Bücher mit dem Tag "politische korrektheit"
10 Bücher
- Walter Moers
Rumo
(126)Aktuelle Rezension von: komisches_kindWer die Geschichten von Walter Moers kennt, weiß um seine brillante Sprache. Hier hat er sich nochmal selbst übertroffen.
Rumo, der kleine Wolpertinger, der gar nicht begreift, wie toll er ist. Ein großes Abenteuer, das ihn ganz schön in Zamoniens Ober- und Unterwelt herumkommen lässt. Die Suche nach sich selbst und einem zuhause. Dabei ist er so herrlich bescheiden und macht halt einfach das, was nötig ist. Egal, welche Konsequenzen es haben könnte. Rumo hab ich als Charakter sehr ins Herz geschlossen.
Es wird zeitweise eine völlig neue Sprache erfunden. Man muss sich konzentrieren, aber wer sich drauf einlässt, bereut es nicht.
Dazu gesprochen von Dirk Bach, der die sprachliche Vielfalt von Moers perfekt vertont. Und das Blutlied wird sogar gesungen.
Ich bin maximal beeindruckt.
- Herman Koch
Angerichtet
(250)Aktuelle Rezension von: Pongokaterund zweitens als man denkt, heißt es. Und wenn es einem Romanautor gelingt, den Leser am Anfang auf eine ganz falsche Fährte zu locken und ihn dann mit einem überraschenden Ende zu überzeugen, dann ist das allein große Kunst. Hier geht es um die Rivalität zweier Brüder, einer davon bekannter Politiker, und wie die Klischees von "gut und böse" vor dem HIntergrund eines Verbrechens der Kinder beider Brüder widerlegt werden.
- Jens Lossau
Der Schädelschmied
(10)Aktuelle Rezension von: Richard_SturmportIch gebe zu, dass ich schon lange nach etwas gesucht habe, was Fantasy und Krimi miteinander verbindet und war überrascht, auf diese Buch zu treffen. Die Geschichte bedient sich zwar einige Klischees, erzählt aber den mysteriösen Mordfall um den ermordeten Schurfminister sehr spannend und interessant.
Wer erleben will, wie ein Zwerg und ein Troll Mordfälle aufklärt, ist hier bei der richtigen Adresse.
- Dietrich Schwanitz
Der Campus
(84)Aktuelle Rezension von: Liebes_BuchSchwanitz hat 1995 den akademischen Betrieb beschrieben als Theaterschauplatz für Rudelbildung und Intrigen. Weder das Individuum noch wissenschaftliche Inhalte zählen. Die Realität wird ad absurdum geführt.
Lustig zu lesen. Aber mir heute 2020 etwas zu realitätsnah, wo die ganze Gesellschaft zu Gruppen zerfällt, die sich gegeneinander bekämpfen, ohne Rücksicht auf Wahrheit oder Anstand.
Der Campus ist heut überall, die gesamte Gesellschaft von Phrasendreschern und Aktivisten durchdrungen, die lügen ohne rot zu werden.
- Anatol Stefanowitsch
Eine Frage der Moral
(4)Aktuelle Rezension von: brokkolinoAnatol Stefanowitsch begegnete mir zum ersten Mal bewusst auf Twitter. In knappen Tweets, die zwischen Ernsthaftigkeit, Satire und angenehmem Humor variieren, liegt sein Augenmerk oft auf dem deutschen Sprachgebrauch in Bezug auf Rassismus. Auch diese vom Duden publizierte Streitschrift zielt auf eben dieses Thema ab, wobei u. a. auch das generische Maskulinum auf dem Prüfstand steht.
Streitschrift ist hierbei etwas überzogen, denn Stefanowitsch „streitet“ nicht, noch schreit er Zeter und Mordio. In dem überschaubaren Sachbuch führt er uns Leser*innen mit logischen Schlussfolgerungen und begründeten Argumenten an die Moral unserer Sprachnutzung heran: Möchte ich als Frau nur mitgemeint sein, wenn mensch im generischen Maskulinum spricht? Möchte ich wirklich mit meinem Bestehen auf „Das wird man ja noch so sagen dürfen!“ auf Gefühlen marginalisierter Personen und Gruppen herumtreten? Gibt es nicht sogar gewisse Kompromisse in unserer Sprache, die wir leicht anwenden können?
Beharrlich zeigt Stefanowitsch diverse Argumente derjenigen auf, die z. B. die Umformulierung „N~könig“ zu „Südseekönig“ in Lindgrens „Pippi Langstrumpf“ als katastrophalen Eingriff in unsere Sprache und den Ursprung des Werkes empfanden oder es als Übertreibung abtaten. Er beleuchtet diese Argumente jeweils kurz, betrachtet sie von mehreren Perspektiven und zeigt zudem eine Lösung auf, die entsprechend der „Goldenen Regel“ agiert oder zumindest ein Kompromiss für Zweifelnde anbietet.
Das nicht zu Unrecht wichtigste Element in seiner Schrift ist der Perspektivwechsel, an dem wir alle uns wohl doch noch zu selten bedienen. Der uns jedoch nichts kostet und keine Umstände bereitet.
Dem hinzufügen möchte ich, dass mensch (auch bei aller Mühe) natürlich mal Fehler macht, und wenn man dann darauf hingewiesen wird – wie wäre es denn, wenn dann nicht gleich alle an die Decke gehen, sondern sagen „Achso okay, sorry, ich wollte sagen: Studenten UND STUDENTINNEN“, kein Drama.
- James Finn Garner
Gute- Nacht- Geschichten
(3)Aktuelle Rezension von: HoldenDie bekanntesten Märchen politisch korrekt erzählt, heute würde man auch Themen wie Transphobie und toxische Männlichkeit aufnehmen. Man weiß auch ehrlich gesagt nicht, ob sich der Autor nicht über alles lustig machen möchte, in der er die Correctness so weit übertreibt. Als Lesestoff für Kinder bleibt so allerdings wenig übrig als verständliche Literatur.
- Lars Arffssen
Verarschung
(5)Aktuelle Rezension von: HoldenDie Parodie auf die Stieg-Larsson-Bücher mit Seitenhieben auf Henning Mankell und Peter Hoeg: Ein geheimnisvoller Rentier-Ripper geht um, der erst erwürgt und dann ausweidet, gleichzeitig werden ein unbekannter Krimiautor (einziger nichtveröffentlichter schwedischer) und ein Bestsellerautor ("Der baltische Stör...") enthauptet. Steckt wirklich Jane Manhater aka Lizzy Salamander dahinter, wie dein Überwachungsvideo nahelegt? Hat sie mit dem Krimiautorenkopf Elfmeter gescgossen? Der Humor entsteht zum großen Teil aus der ständigen Wiederholung des Immergleichen, wodurch die Schweden als kaffetrinkende Brataalfreaks dargestellt werden mit nimmersatten Frauen und perversen Verwicklungen in den schwedischen Langlaufverband. Jedem Nordischen-Krimi-Freak ans Herz gelegt, jo!!!
- Thorsten Wortmann
Mads Mikkelsen
(1)Aktuelle Rezension von: HoldenEine tolle Biographie über einen der interessantesten Schauspieler unserer Zeit, in der man sowohl etwas Persönliches über den Mann Mads und über seine Einstellung zum Leben lernt wie auch über seinen Karriereweg mit Klassikern wie "Adams Äpfel" und "Die Jagd". Ein ganz bescheidener, bodenständiger Mensch aus einem tendenziell kommunistischen Elternhaus, der in einem sympathischen Land aufwächst, das seine Stars nicht zu groß werden läßt. Über manche Filme hätte man gern noch mehr erfahren, aber die Person hinter dem Schauspieler wird tiefschürfend präsentiert, und alles mit tollen Bildern abgerundet.
- Marius Jung
Moral für Dumme
(2)Aktuelle Rezension von: Originaldibbler"Moral für Dumme - Das Elend der Politischen Korrektheit" ist - so der Klappentext - eine "satrisch-polemische Abrechnung" mit der politischen Korrektheit.
Die Autoren
Auf dem Cover wird Marius Jung als Autor benannt. Marius Jung wurde 1965 in Trier geboren und lebt heute in Köln. Er ist Kabarettist, Schauspieler, Moderator und Coach.
Die Autorenangabe im Buch lautet jedoch "Marius Jung mit Oliver Domzalski". Oliver Domzalski wurde in Berlin geboren, ist promovierter Historiker und leitet bei Carlsen den Programmbereich "Humor und Geschenkbuch.
Blättert man dann das Buch durch, so findet man bei vier von zwanzig Kapiteln die Angabe "Von Marius Jung". Die restlichen sechzehn Kapitel kommen ohne Angabe eines Autoren daher, stammen
also offenbar aus der gemeinsamen Feder der beiden Autoren. Schaut man sich allerdings den Stil dieser Kapitel an, so liegt der Verdacht nahe, dass Oliver Domzalski mehr zu diesen Kapiteln beigetragen hat als Marius Jung!.
Der Inhalt
Carlsen ordnet das Buch sowohl der Sparte "Humor & Comedy" als auch der Sparte "Geschichte und Gesellschaft" zu. Das ist durchaus passend, da sich der Fließtext (ungefähr 50% des Buches) sehr ernsthaft mit dem Thema Politische Korrektheit (PC) auseinandersetzt, während die zahlreichen Einschübe satirisch-überspitzte Beispiele für PC liefern.
Der essayistische Fließtext beschäftigt sich zum einen damit, welche Formulierungen heute als politisch korrekt gelten und zum anderen mit der Frage, warum neue Formulierungen nicht ausreichen, um die gesellschaftliche Wirklichkeit zu verändern. Dabei geht es schwerpunktmäßig um das Thema Gender, also darum, wie man sprachlich anzeigt, dass nicht nur Männer, sondern auch Frauen gemeint sind und um die unvermeidliche Folgefrage, ob diese zweigendernde Sprache nicht genau so diskriminierend ist, da sie alle Personen ausschließt, die sich nicht einem der beiden Geschlechter zugehörig fühlen.
Der Fließtext wird von zahlreichen Kästen unterbrochen, in denen die Autoren humorvoll darstellen, wohin ein konsequenter Gebrauch der PC führt. Zum Beispiel gibt es ein Quiz mit politisch korrekten Buchtiteln. Na, welche Bücher sind gemeint (S. 137)?
- Emil/ia und die nachforschenden Personen
- Ronja, Nachkomme von Personen, die Vermögensdelikte begehen
- Die vertikal benachteiligte Muckperson
Meine Meinung
Der essayistische Fließtext ist wirklich interessant zu lesen. Obwohl PC für mich kein neues Thema ist, waren mir doch nicht alle "Auswüchse" bekannt. Insbesondere die ersten Kapitel zum Thema Gender fand ich sehr spannend zu lese. Die zweiten Hälfte habe ich dann aber schon als weniger spannend empfunden, da sich viele Aussagen einfach nur an anderen Beispielen wiederholen.
Mit dem Humorteil konnte ich nur wenig anfangen. Ja, die überspitzten Darstellungen sind sehr aussagekräftig und eins, zwei Darstellungen waren auch witzig aber da die Idee im Prinzip immer die selbe ist, hätten einige wenige solcher Seiten auch ausgereicht.
Fazit
Oliver Domzalski und Marius Jung stellen die Problematik der Politischen Korrektheit in vielen Facetten nachvollziehbar dar. Das Buch ist ein eindrucksvolles Plädoyer dafür respektvoll miteinander umzugehen und weniger auf korrekte Begrifflichkeiten zu achten. Dabei ist der Humorteil, wenn auch bestimmt verkaufsfördernd, allerdings wenig hilfreich.
Wertung: 3,5/5 Sternen - Emil/ia und die nachforschenden Personen
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