Bücher mit dem Tag "porn"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "porn" gekennzeichnet haben.

7 Bücher

  1. Cover des Buches Firmin (ISBN: 0385342659)
    Sam Savage

    Firmin

     (27)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    Eins meiner absoluten Lieblingsbücher Es ist eine Liebeserklärung an die Welt der Literatur, an die Bücher. Von der Sprache her virtuos und das Wichtigste ist das, was zwischen den Zeilen steht. Firmin stolpert durch eine Welt, die er erst gar nicht und dann viel zu gut versteht. Er ist hässlich, lebt im Elend und ist depressiv, gleichzeitig ist er aber auch ein überheblicher kleiner Klugscheißer. Rings um ihn fällt seine reale Welt ebenso in Trümmer wie seine Träume und Illusionen. Aber er wär keine Ratte, wenn er nicht immer wieder aufstehen würde. Bitte merken: Wenn eine Ratte vor dir steht und in dir Gebärdensprache sagt "Auf Wiedersehen Reißverschluss" dann nimm sie mit nach Hause: sie will dein Freund sein!
  2. Cover des Buches How to Make Money Like a Porn Star (ISBN: 0060884053)
  3. Cover des Buches Future Sex (ISBN: 9783453630109)
    Arne Hoffmann

    Future Sex

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Admiral
    "Die neuesten Trends der Lust". Der Untertitel des Buches "Future Sex" (2013) von Arne Hoffmann ist schon das ganze Programm. Das Buch ist aufgebaut wie ein Lexikon und reicht von A für "Achselhöhlen-Sex" bis zu Y für "Yoni-Massage" und hat dabei verrückteste, witzigste, aber auch ernste Unterpunkte aufgelistet. Lasst mich aml ein paar Beispiele geben !

    Besonders interessant sind dabei solche Trends wie das "Daggern" (S. 61f.) , das eine jamaikanische Tanzart aus der KOmbination von Reggae und Dancehall darstellt. Hierbei wird mit einem Stil getanzt, der so aggressiv ist, dass dabei Verletzungen wie Vaginaeinrisse oder Penisbrüche alles andere als unüblich sind.

    Besonders witzig sind dabei so Phänomene der sogenannte "Head of State" (S. 108f.), ein Gummidildo, der zur Wahl von Barack Obama auf den Markt kam. Der Dildo hat passend dazu an der oberen Stelle die Form von Barack Obamas Kopf.

    Besonders informativ war zB der Artikel "Muslimische sexuelle Revolution". Hier zeigt Hoffmann die Ungewöhnlichkeit des muslimischen Konservativismus auf, da der Islam eigentlich nicht so lustfeindlich sei wie das Christentum. Andererseits zeigt er in einem groben chronologischen Abriss die langsame Entwicklung zu mehr Freiheiten auf.

    Besonders schockierend waren dann letztendlich noch Trends wie der zur "Designervagina", was einen weiteren Hang zur unnötigen oberflächlichen Selbstoptimierung aufzeigt.



    Genug von einzelnen Beispielen. Das ist das zweite Buch, das ich bisher von Arne Hoffmann gelesen habe, und es ist wieder ein echt gutes Buch. Im ersten Buch, das ich von ihm las ("Romantischer Sex" 2010) ist er mir schon wegen seiner lockeren Schreibweise und seiner ausführlichen und gut belegten Recherche aufgefallen. Hier ist die Recherche noch ausführlicher. Das liegt wohl damit zusammen, dass er sich die allerneuesten Trends ansieht und wo sind sie am besten zu finden als im Internet ? Tatsächlich hat er am Ende eines jeden Artikeleintrags einzelne bis zahlreiche Literatur- und Internetangaben, damit wir noch weiterrecherchieren können, falls wir das wollen. Und glaubts mir: ich konnte das Buch nur zu Hause am Schreibtisch bei eingeschaltetem PC lesen, da ich ständig irgendwas nachschlagen wollte: "Wie daggert man ?", "Wo kann ich mir mal eine Designervagina ansehen ?", "Wie sieht ein 'Head of State' aus ?", "Ich will mir mal einen Seniorenporno ansehen !" etc. etc.


    Sehr positiv aufgefallen ist mir das Vorwort, wo er seine Methodik vorstellt. Um ehrlich zu sein, war ich schon ab da begeistert von dem Buch, da er dort seine klare Frage aufwirft: "Wie sieht der Sex der Zukunft aus ?". Dabei will er jedoch nicht einfach Wahrsager spielen, sondern geht äußerst wertvoll vor: er sieht sich lokale, besondere Ereignisse oder Entwicklungen an, die dieses Thema berühren, und betrachtet sie als potenzielle Wegweiser für Kommendes. Persönlich fand ich diese Methodik auch deswegen so toll, weil sie sich auch auf zahlreiche andere Themengebiete anwenden lässt.



    Was mir auf jeden Fall fehlt ist ein Anhang. Nach dem letzten Eintrag ("Yoni-Massage") ist einfach Schluss. Ein Nachwort wäre noch nett gewesen, ´so hat mich das an irgendein 0815 Ratgeberlexikon erinnert, was dieses Buch ja auf Grund der Recherche und der Methodik ja nunmal wirklich nicht ist. Ein Register im Anhang wäre auch klasse gewesen !


    Insgesamt kann und will ich sagen: ein echt gutes Buch !

  4. Cover des Buches Mehr Lust auf HöhePunkte (ISBN: 9783945163009)
    Katinka Uhlenbrock

    Mehr Lust auf HöhePunkte

     (4)
    Aktuelle Rezension von: Admiral
    Das Buch "Lustpunkte" von Inka Loreen Minden (Pseudonym ? Vgl. ihre Internetpräsenz auf http://www.inka-loreen-minden.de/autorenvita.html) ist noch brandneu (2012) und ist quasi ein Apparetiv für erotische Gedanken.



    In 7 Kurzgeschichten erzählt die Autorin Geschichten, die sich primär (surprise ! wer hätte es bei diesem Titel gedacht ?) um Leidenschaft, Liebe und Sex drehen. Die Länge der Geschichten variiert auch recht stark von 11 Seiten ("Wildes Begehren", S. 67-78) zu 45 Seiten ("Geliebter Feind", S. 21-66). Doch trotz der unterschiedlichen langen und kurzen Geschichten besteht die Autorin auf einem mehr oder weniger ausgeprägten Hanldungsrahmen, der ihr wichtig scheint. Personen werden grob vorgestellt und die jeweilige Situation in Ansätzen beschrieben. Die Situationen variieren tatsächlich noch viel stärker als die Länge der Stories, was meine Überschrift andeutet. :D Einzelne Geschichten drehen sich um alltagsähnliche Ereignisse, wie ein missverstandenes Kommunikationsverhältnis im Beruf zwischen zwei Arbeitskollegen. Im Handlungsausschnitt erzählt Minden (die Autorin) dann, wie die beiden doch zusammenfinden und harten Versöhnungssex haben ("Wie du mir, so ich dir", S. 129-149). Auf der anderen Seite gibt auch Gesichten, die von auf die Erde gekommene Engel und Dämonen handeln. Ein gefallener Engel, der aus Karrieregründen die Dämonenwelt zu integrieren versucht, verliebt sich in eine Dämonenfürstin und umgekehrt. Doch beide werden in der Unterwelt enttarnt, gefoltert und er wird getötet. In der Menschenwelt begegnen sich beide in einem traumähnlichen Moment eines lustvollen Bondagemoments wieder, wo die Dämonenfürstin ihren gefallenen Engel mit 2 dämonischen Zwillingsgehilfinnen durchvögelt ("Dämonenbraut", S. 95-128). Minden scheint insbesondere jedoch auf einen historischen Rahmen für ihre Geschichten zu stehen. Die beiden längsten Geschichten nämlich haben einen solchen Rahmen: Die eine Geschichte spielt in einer Region, die an den alten Wild Wild West der USA erinnert ("RancherHerzen" (sic !), S. 150-202). Die andere spielt im familiendominierten Großbritannien des späten 19. Jh. ("Geliebter Feind", S. 21-66).



    Ihr seht die Handlungsrahmen sind thematisch echt weit gefächert. Jetzt will ich versuchen etwas mehr zum Inhalt und zu den Beschreibungen zu sagen. Wie gesagt sind die Geschichten keine reinen Pornos mit kurzem Vorspann, sondern lassen mehr oder weniger ausgeprägte Handlungen erkennen, in denen dann auch mal öfters Liebesakte eingebettet sind. Die Geschichte "Wie du mir, so ich dir" dreht sich um die (auch sexuelle) Aussöhnung zweier eher verfeindeter Berufskollegen. Die Geschichte "RancherHerzen" erzählt von 2 jungen ledigen Rancherbrüdern, die Frauen einerseits partnerlich, aber andererseits auch eher intimer Art kennenlernen. Es fehlt aber auch mal die eine oder andere Geschichte, in der wirklich mal der Fokus REIN auf dem Akt an sich liegt. Ein solche Geschichte würde gut reinpassen. Dafür sind die Hintergründe meistens (außer vllt. die eher oberflächlichen/allzu rudimentären "Wie du mir, so ich dir", "DoktorLuder", "Wildes Begehren") gut ausformuliert und recht plausibel.

    Die Arten des Coitus variieren auch ziemlich: Versöhnungssex ("Geliebter Feind", "Wie du mir, so ich dir"), Rachesex ("Geliebter Feind"), dominate Frau ("Wildes Begehren"), Sex mit intensiverem Spielzeugeinsatz ("DoktorLuder"), 2 Männer vögeln eine unterwürfige Frau durch ("RancherHerzen"), Sex mit wechselnder Dominanz bis zu Bondage ("RancherHerzen", "Dämonenbraut"), vorsichtiger und ertastender Kuschelsex ("Rancherherzen", "Das Praktikum der Lüste").
    Dafür ähneln sich leider die fundamentalen Aktbeschreibungen. Da fehlt mir ein wenig die sprachliche, persönliche und kontextualle Variation der Darstellung. das bietet sich halt natürlich wunderbar an an all den Wechseln (Epochenwechsel, interstorieller Perspektivenwechsel, Geschlechterwechsel, Charakterwechsel, Wechsel zw. den Realitäten, etc. etc.). Das Bild des Männermelkens, Unterleibpochens und des intensiven Frauenausflusses kommt immer wieder vor. Begriffe wie "Wildkatze" für eine Frau, "Erektion" für den Penis, "Spalte" für die Vagina wiederholen sich geschichtsübergreifend in ähnlichen Momenten und Begriffkostellationen. Es ist ja jetzt irgendwie nicht so bes. "Erektion" für Penis zu sagen, aber die Wiederholung und Wendungsähnlichkeit macht es aus. Außerdem ist es verständlich, da alle Geschichten doch auf demselben Gedanken- und Erfahrungsfundament beruhen (sc. derselben Autorin), doch ist eben das die Herausforderung, sich anzupassen, einzufühlen und ggf. andere Wortschätze/Erfahrungshorizonte ganz natürlich wirken zu lassen. Das fehlt mir etwas.


    Nochmal kurz dazu, dass mir auch mal 1-2 Geschichten der reinen pornographischen Sexdarstellung fehlen ("Doktorluder" scheint erst eine solche zu sein, entpuppt sich jedoch am Ende als Konstellation der neuen erotischen Würze für eine alte festgefahrene Ehe): eben habe ich mir das Titelbild nochmal genauer angesehen. Normal beziehe ich das nicht mit ein, da es mit unterschiedlichen Auflagen wechseln kann und wenig aussagekräftig ist. Aber hier zeigt es evtl. doch mehr. Es zeigt eine dunkel/dunkelrote Atmossphäre mit einem schlanken weiblichen nackten Unterleib, der wegen der dunkleren Atmossphäre nut mit den Oberschenkeln, dem Bauch und der linken Hand zu sehen ist und von perlendem Wasser übersät ist. Durch den leicht vorgestellten rechten Oberschenkel ist die Scham dezent versteckt. Die linke Hand greift mit einer unscheinbaren Geste anscheinend zwischen ihre Beine. Allerdings könnte ich diese Geste auch dahin deuten, dass die Hand die Scham der Frau verdecken soll und der Sex als solcher nicht im Zentrum der Handlungen steht. Damit wäre das Titelbild Buchprogramm und dieser Einwand von mir obsolet. Das ist aber spekulativ.



    Alles in allem ein relativ netter und interessanter Zeitvertreib.
  5. Cover des Buches Pommes! Porno! Popstar! (ISBN: 9783960872313)
    Thomas Kowa

    Pommes! Porno! Popstar!

     (34)
    Aktuelle Rezension von: Susanna_Zimmermann

    Anfangs lustig mit der Zeit viele Wiederholung teilweise mir viel zu flach. Ich liebe die Musik der 80 Jahre aber ich bin weder gut ins Buch reingekommen noch hat es mich mitgenommen. Alles sehr klischeehaft, alles schön mal dagewesen. Leider so garnicht mein Humor. Mir hat das Buch nicht gefallen. 

  6. Cover des Buches Kern Model Release (ISBN: 9783822819838)
  7. Cover des Buches Feminist Porn Book, The by Tristan Taormino (14-Mar-2013) Paperback (ISBN: B012HUDQ8S)

    Feminist Porn Book, The by Tristan Taormino (14-Mar-2013) Paperback

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Admiral
    Das erste, was ich nach der Lektüre dieses Buches gemacht habe, war, "Männlichkeit" zu googeln. :D


    Nur leider ist der Wikipedia-Artikel dazu etwas unbefriedigend und meine Recherchen muss ich jetzt erstmal aufschieben. Stattdessen will ich euch von diesem Buch erzählen. Vllt. versteht ihr dann, meine Irritation ein wenig. Aber darum soll und wird es nicht in der Hauptsache gehen ! In der Hauptsache geht es um eine freie, freiwillige, gerechte und rücksichtsvolle Pornographie. Dieses Buch zeigt, wie Feminismus richtig und überzeugend gemacht wird (im Gegensatz zu Radikalfeminismus, wie Quoten oder Regenbodenlehrplänen) !

    Dieses Buch hier "The Feminist Porn Book. The Politics of Producing Pleasure" (2013), das herausgegeben wurde von Tristan Taormino, Celine Shimizu, Constance Penley und Mireille Miller-Young, hat sich auf die Fahnen geschrieben, Pornographie menschlicher, sichtbarer und diskursiver zu machen. Dieses Buch besteht aus 27 kurzen Kommentaren/Aufsätzen/autobiographischen Berichten/Erzählungen/etc, die sich in irgendeiner Form auf Pornographie und soziale Verhältnisse beziehen. Der Buchtitel ist hier vllt. ein wenig irreführend, da sich auch mehrere Artikel in der Sammlung befinden, die sich nicht primär mit Frauen beschäftigen (ich lege hier einen "Feminismus"-Begriff zugrunde, der sich hauptsächlich auf Frauenrechte oder Frauenverhältnisse bezieht, obwohl eine klare Definition nicht so einfach möglich ist). Dabei denke ich zB an den Aufsatz "Bound By Expectation: The Racialized Sexuality of Porn Star Keni Styles" (Celine Shimizu; S. 287-302), in dem sie über einen Pornodarsteller mit thailändischen Wurzeln (Keni Styles) berichtet, der trotz zahlreicher Erfolge und eines hohen Bekanntheitsgrades in einem feministischen Porno von Tristan Taormino ("Rough Sex 3: Adrianna's Dangerous Mind" - 2011) ein seltsames Verhalten an Tag legt und innerhalb des Pornos nicht gut ankommt. Er verhält sich abweisend und kann sich nicht in das Geschehen des offenen Drehbuchs integrieren (im Gegensatz zu einem russischen [?], einem schwarzen und einem weißen Pornodarsteller im selben Film). In einem komplizierten Argumentationsgang versucht Shimizu nachzuweisen, dass selbst feministische Pornos keine utopischen Werke sind, sondern auch sie rassistische Rollenerwartungen (sie sagt "racialization", S. 301) unbewusst mittragen können. Das geht mMn evtl. etwas zu weit (könnte doch auch persönliche Überforderung gewesen sein ?), zeigt aber ganz gut, dass die thematische Bandbreite weit gefächert ist.
    Ein 2. Beispiel für die weite Bandbreite (ohne primären feministischen Bezug) soll "Our Pornography" (Chistopher Zeischegg aka Danny Wylde, S. 265-269) sein. Hier verfasst der Autor (homosexueller Pornodarsteller ?) gewissermaßen eine umfassende Rezension zum Buch "Empire of Illusion: The Ende of Literacy and the Triumpf of Spectacle" (2009) von Chris Hedges und formuliert ein Plädoyer an die Menschen in ihrer Rolle als Konsumenten, sich daran zu erinnern, dass sie als Käufer und Interessenten zum Großteil selbst (neben Darstellern und Produzenten) steuern, wohin sich die Pornographie ausrichtet und wie Darsteller behandelt werden.


    Doch der Mammutanteil des Buches ist entweder von Frauen geschrieben oder thematisiert Frauen in der Pornobranche. Der erste Aufsatz von Betty Dodson ("Porn Wars", S. 23-31) gewährt einen interessanten Einblick in die Verhältnisse des Feminismus als gesellschaftliche Strömung. Sie selbst bezeichnet sich als "sex-positive" und völlig aufgeschlossen in sexueller Hinsicht. Sie befürwortet Pornographie und weibliche Selbstbefriedigung und trat auch mit der Produktion von Videoanleitungen persönlich öffentlich dafür ein. Und sie schildert die internen Kontroversen innerhalb der feministischen Frauenschaft um die Pornographie aus der persönlichen Erfahrungswelt. Sie berichtet von einem Besuch auf einer Feministinnenverantaltung, die strikt gegen Pornographie war, und es prinzipiell als männliche Machtausübung über das weibliche Geschlecht ansah. Laut Dodson eine Gruppe von Radikalfeministen, die durch mehr oder weniger traumatische Erlebnisse aufgehetzt waren und in ihrer freien sexullen Selbstentfaltung gehindert worden sind. Ein Name, der in diesem Sinne immer wieder das gesamte Buch hindurch Erwähnung findet, ist (u.a.) Gail Dines (zB im Aufsatz "Emotional Truths and Thrilling Slide Shows: The Resurgance of Antiporn Feminism" von Smith/Attwood, S. 41-57), die wohl als Paradebeispiel des antipornographischen Feminismus gelten kann. Ich bin nicht bewandert im Thema des Feminismus, doch scheint das deutlich zu machen, dass der Feminismus diesbezüglich alles andere als geschlossen ist (und ich denke, das ist auch gut so. Es wäre ziemlich traurig, wenn die gesamte Gruppe der Feministen generell gegen Pornographie wäre. Und andererseits sind einige Pornos tatsächlich suppressiv und erniedrigend).



    Ein weiteres Thema, das immer wieder Erwähnung findet, sind schwarze Pornodarstellerin, die nicht nur viel mit Sexismus zu kämpfen hatten, sondern zusätzlich auch noch mit Rassismus. In dieses Thema fällt zB der teilw. autobiographische Bericht von Sinnamon Love ("A Question of Feminism", S. 97-104), die von ihrem pornodarstellerischen Weg zum Feminismus erzählt. Ursprünglich hatte sie sich nie darüber Gedanken gemacht, ob ihre Tätigkeit als Pornodarstellerin als feministisch zu betrachten sei oder nicht. Sie habe es erst im Laufe ihrer Tätigkeit (seit 1993 ?) als feministisch aufgefasst, da sie oftmals wegen ihrer Hautfarbe in diskriminierende Untergattungen der Pornos eingeteilt wurde.


    Eben merke ich, dass ich noch gar nicht auf die vorgegebene Struktur des Buches in seiner Gesamtkonzeption eingegangen bin. >.<

    Die ersten 6 Aufsätze sind nämlich unter der Überschrift "Making Porn, Debating Porn" eingetragen. Hierzu gehört der bereits erwähnte Aufsatz von Betty Dodson ("Porn Wars", S. 23-31), aber auch die sehr interessanten und persönlichen Berichte von Ms. Naughty aka Louise Lush ("My Decadent Decade: Ten Years of Making and Debating Porn for Women", S. 70-78) und von Candida Royalle ("What's a Nice Girl Like You...", S, 58-69) über ihren Eingang in die Pornographie als Darstellerinnen und Produzentinnen. Der 2. Teil des Buches "Watching and Being Watched" enthält 7 Aufsätze zT über schwarze Frauen in der Pornographie (Sinnamon Love: "A Question of Feminism", S. 97-104; Mireille Miller Young: "Interventions: The Deviant and Defiant Art of Black Women Porn Directors", S. 105-120) oder auch über die verspätete Akzeptanz von Transgender Frauen im Feminismus und in Pornos (Tobi Hill-Meyer: "Where the Trans Women Aren't: The Slow Inclusion of Trans Women in Feminist and Queer Porn", S. 155-163). Der Zusammenhang der 7 Aufsätze im 3. Teil ("Doing it in School") ist mir nicht vollends klar geworden. Es geht wohl um die gesellschaftliche Wirkung auf die Pornographie und welche Verantowrtung damit einhergeht, damit die Pornographie nicht diskriminierend ist/wird/bleibt. Die Titelwendung "... in School" irritierte mich ziemlich, Zunächste dachte ich da an eine Art Regebogenlerhplan wie in Stuttgart. Gott sei Dank findet etwas Vergleichbares keine Erwähnung. Hier gehört auch der Aufsatz von Christopher Zeischegg ("Our Pornography" , S. 265-269) rein. Der letzte Teil der Bucheinteilung ("Part IV. Now Playing: Feminist Porn") zeigt einige separate Perspektiven unterschiedlichster Frauen, die im Pornobusiness Aufnahme fanden, oft mit nur mit großer Mühe. April Flores beschreibt in einem sehr kurzen Abschnitt ("Being Fatty D: Size, Beauty, and Embodiment in the Adult Industry", S. 279-283) ihren beschwerlichen Weg in das Business. Der Titel verrät es bereits: sie ist etwas dick und entspricht damit nicht gerade der "Norm" in den Mainstreampornos. Ihre Geschichte beschreibt sie, um anderen Frauen zu zeigen, dass Selbstbewusstsein und ein zielgerichteter Wille wichtiger sind, als den reinen optischen Richtlinien der Pornoindustrie zu entsprechen. In eine ähnliche Richtung geht auch der Kurzbericht von Buck Angel ("The Power of My Vagina", S. 284-286), eine geborene Frau, die sich als Mann fühlte und seine Vagina behielt. Damit war er auch als Darsteller erfolgreich, wovon der sehr kurze, aber sehr selbstbewusste Aufsatz zeugt.


    Den letzten Aufsatz des Buches von Loree Erickson ("Out of Line:The Sexy Femmegimp Politics of Flaunting It!", S. 320-328) habe ich tatsächlich als einzigen nicht vollständig gelesen. Erickson ist berichtet nämlich von ihren negativen Erfahrungen als rollstuhlfahrende Kleinwüchsin. Das ist erstmal ja natürlich nicht schlimm, doch zählt sie direkt am Anfang die Hilfsbereitschaft Fremder zu ihren Negativerlebnissen, da es sie ständig daran erinnert, dass andere sie als "hilfsbedürftig" ansehen. Das hat sie mir sofort so unsympathisch gemacht, dass ich sofort aufhörte, den Artikel zu lesen.



    Doch lasst mich noch ein paar Worte zum Buch in seiner Gesamtheit sagen. Zunächst einmal ist es eine sehr interessante Themenstellung, dass der Feminismus so intensiv mit Pornographie in Verbindung gebracht wird. Ich denke, hier ist der "Sex-negative" Radikalfeminismus (Wortwahl in den Aufsätzen passim) eher im gesellschaftlichen Raum präsent, als diese aufgeschlossene Strömung. Anstatt Pornos grundlegend abzulehnen, werden hier zahlreiche Einstellungen und Zustände innerhalb der Pornoindustrie und in der gesellschaftlichen Sicht angeprangert. Die sexuelle Unterwerfung von Frauen ist an sich kein Problem. Facials ebensowenig. Solange die Frau (aber auch umgekehrt der Mann !) einverstanden ist und Lust dabei empfindet. Entgegen des antipornographischen Radikalfeminismus wird hier die Entscheidung über die Tabus also der Gesellschaft als Ganzes zT abgesprochen und in die privaten Übereinkünfte verlagert. Finde ich sehr vorbildlich.Die Gesellschaft wird jedoch auch als Ganzes nicht völlig von der Verantwortung losgesprochen. Denn da die Pornoindustrie noch immer ein kapitalistischer Wirtschaftsbetrieb mit Angebot- und Nachfrageprinzip ist, ist es auch Aufgabe der Pornokonsumenten darauf zu achten, erniedrigende und unfaire Pornos zu boykottieren. Im Gegenteil: das ganze Buch könnte auch als Plädoyer verstanden werden, Frauen als Individuen mit freiem und selbstbestimmten Willen als Produzenten, Darstellerinnen und auch als Pornokonsumenten ernst zu nehmen und einzubinden. Dazu haben die Autorinnen, die auch Pornodarstellerinnen oder Pornoproduzentinnen (oder beides) viel beigetragen.
    Die Aufsatzmethodik schwankt sehr interessant zwischen allen Polen: einige Aufsätze sind wissenschaftlich (zB Smith/Attwood: "Emotional Truths and Thrilling Slide Shows: The Resurgence of Antiporn Feminism", S. 41-57), andere essayistisch (zB Lee: "Cum Guzzling Anal Nurse Whore: A Feminist Porn Star Manifesta", S. 200-214), wieder andere sind autobiographisch (zB Royalle: ""What's a Nice Girl Like You..."", S. 58-69).
    Angenehm überraschend ist auch die (für mich unerwartete !) Einbeziehung der männlichen Sicht. Zwar kommen nur wenige Männer zu Wort und bleibt die Sichtnahme stark eingeschränkt und marginal, doch erwartete ich, um ehrlich zu sein, dass der "Mann" als aktiver oder passiver Teilnehmer an Pornos ausgeklammert wird. Doch tatsächlich wurden hin und wieder die Auswirkungen auf das Selbstbewusstsein der Männer durch stereotypisierte Männer (und andere Aspekte) in Pornos angesprochen.



    Ein wirklich gutes Buch.




    PS
    Eben merke ich, dass ich zum Thema "Männlichkeit" doch nichts mehr geschrieben habe. Ich weiß auch gar nicht mehr, wieso mich das Thema vorhin beschäftigte...
    Ich lass die Fragmente dennoch im Fließtext. Vielleicht komme ich nochmal drauf und schreibe dann hier einen Edit darunter oder dazu.

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