Bücher mit dem Tag "photographie"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "photographie" gekennzeichnet haben.

93 Bücher

  1. Cover des Buches Feel Again (ISBN: 9783736304451)
    Mona Kasten

    Feel Again

     (1.888)
    Aktuelle Rezension von: Adyy

    Der dritte Band der Again-Reihe erzählt die Geschichte von Sawyer und Isaac. Sawyer ist sehr darauf bedacht niemanden an sich ran zu lassen. Als sie dem Nerd Issac aber hilft, kommt ihr eine gute Idee für ihr Abschlussprojekt. Ein Deal zwischen den beiden wurde gemacht: Sawyer hilft ihm bei seiner Persönlichkeitsentwicklung und sie kann das alles für ihre Arbeit verwenden. Doch je mehr Zeit die beiden miteinander verbringen, desto mehr Gefühle tauchen auf einmal auf.

    „Feel Again“ knüpft da an, wo der zweite Teil aufgehört hat. Wie auch schon im Teil davor war es sehr leicht in die Geschichte einzutauchen, da Ort sowie Personen schon bekannt waren. Mona Kastens leichter und sehr angenehmer Schreibstil unterstützt das ebenfalls.

    Mit Sawyer haben wir eine Protagonistin, die in den vorherigen Büchern zum einen nicht sehr präsent war und wenn sie es war, dann fiel sie meistens nicht im angenehmen Sinne auf. Doch schon auf den ersten paar Seiten dieses Buches wird deutlich, was für eine angenehme Person sie ist. Ihre Liebe zur Fotographie ist sehr bewundernswert und verleiht ihr einen sehr angenehmen Charakterzug. Die Probleme und Ängste mit denen sie zu kämpfen hat, wirken sehr nachvollziehbar und lassen sie sehr menschlich erscheinen und nicht wie die eiskalte Hülle, die sie immer versucht vorzugeben. Ihre Entwicklung hat mich sehr beeindruckt. Besonders ihre Ansichten auf ihre Beziehungen wie zu ihrer Schwester oder auch zu Dawn zeigen sehr gut, wie sie sich weiterentwickelt.

    Isaac bildet das perfekte Gegenteil ab. Als klassischer Nerd übernimmt er seine Rolle sehr gut und sorgt für witzige Momente. Seine liebevolle Seite hat mich besonders überzeugt, weshalb man ihn von Minute eins nur lieben konnte. Die Idee der Imageveränderung bringt einen guten roten Faden in die gesamte Geschichte. Isaacs Entwicklung wird dadurch sehr gut eingefangen und wird sehr deutlich aufgezeigt.

    Das Ende des Buches konnte mich dann wiederum nicht ganz überzeugen. Es gab einige Situationen und Aktionen, die nicht nachvollziehbar waren. Besonders bestimmte Handlungen von Isaac passten gar nicht zu ihm. Er hat eine gute Entwicklung gezeigt, jedoch gab es bestimmte Szenen, in denen er komplett anders reagiert hat als er es sonst getan hat und die auch zu seiner Veränderung nicht ganz passten. Durch diese Unstimmigkeiten kam es dann, dass das Drama etwas künstlich wirkte und es am Ende einfach viel extremer war, als es eigentlich nötig war. Das ganze Buch war eher ruhig und ich fand das super. Daher empfand ich aber den letzten Teil der Geschichte als zu extrem und unpassend.

    Weiterhin war der Fokus auf der gesamten Gruppe etwas verschwunden. Nur am Ende wurde das kurz angerissen und irgendwie als besser dargestellt, was durch den Verlauf der Geschichte aber gar nicht so deutlich wurde. Hier hätte ich etwas mehr Szenen innerhalb der gesamten Gruppe gewünscht bzw. auch einfach mehr Zeit eine ordentliche Beziehung aufzubauen und nicht einfach als „jetzt ist das so“ abzutun.

    Zusammenfassend kann gesagt werden, dass mich der Großteil des Buches, also bestimmt rund 70 bis 80 Prozent komplett überzeugt haben. Die Charaktere und deren Entwicklungen waren sehr stimmig und machten sehr viel Spaß beim Lesen. Mit dem Ende bin ich eher unzufrieden, da an mehreren Stellen die Geschichte nicht ganz stimmig erschien. Trotz allem ist „Feel Again“ ein wunderbarer Roman, der besonders allen Fans der Reihe sehr gefallen wird.

    Insgesamt: 4 Sterne

  2. Cover des Buches Winterfeldtstraße, 2. Stock (ISBN: 9783548613031)
    Johanna Friedrich

    Winterfeldtstraße, 2. Stock

     (48)
    Aktuelle Rezension von: Ela1989
    Die Geschichte spielt in den 20er Jahren in Berlin. Charlottes Mann wird tot aufgefunden und plötzlich steht sie allein da. Ohne Job, sodass sie die Miete unmöglich bezahlen kann. Kurzerhand entscheidet sie sich dazu, Untermieter aufzunehmen, schließlich ist es eine Zeit, wo Wohnungen knapp sind. Die Wohngemeinschaft könnte unterschiedlicher nicht sein. Noch dazu ist Charlotte schwanger und muss fortan für die kleine Alice sorgen. Doch trotz der Geldknappheit gibt Charlotte ihre Träume nicht auf. Wird sie sie verwirklichen können?

    Leider muss ich sagen, dass ich mit der Geschichte und den Charakteren nicht wirklich warm wurde. Leider stand das Buch ewig angefangen in meinem Regal rum. Nun habe ich mir einen Ruck gegeben und es endlich mal zuende gelesen. Aber bis zum Schluss hat sich an meinem Gefühl nicht wirklich viel verändert. Ich fand die einzelnen Charaktere zu schwach ausgeprägt, die Geschichte zu oberflächlich. Mir fehlte es eindeutig an Handlung. Was in der Geschichte geschehen ist, hätte man auch auf viel weniger Seiten zusammen fassen können.
  3. Cover des Buches Im Schatten das Licht (ISBN: 9783499290251)
    Jojo Moyes

    Im Schatten das Licht

     (338)
    Aktuelle Rezension von: Vanessiiia

    Super Buch würde ich jederzeit wieder lesen! Ich mag die Autorin Jojo Moyes sehr gerne.

  4. Cover des Buches Die Einsamkeit der Primzahlen (ISBN: 9783499291289)
    Paolo Giordano

    Die Einsamkeit der Primzahlen

     (809)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Alice ist für ihren Vater ganz wichtig und sie hat tiefes Vertrauen in ihn. Das Einzige was sie stört, ist sein Wunsch, dass Skirennen fährt. Das tägliche Training ist für das junge Mädchen oft ein Graus und eigentlich möchte sie nur weg und da fährt sie dann eine Piste hinunter, die eigentlich gesperrt ist. Im Krankenhaus bekommt sie dann mit, dass sie nicht mehr Skifahren kann und ihr eines Bein nie wieder ganz heilen wird. Das Vertrauen zu ihrem Vater ist für immer weg und die tiefen Verletzungen sieht man an ihrem Bein. Ungefähr um die gleiche Zeit herum soll Mattia mit seiner Zwillingsschwester zu einer Geburtstagsfeier. Zum ersten mal sind sie eingeladen auf eine Kinderparty, denn eigentlich will niemand seine Schwester dabei haben. Mattia eigentlich auch nicht und lässt seine Schwester im Park zurück und seit dem Tag taucht sie dann nie wieder auf. Mattia zieht sich in seine Welt zurück und fängt an sich zu verletzen, denn die Narben auf der Haut spiegeln dann die in seiner Seele wieder. Auf der Schule lernen sich Alice und Mattia sieben Jahre später kennen. Jeder mit seinem Paket an Narben und Sorgen. Alice wird von ihren Freundinnen bedrängt Mattia auf einer Party zu küssen und Mattia war seit dem Verschwinden seiner Schwester nie wieder auf einer Party und lässt sich überreden hin zu gehen. Da lernen sich die Beiden richtig kennen und ihre Schicksale bringen sie näher, entfernen sie aber auch auf grausame Art und über viele Jahre hinweg ist es ein aufeinander Treffen, Abstoßen, Verstehen und Verletzen.

    Ein großartiges Buch! Obwohl es viele Probleme, Schicksale und Verletzungen gibt, ist das Buch doch auch durch viel Hoffnung geprägt und es gibt wunderbare Beschreibungen, Sätze und Aussprüche. 

  5. Cover des Buches Tabu (ISBN: 9783442714988)
    Ferdinand von Schirach

    Tabu

     (254)
    Aktuelle Rezension von: NoaJael

    In Tabu zeichnet Ferdinand von Schirach den Künstler Eschburg der am Rande des Mögbaren ist, der in seiner eigenen Welt lebt und die Welt aus einer interessanten Perspektive wahrnimmt. In der ersten Hälfte wird das Leben dieses Mannes skizziert, während sich der zweite Teil des sehr kurzen Romans mit dem Fall, dem Mord an einer jungen Frau auseinandersetzt. Dafür folgen wir im zweiten Teil dem Anwalt Biegler.  Beide Teile sind für mich wichtig um sowohl den Fall, als auch das Innenlebens des Künstlers zu verstehen. Wie immer bei Schirach sind die Sätze sehr verknappt und die Handlung auf das wesentliche verdichtet. Der Schreibstil ist für mich sehr fesselnd , auf dem Punkt und ich habe die etwas mehr wie 250 Seiten in einem Rutsch gelesen. Dafür liebe ich Schirach. 

    Ich gebe dem Werk 3,5 von 5 Sternen. Für mich ist es das bisher schwächste Werk Schirachs, welches ich gelesen habe. Zu sehr folgt es für mich dem Klischee von Künstlern. Dieser persönliche Eindruck besteht vermutlich aber auch dadurch, dass ich mich selber jahrelang in einer Künstlerblase bewegt habe und mich zum Beispiel mit Menschen wie Marina Abramović auseinandergesetzt habe. Daher überrascht mich die Erklärung des Falles nur bedingt. Und auf Grund meiner Aversion dieses Künstlertypes gegenüber im Moment finde ich die Thematik auch gerade nicht spannend.  Dennoch sind die Fragen nach Schein und Sein, Installation und Wirklichkeit, stimmt das, was wir sehen,  sind Wahrheit und Wirklichkeit das selbe, wichtige Themen unserer Zeit. Zu oft betrachten wir Dinge immer nur aus einer Perspektive und hinterfragen das Gesehene nicht. Auch finde ich das damit einhergehende Thema nach den Grenzen von Kunst spannend. (Gibt es diese? Und wenn ja wie sehen diese aus?)






  6. Cover des Buches Extremely Loud and Incredibly Close (ISBN: 9780241957608)
    Jonathan Safran Foer

    Extremely Loud and Incredibly Close

     (272)
    Aktuelle Rezension von: Hamburgerin
    Dieses Buch ist ein Kunstwerk. Fotos, Seiten, auf denen nur ein Satz zu lesen ist, leere Seiten, ein Zahlencode, der Gefühle ausdrückt oder das Daumenkino am Ende des Buches - all das habe ich nicht als effekthascherische Masche empfunden, sondern als kreative Darstellungsform, die hervorragend zur Geschichte passt. 


    Darin geht es um den 9-jährigen Oscar Schell, dessen Vater am 11. September ums Leben kam. Oscar findet unter den Sachen seines Vaters einen Schlüssel und macht sich nun  auf, das passende Schloss zu finden. Eine schwierige Aufgabe, aber sie hilft ihm, seine Trauer zu bewältigen. 


    Oscar, ein liebenswerter Knirps und Klugscheißer, lernt New York und eine Menge Leute kennen. Der Leser lernt seine Familie kennen, vielmehr die Geschichte seiner jüdischen Großeltern, die die Kriegstage in Dresden erlebten. 


    So kreativ wie die Aufmachung ist Foers Schreibstil - ohne dabei gewollt anders zu wirken. Foer gelingt es, dramatische und traurige Ereignisse so unsentimental wie gefühlvoll zu verpacken, dabei die Spannung zu halten und dazu noch witzig zu sein. 


    Ich habe jede Zeile genossen, habe mich gefreut, Familie Schell und besonders den kleinen Oscar kennen zu lernen. Ein ungewöhnliches, brillantes Leseerlebnis.
  7. Cover des Buches Das schwarze Blut (ISBN: 9783732508617)
    Jean-Christophe Grangé

    Das schwarze Blut

     (212)
    Aktuelle Rezension von: Peradan
    Leider lesen sich die ersten 300 Seiten schwierig, danach wird es spannender und schneller. Warum der Roman gefühlt drei mal zu Ende ist? Keine Ahnung. Jedesmal denkt man "aber es sind doch noch einige Seiten" und dann gibt es eine Wendung und es geht weiter. Das eigentlich Ende hatte ich mir schon am Anfang so vorgestellt, passt aber zur ganzen Geschichte. Was mir besonders gefallen hat, sind die wunderbaren Ortsbeschreibungen. Die Sprache wird teilweise richtig romantisch, auf jeden Fall sehr lebendig. Alles entsteht einem direkt vor den Augen.
  8. Cover des Buches Liebten wir (ISBN: 9783548285771)
    Nina Blazon

    Liebten wir

     (206)
    Aktuelle Rezension von: Reading_Love

    Nina Blazon war für mich eine neue Autorin. Ich kannte sie bisher nur vom sehen her, ihrer Fantasy Bücher.
    Auf "Liebten wir" war ich daher ziemlich gespannt. Die Story an sich hat mir gefallen, auch der Schreibstil kam mir flüssig vor. Leider habe ich es bei um 350 Seiten aufgegeben, da ich das Gefühl hatte, dass sich die Handlungen einfach in die Länge ziehen. Und auch verliere ich bei sowas leider schnell die Lust eine Story weiter zu verfolgen.
    Die Charaktere waren mir recht sympathisch, auch wenn es viel Gezicke gab, dass aber eher zum Schmunzeln beigetragen hat. Gerne würde ich auch wissen wollen, wie es aus geht, aber das durch Quälen hätte mir einfach nichts gebracht.

  9. Cover des Buches Küssen verboten (ISBN: 9783442542369)
    Sarah Harvey

    Küssen verboten

     (59)
    Aktuelle Rezension von: jujumaus

    „Küssen verboten“ ist jetzt bereits das fünfte Buch, das ich von Sarah Harvey gelesen habe. Nachdem ich von „Kann ich den umtauschen?“ und „Gib Pfötchen!“ enorm begeistert war, hat mich „Wachgeküsst“ und „Echten Männern gibt man ein Küsschen“ dagegen schon nicht mehr so umgehauen. „Küssen verboten“ ist bis jetzt allerdings das schlechteste Buch, das ich je von der Autorin gelesen habe.

    Zunächst jedoch zu dem, was mir gefallen hat: Man wird zu Beginn der Geschichte direkt ins Geschehen geworfen, muss sich erst einmal orientieren, aber das ist gar kein Problem, da die Situation sehr lebhaft geschildert wird. So erfährt der Leser direkt, dass Abby Lane eine arbeitsreiche und selbständige Photographin ist und eine Assistentin namens Kit hat. Im Laufe der Geschichte erfährt man zudem, dass sich ihre Eltern haben scheiden lassen und dass Abby sehr darunter leidet, vor allem, weil ihre Mutter einfach abgehauen ist und die neue Frau von ihrem Vater sie zudem nicht leiden kann. Dementsprechend will sich Abby selbst auf keinen Fall mit einem geschiedenen Mann einlassen. Doch dann lernt sie Nathan kennen…

    Was mir zudem gut gefallen hat, war die idyllische Atmosphäre, als Abby auf einer Hochzeit photographieren soll und danach später auch noch einige Tage in einem Cottage bei Freunden verbringt. Dort kommen zwar auch viele Personen auf den Plan, aber man kann sie eigentlich ganz gut auseinanderhalten, weil sie sehr unterschiedlich sind.

    Im weiteren Verlauf des Romans wurde mir dieses WischiWaschi allerdings zu viel. Die idyllische Umgebung weicht der Großstadt London, durch die Abby sich in ihrem Beruf und auf Partys mit ihren besten Freundinnen quält. Stets bemängelt sie, dass sie Nathan so toll findet, sich aber wegen seiner Exfrau und deren Kindern nicht auf ihn einlassen will. Und das auf ganzen ca. 300 Seiten. Die Beziehung entwickelt sich kein bisschen weiter, die Spannung zwischen den beiden fehlt total und weshalb die beiden angeblich so sehr aufeinander stehen, kann die Leserin kein bisschen nachvollziehen, da es zwar stets gesagt wird, aber von den Gefühlen kein bisschen transportiert wird.

    Ich habe mir einige Stellen markiert, die mich besonders gestört haben:

    1. Ständige Wiederholungen: Ein Beispiel dafür gibt es bereits auf Seite 48. Oben auf der Seite steht „Auf der Geburtstagsparty meines Vaters sind jede Menge Gäste, die lange Zufahrt ist mit Autos zugeparkt…“ und direkt unten auf derselben Seite steht „Die lange Zufahrt ist mit Autos zugeparkt…“. Das mag z.T. an der Übersetzung liegen, aber mal davon abgesehen brauche ich dieselbe Information nicht zwei Mal hintereinander…

    2. Dieser Punkt mag für den ein oder anderen gar nicht so negativ wirken, aber Sarah Harvey scheint ein nicht so großes Repertoire an Namen zu besitzen. So taucht in diesem Buch der Name Serena für die böse Stiefmutter auf und in dem Buch „Wachgeküsst“ war es eine der besten Freundinnen von der Protagonistin Alex. Und wo wir schon bei diesem Namen wären: Alex heißt in dem Buch, um das es hier geht, der Exfreund von Abby… Also ich persönlich bin ja ein Fan davon, wenn Figuren aus anderen Büchern irgendwo wieder auftauchen und wenn man es an dem Namen erkennt. Wenn es sich dann aber beim Weiteren Lesen als eine ganz andere Person entpuppt, bringt es einen etwas durcheinander.

    3. Auf Seite 403 steht plötzlich aus der Sicht von Abby, dass sie ihrer Freundin ein Top geschenkt hat, in welchem „ihre prachtvollen Titten schön zur Geltung“ kommen… Also bitte!

    4. Zu Beginn erhält der Leser ein einziges Mal Einblick in Nathans Gedanken, die dann auch kursiv gedruckt sind. Die nächsten 400 Seiten wird dieses Schema wieder verworfen und plötzlich auf Seite 501 unterhalten sich plötzlich die Freundinnen darüber, wie verliebt Abby zu sein scheint. Das kommt so plötzlich und ist in gewisser Weise auch so sinnlos, dass es einfach nur irritiert.

    5. Unnötige Dialoge, die weder zu einer gemütlichen Atmosphäre beitragen, noch die Handlung irgendwie vorantreiben. Ein Beispiel dafür habe ich auf Seite 535 herausgesucht. Dort sagt Abby: „Ich mache ihr in der Zeit ein Sandwich oder irgendetwas anderes.“ Und der direkt darauffolgende Satz lautet: „Als ich mit einer Suppe und einem Toast aus der Küche zurückkomme…“.  Das man dem ein oder anderen kleinlich erscheinen, aber wenn ständig so widersprüchliche oder überflüssige Sätze aneinandergereiht werden, nervt das auf Dauer.

    Alles in allem hat mich an diesem Buch also mehr gestört, als dass es mir gefallen hat. Für den tollen Anfang, die z.T. idyllische Atmosphäre und für den süßen Hund, der aber leider auch ein wenig zu kurz kommt, vergebe ich insgesamt 2 von 5 Sternen.

  10. Cover des Buches Hingabe (ISBN: 9783442742516)
    Esther Verhoef

    Hingabe

     (61)
    Aktuelle Rezension von: Alexa_Koser

    Zum Buch: Margot Heijne hat gerade eine schlimme Trennung hinter sich. Ihr langjähriger Freund hat sie mit ihrer besten Freundin betrogen. Als sie sich wieder einigermaßen gefangen hat, beschließt sie, mit ihrer Kollegin einen Wochenendtrip nach London zu unternehmen. Doch die Kollegin sagt ab und Margot fliegt allein nach London. Was anfänglich ein Horrortrip zu sein scheint, ändert sich schlagartig, als sie sich mit dem Mann, der ihr im Flugzeug seine Telefonnummer gab, trifft. Leon ist Kunstfotograf und seine Welt ist so ganz anders als die von Margot. Und er weckt Gefühle in ihr, die sie bis dahin nicht kannte…

    Meine Meinung: Der Titel ist hier Programm! Margot findet mit Leon jemanden, der ihr Selbstvertrauen und ihre Selbstliebe wieder entfacht. Aber er ist auch sehr besitzergreifend und manipulativ. Und schneller, als Margot sich versieht, lässt sie ihr altes Leben hinter sich. Die Gefühle sind hier ambivalent. Einerseits merkt der Leser, dass sich Margot immer weiter von ihrem alten Leben, aber auch ihren Freunden und ihrer Familie entfernt. Andererseits gibt Leon ihr auch die Kraft und das Selbstvertrauen, das sie benötigt, um beruflich weiterzukommen. Sie entdeckt sich quasi gerade neu. 

    Die Probleme fangen an, als ihr Ex-Freund John sich wieder in ihr Leben drängt. Da Leon sehr eifersüchtig ist, geht das natürlich nicht ohne Konsequenzen. Aber dann stirbt jemand und alles ist durcheinander. Margot wird der Boden unter den Füßen weggezogen und sie beginnt sich zu fragen, wie gut sie Leon wirklich kennt…

    Der Schreibstil ist flüssig zu lesen, man kann sich gut mit den Protagonisten identifizieren. Auf der einen Seite die bodenständige, „normale“ Welt von Margot und auf der anderen Seite die „Business-Welt“ von Leon, die glitzert, aber auch sehr oberflächlich ist. Manche Passagen sind aus Tätersicht geschrieben und hinterlassen wirklich eine Gänsehaut! Das Ende ist sehr unerwartet und das macht für mich wirklich einen guten Thriller aus! 

    Mein Fazit: Wahnsinnig spannend zu lesen, wie hier zwei Welten aufeinanderprallen! Die Ereignisse überschlagen sich ab einem gewissen Punkt und dann kommt ein toller Plot Twist! Ich kann diesen Thriller wirklich gut empfehlen! 

  11. Cover des Buches Die Verwandlung der Welt (ISBN: 9783406614811)
    Jürgen Osterhammel

    Die Verwandlung der Welt

     (10)
    Aktuelle Rezension von: sKnaerzle

    Das Buch ist vorzüglich, das überlegene Wissen des Autors über jeden Zweifel erhaben, allerdings bleibt der Zweck des Ganzen etwas unklar. Wollte Osterhammel beweisen, dass es möglich ist, eine Globalgeschichte zu schreiben? So ganz ist das nicht gelungen.

    Ich werde nur einige unsystematische und völlig subjektive Kommentare geben.

    Das Buch ist eine reine Strukturgeschichte, es beleuchtet die Hintergründe, vor denen die menschlichen Handlungen sich abspielen, Die sind dann aber nicht mehr das Thema. 

    Ich war schon fast fertig, als ich merkte, dass das Buch eher ein Nachschlagewerk ist und nicht dazu gedacht, am Stück gelesen zu werden. Wer also schnell eine Info zu Statistik, Eisenbahn, Hygiene oder fast jedem anderen Thema sucht, wird dank der guten Gliederung sicher schnell fündig und wird dank der globalen Ausrichtung neues erfahren.

    Osterhammel verwirft über weite Strecken den Gegensatz zwischen Kolonien und Metropolen, Ausbeutern und Ausgebeuteten,  weil die Verhältnisse eben komplizierter sind. Die Organisation einer Stadt konnte zum Beispiel gut oder schlecht sein, dass lag nicht daran, wo sich diese Stadt befand. So fördert er den Gedanken, dass die Menschen eng verbunden sind, mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert und eine ganze Bandbreite von Lösungen gefunden haben, die nicht unbedingt abhängig von Staaten und Kulturen sind. Im Kapitel über Handel und Goldstandard kommt das Thema Ausbeutung dann aber doch.

    Um die Stoffmenge zu bewältigen, musste Osterhammel abstrakte Oberbegriffe finden, merkt aber, dass dies den komplizierten Verhältnissen nicht gerecht wird. So muss er ständig relativieren und die wenigen Ausnahmen nennen. So kommt es, dass quasi andauernd von Meji-Japan die Rede ist, von dem man aber (siehe oben, keine Ereignisse) wenig erfährt.

    Das Kapitel über Migration fand ich am interessantesten. Hier wurde für mich die Verflechtung der Welt am deutlichsten, wenn sich in Amerika asiatische und europäische Migranten treffen und ganz unterschiedliche Beiträge beim Aufbau der neuen Welt leisten.

    Ein Fazit kann ich eigentlich nicht ziehen, weil ich nicht verstanden habe, worauf Osterhammel hinaus wollte. Vielleicht so: Das Buch ist beeindruckend, aber nicht lesenswert.

    P.S. (11 Tage später) Jetzt habe ich irgendwo den entschiedenen Halbsatz gelesen. Osterhammel will zeigen, wie die Welt im 19. Jhd. zusammenwuchs. 





  12. Cover des Buches Die Tochter des Fotografen (ISBN: 9783746624440)
    Kim Edwards

    Die Tochter des Fotografen

     (206)
    Aktuelle Rezension von: engineerwife

    Im Großen und Ganzen hat mir das Buch gut gefallen, es las sich flüssig und wirkte authentisch. Leider fing es aber sehr stark an, um dann  zur Mitte hin stark nachzulassen. Viele wichtige Themen wurden einfach nur angerissen. Vom Thema her war es meines Erachtens nach sehr interessant aber noch ausbaufähig. 

  13. Cover des Buches Über Fotografie (ISBN: 9783446257603)
    Susan Sontag

    Über Fotografie

     (15)
    Aktuelle Rezension von: Schnupperstern
    Susan Sontags gesammelte Essays befassen sich mit der Fotografie als gesellschaftliches Ausdrucksmittel, mit der Frage, ob Fotografie Kunst sei, mit den Unterschieden zwischen Fotografie und Malerei und mit dem Verhältnis zwischen Fotografie und Realität. Dieses Buch ist ein Standardwerk, ebenso wie Bourdieus "illegitime Kunst". Es ist gut und verständlich geschrieben, allerdings drängt sich bei der Lektüre manchmal der Eindruck auf, sie habe gewisse Dinge nur geschrieben, um zu demonstrieren, was sie alles weiß
  14. Cover des Buches Wer ist Mr Satoshi? (ISBN: 9783442714544)
    Jonathan Lee

    Wer ist Mr Satoshi?

     (55)
    Aktuelle Rezension von: Kolibri_liest

    Der Roman verarbeitet Fragen rund um den Tod, das Leben, die Bedeutung von Familie und dem Wert des Lebens, bzw. was dieses lebenswert macht. Somit hat das Buch meines Erachtens für jeden etwas, wenn die Bereitschaft besteht sich dem eigenwilligen Schreibstil zu stellen. Zu Beginn war ich etwas abgeschreckt, doch die Art und Weise, die Welt wie durch fotografische Aufnahmen, insbesondere durch das Mittel des Lichts zu beschreiben, hat mich dann doch in den Bann gezogen. Es braucht etwas, bis man eine emotionale Verbindung zum Protagonisten herstellen kann, doch dann schließt man ihn und viele der anderen Charaktere ins Herz. Sowas hätte ich gerne in meiner Schulzeit gelesen!

  15. Cover des Buches Malibu Rising (ISBN: 9783548067544)
    Taylor Jenkins Reid

    Malibu Rising

     (228)
    Aktuelle Rezension von: lolbuecher

    Ich hab die 7 Männer der Evelyn Hugo und Carrie Soto gelesen, welches ich beide von der Story her etwas besser fand. Evelyn Hugo bisher mein Highlight von der Autorin. 

    In „Malibu Rising“ haben wir aber zwei größere Stränge. Wir haben die anstehende Riva-Party, auf die sich die vier Geschwister mit unterschiedlichen Motivationen vorbereiten und wir haben die Vergangenheit, in der die Geschichte der Eltern erzählt wurde.


    Das Buch hat mich wirklich in seinen Bann gezogen. Ich mochte die Riva-Geschwister in ihrer ganz unterschiedlichen Art alle sehr und ich fand auch, dass zu allen ein inniges Bild entstanden ist. Auch wenn Nina noch einmal etwas mehr im Zentrum stand, aber als Älteste hat sie auch die meiste Verantwortung getragen  tragen und zu tragen. Bei ihr konnte das Bild aus Vergangenheit und was sie dort alles erlebt hat, mit dem, was sie als junge Frau nun erlebt und fühlt, besser zusammen gebracht werden. Gerade wenn man bedenkt, was die Eltern auch für Menschen waren, so finde ich die Riva-Geschwister umso beachtlicher und ich habe ihren Zusammenhalt speziell als sehr mitreißend empfunden.


    Genervt habe ich mich allerdings die letzten hundert Seiten, da wurden meiner Meinung nach so viele überflüssige, oberflächliche Figuren, die auf der Party waren und deren unnötigen Interaktionen eingefügt, welche dem Buch nur geschadet haben! Sehr schade!


    Auch das Ende fand ich weniger spektakulär, als man vom Prolog und Klappentext vermutet. 


    Aber Nina mochte ich unglaublich gerne als starke weibliche Protagonistin. Am Anfang nur bisschen schräg, ständig seinen eigenen Namen zu lesen 😅


    Sie war mir auf Anhieb sympathisch, ich bewunderte ihre Hilfsbereitschaft, ihre Stärke, ihren Mut, ihre unerschütterliche Liebe ihren Geschwistern gegenüber. Sie war ganz die Tochter, ihrer Mutter June, welche ich trotz ihren Schwächen ebenfalls echt gerne mochte.


  16. Cover des Buches Nachtblende (ISBN: 9783785709122)
    Douglas Kennedy

    Nachtblende

     (25)
    Aktuelle Rezension von: NicoleP
    Ben Bradford ist ein erfolgreicher Wallstreet-Anwalt. Er hat mehr Geld, als er je ausgeben kann. Doch sein Leben in dieser oberflächlichen Yuppie-Gesellschaft mit Ehefrau und Söhnen ist nicht das, was ihn glücklich macht. Tag für Tag der gleiche Trott. Ben überhäuft seinen ältesten Sohn mit Geschenken, um sein schlechtes Gewissen über seine lange Abwesenheit von zu Hause zu beruhigen. Von der Frau, die er einst liebte, entfernt er sich immer mehr. Eines Tages entdeckt Ben, dass seine Frau ihn ausgerechnet mit einem Nachbarn betrügt, der ein erfolgloser Fotograf ist. Dann geschieht etwas, und Ben Bradford existiert nicht mehr.

    Das Buch beginnt mit Bens Leben in der „Upper-Class“. Geld spielt hier keine Rolle. Was man haben will, kauft man einfach. Dieser Teil des Buches ist langatmig und eintönig. Die ständige Aufzählung, welche Marken Ben zu welchen Preisen kauft, dokumentiert die Langeweile in seinem Leben. Alles ist oberflächlich, nur das Äußere zählt.

    Diese Eintönigkeit ist geschickt durch den Autor eingebaut wurden. Der Leser spürt förmlich den Trott, den Ben jeden Tag aufs Neue erlebt. Der gesamte erste Teil spielt sich so ab, und das Durchhalten fällt schwer. Doch der Leser wird durch den weiteren Verlauf der Geschichte dafür belohnt.

    Mit einer neuen Identität ein neues Leben beginnen zu können, klingt verführerisch. In dieser Geschichte wird dieser Versuchung nachgegangen. Der Leser begleitet einen Menschen auf der Suche nach seinem neuen „Ich“. Doch kann man auf einer Flucht nie zu sich selbst finden. Die Angst vor Entdeckung schwebt wie ein „Damokles-Schwert“ über diesem neuen Leben.

    Bei dieser Geschichte muss man sich in die Zeit hineinversetzen, in der der Roman spielt. Es ist Mitte der 90er-Jahre. Facebook, Twitter & Co. bestimmen noch nicht den Alltag der Menschen. Das Internet steckt noch in den Kinderschuhen. Analoge Fotografie und Zeitungen aus Papier sind die Quellen für Informationen.

    Wenn dies alles berücksichtigt wird, ist das Ende des Buches nicht schlecht geschrieben. In unserer heutigen vernetzten Zeit hätte die Geschichte um das Leben in einer neuen Identität ein schnelles Ende gehabt. Das Buch wird von mir als lesenswert eingestuft, auch wenn mir persönlich das Ende nicht gefallen hat.
  17. Cover des Buches Fünf Tage in Paris (ISBN: 9783328106487)
    Tatiana de Rosnay

    Fünf Tage in Paris

     (46)
    Aktuelle Rezension von: FranziDieBuechertante

    Ich hab mir diesen Roman aus dem Podcast Long Story short notiert und musste lange warten, bis es als Taschenbuch raus kam. Im Mittelpunkt steht ein Familientreffen in Paris, dass durch verschiedenste Ereignisse überschattet wird (SPOILER).

    Das hat mir gut gefallen:

    Mir hat sehr gut gefallen, wie die Situation mit dem Hochwasser beschrieben wurde und dass viele Geschichten über Menschen in Paris stecken, Ereignisse, die der Stadt widerfahren sind, werden aufgegriffen. Man erfuhr viel über die Stadt und nicht nur die vier Familienmitglieder hatten Geheimnisse, die nach und nach ans Licht kamen. Am Anfangs des Kapitels gab es Rückblenden in eine Vergangenheit, bei denen nicht so ganz klar war, wessen Vergangenheit es ist, was aber im Laufe des Romans klar wurde. 

    Der erste Satz hat mich sofort gepackt. Viele Dingen wurden sehr poetisch und echt beschrieben und es flossen viel Wissen über die Themen wie Bäume und Fotografie ein. 


    Das fand ich nicht so gut:

    Es gibt ein paar Sachen, die mir nicht direkt nicht gefallen haben, aber etwas schwer waren. Zum einen waren die Kapitel sehr lang und Gespräche fanden fast ausschließlich in indirekter Rede statt, was zumindest am Anfang gewöhnungsbedürftig war. 


    Fazit: 

    Im Original heißt das Buch "Regenwächter" und das finde ich auch viel passender, denn auch wenn es um eine Familie geht, ist doch Linden sehr präsent und seine Rolle wird gut dadurch beschrieben. Die Geschichte ist nicht leicht und keines Wegs so wegzulesen. Ich musste alles verarbeiten und drüber nachdenken und merkte auch, dass wenn ich mal zu viel am Stück las, dass es dann schon schwer wurde. Das ganze wird gekrönt durch die Geschichte mit Lindens Vater.


    Bleiben oder Weg? Ich lese es auf jeden Fall gerne nochmal, denn ich liebe Familiengeschichten :)

  18. Cover des Buches Die Zeit des Lichts (ISBN: 9783608984170)
    Whitney Scharer

    Die Zeit des Lichts

     (132)
    Aktuelle Rezension von: nicigirl85

    Ich wollte dieses Buch unbedingt lesen, weil ich in Hamburg im Bucerius Kunst Forum die Lee Miller Ausstellung besucht habe und einfach mehr über diese Künstlerin wissen wollte.


    In der Geschichte schildert die Autorin das Leben der jungen Lee Miller und wie sie sich vom Model zur Fotografin entwickelt und dies neben Man Ray als ihrem Partner.


    Mir hat richtig gut gefallen, dass Whitney Scharer den Fokus auf ihre Bilder legt, denn viele Bilder, die im Buch beschrieben werden, habe ich live gesehen, so dass das nochmal ein ganz besonderer Genuss war.


    Das Leben von Lee wird sehr realistisch beschrieben. Dass es viel auch um Man Ray geht, hat mich persönlich nicht gestört. Ich mochte, dass zwischen den Zeiten gesprungen wird. Gerade die Handlungsstränge um 1945 haben mich doch sehr bewegt und nachdenklich gestimmt.


    Das was ich sehr eindrücklich fand war, dass sich das Geschriebene sehr schwermütig liest, eben weil das Leben der Künstlerin auch alles andere als leicht war. Irgendwie als würde über allem ein dunkler Schleier liegen.


    Gut gefallen hat mir, dass einem so erst bewusst wird wie schwer es früher war Fotos zu machen, zu entwickeln und was man alles beachten musste. Da gehörte noch viel Fachwissen und Experimentierfreude dazu. Heute drücken wir nur noch einen Knopf am Smartphone und legen Filter auf die Bilder.


    Fazit: Ein bewegender Roman über eine herausragende Künstlerin. Ich habe ihn unglaublich gern gelesen und kann ihn uneingeschränkt empfehlen. Klasse!


    P.S.: Der Lesegenuss wird erhöht, wenn man die beschriebenen Fotos nicht kennen sollte, nach diesen zu suchen, denn dadurch hat man noch mehr Intensität in der Geschichte.

  19. Cover des Buches Die helle Kammer (ISBN: 9783518224489)
    Roland Barthes

    Die helle Kammer

     (16)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    Barthes' Bemerkungen zur Photographie sind eigentlich absolut überflüssig. Aus der Sicht eines Bildbetrachters - nicht eines Fotografen - schreibt er sehr subjektiv, wie Fotos auf ihn wirken. Immer wieder kreisen seine Gedanken um ein Foto seiner bereits verstorbenen Mutter, auf dem er ihr wahres Wesen zu erkennen glaubt. So wird dieses dünne Büchlein für Barthes zu einer sehr persönlichen Abhandlung, die dem außenstehenden Leser nur wenig bieten kann. Ich war sehr überrascht, als ich das Erscheinungsjahr dieses Buches erfuhr - 1980. Sowohl sprachlich als auch inhaltlich wirkte es auf mich, als wäre es zu Beginn des 20. Jahrhunderts geschrieben worden. Barthes' Sprache wirkt antiquiert und unnötig kompliziert, mit vielen Fremdwörtern gespickt, was den Lesefluss häufig etwas hemmt oder zumindest große Konzentration erfordert. Inhaltlich wirkt das Buch vermutlich so alt, weil sich gerade im Bereich der digitalen Fotografie und der Bildbearbeitung in den letzten Jahrzehnten vieles weiterentwickelt hat. Dadurch kann man Barthes' Standpunkte oft nicht mehr nachvollziehen. Er argumentiert zum Beispiel, dass ein Foto auch immer ein Beweis ist dafür, dass etwas genau so gewesen ist, wie man es auf dem Bild sehen kann. In Zeiten von Photoshop beweist ein Foto einer Person an einem bestimmten Ort allerdings nicht, dass die Person wirklich dagewesen ist. Positiv ist allerdings anzumerken, dass viele interessante Fotos im Buch enthalten sind und es sich auch lohnt über einige Argumente zu diskutieren oder nachzudenken. Ich hatte den Vorteil, das Buch im Rahmen eines Literaturkreises zu diskutieren und allein für die interessanten Gespräche, die aus der Lektüre der "hellen Kammer" entstanden sind, hat das Buch 3 Sterne verdient.
  20. Cover des Buches Das Leuchten am Rand der Welt (ISBN: 9783499290541)
    Eowyn Ivey

    Das Leuchten am Rand der Welt

     (31)
    Aktuelle Rezension von: Aleshanee

    Ich wusste ehrlich gesagt überhaupt nicht so recht, was mich hier erwartet. Den Klappentext hab ich nicht gelesen, denn da mich "Das Schneemädchen" von der Autorin schon so verzaubert hatte war ich einfach neugierig und wollte ohne Vorwissen in die Geschichte eintauchen.

    Ein bisschen hat es mich anfangs an "Terror" von Dan Simmons erinnert. Eine Expedition in das unerforschte Alaska, erzählt aus wechselnden Perspektiven während der Reise und auch der Rückblick was vorher geschah war etwas ähnlich. Aber das war es auch schon. Später dann hab ich mich an Lady Trents Memoiren von Marie Brennan erinnert gefühlt, denn auch hier gibt es eine starke Frau, die entgegen der Konventionen für ihren Forschergeist einsteht.

    Wir lesen hier zum einen einen Reisebericht aus dem Jahr 1885, verfasst in Tagebucheinträgen von Colonel Allen Forrester, der sich zusammen mit Lt. Pruitt und Lt. Tillmann aufmacht, um den unbekannten Norden in Alaska zu erforschen und kartografieren.
    Dem entgegen berichtet seine Frau, die in der Garnison zurückgeblieben ist, wie sie die Zeit ohne ihn verbringt und ihr künstlerisches Talent zusammen mit ihrer Liebe zu Vögeln schließlich in der Fotografie vereint findet.
    Dazwischen gibt es immer wieder einen Briefwechsel zwischen dem Nachfahren von A. Forrester, der die gesammelten Einträge einem Museum in Alaska zukommen lassen möchte und mit dem dortigen Kurator Joshua Sloan Kontakt aufgenommen hat.

    Es ist eine ruhige Geschichte, bzw. mehrere Geschichten, die auf unterschiedlichen Ebenen bewegt und zu fesseln weiß. Die Reise in die harte und kalte Landschaft Alaskas ist nicht leicht und vor allem die Versorgung mit Proviant gestaltet sich als schwierig. Ebenso die Angst vor den dort ansässigen Indianern, die der kleinen Reisegruppe nicht immer wohlgesonnen gegenübersteht. Wie auch schon in "Das Schneemädchen" gibt es hier ein paar kleine mystische Aspekte, Aberglauben und wunderliche Ereignisse, über die man nachdenken, aber auch einfach nur hinnehmen kann.
    Ich fand den Bericht sehr interessant und obwohl keine großen Abenteuer in Form von "Action" die Spannung erhöhen, weiß die Autorin, wie man die kleinen Wagnisse und Dramen der Menschen selbst in Szene setzt. Grade inmitten der einsamen Wildnis, in der man der Natur und den eigenen Gedanken ausgesetzt ist.

    Das gleiche gilt für Sophie Forrester, des Colonels Frau, die die Trennung von ihrem Mann auf ihre eigene Art zu überbrücken sucht. Mit einem schweren Schicksalsschlag muss sie alleine zurechtkommen - findet aber den Weg über ihre Passion zu den Vögeln, die sie mit Begeisterung beobachtet und sich schließlich traut, die Fotografie zu erlernen. Damals ja noch kompliziert mit all dem Zubehör, dem Wissen um Chemikalien zur Entwicklung der Platten etc., was sie jedoch umso mehr anspornt, ihr Wissen zu erweitern. Auch gegen die Vorbehalte der anderen Damen der Gesellschaft setzt sie sich durch, die darin eher einen unnötigen und seltsamen Zeitvertreib sehen.


    Das liebe ich so an ihm: Er macht sich nicht auf die Suche nach Hindernissen, sondern nach dem Weg, der um diese herumführt. Nichts scheint ihm unmöglich.
    Zitat Seite 59


    Auch die Liebe durchdringt hier immer wieder die Zeilen, denn die Tagebücher werden geführt, um sie später gemeinsam zu lesen und damit zu erfahren, wie der jeweils andere die Zeit der Trennung erlebt hat.

    Ich mag den Colonel und ich finde solche Reisen in unbekannte Gebiete sehr faszinierend - dennoch zeigt es sich hier immer wieder, wie sehr das die natürliche Lebensweise der dort lebenden Menschen verändert. Und eigentlich nie zum guten. Die Indianer und Inuits werden christianisiert und mehr oder weniger gezwungen, eine andere Lebensart anzunehmen, eine "zivilisierte", mit der sie aber nur schwerlich zurechtkommen. Ich denke, die Beispiele auf der ganzen Welt sprechen hier für sich.


    Binnen zwanzig Jahren nach der Expedition des Colonels, und hauptsächlich aufgrund seiner Berichte, zogen die Bergwerksunternehmen und die Pelzhändler in das Tal des Wolverine, und ab den 1920er Jahren litt der Stamm der Wolverine schwer unter Tuberkulose, Grippe und Alkoholismus.
    Zitat Seite 425


    Alles, was wir zu erfahren hoffen, zerstören wir mehr oder weniger sobald wir es entdecken. Eine Entwicklung die wirklich schade ist und traurig macht. Das spürt man auch im Briefwechsel zwischen Walt und Joshua, die sich 100 Jahre später über diese Expedition und ihre Folgen austauschen.

    Vielleicht hätte dem ganzen an manchen Stellen etwas mehr Tempo oder "Aufregung" gut getan, aber ich denke, dass gerade der langsame Rhythmus, diese Ruhe und Einsamkeit, die die Atmosphäre einfachen, gerade richtig dosiert sind, um sich in die Figuren hineinversetzen zu können. Was übrigens noch mit einigen Fotos und Zeichnungen noch deutlicher wird.
    Ich fand es eine großartige Geschichte, der mir noch ein kleiner Tick gefehlt hat, den ich aber nicht genau benennen kann. Mich konnte sie jedenfalls von Anfang bis Ende fesseln und berühren.

    4.5 Sterne

    Weltenwanderer

  21. Cover des Buches Der fremde Freund. Drachenblut (ISBN: 9783518473917)
    Christoph Hein

    Der fremde Freund. Drachenblut

     (95)
    Aktuelle Rezension von: Werner_Knoefel

    Die Geschichte wird aus der Sicht einer knapp vierzigjährigen Ärztin erzählt. Sie ist ein Wesen voller Widersprüche. 

    Obwohl sie sich als mäßig empathiefähig zeigt, lehnt sie Gefühle im Grunde ab. Sowohl seitens ihrer Mutter, als auch ihrer Nachbarinnen, Kollegen und Freunde verweigert sie gefühlsmäßigen, freundschaftlichen Umgang. Ohne sie, meint sie, ginge es ihr besser. 

    Es wird in technischer Sprache, betont sachlich erzählt. Menschen werden hier als Rädchen im System, als Teile einer großen Maschine geschildert, die eben keine solchen Gefühle haben sollten, da sie nur den vorschriftsmäßigen Ablauf stören. Dabei steht durchaus das Privatleben im Mittelpunkt. 

    Als Ausgleich gibt es Sicherheit. Nirgendwo sind Bedrohungen, es sei denn, man tritt dem System gegenüber nicht opportunistisch genug auf. 

    Positiv finde ich, wie die Kälte der Gesellschaft gezeigt wird, in der nur wenig Statusunterschiede erkennbar werden. Der Oberarzt erscheint genauso vereinsamt mit seiner dienstfertigen Ehefrau wie die Ärztin in ihrem Ein-Zimmer-Apartment.

    Etwas verstörend aus heutiger Sicht der häufige und exzessive Alkohol- und Zigarettenkonsum - aber gerade so etwas macht ein Zeitdokument aus. Das Buch fand ich durchaus wichtig, deshalb vier von fünf Sternen.

  22. Cover des Buches Selbstauslöser (ISBN: 9783455650150)
    Michael Lister

    Selbstauslöser

     (68)
    Aktuelle Rezension von: mandalotti

    Am Anfang habe ich mich recht schwer getan in die Geschichte reinzukommen, auch weil der Schreibstil etwas gewöhnungsbedürftig ist. 

    Als Remmingtion dann entdeckt wasauf der Speicherkarte zu sehen ist wird es spannend und man fiebert und leidet sehr mit. 

    Mir hat das Buch wirklich gut gefallen. Kann man wirklich mal lesen. 

  23. Cover des Buches Before They Pass Away (ISBN: 9783832733186)
    Jimmy Nelson

    Before They Pass Away

     (3)
    Aktuelle Rezension von: WinfriedStanzick


     

    Bevor auch sie vergehen … Diesen eher traurigen und pessimistischen Titel hat der britische Fotograf Jimmy Nelson seinem prächtigen Fotoband gegeben, in dem er Stammeskulturen aus aller Welt beschreibt. Gerade in Zeiten der Globalisierung ist der Rekurs auf die Lebensweise dieser Gesellschaften wegen ihrer charakteristischen Lebensweisen, Künste und Traditionen wichtig. Diese Stämme leben noch im Einklang mit der Natur, eine Fähigkeit, die uns im Wesentlichen abhanden gekommen ist.

     

    Einführungstexte in Englisch, Deutsch und Französisch stellen die jeweiligen Stammeskulturen vor. Dem folgen faszinierende, einfühlsame und beeindruckende Bilder von Menschen, die in diesen Gesellschaften sozusagen zu Hütern ihrer Traditionen geworden sind.

     

    Bilder aber auch, die nachdenklich machen, weil auch diese letzten

    Reservate der Menschheit bedroht sind von einer immer schneller sich

    drehenden Welt, die nicht wirklich es schaffen wird, den Einklang mit der

    Natur wieder herzustellen, sondern die, wenn man Stephen Emmett

    glaubt (vgl. sein Buch „Zehn Milliarden“) dem Untergang geweiht ist:

    „Wenn wir eine globale Katastrophe verhindern wollen, müssen wir

    irgendetwas Radikales tun – und ich meine wirklich tun. Aber ich glaube

    nicht, dass wir das machen werden. Ich glaube, wir sind nicht mehr zu

    retten.“

  24. Cover des Buches Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit (ISBN: 9783518461969)
    Walter Benjamin

    Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit

     (31)
    Aktuelle Rezension von: SabWe

    Knapp 40 Seiten umfasst Walter Benjamins berühmter Aufsatz zur technischen Reproduzierbarkeit von Kunstwerken und gilt trotz dieser Kürze als „Gründungsdokument der modernen Medientheorie“.

    In seinem Essay befasst sich Benjamin mit der Frage, wie die Möglichkeit, Kunstwerke unendlich zu reproduzieren, unsere Wahrnehmung von Kunst und unsere Bewertung und Interpretation von Wirklichkeit verändert.

    Der Aufsatz entstand 1936, als Benjamin selbst sich bereits ins Exil flüchten musste, und entstand daher vor dem Hintergrund des sich zum Massenphänomen entwickelnden Faschismus. Doch hat er auch mehr als acht Jahrzehnte später noch nichts an Bedeutung verloren, weshalb er aus meiner Sicht unbedingt auf den Kanon jener Werke gehört, die in allen Schulen und Universitäten gelesen werden sollten.

     

    Fragen, mit denen ich dem Text begegne

    Gelesen habe ich Benjamins Essay mit ganz eigenen Fragen im Kopf. Ich befasse mich derzeit sehr intensiv mit der Frage, wie sich unsere sinnliche Wahrnehmung durch die Nutzung von Technologien verändert. Mich interessiert insbesondere das Phänomen des Gaffens, mit dem sich Rettungskräfte heute immer häufiger konfrontiert sehen. Dieses steht für mich in einem Zusammenhang mit einer neuen Form von Gewalt: Dem Cybermobbing und speziell dem Hochladen von entwürdigenden und gewalttätigen Aufnahmen am Smartphone.

    Meine Thesen dazu lauten, dass

    • sich durch den massenhaften Konsum von technisch vermittelten Bildern die Wahrnehmung vieler Menschen bereits vehement verändert hat.
    • Gaffer und Gewalttäter, die ihre Taten filmen, sich mit dem Smartphone verbinden, nicht aber mit dem Geschehen, das sie aufnehmen. Dies umso mehr, da es sich zumeist um Laien handelt, die die Technologie nicht „im Griff“ haben.
    • diese Menschen etwas „Einzigartiges“ schaffen wollen, was erst dadurch an Wert gewinnt, dass sie es anschließend wie ein Kunstwerk in ihre Netzwerke hochladen und präsentieren können.

     

    Alle drei Thesen sehe ich durch Benjamins Aufsatz bestätigt.

     

    Echtheit und Aura unterscheiden Original und Kopie

    Walter Benjamin thematisiert in seinem Essay wie die technologische Reproduzierbarkeit von Kunst unsere Wahrnehmung verändert. Das Werk legt den Schluss nahe, dass es einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen diesem Wandel und dem Aufkommen des Faschismus gibt, da Massenkultur und Faschismus verschiedene Aspekte eint.

    Um Benjamins Ausführungen folgen zu können, ist es allerdings notwendig, eine Prämisse zu akzeptieren, die wegen ihrer Begrifflichkeit zunächst irritieren dürfte. Benjamin unterschied das Kunstwerk als Original von seiner Kopie durch den Begriff der Echtheit, die schließlich dazu führt, dass das Original eine jeweils eigene „Aura“ umgibt. Damit ist allerdings kein Geistwesen oder eine spirituelle Energie gemeint. Die Aura des Kunstwerkes ergibt sich aus dessen

    • Einzigartigkeit,
    • Bezug zum Hier und Jetzt,
    • Entstehungsgeschichte,
    • Bezug zu einem Ritus oder einer Tradition.

    Die Aura sorgt für eine gewisse Distanz des Betrachters, durch die allein er das Kunstwerk genießen und wahrnehmen kann. Insgesamt erlangt das Original damit eine Autorität, die der Kopie fehlt. Die technische Reproduktion verfügt über keine solche Aura und verzichtet auf jeden Anspruch auf Echtheit.

     

    Verlust der Aura und Ausbettung führen zur Veränderung der sinnlichen Wahrnehmung

    Die technische Reproduktion hebt das Kunstwerk aus all diesen Zusammenhängen heraus. Es lässt sich beliebig oft kopieren, überall aufstellen oder an die Wand hängen, verliert den Anspruch auf Echtheit, Einzigartigkeit und Autorität. Der Konsum technisch reproduzierter Kunstwerke verändert damit auch die Wahrnehmung – und zwar nicht in einem irgendwie übertragenen Sinn, sondern ganz konkret.

    Denn die „Art und Weise, in der die menschliche Sinneswahrnehmung sich organisiert – das Medium, in dem sie erfolgt – ist nicht nur natürlich, sondern auch geschichtlich bedingt. Verschiedene Epochen haben nicht allein unterschiedliche Kunststile, sondern auch verschiedene Arten der Wahrnehmung“ (Kapitel III). Das Einzigartige weicht innerhalb einer unendlich kopierbaren Wirklichkeit dem Gleichartigen.

     

    Die Masse macht’s – Reproduktionstechnologien aus Sicht des Kapitals

    Die Investition und Weiterentwicklung in Reproduktionstechnologien lohnt sich aus wirtschaftlicher Sicht jedoch nur, wenn sie von den Massen angenommen werden oder für die Massenproduktion genutzt werden. Im vierten Kapitel seines Aufsatzes führt Benjamin diesen ökonomischen Ansatz seines Essays am Beispiel Film aus. In diesem sei „die Massenproduktion schon deshalb angelegt, weil die Produktion selbst so teuer ist, dass sie sonst nicht leistbar wäre“.

    Die Massenproduktion muss daher zwangsläufig einen allgemeinen Geschmack hervorbringen und wird gleichzeitig von dem, was die Masse wünscht und fordert, beeinflusst. Kunst, so interpretiere ich diesen Gedanken, steht dieser Masse dann nicht mehr als Gegenstand der Betrachtung zur Verfügung, sondern entspringt ihrer Vorstellung, was Kunst sein soll und sein darf. Diese Allgemeintauglichkeit aber geht mit einer Verflachung einher, da das, was allen gefallen soll, eben nicht einzigartig und besonders sein darf.

     

    Verbindung mit dem Apparat statt mit dem Kunstwerk oder dem Künstler

    Benjamin stellt der technischen Produktion von Filmen die Aufführung von Theaterstücken gegenüber. Er verdeutlicht dabei, dass das Theaterstück wesentlich von der Leistung der Darsteller abhängt, mit denen sich der Betrachter verbindet. Im Film dagegen kommt der schauspielerischen Leistung untergeordnete Bedeutung zu.

    Nicht er repräsentiert die Darbietung, sondern die technische Apparatur. In der Folge gibt es „keinen Kontakt zwischen Darsteller und Publikum. Dieses fühlt sich in den Darsteller nur rein, indem es sich in den Apparat einfühlt“ (Kapitel VIII). Auch der Darsteller und damit der Mensch verliert somit im Film seine Aura, an deren Stelle der „Starkult“ tritt, „der einem Warencharakter entspricht“ (Kapitel X).

     

    Schockwirkung statt Kontemplation

    Und während das Kunstwerk zur Kontemplation einlädt, setzen technologische Darstellungsmittel auf die Schockwirkung einer bis dato unbekannten, distanzlosen Betrachtungsweise.

    „Die beweglichen Bilder besetzen den Platz der eigenen Gedanken, der eigene Assoziationsablauf wird dadurch unterbrochen. Darauf beruht die Schockwirkung des Films, die wie jede Schockwirkung durch gesteigerte Geistesgegenwart aufgefangen sein will“ (Kapitel XIV).

    Diese Schockwirkung aber entspricht dem Gefühl der Bedrohung, der sich der Mensch in seiner Zeit ausgesetzt sieht. Der Film spiegelt damit auch Veränderungen im Wahrnehmungsapparat, wie sie beispielsweise „jeder Passant im Großstadtverkehr“ erlebt und vollziehen muss, um mit diesen Gefahren umgehen zu lernen (XIV).

     

    Verlust an Anspruch und Erfahrung

    Durch die Einbeziehung der Massen in die Rezeption von Kunst, wird bei diesen auch das Begehren geweckt, sich selbst als Künstler oder in verwandter Art zu betätigen. Benjamin führt dies am Beispiel „Schreiben“ aus. Während zunächst „einer geringen Zahl an Schreibenden eine vieltausendfache Zahl von Lesenden gegenüberstand“, zeigt sich der Wandel darin, dass um die Wende zum 20. Jahrhundert „immer größere Teile der Leserschaft […] unter die Schreibenden“ geriet (Kapitel X).

    Damit verliert nicht nur die Unterscheidung zwischen Autor und Publikum an Bedeutung. Verloren geht auch der Anspruch, dass es bestimmter Erfahrungen, Kenntnisse und Talente bedarf, um sich als Autor, Journalist oder Kommentator an ein Publikum zu wenden.

     

    Aus Fortschritt wird Lust am eigenen Untergang

    Das Fortschrittliche, das man in einer solchen Entwicklung sehen könnte, relativiert sich durch den Umstand, dass durch die technische Reproduzierbarkeit von Kunstwerken „die Lust am Schauen und am Erleben“ eine „innige Verbindung mit der Haltung des fachmännischen Beurteilers eingeht“. Dabei fallen „die kritische und die genießende Haltung im Publikum auseinander. Das Konventionelle wird kritiklos genossen, das wirklich Neue kritisiert man mit Widerwillen“ (Kapitel XII).

    In dieser Hinneigung zum Konventionellen besteht die Chance von Faschismus und Totalitarismus, den Massen das Gefühl zu geben, dass man ihnen zum Ausdruck verhelfen wolle, indem man ihre Sinneswahrnehmung mit technischen Reproduktionen bedient, besetzt und lenkt.

    „Die Menschheit, die einst bei Homer ein Schauobjekt für die Olympischen Götter war, ist es nun für sich selbst geworden. Ihre Selbstentfremdung hat jenen Grad erreicht, der sie ihre eigene Vernichtung als ästhetischen Genuß ersten Ranges erleben läßt“ (Nachwort).

     

    Bedeutung für die Gegenwart und Fazit

    Walter Benjamins Essay über das „Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ ist von einer genialen Prägnanz und Voraussicht. Er geht über das Verständnis von Kunstwerken und deren Rezeption weit hinaus. Benjamin versuchte nicht, im Sinne einer Elite, die heilige Kunst für eine auserwählte Schar zu retten, sondern leistete einen wichtigen Beitrag zum Verständnis des Faschismus, indem er auf Aspekte und Zusammenhänge einging, wie sie in Werken zur politischen Ökonomie kaum vorkommen.

     

    Übertragung aufs Heute: Verlust an Wahrnehmung und Verbindung mit Apparaten

    Seine Ausführungen lassen sich auf die gegenwärtige Digitalisierung von Kunst, aber auch von gesellschaftlichen und politischen Prozessen übertragen und gedanklich weiterführen. Was wir derzeit erleben, gleicht einem evolutionsgeschichtlichen Bruch in der Geschichte des Sehens und Wahrnehmens. Gaffer und filmende Gewalttäter gehören bereits heute zu den Auswüchsen dieser Veränderung. Es sind Menschen, die sich voll und ganz mit der Apparatur verbinden, nicht aber mit der leidenden Kreatur.

     

    Tendenzen zu Faschismus und Totalitarismus

    Auch die Tendenzen zu Faschismus und Totalitarismus, die Beliebigkeit der Entstehung und Verbreitung von Nachrichten, die Meinungsbildung ohne jegliche Erfahrung oder Auseinandersetzung mit einer Thematik und mit den Medien zu ihrer Verbreitung gehören dazu und sind deutlich erkennbar. Und ganz im Geiste des Faschismus wenden sich heute bestimmte Parteien an die vermeintlich unerhörte Masse, der sie zum Ausdruck verhelfen wollen, aber „beileibe nicht zu ihrem Recht“. Wie damals versucht man heute, „die neu entstandenen proletarisierten Massen zu organisieren, ohne die Eigentumsverhältnisse, auf deren Beseitigung sie hindrängen, anzutasten“ (Nachwort).

     

    Fortschritt als Pakt mit dem Kapital: Mensch ohne Aura

    Doch sind es nicht die ewig Rückwärtsgewandten, die mir allergrößte Sorge bereiten. Es ist der Begriff des Fortschritts, der in Benjamins Schrift einen ungewohnten Stellenwert erhält. Auch heute ist jeder Fortschritt an einen ökonomischen Gegenwert gebunden. Er muss sich lohnen, muss die Masse erreichen, sie sich zunutze machen und von ihr angenommen werden.

    „Das Kapital“ braucht dafür ein Individuum ohne Aura – eines, das entwurzelt und beliebig sein kann, was immer es zu sein wünscht. Denn nur ein solches Individuum erfindet sich beständig selbst und neu und bleibt dabei doch purer Konsument von Reproduktionstechnologien – sei es nun im künstlerischen, sei es im medizinischen oder auch in jedem erdenklichen anderen Bereich.

     

    Automatisierung und Roboterisierung – es gibt Wichtigeres zu besprechen

    Die Ausbettung des Originals aus seinem Zusammenhang, die Täuschung unserer Wahrnehmung, die Verbindung mit Apparaten statt mit Kreaturen und der Verlust an praktischer Erfahrung sind wichtige Merkmale und Begleiterscheinungen jenes Prozesses, den wir als digitale Transformation bezeichnen.

    Im Gegensatz zu Automatisierung und Roboterisierung der Arbeitswelt, die letztlich nur das logische Ende der Rationalisierung darstellen, haben wir diese aber kaum im Blick. Nachdem ich Benjamins Essay gelesen habe, wird mir einmal mehr klar, dass es dringend an der Zeit ist, dies zu ändern.

    Unbedingte Leseempfehlung!

     

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