OF GRACE ADIEU legt Susanna Clarke eine gelungene Kurzgeschichtensammlung vor, mit welcher sie die Atmosphäre ihres großartigen, umfangreichen Erstlings JONATHAN STRANGE & MR NORRELL mit einem Fingerschnippen wieder aufzurufen vermag.

    Die von dem fiktiven Sachverständigen Professor James Sunderland vorgestellten insgesamt 8 Geschichten berichten von der rätselhaften Überlagerung unserer Welt (bzw. unserer Welt des späten 18ten und frühen 19ten Jahrhunderts) mit dem legendären Faerie, dem Habitat der zumeist selbstsüchtigen Bewohner des Feenreichs, welches nach eigenen, geheimen Regeln funktioniert.

    Clarke setzt in den Erzählungen ihren Spagat zwischen britischer Spießigkeit und anarchistischer Revolte fort: Die Beschreibungen, häufig in Briefform oder mit entschieden eingeschränkter Perspektive dargeboten, kollidieren mit dem anarchisch-überheblichen Weltbild des Feenvolkes, nicht ohne dabei als Ergebnis die ebenfalls nicht unerhebliche Selbstbezogenheit der vermeintlich feinen britischen Gesellschaft offenzulegen.

    ----

    Die Geschichten seien im Folgenden kurz besichtigt und - ohne maßgebliches Spoiling - "geteasert".

    THE LADIES OF GRACE ADIEU
    Die Titelstory füllt eine Lücke aus dem umfangreichen JONATHAN STRANGE & MR. NORRELL aus, indem sie von Jonathan und Arabella Stranges Reise zu ihrem Schwager/Bruder Henry Woodhope erzählt und über die Umstände berichtet, die letzteren zum Verzicht auf eine Hochzeit mit einer der ortsansässigen Damen verleitet. Mit vortrefflicher Bissigkeit lässt Clarke hier das Thema Emanzipation in der Ausübung der magischen Künste durchschimmern, denn die Ladies von Grace Adieu sind alles andere als magische Leichtgewichte ...

    ON LICKERISH HILL
    Dies ist die m. E. schwächste Geschichte des Bandes, da sie im wesentlichen auf eine Neuerzählung des Rumpelstilzchen-Märchens hinausläuft und - abgesehen von der stilistischen Neufassung und dem auch hier natürlich vorhandenen phantastischen Überschneiden von Great Britain und Faerie - wenig Neues bietet.

    MRS. MABB
    Die Geschichte von Mrs. Mabb ist die von der jungen Venetia Moore, die von einem Tag auf den anderen von ihrem Verlobten Captain Fox sitzengelassen wird, weil dieser vom Besuch zum Kartenspiel bei der wohlhabenden Mrs. Mabb nicht zurückkehrt. Venetia ist entschlossen, ihren Verlobten zurückzugewinnen, nur gibt es ein kleines Problem: Jedermann im Dorf kennt Mrs. Mabb, jedoch scheint niemand recht zu wissen, wo sie wohnt. Und Mrs. Mabb selbst scheint fest entschlossen, sich von Venetia nicht finden zu lassen, koste es, was es wolle.

    THE DUKE OF WELLINGTON MISPLACES HIS HORSE
    Die kürzeste, aber auch eine der besten Geschichten dieses Bandes, mit einem wundervollen Titel. Susanna Clarke hatte sie seinerzeit bereits auf ihrer Homepage zum Lesen bereitgestellt, und ich habe sie seitdem bereits ein Dutzend mal gelesen. Der Duke of Wellington, dessen treues Pferd Copenhagen ihm von einer Weide nach Faerie entläuft, gerät selbst in das Feenreich und in Lebensgefahr, als er unversehens nur mit einer Sticknadel bewaffnet einem schwertschwingenden Ritter in voller Rüstung gegenüber steht. Sein Kommentar: "But this is most unfair!" Köstlich.

    MR. SIMONELLI or THE FAIRY WIDOWER
    Die längste und für mich beste Geschichte des Bandes. Der mittellose und nach eigener Auffassung brilliante Mr. Simonelli übernimmt eine Stelle als Pfarrer in einer Gemeinde in Derbyshire und wird bei seinem Eintreffen dort umgehend von einem seltsamen Gentleman in sein ebenfalls seltsames Haus gerufen, um einem nicht minder seltsamen Geschöpf auf die Welt zu helfen. Mehr noch, bald schon erfährt er, dass sein ihm unbekannter Vater mitnichten Italiener, sondern ein umtriebiger Angehöriger des Feenvolks sei. Das ist natürlich mehr als zuviel für den stocksteifen Gelehrten, der zudem feststellen muss, dass der hoffnungsvoll angetretene Posten miserabel bezahlt ist. Als schließlich eine junge Frau aus dem Dorf entführt wird, sieht sich Simonelli zum Handeln genötigt.

    TOM BRIGHTWIND or HOW THE FAIRY BRIDGE WAS BUILT AT THORESBY
    Diese Anekdote berichtet über eine Reise des britischen Arztes David Montefiore mit Tom Brightwind, einem äußerst eigensinnigen Vertreter des Feenvolks, auf der letzterer mit nicht unerheblichem Spektakel in nur einer Nacht eine Brücke für die Bewohner der desolaten Stadt Thoresby errichtet. Eine augenzwinkernde Erzählung mit den wohl ausuferndsten Spezialeffekten des ganzen Buchs.

    ANTICKES AND FRETS
    Eine kurze und etwas herausstechende Erzählung über Mary Stewart, Königin von Schottland und die Zeit ihrer Gefangenschaft unter Königin Elisabeth. Mary versucht durch den Einsatz von vermeintlich übernatürlichen Stickarbeiten ihre Rache an der Rivalin auf dem Thron zu nehmen, wird zuletzt aber Opfer ihres eigenen Plans. Eine eigenwillige Geschichte, die insbesondere aufgrund des sprachlich altbackenen Stils etwas sperrig daherkommt.

    JOHN USKGLASS AND THE CUMBRIAN CHARCOAL BURNER
    Diese Geschichte, in der der berühmte Raven King John Uskglass eine nicht unwesentliche Rolle spielt, kommt im Gewand eines Märchens daher. Versehentlich zerstört John Uskglass mit seiner Jagdgesellschaft das Lager und Abendessen eines alten Köhlers. Dieser erwartet Gerechtigkeit und wendet sich an diverse Heilige, die über die Kapellen und Kirchen der umliegenden Gemeinden zu erreichen sind. Das Kräftemessen zwischen dem größten Magier aller Zeiten und den ihm auferlegten Flüchen der Heiligen ist kurzweilig und kurios. Ein schöner Abschluss dieser Kurzgeschichtensammlung.

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    Wer sich mit den ausschweifenden Beschreibungen in Clarkes JONATHAN STRANGE & MR NORRELL schwer getan hat, der wird sich auch mit diesem Buch schwer tun. Wer vorgenanntes Buch gerne gelesen hat, der wird auch an diesen Kurzgeschichten seine Freude haben. Das Schöne an THE LADIES OF GRACE ADIEU ist, dass man sich damit portionsweise wieder nach Faerie zurückversetzen kann. Umgehend. Und immer wieder.
  17. Cover des Buches Das Blut der Schande (ISBN: 9783453811584)
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