Bücher mit dem Tag "pervitin"
6 Bücher
- Eric Stehfest
9 Tage wach
(78)Aktuelle Rezension von: gaby2707Ich kenne Eric Stehfest aus seiner Rolle des Chris Lehmann bei GZSZ, von Let´s Dance, aus dem Dschungel und aus verschiedenen Talkshows, wo er von seiner "Drogenkarriere" erzählt. Seine dort gezeigte Persönlichkeit hat mich dazu animiert, mir dieses Buch zu kaufen und nun endlich zu lesen. Aber ich habe mich damit wirklich nicht leicht getan.
Eric Stehfest hat einen wie ich finde sehr aussergewöhnlichen Erzählstil. Kurze, knappe Sätze, immer wieder springt er hin und her, scheint unkonzentriert und weicht oft ab. Und ich habe mich gefragt: Ist das die heutige Jugendsprache oder hängt das mit dem Drogenkonsum zusammen, der ja bekanntlich einiges im Körper kaputt macht. Seine Berichte von Gerichtsverhandlungen und von seinen Theateraufführungen zeigen, wie Realitätsfern er da oft schon ist. Irritierend finde ich auch die immer wieder in kursiv eingeschobenen Gedanken, bei denen ich nicht weiß, was sie mir sagen wollen. Ausser, dass hier jemand die Realität verloren zu haben scheint.
Ich muss dauernd umdenken, mich in verschiedene Schauplätze hinein denken. Aber dadurch bekomme ich einen guten Einblick in die damalige Lebenssituation des Autors, was mich erschreckt und teils sehr verstörend wirkt. Er vermittelt sehr gut, wie er die Welt sieht und warum er tut was er tut.
In seinem Buch erzählt der Schauspieler aus seiner Kindheit und Jugend, von seinen Famiienverhältnissen, seiner Schulzeit, wie er langsam in die Drogenszene abdrifftet und wie er seine Sucht vor der Aussenwelt versteckt hält.
Ein großer Halt ist immer wieder seine Mutter, die ihn mit ihrer Liebe versucht aus diesem Sumpf zu befreien und die er von jeglicher Schuld freispricht. Überhaupt gibt er niemandem ausser sich selbst die Schuld an seiner Sucht. Das finde ich klasse.
Und ich bewundere ihn, dass er es mit ganz viel Willen und Disziplin geschafft hat, sich nach diesen 9 Tagen wach, die ihn fast das Leben gekostet haben, aus diesem Rausch zu befreien. Das er durchgehalten hat, wenn es auch noch so hart war. Und das er mit diesem sehr persönlichen Buch seine Erfahrungen teilt.
Eine Geschichte auf die ich mich einlassen musste. Ein Thema, das gerade wieder in aller Munde ist. Ein Buch, das, auch wenn es teilweise schwer zu lesen ist, absolut lesenswert ist.
- Frank Goldammer
Vergessene Seelen
(82)Aktuelle Rezension von: ZahirahEs ist Sommer im Dresden des Jahres 1948. Kommissar Max Heller wird zu einem Leichenfund gerufen, die Leiche eines 14jährigen Jungen, der von einem Kran gesprungen sein soll. Selbstmord ? Ein Unglücksfall ? Später stellt man Striemen auf dem Rücken des Jungen fest, und vermutet Gewalt in der Familie. Also doch kein Unglück? Max Heller nimmt die Ermittlungen auf...
Diesmal macht Heller nicht die Kälte sondern die Hitze zu schaffen. Der Hunger und die Armut jedoch sind noch nicht wesentlich besser. Kommissar Heller muss sich bei seinem Fall mit einer Kinderbande auseinandersetzen und verfällt dabei auch seinen Gespenstern aus der Kindheit. Sehr spannend.
Von mir eine Leseempfehlung und volle 5 Sterne! - Norman Ohler
Der totale Rausch
(28)Aktuelle Rezension von: Bellis-PerennisMir war wohl bekannt, dass die deutsche Wehrmacht ihre Soldaten des Zweiten Weltkriegs mit Drogen ausgestattet hat.
Die Ausmaße des Drogenkonsums und der Produktion war mir allerdings nicht ganz so geläufig. Auch, dass Göring und Co. Morphinisten waren, ist mir vertraut.
Die Ardennenoffensive ein Höllenritt auf Methamphetamin, damals besser bekannt unter „Pervitin“ (heute als „Crystal Meth“ gerne konsumiert) – hunderte Kilometer im Panzer, anhalten nur um zu tanken. Schlafen, Essen – unnötig. Die kleinen Muntermacher machen’s möglich.
„Der Erfolg liegt in der Schnelligkeit. Es kommt darauf an, die Verteidiger immer zu überraschen.“ (Angriffsbefehl Panzergruppe von Kleist, S.96).
Dieser größte jemals eingesetzte motorisierte Verband von 41.140 Fahrzeugen produziert einen Megaustau von über 250 km. (Der längste Stau in Europa bis heute.)
Allein das Abwehramt/Ausland (ver)brauchte im Jahr 1943 568 kg reines Kokain und 60 kg reines Heroin. Ein vielfaches, des medizinischen Jahresbedarfs im ganzen Reich. Haben das die Soldaten alles konsumiert oder wurde einiges zur Devisenbeschaffung „vercheckt“? Das Deutsche Reich als Großdealer?
Die Eigentümer aller großen und kleinen Pharmafirmen (von Temmel bis Merck) profitierten in mehrfacher Hinsicht von der Gier. Einerseits wurden die Firmen, wenn sie im jüdischen Besitz waren, einfach arisiert. Die Umstellung auf staatlich geförderte Drogen brachte höchste Gewinne.
Hauptabnehmer ist die Wehrmacht. Die Luftwaffe kann ohne Pervitin gar nicht (mehr) fliegen und die Soldaten in den U-Booten erhielten die Drogen für ihre Himmelfahrtskommandos.
Doch der Drogenmissbrauch im großen Stil macht auch vor Adolf Hitler nicht Halt. Sein Leibarzt Dr. Morell pumpt ihn mit allen möglichen Suchtgiften voll. Daneben experimentiert Morell mit allerlei Hormonen herum. So lässt er Tonnen von tierischen Innereien aus der Ukraine in seine Pharmafabriken liefern, um sie dort zu Aufputschmitteln zu verarbeiten. Diese Extrakte spritzt er auch Hitler, der recht bald nach diesem Zeug süchtig wird.
Doch nicht nur die Soldaten (egal welchen Dienstgrades) schlucken die Tabletten (anfangs sogar ohne Gebrauchsanweisung und daher viel zu viel), nein auch die Hausfrauen erhalten ihren Teil: als „Hausfrauenschokolade“ (solange es noch Schokolade gab) oder als Konfekt. Diese Drogen sind ganz normal ohne Rezept in der Apotheke erhältlich.
Erst als sich die ersten Nebenwirkungen (Todesfälle durch Herzstillstand, Bluthochdruck etc.) einstellen, wird die Rezeptpflicht eingeführt. Die jedoch von der Wehrmacht auf Grund der riesigen Mengen im Einkauf umgangen wird. Wenn von einer Lieferung von 2.000 Pervitin die Rede ist, so sind das 2.000 Röhrchen mit je 30 Tabletten.
Weitere leistungssteigernde Medikamente werden KZs getestet. Man probiert es mit Kokainkaugummi und ähnlichem.
Auch Heinrich Böll hat als junger Soldat mit Methamphetamin Bekanntschaft gemacht.
Meine Meinung:
Der Autor Norman Ohler ist Journalist und hat sich dieses Themas angenommen. Er stützt sich vor allem auf den Nachlass des Dr. Theo Morell, der ab 1936 Hitlers Leibarzt war. In seiner Kartei hat er die Behandlungen seines Patienten A akribisch, wenn auch verschlüsselt, vermerkt. Das Buch enthält neben einer Reihe von Fotos auch Faksimiles der Patientenakten.
Hin und wieder erscheinen seine Überschriften ein wenig flapsig: „Sieg high“ oder „High Hitler“ oder „Last exit Führerbunker“. Ich vermute, dass ohne diesen Anflug von Galgenhumor die Unterlagen nicht zu sichten gewesen wären.
Was mir persönlich fehlt ist, wie die überlebenden Soldaten ihre Drogensucht wieder losgeworden sind. Hat man ihnen weiterhin Tabletten (Psychopharmaka) verschrieben oder sind sie nahtlos auf Schnaps umgestiegen?
Fazit:
Ein Buch das gelesen werden sollte. Auch um die Auswirkung von „Crystal Meth“ vor Augen geführt zu bekommen. - Edwin Haberfellner
Kitzbühel Ice
(16)Aktuelle Rezension von: Bellis-PerennisInhalt:
Schauplatz des Verbrechens ist wieder das mondäne Kitzbühel.
Gustav „Justin“ Schulte stirbt bei einer Explosion seiner Wohnung. Die örtliche Polizei geht von einem Unfall aus, zumal der Tote eine Drogenküche betrieb.
Autor Edwin Haberfellner lässt seinen wegen Burn outs beurlaubten deutschen Kriminalisten Michael Schröck wieder für den BND ermitteln. Diesmal stellt er ihm den New Yorker Detective Bruce zur Seite. Der überaus sportliche Ami wollte eigentlich nur ein paar Tage in den Bergen Urlaub machen, doch die Explosion beschert ihm einen Splitter in den Hintern und einige Tage Spitalsaufenthalt. Gemeinsam ermitteln die beiden.
Anfänglich scheint das Motiv klar: Streit im Drogenmilieu. Doch dann wird Schröck massiv bedroht, eine attraktive Frau, Eva Zehmann, macht sich an ihn heran und scheint nicht so recht in die Handlung zu passen.
Ein Katz-und-Maus-Spiel beginnt. Bruce übernimmt gekonnt Teile davon.
Es werden Fährten gelegt und wieder verworfen. Einem Puzzle ähnlich sammeln Michael und Bruce Steinchen für Steinchen und setzen ein Mosaik zusammen, bei dem nicht alles so ist wie es scheint.
Das Ende kommt überraschend, jedoch glaubwürdig.
Schreibstil/Spannung
Durch den lockeren Schreibstil und die kurz gehaltenen Kapitel kann man der rasanten Handlung gut folgen. Den Lesern bleibt Raum für eigene Spekulationen.
Mit einigen humorvollen Passagen und viel Wortwitz lässt der Autor die Leser an der teilweise unkonventionellen Ermittlungsarbeit teilhaben.
Spannend bleibt dieser Krimi bis zu dem doch ein wenig überraschenden Schluss, der jedoch schlüssig und stimmig ist.
Charaktere/Umfeld:
Michael Schröck ist eher besonnener Ermittler. Er bekommt vom Autor Ecken und Kanten. Der Leser erhält einen Einblick in sein Privatleben.
Sein amerikanischer Kurzzeit-Partner bringt durch seine Körpergröße und seine unkonventionellen Methoden ein wenig Pep in die Ermittlungsarbeit. Witzig finde ich den Glassplitter des Laborglases in Bruces Hintern, der ihn sofort an eine Crystal Meth-Produktion denken lässt.
Zur mondänen Kulisse von Kitzbühel braucht nicht mehr allzu viel gesagt werden. Ich kann mir gut vorstellen, dass die alteingessenen Bürger keine zusätzlich Neureichen in ihren Reihen mehr wollen. Dass dabei möglicherweise zu manch unlauterem Mittel gegriffen wird, ist durchaus denkbar.
Der Drogenkonsum von „Schön und Reich“ egal welchen Alters ist eine der Schattenseiten der High Societey.
Fazit:
Mir hat der Krimi sehr gut gefallen. Natürlich – wie häufig in letzter Zeit – habe ich einen aktuell letzten Krimi in einer ganzen Reihe erwischt. Dieser Autor macht Lust auf mehr.
Das Cover aus dem Emons-Verlag lässt den Gedanken an Schneekristalle oder an die Kristalle des tödlichen Crystal Meth aufkommen - sehr ansprechend.
- NEON
Unnützes Wissen Fußball
(12)Aktuelle Rezension von: HoldenDie Fußballausgabe der bekannten Neon-Rubrik, Pflichtprogramm für jeden Fußballbesessenen, aber insgesamt eher Nachschlagewerk als etwas, was man wirklich im Kopf behielte, liegt garantiert auf dem Nachttisch jedes Kicker- und 11 Freunde-Redakteurs. Noch faktenverliebter scheint mir "Fußball unser" zu sein, mehr dazu an gleicher Stelle. - Sandra Jungen
Hanna
(19)Aktuelle Rezension von: AnnaBuchwinkelEin Buch, dass eher auf leisen Sohlen daherkommt. Wer einen Pageturner erwartet, ist hier sicher nicht richtig - für jemanden, der bereit ist, sich auf die menschliche, soziale und politische Situation damals einzulassen, bietet das Buch jedoch alles, was nötig ist, um sich in das Leben einer Krankenschwester im zweiten Weltkrieg einzufühlen. Die vermittelten Informationen wirken gut recherchiert und fundiert und ich hatte trotz des oft behandelten Themas zweiter Weltkrieg das Gefühl, durchaus nochmal Neues hinzuzulernen. Erschreckend fand ich beispielsweise den offenbar sehr gängigen Ge- bzw. Missbrauch von Pervitin, einer Droge, die die Leistungsfähigkeit steigert, aber auch emotionale und damit moralische Grenzen verschiebt. Obwohl der eine oder andere Schlenker in der Handlung sicher der Vermittlung von geschichtlicher Information dient, hatte ich nie das Gefühl, dass dies zulasten der Geschichte als solcher geht. Ein sehr gut geschriebenes Buch, eindringlich und anschaulich, an das ich mich sicher noch lange erinnern werde.