Bücher mit dem Tag "pogrom"
49 Bücher
- Robert Scheer
Pici: Erinnerungen an die Ghettos Carei und Satu Mare und die Konzentrationslager Auschwitz, Walldorf und Ravensbrück
(42)Aktuelle Rezension von: pardenEIN PERSÖNLICHES MAHNMAL...
Robert Scheer liebte seine Großmutter. Dies ist an und für sich nichts Besonderes, doch eigentlich ist es ein Wunder, dass es den Autor überhaupt gibt. Denn eigentlich hätte seine Großmutter Pici nicht überleben, nicht heiraten und keine Familie gründen dürfen. Denn dies war der Plan von Hitler und seinen Schergen. Doch als einzige ihrer weitverzweigten jüdischen Familie überlebte Pici ("die Kleine") seinerzeit die Gräuel des Holocaust.
"Die Weisen sagen, das Ziel des Lebens sei das Leben selbst. Dem folgend habe ich das Ziel erreicht. Denn ich lebe noch." (S. 56)
Zum 90. Geburtstag seiner Großmutter beschloss Robert Scheer, diese nach ihren Erlebnissen zu befragen, damit ihr Zeugnis bewahrt bleibt. Und wo Pici jahrzehntelang geschwiegen hat, öffnete sie sich ihrem Enkel gegenüber und gab Auskunft über helle und dunkle Jahre ihrer Vergangenheit.
Die ersten zwei Drittel des Buches erzählen von Picis Familie und ihrer Kindheit in Rumänien. Dort wohnte die Familie ungarischer Juden und lebte vom Holzhandel des Vaters. Arm, kinderreich, aber zufrieden, so wie viele andere Menschen der kleinen rumänischen Stadt auch. Als etwas langatmig habe ich diese Schilderungen zeitweise empfunden, aber andererseits als durchaus legitim - holte sich Pici auf diese Art noch einmal alle Mitglieder iher großen Familie in ihre Erinnerung zurück, alle in den Jahren des Holocaust ums Leben gekommen.
Die schlimmen Erlebnisse Picis nach dem Verlust ihrer Heimat in den 40er Jahren nach der Machtergreifung Hitlers nehmen entsprechend etwa ein Drittel des Buches ein. Die Vertreibung ihrer Familie aus der kleinen rumänischen Stadt, die Erfahrungen im Ghetto, die Deportationen in verschiedene Konzentrationslager, die Kälte, die Hitze, der Hunger, die Unmenschlichkeit, die Angst, die Krankheiten, das Trauma, der Tod - Dinge, über die es sicher auch nach 70 Jahren noch schwerfallen dürfte zu sprechen.
Was mich bei der Lektüre verblüffte, waren die großen Erinnerungslücken Picis, die viele schreckliche Erlebnisse und Details ausgeblendet zu haben scheint.
"Und auch für die folgenden Zeiten gibt es solche kleinen Momente, die völlig in meinem Gedächtnis fehlen, aber nicht so, dass ich sie nach Jahren vergessen hatte, sondern so, als hätten sie nichts mit mir zu tun gehabt. Vielleicht, weil mein Verstand dies alles nicht nachvollziehen konnte und von sich wegschob..." (S. 90)
Entsprechend rudimentär erscheinen denn auch teilweise die Erinnerungen, Spotlights der Schrecken, wobei die Schilderungen selbst nahezu nüchtern erscheinen. Dennoch kommt das Grauen beim Leser an, die Bilder lassen sich ncht verdrängen, die Unfassbarkeit der Erinnerungen bricht sich Bahn. Zahlreiche in den Text integrierte Fotos (viele aus dem Privatbesitz des Autors) unterstreichen das Geschriebene, geben dem Erzählten ein Gesicht und verankern das Grauen in der Realität.
Der Schreibstil ist einfach, erinnert zeitweise an einen ungeübten Schulaufsatz. Doch vieles ist in wörtlicher Rede wiedergegeben und dokumentiert so eher das Gespräch zwischen dem Enkel und seiner Großmutter Pici als dass es literarisch aufgearbeitet ist. Dieses Stilmittel der wörtlichen Rede unterstreicht in meinen Augen die Authentizität der Erzählung.
Neben den bereits erwähnten Fotos gibt es - vor allem in dem vielseitigen Anhang - auch zahlreiche Kopien von alten Briefen, Dokumenten und Listen, die die Erinnerungen Picis in Raum und Zeit des Holocaust verankern. Hier hätte ich mir eine bessere Qualität der Darstellung gewünscht, denn viele der genannten Quellen waren durch eine blasse und verschwommene Kopie für mich tatsächlich kaum leserlich, was ich wirklich bedauerlich fand.
Robert Scheer hat mit diesem Buch nicht nur seiner geliebten Großmutter ein Denkmal gesetzt, sondern mit Picis Erinnerungen auch ein persönliches Mahnmal geschaffen. Ein Buch 'Gegen das Vergessen', das sehr persönliche Einblicke gewährt.
© Parden - Bernhard Schlink
Der Vorleser
(5.787)Aktuelle Rezension von: Alrik"Der Vorleser" von Bernhard Schlink hat mich tief beeindruckt. Die Geschichte um die Beziehung zwischen dem jungen Michael und der geheimnisvollen Hanna ist fesselnd und regt zum Nachdenken an. Schlink beleuchtet dabei nicht nur die persönliche Ebene, sondern auch die historische Dimension der Nachkriegszeit in Deutschland.
Besonders gelungen fand ich die Entwicklung der Charaktere und die authentische Darstellung ihrer inneren Konflikte. Der Schreibstil ist klar und präzise, was das Lesen angenehm macht. Allerdings gab es Passagen, die sich etwas in die Länge zogen und meinen Lesefluss leicht beeinträchtigten.
Insgesamt ist "Der Vorleser" ein lesenswertes Buch, das wichtige Themen anspricht und einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Ich kann es jedem empfehlen, der sich für tiefgründige Literatur interessiert.
- William Golding
Herr der Fliegen
(882)Aktuelle Rezension von: SchiebeliniIm Kontext eines kleinen Buchclubs habe ich mir diesen "Klassiker" reingezogen. Davor habe ich noch nie davon gehört und da bin ich auch ganz froh drum.
Die Geschichte spielt um einen Flugzeugabsturz, bei dem dann einige Jungen auf einer einsamen Insel landen. Direkt ergeben sich viele Fragen: Warum sind es nur Jungen? Wo sind die Erwachsenen? Wo ist das Flugzeug? Warum sind die alle im gleichen Alter und warum gibt es keine Mädchen? Warum haben das alle ohne einen Kratzer überstanden.
Ich habe bereits zu Anfang damit gerechnet (oder gehofft), dass es sich um eine Art Zwischenwelt handelt oder einen Fiebertraum eines der Jungen oder irgendetwas. Am Ende ist aber nichts dergleichen aufgekommen, zumindest nicht wörtlich. Man kann da vielleicht einiges reininterpretieren, aber wirklich klar wird nichts.
Während also am Anfang die Kinder irgendwie versuchen, auf der Insel klarzukommen, entsteht Chaos wie sonst was, weil man direkt erstmal die halbe Insel abfackelt, ein Charakter wird permanent gemobbt und Plotpunkte entstehen ohne, dass sie irgendwo hinführen. Immer wieder wird in Versammlungen über die nächsten Schritte gesprochen und Zwistigkeiten tun sich auf. So sehr, dass ich mich frage, was in der Erziehung dieser Kinder falsch gelaufen ist. Man muss dem Autor zumindest zugute halten, dass die Kinder häufig auch wie Kinder agieren und sprechen. Das ist für den Anfang ganz nett, dann wiederum aber auch nervig, wenn über 3 Seiten alle 5 Zeilen ein Charakter sagt, er habe das Schwein ja mit dem Speer getroffen oder er habe die (Sprech)Muschel.
Seltsam wird die Sache dann auch, weil alle durcheinander reden und man nie weiß, wer gerade spricht, nicht einmal von den handvoll benannten Figuren. Und hier und da schweift der Autor auch in solch seltsam gewollt philosophische Absätze, die so gar nicht zum sehr kindlichen Rest des Buches passen wollen. Auch gewalttechnisch nimmt es an ein paar Stellen sehr krasse Ausreißer.
Am Ende frage ich mich immer noch die gleichen Fragen vom Anfang, plus mehrere neue. Warum wurde sich in einigen Kapiteln so sehr auf beispielsweise ein angebliches Monster konzentriert, nur um in den folgenden Kapiteln erst mal wieder gemütlich auf Schweinejagd zu gehen? Warum gibt der Autor uns gerade im Bezug auf das Monster nicht einmal die Möglichkeit, ein wenig Mystery mitzunehmen (bevor die Kinder über das Monster reden, wird dem Leser im Grunde schon erklärt, um was es sich handelt)? Aber allem voran: Was sollte dieser Trip auf diese Insel? Ist das ein Kommentar auf die Gesellschaft? Und wenn ja, was denn für einer?
Hätte ich das Buch nicht über den Buchclub gelesen, dann wäre es nach wenigen Kapiteln, wenn nicht Seiten abgebrochen worden. Oder ich hätte es nie in die Hand genommen. Es hat Spaß gemacht, mit den Leuten darüber zu reden und zu diskutieren, aber das Buch selbst ist für mich etwas, das ich am Ende einfach nur noch überflogen habe und endlich weghaben wollten.
- Tom Rob Smith
Kind 44
(773)Aktuelle Rezension von: SternenstaubfeeDie Geschichte spielt in Moskau/ in der Sowjetunion 1953. Auf Bahnschienen wird ein toter Junge gefunden, der ganz offensichtlich ermordet wurde, doch zu Stalins Zeiten hat es keine Verbrechen zu geben. Also ist der Junge verunglückt. Auch Geheimdienstoffizier Leo Demidow glaubt zunächst daran, doch im Laufe der Geschichte beginnt er, die Dinge zu hinterfragen und seine Meinung zu ändern...
** Die Geschichte ist beklemmend, bedrückend, manchmal schwer zu ertragen. Ab der ersten Seite herrscht eine unglaublich düstere Atmosphäre. Gleichzeitig ist der Roman sehr spannend. Einerseits möchte man den Roman weglegen, weil die Stimmung so bedrückend ist, andererseits möchte man unbedingt weiterlesen, um zu erfahren, was als nächstes geschieht. So ging es mir.
Das Buch regt zum Nachdenken an.
27.08.2024
- Imre Kertész
Roman eines Schicksallosen
(235)Aktuelle Rezension von: JorokaDer Ich-Erzähler wird als 14jähriger nach Auschwitz deportiert. Er gibt sich 2 Jahre älter aus, um nicht sofort ins Gas zu müssen. Doch bleibt er nicht lange dort, sondern wird nach Buchenwald weitergereicht und landet schließlich im Außenlager Zeitz. Die Bedingungen sind auch dort so, dass ein Ableben billigend in Kauf genommen wird....
Ich habe so manchen Roman über die Konzentrationslager gelesen. Viele erschütternde und kaum auszuhaltende Tatsachenberichte. Dieses Buch ist anders. Dass man die Schecken des Holocaust auch anders darzustellen vermag, dürfte spätestens seit dem Film "Das Leben ist schön" (1997) bekannt sein.Der Roman schildert die Ereignisse aus Sicht eines jungen Menschen, zunächst recht naiv und unwissend und das Schreckliche - zwar registrierend, aber irgendwie nicht wahrhaben wollend. Er möchte ein folgsamer Gefangener sein und Revolte liegt außerhalb seiner Phantasie. Doch auch er wird von der Realität eingeholt. Er bleibt in der Beobachterhaltung, als ob er selbst einem Schauspiel beiwohnen würde. Sein Überleben ist letztendlich eine Fügung glücklicher Umstände
Wir als Aufgeklärte, lesen mit untergründigem Schrecken und wundern uns.Fazit: Dieses Werk kann sehr kontrovers diskutiert werden. Für mich persönlich war es ein Gewinn.
- Detlef M. Plaisier
Bubis Kinnertied. Tüsken Wieken un Wullgras
(11)Aktuelle Rezension von: HarpoDie Originalgeschichte, welche aus den sogenannten Memoiren des Vaters des "Autors", bezogen wurde, hätte eigentlich das Potential zu einer wahrhaft erzählenswerten sein können. Leider macht es der Autor - wir mögen ihn so nennen - einem unmöglich die Geschichte zu genießen. Der Grund: Langweilig und überaus langatmig erzählt. Dazu auch noch schriftstellerisch wenig ausgereifte Stil, der es fast schon zum Kraftakt macht, sich durch das Ganze durchzuarbeiten.
- Art Spiegelman
Maus
(232)Aktuelle Rezension von: KayuriEs geht um den zweiten Weltkrieg und zwar darum das Art seinen Vater darüber interviewt. Hierbei ist der ganze Titel in zwei Zeitebenen unterteilt, der Gegenwart und der Vergangenheit. Die Geschichte ist brutal aber etwas abgeschwächt, dadurch das alle Personen als Tiere auftreten. Sie Juden als Mäuse, du deutschen als Katze, etc. Dabei finde ich die Wahl der Polen als Schweine etwas fraglich. Die Geschichte fand ich gut. Konnte mich aber vor allem wegen dem Schreibstil nicht ganz abholen. Es wurde in der Vergangenheit von dem Vater perfektes deutsch gesprochen, in der Gegenwart Jiddisch und deutsch vermischt. Die Erklärung dazu hätte gerne vorne in dem Buch stehen können und nicht hinten. Die Passagen mit dem jiddischen deutsch waren für mich absolut schlecht zu lesen. Der Zeichenstil sagte mir leider auch nicht zu. Für mich waren es 2/5 🐭 wobei ich sagen was, das Leute die der Wechsel des Schreibstils nichts ausmacht hier eine düstere aber Ware Erzählung über den zweiten Weltkrieg erhalten. Außerdem ist die Entwicklung des Vaters wirklich sehr interessant gehalten.
- Iny Lorentz
Die Goldhändlerin
(266)Aktuelle Rezension von: KiraNearTitel: Die Goldhändlerin
Autor*in: Iny Lorentz
Erschienen in Deutschland: 2004
Originaltitel: -
Erschienen in -: -
Übersetzer*in: -
Weitere Informationen:
Genre: Historisch, Drama, Hetero, Romance
Preis: € 8,00
Seiten: 623
Sprache: Deutsch
ISBN: 3-426-63300-0
Verlag: Knaur Taschenbuch
Rezensionsexemplar: Nein
Inhalt:
Deutschland im Jahre 1485 - für die junge Jüdin Lea ein Jahr der Katastrophen: Ihr Vater und ihr jüngerer Bruder Samuel kommen bei einem Pogrom ums Leben. Um das Erbe des Vaters und damit ihr Überleben zu sichern, muss Lea sich fortan als Samuel ausgeben. In ihrer Doppelrolle drohen ihr viele Gefahren, nicht nur von christlicher Seite, sondern auch von ihren Glaubensbrüdern, die "Samuel" unbedingt verheiraten wollen. Doch sie verliebt sich ausgerechnet in den mysteriösen Roland, der sie zu einer mehr als abenteuerlichen Mission verleitet ...
Meinung (Achtung, möglicherweise Spoiler!):
Das Buch hier habe ich im letzten Jahr im öffentlichen Bücherregal gefunden, es hat aber eine längere Weile gedauert, bis ich dazu gekommen bin, das Buch zu lesen. Da ich schon öfters Bücher von Iny Lorentz gerne gelesen habe, war ich auch hier wieder total neugierig, was für ein Buch mich hier erwarten würde. Zumal mir nicht immer alle Bücher von Iny Lorentz gefallen haben. Aber das ist ja normal.
Dass sich der weibliche Hauptcharakter aus bestimmten Gründen als Mann ausgeben muss, das Thema scheint bei dem Autorenpaar sehr beliebt zu sein, denn ich hatte das Thema jetzt bereits zum dritten Mal in einem Buch, wenn ich mich nicht verzählt habe. Nicht, dass micht das stört, ich finde die Beobachtung nur sehr lustig XD
Die Gründe sind natürlich unterschiedlich, hier liegt es einfach an den gesellschaftlichen Regeln und dass der Betrieb nur von einem männlichen Erben übernommen werden kann, was allerdings nach dem Tod von Samuel nicht mehr möglich war. Und da hat sie keinen anderen Ausweg mehr gesehen.
Den Weg, den sie nun fortan beschreiten muss, ist nicht einfach, besonders, da sie sich auch mit den Problemen stellen muss, die die Pubertät so mit sich bringt. Aber sie schafft es dank ihrer Vertrauten, die für sie arbeiten, diese Probleme so gut es geht zu verstecken und die Männer (die wichtigen) von sich zu überzeugen. Viele machen sich dann z.B. über ihre Stimme lustig oder den fehlenden Bartwuchs, aber irgendwann lässt auch das nach. Dabei muss sie immer wieder mit Rückschlägen kämpfen, leider auch aus der überlebenden Familie, was meiner Meinung nach ein wenig unnötig ist. Es bringt unnötiges Drama in die Geschichte und nicht immer konnte ich das Verhalten oder die Motive der "gegnerischen Verwandten" nachvollziehen.
Auch hat es neben kleinen Nebenstorys und langgezogenenen Szenen dafür gesorgt, dass die Geschichte unnötig gestreckt wurde. Es fühlte sich auch ein wenig an, als gäbe es keine feste Hauptstory, abgesehen davon, dass Lea nun als ihr Bruder weiterlebt. Klar gibt es auch in anderen Iny Lorentz Büchern viele Nebenhandlungen, die passieren und das ist ja auch vollkommen normal. Aber hier konnte ich nicht sehen: Was ist jetzt der Hauptfaden? Wo führt das alles nur hin? Das fand ich ein wenig schade, denn es hat mich hin und wieder zu sehr vom Lesen abgelenkt.
Gleichzeitig fand ich auch die Verbindung zwischen ihr und Roland interessant, besonders, wie sie miteinander umgegangen sind und welche Wirkung es auf die restliche Story hatte. Und manchmal konnte ich deswegen über Lea nur mit dem Kopf schütteln. In einer lustigen Weise, aber auch ein bisschen mit nem inneren Facepalm. So in der Art, bevor wir uns da irgenwdie falsch verstehen, was ich aber jetzt nicht glaube.
Auch waren es hier ein bisschen zu viele Charaktere, viele davon hinterließen bei mir keinen besonderen Eindruck und ich habe oft nach dem Lesen auch wieder vergessen, dass es sie überhaupt gab. Was auch daran lag, dass es mehr eine Ansammlung an Nebenstorys waren und ich mir dachte: Ok, wenn die Nebenstory vorbei ist, spielt die und die und die Person keine Rolle mehr. Manchmal wurde ich vom Gegenteil überrascht, was aber nicht immer der Fall war.
Fazit:
Das Buch ist kein Meisterwerk, sicherlich hätten ein paar Punkte besser gelöst werden können und manche andere hätte es gar nicht erst gebraucht, dennoch war ich neugierig auf Leas Werdegang und wie das Ganze enden wird. Besonders, da ich mir das nicht vorstellen konnte, ich meine, je länger sie das machte, desto schwerer war es für Lea, wieder zurück zu Lea zurückkehren zu können und aufzuhören, ihren Bruder zu spielen. Nichtsdestrotrotz hatte ich viel Spaß beim Lesen und so gebe ich dem Buch insgesamt vier Sterne, sowie eine normal große Lese-Empfehlung.
- Marina Fiorato
Die Madonna von Saronno
(17)Aktuelle Rezension von: sommerlese"*Marina Fiorato*" ist als historische Autorin bekannt, ihr Roman "*Die Madonna von Saronno*" aus dem Jahr 2009 erscheint im "*rororo Verlag*".
Saronno, 1525: Simonetta di Saronno lebt mit ihrem Mann Lorenzo ein unbeschwerliches glückliches Leben in ihrem wunderschönen Castello inmitten eines Mandelhains. Ihr Mann muss in den Krieg ziehen und wird dort getötet. Nun steht Simonetta trauernd da und steht finanziell vor dem Nichts, denn ihr Mann hat sein Vermögen für den Krieg ausgegeben. Sie nimmt Kontakt auf zu einem jüdischen Geldverleiher.
Der Künstler Bernardino Luini, ein Schüler da Vincis, flieht aufgrund eines unehrenhaften Verhältnisses aus Florenz nach Saronno. Als er die Kirche von Saronno aufsucht, in der er Fresken anbringen soll, sieht er die betende Witwe Simonetta und verliebt sich in sie. Gegen Bezahlung willigt Simonetta ein, für den Künstler Modell für ein Madonnenbild zu sitzen. Langsam entwickelt sich zwischen den beiden eine heimliche Liebe.
Marina Fiorato gelingt es in ihrem Roman, das Zeitgeschehen in der Lombardei angemessen zu beschreiben und bringt das sehr bildhaft mit ihrer Sprache zum Ausdruck. Dabei geht es in dem Buch nicht nur um eine Liebesgeschichte, sondern auch um das Judentum und die damals herrschenden Sittenvorstellungen. Die Kirchenoberen leiden an religiöser Verblendung, ihre Gier und persönliche Interessen führen zu Judenhass, den sie offen auf den Kanzel predigen. Aber auch Frauen werden zu Opfern unter den strengen Massstäben der Kirchenherren.
Mit leisen Tönen und wunderbar angelegten Charakteren schafft die Autorin hier den Spagat zwischen lebhafter und spannender Handlung und einfühlsamer Liebesgeschichte, ohne ins Kitschige abzugleiten. Es werden hier viele Themen angeschnitten, wie die Malerei und die Person Leonardo da Vinci, die Beschreibung der Fresken Bernadinos und auch die Entstehung des bekannten Mandellikörs Amaretto geben dem Roman einen vielschichtigen Anstrich.
Ein wunderbar vielschichtiger Roman aus der Lombardei, der mit einer gelungenen Handlung die historsche Zeitreise ins 16. Jahrhundert dokumentiert.
Unterhaltsam und spannend geschrieben!
- Olga Grjasnowa
Der Russe ist einer, der Birken liebt
(190)Aktuelle Rezension von: GiaLuuKlappentext: Mascha ist jung und eigenwillig, sie ist Aserbaidschanerin, Jüdin, und wenn nötig auch Türkin und Französin. Als Immigrantin musste sie in Deutschland früh die Erfahrung der Sprachlosigkeit machen. Nun spricht sie fünf Sprachen fließend. Sie plant gerade ihre Karriere bei der UNO, als ihr Freund Elias schwer erkrankt. Verzweifelt flieht sie nach Israel und wird von ihrer eigenen Vergangenheit eingeholt. Ebenso tragisch wie komisch, mit Sinn für das Wesentliche erzählt Olga Grjasnowa die Geschichte einer Generation, die keine Grenzen kennt, aber auch keine Heimat hat.
Der Schreibstil von Olga Grjasnowa und die Geschichte zu Der Russe ist einer, der Birken liebt empfand ich als sehr bewegend und interessant. Sie setzt sich mit verschiedenen Identitäten auseinander, wo fühlt man sich zugehörig in einem fremden Land. Die Protagonistin muss Verluste verkraften und daraus resultieren tiefe Traumata, über die sie nicht hinwegkommen scheint. Der Roman beinhaltet wichtige Themen aus vergangener und heutiger Zeit. Für mich war die Geschichte sehr interessant und berührend zu lesen, auch wenn ich mir an Menschen Stellen ein bisschen was anderes gewünscht hätte, das Ende fand ich leider nicht so gut, aber dennoch passend zur Protagonistin, ich hatte mir einfach anderes erhofft. Trotzdem ein gutes Buch.
- Ricarda Jordan
Die Pestärztin
(99)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderMainz im Jahre 1348. Lucia kommt in einer schicksalhaften Nacht zur Welt und die Ereignisse werden sie für immer begleiten. Viele Jahre später, als die Pest das Land beherrscht arbeitet sie als Heilerin und ist als Pestärztin bekannt. Ihr Herz gehört Clemens, aber ihre Beziehung steht unter keinem guten Stern.
- Götz Aly
Warum die Deutschen? Warum die Juden?
(8)Aktuelle Rezension von: ChiefCJuden und Antisemitismus gab’s von 1933 bis 1945 – dieser Eindruck könnte angesichts des üblichen Schulunterrichts entstehen. Wer mehr erfahren wollte, musste (und muss wohl noch immer) sich weiterführende Informationen außerhalb des Lehrplans zusammenklauben. Das Wort „warum“ kommt gleich zweimal vor in Alys Buchtitel und das Fragenzeichen hinter dem „Warum“ der Judenverfolgung wird sich für den Einzelnen vielleicht nie ganz auflösen lassen, weil sie in ihrer Heimtücke und Brutalität für jeden fühlenden und denkenden Menschen letztlich unfassbar bleibt. Doch Aly leistet mit seinem Buch einen großen Beitrag zu den Hintergründen des deutschen Antisemitismus mit wichtigen Ansätzen: Die Deutschen als verspätete Nation, die sich gegen das vermeintlich Fremde abschotten, um die eigene, unsichere Identität zu stärken. Die – meist von „oben“ initiierten – Umbrüche zu Anfang des 19. Jahrhunderts, etwa die Gewerbefreiheit, die sich im Zuge der industriellen Entwicklung sowieso nicht mehr aufhalten lässt. Vielen etablierten Bürgern, Handwerkern, Händlern macht die neue Freizügigkeit Angst, sie befürchten den Abstieg. Für die Juden hingegen bedeuten die neuen Rechte Chancen, die sie zuvor nicht hatten und diese nutzen sie – was wiederum den Antisemitismus verstärkt, der, wie Aly plausibel anhand vieler Quellen belegt, größtenteils durch Neid hervorgerufen wird. Und, so schreibt Aly, der Neidhammel braucht einen Sündenbock.
Hoch interessant und nachvollziehbar ist auch, wie Aly mit dem Vorurteil aufräumt, die Nazis hätten vor allem in bestimmtem Milieus Erfolg gehabt, zuvorderst bei den von Abstiegsängsten gepeinigten Kleinbürgern. Er macht deutlich, dass die Nazis bei allen gesellschaftlichen Gruppen Stimmen fangen konnte. Wie sonst wäre ihre Erfolge erklärbar und die Tatsache, dass sie auch den Linksparteien massiv Wähler abjagten? Das Phänomen, dass Tausende von ganz links nahtlos nach ganz rechts umschwenkten, ist zwar seit langem bekannt. Aly unterstreicht aber die Parallelen der Gleichheits(und Gleichmacher-)ideologien so gegnerischer Parteien wie der Nazis, der Kommunisten und der Sozialdemokraten.
Alys brillant geschriebenes Buch gibt tiefe Einblicke in die Geschichte des deutschen Antisemitismus. Doch sein Werk ist, auf einer zweiten Ebene gelesen, auch ein Manifest für den Liberalismus im besten Sinne, das soll heißen, nicht die schnöde Freiheit VON irgendetwas, etwa von jedweden wirtschaftlichen Einschränkungen, wie sie der Neoliberalismus (wieder) predigt, sondern die Freiheit des Menschen, sich im Rahmen seiner Individualrechte zu verwirklichen. Die Freiheit habe in Deutschland stets hinter der Gleichheit zurückstehen müssen. Aly: „Die Todsünde des Neides, kollektivistisches Glücksstreben, moderne Wissenschaft und Herrschaftstechnik ermöglichten den systematischen Massenmord an den europäischen Juden.“ Als pessimistisches Fazit bietet sich ein zutreffender Satz Brechts an (auch wenn Letzterer ideologisch ebenfalls verblendet war): Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch. - Anne Stern
Fräulein Gold: Scheunenkinder
(124)Aktuelle Rezension von: Alina_RMit ihrem zweiten „Fräulein Gold“ - Band hat Anna Stern meine Erwartungen vollkommen übertroffen.
Ich habe bereits den ersten Band „Schatten und Licht“ sehr gern gemocht. Doch „Scheunenkinder“ ergreift mein Herz nochmal auf eine andere Art und Weise. Ich finde es zugleich berührend und fesselnd wie Hulda Gold in den Zwanzigern ihr Leben als alleinstehende Hebamme in Berlin meistert. Die Mischung aus Kriminalroman, Romance und Sensibilität glückt Anna Stern jedes Mal aufs Neue.
Ich werde direkt den dritten Band zur Hand nehmen und freue mich wieder einmal in das historische Berliner Leben einzutauchen.
Wird Hulda wohl eine Stelle in der Klinik antreten? Ich bin gespannt.
- Louis Begley
Lügen in Zeiten des Krieges
(63)Aktuelle Rezension von: Christian_Fis«Lügen in Zeiten des Krieges» ist ein Roman über Einsamkeit und den Verlust der Identität. Die Handlung des Romans wird durch die Augen von Maciek wahrgenommen. Zum Kriegsende war er zwölf Jahre alt. Er muss ständig lernen, sein Verhalten zu ändern, eine Rolle zu spielen, um nicht entdeckt und verhaftet zu werden. In Gesellschaft anderer Leute wird dies zu einer heiklen Aufgabe: «Man hatte da zu erzählen, über Bücher konnte man nicht immer reden, und manchmal musste man bereit sein, über sich selbst zu sprechen. Aber über welches Selbst? Erfindungsgabe und Gedächtnis haben Grenzen, das war das Problem – denn die Lügen mussten konsistent sein – konsistenter als die Wahrheit.» (Kapitel IV)
Am Ende trauert der zum Mann gewordene Junge um den Verlust der Kindheit: «Und wo ist Maciek jetzt? Er wurde allmählich lästig und ist langsam gestorben. An seine Stelle ist nun ein Mann getreten, der einen der Namen trägt, die Maciek gebraucht hat. Ist noch etwas von Maciek in dem Mann? Nein, nichts: Maciek war ein Kind, und unser Mann hat eine Kindheit, die zu erinnern er nicht ertragen kann; er hatte sich eine Kindheit erfinden müssen.» (Schluss Kapitel VIII)
Der Roman ist stark, solange der Junge in schlichter, unpathetischer Sprache spricht. Die Bezüge des erwachsenen Erzählers zur «Aeneis» und der «Divina Commedia» stehen dazu in einem starken Kontrast und wirken arg bildungsbürgerlich.
- Franz Werfel
Die vierzig Tage des Musa Dagh
(44)Aktuelle Rezension von: FederfeeEs ist schon etliche Tage her, dass ich das Buch zugeklappt habe, aber es beschäftigt mich immer noch. Es ist einer der besten Klassiker, den ich je gelesen habe: basierend auf Tatsachen, spannend, mit tiefgehenden Personencharakterisierungen, von immerwährender Aktualität wegen der beschriebenen gesellschaftlichen Probleme und Themen und nicht zuletzt Informationen über den Völkermord an den Armeniern.
Wie kam es überhaupt zu diesem Buch?
Franz Werfel und seine Frau Alma fielen beim Besuch einer Teppichweberei in Damaskus ausgehungert aussehende Kinder mit großen Augen auf und sie erfuhren auf Nachfrage, dass es Überlebende des Genozids der Türken an den Armeniern waren. Als Werfel zudem noch von Widerstandskämpfern hörte, die sich 53 Tage auf dem Musa Dagh (Mosesberg) verschanzt hatten, bevor sie von alliierten Schiffen gerettet wurden, ließ ihn das nicht mehr los und er begann umfangreiche Recherchearbeiten. Sein Ziel: 'das unfassbare Schicksal des armenischen Volkes dem Totenreich alles Geschehenen zu entreißen'. Und das ist ihm bestens gelungen, auch wenn sein Roman der Bücherverbrennung der Nazis zum Opfer fiel. Die Parallelen sind unübersehbar: 'Unterdrückung, Vernichtung von Minoritäten durch den Nationalismus …', schreib Werfel an seine Eltern.
Zum Roman
Es fängt idyllisch an: Gabriel Bagradian, ein Geistesmensch, seit 23 Jahren in Frankreich lebend und mit der Pariserin Juliette verheiratet, ein Sohn, besucht wegen des Todes seines älteren Bruders sein Heimatdorf Yoghonoluk, eines von sieben Dörfern auf der meerabgewandten Seite eines Gebirgszuges. Es ist eine wunderschöne Landschaft, der französischen Riviera ähnlich; die von Handwerkern bewohnten Armenierdörfer sind schmuck und sauber. Man muss wissen, dass die christlichen Armenier schon immer dort lebten; früher gehörte die Gegend teilweise zu Syrien, heute zur Türkei. Es ist ratsam, sich eine Karte neben das Buch zu legen, um alles verorten zu können.
Doch dann beginnt das Unglück: der Erste Weltkrieg ist in vollem Gange und 1915 verbündet sich das Osmanische Reich mit den beiden Mittelmächten gegen die Triple Entente (Vereinigtes Königreich, Frankreich, Russland). Den Armeniern werden von den Türken die Pässe entzogen, auch Gabriel Bagradian, so dass er mit seiner Familie nicht mehr weg kann. In Istanbul werden alle armenischen Intellektuellen und Geschäftsleute verhaftet, was als Beginn der Armenierverfolgung gilt. Es folgen Deportationen mit dem Ziel der völligen Vernichtung. Bagradian hatte inzwischen wegen seiner Beobachtungen und düsteren Vorahnungen begonnen, sich ein Bild von der Bevölkerung und der Ausstattung mit Waffen zu verschaffen und den Musa Dagh zu kartieren. Als es Ernst wird, beschließt der Großteil der Dorfbevölkerung in einer großen Versammlung, sich auf dem Berg zu verschanzen und Widerstand zu leisten.
Mir hat es sehr imponiert, wie das alles organisiert wurde: Anführer wählen, heimlich Vorbereitungen treffen, alles hochschaffen und schließlich dem Deportationsbefehl zuvorkommen. Oben zeigt sich dann, wie schwierig es ist, eine Gemeinschaft aufzubauen, für was alles gesorgt werden muss und welche Schwierigkeiten auftreten, nicht zuletzt solche zwischen den reicheren und ärmeren Dorfbewohnern. Es gibt Neid, Streit und Unzufriedenheit und bei einigen den Wunsch, alles für sich zu behalten. Bagradian, der einmal türkischer Reserveoffizier war, organisiert den militärischen Widerstand.
Es passieren unglaublich viele Dinge: Angriffe der Türken, erfolgreicher Widerstand, Versuche, den Armeniern zu helfen, Hunger und Krankheit, Liebe und Hass. Wir bekommen Einsicht in die politische Lage: die Verwicklungen des Deutschen Reiches und seine Mitschuld, die hier allerdings nur gestreift wird. 'Das Narkotikum des Nationalismus', schreibt Werfel an seine Eltern. In Wirklichkeit sind den Politikern und Militärs des Deutschen Reiches die Armenier völlig egal und es stehen nur die Interessen der Mittelmächte gegen die Entente und Wirtschaftliches im Vordergrund: die Bagdadbahn, die Ölfelder in Mossul, Baumwolle.
Aber die Ausgrenzung von Fremden ist ein Phänomen, das selbst auf dem Musa Dagh eine Rolle spielt. So bleibt Juliette immer eine nicht anerkannte Fremde und selbst gegen Bagradian gibt es trotz aller Verdienste Vorbehalte. Sie bleiben 'die Zugereisten, Überheblichen und Unrechten.'
Dieses Buch ist so reichhaltig, dass meine Rezension ihm leider nicht gerecht werden kann. Ich staune über Werfels Vielseitigkeit, wie er Landschaftsschilderungen, Politisches, Militärisches, Personencharakterisierungen unter einen Hut bringt und wie es nie langweilig wird.
Es ist ein leidenschaftliches Plädoyer gegen die Verfolgung und Vernichtung von Minderheiten, das allerdings seiner Entstehungszeit entsprechend an manchen stellen ein wenig zu pathetisch klingt. Das mindert aber in meinen Augen keineswegs seinen Wert, so dass ich gerne eine volle Lese-Empfehlung ausspreche.
- Oliver Polak
Gegen Judenhass
(10)Aktuelle Rezension von: HoldenPolaks flammender Appell gegen Antisemitismus und Xenophobie jeder Art. Neben eigenen Erfahrungen, die er als jüdischer Deutscher an Ablehnung durchleben mußte (bei denen man nur sprachlos zurückbleibt), beschreibt er auch negative Erlebnisse mit Fernsehmoderatoren und sonstigen Veranstaltern (bei denen man wünschte, er würde Roß und Reiter benennen), und legt dar, wie Vorurteile und Stereotype entstehen und wie sie zu bekämpfen sind. Bei mir rannte er mir dem Buch offene Türen ein, daß einige der schlimmen Ereignisse bei uns im Emsland stattfanden, beschämte mich zutiefst. - Ariana Franklin
Die Totenleserin
(287)Aktuelle Rezension von: Danae_DayaEins der besten Bücher die ich je gelesen habe. ABER nichts für schwache Nerven. Bin einiges gewöhnt und nicht zimperlich, aber selbst ich habe bei diesem Buch 3 oder 4 Stellen gehabt wo ich ernsthaft überlegt habe ob ich es weiterlesen kann/will.
Ich habe weitergelesen und war nicht enttäuscht. Auch die folgebücher sind sehr zu empfehlen.
- Amelie Fried
Schuhhaus Pallas
(41)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderAmelie Fried hat die Geschichte ihrer Familie nieder geschrieben. Anhand von Zeitdokumenten und begleitet von Bildern wird es besonders deutlich. Ein wichtiges SAchbuch zum Thema Juden im dritten Reich von der Bestsellerautorin Amelie Fried. Ganz nah bei uns ums Eck in Ulm, das macht das Buch noch wichtiger
- Aleksandar Hemon
Lazarus
(7)Aktuelle Rezension von: HallogenEs beginnt ungemein spannend mit einem Mordfall, der dem Opfer untergeschoben wird, weil der Täter der Polizeipräsident von Chicago ist, wohingegen das Opfer dem anarchistischen Umfeld (1908) zugerechnet wird. In ständigem Wechsel zwischen der Weitererzählung der Vorgänge nach dieser Tat (mit der Schwester des Opfers als Hauptfigur) und der Recherche derselben im Jahr 2004 (mit dem Schriftsteller Vladimir Brik und dessen Freund Rora), entsteht ein Geflecht, in dem die historischen Parallelen etwas übertrieben werden, und vieles im Stil von Andric 'Brücke über die Drina' (gleiche Namen und Vorgänge zu verschiedenen Zeiten zum Beispiel) ausgeführt wird. Für Brik wird dies eine Reise in die Vergangenheit seiner Familie. Grundkonzept: Pogrome sind immer möglich, selbst im Amerika (z. B. nach 9/11) denkbar und Geschichte wiederholt sich. Leider verliert das Buch aber über diese Konzentration auf historische Parallelen den Faden und wird zu einem klischeehaften Panoptikum Osteuropas, das nur jemand schreiben kann, der amerikanisch geprägt ist: Kleinkriminelle, Menschenschmuggel, Schlägereien, Morde in Straßencafés und ähnliche Extremfälle werden hier zum Standard erhoben. Egal ob in der Ukraine, Rumänien, Moldawien oder Bosnien: Überall herrscht die Gewalt. Nun ist das Buch weit davon entfernt schlecht zu sein. Es kommt nur völlig aus der Spur und wird eher zu einer Art Roadmovie quer durch Ost-/Südosteuropa. Gefallen haben mir nicht nur die Fantasien von Rora, de oft völlig übertrieben Ereignisse des Bosnienkriegs darstellen, und die bosnischen Witze, sondern auch die (seltenen) zarteren Momente auf dem jüdischen Friedhof in Moldawiens Hauptstadt und im Krankenhaus in Sarajevo. Völlig überflüssig fand ich Aufzählungen und detailverliebte Szenenbeschreibungen, die mit dem Fortgang nichts zu tun haben. Wohlwollend könnte man dem Autor unterstellen, dass er gerade mit der Darstellung der Tristesse der osteuropäischen Metropolen zeigen will, dass diese einstigen Zentren jüdischen Lebens durch die Pogrome ihren einst lebendigen Charakter verloren haben. Das wäre dann aber schon ziemlich aufwertend für das Buch, denn gesagt wird das nicht, sondern die Städte erscheinen nur als Schlaglichter, wohingegen die Fahrten in Bus und Taxi ausgiebig beschrieben werden. Ein gutes Buch, aber kein sehr gutes. - Hans Peter Richter
Damals war es Friedrich
(621)Aktuelle Rezension von: Schnee_prinzessinInhaltsangabe
Freundschaft im Nationalsozialismus
Zwei Jungen wachsen im selben Haus auf und gehen in dieselbe Schulklasse. Jeder wird als einziges Kind von verständnis- und liebevollen Eltern erzogen. Selbstverständlich werden sie Freunde und jeder ist in der Familie des anderen daheim.
Doch Friedrich Schneider ist Jude und allmählich wirft der Nationalsozialismus seine Schatten. Friedrichs Freund, der bis zuletzt an ihm hängt, kann ihm immer weniger zur Seite stehen, da er selbst den Zwängen seiner Zeit ausgeliefert ist. Langsam gleitet die Geschichte aus der heilen Kinderwelt in ein unfassbares Dunkel.Fazit:
Das Buch ist kurz und behandelt den kompletten Verlauf des Krieges mit zeit Sprüngen für Friedrich es erzählt die Geschichte die die Menschenheit nicht vergessen sollte. Menschen können unterschiedliche Religionen und auch Ansichten haben aber ein gemeinsames Leben ist immer möglich.
- Amy Bloom
Away
(20)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderLillian Leyb hat schon viel erlebt und durchlebt. Sie ist zu einer Überlebenskünstlerin geworden, denn sowohl ihre Familie fiel einem schrecklichen Progrom zum Opfer sondern auch ihre Tochter ist verschwunden und gilt als tot. 1924 findet sie in New York einen neuen Platz und entdeckt so etwas wie ein neues zu Hause und Freunde. Doch dann erfährt sie, dass ihre geliebte Tochter Sophie noch am leben sein soll. Amy Bloom schildert in gewaltiger Sprache die Reise einer Frau auf der Suche nach dem Glück, dem Leben, dem Ich.
- Harry Mulisch
Strafsache 40/61
(5)Aktuelle Rezension von: HoldenHarry Mulischs eindringliche Betrachtung des Eichmann-Prozesses in Jerusalem, außerdem ein interessantes Porträt des Staates Israel zur damaligen Zeit (Anfang der 60er JAhre). Viele Fragen bleiben offen, für Mulisch war das Buch der literarische Durchbruch. - Brigitte Riebe
Pforten der Nacht
(42)Aktuelle Rezension von: YvetteHKlappentext:
So farbenprächtig wie das Mittelalter selbst Eine ergreifende Dreiecksgeschichte um Reichtum und Armut, Liebe und Eifersucht. Köln im Jahre 1338. Als Kinder schworen sie sich ewige Freundschaft: Esra, Neffe eines Rabbiners, und Johannes, Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns. Beide begehren gegen ihre Familien auf. Esra wehrt sich gegen die engen Fesseln des Ghettos, Johannes will Mönch werden. Aber die Freundschaft droht zu scheitern - denn beide kämpfen um die Liebe derselben Frau: Anna, die Halbwaise aus dem Färberviertel. Doch die Pest bricht aus, und das Schicksal kettet die Rivalen auf tragische Weise aneinander …
Meine Meinung:
Leider hat mich das Buch überhaupt nicht überzeugt.
Die Handlung ist sehr zäh, man verliert den Faden, da die Geschichten der drei Hauptpersonen das Ganze auseinanderreißen.
Die Dreiecksgeschichte der drei Freunde kommt meiner Meinung nach viel zu kurz.
Teilweise sind die Handlungen auch unglaubwürdig und geschichtliche Ereignisse passen einfach nicht in die Zeit.
Die Personen sind recht gut beschrieben, man kann sie sich gut vorstellen, auch wenn mir manche Situationen sehr überspitzt vorkamen.
Auch das Ende lässt mich unbefriedigt zurück, da es für mich nicht schlüssig und unglaubwürdig ist.
Mein Fazit:
Ich bin sicher, dass es Fans für dieses Buch gibt.
Leider gehöre ich nicht dazu und ich weiß auch nicht, ob ich von dieser Autorin noch einmal etwas lesen werde.
Von mir leider nur 2 Sterne.