Bücher mit dem Tag "prekariat"

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28 Bücher

  1. Cover des Buches Generation Doof (ISBN: 9783838706177)
    Stefan Bonner

    Generation Doof

     (661)
    Aktuelle Rezension von: KiraNear

    Titel: Generation Doof

    Autor*in: Stefan Bonner, Anne Weiss

    Erschienen in Deutschland: 2008

    Originaltitel: -

    Erschienen in -: -

    Übersetzer*in: - 

     

    Weitere Informationen:

    Genre: Sachbuch

    Preis: € 8,95 [D] | € 9,20 [A]

    Seiten: 335

    Sprache: Deutsch

    ISBN: 978-3-404-60596-5

    Verlag: Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG

     

    Inhalt:

    Einzelfälle? Mitnichten. Eine ganze Generation scheint zu verblöden. Der Staatsanwalt von nebenan erzieht seine Kinder mit der Spielkonsole. Germanistikstudenten sind der deutschen Sprache nicht mehr mächtig. Eine Karriere als Popstar erscheint dem Bäckerlehrling verlockender als eine solide Ausbildung.

    Wie dumm ist diese Generation wirklich? Anne Weiss und Stefan Bonner müssen es wissen. Denn sie gehören dazu.

     

     

    Meinung (Achtung, möglicherweise Spoiler!):

    Bevor ich meine Meinung über das Buch sage, muss ich erstmal eine Sache loswerden: Das Buch erschien vor längerer Zeit, genauer gesagt 2008 (wie ihr ja oben bei den Daten bereits gesehen habt). Zu Teilen kann ich dem Buch zustimmen, zu anderen nicht und man merkt dem Buch das Alter auch an. Manche der Kritiken, die an die Jugendlichen gerichtet werden, die die ganze Zeit vorm TV hocken und dort unrealistischen Idealen nacheifern, lässt sich in die heutige Zeit übertragen. Natürich in angepasster, aktualisierter Form. Wenn man den TV durch Social Media wie Tiktok, Youtube, Snapchat ersetzt, dann könnte so mancher Satz heute noch kommen. Beziehungsweise ich hatte das Gefühl, dass so manche Kritik auch heute noch so geäußert werden könnte.

    Aber! Man sollte hier ins Detail reingehen und ich muss sagen, dass ich nicht komplett mit dem Buch oder der Meinung der Autoren mitgehe. Und das fängt schon bei der Definition von "Generation Doof" an. Denn welche Generation ist damit denn überhaupt gemeint? Wenn man sich mal ansieht, wann die beiden Autoren geboren sind (1974 und 1975), dann gehören die beiden zur Generation X (1965-79). Diese Generation bewegte sich altermäßig im Jahr 2008 zwischen 29 und 43 Jahren. Aus mir aber unbekannten Gründen aber entscheiden sie sich, den Definitonsbogen weiter zu spannen.

    "Es ist die Generation der heute Fünfzehn- bis Fünfundvierzigjährigen." Also allen Menschen, die 2008 zwischen 1990 und 1963 geboren sind. Allerdings passt das nicht mit den Generationsbezeichnungen zusammen, die wir heute haben. Denn in dem von den Autoren gewählten Zeitrahmen ist nicht nur eine Generation vorhanden, sondern genauer gesagt drei.

    Da haben wir die Babyboomer (1946 - 1964), Generation X (1965 - 1979) und Generation X aka Millennials (1980 -1994).

    Und das sind drei verschiedene Generationen, die hier quasi über einen Kamm geschert werden, obwohl sie eigentlich ganz klar keine klare, homogene Masse sind.

    Mal abgesehen davon, dass die beiden Autoren erstmal diese lange Zeitspanne aufgestellt haben, nur um sich dann die meiste Zeit "über die Jugend aufzuregen". Also das zu tun, was quasi schon seit den alten Griechen so eine Art Volkssport ist.

    Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr, wie lange das Buch auf meinem SuB liegt, woher ich es habe oder warum genau ich es mir geholt habe. Vermutlich hatte mich der Titel, wie auch die Beschreibung neugierig gemacht. Heute kann ich es nur noch vermuten. Entweder liegt es schon seit Jahren auf meinem SuB oder es war eines der vielen Bücher, die ich letztes Jahr geschenkt bekommen habe. Jedenfalls hatte ich mir das Buch dann doch anders vorgestellt.

    Denn trotz der vielen berechtigten Kritik, die in dem Buch steckt: Ich hatte beim Lesen oft kein gutes Gefühl.

    Denn oft genug, auch wenn die beiden sagen: Wir gehören zu "dieser Generation" dazu, schreiben die beiden ziemlich oft gefühlt von oben herab und zeigten Dinge auf. Zeigten "Hey, der hat was dummes gemacht" oder "Die hat was dummes gemacht", nur, um dann sagen zu können: Wir sind besser als die. Das machte die beiden nicht gerade symphatisch in meinen Augen.

    Oft genug gibt es auch Lösungsvorschläge und am Ende wird auch ein wenig zurückgerudert, aber das kommt angesichts der vielen Texte davor ein wenig schwach rüber.

    Bei manchen Texten war mir nicht ganz klar, was das Anliegen bzw die Absicht der Autoren dahinter war, und sie waren sich offenbar auch nicht immer sicher, was sie damit sagen wollten. Oder es ist ihnen schlicht nicht gelungen, das verständlicher rüberzubringen. Das kann ich nicht so genau beurteilen.

    Btw, ja, ich weiß, das war damals üblich so in den Medien, aber wenn man einfach ungefiltert die Worte "Killerspiele" und "Gewaltfilme" benutzt, ohne diese zu kritisieren (Das werden sie in dem Buch meiner Meinung nach nicht so wirklich bzw viel zu wenig), das ist dann auch nicht sehr hilfreich.

    Andere Punkte, die kritisiert werden, konnte ich gar nicht nachvollziehen, wie Kosename von Pärchen. Klar, so mancher Kosename ist vllt sehr peinlich oder man denkt sich: Muss das sein? Aber am Ende dachte ich mir: Hey, wenn es den beiden gefällt, lass sie doch machen. Sich deswegen überlegen zu fühlen, weil man seinem Partner keinen "peinlichen" Spitznamen gibt, ist meiner Meinung nach absolut nicht richtig. Oft genug saß ich wegen solchen Momenten da und dachte mir: Muss das sein? Fühlten sich die beiden deswegen jetzt wie bessere Menschen?

     

    Fazit:

    Wie gesagt, das Buch hat gute Punkte, aber auch schlechte. Und in meinen Augen wurde durch diese offen verwendete Überheblichkeit so einiges an Sympathiepunkten für mich verschenkt. Klar, das Buch ist heute im Jahr 2024 nicht mehr ganz so aktuell, was früher Dieter Bohlen war, sind heute diverse Leute auf Twitch und Tiktok. Wenn man ein bisschen mehr Energie und Text in die Ursachen reingesteckt hätte, wie auch in tieferen Lösungsvorschlägen, dann hätte mir das persönlich doch viel besser gefallen. Auch ein bisschen weniger "Fingerzeigen" und "Dududu", weniger "Überheblichkeit" und "Ach, wir sind doch eh alle verloren". Das alles hätte dem Buch sicherlich gut getan.

    Tja, was soll ich jetzt dazu sagen? Am Ende fand ich es eher so mittel und der Ton der beiden Autoren ging mir doch recht auf die Nerven. Ich hatte zwar gehofft, dass es sich bessern würde ... von mir bekommt das Buch insgesamt zwei Sterne. Zur damaligen Zeit war es sicherlich interessant, wenn man es gelesen hat. Aber heute muss das echt nicht mehr sein. 

  2. Cover des Buches Als wir träumten (ISBN: 9783104001180)
    Clemens Meyer

    Als wir träumten

     (122)
    Aktuelle Rezension von: Maus86

    Danie und seine Freunde verleben ihre Jugend im Leipzig der Nachwendejahre. Sie scheinen ziel- und perspektivlos und die Prioritäten liegen darin, gute Zeiten zu verleben und Stärke gegenüber anderen zu demonstrieren. Vieles im Verhalten der jungen Männer ist einfach typisch grenzüberschreitendes Verhalten Jugendlicher und es geht oft um das Austesten der eigenen Grenzen. Beim Protagonisten und dessen Freunden geht es jedoch immer noch einige Schritte darüber hinaus, so dass es Tote durch Autounfälle und Drogenmissbrauch gibt, Gefängnisaufenthalte und Krankenhausaufenthalte nach brutalen körperlichen Auseinandersetzungen. 

    Das Buch ist episodenhaft verfasst, ohne Chronologie und mit vielen Zeitsprüngen zwischen den Kapiteln, die sich vor und wieder zurück bewegen. Es entsteht trotzdem eine gutes Gesamtbild und die Plotlines fügen sich grob zusammen. Wir als LeserInnen nehmen dabei durchgehend die Perspektive von Danie ein. 

    Für mich war das Buch insgesamt sehr eintönig und ich konnte wenig Interesse für die Eskapaden der Jugendlichen entwickeln. Stark fand ich die Szenierie im Jugendarrest, in dem Danie einige Monate verbringen muss. Hier wird ein spannender Mirkrokosmos mit interessanten Strukturen gezeigt. Darüber hinaus fand ich die Plotline zu Mark sehr eindringlich beschrieben und empfand die Auseinandersetzung mit seiner Suchtproblematik literarisch und psychologisch stark. Leider kam das im Buch für meinen Geschmack zu kurz, hierüber hätte ich gerne mehr gelesen. 

    Insgesamt konnte mich der Autor mit dem Buch nicht recht überzeugen und ich habe es leider viel zu gerne zugeschlagen. 

  3. Cover des Buches Sonne und Beton (ISBN: 9783548066943)
    Felix Lobrecht

    Sonne und Beton

     (112)
    Aktuelle Rezension von: Beasonders

    Felix Lobrechts Debütroman stand lang auf meiner Liste, aber bis ich das Buch am Ende gelesen habe, ist schon einige Zeit vergangen. Nun habe ich mir diese Woche Zeit genommen und das Buch gelesen. Und ich muss sagen: Wow, was geht denn da in Gropiusstadt?

    Dieses Buch ist zwar schnell gelesen, da es nur etwas über 200 Seiten hat, aber auf diesen Seiten werden so viele schwere Themen behandelt, dass sich bei jedem Umblättern ein neuer Abgrund auftut. Drogen, Alkohol, häusliche Gewalt sind nur einige Themen, die hier besprochen werden. Schnelle Dialoge und auch eine schnelle Geschichte prägen dieses Buch.

    Aber daneben geht es auch um Freundschaft. Auch wenn dies keine Freundschaften wäre, die ich gern pflegen würde, ist es das, was dieses Buch ausmacht. Lukas und seine Freunde, wie sie durch den Tag gehen und dort auch irgendwie „überleben“.

    Mein einziger Kritikpunkt ist der, dass das Ende recht abrupt kam. Plötzlich, mitten im Geschehen, mitten in einem weiteren Höhepunkt, endet das Buch. Das hat mich irritiert. Dennoch ein lesenswertes Buch. 

  4. Cover des Buches Der goldene Handschuh (ISBN: 9783499271274)
    Heinz Strunk

    Der goldene Handschuh

     (296)
    Aktuelle Rezension von: Andreas_Trautwein

    neben der derben Sprache, mit der ich ja gerechnet hatte, kam leider keine wirklich interessante Stimmung auf. Es liest sich gut, aber die Geschichte dümpelt vor sich hin. Es passiert zu wenig. Keine Spannung. Ein Wunder, dass ich es zu Ende gelesen habe. Die Hoffnung, etwas zu verpassen, war größer, wurde aber nicht erfüllt. Daher leider enttäuschend.

  5. Cover des Buches Scherbenpark (ISBN: 9783944668055)
    Alina Bronsky

    Scherbenpark

     (298)
    Aktuelle Rezension von: Joroka

    Diese gesichtslosen Hochhaussiedlungen gibt es fast in jeder größeren deutschen Stadt. Meist wohnt dort nicht gerade die Mittelschicht. Sascha, ein 17jähriges Mädchen ist nicht auf den Mund gefallen. Das ist auch notwendig, um sich in entsprechender Nachbarschaft zu behaupten. Sie wohnt mit ihren jüngeren Geschwistern bei ihrer Tante. Ihre Mutter wurde vom Stiefvater in ihrem Beisein ermordet. Sie hat einen abgrundtiefen Hass gegen diesen Mann, der nun im Gefängnis sitzt, den sie aber am liebsten tot sehen würde. Generell hat sie ein umfassendes Misstrauen dem männlichen Geschlecht gegenüber entwickelt.

    Als in der lokalen Zeitung ein wohlwollender Artikel über ihren Stiefvater auftaucht, läuft sie Sturm. Der verantwortliche Zeitungsredakteur Volker hat ein sichtlich schlechtes Gewissen und bietet ihr Hilfe an, die sie schon bald in Anspruch nimmt. Sie schlüpft bei ihm und seinem jugendlichen Sohn Felix unter, der Zuneigung zu ihr entwickelt. So lernt sie eine andere Lebenswelt kennen und auch dort nicht alles Gold ist, was glänzt ..

    Ein Film über Resilienz, was pädagogisch etwa soviel heißt wie, dass man auch in ungünstigem Umfeld seinen Weg finden kann und sich trotzdem gut zu entwickeln vermag. Die Figur der Sascha im Zentrum zeigt zwei ganz unterschiedliche Seiten: einerseits das hassdurchflutete Mädchen mit Aggressionspotential, andererseits die sehr belesene feinfühlige Seele, die gerne ein Buch schreiben möchte.

    Vor einem Viertel Jahr habe ich mir zunächst den Film angesehen. Nun fiel mir das Buch in die Hände. Die Umsetzung im Film ist sehr gut gelungen, kann ich nun deutlicher behaupten. Immer wieder hatte ich auch Bilder aus dem Film vor Augen beim Lesen. Natürlich ist der Roman ausführlicher und detaillierter. Die Figuren erhalten noch mehr Tiefe. Vor allem Sascha wächst einem als rebellisch-kämpferisches und dennoch sympathisches russisch-stämmiges Mädchen ans Herz. Das Buch habe ich innerhalb von drei Tagen gelesen. Habe mich immer wieder gefragt, wo denn dieses Ghetto-Siedlung in der Nähe zu Frankfurt lokalisiert sei. Tippe auf Offenbach, es könnte aber auch Darmstadt sein (Kranichstein, Eberstadt-Süd).

    Fazit: Ein sehr überraschendes Erstlingswerk. Der Sprachfluss ist unglaublich eingängig und die Geschichte nachvollziehbar und fast miterlebbar.

  6. Cover des Buches So soll er sterben (ISBN: 9783442464401)
    Ian Rankin

    So soll er sterben

     (90)
    Aktuelle Rezension von: Jossele

    Der 15. Band der Edinburgher Krimireihe von Ian Rankin ist im Original 2004 unter dem Titel „Fleshmarket Close“ erschienen. John Rebus und Siobhan Clarke sind aufgrund der Auflösung des CID-Büros St. Leonard’s an den Gayfield Square versetzt worden, wo sie noch nicht so richtig eingebunden sind und deshalb freischaffend arbeiten. Rebus ermittelt mit den Kollegen vom Torphichen Place zum Tod eines Asylbewerbers, Siobhan sucht nach einer vermissten jungen Frau und nebenbei werden im Lagerraum eines Pubs in der Altstadt zwei Skelette gefunden. Rankin wäre jedoch nicht Rankin, wenn die Fälle nicht irgendwie zusammenhängen würden.

    Das gesellschaftliche Grundthema des Romans ist die Flüchtlings- und Asylproblematik und die damit einhergehende, rassistische Ausländerfeindlichkeit. Die ausländerfeindlichen Sprüche und Vorurteile unterscheiden sich in nichts von denen, wie sie in Deutschland zu hören waren und sind. „Die Hälfte von denen ist noch nicht mal bereit, unsere Sprache zu lernen. Kassieren bloß Geld vom Staat und das war’s.“ (Goldmann Manhattan gebunden, 1. Aufl. 2005, S. 78) „Schottland den Schotten“ (ebd., S.79). Und auch die Selbstwahrnehmung ähnelt der in Deutschland: „„Ich war der Meinung“, sagt er, „dass Großbritannien mehr Flüchtlinge aufnimmt als irgendein anderes Land““ (ebd., S. 341)

    Die Empathie des Autors für die miserable Situation der Asylbewerber ist dem Buch anzumerken und doch beleuchtet er die Problematik nicht nur aus dieser Sicht, sondern versucht, möglichst viele Aspekte anzusprechen und auch das Dilemma der Polizei, dass bei aller Empathie eine illegale Einreise eine illegale Einreise ist, wird nicht ausgespart.

    Ein Roman in gewohnter Rankin Qualität, wobei ich mir gewünscht hätte, dass Rankin am Ende noch ein paar Seiten spendiert hätte, um den ein oder anderen Faden, das ein oder andere Schicksal detaillierter zu Ende zu erzählen. Da kann man sich zwar einiges vorstellen, hängt dabei aber ein wenig in der Luft. Vier Sterne.

  7. Cover des Buches Weiskerns Nachlass (ISBN: 9783518463925)
    Christoph Hein

    Weiskerns Nachlass

     (14)
    Aktuelle Rezension von: UteSeiberth
    In Rüdiger Stolzenburg beschreibt Christoph Hein einen älteren Universitätsdozenten der nur eine halbe Stelle hat,von der er mehr schlecht als recht leben kann. Außerdem arbeitet er über Friedrich Wilhelm Weiskern, einen Zeitgenossen von Mozart,den fast niemand kennt und möchte über ihn ein Buch herausbringen. Ihm sitzt auch eine Steuernachzahlung im Nacken,von der er nicht weiß wie er sie bezahlen soll. Hein zeigt in diesem Buch das Leben eines chancenlosen Akademikers und seine Schwierigkeiten zu leben in unserer Bundesrepublik und hat dabei die Gesellschaft recht gut beobachtet.
  8. Cover des Buches Streulicht (ISBN: 9783518431290)
    Deniz Ohde

    Streulicht

     (72)
    Aktuelle Rezension von: Johann_Baier

    Die Autorin beschreibt ihren Weg vom deutsch-türkischen Arbeiterkind in Frankfurt zur Germanistik-Studentin in Leipzig. Da sie nach der neunten Klasse vom Gymnasium geschmissen wurde, war ihr Weg etwas länger und schwieriger als der vieler Studenten aus der Mittelschicht.

    Das Leben des deutschen Vaters bestand aus Arbeit, Fernsehen, Alkohol und Streitigkeiten mit der türkischen Mutter. „Wenigstens schlägt er nur auf Gegenstände ein, nicht auf mich“, war das Positivste, was die Mutter über den Vater sagte. Sie zog für ein paar Jahre in eine eigene Wohnung und kam nur noch zum Putzen. Freunde oder Verwandte scheint es in dem Leben der Eltern nicht gegeben zu haben. Deniz‘ Armut war mehr sozialer als materieller Art: Gespräche, Bücher, Hilfe bei den Hausaufgaben, Freizeitbeschäftigungen, soziale Kontakte, Urlaube, die ein Mittelschichtskind wie ihre beste Freundin Sophia hat, gab es in ihrer Herkunftsfamilie nicht.

    An dem ersten Gymnasium spürt sie eine Ablehnung durch die Lehrer, sie zweifelt an sich selbst und ihre schulischen Leistungen werden immer schlechter. An der Abendrealschule und dem Oberstufengymnasium wird sie von den Lehrern anerkannt und geschätzt – sie gehört zu den besten Schülern ihrer Klassen.

    Der Roman ist durchgängig in einem eigenwilligen Schreibstil geschrieben: Beobachtungen werden extrem ausführlich und präzise beschrieben, Gedanken und Gefühle aber kaum, Gespräche nur selten. Die Beobachtungen sind immer trist, das Wetter ist grau, alles ist heruntergekommen und schmutzig, viele Menschen sind unfreundlich, sogar verletzend, nur wenige sind neutral dargestellt. Es herrscht ständig eine düstere, bedrückende, freudlose Stimmung.

    Da keine Gedanken beschrieben werden, weiß man nicht, warum sie etwas tut. Der Entscheidung, Germanistik in Leipzig zu studieren, müssen doch Gedanken vorausgegangen sein. Man lernt die tristen Häuser in Leipzig kennen, aber nicht den Grund, warum sie da ist. Dadurch entsteht eine komische Mischung aus Vertrautheit und Rätselhaftigkeit.

    Die Ausführlichkeit der Beschreibungen ist meines Erachtens für das Verständnis der Geschichte nicht in dem Maße notwendig. Es wirkt wie eine Marotte, völlig emotionslos alle unschönen Gegenstände im Blickfeld aufzuzählen. Oder wie eine Übung zur Erweiterung des deutschen Wortschatzes. Der Roman – und dadurch auch die Ich-Erzählerin – wirken kalt. Selbst über ihre Durchschnittsnote 2,0 freut sie sich nicht.

    Das Buch ist interessant für alle Mittelschichtstudenten, die verstehen wollen, wie viel schwerer es Unterschichtsstudenten haben. Und für alle Unterschichtsstudenten, die ihre Erfahrungen abgleichen wollen. Und für alle Haupt- und Realschulabsolventen, die überlegen, weiter zu lernen. Und für alle Lehrer, die sehen wollen, wie sich die (Nicht-) Wertschätzung eines Schülers auf seine Leistung auswirken kann.

  9. Cover des Buches Der amerikanische Investor (ISBN: 9783833308574)
    Jan Peter Bremer

    Der amerikanische Investor

     (13)
    Aktuelle Rezension von: Duffy
    Ein Schriftsteller bekommt einen ersten Satz nicht hin. Seine Frau und seine Kinder scheinen sich immer weiter von ihm zu entfernen. Ein amerikanischer Investor will offensichtlich das Haus, in dem er wohnt, entmieten. Das ist das Szenario, über das Bremer seinen Protagonisten nachdenken lässt. Was sich am Anfang noch gut anlässt, wird im weiteren Verlauf eine zähe Sache, zumal sich der Autor auch ziemlich langer Sätze bedient. Es passiert sehr wenig und das Wenige ist nicht genung, um beim Buch zu bleiben. Nach einem Drittel habe ich aufgegeben, die ganze Sache kommt nicht vom Fleck und wird ermüdend. Natürlich besteht immer die Gefahr, wenn man ungeduldig ist, dass man etwas versäumt. Die Gefahr, dass man Zeit verschwendet, ist genauso groß.
    Wer endlose Gedanken um ein Thema mag, ja bitte, gut schreiben kann Bremer, aber hier reichte es nicht aus, um durchzuhalten.
  10. Cover des Buches Seichtgebiete (ISBN: 9783442156412)
    Michael Jürgs

    Seichtgebiete

     (19)
    Aktuelle Rezension von: Holden
    Michael Jürgs betreibt Doofenbashing. Die Behauptung "So schlimm wie jetzt wars noch nie." ist ja nie besonders sympathisch, aber angesichts neuer Tiefpunkte wie Scripted reality ist der totale Tiefstand offenbar noch nicht erreicht. Aber die Behauptung, daß Sarrazin im Ergebnis recht habe, kannst du dir sonstwohin stecken, Alter!
  11. Cover des Buches Wie später ihre Kinder (ISBN: 9783446264120)
    Nicolas Mathieu

    Wie später ihre Kinder

     (31)
    Aktuelle Rezension von: Nicolai_Levin

    Die 1990-er. Ein Kaff irgendwo in Lothringen. Seit das Stahlwerk zugemacht hat, gibt es gutbezahlte Arbeit nur für Leute, die hinüber nach Luxemburg pendeln. Sonst bleiben schlechtbezahlte Jobs über die Zeitarbeitsfirma. Viel zu tun gibt es auch sonst nicht außer saufen, kiffen, Motorrad fahren und ficken.

    In Momentaufnahmen im Abstand von je zwei Jahren, jeweils in der Hitze des Hochsommers um den Nationalfeiertag am 14. Juli herum, beobachten wir eine Gruppe Jugendlicher und ihr Umfeld. Anthony hat ein hängendes Lid und ist nicht der Hellste. Er lebt im Hier und Jetzt und will ein bisschen Spaß im Leben; er steht auf Steph, die aus etwas besseren Kreisen kommt. Ihr Vater ist Kulturamtsleiter, und sie erkennt, dass sie weg muss aus der Enge der Provinz. Hacine hingegen will es vor Ort schaffen, anerkannt und reich zu werden. Er will nicht wie sein Vater enden, der nach Jahren der Maloche mit seiner knappen Rente in einer Sozialwohnung wohnt und immer ein Fremder bleiben wird. Als Hacine zur Besserung in die alte Heimat nach Marokko geschickt wird, baut er sich erstmal die Verbindungen auf, um in großem Stil Shit nach Frankreich zu verticken.

    Mit feinem Blick und unsentimentaler Haltung schildert Nicolas Mathieu die Tristesse der Provinz, die Träume und Sehnsüchte der jungen Leute, die Knüppel, die jedem immer wieder zwischen die Beine fliegen. Es ist lebendig und mitreißend, so dass es bei allem Scheitern dennoch nicht deprimierend wirkt. Mathieu hat für dieses Buch 2018 den Prix Goncourt gewonnen, und den hat er sich für meine Begriffe verdient.

  12. Cover des Buches Neulich in Neukölln (ISBN: 9783548268187)
    Uli Hannemann

    Neulich in Neukölln

     (28)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    "Und so ist das vorliegende Buch auch eine Art Liebeserklärung an Neukölln geworden, an seinen spröden Charme und den seiner Bewohner. Freilich fällt die Liebeserklärung selbst ein wenig spröde aus; es ist eher ein von Herzen kommendes „Geht das nicht in deinen dämlichen Schädel: Ich lieb dich doch, du blöde Kuh!" Uli Hannemann schreibt über seine Wahlheimat Berlin-Neukölln – mit einer gehörigen Portion Ironie, der einen oder anderen Hyperbel, einem Schuss Wahnsinn und immer auch – Liebe. So sehr er sich auch bemüht, das Schlechteste an Berlins wohl berühmtesten Bezirk – Rütli-Schule, gescheiterte Integration und Hundekacke, um nur drei Dinge zu nennen – herauszukehren, klingt dennoch ein ums andere Mal durch: Ja, dieser Bezirk hat seine Tücken und ist laut und dreckig und trotzdem möchte ich nirgendwo anders wohnen. Nicht jeder Witz zündet, manche Dialoge oder Situationen sind zu bekloppt und skurril und gehen damit haarscharf an der Wahrheit vorbei. Jedoch versteht Hannemann es vorzüglich, dem Leser mehr als ein Schmunzeln abzuringen und ihn zu heftigem innerlichen Kopfnicken zu bewegen. "Gut, getrunken habe ich heute Abend auch was, ausnahmsweise, um die Erkenntnis aufzufrischen, warum man das nicht tut.“ Wer Berliner und/oder Neuköllner ist, wird an diesem Buch höchstwahrscheinlich seine Freude haben. Große Literatur ist es selbstverständlich nicht, aber den Anspruch hat man wohl angesichts des Titels nicht. Uli Hannemann taugt als Kolumnist jedenfalls mehr als manch anderer. „Im Streckenverlauf der U8 (auch Orient-Express genannt) findet ein sukzessiver Austausch der Verrückten statt. In Neukölln steigen zunächst weniger, dafür aber Schwerstverrückte ein – Qualität vor Quantität. Im gemäßigteren Kreuzberg steigen diese wieder aus oder mischen sich mit der Masse zusteigender Mittelverrückter. Vor dem Erreichen von Berlin-Mitte jedoch verlassen dann alle, wie auf ein geheimes Kommando hin, den Zug, denn vor diesem jungdynamischen Ortsteil haben die Verrückten offenbar ungeheure Angst. Sie werden ersetzt durch Leichtverrückte, die ihrerseits auf Weddinger Gebiet fluchtartig einer frischen Kolonne Schwerverrückter weichen. Ich fahre meistens mit dem Rad.“
  13. Cover des Buches Bryant Park (ISBN: 9783596196302)
    Ulrich Peltzer

    Bryant Park

     (5)
    Aktuelle Rezension von: CorinaPf
    Inhalt:

    In diesem Buch geht es um Ulrich Peltzer, der in New York lebt und ein Buch über New York schreibt. Es werden mehrere Geschichten in eine versponnen und dadurch ist dies Buch entstanden. Es bricht gleichzeitig der 11 September auf den Autor herein.

    Schreibstil:

    Ich kam mit dem Schreibstil überhaupt nicht zu recht. Ich kam mit der ganzen Geschichte nicht zu recht. Ich weiß nicht um was es in dem Buch gegangen ist. Ich habe rein gar nichts gemerkt. Ich weiß aich nicht was mir das Buch mitgeben wollte.
    Es sind verschiedene Geschichten in eine verwoben und ich wusste nie von welcher Geschichte ich gerade lese.

    Protagonist:

    Da die Geschichte sehr verwirrend geschrieben wurde weiß ich nicht mehr um wem es wirklich in den Geschichten ging. Ulirch Peltzer fand ich im ganten Buch eher kühl und ich konnte keine Verbindung zu ihm aufbauen. Erst als das Ereignis vom 11 September eintrat wurde er mir etwas sympatischer.

    Cover:

    Das Cover ist sehr unscheinbar und ich hätte mir das buch nicht zum voll Preis gekauft. Ich habe mir das Buch nur gekauft da mich der Klappentext angesprochen hat. JEdoch war das Bicj dann doch ein reinfall.

    Fazit:

    Ich kam überhaupt nicht in die Geschichte hinein und weiß auch nicht mehr was ich gelesen haben. Ich kann dem Buch also nur 1 Sternen geben
  14. Cover des Buches Jesus' Sohn (ISBN: 9783644000162)
    Denis Johnson

    Jesus' Sohn

     (19)
    Aktuelle Rezension von: Duffy
    1992 erschien diese Storysammlung in den USA und begründete die Sonderstellung von Johnson. Und tatsächlich ist der Ton von Johnson wirklich etwas Neues gewesen. NIemand konnte die absurdesten aber treffendsten Vergleiche ziehen, oder Landschaften, Gebäude und Menschen so beschreiben wir er. Dabei sind seine Geschichten alles andere als harmonsiche Bedtime-Storys. Anders als Bukowski, der einen Reigen mit den Loosern tanzte, nahm sich Johnson all jener an, deren Charakterzüge immer auch etwas neben der Norm lagen, um sie der Normalität als nicht aus der Art geschlagen zu präsentieren. Dass es dabei alle Bereiche menschlicher Emotionen, von Liebe und Zärtlichkeit bis zum absoluten Horror streifte, schien nur eine Logik seiner Heransgehensweise zu sein. Der Eindruck, dass Johnson die Menschen nicht besonders mag, trügt, denn er nimmt sich nie aus der Schusslinie, sucht die Versäumnisse bei sich und gibt uns einen Eindruck, wie es wäre, würde man nicht versuchen, alle Schuld anderen in die Schuhe zu schieben.
    Es ist gut, dass Johnson nun auch bei uns bekannter wurde. Weniger gut ist, dass der 2017 verstorbene Autor nichts mehr davon hat.
    Beeindruckend.
  15. Cover des Buches Wenn ich wiederkomme (ISBN: 9783257246995)
    Marco Balzano

    Wenn ich wiederkomme

     (194)
    Aktuelle Rezension von: mariameerhaba

    Balzano wird als einer der erfolgsreichsten Autoren Italiens beschrieben, aber das bleibt mir so schleierhaft. Ich fand das Buch schrecklich langweilig und es ist so sehr Alltag, dass mein eigenes Leben wie ein Actionfilm dagegenwirkt.

    Mir ist die Thematik egal. Das war mir von Anfang an. Was ich lesen wollte, war Leidenschaft, war Feuer, war die Seele eines Autors, und dieses Buch schafft es nicht. Es ist von Anfang an grauenhaft und mit Figuren gefüllt, die mich angewidert haben.

    Der Autor verwendet einen Kinderstil, die für die Einführung zuständig ist, und ich fand ihn schrecklich. Ich habe nicht einmal viel gelesen, ungefähr 60 Seiten, und da habe ich gemerkt, wie wenig mir die Figuren bedeuten, wie wenig mich der Stil ansprach, wie langweilig ich das Buch fand. Mir war schließlich das Thema völlig egal, weil die Figuren so oberflächlich und eindimensional beschrieben werden. Mehr wollte ich mir nicht antun.

  16. Cover des Buches Das Teemännchen (ISBN: 9783499274367)
    Heinz Strunk

    Das Teemännchen

     (31)
    Aktuelle Rezension von: Johann_Baier

    Heinz Strunks Geschichten sind das Widerlichste, was ich seit langem gelesen habe. Es ist nicht nur die Häufung von ekligen, abstoßenden Details (Pisse, Scheiße, Kotze, Sperma, Speichelfäden, Rülpser, Gestank, Dreck, körperliche Behinderungen, körperlicher Verfall), die ich von seinen Figuren erfahre. Alle seine Figuren sind Loser der Gesellschaft, aber er hat keinen anteilnehmenden oder gar sozialkritischen Blick auf die Figuren, sondern er verachtet sie, er verspottet sie, er ergötzt sich an ihrer Hässlichkeit, Dummheit, Einfältigkeit, Unfähigkeit, Ekligkeit, er beleidigt sie. Die Loser der Gesellschaft sind an ihrem Schicksal selber schuld, weil sie einfach Abschaum sind und immer bleiben werden.

    Heinz Strunks Phantasie erinnert mich an die eines 13-jährigen Jungen, es geht nur ums Saufen, Fressen, Ficken. Andere Gedanken und Wünsche haben die Figuren nicht. Es ist der Humor eines 13-jährigen, der sich daran erfreut, die Erwachsenen zu provozieren mit Worten, die man eigentlich nicht sagen darf. Das erhebt ihn auch über die Weicheier und Loser, die sich das nicht trauen. Tabus brechen aus Prinzip, als pubertäre Mutprobe. Sein Humor besteht nur aus Schadenfreude an dem Versagen, an der Dummheit, an der Wertlosigkeit anderer. 

    Seine Obsession mit ekligen Details hat fast etwas Zwanghaftes, Krankes. Er sollte mal ein psychiatrisches Gutachten anfertigen lassen. Die Leser, die Strunk toll finden, auch.

    Die Figuren der Geschichten wandeln sich nicht. Viele Geschichten haben gar keine Handlung, sondern es bleibt bei der Beschreibung der Hauptfiguren.

    Warum soll man so etwas lesen? Ich verstehe es nicht.

  17. Cover des Buches Deutschland dritter Klasse (ISBN: 9783453601598)
    Julia Friedrichs

    Deutschland dritter Klasse

     (8)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    Das Nichtgeschriebene und die Assoziationen zu bekannten Personen haben mir zu schaffen gemacht. Ich bin mir aus meiner priviligierten Sicht bewusst, daß es viele der in dem Buch geschilderten Schicksale tatsächlich gibt und wie stark vererbbar diese sind. Kann es aber einfach nicht ertragen, wie vor allem Kindern Hoffnungen genommen werden, weil wir Leistung vor Werte und Solidarität stellen. Habe es dann abgebrochen. Was ich gelesen habe, reicht mir aber, um Manches anders zu sehen.
  18. Cover des Buches Werewolves in Their Youth (ISBN: 9781857029857)
    Michael Chabon

    Werewolves in Their Youth

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Heldentenor
    Chabon ist ein in Deutschland wahrscheinlich eher unbekannter Romanschriftsteller. Ich halte ihn aktuell für einen der besten Geschichtenerzähler. Sehr gern auch mit Anklängen ins Fantastische.

    In diesem Buch nun ein paar Kurzgeschichten von ihm. Sehr verschiedene Konstellationen. Zwei Schüler, Außenseiter, die sich vor den Problemen ihrer Erziehungsberechtigten in eine Fantasiewelt flüchten. Ein Ehepaar, das die gescheiterte Ehe mit der Suche nach einer Immobilie überdeckt und auf einen Makler trifft, der eine eigene Beziehung zu dem besichtigten Haus hat. Eine Frau, die nach Jahren des vergeblichen Kinderwunsches von einem Vergewaltiger schwanger wird. Ein Footballer vor dem Ende seiner Karriere Usw. Die meisten Protagonisten sind psychisch angeschlagen, hadern mit ihrem Leben und sehen sich in einer Sackgasse.

    Das erscheint alles bedrückend und ist manchmal nicht einfach zu lesen. Der Autor steuert mit einem Quentchen Hoffnung gegen. Mit ein wenig Zuneigung gegenüber den Protagonisten. In den Geschichten zeigt sich Chabon als genauer, nicht verurteilender Beobachter. Geistreich und mitfühlend. Eine ernsthafte Lektüre mit ein paar durchaus humorvollen Szenen. Eine Empfehlung wert.. 

    Nur die letzte Geschichte fällt völlig aus dem Rahmen. Chabon schlüpft in die Rolle des August van Zorn, eine Figur aus seinem tragikomischen Roman Die Wonder Boys. Van Zorn schreibt Groschenromane, Gruselgeschichten. Für Leser, die den Roman kennen, amüsant. Für die anderen etwas merkwürdig. 
  19. Cover des Buches Dunkle Tage (ISBN: 9783866800724)
    Gunnar Kunz

    Dunkle Tage

     (12)
    Aktuelle Rezension von: Igelmanu66

    »Halb Berlin dürfte ein Motiv gehabt haben, Max Unger umzubringen, und ich wage zu behaupten, dass sein Tod mehr Sektkorken knallen als Tränen fließen lässt.«

     

    Berlin, 1920. Es ist ein sehr blutiger Tatort, an den Kriminalkommissar Gregor Lilienthal gerufen wird. Der Unternehmer Max Unger hat sich zu Lebzeiten reichlich Feinde gemacht, ein Motiv für den brutalen Mord hätten nicht wenige Menschen. Gregor bittet seinen Bruder Hendrik, Professor für Philosophie, ihn mit seinem wachen Verstand bei einigen kniffligen Ermittlungsansätzen zu unterstützen. Und noch jemand stürzt sich auf eigene Faust in die Suche nach dem Täter: Diana Escher, Physikstudentin und Nichte des Ermordeten.

     

    Einen klassischen Krimi vor hochinteressanter historischer Kulisse hat der Autor hier geschaffen. Ihm gelingt es mit intensiven Schilderungen die Atmosphäre der Nachkriegszeit darzustellen, viele Menschen leiden Not und sorgen sich um ihre Zukunft. Rechte Tendenzen, der Kapp-Putsch, die Morde an Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg – die Stimmung ist politisch aufgeheizt. Hat der Mord womöglich ebenfalls einen politischen Hintergrund?

     

    Der Krimi liest sich flott, ist spannend und die Auflösung wirkt schlüssig. Bei den Ermittlern liegt der Fokus auf Hendrik und Diana, beide Charaktere sind gut ausgearbeitet, wogegen Gregor etwas blass bleibt. In der Summe fühlte ich mich gut unterhalten.

     

    Fazit: Klassischer Krimi vor hochinteressanter historischer Kulisse. Ich fühlte mich gut unterhalten.

  20. Cover des Buches Weiße Nacht (ISBN: 9783937737270)
    David Wagner

    Weiße Nacht

     (5)
    Aktuelle Rezension von: aurelianagemeina
    Schöner Text, schöne Illustrationen. Ein Streifzug durch eine Nacht, durch Berlin. Poetisch. Einfach toll.
  21. Cover des Buches Quecksilbertage (ISBN: 9783902498960)
  22. Cover des Buches Ein Mann seiner Klasse (ISBN: 9783548064673)
    Christian Baron

    Ein Mann seiner Klasse

     (29)
    Aktuelle Rezension von: Hyperikum

    Kaiserslautern in den 90ern. Christian wächst mit seinem Bruder in einem Mietshaus auf. Sein Vater arbeitet mehr oder weniger als Möbelpacker, seine Mutter ist Hausfrau. Wenn sein Vater abends unter 10 Flaschen Bier nach Hause kommt ist seine Laune absehbar und die Hoffnung gegeben, dass er sich einfach nur vor den Fernseher setzt. Sollte die Stimmung kippen, wird er ihre Mutter im Schlafzimmer verprügeln, ihren Kopf immer wieder vor die Wand stoßen und sie wird schreien. Der Elvis von oben setzt dann seine Kopfhörer auf bevor er an ihrer Türe vorbeiläuft und die selbsternannte Hausmeisterin, die alles weiß, interessiert es nicht. Christian und sein Bruder liegen dann in ihren Etagenbetten, schwitzen und weinen in ihre Kissen und hoffen, dass es diesmal schnell vorbei geht. 


    Er warf ihr seinen bösen Blick zu. “Wir lesen sie halt”, sagte er. (Bildzeitung) “Auf Arbeit. Nur weil du dich für was besseres hälst, musste nicht so tun, als wär ich ein Klappspaten. Oder meint ihr, ein Klappspaten könnt seine Familie ernähren?” Er kübelte sein Bier in einem Zug, rülpste seine Alkoholfahne in die stickige Rau,luft und zog den Rotz hoch, so laut und so lange, dass jeder, der es zwischenzeitlich hätte vergessen können, sofort wieder wusste, wer hier der Boss war. S. 107


    Heute ist ihre Mutter im Krankenhaus und sorgt damit für Verwirrung bei den Kindern. Es ist der Tag an dem ihrem Vater ein Super Mario Spiel in die Hände gefallen ist, jetzt zocken sie die ganze Nacht durch und brauchen nicht in die Schule. 

    Christians Mutter, hat zu ihrer Schulzeit Gedichte geschrieben, bis einer der Lehrer sie der Lächerlichkeit bloß gestellt hat, danach schrieb sie nur noch für Opa Willy, für ihn war sie alles. Mit sechzehn wurde sie schwanger und war einfach nur froh ihrem demütigenden Lehrer den Rücken zu kehren. Doch dann verlor sie das Kind nach einem Kaiserschnitt. Der Vater ihrer Tochter zog sich zurück und der Rotschopf fing an ihr den Hof zu machen, Christians Vater. Als er sie rum bekam war sie schon nicht mehr die Strahlefrau, die jeder bewundert hatte. 

    Fazit: Christian Baron erzählt seine schreckliche Geschichte absolut authentisch. Ich glaube ihm jedes Wort. Mit seinem großen Schreibtalent schildert er seine Eltern so, dass ich glaube, sie vor mir zu haben und dabei zu sein. Auch die wenigen Momente, die sein Vater durchscheinen ließ, nicht nur ein aggressives Ekel zu sein, lässt Baron nicht aus. Obwohl die Geschichte brutal ist, mag ich sie sehr. Sie plädiert für ein mehr an Miteinander, mehr Zivilcourage.

  23. Cover des Buches Das Mädchen (ISBN: 9783596194551)
    Angelika Klüssendorf

    Das Mädchen

     (96)
    Aktuelle Rezension von: rose7474

    Dieses Buch über das Mädchen, dass eine schreckliche Kindheit in den 70igern in der DDR erlebt nahm mich sehr mit und musste viel darüber nachdenken. Schon ab der ersten Seite konnte mich dieser Roman berühren und fesseln. Der Schreibstil der Autorin gefiel mir sehr gut mit ihrer klaren Sprache ohne wörtliche Anrede. Dieses Buch wird mir sehr lange in Erinnerung bleiben und werde die beiden anderen Teile des Mädchens auf jeden Fall lesen und noch mehr von Angelika Klüssendorf. 

    Daher eine absolute Leseempfehlung von mir und wohlverdiente 5 Sterne. 

  24. Cover des Buches Teil der Lösung (ISBN: 9783596037131)
    Ulrich Peltzer

    Teil der Lösung

     (31)
    Aktuelle Rezension von: paroles
    Start: Eine kleine Gruppe von maskierten Clowns will im Sony-Center Bewusstsein schaffen für die Allgegenwart der Überwachungskameras, von denen sie im selben Moment erfasst wird. Noch bevor eine von ihnen, die Studentin Nele, der anderen Hauptfigur, dem Journalisten ohne Anstellung und Wohnung Christian, begegnet, montiert Peltzer in schnellem Wechsel Handlungslinien, deren Zusammenhang erst später deutlich wird. In Dialogen und durch intelligente Schilderung werden Personen, soziale Szenen und Orte plastisch: Christians Alltag zwischen Broterwerb und Schreiben an einem Roman, Wege zwischen Prenzlauer Berg und Kreuzberg (kann man im Stadtplan verfolgen), Kollegen von Christian, die sich wie er von Job zu Job hangeln, ein Uniprofessor und Studienfreund von Christian, Staatsschützer, die die Aktivisten-Gruppe infiltrieren wollen. Nachdem Christian und Nele sich getroffen haben, wird aus dem Gesellschaftsroman auch ein Liebesroman - mit intensiven (klischeefrei beschriebenen) Liebesbegegnungen. Die eigensinnige und spröde Nele taucht immer wieder ab. Als sie Christian auf eine Reise nach Paris begleitet, wo er für eine Reportage Kontakt zu Informanten aus dem Kreis italienischer Polit-Aktivisten im Exil aufnehmen will, kulminiert das Geschehen und bekommt krimihafte Züge. Sollte der Eindruck von "action" enstanden sein, dann gilt das v.a. für das Flackern und Vibrieren, das durch die Montagetechnik beim Lesen entsteht; überwiegend geht es um das Innere der Personen, ihre Ungewissheiten, ihr Suchen in der der unüberschaubaren und schwer kontrollierbaren Gegenwart. Dass man anfangs erst nach und nach in das Geflecht von Personen und Handlung vordringt, sollte nicht vom Weiterlesen abhalten. Man wird dann in eine Geschichte hineingezogen, die davon erzählt, wie es sein kann, in der komplexen und unübersichtlichen Gegenwart einen eigenen Weg zu suchen.

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