Bücher mit dem Tag "problemliteratur"
5 Bücher
- Morton Rhue
Morton Rhue "Die Welle", Literaturseiten
(2.326)Aktuelle Rezension von: SupiPauliInhalt:
Das Buch "Die Welle" wurde von Morton Rhue verfasst und ist 1997 im Ravensburger Verlag erschienen. Im Buch geht es um Laurie Saunders die den Geschichtskurs von Ben Ross besucht. Doch als dieser ein Experiment startet, wird sie misstrauisch. Alle waren auf einmal gleich, grüßten nur noch mit dem Gruß und versuchten andere Leute von der Gruppe zu überzeugen, der Welle. Leute, die nicht dabei waren, wurden ausgegrenzt und geschlagen. Am Ende wird das ganze Experiment von Ben Ross aufgelöst und die historischen Hintergründe aufgeklärt.
Meine Meinung:
Ich war am Anfang nicht ganz überzeugt, da wir das Buch in der Schule gelesen haben. Als ich den Klappentext gelesen habe, dachte ich anfangs, dass es sich um ein wissenschaftliches Experiment handelt. Doch das Buch soll zum Nachdenken anregen und wie schnell man eben mit der Gruppe mitmacht. Man konnte sich gut in die Personen hineinversetzen, allerdings sich auch seine eigene Meinung bilden.
Es war nicht das beste Buch, dass ich gelesen habe, sollte man aber doch gelesen haben.
- Johanna Reiss
Und im Fenster der Himmel Eine wahre Geschichte
(29)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerMeinung: Dieses kleine Büchlein habe ich gemeinsam mit seinem Nachfolger durch Zufall auf einem Flohmarkt gefunden. Mitgenommen wurden sie nur, weil die Seitenzahl gering ist, denn mit diesem Thema kann ich eigentlich eher weniger was anfangen.
Annie lebt mit ihrer Familie in Holland. Irgendwann ist die Rede davon, nach Amerika zu gehen. Stattdessen wird ein paar Dörfer weiter ein Haus gebaut. Aber schon bald muss die Familie sich eingestehen, dass es immer mehr Gesetze für Juden gibt und sie sich vor den Soldaten schützen müssen. Annie und ihre ältere Schwester Sini werden bei Bauern einquartiert, aber schon nach kurzer Zeit müssen sie zu einer neuen Familie ziehen.
Das Buch ist aus der Sicht der kleinen Annie geschrieben. In der Ich-Perspektive beschreibt sie ihre Ängste, Hoffnungen. Der Schreibstil ist recht einfach und ab und an etwas kindlich. Aber genau das mochte ich. So hatte ich das Gefühl, die Geschichte wirklich von der 9-jährigen zu hören. Sonst kommte ich mit Büchern dieses Genres mit dem Thema nicht zurecht, da meist alles so akurat beschrieben ist und so viele Details zu lesen sind, die man doch eigentlich weiß und man nicht noch ein 25 Mal lesen möchte. Da Annie nur sehr wenig von außen erfährt, erfährt auch der Leser nur das, was sie weiß.
Aber der junge Mann meldete sich nicht, und eines Tages lagen die Geiseln erschossen auf der Dorfstraße von Usselo. S. 108
Die Ostervelds, bei denen Annie und Sini leben, sind super symphatisch. Man kannn von Glück reden, dass es solche Menschen gibt.Auch die Eindrücke nach Kriegsende, als Annie zum ersten Mal seit über einem Jahr das Haus verlässt, sind grandios geschildert. Die Kriegsjahre sind nicht spurlos an ihr vorbei gegangen. Sie ist völlig abgemagert und hat Probleme mit ihren Beinen.
Die Atmosphäre ist sehr drückend und ich hatte das Gefühl, an die frische Luft zu wollen. Ich bewundere die Autorin für ihr Überleben und wünsche ihr alles Glück der Welt.
Fazit: Und im Fenster der Himmel ist ein sehr berührendes Buch über die junge Annie, die sich während des Weltkriegs bei Bauern versteckt. Die Autorin verarbeitet ihre Erlebnisse sehr geschickt und gefühlvoll und weiß, wie sie den Leser erreicht. Das Buch hat nur um die 100 Seiten und ist daher auch für jüngere Leser geeignet. - Gudrun Pausewang
Die Wolke
(19)Aktuelle Rezension von: Frank2Ich kennen Eltern, die ihren Kindern die Lektüre dieses Buches untersagen. Nachdem ich mich im Zuge des Deutschunterrichts meiner Tochter mit dem Buch beschäftigt und es gelesen habe, muss ich zugeben, dass die besagten Eltern aus meiner Sicht gute Gründe dafür haben.
Ich will diese Auffassung begründen.
Das Buch ist Fiktion, und darf deshalb auch fiktionale, sprich spekulative Inhalte haben. Die Autorin setzt diese fiktive Handlung aber bewusst in einen 100% realen Rahmen. Der Reaktor, die Orte und der Zeitrahmen sind Realität. Damit wird ein Umfeld geschaffen, dass die Handlung sehr plastisch macht und denkbar erscheinen lässt.
Das ist sie mitnichten. Dafür gibt es 2 wesentliche Gründe:
1. Das Bild der technischen Katastrophe ist haarsträubend überspitzt, die Darstellung der unmittelbaren Folgen ebenfalls (auf Spätfolgen wird im Buch nicht weiter eingegangen).
Die Autorin benennt einen Reaktorunfall, der schlimmer sei als der 1986 in Tschernobyl. Sie bleibt aber jedwede Erklärung schuldig, wie ein solcher Unfall einhergehen könnte. Es ist auch schwer vorstellbar, was folgenschwerer sein soll, als, dass der Reaktor eines Kernkraftwerks samt aller ihn umgebenden Hüllen gesprengt wird und der Inhalt des Reaktors in die Umwelt freigesetzt wird – so geschehen in Tschernobyl. Falls man eine thermonukleare Kettenreaktion wie bei einer Kernwaffe in Betracht zieht, so sei gesagt, dass die physikalischen Voraussetzungen dafür in einem Kernkraftwerk nicht gegeben sind, und auch nicht durch die Umstände eines wie auch immer gearteten Unglücksfalls entstehen können.
Dennoch beschreibt die Autorin unmittelbare Folgen, die ihrer Fernwirkung z.T. weit über die des Atombombenabwurfs über Hiroshima hinaus gehen. So wird z.B. der Protagonistin Janna-Berta eine schwere Strahlen-Krankheit attestiert (Erbrechen und Haarausfall – Strahlenbelastung 2-4 Gy), die sie in 87 km Entfernung zum Unglücksort erlitten haben soll. Das ist vollkommen unrealistisch. In Tschernobyl erlitten nur Menschen diese Schwere der Strahlenkrankheit, die für Aufräumarbeiten unmittelbar am verunglückten Reaktor eingesetzt waren. In Hiroschima war der Radius um den Mittelpunkt der Bombenexplosion, innerhalb dessen man dieser Belastung durch Primär-Strahlung ausgesetzt war, 1 - 2 km. Die Autoren verortet solche Erkrankungen bis 100 km Luftlinie vom Kernkraftwerk entfernt. Auch wenn man den radioaktiven Fallout als Ursache in Betracht zieht, sei darauf hingewiesen, dass es in Hiroshima nur innerhalb des inneren Stadtgebietes, und in Tschernobyl nirgends außerhalb des Kraftwerks selbst zu derartigen Belastungen durch den Fallout kam.
Nach der Autorin waren ferner die Menschen in der sogenannten Todeszone so verstrahlt, dass sie eine Gefahr für andere Menschen darstellten, weshalb sie den Unglücksort nicht verlassen durften. Eine solche Verstrahlung ist nicht möglich. Eine Strahlungsdosis, die die Elemente im Körper eines Menschen derart aktiviert, dass er selbst zur Strahlungsquelle wird, wäre tausendfach tödlich, und wird weder bei einem Kernwaffeneinsatz, geschweige denn bei einem Reaktorunglück freigesetzt. Die Radioaktivität, die bei einem Reaktorunglück freigesetzt wird, speist sich nahezu ausschließlich aus radioaktiven Nukleiden aus den Brennstäben, die an Stäuben durch die Luft transportiert werden, dem Fallout: Dieser kann, abgewaschen werden. Damit wären die betroffenen Menschen, unabhängig von der Strahlungsdosis, die sie erlitten haben, selbst „strahlungsfrei“.
Weiter: In der 10 km entfernten Stadt Schweinfurt hätte keiner überlebt – das ist ebenfalls eine Folgewirkung, die nicht einmal die Hiroshima-Bombe im entferntesten hätte bewerkstelligen können.
Insgesamt sind alle Beschreibungen der Folgen des Unglücks entweder hoffnungslos übertrieben oder frei erfunden, so gut wie immer aber sachlich falsch.
2. Der Staat und seine Organe werden durchgehend als korrupt, unfähig oder lächerlich abqualifiziert, die Bevölkerung als weitgehend asozial.
Die Autorin benennt als Schuldigen an der Katastrophe den Staat und seine korrupte Bürokratie. Dabei bleibt sie jedwede Erklärung schuldig, welches korrupte Verhalten genau zur Katastrophe geführt haben soll. Die Vorwürfe sind immer diffus – sowohl inhaltlich als auch in ihrer Zielrichtung. Dabei werden dem Leser diese Vorwürfe in einem Dauer-Stakkato präsentiert, das eher kindisch als dramatisch wirkt.
Den Behörden und den ausführenden Kräften wird ferner so weitreichende Unfähigkeit im Umgang mit dem Unglück unterstellt, dass den Beamten der Befehl erteilt wird, die Menschen, die die „Todeszone“ verlassen wollen, zum Schutz der anderen zu erschießen. Abgesehen davon, dass aus o.g. Gründen, vereinfacht gesagt, eine gründliche Dusche genügt hätte, um diese Menschen zu dekontaminieren und damit die Gefahr für andere zu beseitigen, ist ein solcher Befehl in einem Rechtsstaat wie dem unseren auch in Katastrophenfällen nicht möglich.
In jeder Situation im Buch, in der Kräfte der Polizei oder des Staatsschutzes auftauchen, werden diese als vollkommen unfähig dargestellt und damit Gewalt gegen diese Kräfte legitimiert.
Vom Autofahrer, der den kleinen Bruder der Protagonistin überfährt und ungerührt Fahrerflucht begeht bis zu der alten Frau, die Janna-Berta mit Hinweis auf ihre mögliche Verstrahlung ein Glas Wasser verweigert, begegnen dem Leser eine ganze Reihe von egoistischen und kaltherzigen Mitbürgern, die den Eindruck erwecken, die ganze Gesellschaft hätte sich im Angesicht der Katastrophe weitgehend entsolidarisiert. Wer Berichte aus Katastrophengebieten oder auch aus den Weltkriegen kennt, weiß, dass im Allgemeinen das Gegenteil der Fall ist: Extremsituationen führen bei den meisten Beteiligten zur Solidarisierung. Ausnahmen gibt es immer, aber warum die Autorin der deutschen Gesellschaft asoziales Verhalten in einem solchen Ausmaß unterstellt, bleibt unklar. Tendenziell werden zudem die eher hilfsbereiten Mitmenschen in der Gruppe der Kernkraftgegner verortet, die Egoisten (Großeltern - bleiben im Urlaub, während die Familie in höchster Not ist) in die Gruppe der Kernkraftbefürworter. Ebenfalls ein ärgerlicher, billiger, tendenziöser Kunstgriff.
Fazit
Beim Lesen des Buches wird man das Gefühl nicht los, die Autorin versucht eher, dem Leser Ihre politische Meinung zu oktroyieren, als eine aufrüttelnde Geschichte zu erzählen. Dafür konstruiert sie ein in fast jeder Hinsicht völlig überzogenes Katastrophenszenario in eine reale Umgebung. Sie bleibt dem Leser jede Erklärung für das Unglück und die seltsame Entsolidarisierung der Mitmenschen schuldig. Sie teilt die Menschen in inakzeptabler Weise entlang ihrer jeweiligen Positionierung zum Thema Kernkraft in gut und böse ein. Sie nimmt sich nicht die Zeit, die Charaktere der Hauptprotagonisten zu entwickeln, sondern wirft sie direkt ins Geschehen, was dazu führt, dass der Leser zu den Figuren im Buch kaum eine Beziehung aufbauen kann. Sie schimpft in einer fast grotesken Frequenz auf Politik und Staat, ohne auch nur einmal konkrete Verfehlungen im Zusammenhang mit der Katastrophe näher zu beleuchten.
Es heißt in vielen Rezensionen, dass das Buch den Zeitgeist widerspiegelt. Das ist nach meiner Meinung viel zu allgemein gesprochen. Es mag der Zeitgeist aus Sicht bestimmter Gruppen sein, sicher aber nicht die Empfindungslage der gesamten Gesellschaft.
Insgesamt bleibt der Eindruck, dass dieses Buch für Heranwachsende ungeeignet ist. Es polemisiert, polarisiert und zeichnet das Bild einer kaputten Gesellschaft, wie wir sie Deutschland zum Glück nicht haben. Es ist durchzogen von Misstrauen gegen Staat und Mitmenschen. Wäre es eine klassische Dystopie in einer fiktionalen Gesellschaft mit fiktionalem super-gefährlichen Mega-Industriekomplex, in dem es zur Katastrophe kommt – geschenkt, aber hier geht es ganz klar darum, eine politische Botschaft zu transportieren, indem diese völlig unrealistische Katastrophe in das reale Deutschland an reale Orte gesetzt wird.
Ich bin der Meinung, dass Heranwachsende, die gerade beginnen, sich mit politischen Themen auseinanderzusetzen, und damit noch kaum in der Lage sind, einen neutralen Standpunkt einzunehmen, ein solches Buch nicht lesen sollten. Es ist ein Paradebeispiel für einen unsachlichen, meinungsdiktatorischen Diskurs.