Bücher mit dem Tag "philosoph"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "philosoph" gekennzeichnet haben.

100 Bücher

  1. Cover des Buches Sofies Welt (ISBN: 9783446242418)
    Jostein Gaarder

    Sofies Welt

    (4.485)
    Aktuelle Rezension von: Pegasus1989

    Ich kenne die Geschichte sowohl als Hörspiel, als auch als Buch. Beide Varianten haben mich überzeugt. Besonders der Erkenntnis, dass Lego das genialste Spielzeug der Welt wäre, mit dem man alles bauen könnte, kann ich nur zustimmen. Aber auch ansonsten hat dieses Buch einige amüsante Situationen und viele lehrreiche Einblicke in die Philosophie. Spannung und eine sich aufbauende Freundschaft fehlen hier ebenfalls nicht. Es lohnt sich, dieses Werk mehrmals zu lesen, da es immer wieder neue Perspektiven bietet.

  2. Cover des Buches Nachtzug nach Lissabon (ISBN: 9783442746248)
    Pascal Mercier

    Nachtzug nach Lissabon

    (1.383)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Raimund Gregorius macht sich auf eine Reise. Der belesene Lateinlehrer fährt mit dem Nachtzug nach Lissabon. Um sich vorzubereiten hat er ein Werk eines portugiesischen Schriftstellers im Gepäck. So taucht er nicht nur in das Land ein, dass er bald sehen wird, sondern auch in das Leben. Raimund ist begeistert und gefangen von der Geschichte und macht sich auf die Suche. Nach den Spuren des Schriftstellers, er sucht das Leben und Raimund sucht eben auch sich. Pascal Merciers Buch hat Millionen begeistert und dies völlig zurecht. Es ist ein großartiges, ein feines Buch und man kommt selbst zum nachdenken und macht sich auf die Suche.

  3. Cover des Buches Und Nietzsche weinte (ISBN: 9783641157371)
    Irvin D. Yalom

    Und Nietzsche weinte

    (414)
    Aktuelle Rezension von: Kolibri_liest

    Die etwas veraltete Sprache ist zunächst gewöhnungsbedürftig, passt aber hervorragend zum Inhalt. Wer allerdings Probleme mit philosophischen Werken hat, wird an diesem Roman keine Freude finden. Gerade Nietzsche ist für seine zuweilen recht wirren, schwer zu durchdringenden Werke und Gedankengänge bekannt und dies wird hier aufgenommen. Die Charaktere wirken, als hätte der Autor sie selbst gekannt, so lebensecht treten sie auf. Ich bin begeistert und werde noch mehr von Yalom lesen!

  4. Cover des Buches Der Ekel, Sonderausgabe (ISBN: 9783499235924)
    Jean-Paul Sartre

    Der Ekel, Sonderausgabe

    (276)
    Aktuelle Rezension von: Vera-Seidl

    Da sitzt sie, die Melencolia, reglos, den Kopf auf ihre Hand gestützt, kann sich trotz ihrer Flügel nicht erheben, das Handwerkszeug um sich herum nicht ergreifen. 

    Hört sie das Läuten der Glocke über sich? Sieht sie die Jakobsleiter, die zum Licht mit seinem Regenbogen führt?

     

    Mehrmals hatte ich Jean-Paul Sartres "Der Ekel" angefangen zu lesen. Aber die Sichtweise seiner Hauptfigur, Antoine Roquentin, auf die Welt stieß mich zu sehr ab, verursachte einen Ekel in mir.

     

    Im Gegensatz zum Ich-Erzähler ergab ich mich nicht der Selbstreflexion in Form eines Tagebuchs, sondern forschte zunächst in der Entstehungsgeschichte des Romans, insbesondere in Sartres Biografie.

     

    In seiner Kindheit war Sartre einem Wechselbad von Bezugspersonen ausgesetzt. 

    Sein rechtes Auge erblindete nach und nach. Die visuelle Wahrnehmung erfolgte also fortan stärker über die rechte Gehirnhälfte, über die Gefühle. "Le petit homne", das Männlein, wurde er von seinen Freunden genannt, weil er nur 1,53 m groß war.

    Seine erste Liebe lernte er auf einer Beerdigung kennen. Die Treffen mit ihr frustrierten ihn. 

    Ein Heiratsantrag, der einer anderen Frau galt, wurde abgelehnt.

    Nach Reisen am Anfang der dreißiger Jahre unterrichtete Sartre in Le Havre, wo die Wirtschaftskrise für eine gedrückte Stimmung sorgte.

    Seine Doktorarbeit über die Vorstellungskraft konnte er nicht beenden. Das Meskalin, das er sich spritzen ließ, linderte seine Depressionen nicht, sondern verstärkte sie begleitet von Wahn- und Panikphasen.

    Als das Manuskript seines Romans "Melancholia" 1936 abgelehnt wurde, war Sartre zwar enttäuscht, ließ sich aber nicht entmutigen. In der Fortsetzung seiner belletristischen Arbeit wurde er von seiner Lebenspartnerin Simone de Beauvoir bestärkt.

    1938 erschien das Buch schließlich unter dem Titel "La Nausèe" und wurde zum Erfolg.

     

    Mit diesem Hintergrundwissen fiel mir der Zugang zum Buch viel leichter. 

     

    Der Historiker Antoine Roquentin lässt sich nach einer mehrjährigen Forschungsreise in der fiktiven Stadt Bouville nieder. 

    Er arbeitet nicht an seiner Doktorarbeit, sondern forscht über einen Adligen namens Marquis de Rollebon. Daneben beginnt er ein Tagebuch, weil ihn bestimmte Ereignisse und Veränderungen verstören.

     

    Gegenstände und Menschen lösen plötzlich eine Art Angst bei ihm aus. Ein Kieselstein, ein Stück Papier, selbst seine eigene Hand werden zu einer diffusen Bedrohung. "Ich sehe meine Hand, die sich auf dem Tisch ausbreitet. Sie lebt - das bin ich. Sie öffnet sich, die Finger spreizen und strecken sich. Sie liegt auf dem Rücken. Sie zeigt mir ihren fetten Bauch. Sie sieht aus wie ein umgefallenes Tier. Die Finger, das sind die Beinchen."

     

    Hier hörte ich Klänge von Franz Kafkas "Verwandlung". Zwei Seiten weiter, als Roquentin seine Hand mit dem Messer attackiert, erinnerte ich mich daran, dass Vincent van Gogh sein Ohr oder ein Teil davon abgeschnitten hatte.

     

    "Sein Hemd aus blauer Baumwolle hebt sich fröhlich von einer schokoladenfarbenen Wand ab. Auch das verursacht den Ekel. Oder vielleicht: das ist der Ekel." Immer wieder spielen Farben eine Rolle im Roman. Eine Wirkung des Meskalins, wie ich nachgelesen habe.

     

    Im Stilmittel der Beschreibung werden Edmund Husserl und auch Martin Heidegger transparent, mit denen sich Sartre 1933 in Berlin beschäftigt hatte. Auch andere Denker schimmern in seinen philosophischen Überlegungen durch. Vor allem aber nimmt Sartre an diesen Stellen sein theoretisches Hauptwerk "Das Sein und das Nichts" vorweg.

     

    "Es gibt jetzt also Leute, die mich erkennen, die denken, nachdem sie mich scharf angesehen haben: 'Der da gehört zu uns'", schreibt er auf Seite 107 im Roman. Fünf Jahre später heißt es: "Wenn es einen andern gibt, wer er auch sei, wo er auch sei, was immer seine Bezüge zu mir sein mögen, auch wenn er auf mich nicht anders als durch das bloße Auftauchen seines Seins einwirkt, ich habe ein Außen, ich bin eine Natur; mein Sündenfall ist die Existenz des anderen; und die Scham ist – wie der Stolz – die Wahrnehmung meiner selbst als Natur, wenn auch eben diese Natur mir entgeht und als solche unerkennbar ist."

     

    Auf Seite 159 erlebte ich, wie Sartre die Gedanken René Descartes und die von Martin Heidegger weiter vorantrieb beziehungsweise berichtigte.

    "Mein Denken, das bin ich: deshalb kann ich nicht aufhören. Ich existiere, weil ich denke ... und ich kann mich nicht daran hindern zu denken. Sogar in diesem Moment - es ist gräßlich, wenn ich existiere, so, weil es mich graut zu existieren. Ich bin es, ich bin es, der mich aus dem Nichts zieht, nach dem ich trachte ..."

     

    Als Roquentin schließlich im Park eine Wurzel erblickt, erkennt er die Sinnlosigkeit der Existenz: "Das Wesentliche ist die Kontinguenz. Ich will sagen, daß die Existenz ihrer Definition nach nicht die Notwendigkeit ist. Existieren, das ist dasein ... Alles ist grundlos, dieser Park, diese Stadt und ich selbst ... Wie lange dauerte die Faszination? Ich war die Wurzel des Kastinienbaums. Oder vielmehr, ich war ganz und gar Bewußtsein ihrer Existenz. Noch losgelöst von ihr - da ich mich ihrer ja bewußt war - und dennoch in ihr verloren, nichts anderes als sie."

     

    Dass Roquentin nach dieser Erkenntnis nicht mehr in der Schlammstadt sein Leben als Historiker fortsetzen wollte, konnte ich gut nachvollziehen. Am Ende (er)findet er sich neu als Romancier.

     

    Albrecht Dürers Melencolia und Sartres Roquentin sind gezwungen innezuhalten. Niedergedrückt, aber mit wachem Blick erkunden sie nun die Phänomene dieser Welt. Sie stellen Fragen und finden Antworten. Die Erde ist keine Scheibe mehr. Vor der Melencolia liegt eine Kugel. Ein großer Polyeder trennt Himmel und Erde. Eine Wurzel ist nicht mehr Funktion, sondern grundlos existent wie der Mensch. 

    Roquentin ergreift am Ende die Feder, um seiner Existenz einen Sinn zu geben. Ob es der Melencolia mit ihrem Zirkel gelingen wird, einen Kreis um die geteilte Welt zu ziehen, um so Himmel und Erde zu versöhnen?

     

    Vera Seidl

     

     

     

     

     

  5. Cover des Buches Hectors Reise (ISBN: 9783492306249)
    François Lelord

    Hectors Reise

    (1.183)
    Aktuelle Rezension von: gst

    Diese märchenhaften Zeilen, die mir anfangs noch ein Lächeln aufs Gesicht zauberten, regten mich im Laufe der Seiten regelrecht auf. Das lag weniger am Inhalt, denn die Aussagen haben Hand und Fuß. Kein Wunder, der Autor ist schließlich Psychiater. 1953 geboren, konnte er schon 2002, als das Buch in Frankreich zum ersten Mal erschien, auf seine nicht nur während der Arbeit erworbene Kenntnis der Menschen und Charaktere schauen. Was mich genervt hat beim Lesen und beinahe nach der Hälfte des Buches abbrechen ließ, war sein Stilmittel. Er spricht seine Leser an, als wären sie kleine, unwissende Kinder.

    Wen das nicht stört, der kann die 23 Lehrsätze bejahen, die er sich auf seiner Reise durch China und mehrere unbenannte, aber gut erkennbare Länder erarbeitet hat. Allerdings sind die Weisheiten für fortgeschrittenere Semester nicht mehr neu und so hatte ich persönlich keinen Mehrwert durch das Lesen.

  6. Cover des Buches Das Verhängnis (ISBN: 9783442473502)
    Joy Fielding

    Das Verhängnis

    (378)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Drei Männer in einer Bar in Miami Beach, Florida. Der Alkohol fließt, die Witze werden anzüglicher und die Blicke fallen auf eine schöne Unbekannte am Tresen, die einen Granatapfel Martini trinkt. Suzy Bigelow, unglückliche und geschlagene Ehefrau eines Arztes. Die Männer wetten, wen sie auswählt, wenn sie darf. Die Wahl fällt auf den Jüngsten und er macht sich mit Suzy auf in die Nacht. Die zwei übrigen können es nicht glauben und einer beobachtet die zwei. Ein heimlicher Kuss am Strand, ein Kinobesuch und ein seltsames Ende. Wer ist der Mann der Suzy ins Haus gezogen hat? Was geht da wirklich vor? Die drei Männer haben mit diesem Abend und ihrer Wette Ereignisse ins rollen gebracht, die nicht mehr aufzuhalten sind und die mit dem Tod enden könnten.

    Joy Fielding versteht es mal wieder zu fesseln und einen super spannenden Plot zu spinnen. Sie wirft Spuren aus und entwickelt ihre Figuren wieder großartig und man kommt immer wieder auf eine falsche oder andere Fährte. 

  7. Cover des Buches Die philosophische Hintertreppe (ISBN: 9783784436883)
    Wilhelm Weischedel

    Die philosophische Hintertreppe

    (104)
    Aktuelle Rezension von: Lilith_McCoy

    🗣🗣Kurzmeinung 🗣🗣

    DIE PHILOSOPHISCHE HINTERTREPPE von Wilhelm Weischedel. Gelesen als eBook(336Seiten als Print),Neuauflage von 1966, herausgegeben vom Langen Müller Verlag 2023


    🗣Darum geht es🗣

    Dieser Klassiker hat unzählige Menschen für Philosophie begeistert: Ohne schweres akademisches Gepäck, leicht lesbar, anekdotenreich und humorvoll stellt Wilhelm Weischedel das Leben und Denken der großen Philosophen vor. 32 unterhaltsame Essays präsentieren Personen, Schrullen und große Ideen von der Antike bis zur Moderne - von Thales, Platon und Aristoteles bis zu Heidegger, Russell und Wittgenstein. Einem breiten Lesepublikum werden die großen Traditionen und Ansätze philosophischen Denkens über die »Hintertreppe« verständlich gemacht, denn sie ist laut Weschedel »der Zugang zum unmittelbar Menschlichen«. Jetzt ist der Bestseller des bekanntesten deutschen Philosophen Weischedel endlich wieder lieferbar.


    🗣Meine Meinung 🗣

    Ich habe manchmal Tränen gelacht, über die kleinen Geschichten, indem die großen Philosophen mal mehr als menschlich rumzicken, pöbeln und ihre Schrullen zeigen. Irgendwie sind die großen Dichter und Denker halt auch nur Menschen mit manchmal ganz schön großen Macken. Habe auch durch die "Hintertreppe", viel über philosophische Ansätze gelernt.

    Kann das Buch wirklich nur empfehlen. Es ist jetzt schon eins meiner Highlights. 

    ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️/5 Sternen

  8. Cover des Buches Zweistein oder Das Brummen der Welt (ISBN: 9783813506105)
    Franziska Wolffheim

    Zweistein oder Das Brummen der Welt

    (19)
    Aktuelle Rezension von: Carivos
    Zweistein oder das Brummen der Welt ist eines der schönsten Bücher, das ich in den vergangenen Jahren genossen habe. Insbesondere die wortgewandte Erzähltechnik ist außerordentlich und man versteht auf Anhieb, wie Zweistein, die Katze von nicht geringem Verstand, seine Umwelt wahrnimmt. Das Buch ist ein sprachliches Meisterwerk und für Kinder ebenso geeignet (Vorlesen am besten) wie für Erwachsene.
  9. Cover des Buches Kritik der reinen Vernunft (ISBN: 9783958011533)
    Immanuel Kant

    Kritik der reinen Vernunft

    (33)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    Ehm ... bömische Dörfer  (@_@)
  10. Cover des Buches Das Spinoza-Problem (ISBN: 9783442748778)
    Irvin D. Yalom

    Das Spinoza-Problem

    (60)
    Aktuelle Rezension von: Vera-Seidl

    "Als er schließlich von Franco keine Spur mehr erkennen konnte, trat Bento langsam von der Anlegestelle zurück und begab sich wieder in die Arme der Einsamkeit."

     

    Beiden Hauptfiguren, Bento de Espinosa und Alfred Rosenberg gesellt Irven D. Yalom einen fiktiven Freund hinzu, um die Charaktere der beiden Einzelgänger transparent werden zu lassen. 

     

    Genannter Franco stammt wie Spinozas Vorfahren aus Portugal. Wie viele andere Juden war seine Familie zum Katholizismus konvertiert. In Amsterdam hat er Schwierigkeiten mit dem Judentum und dessen dogmatischen Gesetzen. "Franco schloss die Augen. 'Ich dachte: Was ist der Unterschied zwischen diesem Spektakel und dem Spektakel - nein, ich will es geradeheraus sagen - und dem Unsinn, der während der katholischen Messe stattfand, die wir Neuchristen besuchen mussten.'"

     

    Der junge Spinoza erläutert ihm seine Ansichten. Die Thora, die Bibel sei von Menschen geschrieben, nach Mose gab es laut der Schrift keine Propheten mehr, der Mensch sei nicht nach dem Ebenbild Gottes geschaffen, es gebe keine Wunder und kein Leben nach dem Tod. 

     

    Gott und die Natur seien identisch, Gott also immanent. Er sei eine ewige Substanz, deren Eigenschaften konstant blieben. "Unter Substanz verstehe ich das, was in sich ist und durch sich begriffen wird, das heißt das, dessen Begriff, um gebildet werden zu können, den Begriff eines anderen Dinges nicht bedarf." (Die Ethik nach geometrischer Methode dargestellt)

     

    Als Religionslehrerin hatte ich mit Spinozas rationalen Ansichten ganz schön zu kämpfen. Aber gerade deshalb hat mir der Roman "Das Spinoza-Problem" so gut gefallen. 

    Natürlich war eine Aufklärung im 17. Jahrhundert und danach dringend notwendig war. Aber wie Franko am Ende feststellt, war Spinoza nicht so leidenschaftslos, wie gern wollte. 

     

    Im 21. Jahrhundert muss ich sagen, dass es mir gleich-gültig ist, ob Gott immanent oder transzendent ist. Wunder gibt es für die, die daran glauben. "Der Glaube versetzt Berge", sagt ein Sprichwort. Medizinisch könnte man auch vom Placebo-Effekt sprechen. Was das Leben nach dem Tod betrifft, gefällt mir immer noch Theodor Fontanes Gedicht "Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland" am besten, in welchem auf dem Grab des Herrn ein Birnbaum wächst und den Vorübergehenden Birnen spendet, wie es der Lebende getan hatte. 

     

    Bei Franciskus van den Enden lernt Spinoza nach dem Hebräischen die alten Sprachen und deren Sprecher kennen. Besonders dankbar bin ich Yalom, dass er mich an Epikur erinnerte. "Für Epikur war ataraxia das einzig wahre Glück. Und wie erreichen wir es? Weder durch Platons Harmonie der Seele noch durch Aristoteles' Erlangen von Vernunft, sondern schlicht durch das Ausschalten von Sorge und Furcht." Die größte Angst sei die vor dem Tod. Epikurs Rezept dagegen: "Wo Leben ist, ist kein Tod, und wo Tod ist, ist kein Leben."

     

    "Die Arme der Einsamkeit" wählte sich Spinoza selbst, so Yalom. Er wusste, welche Folge die Verbreitung seiner Ansichten haben würde. Am 27. Juli 1656 wurde er von der Amsterdamer portugiesischen Synagoge mit dem Bann, Cherem ausgeschlossen.

     

    Nur zu Franko hat er in großen Abständen Kontakt, ein Überbleibsel an Heimat und Geborgenheit. Aber auch das verliert er am Ende, als Franco, der jetzt Rabbiner ist, in die Neue Welt aufbricht, um dort das Judentum zu verändern.

     

    Für Spinoza gibt es zwei Arten von Gemeinschaft, die "die sich aneinanderschmiegen, um einander zu wärmen und sich sicher zu fühlen, und den Menschen, denen eine aufgeklärte, freudige Sicht auf die Natur oder Gott gemeinsam ist."

    Um Letzteres zu erreichen, müsse er seine "eigene Identität abwerfen, das heißt meine Bindung an mich selbst - und alles vom absolut Adäquaten und der wahren Perspektive aus betrachten."

     

    "Was geschehen ist, ist, dass ich keinen Bedarf mehr an ihren Diensten habe, Herr Oberleutnant Pfister. Kehren Sie augenblicklich auf Ihren Posten nach Berlin zurück."

     

    Das sind die letzten Worte, die Alfred Rosenberg an seinen Freund, den Psychiater Friedrich Pfister richtet, nachdem er kurz zuvor von Hitler endlich die Anerkennung erhalten hat, nach der er sich sehnte.

     

    Auch Alfred Rosenberg ist ein Einzelgänger. Aber er hat dieses Schicksal nicht selbst gewählt, so Yalom in Übereinstimmung mit seiner Figur Friedrich Pfister. Seine Mutter starb zwei Monate nach seiner Geburt, sein Vater war krank und verschied, als Alfred elf Jahre alt war. Fortan waren es zwei Tanten, die sich um den Jungen kümmerten.

     

    Schuldgefühle am Tod der Mutter werden angesprochen und noch mehr die Suche nach einem Ersatzvater. Die Gefühle der Minderwertigkeit und Schuld werden auf die Juden und Bolschewisten übertragen. Im Autor Housten Stewart Chamberlein findet Rosenberg einen Vater, den er verehren kann.

     

    Nachdem er Russland und dem Baltikum den Rücken gekehrt hat, wird Dietrich Eckart, der Chefredakteur des Völkischen Beobachters zu seinem Mentor. Ihm folgt Adolf Hitler, der ihm einen Schreibtisch schenkt und später, nach dem gescheiterten Putsch am 9. November 1923, die Führung der NSADAP überträgt.

     

    Immer wieder lässt er sich von Hitler ködern, aber in den "inneren Zirkel" gelangt er erst, als er nach dem Krieg mit 21 anderen Größen der Nazi-Zeit auf der Anklagebank sitzt. Aber im Gegensatz zu ihnen widerrief Rosenberg niemals.

     

    Die erste Beschäftigung mit Spinoza wird vom Direktor und dem Deutschlehrer der Petri-Realschule in Reval erzwungen. Aber "Das Spinoza-Problem" lässt Rosenberg nicht mehr los, bis es ihn schließlich ins Spinoza-Museum nach Rijnsburg führt. Der ERR (Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg) räumt dann das Museum, ohne die beiden Jüdinnen im Spitzboden des Hauses zu bemerken. 

     

    "Der ERR hatte ein seltsames Interesse an Spinoza. Der Mitarbeiter Rosenbergs, der Nazi, der die Bibliothek auf seinen Befehl hin plünderte, hinterließ in seinem offiziellen Bericht einen vielsagenden Satz: 'Auch diese Bibliotheken ... enthalten ausserordentlich wertvolle frühe Werke, die zur Erforschung des Spinozaproblems (sic!) von besonderer Bedeutung sind'", bekam Yalom beim Besuch des Museums zu hören. Die Inspiration für seinen Roman.

     

    Mir hat das Innenleben Spinozas in den Augen Frankos viel besser gefallen, als die psychoanalytischen Deutungen von Friedrich Pfister. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich nicht glaube, dass die Welt nicht nur aus Ursache und Wirkung besteht. Viele Physiker, angefangen bei Marie Curie, würden das bestätigen. 

     

    Für die Dramaturgie und noch mehr für das Verständnis von Spinozas Philosophie war die Geschichte Alfred Rosenbergs unerlässlich.

     

    Ich verneige mich vor Irven D. Yalom und bedanke mich herzlich.

     

    Vera Seidl

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

  11. Cover des Buches Imperium (ISBN: 9783453419353)
    Robert Harris

    Imperium

    (244)
    Aktuelle Rezension von: Reisebaeren

    Cicero, ein Anwalt aus Leidenschaft, zieht es nach Rom und damit ins Zentrum der Macht. Mit seiner Fähigkeit, schnell und gerissen auf politische Intrigen zu reagieren, kämpft er sich hoch im Senat. Unterstützt wird er dabei von seinen Brüdern, seiner Frau und so manch anderem Helfer. Die Geschichte ist aus Sicht seines Sklaven Tiro geschrieben, der stets an Ciceros Seite lebt und leidet. 

    Im Buch geht es tatsächlich hauptsächlich um Politik, sie ist jedoch so spannend und gut geschrieben, dass es einfach nur Spaß macht zu lesen. Cicero bei seinen Tricks zuzusehen, wie er seine Gegner immer wieder in die Enge treibt, ist ein wahrhafter Genuss. Das antike Rom wird zum Greifen nahe und oft hat man das Gefühl mit auf Forum zu stehen und die begeistere Menge rufen zu hören. Die ein oder andere Länge hatte das Buch, ich empfand es dennoch als absoluten Lesegenuss. 

  12. Cover des Buches 999 - Der letzte Wächter (ISBN: 9783442476305)
    Carlo Adolfo Martigli

    999 - Der letzte Wächter

    (7)
    Aktuelle Rezension von: GaranceLovesBags
    Zur Zeit der italienischen Renaissance verfasst Pico della Mirandola 900 Thesen zu Gott und der Menschheit. Natürlich lässt die Kirche sich dies nicht gefallen und beschuldigt ihn der Ketzerei. Viel gefährlicher für die Kirche sind jedoch Mirandolas 99 geheimen Thesen - würden diese ans Licht kommen, wären die Tage der Kirche gezählt. Jahrhunderte später setzen die Nazis alles daran, in den Besitz jener Thesen zu kommen...

    Das Grundkonzept dieser Geschichte finde ich sehr interessant - ein Mann, der die Wahrheit über Gott entdeckt hat und somit das Schicksal der Kirche in der Hand hält. Außerdem die skrupellosen Nazis, die alles dafür tun würden, um an diese geheimen 99 Thesen zu gelangen. Somit wurden in "999 - Der letzte Wächter" mehrere Zeitebenen miteinander verbunden, was dem Autor auch sehr gelungen ist.

    Die Protagonisten - Pico della Mirandola und seine Freunde - sind sehr sympathisch. Die Antagonisten jedoch sind "typisch dumm" und machen viele Fehler, was ich manchmal etwas unrealistisch fand. Teils wurde das Buch für meinen Geschmack aus zu vielen verschiedenen Sichten erzählt, einige Perspektiven hätte der Autor meiner Meinung nach weglassen können.

    Die Spannung in "999 - Der letzte Wächter" war zum Ende hin sehr gut, ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Zwischendrin gab es jedoch auch langweiligere Stellen im Buch. Das Ende wirft einige Fragen auf, weswegen ich mich über einen zweiten Band oder ein aufklärendes, abschließendes Kapitel gefreut hätte.

    Ein weiterer Pluspunkt ist das schön gestaltete Cover meiner Ausgabe aus dem Goldmann Verlag.

    Fazit: Empfehlenswert für jeden, der sich für die Renaissance und die Machenschaften der Kirche zu jener Zeit interessiert.
  13. Cover des Buches Walden (ISBN: 9783150206683)
    Henry David Thoreau

    Walden

    (4)
    Aktuelle Rezension von: The iron butterfly

    Bereits 1845 entwickelte sich das Umfeld um Henry David Thoreau so schnell, dass er das Bedürfnis hatte sich zurückzuziehen. Sich zu beschränken bzw. herauszufinden, was er für ein wirklich glückliches Leben überhaupt benötigt. Wie viel Arbeit ist notwendig, um wie viel Einkommen zu erzielen, um sich welche Lebensumstände zu ermöglichen. Wie viel Nahrung wird benötigt, welche Gerätschaften…

    Im Sommer 1845 zieht er in eine selbstgebaute Blockhütte an den Walden See. Auf das Wesentliche, das Nötigste beschränkt sucht er den Kontakt zu sich, der Natur, Flora, Fauna, aber auch den Farmern oder Wanderern. Sein Geist weitet sich, seine Augen öffnen sich und er erschafft mit seinem Bericht ein umfassendes Naturgedicht. Kein Plädoyer in den Wald zu ziehen, aber viele Lesemomente, die innehalten lassen und nachdenklich stimmen.

  14. Cover des Buches Leonardo da Vinci (ISBN: 9783596522385)
  15. Cover des Buches Sämtliche Werke, hrsg. von Ursula Wolf. Band 2 (ISBN: 9783499555626)
  16. Cover des Buches Die Welt ist im Kopf (ISBN: 9783257601121)
    Christoph Poschenrieder

    Die Welt ist im Kopf

    (56)
    Aktuelle Rezension von: caro_lin

    Am Anfang mochte ich es sofort, da der Schreibstil genau meinem Geschmack entspricht. Es wurde dann aber durch die vielen unterschiedlichen Perspektiven schnell unübersichtlich und auch langweilig. Viele der Erzählstränge wurde für mich nicht ausreichend weitergeführt. Ich habe sehr lange gebraucht, fand es aber letzlich doch ganz nett und habe es gegen Ende auch wieder lieber gelesen, als im Mittelteil.

  17. Cover des Buches Das Glück in glücksfernen Zeiten (ISBN: 9783423139502)
    Wilhelm Genazino

    Das Glück in glücksfernen Zeiten

    (61)
    Aktuelle Rezension von: WinfriedStanzick
    Die Romane von Wilhelm Genazino kennen keine glorreichen Helden, sie beschreiben keine romantischen oder gar leidenschaftlichen Liebesbeziehungen, sie handeln nicht von den Gewinnern dieser Welt. Immer wieder richtet der Frankfurter Schriftsteller seinen literarischen Blick auf die Außenseiter, nicht unbedingt jene, die gänzlich aufgegeben und verloren außerhalb der Gesellschaft leben. Nein, seine Figuren leben mitten in der Gesellschaft, gehen einem Beruf nach, haben eine Beziehung oder sind verheiratet. Sie mühen sich alle miteinander so gut es geht um ein gutes Leben, manchmal suchen sie auch nach Sinn und fragen sich , was das nun alles soll mit dieser existentiellen Tristesse. Denn darunter leiden sie alle: ich nenne es existentielle Tristesse. So auch die Hauptfigur des neuen, vorliegenden Romans, Gerhard Warlich. Er ist promovierter Philosoph, kann das auch nie verleugnen, was seiner Lebenszufriedenheit nicht unbedingt weiterhilft, und arbeitet seit vielen Jahren als Leiter einer Wäscherei, nachdem er nach dem Studium dort als Aushilfsfahrer angefangen und ohne viel dafür zu tun, allein durch seine natürlich Intelligenz aufgestiegen ist. Es ist kein aufregendes, aber ein absolut sicheres Dasein, das er da führt. Er lebt seit langem zusammen mit Traudl, einer lebensklugen und sympathischen Frau, die Gerhard Warlich so zu nehmen gelernt hat, wie er ist. Doch als sie ihm eines Tages ihren Wunsch nach einem Kind gesteht, gerät seine ganze, doch so sicher geglaubte Existenz ins Wanken. Er weiß nicht, was er tun soll, und sein Leben gerät aus dem Gleis. Eine mit viel Ironie erzählte Geschichte. Genazino denunziert seine Figuren nicht und er liebt sie auch nicht; er beschreibt, was er beobachtet, vielleicht auch angereichert durch viele eigene Lebenserfahrungen, und was ihn beschäftigt. Er hat eine gleichsam natürliche Solidarität mit diesen schrägen Typen seiner Bücher, die Menschen, die nur auf der Sonnenseite leben und die anderen nicht sehen wollen oder können, fremd bleiben wird. So gesehen sind die Romane Genazinos nicht jedermanns Ding. Sollen sie auch nicht. Dennoch, es bleibt Hoffnung. Warlich sagt am Ende: "Eine Art Glück durchzittert mich. Offenbar kann ich, trotz allem, immer noch wählen, wie ich in Zukunft leben will." Warum er das sagt, wird nicht verraten. Wichtig ist, dass man sich entscheiden kann im Leben. Es gibt immer eine Alternative. Niemand ist der Sklave seines Schicksals.
  18. Cover des Buches Philosophisches Lesebuch (ISBN: 9783596161652)
  19. Cover des Buches Die Wörter (ISBN: 9783518016503)
    Jean-Paul Sartre

    Die Wörter

    (57)
    Aktuelle Rezension von: annepei
    "Die Bücherei war die Welt im Spiegel; sie hatte deren unendliche Dichte, Vielfalt, Unvorhersehbarkeit."
    .

    Jean-Paul Sartre berichtet hier autobiographisch von seiner Kindheit, die er hauptsächlich bei seiner Mutter und deren Eltern verbrachte. Sein Großvater ist Lehrer und leitet den jungen Sartre früh an die Literatur und bringt ihn so unbeabsichtigt auch zu dem Berufswunsch Schriftsteller.
    .
    Das Buch zu lesen, kann durch die intellektuelle, teilweise hochtrabende und mit Anspielungen gespickte Schreibweise anstrengend sein, aber ich hatte das Gefühl, dass es sich lohnt. Es gibt viele interessante Denkansätze zur Literatur und auch zu Sartre selbst, denn er glorifiziert seine Kindheit nicht nachträglich, sondern analysiert sich selbst und seine Lebensumstände. Das Buch ist also auch allen zu empfehlen, die mehr über Sartre als Person erfahren wollen.
    .
    Bewertung: 📝📝📝📝
  20. Cover des Buches Die Zarin und der Philosoph (Sankt-Petersburg-Roman 2) (ISBN: 9783471351789)
    Martina Sahler

    Die Zarin und der Philosoph (Sankt-Petersburg-Roman 2)

    (100)
    Aktuelle Rezension von: pinkdinoprincess

    Inhalt: Bereits seit zehn Jahren sitzt Katharina die Große auf dem russischen Zarenthron, als sich Friedrich der Große in Preußen dazu entschließt, einen Philosophen nach Sankt Petersburg zu schicken, der sich in die engsten Kreise der Zarin begeben und ihm Bericht erstatten soll. Sitzt mit Katharina tatsächlich eine "Philosophin auf dem Thron"? Wie steht es um die Leibeigenschaft im großen Reich im Osten? Und kann die junge Ehe des Philosophen Merviers tatsächlich den Umzug in ein vollkommen fremdes Land überstehen?

    Fazit: Nachdem mich "Der Winterpalast" und "Die Zarin der Nacht" von Eva Stachniak restlos überzeugt haben, war ich sehr gespannt auf einen weiteren Roman in den deutschen Buchhandlungen, der sich mit Katharina der Großen auseinandersetzt. Ich muss ehrlich sagen, dass "Die Zarin und der Philosoph" (welches mittlerweile unter dem Titel "Die Zarin und der Spion" neu erschienen ist) nicht mit den Büchern von Eva Stachniak mithalten kann, aber dies kann durchaus Geschmackssache sein. In diesem Roman lag weniger Fokus auf den tatsächlichen historischen Ereignisse um Katharina II., als viel mehr auf den fiktiven Figuren in ihrem erweiterten Umfeld in Sankt Petersburg, wie beispielsweise auf dem preußischen Philosoph Stephan Mervier und seiner Frau Johanna. Der Schreibstil ist sauber und die Storyline entwickelt sich hauptsächlich geradlinig, wenn auch aus einigen Perspektiven. Zum Ende hin konnte mich die Autorin jedoch tatsächlich überraschen. Schwierig fand ich die Forderungen Merviers an die Zarin. Man meint, er müsse sie überreden wollen, sich an europäischen, allen voran preußischen Standards in ihrer Politik zu orientieren, fordert aber dann Dinge von ihr, die teilweise auch in Preußen noch lange keine Anwendung finden.

    Empfehlung: Wer sich gern auf eine fiktive Handlung einlassen möchte, bei der Katharina die Große diese zwar maßgeblich lenkt, aber nicht zwingend im Mittelpunkt steht, dem sei dieser Roman empfohlen.

  21. Cover des Buches Geschlossene Gesellschaft (ISBN: 9783499157691)
    Jean-Paul Sartre

    Geschlossene Gesellschaft

    (297)
    Aktuelle Rezension von: leas_bookdiary

    "Geschlossene Gesellschaft", auch bekannt als "Huis Clos", ist ein existenzialistisches Drama von Jean-Paul Sartre, das in einem einzigen Raum spielt und die ewige Bestrafung dreier Charaktere im Jenseits thematisiert. Ines, Garcin und Estelle werden nach ihrem Tod in einem Raum eingeschlossen und müssen für immer miteinander existieren. Im Laufe des Stücks erkennen sie, dass sie selbst die Bestrafung füreinander darstellen. Sie spiegeln sich gegenseitig ihre tiefsten Unsicherheiten, ihre Schuld und ihre Unfähigkeit, sich den eigenen Fehlern zu stellen. Sartres berühmter Satz "Die Hölle, das sind die anderen" kommt hier besonders zur Geltung, da die Protagonisten ihre ewige Qual nicht durch äußere Umstände, sondern durch das ständige Urteil der anderen erleiden. 🎭

    Obwohl das mein erstes Buch von Sartre war, war ich überrascht, wie leicht verständlich es sich lesen ließ. Die Sprache ist klar und direkt, was das Buch sehr zugänglich macht, auch wenn es tiefgründige philosophische Themen behandelt. Die Dialoge sind scharf und präzise, ohne unnötige Ausschmückungen, was dem Stück eine gewisse Klarheit verleiht. Sartre schafft es, komplexe existenzialistische Ideen auf eine Art und Weise zu vermitteln, die mich direkt in die Dynamik zwischen den Charakteren hineingezogen hat. Besonders gefallen hat mir, wie kurz das Stück ist – es ist gerade einmal 60 Seiten lang. 💭

    Die Art und Weise, wie Sartre das Thema Selbsttäuschung und die Abhängigkeit von der Meinung anderer aufgreift, hat mich wirklich zum Nachdenken gebracht. Die Idee, dass wir unser eigenes Gefängnis durch die Blicke und Urteile anderer schaffen, fühlte sich erschreckend aktuell und relevant an. Es war super interessant, sich mit diesen existentiellen Fragen auseinanderzusetzen. Sartre zwingt einen, sich selbst zu hinterfragen – inwieweit lassen wir uns von anderen definieren? Können wir uns wirklich von gesellschaftlichen Erwartungen befreien? 🔒

    Fazit: Sartres Pessimismus in Bezug auf zwischenmenschliche Beziehungen ist eindringlich, aber er bietet auch eine Möglichkeit, sich mit den eigenen Ängsten auseinanderzusetzen. "Geschlossene Gesellschaft" hat mir gezeigt, wie kraftvoll existenzialistische Philosophie in einer dramatischen Erzählform sein kann. ⭐⭐⭐⭐

  22. Cover des Buches Letzte große Liebe (ISBN: 9783596283354)
    Pearl S. Buck

    Letzte große Liebe

    (4)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer

    Auf dieses wundervolle Buch bin ich durch einen Hinweis in > Das Bücherhaus < von John Kaag gestoßen. Im Vertrauen, nicht die einzige Empfehlung.

    Dieser berührende Roman beinhaltet die verschiedenen Lebenssituationen, der im Mittelpunkt dieser Geschichte stehenden, Edith Chardman. Edith ist zweiundvierzig Jahre und verwitwet. Ihr Mann Arnold , ist verstorben.

    In ihrer Trauer zieht sie sich in einer Berghütte zurück um ihr Leben neu zu ordnen. Eine lange Freundschaft zu dem sechsundziebzig jährigen Philosophen Edwin Steadley, wird wiederbelebt und es entsteht ein zartes Band der Liebe. 


    Ich will dir eine erstaunliche Wahrheit über den Menschen sagen. Du bist zu jung, um es zu wissen , aber ich weiß es. Die Liebesfähigkeit ist das Geheimnis des Lebens. Solange man einen anderen Menschen lieben kann, wirklich lieben kann, ist der Tod weit weg. Erst wenn die Liebesfähigkeit vergeht, kommt der Tod bald. Ich danke die, mein Liebling, dass ich dich lieben darf. Das versperrt dem Tod meine Tür.

    Seite 26


    Durch einen Zufall lernen sich Edith und der junge Jared Barrow kennen.  Nun ist Edith die ältere und der junge Mann fühlt sich mächtig von dieser hübschen und sehr intelligenten Frau magisch angezogen. Edith fühlt sich geschmeichelt, doch sie weiß sehr wohl, dass diese tiefe Verbundenheit keine Liebe mit Zukunft werden kann. So ist es Edith, die über ihre Gefühle ihren Verstand stellt und wahrlich Größe zeigt. 

    Pearl S. Buck vermittelt in diesem Roman, das Gefühl der innigen und aufrichtigen Liebe. Die über der körperlichen Zweisamkeit steht. Immer wieder überrascht sie mit neuen Definitionen der Liebe. Auf verschiedenen Ebenen, wie etwa der ältere Edwin Steadley die jüngere Edith oder der junge Jared die ältere Edith liebt, zeigt sie uns die unterschiedlichen Facetten auf. Pearl S. Buck hinterfragt diese Gefühle und Emotionen und zeigt sie ganz offen in ihrer reinsten Art. Sehr berührend und immens warmherzig ist > Letzte große Liebe < geschrieben und zeigt wieder sehr eindrücklich, dass Pearl S. Buck zu Recht den Literaturnobelpreis erhalten hat. Lest und fühlt es!

  23. Cover des Buches Hier sind Drachen (ISBN: 9783492315500)
    Husch Josten

    Hier sind Drachen

    (21)
    Aktuelle Rezension von: bluesjj
    Kennt ihr das? Ihr habt ein Buch beendet und fragt euch nach den letzten Zeilen: Was will mir dieses Buch sagen? So erging es mir mit „Hier sind Drachen“ von Husch Josten. Ich muss zugeben, erschlossen haben sich mir letztendlich nicht alle Handlungsstränge. Und so blieben große Fragezeichen und etwas Enttäuschung. Dabei sind die Thematik und der Aufbau des nur 160 Seiten dünnen Buches durchaus spannend und bieten Potenzial.
    Husch Josten erzählt von der Journalisten Caren, die einen Tag nach den Pariser Terroranschlägen (Herbst 2015) auf das Bataclan, das Stade de France und mehrere Bars und Cafés auf dem Weg in die Metropole ist, um von den Geschehnissen zu berichten. Bereits ihr bisheriges Leben ist von früheren Anschlägen gezeichnet, so hat sie sowohl den 11. September als auch den Anschlag auf den Bosten Marathon durch glückliche Fügungen überlebt. Am Flughafen Heathrow wird sie von einem Mann, den sie Wittgenstein nennt, in ein philosophisches Gespräch über Zufälle und unerzählte Geschichten verwickelt. Währenddessen wird der Start ihrer Maschine verschoben, Sicherheitskräfte riegeln das Terminal ab und Passagiere werden kontrolliert. Ist das alles nur Zufall?

    Allerdings ist damit nur ein Bruchteil der Geschichte erzählt. Es geht um eine Dreiecksbeziehung, die die Beteiligten bei genauer Betrachtung alles andere als glücklich macht, Carens traumatischen Erlebnissen und deren Folgen, ihre unterdrückte Sehnsucht nach Geborgenheit und Liebe, die Rolle der Medien, die Bedingungen und Grenzen des Geschichtenerzählens, Zufall, Schicksal, Bestimmung, Schuld, die Frage nach dem Warum… Und letztendlich auch um das Unmögliche. Und vielleicht ist es genau das, was die Geschichte unglaubwürdig erscheinen lässt und sie überfrachtet. Hinzu kommt, dass ich die Anfänge des philosophischen Gesprächs mit Wittgenstein einfach viel zu lang und ermüdend fand – vor allem, da in der ersten Hälfte des Buches eh kaum eine Handlung vorhanden ist.














    Verwende die App



  24. Cover des Buches Der geheimnisvolle Koffer von Herrn Benjamin (ISBN: 9783314103827)
    Pei-Yu Chang

    Der geheimnisvolle Koffer von Herrn Benjamin

    (5)
    Aktuelle Rezension von: Kinderbuchkiste
    Nach einer wahren Geschichte
    über den Philosophen Walter Benjamin

    Ein Bilderbuch für Kinder ab 5-6 Jahren +
    gut auch für den Unterricht an Grund-und Weiterführenden Schulen

    Bevor ich dieses Buch vorstelle möchte ich zunächst einmal den Philosophen Walter Benjamin und die Erzählerin und Illustratorin dieser Geschichte, Pei-Yu Chang vorstellen.
    *
    Ich denke es ist sehr wichtig diese beiden Personen vor dem Lesen der Geschichte kennen zu lernen um ein Verständnis für das Buch entwickeln zu können bzw. einen Zugang zu finden.
    *
    Walter Benjamin
    geboren wurde Walter Bendix Schönflies Benjamin am 15. Juli 1892 in Berlin geboren. Wie der Nachname Benjamin vermuten lässt eine jüdische Familie. Eine bürgerliche Familie.
    Sein Onkel war der berühmte Kinderpsychologe William Stern, der heute vor allem durch sein Konzept des IQ ( Intelligenzquotient) bekannt ist.
    Vom13.bis 15 Lebensjahr besuchte er eine Reformschule in Thüringen, kehrte dann nach Berlin zurück wo er dann später sein Abitur machte . 1912  ging er zum  Studium der Philosophie, Kunstgeschichte und Germanistik nach Freiburg, kam dann aber zurück nach Berlin um seine Studien fortzusetzten. Es folgte ein Aufenthalt in Frankfurt wo er Theodor Adorno kennen lernte, der ihm zum engen Freund wurde. Paris war eine weitere Station. Dorthin kehrte er  dann auch zurück als er 1933 ins Exil gehen musste. Als Kriegsflüchtling interniert kommt er 1939 aus der Haft. 1940 flüchtete er über Lourdes nach Marseille um  von dort mit Hilfe von Lisa Fitko ( siehe unserem Bilderbuch)  irgendwie nach Spanien zu gelangen mit dem weiteren Ziel USA.
    Künstler, Anwälte, Schriftsteller und andere machten sich mit ihm unter Führung von Lisa Fitko auf den Weg.
    Dabei hatte er den geheimnisvollen schweren Koffer, der ihm mehr bedeutete als sein Leben.
    Bis heute ist nicht geklärt wieso ihm dieser Koffer so viel wert war und was sich darin befand. Er gilt  bis heute als verschollen.
    Im September 1940 nahm er sich, so heißt es, auf der Flucht , vor den Nazis , das Leben.  War der Herzkranke zu schwach für die  weitere Flucht?  War es ein Opfer um einem anderen die Flucht zu ermöglichen? Es soll einen Abschiedsbrief an seinen Freund Adorno geben der dieses belegt. Es wird bis heute dennoch viel gerätselt und spekuliert. Sogar ein Film erzählt von Benjamins  mysteriösem Tod / Verschwinden.
    In den 1930er Jahren begann er kleine Erzählungen zu verfassen, in denen er seine Kindheit rückblickend betrachtet. Diese Erzählungen der Kindheit bot er verschiedenen Verlagen an, die jedoch kein Interesse zeigten.
    Sein Freund Adorno publizierte posthum 1950 erste Fragmente, die er selbst zusammen getragen hatte da das original Manuskript als verschollen galt.
    Erst 1987 fand man dieses.
    Weggefährte für einige Zeit waren Berthold Brecht und Hanna Arendt.
    Walter Benjamin war ein Philosoph, Denker und auch Quergeist.
    Ein viel interessierter, sehr intellektueller Geist der Spaß daran hatte neue Wege zu gehen. z B. arbeitete er für den Rundfunk. Ein Medium, dass damals noch in den Anfängen steckte. Man mag es kaum glauben es gab schon den Kinderfunk, den er mit eigenen Sendungen gestaltete, und mit selbst geschriebenen Erzählungen aber auch Buchtipps bereicherte.
    Es scheint, als sein ihm klar gewesen, dass man die Gesellschaft nur ändern kann wenn man den Kindern die richtigen Botschaften vermittelt.
    Vielleicht war er irgendwie immer auch Kind geblieben? Neugierig wie ein Kind, der noch dazu leidenschaftlich Spielzeug sammelte.
    Und so schließt sich vielleicht auch der Kreis zu diesem Buch.
    Mit Sicherheit hätte es ihm gefallen, dieses BilderBuch der Chinesin Pei-Yu Chang.
    *
    Pei-Yu Chang
    ist Germanistin und   Illustratorin mit  Wurzeln in Taiwan
    Sie wurde 1979 in Teipe geboren, wo sie Germanistik, die Deutsche Sprache, Literatur und Kultur studierte.
    Um zu promovieren kam sie nach Deutschland. Genauer gesagt nach Münster.
    Ein Kommunikationsdesign -Studium  Schwerpunkt Illustration schloss sich an.
    Den Abschluss bildet nun dieses Buch.
    "Der geheimnisvolle Koffer von Herrn Benjamin"
    Ihre Abschlussarbeit bei Professor Felix Scheinberger, Uni Münster
    *

    Wie kam Pei-Yu Chang auf die Idee zu diesem Buch?
    Als sie in Marbach das  Literatur Museum der Moderne besuchte entdeckte sie einen Koffer.
     Ein leerer Koffer in dem ein kleiner Zettellag.
    Dieses Exponat weckte ihre Neugier.
    Von Adorno und Benjamin hatte sie bereits gehört nun stand da dieser Koffer.
    Sie begann zu recherchieren wobei sie später sagte, dass die Auseinandersetzung mit dem Thema mehr Zeit in Anspruch genommen hat als die anschließende Umsetzung.
    Pei-Yu Chang wollte, gerade auch wegen der aktuellen Flüchtlingsproblematik, ein Buch über Flucht machen. Dabei jedoch nicht die zur Zeit gängigen Flüchtlingsthemen darstellen, sondern sich den Menschen und ihren Schicksalen widmen. Jeder der flüchtet hat ein Schicksal, das ihn veranlasst seinen Heimat zu verlassen. So wie die Menschen, die sich Lisa Fitko anschlossen.
    Es ist ihr gelungen ein sehr außergewöhnliches Bilderbuch zu schaffen.
    *
    Ein BilderBuch mit unglaublich ausdrucksstarker Bildsprache, freundlich, manchmal befremdlich, aber nie extrem beängstigend.
    Das Format etwas breiter gewählt als das der meisten Bilderbücher schon etwas besonderes. 
    Die Doppelseiten sind mit den kleinen Illustrationen und Collagen gefüllt die im starken Kontrast zu sehr großen Darstellungen kombiniert werden. Gleichzeitig finden wir immer auch einen sehr leeren Bereich. Pei-Yu Chang ist es wichtig Raum der Interpretation, der eigenen Gedanken die beim Betrachten aufkommen  zulassen. Ein Stil dem sich auch viele chinesische Illustratoren und traditionelle Maler bedienen. Vielleicht ist hier die Verbindung des Asiatischen zum Europäischen?
    Der Text fügt sich  auch rein optisch in das Bild ein. Sie spielt mit den Wörtern und ihrer Darstellung. Verwendet unterschiedliche Schrifttypen und Größen. Lässt sie starr und flexibel wirken je nach dem Inhalt der vermittelt werden soll.
    Sie illustriert die Schrift. Wechselt zwischen gedruckten, gemalten, ausgestellten Buchstabenhin und her so dass der Text seine eigene Geschichte erzählt mit einer ganz individuellen Wirkung.
    So gibt es zum Beispiel einen Dialog zwischen Frau Fitko und Herrn Benjamin als sie die Berge  besteigen. So wie die Berge hoch und runter gehen so steigen die Wörter schräg an und gehen ein anderes mal schräg runter.
    Seiten später wird die Gerüchte Küche angeheizt. Man erzählt sich etwas über den seltsamen Mann mit dem seltsamen Koffer. Ein Dialog via Telefon wird  in Wortschnipseln die wie aus einer Zeitung ausgeschnitten wirken visualisiert.
    Viele Darstellungen vor allem die der Häuser wirken im ersten Moment  simpel,naiv, spiegeln aber das kindlich naive sowohl der Zielgruppe als auch Benjamins selbst wieder.
    Das wird auch in einer weiteren Illustration deutlich. Hier steht Herr Benjamin in einer Gasse. Rechts und links Geschäfte er aber steht nicht etwa  vor einen Buchladen, nein er steht vor einem Spielzeuggeschäft. Mit den wieder sowohl die Zielgruppe der jungen Leser mit ins Boot geholt werden als auch Benjamins reale Leidenschaft für Spielzeug.
    Gekonnt lässt sie Benjamins realen Charakter, Leben, Träume, Wünsche ,Leidenschaften visuell gestalterisch einfließen.
    Pei-Yu Chang verbindet Zeichnungen, mit ausgeschnittenen Elementen, die wieder zu einem neuen Objekt zusammengesetzt werden. Collagen mit Zeichnungen. Dabei spielt sie so ganz nebenbei auch noch mit den Farben. Nie schrill,  warm aber der Situation angepasst auch mal sehr kühl mit viel Schwarz.
    Zu Beginn sehen wir Herrn Benjamin, einem nachdenklich aber sehr freundlich wirkenden Mann mit wirren Haaren in denkender Position.
    Jemand der die Geschichte nicht kennt wird eine ehr fröhliche Geschichte  vermuten. Blättert man um verlagert man beim Betrachten automatisch die Körperhaltung. Rückt etwas vom Bild weg als wolle man es mit etwas Abstand betrachten um die übergroßen, breiten, drei dunklen Männer in Uniform besser / klarer erkennen zu können. Gleichzeitig durchfährt einen der Gedanke:
    " Was wollen die denn hier?"
    Damit hatte man nicht gerechnet. Es ist auch ein Überfall auf den Betrachter.
    Auch die nächste Doppelseite ist nicht wesentlich freundlicher. Viele kleine Soldaten mit Gewehren und viele kleine schemenhafte Menschengestalten ,die die Arme hoch halten und aus ihren naiv wirkenden Häusern herausgeführt werden.
    Freundlicher wird es auf der nächsten Seite. Gefolgt von zwei Seiten der scheinbaren Neutralität In der Wirkung.
    Die Wirkung der Illustrationen schwankt je nach Inhalt der Geschichte, wirkt aber im weiteren Verlauf  nie völlig bedrohlich. Zum Ende hin sogar zuversichtlich.
    Denn hier werden Herr Benjamin und Frau Fitko vorgestellt, die es ja wirklich gab.
    Die Leser erfahren etwas zu den beiden Personen.
    Ja, und ganz zum Schluss auch noch über die Erzählerin und Illustratorin dieser Geschichte, die sich selbst nicht real zeichnet sondern angepasst an die Figuren der Geschichte wobei ihre Jacke das Muster und die Farben des Inneren des Koffers gleicht.
    *
    Ich habe selten ein Buch gesehen in dem Geschichte, Intention,Text und Darstellung so in einander verwoben sind. Pei-Yu Chang hat ihr ganzes Wissen über Herrn Benjamin, die beteiligten Personen und die Geschichte mit dem Koffer  in ein Gesamtkunstwerk transportiert, das viel mehr erzählt als nur eine Geschichte.
    *
    Jetzt habe ich so viel über die Personen und Darstellungen erzählt aber noch nichts über die eigentliche Geschichte.
    Das hole ich nun nach.
    Die Geschichte vom geheimnisvollen Koffer des Herrn Benjamin.
    Eine wahre Geschichte über den Philosophen Walter Benjamin.
    *
    Im Vorsatz blicken wir auf das Innere eines Koffers, ausgeschlagen mit gelbem, rot grün kariertem  Stoff . Braune Schnallen zieren dieses Bild.
    Dieses Bild führt uns unweigerlich in die Geschichte hinein., die Pei-Yu Chang leicht verständlich erzählt.
    Das sie dabei ihre Illustrationen mit dem Text verwebt erzählte ich bereits.
    Es beginnt mit der Schilderung der Ausgangssituation. Viele kluge Leute denken über die Welt in der sie leben nach. Überlegen wie sie besser  oder wie das Leben reicher werden könnte.
    Bildende und darstellende Künstler, Schauspieler, Schriftsteller, Philosophen so wie Herr Benjamin, der Mann mit dem großen schwarzen Hut und dem roten großen Koffer.
    Das wird aber zu der Zeit von dem Regime in diesem Staat nicht gewollt. Alle die frei ihre Meinung sagen wollten und dafür einstanden wurden verfolgt. Von Soldaten gefangen genommen und ins Gefängnis/Lager gebracht.
    Zu dieser Zeit hatten viele Leute Angst inhaftiert zu werden und versuchten aus diesem Land zu fliehen.
     Das war gar nicht so einfach. Erfuhren die Soldaten von den Fluchtideen verhafteten sie die Menschen. Daher musste alles heimlich geschehen.
    Es gab aber immer wieder Menschen, die sich gut aus kannten und anderen dabei halfen zu fliehen.
    Der Philosoph Herr Benjamin wollte eigentlich sein Land nicht verlassen fürchtete aber irgendwann um sein Leben und entschied sich  dann doch zur Flucht. Frau Fitko, war eine Frau, die man auch Widerstandskämpferinnen nannte. Sie verhalf vielen, vielen Leuten zur Flucht. Sie zeigte ihnen den Weg und begleitete sie so weit es möglich war.
    So auch einer Gruppe von Menschen zu der Herr Benjamin zählte.
    Schon vor dem eigentlichen Termin trafen sie sich um Details zu besprechen. Frau Fitko wies alle darauf hin, möglichst dunkle Kleidung zu tragen und wenig Gepäck, da der Weg lang und beschwerlich war und man seine Kraft nicht mit schwerem Gepäck vergeuden solle.
    Dennoch hielt sich Herr Benjamin nicht an den Rat und kam mit einem großen roten Koffer zum vereinbartem Treffpunkt.
    Er weigerte sich beharrlich den Koffer da zu lassen, denn er bedeutete ihm mehr wies ein Leben.
    So schleppte er ihn den weiten Weg über die Berge. Das Ziel war schon zu sehen als ......................
    Keiner wusste wo der Koffer abgeblieben war.
    Jahre später noch erzählte man sich die Geschichte des Herrn Benjamin mit dem geheimnisvollem Koffer. Der eine wusste zu berichten, dass Mutters gute, leckere Marmelade darin gewesen ist. Andere wiederum meinten zu wissen, dass das Manuskript für ein besonders Buch darin gelegen haben muss.
    Was sich wirklich in dem Koffer verbarg wird ein ewiges Geheimnis bleiben.
    *
    Eine Geschichte, ein Stück deutscher Zeitgeschichte, die uns die Nazi Zeit näher bringt. Im Vordergrund jedoch vermittelt sie die Geschichte des etwas kautzig, verschroben, eigenwillig aber auch warmherzig wirkenden Philosophen, den wir, so skurill er auch sein mag gleich ins Herz schließen. Das wiederum liegt wohl vor allem an der bildlichen Darstellung, die uns gleich zu Beginn, schon auf dem Buchcover entgegen blickt.
    *
    Ob solch ein Thema etwas für Kinder ist?
    Diese Frage werden sich sicherlich viele Erwachsene stellen.
    Ich denke ja, aber nicht wie vom Verlag empfohlen schon für 4 jährige.
    Wir haben viel zu wenig anspruchsvolle Bilderbücher für ältere Kinder ab 6 Jahren. Hier sehe ich das Buch.
    Doch wie so oft wollte ich es genauer wissen.
    Wie vreagieren4 jährige Kinder, wie 6-8Jährige und was ist mit dennoch älteren und den Jugendlichen?
    Dieser Frage bin ich in den letzten Wochen nach gegangen.
    *
    Eine mutige Erzieherin einer Kindertagesstätte ermöglichte es mir mit 4-5 jährigen Kindern das Buch zu betrachten.
    Da wir uns klar darüber waren, dass die Kinder davon zuhause berichten würden, luden wir die Eltern zu einer Vorab Buchvorstellung ein.
    Es kamen 26 interessierte Eltern, denen wir  an einem Abend 12 Bücher vorstellten, die in der nächsten Zeit mit den Kindern gelesen und bearbeitet werden sollten.
    Darunter eben auch dieses Buch.
    14 Elternlehnten das Buch Grund weg ab. Damit sollten sich ihre Kinder nicht auseinander setzten. Die anderen 12 waren interessiert fragten teilweise sogar ob sie bei der Nachbereitung helfen könnten.
    Letztendlich waren es an diesem Tag dann 9 Kinder die wir in unser Lesezelt einluden.
    Schnell stellten wir fest, dass sie entweder unverständlich oder verängstigt die Bilder verfolgten. Auf den Text reagierten sie kaum. Abbrechen war für uns keine Option um auch die Kinder nicht zu verunsichern, so ließen wir die Kinder erzählen was sie sahen und wie sie die Geschichte erleben.
    Der Kommentar des einen Kindes veranlasste das nächste Kind zu erzählen und so kamen wir der Geschichte ganz ohne Text sehr nahe. Dabei spielte der ein oder andere Mediale Erfahrungsschatz einiger Kinder  bei der Interpretation der Bilder mit, insbesondere der Szenen mit den Soldaten und Gewehren.
    Nicht alle wussten was Gewehre sind.
    *
    Was haben wir Erwachsene aus dieser "Lesung" mitgenommen?
    Auf jeden Fall, dass dieses Buch für unsere 4-5 Jährigen nur bedingt geeignet war. Sehr positiv hingegen die vielfältigen Möglichkeiten Sprachkompetenzen zu entwickeln.
    Auf der philosophischen Ebene und der Botschaft der Geschichte wirkte nicht alles.
    *
    Ganz anders hingegen war es als wir das Buch in der 2.Klasse einer Grundschule vorlasen.
    Die Kinder im Alter zwischen 6 und 8 Jahren verstanden die Botschaft sehr genau. Konnten Vergleiche aufstellen und ihre Eindrücke und Gedanken dazu sehr genau äußern.
    Ihnen gefiel das Buch sehr gut, vielleicht auch gerade deshalb weil man ihnen zu traute diese Geschichte zu verstehen.
    Ein Junge formulierte es so:" Ich finde das toll das wir das Buch gelesen haben. Mein großer Bruder ist in der 10 da haben sie über den Krieg gesprochen und die Judenverfolgung aber mein Papa hat gesagt er soll so etwas nicht erzählen wenn ich am Tisch sitze weil ich dafür zu klein sei. Das fand ich doof. Ihr habt mit uns das Buch gelesen da habt ihr doch bestimmt gedacht das ist schon was für unser Alter."
    Solche Äußerungen hörten wir häufig.
    Fazit dieser Lesung, die zur Einführung eines ganzen Wochenprojektes zum Thema  Krieg und Flucht diente:
    Die Kinder waren bis auf wenige Ausnahmen sehr angetan von dem Buch. Bei den Mädchen gab es einige die sagten: "Das find ich doof!"
    Alle verstanden den Inhalt der Geschichte und konnten ihn reflektiert betrachten.
    *
    Blieb die Gruppe der Älteren / Jugendlichen
    Wir übergaben das Buch einem Philosophie Lehrer an einem Gymnasium Klasse 12.
    Wir überließen ihm die Arbeit und beobachteten.
    Was wir erlebten war sehr beeindruckend.
    Ausnahmslos alle 18 Schüler/innen fanden das Buch, die Darstellungsform und die Umsetzung grandios. Sie waren beeindruckt von der Wirkung der Bilder in Kombination mit dem Text. Sie analysierten, hinterfragten, diskutierten, nahmen dass Buch als Einstieg in eigene Recherchen zu Walter Benjamin und Theodor Adorno.
    Keiner hätte vorher gedacht, dass es ein Bilderbuch gibt, das auch Jugendliche und Erwachsene anspricht.
    *
    Die Erfahrungen mit diesem Buch waren sehr bereichernd für uns.
    Wir haben Diskussionen und Gespräche mit Tiefe erlebt, die zeigen, dass es schade ist dass e ssoooo wenig
     Vergleichbares gibt.
    Also ihr Bilderbuchmacher und Illustratoren ja und natürlich Pei-Yu Chang,
    bitte mehr !!

    Es bleibt zu hoffen, dass es viele Eltern gibt, die mit ihren Kindern diese Geschichte lesen und entdecken.

    Ein ganz großer Dank geht an Pei-Yu-Chang, die mit soviel Liebe und Hingabe dieses wunderbare Buch geschaffen hat und uns so ein Stück deutscher Zeitgeschichte näher gebracht hat.
    Danke!

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