Bücher mit dem Tag "postkolonialismus"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "postkolonialismus" gekennzeichnet haben.

18 Bücher

  1. Cover des Buches White Teeth (ISBN: 9780241954577)
    Zadie Smith

    White Teeth

     (48)
    Aktuelle Rezension von: Fornika

    Einst waren sie Kameraden im zweiten Weltkrieg, Jahrzehnte später kämpfen sie sich durch das Londoner Leben. Das Leben als Familienvater, das Leben mit einer jüngeren Frau, das Leben mit Migrationshintergrund, der Kampf mit zerplatzten Träumen, mit der eigenen Identität. Archie und Samad sind das, was man gute alte Freunde nennt. Über Jahre hinweg begleitet man ihr Familienleben, macht Ausflüge in die Vergangenheit, zu Anverwandten und Vorfahren. Und lacht sich dabei zuweilen kringelig…

    Zadie Smith lässt in ihrem Debut Familiengeschichte lebendig werden, erzählt auf verschiedenen Zeitebenen. Sie befasst sich mit schwierigen Themen wie Kampf der Kulturen und Religionen, den Schwierigkeiten sich einzufinden. Aber auch mit „Kleinigkeiten“ wie der Frage nach der „richtigen“ Erziehung der Kinder: wieviel Bangladesh darf man einem Teenager im modernen England aufzwingen? Einem Teenager, der selbst noch nie dort war? Wieviel Religion muss sein, zumal die eigene Großmutter ganz vorne bei den Zeugen Jehovas mitmischt? Smith packt viele heiße Eisen an und macht daraus eine großartige Story. Witzig und gleichzeitig ernst, erzählt sie sehr flüssig und mitreißend. Ihre Charaktere fand ich sehr originell, natürlich wird so manches Klischee bedient, aber die Autorin weiß auch zu überraschen. Mich haben ihre Figuren überzeugt. Die Handlung ist gut konstruiert, lediglich der Mittelteil hätte etwas Straffung vertragen können. Insgesamt wurde ich aber gut unterhalten, es gab einige Denkanstöße und ich kann mich dem Lob für dieses Debut eigentlich nur anschließen.

  2. Cover des Buches Identitti (ISBN: 9783442772537)
    Mithu Sanyal

    Identitti

     (141)
    Aktuelle Rezension von: R_D1

    Zentrales Thema des Romans ist die eigene Geschichte und die Zugehörigkeit. Im Mittelpunkt steht eine transracial Frau - eine weiße, die sich als Schwarz identifiziert - zur Empörung vieler Studentinnen!

    Mit postmodernen Erzählverfahren wird die Frage der Zugehörigkeit auf den Zahn gefühlt: Ist das Verhalten der Professorin moralisch korrekt? Wann ist man Schwarz oder weiß? Was bedeutet eine Identität als sogenannte Braune (z.B. Indischstämmige) oder als Mixed-Race Person? Wie könnte die Zukunft aussehen?

    Wie es sich für eine junge, gläubige Hindu-Frau gehört, spielt die Göttin Kali einen wichtigen Part in dem Roman.

    Erfrischend ist die weibliche Perspektive, die in der klassischen Literatur noch wenig vertreten war. Ich hoffe, dass das Buch zu einem modernen Klassiker wird, da wir solche Stimmen wirklich brauchen! 


    Wer sich für postmoderne Literatur begeistert und bereit ist für eine durchaus kritische Auseinandersetzung mit der Einteilung in Schwarz-weiß, der sollte sich das Buch unbedingt zu Gemüte führen! 

  3. Cover des Buches Orientalismus (ISBN: 9783100710086)
  4. Cover des Buches Postkoloniale Theorie (ISBN: 9783837611489)
  5. Cover des Buches Erbin des verlorenen Landes (ISBN: 9783833309175)
    Kiran Desai

    Erbin des verlorenen Landes

     (26)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer

    INHALT: Indien, Mitte der 1980er Jahre. Hoch in den bengalischen Bergen, am Fuße des Himalaya, eingeklemmt zwischen Nepal und Bhutan, liegt die kleine Stadt Kalimpong. Dort lebt in einem alten schottischen Anwesen aus Kolonialzeiten der pensionierte Richter Jemubhai Patel mit seinem Koch, seiner Enkelin Sai und der Hündin Mutt, die er abgöttisch liebt und verehrt. Zu mehr Liebe ist Patel nicht fähig; er ist ein harter, rauher Mensch, zynisch und voller Hass auf alles Indische – und das, obwohl er selbst aus einfachen Verhältnissen stammt. Er hatte das Glück (und aus der Mitgift durch die Hochzeit mit der vierzehnjährigen Nimi auch das Geld) in England studieren zu können, wo er sich so stark anpasste, dass er seine Herkunft für den Rest seines Lebens völlig verdrängte. Er wurde zum Snob und konnte nach seiner Rückkehr mit der Heimat nichts mehr anfangen. Seine Ehe scheiterte, er verleumdete seine Familie und igelte sich ein.

    Biju, der Sohn des Kochs, versucht sein Glück in New York City, wo er sich als Küchenhilfe und Kellner verdingt. Doch das Leben in den USA ist nicht (wie angenommen) ein leichteres. Er buckelt in miesen Jobs für jeden Dollar, muss sich immer wieder aufs Neue dem alltäglichen Rassismus stellen und dabei ständig auf der Hut vor der Einwanderungsbehörde sein, denn er ist illegal eingereist. Trotzdem berichtet er in seinem Briefen an den Vater von paradiesischen Zuständen und großen beruflichen Erfolgen. Wie lange er diese Fassade noch aufrecht halten kann, ist ungewiss. Irgendwann wird er sich seine Niederlage eingestehen und geschlagen heimkehren müssen.

    Sai, die Tochterstochter Nimis, lebt seit dem Unfalltod ihrer Eltern bei dem Richter, ihrem Großvater, der sie eher zähneknirschend duldet als wirklich akzeptiert. Sie verbringt ihre Tage bei Lola und Noni, zwei alten Jungfern, die in ihrem alten Herrenhaus Brontë und Austen lesen und der Kolonialzeit nachtrauern. Sai blickt positiv in die Zukunft, denn sie hat unsterblich in ihren Privatlehrer Gyan verliebt, der mit ihr eine Beziehung eingeht. Das junge Glück währt jedoch nicht lange, denn Gyan schließt sich der Ghorka-Bewegung an, die für ihr Volk einen eigenen Staat innerhalb Indiens beanspruchen, und Sai steht auf der politisch anderen Seite.

    Der Ghorkaland-Konflikt entwickelt sich zu einem Bürgerkrieg und mündet in einem Meer aus Gewalt, Korruption und Unterdrückung; und genau zu dieser wirren Zeit kehrt der verlorene Sohn des Kochs aus dem heiligen Westen zurück…

    FORM: Kiran Desai gelingt in ERBIN DES VERLORENEN LANDES der Spagat zwischen klassisch-poetischer und modern-innovativer Sprache, was sehr gut zum interkulturellen Kontext passt. Dabei macht sie auch vor Lautmalerei, Spielereien mit der Schriftgröße und dem inflationären Gebrauch von Ausrufungszeichen nicht Halt (was mir allerdings manchmal zu verspielt war und meinen Lesefluss etwas hemmte). Die Handlung springt munter durch die Jahrzehnte zwischen den 1920ern und 1980ern, wobei der Ghorkaland-Konflikt (nach dreißig Jahren etwas in Vergessenheit geraten und eigentlicher Kern meines Interesses an dem Buch) erst in der zweiten Hälfte, und dort auch eher am Rande behandelt wird.

    FAZIT: Vielleicht bin ich ja mit falschen Vorstellungen an das Buch herangegangen und war deshalb etwas enttäuscht, dass sich nur wenig Information über die politische Lage Indiens zu dieser Zeit finden ließ. Dennoch halte ich den Roman für lesenswert und vergebe guten Gewissens vier Sterne.

    *** Diese und viele weitere Rezensionen könnt Ihr in meinem Blog Bookster HRO nachlesen. Ich freue mich über Euren Besuch ***

  6. Cover des Buches Im Kongo (ISBN: 9783257605808)
    Urs Widmer

    Im Kongo

     (17)
    Aktuelle Rezension von: Ausmuenster
    Der Ich-Erzähler triff seinen alternden Vater in einem Pflegeheim und erinnert sich, ohne, dass er sich erwehren kann, an seine Kindheit. Einem verfolgten Hasen gleich schlägt Urs Widmer einen Haken nach dem nächsten, und ich habe erst mal gebraucht, um zu verstehen, von welchem Lebensabschnitt ich gerade lese ... denn urplötzlich stehen wir nicht mehr in der Schweiz, sondern mitten in einem verwirrenden Urwald voller Tücke: Im Kongo oder wo man sich auch immer so eine Umgebung ausmalt. Der Vater hat eine dunkle Vergangenheit im Dritten Reich, und Widmer versteht es, den Leser erst einmal an der Nase herumzuführen, bevor ersichtlich ist, wer da siechend im Bett liegt.
  7. Cover des Buches Gabbro (ISBN: 9783864401008)
    Joja Schott

    Gabbro

     (3)
    Aktuelle Rezension von: Joja
    Kein Lesestoff für jedermann. Wer in jeder Zeile einen Punkt und ein blutrünstiges Ungeheuer a la Stephen King erwartet, sollte sich hier nicht hineinlesen wollen. Neben den Themen aus Umwelt und Gesellschaft versucht der Protagonist sich selbst zu finden, da er seinem Leben in der Wohlstandsgesellschaft Deutschlands den Rücken gekehrt hat.
  8. Cover des Buches Der postkoloniale Blick (ISBN: 9783518120248)
    Paul M. Lützeler

    Der postkoloniale Blick

     (1)
    Noch keine Rezension vorhanden
  9. Cover des Buches Biafra Story by Forsyth, Frederick (2007) (ISBN: B00DJFX8NE)

    Biafra Story by Forsyth, Frederick (2007)

     (1)
    Noch keine Rezension vorhanden
  10. Cover des Buches Postmoderne und postkoloniale deutschsprachige Literatur (ISBN: 9783895285271)
  11. Cover des Buches The Mimic Men. Herr und Sklave, englische Ausgabe (ISBN: 9780330487108)
  12. Cover des Buches Desirable Daughters (ISBN: 0786885157)
  13. Cover des Buches Interkulturelle Literaturwissenschaft (ISBN: 9783825228392)
  14. Cover des Buches Annie John (ISBN: 1439501394)
    Jamaica Kincaid

    Annie John

     (4)
    Aktuelle Rezension von: parden

    PUBERTÄT ALS DAS VERLORENE PARADIES...

    In ihrem erste Roman erzählt Jamaica Kincaid von einem Mädchenleben. Annie, die Heldin des Romans, ebenso liebebedürftig wie grausam, eine furchtlose Träumerin, die Lügen erfindet, um Wirklichkeit und Traumwelt in Einklang zu bringen, wächst auf einer kleinen Insel in der Karibik heran, bis sie mit siebzehn Jahren nach England geht. Überschattet und erleuchtet zugleich wird diese Zeit von einer über alles geliebten, königlich dominierenden Mutter. Ein Ablösungsprozess beginnt. Immer wieder umkreist Jamaica Kincaid das Verhältnis Mutter und Kind, diese Beziehung aus Nähe und Distanz, aus Vertrauen und Skepsis. Ein Roman wie eine Expedition zum Ursprung elementarer Gefühle. (Verlagsbeschreibung)

    Annie Johns Kindheit auf der Karibikinsel Antigua scheint rundum unbeschwert. Wissbegierig, fröhlich und ein wenig frech, wie sie ist, macht sie täglich neue und höchst erstaunliche Entdeckungen: dass auch Kinder sterben können zum Beispiel und wie sie aussehen, wenn sie im Sarg liegen, dass heiße Kräuterbäder gegen die bösen Geister helfen, die ehemalige Freundinnen von Annies Vater gegen die Familie aufgehetzt haben, dass man von einem Tag auf den anderen vom Mädchen zur "jungen Dame" werden kann – und das nicht nur Gutes mit sich bringt. Denn plötzlich wendet sich Annies geliebte Mutter brüsk von ihr ab. Eine Zeit der Geheimnisse, der Rebellion und der Ablösung beginnt. Bis Annie einen emotionalen Zusammenbruch erleidet, der alles verändert. 

    In acht lose miteinander verknüpften und chronologisch aufeinander aufbauenden Vignetten berichtet Jamaica Kincaid in ihrem ersten Roman (Ersterscheinung 1985) von dem Heranwachsen eines Kindes zur Jugendlichen, von der geliebten und stets gelobten Tochter hin zum rebellierenden und emotionsgeladenen Teenager, der um seine Ablösung v.a. von der Mutter vehement kämpft. Während viele Aspekte des Erlebens von Annie John ausreichend Allgemeingültigkeit haben, so dass pubertierende Jugendliche aus aller Welt sich darin wiederfinden könnten, bindet die Autorin das Geschehen zugleich eng in den kulturellen und traditionellen Kontext des Lebens auf dem postkolonialen Antigua ein, so dass man beim Lesen auch tiefe Einblicke in diese Details erhält.

    Ein intelligentes Mädchen ist Annie, was ihr nicht nur die Bewunderung ihrer Lehrer:innen und Mitschülerinnen einbringt, sondern auch die ihrer Eltern. Gleichzeitig nutzt Annie ihren Einfluss auf andere Mädchen jedoch auch für Streiche, Heimlichkeiten und Regelwidrigkeiten, die sie einige Male in Schwierigkeiten bringen. Als Kind schließt sie rasche, intensive Freundschaften, die sie jedoch ebenso schnell wieder fallen lässt, wenn die Lebensbedingungen sich ändern. Annie entwickelt zudem durchaus einen Hang dazu, andere meist auf subtile Art zu quälen und oftmals verächtlich von ihnen zu denken.

    Vor allem ihre Beziehung zu ihrer dominanten Mutter verändert sich im Verlauf auf eine radikale Weise. Fühlte sie sich als Kind einfach nur geliebt und umsorgt, vorbehaltlos angenommen und beschützt, wendet sich die Mutter plötzlich von ihr ab, als Annie ihre Kindheit abstreift. Nach einer anfänglichen  Zeit der Verletzung entwickelt Annie ihrer Mutter gegenüber einen regelrechten Hass, den sie im Umgang miteinander nicht immer unterdrücken kann. Im Wesentlichen macht sie ihre widerstreitenden Gefühle jedoch in erster Linie mit sich selbst aus, was sie viel Kraft kostet - bis sie die Nervenkrise monatelang krank macht. Doch nicht nur ihre Position ihrer Mutter gegenüber gerät ins Wanken, auch ihr Weltbild mit den widersprüchlichen kulturellen und traditionellen Werten: Schwarze Magie vs. Wissenschaft, jahrhundertealter Vodoo Praktiken vs. moderner Medizin. 

    Um ihre eigene Identität entwickeln zu können, verlässt Annie John schließlich mit 17 Jahren die Insel und reist per Schiff nach England, um dort die Ausbildung als Krankenschwester anzutreten. Sie wählt die radikale Ablösung von ihren Eltern, um ihren eigenen Weg gehen zu können.

    Annie John ist wahrlich keine sympathische Person. Auch wenn die Gedanken und Gefühle, die emotionale Aufgewühltheit, die verzweifelte Suche nach sich selbst sehr glaubhaft und authentisch präsentiert werden, blieb Annie für mich durch ihren Hang zu Grausamkeit und Überheblichkeit doch stets auf Distanz. Dennoch gibt es durchaus auch witzige Textstellen und interessante Einblicke in das Leben auf der kleinen karibischen Insel.

    Mir gefällt auch, dass das Buch einen kulturpolitischen Subtext entwickelt, der Annies wachsende Freiheit in den Kontext des kolonialen Erbes Antiguas stellt. Als Annie beispielsweise in ihrem Geschichtsbuch ein Bild von Kolumbus in Ketten sieht, verunstaltet sie es, indem sie darunter unflätig schreibt: „Der große Mann kann nicht mehr scheißen.“ Columbus steht hier wohl als Pate des europäischen Kolonialismus, und Annie wird in einer Schule unterrichtet, die nach englischem Vorbild geführt wird (der Geburtstag von Königin Victoria wird gefeiert). Ihre Verunstaltung kann also als Ausdruck der Ohnmacht dieser alten Strukturen angesehen werden — eine Assoziation, die sich hier aufdrängt.

    Kincaids Geschichte über das Erwachsenwerden ist sicherlich nicht der erste Roman, in dem es um eine Rivalität zwischen Mutter und Tochter geht, aber was sie von den meisten anderen unterscheidet, ist ihre ruhige Prosa und ihre unsentimentale Haltung. Annies aufwühlende Erlebnisse und Empfindungen werden durch das reife Erinnern aus Erwachsenensicht gemildert — durch eine Mischung aus Liebe, Bedauern, Melancholie und Nostalgie. 

    Pubertät als das verlorene Paradies - hier stimmt es wortwörtlich, denn Annie verlässt schließlich Antigua. Nicht vertrieben, sondern geflüchtet - aber unumkehrbar. Dieser erste Roman von Jamaica Kincaid, die seit Jahren als Kandidation für den Nobelpreis für Literatur gilt, macht mich jedenfalls neugierig auf ihre anderen Werke. Ich werde berichten...


    © Parden

  15. Cover des Buches The Tree Bride (ISBN: 0786888660)
  16. Cover des Buches Postkoloniale Theorien zur Einführung (ISBN: 9783885066651)
  17. Cover des Buches Der maghrebinische Roman (ISBN: 9783823361213)
  18. Cover des Buches Land der Feuer (ISBN: 9783763250288)
    Sylvia Iparraguirre

    Land der Feuer

     (4)
    Aktuelle Rezension von: Orisha

    "[…] dieser Mann, dem Europäer den Status eines Menschen kaum zugestehen würden, da ihm aus ihrer Sicht die wesentlichen Merkmale fehlten, die ihn als solchen ausweisen (denn er besaß weder ihre Religion noch ihre Lebensweise, noch ihr Kleidung […]." (Iparraguirre 2008:208)

    Dieser Mann, war ein junger Yámana, der nach England verschleppt wurde. Dort wurde ihm eine Ausbildung zuteil , die neben englischen Sprachkenntnissen auch die vermeintlich zivilisierte Lebensweise enthielt. Nach etwa zwei Jahren wird Jemmy zurückgeschickt - auf genau jener Reise, die auch Charles Darwin nach Argentinien führte. Immer wieder begegnet er dabei auch Jack Guevara, der uns diese Geschichte wiedergibt. Als eines Tages ein Massaker geschieht, dem Jemmy Button beigewohnt haben soll, kommt es zur Gerichtsverhandlung.

    Die Geschichte von Jemmy Button, einem Yámana, der auf Feuerland lebte, und nach England verschleppt wird, ist historisch belegt. Iparraguirre erzählt uns diese aus Sicht von Jack Guevara, dem Sohn eines Engländers und einer Argentinierin - ein Gaucho, wie  es sie vielfach in Argentinien gibt. Jack - der nicht wirklich Europäer ist und auch nicht wirklich indigen - jemand der zwischen den Enden der vermeintlichen Entwicklungslinie des Menschen steht, an dessen Spitze sich der Europäer wähnt. Iparraguirre verstrickt geschickt, die aufkeimenden Rassentheorien des 19. Jh., mit der Reise Charles Darwins auf der Beagle mit dem Schicksal von Jemmy Button, der der zivilisierten Lebensweise zugeführt werden soll.  

    Dabei lässt sie den Hauptprotagonisten Jack beiden Seiten der Geschichte reflektieren und zeigt uns die barbarische Seite der Europäer und die zivilisierte der Yámana. Gleichzeitig bedient sie das sarmientonische Bild der Barbarei vs. Zivilisation, dass in Argentinien nicht wegzudenken ist und dreht es um, indem sie die europäischen Handlungsmotive in Frage stellt.

    Kurzum: Dieser Roman kann argentinischer nicht sein: Darwin, Sarmientos Zivilisation vs. Barbarei, der Kampf um die Malvinas (wie die Argentinier die Falklandinseln nennen) und das indigene Leben Feuerlands. Dass ist spannend, braucht aber eben auch sehr viel Hintergrundwissen, um das Buch in all seiner Tiefe wertschätzen zu können. Daher lege ich jenen das Buch  ans Herz, die eine Faible für Argentinien und seine Geschichte haben.

  19. Zeige:
    • 8
    • 12
    • 24

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks