Bücher mit dem Tag "proletariat"

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29 Bücher

  1. Cover des Buches 1984 (ISBN: 9783328111368)
    George Orwell

    1984

     (4.176)
    Aktuelle Rezension von: Sandra8811

    Warum habe ich mich für das Buch entschieden?
     Ich habe das Buch auf meiner Wunschliste seit einer Deutsch-Stunde in der achten Klasse, also schon etliche Jährchen… Auf meinem SUB lag es schon seit ca. 4 Jahren, nun hab ich es endlich angegriffen.

    Cover:
     Das Buch ist bzw. war mein erstes Buch mit Farbschnitt. Ja es ist „nur“ schwarz, aber vorher hatten alle Bücher immer einen normalen Schnitt. Es passt perfekt zum schwarz-weißen Cover und sieht sehr besonders aus. Es passt perfekt zum Inhalt. Das Buch bleibt daher auf einem Ehrenplatz in meinem Regal.

    Inhalt:
     Winston Smith lebt in einem London der Zukunft, in der Big Brother über alle wacht. Die Gedankenpolizei gibt Acht, dass sich alle an die Regeln des Engsoz halten. Winston fängt an, an diesem totalitären System zu zweifeln und sich auch gleichzeitig auf eine Affäre mit seiner Arbeitskollegin einzulassen. Er begibt sich dadurch in große Gefahr, denn dies gehört zu den Gedankenverbrechen und wird sogar mit dem Tod bestraft.

    Handlung und Thematik:
     Eine Dystopie, die genauso gut in der heutigen Zeit geschrieben worden sein könnte bzw. in dieser handelt. Ich bin echt angenehm überrascht, wie sehr mich das Buch mitriss! Das totalitäre Regime und die Kontrolle über die Menschen könnten uns immer noch erwarten. Es fühlt sich beängstigend realistisch an. Ein paar Szenen sind auch nichts für schwache Nerven, da es doch auch sehr um das Thema Tod ging. Das Ende überraschte mich.

    Charaktere:
     Das Buch ist aufgeteilt in 3 Teile und da sich der erste Teil mit einer ersten Vorstellung von Winstons Leben beschäftigt, kann man sich direkt gut in ihn hineinversetzen. Leider ist es nicht in der Ich-Perspektive geschrieben, aber man findet trotzdem gut rein. Er lebt und arbeitet zwar im Sinne der Partei, doch er beginnt insgeheim am gesamten System zu zweifeln. Er ist stellenweise ein bisschen naiv, das passt jedoch sehr gut zu ihm. Auch die anderen Charaktere sind wirklich sehr gut konstruiert und authentisch.

    Schreibstil:
     Dieses Buch ist zurecht ein Weltbestseller seit Jahrzehnten! Ich bin absolut begeistert. Die Story ist mega mitreißend, die dystopische Zukunft ist sehr beängstigend. Die Charaktere sind sehr authentisch und man wünscht sich, mehr von George Orwell und seinem Großen Bruder zu lesen. Sehr schade, dass dies nie passieren wird. Man merkt, dass er sich beim Schreiben des Buches mit dem Tod beschäftigt hat und das Ganze den Hintergrund von einigen Kriegen (vor allem dem zweiten Weltkrieg) hat. Ein wirklich sehr gelungenes Werk das ich ohne Bedenken jeden ans Herz legen möchte.

    Persönliche Gesamtbewertung:
     Zurecht ein Must-Read seit Jahrzehnten und noch immer brandaktuell. Ich bin absolut begeistert und bereue etwas, dass ich es über 20 Jahre auf meiner Lesewunschliste gelassen und nicht früher gelesen habe. Von mir gibt’s auch eine klare Leseempfehlung!

  2. Cover des Buches Die Eleganz des Igels (ISBN: 9783423429917)
    Muriel Barbery

    Die Eleganz des Igels

     (844)
    Aktuelle Rezension von: Ansonstern

    Ich mag Geschichten, die vom Alleinsein handeln, aber nicht alle davon. Dieses Buch ist irgendwo dazwischen. Eigentlich hatte es mich schon auf der dritten Seite für sich gewonnen, als Renée erzählt, dass sie allein mit ihrem Kater lebt und weder er noch sie “große Anstrengungen [unternehmen], sich in die Reihe unserer Artgenosse einzugliedern”. Sowohl sie als auch Paloma geben sich große Mühe, nicht zu zeigen, wie intelligent sie wirklich sind. Es ist humorvoll und tiefsinnig, gleichzeitig aber auch sehr französisch; es erinnert mich an den Französischunterricht zu Schulzeiten, wo man sich durch den Text kämpfte, gefühlt jedes zweite Wort nachschlagen musste und dann merkte, dass es nicht nur am Wortschatz, sondern auch am verschachtelten und eigensinnigen Satzubau liegen könnte, dass man nicht alles verstanden hat. Das ist nicht unbedingt etwas Schlechtes und schließlich war ich auch diejenige, die wild entschlossen war, dieses Buch zu lesen. Ich werde auch in Zukunft wieder zu diesem Buch zu greifen, aber eher um zu philosophieren und nicht, wenn ich leichte Unterhaltung suche.

  3. Cover des Buches Das verborgene Wort (ISBN: 9783328105404)
    Ulla Hahn

    Das verborgene Wort

     (172)
    Aktuelle Rezension von: Marla_Humi

    Angeregt durch die Verfilmung "Der Teufelsbraten" kaufte ich mir den Roman. Anfangs hatte ich Schwierigkeiten, doch nach mehreren Anläufen haben mich Handlung und Sprache Ulla Hahns in den Bann gezogen. Auch wenn ich evangelisch getauft bin, erkannte ich viel von der Milieubeschreibung der eher dörflichen Atmosphäre in den 50er und 60er Jahren wieder. Hilla Palm mit all ihren Facetten (mal frech, ängstlich, hoch sensibel, in seelischer Not, auf dem Weg zur Alkoholikerin, phantasievoll, wissbegierig) wuchs mir ans Herz. Anschaulich streut die Autorin Bezüge zu den literarischen Einflüssen ein, die ihre Figur durch Kindheit und Jugend begleiten und teils die fehlende Anregung im Elternhaus ersetzen können.

  4. Cover des Buches Der goldene Handschuh (ISBN: 9783499271274)
    Heinz Strunk

    Der goldene Handschuh

     (296)
    Aktuelle Rezension von: Andreas_Trautwein

    neben der derben Sprache, mit der ich ja gerechnet hatte, kam leider keine wirklich interessante Stimmung auf. Es liest sich gut, aber die Geschichte dümpelt vor sich hin. Es passiert zu wenig. Keine Spannung. Ein Wunder, dass ich es zu Ende gelesen habe. Die Hoffnung, etwas zu verpassen, war größer, wurde aber nicht erfüllt. Daher leider enttäuschend.

  5. Cover des Buches Dialektik der Natur (ISBN: 9783880214989)
    Friedrich Engels

    Dialektik der Natur

     (52)
    Aktuelle Rezension von: Sarii
    „Das Manifest der Kommunistischen Partei“ von Karl Marx und Friedrich Engels aus dem Jahre 1848 thematisiert die Ziele, Absichten und Interessen des Kommunismus in Abgrenzung zu anderen Parteien. Eine besondere und detaillierte Abgrenzung erfolgt zur Bourgeoise. ------------------------------------------------------------------------------------------------- Das Manifest beginnt mit der Kontrastierung der Bourgeoise und des Proletariats. Die Bourgeoise als herrschende Klasse gründet sich allein auf ihrem Kapitel und wirtschaftlichen Interessen. Moral, Tugend oder Menschlichkeit wird jenen von den Autoren direkt abgesprochen, da selbst die Familie auf rein wirtschaftlichen Interessen fußt. Das Proletariat wird ebenfalls charakteristisch beschrieben. Diese sind gänzlich Abhängig von der Bourgeoise. Die unterdrückte Stellung und die Reduktion der Arbeiter auf ihren Waren- bzw. Produktionswert rückt ebenfalls in den Fokus. Im weiteren Verlauf wird auch der Vergleich zwischen Kommunisten und Proletariern gemacht. Beide Gruppierungen scheinen sich ähnlich, jedoch wird dem Kommunismus eine höhere Erfolgschance zugesprochen. Nach einer Aufzählung verschiedener Strömungen des Sozialismus erfolgt eine deutliche Stellungnahme des Kommunismus, in der die Ziele direkt genannt werden in Abgrenzung zu zuvor gelesenen Merkmalen. Das bekannte Zitat am Ende „Proletarier vereinigt euch!“ schließt das gesamte Manifest, welches somit eine Motivationsschrift wird und nicht nur zur Darlegung des Kommunismus. ------------------------------------------------------------------------------------------------- Ich finde es ziemlich schwer diese Schrift zu bewerten, da es sich um eine politische Überzeugung handelt. Diese kann man entweder ablehnen oder annehmen. Hervorzuheben ist jedoch das komplexe sprachliche Konstrukt der Autoren, die der gesamten Schrift eine Appellfunktion zuschreibt. Parallelismen, Wiederholungen und Vergleiche lassen schnell die wichtigsten Aspekte bzw. Überzeugungen der Gruppierungen hervortreten. Für mich war es ein interessanter und verständlicher Einblick in die Strömungen.
  6. Cover des Buches Die roten Matrosen oder Ein vergessener Winter (ISBN: 9783407788832)
    Klaus Kordon

    Die roten Matrosen oder Ein vergessener Winter

     (108)
    Aktuelle Rezension von: Andrei_Ghiurea

    Das Buch „Die roten Matrosen“ wurde 1984 von Klaus Kordon geschrieben. Es ist ein Roman und der erste Teil von der sogenannten „Trilogie der Wendepunkte“.  

    Der Autor, Klaus Kordon, wurde am 21. September 1943 in Berlin-Pankow geboren. Er ist ein deutscher Schriftsteller im Bereich der Jugendliteratur. Er wuchs im Ost-Berliner Stadtbezirk Prenzlauer Berg auf. Weil sein Vater im Krieg leider gefallen ist, wurde er von seiner Mutter aufgezogen. Nachdem seine Mutter im Jahr 1956 starb, musste er in verschiedenen Heimen unterkommen. Klaus Kordon hat in der DDR eine Ausbildung als Fernsehermechaniker abgeschlossen, hatte verschiedene Berufe und machte schließlich sein Abitur. Nach einem Fernstudium der Volkswirtschaft, war er als Exportkaufmann auf Geschäftsreisen, in denen er unteranderem nach Indien, Nordafrika und Indonesien gereist war. Ab diesem Zeitpunkt fing er an zu schreiben. Seitdem lebt er in Frankfurt am Main. 

    Im Buch geht es um einen Jungen Namens Helmut Gebhard, seine Familie und Freunde. Im November 1918 verweigern die Matrosen der kaiserlichen Marine den Befehl zum Auslaufen und Ziehen nach Berlin. Hunger und die aufständischen Soldaten in der Stadt bilden die Grundlage für die Revolution. Helmut, genannt Helle, und Fritz freunden sich mit den meuternden Matrosen der Hochseeflotte an und erleben die Revolution hautnah mit.

    Die Geschichte wird aus der Sicht von Helle erzählt. Der Anfang des Buches handelt von der Rückkehr seines Vaters Rudi aus dem Ersten Weltkrieg, der bis dahin an der Front kämpfte und einen Arm durch eine französische Granate verlor. Helle hört von vielen Grausamkeiten, vom Hunger, dem Geldmangel, Krankheiten und Tod. Es wird erzählt, wie die revolutionäre Stimmung sich entwickelt. Die Geschichte ist so erzählt, als seien Helle und sein Vater bei wichtigen historischen Ereignissen dabei gewesen. So z. B. lernt Helle gemeinsam mit seinem Freund Fritz zwei der Matrosen kennen, die den kaiserlichen Befehl zum Auslaufen verweigert hatten und nach Berlin gezogen waren, wo der Kaiser am 9. November abdankte. Bei Helle und Fritz sind die sich im Weiteren entwickelnden Streitigkeiten zwischen Matrosen, Arbeitern und Getreuen des Kaisers mit der unterschiedlichen politischen Gesinnung der Eltern zu begründen. Letztendlich treten die Gebhards in die kommunistische Partei ein und unterstützen deren Ziele. Dieser Umstand bereitet Helle einige Probleme mit einem kaisertreuen Lehrer, der überhaupt nichts von Kommunisten hält. Das Buch beschreibt später die blutige Niederschlagung der gegen Friedrich Ebert rebellierenden Spartakisten. 

    Das Buch ist sehr spannend erzählt, da durch die Perspektive, aus der das Buch geschrieben ist, man sehr gut mitfiebern kann. Es ist in einer einfachen Alltagssprache verpackt, deshalb ist es für jeden zugänglich. Die Figuren sind sehr einfach aufgebaut und deshalb auch sehr einfach zu verstehen. Da ich sehr von der deutschen Geschichte fasziniert bin finde ich das Buch sehr gut. In manchen Büchern ist die Hälfte wahr. Bei diesem Buch aber ist alles zu 100% wahr. Durch die Sprache und die Art, in der das Buch geschrieben wurde, werden Jugendliche sehr angesprochen. Im Buch werden auch die damaligen politischen Themen eingebunden. Wenn man nicht auch ein kleines Interesse über Politik hat, dann könnte es langweilig sein.

     

  7. Cover des Buches Boston (ISBN: 9783717523802)
    Upton Sinclair

    Boston

     (3)
    Aktuelle Rezension von: Thomas_Lawall
    1915. Cornelia Thornwell hat sich zu ihrem Ausstieg relativ kurzfristig entschlossen. Für Vorstellungen und Mutmaßungen, wie es ihr in der neuen Realität ergehen würde, war somit keine Zeit. Wie es ist, in einer Fabrik zu arbeiten, lernt sie erst kennen, als sie dieses Vorhaben tatsächlich in die Tat umsetzt. Im Alter von sechzig Jahren!

    Ihr Mann Josiah Quincy Thornwell, ehemals Gouverneur des Commonwealth, ist gestorben. Nun ist sie "frei" und nicht gewillt, die umgehend einsetzenden Erbstreitigkeiten ihrer Kinder auch nur im Ansatz zu ertragen. Sie hinterlässt ein kurzes Schreiben an sie und macht sich sogleich auf den Weg. Zu Fuß und nur mit wenig Handgepäck.

    Mit der Straßenbahn gelangt sie nach Plymouth und in der Nähe einer Tauwerkfabrik wird sie, nach einer Unterkunft suchend, fündig. Mrs. Vincenzo Brini hat noch ein bescheidenes Zimmer zur Untermiete frei. In Gesellschaft italienischer Einwanderer fühlt sie sich unerwartet wohl und verliert umgehend sämtliche Vorbehalte. Auch und erst recht, als sie einen weiteren Untermieter der Familie kennenlernt. Einen einfachen Arbeiter namens Bartolomeo Vanzetti. Als sie die Gemeinsamkeit entdecken, Dantes "Divina Commedia" gelesen zu haben, sind sie sofort Freunde ...

    In politischen Fragen ist man sich nicht immer einig, doch Vanzettis An- und Einsichten üben dennoch einen großen Einfluss auf Cornelia aus. Anders als das große Vorbild Luigi Galleani, einem Anhänger des Kommunistischen Anarchismus, der sich den gewaltsamen Umsturz der US-Regierung auf die Fahnen schrieb, bezeichnete sich Vanzetti als "anarchico individualista", also als Anhänger einer Bewegung, die den Staat mit gewaltfreien Mitteln abschaffen will ...

    Es ist nicht die Aufgabe des Rezensenten, Fakten zum Schauprozess gegen Nicola Sacco und Bartolomeo Vanzetti, die des zweifachen Mordes bei einem Raubüberfall beschuldigt wurden, an dieser Stelle noch einmal detailliert zu beschreiben. Es ist auch nicht seine Aufgabe, die hinlänglich bekannten politischen Gegebenheiten und Strukturen, insbesondere dem brennenden Europa während des ersten Weltkrieges und den politischen Umwälzungen danach, im Detail zu wiederholen. 

    Vielmehr ist es seine Aufgabe, potentiellen Lesern Vorbehalte oder sogar Angst vor dem über tausendseitigen Werk zu nehmen. Upton Sinclair hat mit "Boston" zeithistorische Realität und Fiktion gemischt. Eine Cornelia Thornwell hat es nie gegeben, aber ihre Figur ist notwendig, um in die Welt der italienischen Einwanderer, und der arbeitenden Klasse generell, einen Zugang zu finden. Der Kontrast, im Zusammenhang mit ihrer Herkunft, könnte nicht größer sein und verdeutlicht dadurch einerseits die katastrophalen Zustände in den Fabriken um so deutlicher und ist andererseits wie "Öl" (auch) ein grandioses Familiendrama, wenn auch nicht ohne Längen. 

    Sinclairs verzweifelter Ruf nach Gerechtigkeit ist allenthalben deutlich zu spüren, was ihn jedoch nicht daran hindert, seinen spitzfindigen Humor wie eine Bombe aus dem Hinterhalt platzen zu lassen. Den familiär-unterhaltsamen Teil wertet er mit unerwarteten Bemerkungen beispielsweise insofern auf, als er die Nachteile großer Familien aufzählt. Ungemein ärgerlich wären "Beerdigungen, Hochzeiten und Taufen", die "in einer Tour" stattfinden und "denen man sich schlechterdings nicht entziehen kann". 

    Die Akribie des Autors entdeckt selbst im Klang eines Namens eine, obgleich sehr vorlaute, Metapher, jedenfalls was den Vornamen Quincy betrifft - "ein Name wie eine Halserkrankung". Richter Wendell Holmes bescheinigt er die Fähigkeit, "juristische Sachverhalte in einem von menschlichen Empfindungen restlos befreiten Vakuum zu beurteilen". Noch drastischer gestalten sich bitterböse gesellschaftliche Seitenhiebe, beispielsweise was die materiellen Ansprüche "höherer Töchter" betrifft. In dieser Beziehung würden sie den "leichten Mädchen" in nichts nachstehen. Unterschiede gibt es lediglich, was die Höhe der jeweils anstehenden Kosten betrifft!

    Cornelia teilt jetzt den alltäglichen Existenzkampf der Arbeiter aus aller Herren Länder, die ihre Familien mit nur wenigen Dollar pro Woche durchbringen müssen, was sie sich tatsächlich anders vorgestellt hatte, zumal ihr die jeweiligen Bosse persönlich bekannt sind. Gerne werden diese in ihren Kreisen auch als besonders sozial und wohltätig beschrieben. Und so nebenbei schildert Upton Sinclair den sich anbahnenden Kriegseintritt der Vereinigten Staaten 1917, insbesondere vor dem Hintergrund der lukrativen Geschäfte, die sich in diesem Zusammenhang ergeben und ausbauen dürften. Gewisse "Krisen" vergisst er ebenfalls nicht zu erwähnen, insbesondere solche, die durch einen "Engpass an verwundeten Soldaten" entstehen ...

    Die wahren Hintergründe, die zur Verhaftung und Hinrichtung Vanzettis und Saccos am 23.08.1927 führten, werden wohl nie vollständig aufgeklärt werden (was Michael S. Dukakis, Demokrat und Gouverneur von Massachusetts, nicht daran hinderte, die beiden 1977 im Rahmen einer Ehrenerklärung posthum zu rehabilitieren). Dennoch schildert Upton Sinclair bekannte Fakten detailliert und untermauert den Verdacht eines Justizmordes auch anhand des skandalös schlampig aufgezogenen und umgesetzten Prozessverlaufs, der sich über sieben Jahre hinzog, und maßgeblich von dem nicht unbedingt vorurteilsfreien Richter Webster Thayer regelrecht inszeniert wurde. Auch hier spielt die Witwe des verstorbenen Gouverneurs eine tragende Rolle und rechtfertigt somit die Romanform. Ohne sie und ihr Familienclan wäre es eine schier unlesbare Aufzählung von Fakten.

    287 Fußnoten verweisen auf einen umfangreichen Anhang, welcher zusätzlich mit Anmerkungen, einer editorischen Notiz, und einem lesenswerten Nachwort von Dietmar Dath vervollständigt wird.

    Die Übermacht von Vorurteilen gegen Menschen anderer Herkunft, und das Bollwerk gegen unkonventionelles Gedankengut und politische Überzeugungen zeigen die doch so oft übersehene, totgeschwiegene oder schlicht ignorierte Kluft zwischen Arbeitern und Oberschicht der damaligen Zeit, sowie die generelle "Angst vor den Roten", mehr als drastisch. "Boston" ist ein Denkmal für jene, die unter einer profitorientierten Industrie ein Leben lang leiden mussten und für jene, die aufbegehrten und ihren "Kampf" nicht überlebt haben.

    Die Strukturen um Macht und Geld in Politik, Wirtschaft und im privaten Bereich scheinen in nicht wenigen Punkten in die heutige Zeit übertragbar zu sein. Ob Upton Sinclair dies so erdacht und geplant hat, ist fraglich. Falls ja, wäre ihm auch das gelungen. 
  8. Cover des Buches Die permanente Revolution (ISBN: 9783886340613)
  9. Cover des Buches Das Totenschiff (ISBN: 9783257072693)
    B. Traven

    Das Totenschiff

     (60)
    Aktuelle Rezension von: oceanlover

    Ein keineswegs in die Jahre gekommener Klassiker, der das Verstauben verdient hätte, sondern auch heute noch - gerade heute wieder - politisch aktuell und durchweg lesenswert.


    Zur vollständigen Rezension: https://oceanlove--r.blogspot.com/2024/02/das-totenschiff.html


    Schon länger hatte ich Das Totenschiff auf dem Schirm - mit der Neuauflage aus dem Dezember dann auch keinen Grund mehr, nicht endlich zu diesem Klassiker zu greifen.

    Und hätte ich das mal schon früher getan! Was ein Buch.

    Nach den ersten paar Seiten habe ich mir irritiert Notizen zur Übersetzung gemacht - nur um dann mal ordentlich zu recherchieren und herauszufinden, dass B. Traven mitnichten Amerikaner war, sondern vermutlich der uneheliche Sohn des AEG-Gründers Rathenau (und damit Halbbruder von Walther Rathenau) und dieses Buch genauso auf deutsch schrieb. Das ließ mich die kuriose Mischung aus Seefahrtsenglisch, amerikanischen Slang und deutschem Hafenschnack dann schon anders lesen; erlaubte mir im wahrsten Sinne des Wortes das Eintauchen in die Welt und Zeit unseres Protagonisten und Seemanns.

    Gleich vorweg: Das Totenschiff mag wie ein Abenteuerroman wirken und zu gewissen Teilen könnte er auch als solcher betrachtet werden; vor allem aber ist das Buch schonungslos und politisch. Nichts mit Seefahrtsromantik - ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen beschreibt der amerikanische Seemann Gales das harte, entbehrungsreiche und ruhmlose Leben der einfachen Leute; das Leben am Rande und sogar außerhalb des Blickfelds der Gesellschaft. B. Traven bzw. der Mann hinter diesem Pseudonym war radikaler Anarchist - und das liest sich auch ohne Analyse heraus. Kein Kapitel ohne Kapitalismuskritik, Ablehnung von Nationalstaat und Bürokratie, kommunistischen Gedanken und scharfsinnigen Beobachtungen der allgegenwärtigen Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten.

    Gerade vor dem Hintergrund der Rätselraterei um die Identität des Autors ist die verlorengegangene bzw. verlorengehende Identität des Protagonisten spannend zu verfolgen; Autor und fiktive Figur verschwimmen in ihrer Gesellschaftskritik zu einer Person.

    Das Buch lebt neben der revolutionären Ansichten vor allem von den realistischen Beschreibungen; fast schon eine Fallstudie in Romanformat. Der Schmutz, die harte körperliche Arbeit, die Müdigkeit - all das wird förmlich spürbar beim Lesen; der Lebensalltag an Bord detailliert beschrieben. Gleichzeitig ist der Protagonist so in seinem Slang und seinem Seemannsdenk gefangen, dass es mir - obwohl ich durch eigene Seefahrtszeit oft wusste, was er gerade beschreibt - stellenweise schwerfiel, zu folgen. Da wird umschrieben und in Wortbilder verpackt, statt klar auszudrücken, was genau passiert. Gerade das eigentliche Geschäft der Yorikke musste ich mir mehr zusammenreimen, als dass es auf den Punkt gebracht wird. Ich kann mir vorstellen, dass gerade die Bordalltagsszenen für Außenstehende nicht immer leicht nachzuvollziehen und vorzustellen sind. 

    Für mich überwiegen ja ganz offensichtlich die glänzenden Seiten der Seefahrt, nichtsdestotrotz konnte ich mich hervorragend in dieses Buch hineinfühlen, fühlte mich in dieser Beschreibung des Seemannslebens aufgehoben und auch die Verwebung von Politischem und Alltäglichem sprach mich auf persönlicher Ebene an. Überhaupt; in vielerlei Hinsicht hat dieses Buch wohl förmlich auf mich gewartet und auch wenn es mich nicht in allen Punkten überzeugte, war es doch auf eine positive Weise emotional für mich. Randnotizen, Markierungen und Post-its zeugen davon. Ein Buch, das sich auch erneut zu lesen lohnt und viel mitgibt - Denkanstöße wie Lebensweisheiten und Beobachtungen.

    Auch die an den Tag gelegte Sensibilität bezüglich der verwendeten Sprache, die sich in der editorischen Notiz ausdrückt, erfreute mich - der Stil und Ton des Buchs, dass zwischen den Weltkriegen geschrieben wurde, bleibt erhalten, diskriminierende Praxis wird aber nicht reproduziert. Manche Begriffe und Formulierungen bereiten auch ganz einfach Freude - wenn Gales durch die Straßen schnurkst, schnurrigen Gedanken nachhängt oder konstatiert, dass die Amerikaner "mit dem Evangelium der Zahnbürste und der Wissenschaft des täglichen Füßewaschens" ausgerüstet seien. 

  10. Cover des Buches Feine Leute (ISBN: 9783746631752)
    Joan Weng

    Feine Leute

     (44)
    Aktuelle Rezension von: DorGer

    Das Buch verfolgt Kriminalfall und persönliche Lebens- und Liebessituation des Ermittlers parallel. Beides erweist sich als vertrackt und verwinkelt. Die Spielchen, die zwischen ihm und seinem on/off Liebhaber laufen, lassen pubertäre Mädchen blass aussehen, sind aber amüsant. Der Kriminalfall produziert im Laufe der Ermittlungen mehr Fragen als Antworten, weil er immer umfangreicher wird. Am Ende werden alle Antworten gefunden und bilden ein ganzheitliches Bild. Chapeau dafür.

    Der schriftliche Stil ist nicht einfach zu lesen, anfangs erfrischend anders, mit der Zeit nutzt er sich a bissl ab. Die Zahl der vorkommenden Charaktere hat mich schier erschlagen, hab mir die Namen auch nicht über die Kapitel gemerkt, bin allerdings echt schlecht mit Namen-merken.

    Bis auf einen Fall- und dass-Fehler perfekt lektoriert. Nur was eine Fellpfütze ist - ehrlich, null Ahnung. Es hat mich sehr gefreut, Telephon etc. dem Wortursprung entsprechend korrekt mit ph zu lesen. 

  11. Cover des Buches Rosa Luxemburg (ISBN: 9783518182352)
    Dietmar Dath

    Rosa Luxemburg

     (3)
    Aktuelle Rezension von: Gulan
    „Geschändet, entehrt, im Blute watend, von Schmutz triefend – so steht die bürgerliche Gesellschaft da, so ist sie. Nicht wenn sie, geleckt und sittsam, Kultur, Philosophie und Ethik, Ordnung, Frieden und Rechtsstaat mimt – als reißende Bestie, als Hexensabbat der Anarchie, als Pesthauch für Kultur und Menschheit, so zeigt sie sich in ihrer wahren, nackten Gestalt. […] Mitten in diesem Hexensabbat vollzog sich eine weltgeschichtliche Katastrophe: die Kapitulation der internationalen Sozialdemokratie.“ (S.107)

    Dies schrieb Rosa Luxemburg mitten im ersten Weltkrieg und die Verbitterung über die Entwicklung „ihrer“ Partei ist in diesen Worten allzu spürbar. Kurze Zeit später wird sie sich endgültig von der SPD lossagen, in die USPD eintreten und später die KPD gründen.

    Luxemburg ist eine dieser linken Ikonen. Heutzutage wieder hoch angesagt, doch oftmals mehr wegen ihrer „Passionsgeschichte“ als wegen ihres Werks. Dath schreibt bissig: „ein Phänomen, das man leicht an der penetranten Märtyrerinnenduzerei erkennt, die ihre liebe Rosa so gern hat wie tote Linke ganz allgemein, am besten gewaltsam aus dem Leben gerissene, ob die nun Leo heißen oder Che“ (S.8).

    Rosa Luxemburg wird 1871 als Tochter bürgerlicher polnischer Juden geboren. Schon als Abiturientin wirkt sie in der polnischen Sozialdemokratie, später nach dem erfolgreichen Studium in der Schweiz ab 1898 auch in der deutschen. In der SPD wird sie zu einer einflussreichen marxistischen Theoretikerin des linken Parteiflügels. Sie setzt sich unter anderem für einen internationalen proletarischen Sozialismus ein und kämpft damit gegen Nationalismus und Militarismus. Sie befürwortete u.a. Massenstreiks als Mittel des politischen Kampfes. Als die SPD 1914 die Kriegskredite für den ersten Weltkrieg mittrug, kam es zu einem schleichenden Zerwürfnis mit ihrer Partei. Rosa Luxemburg bekämpfte die Politik des Burgfriedens und wurde mehrfach inhaftiert. Sie trat in die USPD ein und wurde nach der Novemberrevolution 1918 Gründungsmitglied der KPD. Nach dem Scheitern des Spartakusaufstands im Januar 1919 tauchte sie gemeinsam mit Karl Liebknecht unter. Am 15.01.1919 wurden Luxemburg und Liebknecht von einem Freicorps festgenommen, misshandelt und ermordet. Ihre Leichen wurden in den Landwehrkanal geworfen.

    Das Buch gehört zur Reihe „Suhrkamp BasisBiographie“. In kompakter Form auf etwa 160 Seiten wird das Wichtigste zur Person zusammengefasst. Das Buch ist in drei Teile aufgeteilt: Leben, Werk und Wirkung. Das Werk Luxemburgs nimmt dabei den Hauptpart ein, die wichtigsten Schriften werden vorgestellt. Die Theorien sind schon nicht ohne, aber der Autor versucht sein Bestes, um die Abhandlungen dem in marxistischer Theorie nicht so versierten Leser nahe zu bringen.

    Autor Dietmar Dath ist selbst kein unbeschriebenes Blatt, erfolgreicher Autor, bekennender Marxist. Das habe ich allerdings erst im Nachgang ermittelt, denn mitten in der Lektüre war ich durchaus (positiv) überrascht, dass Dath das Werk Luxemburgs nicht nur erläutert und in den damaligen, sondern auch in den aktuellen Bezug setzt. Dabei lässt er in einigen Passagen kein gutes Haar an den heutigen Linken, die sich auf Rosa Luxemburg beziehen, aber seiner Einschätzung nach auch einiges missinterpretieren.

    Insgesamt war ich mit der Lektüre ziemlich zufrieden. Natürlich bleibt so eine kompakte Biografie eher an der Oberfläche und kann nicht ausgiebig auf bestimmte Details eingehen. Wenn man dies aber bedenkt, ist man gut bedient und kann eventuell noch mit anderen Werken tiefer eintauchen.

  12. Cover des Buches Das kommunistische Manifest (ISBN: 9783886193226)
  13. Cover des Buches Auf der Suche nach Gatt : Roman (ISBN: 9783436019457)
    Erik Neutsch

    Auf der Suche nach Gatt : Roman

     (1)
    Noch keine Rezension vorhanden
  14. Cover des Buches Kolonialität der Macht (ISBN: 9783954051212)
    Pablo Quintero

    Kolonialität der Macht

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Georg333

    1) Fazit: Kritische marxistische Abrechnung ("Grundlagenarbeit") des peruanische Soziologe-Professors Ambai Quijano [*1928] mit den die Landbevölkerung oft brutal ausbeutenden postkolonialen Machthabern & deren Denk-Strukturen!
    Quijano greift eine Diskussion auf und vertieft sie, 

    "die sowohl auf theoretischer wie auch auf politischer Ebene von José Carlos Mariátegui (1894–1930) angestoßen worden war. Der ebenfalls peruanische Marxist und Mitbegründer der sozialistischen Partei Perus (1928) hatte Ende der 1920er Jahre auf die besondere Situation Lateinamerikas, insbesondere im Hinblick auf die ökonomische Rückständigkeit der ländlichen Regionen, hingewiesen und nach den Konsequenzen gefragt, die daraus für eine marxistische Gesellschaftsanalyse – und selbstverständlich auch für linke Politik - zu ziehen seien....Anders als anderen dekolonialististischen TheoretikerInnen war es Quijano nicht um eine Abgrenzung vom Marxismus zu tun, auch als er sich Fragen der Moderne, des Eurozentrismus und der Globalisierung zuwandte. Es ging ihm immer auch um eine Erneuerung und Aktualisierung marxistischer Grundannahmen, etwa in Form einer Revision zentraler Begriffe wie dem der Arbeit." (S.7 der Einleitung von Jens Kästner und Tom M. Waibel)

    (Letzte Änderung: 18.02.2024, © Georg Sagittarius)

    2) Hilfreiches
    Leseprobe 10 S.: turia.at
    Herausgeber: Pablo Quintero (nicht Autor dieses Buches)

    3) Zitate aus dem Rezensionsbuch

    S.7-8 Vorwort von Jens Kästner und Tom M Waibel:
    Der peruanische Soziologe Ambai Quijano [*1928] gehört ohne Zweifel zu den wichtigsten Autorinnen der dekolonialistischen Theorie. Zentrale Begriffe der Debatten um das Fortwirken kolonialer Strukturen und um mögliche Strategien dagegen sind von ihm geprägt. Seine Rezeption im deutschsprachigen Raum ist jedoch kaum angelaufen. Trotz eines verstärkten Interesses, das in den letzten Jahren auch an theoretischen Positionen aus Lateinamerika zu verzeichnen ist, hat offensichtlich die mangelnde Verfügbarkeit von Texten Quijanos auf Deutsch eine breite Bezug nahme bisher verhindert.1 Während der von Pablo Quintero und Sebastian Garbe herausgegebene Band zur Kolonialität der Macht (2013)2 - einem der wichtigen, von Quijano geprägten Begriffe - erstmals einige Texte der lateinamerikanischen Diskussion um den Ansatz des Soziologen versammelt, soll dieses Buch Grundlagenarbeit leisten und stellt daher einen von Quijanos bedeutenden Texten im Original vor....

    Er erwarb seinen Doktortitel 1964 an der UNMSM. Seit 1975 war er als Professor an der Soziologischen Fakultät der UNMSM tätig. Zuletzt
    war er Professor am Department of Sociology an der Binghamton University, New York. Zahlreiche Gastprofessuren in vielen Städten der Welt (Paris, São Paolo, MexikoStadt, u.v.a.) weisen ihn zudem als gefragten Gelehrten aus. 3 In den 1970er Jahren beschäftigte er sich vor allem mit der Landfrage in Lateinamerika, mit den besonderen Lebens und Arbeitsbedingungen der bäuerlichen Bevölkerungsgruppen und den Schlüssen, die aus diesen für eine linke, klassenkämpferische Position zu ziehen waren. Allein die Titel der wichtigsten seiner Veröffentlichungen wie etwa Crisis Imperialista y clase obrera en America Latina (1974) und Imperialismo, clases sociales y estado en el Perú, 1890-1930: El Perú en la crisis de los años 30 (1978) weisen sein Denken als eines aus, das tief in der marxistischen Theorie
    verankert ist. Das änderte sich auch nicht mit den Schwerpunktverlagerungen, die Quijanos Arbeiten in den 1980er und 1990er Jahren erfuhren. Anders als anderen dekolonialististischen TheoretikerInnen war es Quijano nicht um eine Abgrenzung vom Marxismus zu tun, auch als er sich Fragen der Moderne, des Eurozentrismus und der Globalisierung zuwandte. Es ging ihm immer auch um eine Erneuerung und Aktualisierung marxistischer Grundannahmen, etwa in Form einer Revision zentraler Begriffe wie dem der Arbeit.

    S. 10-11: K L A S S E U N D K L A S S I F I Z I E R U N G
    Es lässt sich ohne Weiteres sagen, dass Quijano eine Diskussion aufgreift und vertieft, die sowohl auf theoretischer wie auch auf politischer Ebene von José Carlos Mariátegui (1894–1930) angestoßen worden war. Der ebenfalls peruanische Marxist und Mitbegründer der sozialistischen Partei Perus (1928) hatte Ende der 1920er Jahre auf die besondere Situation Lateinamerikas, insbesondere im Hinblick auf die
    ökonomische Rückständigkeit der ländlichen Regionen, hingewiesen und nach den Konsequenzen gefragt, die daraus für eine marxistische Gesellschaftsanalyse – und selbstverständlich auch für linke Politik - zu ziehen seien.6 Mariätegui stellte mit seiner Feststellung, dass 90 Prozent der Indigenen in Lateinamerika nicht Proletarier, sondern Leibeigene seien, nicht nur die zentrale Fokussierung marxistischer Strategie auf das Industrieproletariat in Frage. Zu gleich tat sich theoretisch das Problem auf, wie die Zugehörigkeit zu ethnisch bestimmten Gruppen mit derjenigen zu sozialen Klasen ins Verhältnis zu setzen sei.

    Quijano greift diese Frage auf und beantwortet sie mit einem Modell rassialisierter Klassifizierung, die unmittelbar mit dem (kapitalistischen) Produktionsprozess zusammenhängt. Zunächst leitet sich die Zugehörigkeit zu einer Klasse laut Quijano nicht automatisch aus dem Produktionsprozess oder aus gesellschaftlichen Strukturen ab, sondern sie ist ein Effekt sozialer Kämpfe
  15. Cover des Buches Das kommunistische Manifest (ISBN: 9783866474390)
    Karl Marx

    Das kommunistische Manifest

     (6)
    Aktuelle Rezension von: Ines_Mueller
    "Ein Gespenst geht um in Europa - das Gespenst des Kommunismus." Karl Marx ist ohne Zweifel der bekannteste Deutsche aller Zeiten. Er war der Begründer des Kommunismus und seine Werke "Das Kapital" oder "Das kommunistische Manifest" sind weltberühmt. Da ich in der Schule einen Leistungskurs in Geschichte belege und wir das Thema Kommunismus gerade behandeln, besorgte ich mir dieses Buch. Marx und Engels verfassten "Das kommunistische Manifest" für die Arbeiter, bzw das Proletariat. Dieses sollte sich gegen die Bourgeoisie erheben, die Macht an sich reißen und eine Gesellschaft errichten, in der jeder Bürger gleich ist. Obwohl es sich dabei um ein schweres Thema handelt, verwendeten Marx und Engels einen relativ leicht zu verstehenden Schreibstil, was vorallem daran liegt, dass dieses Buch für Arbeiter geschrieben wurde. Von einer Gesellschaft, in der jeder gleich ist und in der es jedem Bürger gut geht, haben wohl die meisten von uns schon einmal geträumt. Dabei stellt sich allerdings die Frage, ob solch eine Gesellschaft überhaupt umsetzbar ist? Schließlich liegt es in der Natur des Menschen egoistisch zu sein. Gegen Ende verlor dieses Buch meiner Meinung nach deutlich an Qualität, was aber wohl daran liegt, dass mich der Sozialismus nicht sonderlich interessiert. Deshalb gute drei Sterne von mir.
  16. Cover des Buches Vom Anfang bis heute (ISBN: 9783328100065)
    Loel Zwecker

    Vom Anfang bis heute

     (19)
    Aktuelle Rezension von: Wolfhound

    Loel Zwecker komprimiert uns hier die Weltgeschichte auf unter 500 Seiten. 

    Dabei schafft er es durch seinen Schreibstil, aber auch durch vereinzelt eingestreute unnütze Anekdoten, den manchmal doch recht trockenen Geschichtsaspekt aufzulockern. An einigen Stellen konnte ich mir ein Schmunzeln oder auch Lachen nicht verkneifen. 

    Die Themen sind gut aufgearbeitet und machen auch Spaß. So bekommt man einen schönen knackig kurzen Einblick in vielen Aspekte unserer Geschichte.

    Jedoch werden auch hier (unvermeidbare?!) Schwerpunkte wie z. b. die französische Revolution gesetzt und andere Bereiche werden nur angerissen. So werden Jahrhunderte der afrikanischen Geschichte nur wenige Seiten. 

    Auf der anderen Seite sind so schwierige Themen wie Rassismus und die Kolonialisierung meiner Meinung nach gut dargestellt und aufgearbeitet.

    Leider ist der lockere, moderne Stil des Buches auch auf einigen Strecken etwas anstrengend und die Coolness und der Humor wirken zu gewollt, was mir zum Ende hin den Lesespaß etwas verhagelt hat. Dennoch ist es ein absolut lesenswertes Buch, aus dem man einiges mitnehmen kann und das mein Wissen in einigen Belangen doch wieder sehr aufgefrischt hat

  17. Cover des Buches Karl Marx - Friedrich Engels. Studienausgabe in 5 Bänden / Philosophie (ISBN: 9783746681252)
  18. Cover des Buches Der rote Großvater erzählt (ISBN: 9783596214457)

    Der rote Großvater erzählt

     (3)
    Aktuelle Rezension von: Glattwalzwerk
    Das Buch handelt von dem Kampf der Kommunisten als die Nazis die Macht ergriffen haben. Es erzählt ausschließlich wahre erlebte Geschichten, viele davon von den Personen selbst erzählt. Besonders schön fand ich die Geschichte "Zirkus Konzentrazani". Sie erzählt eine Geschichte aus einem KZ in dem die Gefangenen, mit Zustimmung der SS Leute ein Zirkusprogramm zusammenstellten und im KZ aufgeführt haben. Es sollte den Gefangenen Mut machen, einen Sinn geben und der SS zeigen, dass sie Menschen und keine Tiere sind. In dem Selben KZ und von den Selben Personen stammt das berühmte Lied mit der Zeile: " Wir sind die Moorsoldaten und ziehen mit dem SPaten ins Moor." Auch die Letzte Geschichte hat mir ausgesprochen gut gefallen. Sie erzählt die Geschichte eines Bauern der von einem russischen Leutnant eine Frau und ein Kind zu Pflege zugewiesen bekommt. Ein Kritikpunkt den ich habe, was aber nur meine persönliche Meinung ist, ist die Art wie das Buch erzähl wird. Teilweise ist es gut geschrieben. Teilweise aber auch in Umgangssprache, was ich als unangenehm zu lesen empfand.
  19. Cover des Buches Das Manifest der Kommunistischen Partei (ISBN: 9783852522852)
    Karl Marx

    Das Manifest der Kommunistischen Partei

     (8)
    Aktuelle Rezension von: AuroraM

    Für Geschichtsinteressierte ist es wirklich interessant zu lesen.

  20. Cover des Buches Die Armen (ISBN: 9783596124329)
  21. Cover des Buches Politische Schriften (ISBN: 9783434460954)
    Rosa Luxemburg

    Politische Schriften

     (1)
    Noch keine Rezension vorhanden
  22. Cover des Buches Der BFC war schuld am Mauerbau (ISBN: 9783746618616)
    Andreas Gläser

    Der BFC war schuld am Mauerbau

     (3)
    Aktuelle Rezension von: BRB-Jörg
    Kennt Ihr das?: Man kauft sich ein Buch, liest es an, und findet es doof. Nach 30-40 Seiten gibt man auf und stellt es zurück ins Regal, wo es lange vor sich hin vegetiert, bis man ihm irgendwann doch nochmal eine Chance gibt - und plötzlich zündet es. So ging es mir vor wenigen Tagen mit dem vorliegenden Buch. 2002 gekauft, wollte ich damals eigentlich ein Fußballbuch lesen und stellte fest, dass es sich hier eigentlich nur um proletarische Gossenliteratur handelt, und nur nebengründig um Fußball, und der Schreibstil war auch mehr als gewöhnungsbedürftig, also gar nicht mein Ding. Damals war ich 25 Jahre alt. Mittlerweile bin ich 33, habe zahlreiche vergleichbare Bücher gelesen, und wurde nun endlich warm mit Gläsers erstem Buch. Okay, seine Geschichten aus dem "Zonenzombie", einem in den 90er Jahren erschienenen Fanzine rund um den BFC Dynamo, wusste ich schon damals zu schätzen. Nach ein paar Jahren vergleichbarer Lebenserfahrung finde ich mich aber nun im Buch wieder. Gläser beschreibt hier nichts anderes als seine Geschichte, in scheinbar zusammengewürfelten Kapiteln, aber dennoch mit einem roten Faden. Als gelernter DDR-Bürger, alles andere als systemkonform, wurde ihm im August 1989 endlich seine Ausreise nach Westberlin genehmigt, wo er jedoch nie wirklich zurecht kam. Drei Monate später kann er schon wieder seine Familie in Hohenschönhausen besuchen, und bald zieht es ihn schon wieder gen Osten. Als Arbeitsloser in einer Hinterhofs-Erdgeschoss-Wohnung im Prenzlauer Berg schildert er seine Sicht auf die Absurditäten des Lebens, und natürlich spielt Fußball meist eine Rolle - teilweise vordergründig, oftmals nur zwischen den Zeilen, nicht selten mittels Insidergags. Schnörkellos, ehrlich und direkt, subversiv und über alle Maßen beschreibt bzw. karikiert er den typischen Berliner und beweist, dass er als klassicher Proletarier weitaus mehr im Kopf und vor allem wesentlich interessantere Denkansätze hat, als 90% der sogenannten Intellektuellen. Sein Stil bleibt dabei immer frei Schnauze, über manche Formulierungen kann man einfach nur lauthals lachen, und vor allem irgendwo prollig - aber immer mit Niveau. Wer Bücher wie "200 Gramm Punkrock" von Jan Off oder "Sternstunden der Bedeutungslosigkeit" von Rocko Schamoni liebt, soll hier alleine aus stilistischen Gründen unbedingt mal reinlesen. Aber auch der Inhalt lohnt sich ohne Zweifel...
  23. Cover des Buches Frauen-Geschichte (ISBN: 9783518112847)
    Ute Frevert

    Frauen-Geschichte

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Admiral
    Die Frau in 200 Jahren Geschichte. Auf einem chronologisch und thematisch gemischten Weg beschreibt Ute Frevert in diesem Buch "Frauen-Geschichte- Zwischen Bürgerlicher Verbesserung und Neuer Weiblichkeit" (1986) den Weg des weiblichen Geschlechts bis in die Gegenwart.


    Frevert hat die lange Zeitspanne in 5 Phasen eingeteilt und diese unter verschiedenen Fragestellungen beleuchtet. So behandelt beispielsweise das Kapitel zum 19. Jahrhundert ("Kapitel II. Das 19. Jahrhundert: Einhegung und Aufbruch"; S. 63-145) die Reaktion des Biedermeier auf die Enttäuschung der fehlenden politischen Integration oder die Frauenbewegung im Rahmen der Revolution von 1848. Hier differenziert sie auch das Kollektiv der Frau auf und unterscheidet sozialdemokratische, proletarische und bürgerliche Frauen. Der erste umfassende Vorstoß für die Frauen in "moderne" Verhältnisse findet dann in der Weimarer Republik statt ("Kapitel III. Die Entdeckung der 'modernen Frau' 1914-1933"; S. 146-199), wo aus der Katastrophe des 1. WK heraus eine umfassende Verselbständigung der Frau notwendig wurde, da Männer in großer Zahl ausfielen, da sie eingezogen wurden und dort evtl. auch umkamen. Frauen fanden hier Betätigungsfelder in vorher von Männer dominierten Bereichen der Wirtschaft und übernahmen zu Hause die direkte Führung. Der BDF (Bund Deutscher Frauenvereine) wirkte auch intensiv und öffentlichkeitswirksam an Durchhalteparolen mit (S. 146-163).


    Positiv anzumerken ist auch, dass aus dem Buch heraus so gut wie keine Intention herauszulesen ist. Es liest sich nicht wie eine zielgerichtete Beschreibung der Frauen aus der männlichen Knecktschaft heraus in eine freie, glorreiche Emanzipation (oder ähnliches). Hin und wieder klang vielleicht (!) eine gewisse Verteidigung der kollaborierenden Frauen mit dem Nazi-Regime durch (S. 208 ?) und widerständige Frauen scheinen auch eher Platz zugesprochen zu bekommen.


    Was meiner Meinung nach noch immer brandaktuell ist, ist ihre Andeutung der fehlenden Männeremanzipation (sic !). Nicht nur Frauen sollen in von ehemals männerdominierte Bereiche vordringen, sondern auch Männer können/sollen/müssen in ehemals von Frauen dominierte Bereiche vordringen, um eine optimale Gleichwertigkeit bewirken zu können (S. 313). Hier ist jedoch auch der makel anzumerken, dass Frevert nicht auf die Kinder als leidtragende einer nur zT durchdachten Emanzipation zu betrachten sind (schaut dazu mal in meine Kommentare hier zu Gaschke rein. ich denke, ich habe auch mal was zu ihr geschrieben). Einerseits sind Frauen zur Verantwortung zu ziehen, da sie die ihnen vormals zustehende familiäre Sphäre vernachlässigen, um sich selbst zu verwirklichen, andererseits sind (wahrscheinlich noch mehr !) Männer daran beteiligt gewesen, da sich kein Verständnis bei ihnen dafür entwickelte, dass sie sich mehr im familiären Bereich betätigen. Dieses Thema schneidet Frevert nur sehr dezent.



    Hiermit wäre ich schon bei meinem letzten Punkt. Ihr habt gesehen, dass das Buch 1986 publiziert wurde. Damit ist das Buch überholt. Dass es eine Frauenquote gibt, dass Merkel und von der Leyen so wichte Ressorts und politische Funktionen übernommen haben, dass an Universitäten mittlerweile die Hälfte der Studenten (oft sogar noch mehr !) Frauen sind und dass es mittlerweile sogar (meiner sehr subjektiven Auffassung nach !) sozial betrachtet, beinahe bereits zu einer Bevorzugung des weiblichen Geschlechts kommt ("Genderkeule" ?), ist wohl aus zeitgenössischer Sicht des Buches nicht bis nur zT absehbar.
    Dennoch sind noch immer einige Probleme, die auch Frevert anspricht, brandaktuell: eben die Männeremanzipation und die punktuell noch immer vorhandene Frauenzurücksetzung im Beruf zB.
    Dennoch täte dem Buch mal eine Aktualisierung ganz gut. Es würde sich auch lohnen, weil der Großteil des Buches eine historische Fragestellung ist.




    Kurze Schlussanmerkung: schön, dass es keine gegenderte Sprache ist.

  24. Cover des Buches Dunkle Tage (ISBN: 9783866800724)
    Gunnar Kunz

    Dunkle Tage

     (12)
    Aktuelle Rezension von: Igelmanu66

    »Halb Berlin dürfte ein Motiv gehabt haben, Max Unger umzubringen, und ich wage zu behaupten, dass sein Tod mehr Sektkorken knallen als Tränen fließen lässt.«

     

    Berlin, 1920. Es ist ein sehr blutiger Tatort, an den Kriminalkommissar Gregor Lilienthal gerufen wird. Der Unternehmer Max Unger hat sich zu Lebzeiten reichlich Feinde gemacht, ein Motiv für den brutalen Mord hätten nicht wenige Menschen. Gregor bittet seinen Bruder Hendrik, Professor für Philosophie, ihn mit seinem wachen Verstand bei einigen kniffligen Ermittlungsansätzen zu unterstützen. Und noch jemand stürzt sich auf eigene Faust in die Suche nach dem Täter: Diana Escher, Physikstudentin und Nichte des Ermordeten.

     

    Einen klassischen Krimi vor hochinteressanter historischer Kulisse hat der Autor hier geschaffen. Ihm gelingt es mit intensiven Schilderungen die Atmosphäre der Nachkriegszeit darzustellen, viele Menschen leiden Not und sorgen sich um ihre Zukunft. Rechte Tendenzen, der Kapp-Putsch, die Morde an Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg – die Stimmung ist politisch aufgeheizt. Hat der Mord womöglich ebenfalls einen politischen Hintergrund?

     

    Der Krimi liest sich flott, ist spannend und die Auflösung wirkt schlüssig. Bei den Ermittlern liegt der Fokus auf Hendrik und Diana, beide Charaktere sind gut ausgearbeitet, wogegen Gregor etwas blass bleibt. In der Summe fühlte ich mich gut unterhalten.

     

    Fazit: Klassischer Krimi vor hochinteressanter historischer Kulisse. Ich fühlte mich gut unterhalten.

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