Bücher mit dem Tag "philosophieinteressierte"

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11 Bücher

  1. Cover des Buches Also sprach Zarathustra (ISBN: 9783150206935)
    Friedrich Nietzsche

    Also sprach Zarathustra

     (246)
    Aktuelle Rezension von: Sandra1975

    Nachdem Zarathustra sich zehn Jahre in die Einsamkeit zurückgezogen hatte, beschliesst er, seine Höhle zu verlassen und von dort zu den Menschen hinabzusteigen. Damit beginnt die "Vorrede" von "Also sprach Zarathustra", die zugleich eine gescheiterte Rede ist. Denn die Menschen auf dem Marktplatz lachen den Einsiedler aus. Sie verstehen seine Botschaft nicht. Dabei hatte Zarathustra zehn Jahre lang "seines Geistes genossen"; er hat grosse Einsichten zu vermitteln, landet aber dabei nicht bei der Masse. 

    Nach dieser "Vorrede", die sich nach der Lektüre des Buches als vorläufige Rede, also im wörtlichen Sinne als Vor-Rede herausstellt, beginnt der Teil mit den Reden Zarathustras, die systematisch gegliedert sind. Das allererste und wohl berühmteste und auch wohl am häufigsten kommentierte Kapitel trägt die Überschrift "Von den drei Verwandlungen". Der Geist ist zunächst Kamel, dann Löwe, dann Kind, wobei das Kind "ein aus sich rollendes Rad" und ein unbedingtes Ja-Sagen ist. Wie sich später herausstellen wird, ähnelt das Kind in diesem Punkt dem Esel, welcher ebenfalls I-A sagt. 

    Die so gestaltete Wiederholung der Motive bei deren gleichzeitiger Abwandlung macht das zunächst philosophische Prinzip der "ewigen Wiederkunft [nicht "WiederKEHR" wie oft fälschlicherweise zitiert] des Gleichen" ästhetisch erfahrbar. Genauer: Philosophische Tiefe wird als ästhetische Sinnlichkeit erfahrbar. Wie Nietzsche anderswo ausführt: "Alle Menschen der Tiefe […] schätzen an den Dingen, dass sie eine Oberfläche haben"  und meint damit wohl die griechische Antike, deren Begriff "aisthesis" wörtlich "sinnliche Wahrnehmung" bedeutet. Die Einheit von Oberfläche und Tiefe wird andererseits schon in der Vorrede angedeutet, nämlich im Bild des Seiltänzers, der sich "in die Tiefe" stürzt und auf den Boden des Marktplatzes fällt. Der Mensch wiederum ist "ein Seil zwischen Tier und Übermensch, ein Seil über einem Abgrund". Wenn also das Seil der Mensch ist, dann allegorisiert der Seiltänzer möglicherweise einen Metaphysiker - vielleicht auch das Christentum - der wörtlich hoch oben auf dem Menschen herumtanzt, bis er die Täuschung seines Tanzes über der Menge durch den Aufprall auf der Bodenoberfläche erfährt. Der Tanz seinerseits ist eine Stil-Metapher: "Ja, ich erkenne Zarathustra. Rein ist sein Auge, und an seinem Munde birgt sich kein Ekel. Geht er nicht daher wie ein Tänzer?", heisst es im Kapitel "Vom Gesicht und Räthsel". In der engen Verstrickung dieser Motive offenbart der "Zarathustra" seine eigene Leseanweisung.

    Das Kapitel "Vom Gesicht und Räthsel" ist gleichsam der Höhepunkt des Buchs. Strukturell nach dem mathematischen Prinzip der Fibonacci-Formel komponiert, treibt das Kapitel sein Spiel - seinen stilistischen und rhetorischen Tanz - mit der vielschichtigen Bedeutung des Wortes "Gesicht", nämlich als "Vision", "Antlitz", aber auch mit dessen klanglicher Nähe zu "Geschichte". Tatsächlich handelt das Kapitel von einem Albtraum - von einem 'Traumgesicht' -, in dem der Gedanke der ewigen Wiederkunft in Form eines "Räthsels" geträumt wird. Ein Rätsel wiederum unterscheidet sich von einem Geheimnis dadurch, dass es gelöst werden kann. Gemäss dem ästhetischen Credo des "Zarathustra" will des Rätsels Lösung auf der Oberfläche des Textes gesucht werden, da sich, wie gesagt, in der Oberfläche die Tiefe manifestiert. So gelangt man nach einer aufwändigen analytischen Feinarbeit zur Fibonacci-Formel, die die Traumerzählung in zwei gleiche Hälften aufteilt, wobei in der zweiten Hälfte die Motive (z.B. das Schiffsmotiv als Metapher für das Dichten) in abgewandelter Form wieder vorkommen - der Gedanke der ewigen Wiederkunft des Gleichen, bis ins kleineste Detail strukturell abgebildet, sodass das Kapitel zum "Gesicht" oder Antlitz des Gedankens geworden ist. 

    Und so weiter.

    Für mich sprengt der "Zarathustra" alle Kategorien. Er ist wahnsinnig und vernünftig, kindlich-spielerisch und ernst, parodisch, biblisch, antik, modern, mathematisch, musisch, lyrisch, prosaisch, aber durch die Dialogstruktur auch dramatisch, traditionsbezogen und zugleich visionär. Aus ihm spricht eine tiefe Einsamkeit und zugleich eine grosse Zuwendungslust. Das Buch hat mich gepackt, irritiert, tief berührt und insgesamt meinen Blick auf das Leben und die Literatur grundlegend verändert.

  2. Cover des Buches Die Kunst des Liebens (ISBN: 9783548377513)
    Erich Fromm

    Die Kunst des Liebens

     (260)
    Aktuelle Rezension von: Maxim_Wermke

    Fromm hat sich ein wunderschönes Gesamtkonzept zum Lieben, romantischer Liebe, zum Lernen des Liebens  und der Liebe selbst ausgedacht. Er definiert die Facetten der Liebe sinnvoll und erlaubt damit eine nähere Analyse und Diskussion des Themas. Außerdem ist sein Buch eine brillante gesellschaftliche Analyse und enthält spannende Beobachtungen zur westlichen und östlichen Logik. Weiterhin sind seine Ausführungen zu Problemen in der Kindheit, samt Beispielen zu was für Herausforderungen, Leidenschaften oder Eigenarten, das im späteren Leben führen kann, extrem hilfreich zum “Erwachsen“ werden. (Erwachsen im Sinne von: Ein glücklicher, eigenständiger und potenter Mensch oder auch ein Mensch, der zum Lieben fähig ist.)

    Während viele seiner Analysen, insbesondere zu menschlichen Problemursachen und dessen symptomatischer Manifestierung, stimmen mögen, ist das Buch und seine Erklärungen unnötig komplex. Es baut auf sehr vielen wertvollen Beobachtungen auf, aber zumindest ein paar seiner Annahmen sind zwar als Logik erklärt, aber nur mit Glauben nachvollziehbar - also weil man sie glauben möchte. Sein Gesamt-Stil lässt einen wissenschaftlichen Anspruch anmuten, und seine Komplexität sowie seine Kompliziertheit machen Kritik an seinem Werk extrem schwer.

    Schön und schwierig zugleich ist, dass er sich ein subjektives und menschlich höchst komplexes Thema annimmt. Beim Versuch ihn zu verstehen, habe ich viel “Wahrheit” gefunden, mich aber trotz intensiver Auseinandersetzung an einigen Stellen nicht in der Lage gesehen, seine Logik nachzuvollziehen. Ich gehe soweit und sage, es sind entweder Logikfehler enthalten oder nicht erklärte Annahmen.

    Sein Konzept der Liebe ist an sich schön, kann glücklich machen und vor allem eine schöne Welt produzieren. Es hilft beim Verständnis anderer und beim eigenen persönlichen Wachstum. Doch das, was man dabei leicht vergisst, ist, dass es letztlich ein Konzept ist und bleibt und keine wissenschaftliche Arbeit, auch wenn viele seiner Schlussfolgerungen gut abgeleitet sind. 

    Ich dachte zunächst, sein Kommentar Schwule können nicht wirklich lieben (nach seiner Definition!) sei auf ein falsches Verständnis von “weiblicher” und “männlicher” Energie zurückzuführen (ein anderes Konzept, das ich sehr hilfreich finde). Doch bei genauerem Hinschauen hat seine Logik an dieser Stelle einfach keinen Sinn ergeben und man mag mit ihm aufGrund der Zeit, in der er gelebt hat, nachgiebig sein. Eine andere Stelle, an der seine Logik meines Erachtens nicht funktioniert, ist die Aussage:
    “Man muss alle Menschen lieben, um einen Menschen lieben zu können.”
    Die Aussage ist schön, und ein für die Menschheit sehr hilfreicher Glaubenssatz. Doch ich glaube nicht, dass sie stimmt. Vielleicht verstehe ich sie auch nicht richtig. Ich habe es jedenfalls lange versucht. Fromm argumentiert, man müsse das Menschsein an sich lieben. Aber warum? Den Teil, den man am Mensch sein nicht liebt, würde man auch an seinem Objekt der Liebe und sich selbst nicht lieben. Diese Aussage ist höchst philosophisch und ich glaube nicht, dass sie in sich stimmt. Vielleicht hilft dieses Konzept der Menschheit, und allgemein beim Vergeben. Sie hilft sicherlich beim allgemeinen Umgang miteinander und daran zu glauben ist meines Erachtens höchst wertvoll. Aber der Logik und fast axiomatischen Annahme möchte ich widersprechen. Zusätzlich ist das Konzept sehr artenspezifisch. Vielleicht sollte man auch das Leben an sich lieben. Egal was mensch glauben möchte, in dieser Schlussfolgerung sehe ich keine einwandfreie Logik. Seine Darstellung lässt einen jedoch der Gefahr laufen, dass es eine solche sei, man sie vielleicht nur nicht ganz versteht.


    Mein höchster Kritikpunkt jedoch ist, dass Fromm behauptet, Liebe sei die einzig nachhaltige Antwort auf das Problem menschlicher Existenz. Durch das Lesen und Verstehen seines Konzeptes, bin ich zum gleichen Schluss gekommen. Dann habe ich von Singer “Die Seele will frei sein” gelesen und teile diese Meinung nun nicht mehr. Letztlich ist Fromms Buch voll von Konzepten und ein nur fast in sich stimmiges Gesamtkonzept. Es kann sicherlich beim glücklich sein helfen. Besonders wertvoll dabei ist, dass zum glücklich sein vor allem innere Arbeit, bzw “Arbeit” an sich selbst nötig ist. Auch seine Erklärung von “Aktivitäten” - dem wirklich von innen heraus - und “Passivitäten” - zu denen man getrieben ist - finde ich dazu sehr hilfreich.     Doch vereinfacht gesagt, schreibt Fromm, man brauche eine weitere Hälfte, um nachhaltig glücklich zu sein. Und auch wenn diese hilfreich sein mag, kann mensch auch definitiv nachhaltig glücklich sein, ohne jegliche Erfüllung von externen Faktoren. Vielleicht ist es nicht einfach, doch es ist schlicht: Wenn mensch sich von Konzepten befreit, oder zumindest die Freiheit entwickelt, seine eigene Konzepte davon wie die Welt zu sein hat, nicht zu verteidigen, wenn man also aufhört zu definieren was man braucht um glücklich zu sein und einfach beobachtet was die Welt, seine eigenen Gedanken und Emotionen tun, wenn man aus dem Zentrum seines Bewusstseins die Welt beobachtet, dann kann man ohne jegliche externe Faktoren glücklich sein.



    Letztlich sind die wertvollsten Dinge die man sich aus dem Buch ziehen kann die folgenden:

    1. Es ist eine sehr gute Gedankenübung

    2. man kann Liebe besser differenzieren

    3. man lernt viele Aspekte die hilfreich sind, um nachhaltig zu Lieben (sollte Fromms Logik aber nicht als “Wahrheit” anerkennen”)

    4. sein Konzept des Erwachsen werdens ist sehr hilfreich

    5. das Verständnis von östlicher und westlicher Logik

    6. die gesellschaftliche Analyse zu “Liebe und ihrem Verfall in der heutig westlichen Gesellschaft”


    Problematisch beim Lesen jedoch ist zum Einen, dass sein Werk beim ersten Mal schwer zu lesen ist oder man zumindest oder ich zumindest immer nur kurze Abschnitte lesen konnte, weil es so informationsdicht geschrieben ist. Zum anderen ist schwierig, dass man leicht der Annahme verfallen kann, seine Analysen seien wissenschaftliche Erkenntnisse.
    Die gleiche “Sperrigkeit“ beim ersten Lesen, entwickelt sich übrigens zu einer wundervollen Prägnanz beim wiederholten Lesen - was ich sehr genossen habe.


    Unabhängig von all meiner Kritik denke ich, dass insbesondere das Kapitel “Liebe und ihr Verfall in der heutig westlichen Gesellschaft“, seine Ausführungen zu westlicher und östlicher Logik, seine Erklärung von Aktivität vs Passivität und seine Praxistipps zum Lieben lernen höchst lesenswert sind. Sie sollten meines Erachtens von allen Menschen, die Teil der westlichen Kultur sind, gelesen/ konsumiert werden. Zur Aktivität habe ich bereits eine Konzept-Erklärung als Video veröffentlicht. 





  3. Cover des Buches Die philosophische Hintertreppe (ISBN: 9783784436883)
    Wilhelm Weischedel

    Die philosophische Hintertreppe

     (103)
    Aktuelle Rezension von: wordworld

    "Die philosophische Hintertreppe" erreichte mich als Geburtstagsgeschenk und kann von mir als solches für Philosophie-Begeisterte mit gewissem intellektuellen Anspruch auch weiterempfohlen werden. Ein "Buch für jedermann" ist Weischedels Aufstieg in die Loge der großen Philosophen der Menschheitsgeschichte aber definitiv nicht. Die passende Zielgruppe, die dieses Büchlein anregend und interessant finden wird, ist stark vom jeweiligen Wissensstand abhängig. Für komplette Neueinsteiger dürften die hier erläuterten Inhalte definitiv zu wenig anschaulich, für LeserInnen mit mehr Vorwissen hingegen zu oberflächlich und lückenhaft sein. Der Autor steigt in jedem der 34 Kapitel mit einer anekdotische Einführung in das Leben und Schaffen des jeweiligen Philosophen ein. Wenn wir uns dann ein Bild von der Person gemacht und verstanden haben, in welchem Kontext er gelebt hat, werden exemplarisch die wichtigsten Errungenschaften und Thesen vorgestellt. Da nur jeweils acht bis zehn Seiten für einen Denker aufgewendet werden und davon oftmals über ein Drittel für die Kurzbiografie wegfällt, ist die Erklärungstiefe der Theorien natürlich stark begrenzt. Auch hinsichtlich der Auswahl der vorgestellten Philosophen ergeben sich einige Lücken und es wird wie so oft die Brille der europäischen Kultur deutlich. Trotz aller Einschränkungen dieses Formats wird ein Rundumschlag und ein Gang durch die Geschichte des Denkens über Sein, Wirklichkeit, Menschenbild, Gesellschaft, Gott, Kirche und Sinn ermöglicht.


    Nach einem kurzen Blick in das Impressum wird klar, dass die erste Ausgabe dieses Sachbuchs schon 1975 erscheint. Demnach angestaubt ist leider auch der Schreibstil. Wilhelm Weischedel stellt seine 34 Denker in prägnanzlosem, trockenen Plauderton vor, der zwar zwischendurch das ein oder andere Augenzwinkern enthält, alles in allem aber doch recht theoretisch und realitätsfern wirkt. Auch wenn hier statt der vornehmen, komplizierten Vordertür mit all ihren Eingangsbeschränkungen, die "Hintertreppe" gewählt wurde, muss man diese auch erstmal erklimmen - und das ist harte Arbeit. Statt die Kernaussagen der jeweiligen Denker greifbar und durch handliche Alltagsbeispiele zu veranschaulichen wie es zum Beispiel Jostein Gaarder in "Sofies Welt" hält, sind die Aufsätze eher sperrig und beinhalten viele Zitate aus Originalarbeiten. Zwar hat "Die philosophische Hintertreppe" einen deutlich akademischeren Anspruch als "Sofies Welt", weshalb der direkte Vergleich etwas hinkt, die Leserfreundlichkeit dieses Buches ist aber dennoch ein wenig zu bemängeln.


    Die geringe Leserfreundlichkeit wird auch durch Satz und Gestaltung des Buches mitverantwortet, in welchem ebenfalls deutlich wird, dass das Buch schon etwas älter ist. Kaum Absätze, schmucklose Kapitelüberschriften und ein sehr geringer Zeilenabstand sorgen dafür, dass das Büchlein nicht gerade darum bettelt, zur Hand genommen und gelesen zu werden. Eine kurze und prägnante Zusammenfassung der wichtigsten Inhalte am Kapitelende, Querverweise zu vorherigen Kapiteln und gerne auch die ein oder andere graphische Aufbereitung hätten den Lesekomfort deutlich verbessert. Sehr gut gefällt mir hingegen das Cover, dass - passend zum Thema - Raffaels "Die Schule von Athen" zeigt.




    Das Urteil

    Ein interessanter Aufstieg in die Loge der großen Philosophen der Menschheitsgeschichte, welchen ich aber aufgrund des prägnanzlosen Plaudertons, der geringen Anschaulichkeit und der nicht gerade leserfreundlichen Aufmachung nur an Philosophie-Begeisterte mit gewissem intellektuellen Anspruch weiterempfehlen kann. Komplette Neueinsteiger können stattdessen zu "Sofies Welt" greifen, bei größerem Vorwissen dürften die Beschreibungen hier zu oberflächlich und lückenhaft sein.

  4. Cover des Buches Warum gibt es alles und nicht nichts (ISBN: 9783442156344)
    Richard David Precht

    Warum gibt es alles und nicht nichts

     (45)
    Aktuelle Rezension von: jackdeck
    In bester Umgebung für Kinder, die Monster nicht nur gruselig, sondern eben auch spannend findet, setzt Richard David Precht zur Erläuterung von philosophischen Grundfragen an. Nicht wahllos und nicht einfach so, sondern durchaus aufeinander aufbauend, führt eine Frage zur Nächsten. Von der großen des Titels, warum es alles gibt und nicht nichts abgeleitet startet das Buch eigentlich mit der Frage, warum es 'mich gibt'.

    Dies alles führt Precht für und mit seinem Sohn Oskar aus. In einfacher, durchaus kindgerechter (manchmal leicht übertrieben zu kindgerecht), Erwachsene aber weder langweilender noch abschreckender Sprache führt Precht das aus, was er sicherlich mit am Besten kann. Komplexe Sinnfragen und philosophische Zusammenhänge einfach im Plauderton erläutern. Wobei 'Erläutern' res durchaus besser trifft als 'Erklären', denn in der Natur der Sache liegt angelegt, dass es letzte Antworten und umfassende Erklärungen auf die meisten der philosophischen Grundfragen des Lebens nicht gibt.
  5. Cover des Buches Menschliches, Allzumenschliches (ISBN: 9783866470002)
    Friedrich Nietzsche

    Menschliches, Allzumenschliches

     (35)
    Aktuelle Rezension von: Petar

    Das Buch ist ein großartiges Werk mit tiefsinnigen Konzepten und Gesellschaftskritik. Es ist ein wahrer Muss für jeden Nietzsche-Fan. Es liefert uns einen großartigen Einblick in das Gedankengut Nietzsches und animiert zum Nachdenken nach jeder Passage. Das Buch wurde nie langweilig und es bliebt bis zum Ende Spannend. Allerdings muss man sich an den Schreibstil Nietzsches gewöhnen. Ich spreche nicht vom sprachlichen Niveau, sondern von der Art, wie Nietzsche uns seine Konzepte mittteilt. Er schreibt kurz den Titel einer Idee auf und philosophiert einen Paragraphen, welcher sich auch über mehrere Seiten erstrecken kann, über diese. Doch dies fördert das Nachdenken über das Geschriebene.

    An dem Buch habe ich nichts auszusetzen und ich kann es jedem empfehlen

  6. Cover des Buches Wittgenstein (ISBN: 9783608964851)
    Ray Monk

    Wittgenstein

     (5)
    Aktuelle Rezension von: HansDurrer

    Die Originalausgabe dieser philosophischen Biografie, die zeigen will, „wie das Werk aus diesem Menschen hervorquoll“, erschien 1990, als ihr Autor gerade mal 33 Jahre alt war. Umso erstaunlicher, wie einfühlsam und differenziert, wie klug und, ja, lebensweise, er bereits auf den ersten Seiten die Familie Wittgenstein schildert. Beim vorliegenden Buch handelt es sich um die überarbeitete und korrigierte Neuausgabe des gleichlautenden, 1992 erschienen Titels.

    Ludwig Wittgenstein, geboren am 26. April 1889, war es schon früh um völlige Aufrichtigkeit („eine Moral, die von innen kommt, statt einem durch Regeln, Prinzipien und Pflichten aufgezwungen zu werden.“) zu tun, die allerdings ihren Gegenpart in seinem Drang hatte, es allen recht zu machen. Im Alter von 19 begab er sich mit dem Vorsatz, Flugzeugbau zu studieren, nach Manchester, wo er Bertrand Russells Principles of Mathematics entdeckte, deren Leitmotiv war, „dass man die gesamte reine Mathematik aus wenigen logischen Grundsätzen ableiten kann. Mathematik und Logik seien also ein und dasselbe.“ Der junge Wittgenstein fasste den Plan, ein philosophisches Buch zu schreiben.

    „Als Wittgenstein einen Mentor brauchte, benötigte Russell einen Protégé.“ Das Verhältnis der beiden war kompliziert und auch von Missverständnissen geprägt, nicht zuletzt, weil Wittgenstein sich weigerte, seine Grundprinzipien zu diskutieren. „Als Russell ihn bat, nicht apodiktisch zu behaupten, sondern auch zu argumentieren, erwiderte er, Argumente zerstörten die Schönheit des Gedankens.“

    Von heftiger Unbedingtheit („Wittgenstein ging völlig in logischen Problemen auf. Sie waren sein Leben, daneben gab es nichts.“), mit fanatischen Zügen und imponierender Geradlinigkeit, so wirkt Wittgenstein auf mich. Alles an ihm scheint geprägt von einer ungeheuren Intensität – seine Angstgefühle, seine neurotischen Episoden, sein Entweder-Oder. Ein getriebenes Ego (ständig sucht er das Problem bei sich selbst), mit den zugehörigen Höhen und Tiefen, voller schöpferischer Impulse, die aus ihm hinausdrängen.

    Wittgenstein liest sich ausgesprochen spannend, höchst lehrreich, und auch wunderbar unterhaltend. Immer mal wieder musste ich laut heraus lachen, so etwa, als sich Russell zu Wittgensteins Plan, zwei Jahre in Norwegen zu verbringen, in einem Brief an Lucy Donnelly äusserte: „Ich sagte, es werde dunkel sein, & er sagte, er hasse das Tageslicht. Ich sagte, er werde einsam sein, & er sagte, er prostituiere seinen Geist, wenn er mit intelligenten Menschen spreche. Ich sagte, er sei verrückt, & er sagte, Gott behüte ihn vor der Normalität“. (Das wird Gott bestimmt tun.)“

    Ray Monk beschreibt Wittgenstein als manisch-depressiv und so ziemlich alles spricht dafür, dass diese Einschätzung zutreffend ist. Die Gefühls-Extreme und Ansprüche an sich selber – „Klarheit oder Tod – es gab für ihn keinen Mittelweg“ – waren wahrlich nicht gesund! Mir selber ging bei der Lektüre ständig das Thomas-Evangelium durch den Kopf: „Wenn Du hervorbringst, was in Dir ist, wird das, was Du hervorbringst, Dich retten. Wenn Du nicht hervorbringst, was in Dir ist, wird das, was Du nicht hervorbringst, Dich zerstören.“

    Ein umgänglicher Mann war Wittgenstein beileibe nicht, über seine Grundüberzeugungen („Bessere Dich selbst – das ist alles, was Du tun kannst, um die Welt zu verbessern.“) galt es für ihn nicht zu argumentieren, seine Urteile waren oft schneidend. „Das Ärgste ist die Einleitung des Professor Postgate Litt.D.F.B.A. etc. etc. Etwas so Albernes habe ich selten gelesen.“ Doch ihn zu verstehen, war alles andere als einfach; auch Russell, so glaubte Wittgenstein, könne seinen Tractatus nicht verstehen.

    So fasziniert ich von diesem Werk auch bin, gelegentlich lässt es mich auch zweifeln. Wenn etwa dieser Tagebuch-Eintrag Wittgensteins: „Die Furcht vor dem Tode ist das beste Zeichen eines falschen, d.h. schlechten Lebens.“ wie folgt kommentiert wird: „Das ist diesmal aber kein persönliches Credo, sondern ein Beitrag zum philosophischen Denken.“ Woher will Ray Monk das bloss wissen? Zudem: Jedes auf überlieferten Dokumenten nacherzählte Leben suggeriert eine Folgerichtigkeit, die das gelebte Leben, eine verwirrende Abfolge von Gefühlen und Gedanken, von denen wir nur wenige wahrnehmen, nun einmal nicht hat, weshalb denn auch dem schriftlichen Nachlass eine womöglich übertriebene Bedeutung gegeben wird. Und so picke ich mir die Aspekte heraus, die mir helfen, meine eigene Sicht auf die Welt zu erhellen. Und von diesen gibt es in diesem grandiosen Buch einige.

    Ein Zweifler, der um die Wahrheit rang, unerbittlich, so kommt Wittgenstein mir vor. Die Unterscheidung zwischen Zeigen und Sagen ist für ihn zentral. „Es gibt allerdings Unaussprechliches. Dies zeigt sich, es ist das Mystische.“ Die weithin verbreitete Methode, mittels Diskussionen über Zweifel und Einwände sich Klarheit zu verschaffen, lehnte Wittgenstein ab, sobald, in den Worten von Rudolf Carnap, „die Einsicht durch den Akt der Inspiration gewonnen war.“

    Die Inspiration, das Unsagbare, scheint mir, macht diesen Mann wesentlich aus, der die Praxis und nicht die Theorie für entscheidend hielt. „Die Praxis gibt den Worten ihren Sinn.“ Darüber hinaus betonte er die Vielfalt des Lebens. „Er dachte sogar darüber nach, als Motto für sein Buch ein Zitat aus König Lear zu verwenden: ‚Ich werd‘ dich Unterschiede lehren.’“

    Wittgensteins höchstes Zeil war es offenbar, mit sich selbst ins Reine zu kommen. Eine schwierige Aufgabe für jeden und jede, doch noch weit schwieriger für jemanden mit seinen Anlagen und seinem Temperament, der sich auch einmal als Gärtnergehilfe verdingte. „Wenn die Arbeit am Abend getan ist, so bin ich müde und fühle mich dann nicht unglücklich.“ Doch auch diese Therapie hat ihre Grenzen, nach wie vor fühlt er sich an die Welt der Düsternis gefesselt. Selten ist mir deutlicher gewesen als bei der Lektüre dieser überaus eindrücklichen Biographie, dass sein Wesen dem Menschen Schicksal ist.

    In regelmässigen Abständen überfällt ihn das Gefühl, er sollte etwas Nützliches tun (Philosophie zu unterrichten, rechnete er nicht dazu). Während des Zweiten Weltkrieges bemühte er sich um eine Anstellung als Hilfsarbeiter im Guy’s Spital und wurde als Apothekenbote eingestellt. Sein Chef, später gefragt, ob er sich an ihn erinnere: „Ja, sehr. Er hat hier gearbeitet, und nach drei Wochen erklärte er uns, wie wir den Laden zu organisieren hätten. Wissen Sie, er war offenbar ein denkender Mensch.“

    Wittgenstein, wie er von Ray Monk vermittelt wird, spricht mich vor allem deswegen an, weil er ganz anders tickte als die sogenannt Normalen, die bestenfalls gescheit sind: Ein Philosophieprofessor, der sich nicht mit anderen Philosophen befasste, Null-Sympathie für die etablierte, hochnäsige Orthodoxie hatte, ahistorisch und existenziell philosophierte und anstrebte, „die Perspektive des Blicks auf bestimmte Dinge zu ändern.“

    Fazit: Höchst informativ, glänzend geschrieben, ungemein anregend. Grossartig! Eine selten reichhaltige Fundgrube an Wesentlichem.

  7. Cover des Buches Philosophie der Lebenskunst (ISBN: 9783518289853)
    Wilhelm Schmid

    Philosophie der Lebenskunst

     (4)
    Aktuelle Rezension von: Kaivai
    "Wer sich in jeden Genuß stürzt und sich nichts versagt,wird haltlos,wer jeden meidet wie die Spießer,wird stumpfsinnig.Das richtige Maß der Mitte aber,das es zu finden gilt,ist nicht von vornherein festgelegt,und erst recht liegt es nicht in der arithmetischen Mitte, vielmehr ist es von einem eigentümlichen Schwanken gekennzeichnet,das das Selbst gelegentlich nach der Seite des Zuviel,dann wieder nach der des Zuwenig ausbiegen läßt." Wilhelm Schmid ist Philosoph und dies Buch ist ein Fachbuch. Ein Fachbuch ist nicht nur was für Fachidioten,es ist auch für Taucher, die sich freuen auf Perlen.Bei Schmid gibt es Perlen zuhauf.Es ist eine Freude hier einzutauchen,auch wenn der Text voller Klippen ist,aber Wasser trägt ja bekanntlich.Außer der Freude war für mich dies Buch auch befreiend,denn es verbindet Vernunft mit sehr viel Wärme.Und genau das ist es,was das Wort "Klugheit" bezeichnet.Es ist ein sehr kluges Buch. "Die Klugheit findet das richtige Maß zwischen der Aufmerksamkeit für das Selbst und für Andere,zwischen einem Zuviel und einem Zuwenig an Sensibilität und Reflexion,zwischen dem Heranziehen von Erfahrungen und dem Wagnis von Neuem.Die Bestimmung des richtigen Maßes gilt den Risiken,die einzugehen sind,schließlich dem bestmöglichen Zeitpunkt (kairos) für eine Wahl oder eine Handlung zwischen einem Zufrüh und Zuspät." Meinen persönlichen Kairos hat Schmids Buch getroffen,darum ist mir dessen Schwäche auch erst später aufgefallen.Es ist ein sehr klares und weites Buch,aber immer auch ein braves und dieser Mangel an Wildheit ist wohl auch derGrund,daß es noch keinen großen Widerhall gefunden hat.Schade drum!
  8. Cover des Buches Ich und Du (ISBN: 9783579025728)
    Martin Buber

    Ich und Du

     (6)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    Herantasten, erahnen, vermuten, erfahren, empfinden. Bubers Buch ist schwierig, es in allen seinen Details zu verstehen, war mir nicht möglich. Ich ließ mich ein und begab mich auf eine Entdeckungsreise. Kein Genuss, aber eine Erfahrung. Es sind die Grenzüberschreitungen, die das Denken der Möglichkeiten erweitern. „Ich und Du“ erweitert.
  9. Cover des Buches Kompakt & Visuell Philosophie (ISBN: 9783831031405)
    Stephen Law

    Kompakt & Visuell Philosophie

     (5)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    Dies war wohl eines der mitreißendsten Sachbücher, die ich je in der Hand hatte. Vor allem die praktische Gliederung sprach mich direkt an. Man bekommt einen Einblick in die Geschichte der Philosophie, außerdem werden die wichtigsten Disziplinen und einige philosophische Werkzeuge verständlich und ansprechend erläutert. Immer wieder wird man zum Mitdenken angeregt und das nicht nur bei den extra ausgewiesenen Beispielen und Rätseln. Selbst komplizierte - beispielsweise metaphysische - Zusammenhänge sind durch die hervorragenden Erklärungen einfach zu verstehen und anzuwenden. Stephen Law schafft auch etwas, was anderen Autoren philosophischer Werke nicht gelang: Er vermittelt dem Leser den Eindruck gleichberechtigt mitdenken zu können. Die großen Philosophen der Geschichte erscheinen nicht als Lichtgestalten, sondern als einfache Denker - wie auch der Leser - deren Theorien zum Teil auch in Frage gestellt werden. Welche Variante nun die Richtige ist, das bleibt der Meinung des Lesers überlassen. Zudem kann man dieses Buch lesen wie man will, statt es stur von vorn nach hinten durcharbeiten zu müssen. Auch spätere Lektionen sind für Laien direkt gut verständlich. Einziger Krtikpunkt: Das Buch ist zu kurz.
  10. Cover des Buches Anthropologie der Vernunft (ISBN: 9783518292464)
  11. Cover des Buches Die Verteidigung der Sinnlichkeit (ISBN: 9783861503545)
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