Bücher mit dem Tag "pseudowissenschaft"

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11 Bücher

  1. Cover des Buches Generation Doof (ISBN: 9783838706177)
    Stefan Bonner

    Generation Doof

     (661)
    Aktuelle Rezension von: KiraNear

    Titel: Generation Doof

    Autor*in: Stefan Bonner, Anne Weiss

    Erschienen in Deutschland: 2008

    Originaltitel: -

    Erschienen in -: -

    Übersetzer*in: - 

     

    Weitere Informationen:

    Genre: Sachbuch

    Preis: € 8,95 [D] | € 9,20 [A]

    Seiten: 335

    Sprache: Deutsch

    ISBN: 978-3-404-60596-5

    Verlag: Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG

     

    Inhalt:

    Einzelfälle? Mitnichten. Eine ganze Generation scheint zu verblöden. Der Staatsanwalt von nebenan erzieht seine Kinder mit der Spielkonsole. Germanistikstudenten sind der deutschen Sprache nicht mehr mächtig. Eine Karriere als Popstar erscheint dem Bäckerlehrling verlockender als eine solide Ausbildung.

    Wie dumm ist diese Generation wirklich? Anne Weiss und Stefan Bonner müssen es wissen. Denn sie gehören dazu.

     

     

    Meinung (Achtung, möglicherweise Spoiler!):

    Bevor ich meine Meinung über das Buch sage, muss ich erstmal eine Sache loswerden: Das Buch erschien vor längerer Zeit, genauer gesagt 2008 (wie ihr ja oben bei den Daten bereits gesehen habt). Zu Teilen kann ich dem Buch zustimmen, zu anderen nicht und man merkt dem Buch das Alter auch an. Manche der Kritiken, die an die Jugendlichen gerichtet werden, die die ganze Zeit vorm TV hocken und dort unrealistischen Idealen nacheifern, lässt sich in die heutige Zeit übertragen. Natürich in angepasster, aktualisierter Form. Wenn man den TV durch Social Media wie Tiktok, Youtube, Snapchat ersetzt, dann könnte so mancher Satz heute noch kommen. Beziehungsweise ich hatte das Gefühl, dass so manche Kritik auch heute noch so geäußert werden könnte.

    Aber! Man sollte hier ins Detail reingehen und ich muss sagen, dass ich nicht komplett mit dem Buch oder der Meinung der Autoren mitgehe. Und das fängt schon bei der Definition von "Generation Doof" an. Denn welche Generation ist damit denn überhaupt gemeint? Wenn man sich mal ansieht, wann die beiden Autoren geboren sind (1974 und 1975), dann gehören die beiden zur Generation X (1965-79). Diese Generation bewegte sich altermäßig im Jahr 2008 zwischen 29 und 43 Jahren. Aus mir aber unbekannten Gründen aber entscheiden sie sich, den Definitonsbogen weiter zu spannen.

    "Es ist die Generation der heute Fünfzehn- bis Fünfundvierzigjährigen." Also allen Menschen, die 2008 zwischen 1990 und 1963 geboren sind. Allerdings passt das nicht mit den Generationsbezeichnungen zusammen, die wir heute haben. Denn in dem von den Autoren gewählten Zeitrahmen ist nicht nur eine Generation vorhanden, sondern genauer gesagt drei.

    Da haben wir die Babyboomer (1946 - 1964), Generation X (1965 - 1979) und Generation X aka Millennials (1980 -1994).

    Und das sind drei verschiedene Generationen, die hier quasi über einen Kamm geschert werden, obwohl sie eigentlich ganz klar keine klare, homogene Masse sind.

    Mal abgesehen davon, dass die beiden Autoren erstmal diese lange Zeitspanne aufgestellt haben, nur um sich dann die meiste Zeit "über die Jugend aufzuregen". Also das zu tun, was quasi schon seit den alten Griechen so eine Art Volkssport ist.

    Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr, wie lange das Buch auf meinem SuB liegt, woher ich es habe oder warum genau ich es mir geholt habe. Vermutlich hatte mich der Titel, wie auch die Beschreibung neugierig gemacht. Heute kann ich es nur noch vermuten. Entweder liegt es schon seit Jahren auf meinem SuB oder es war eines der vielen Bücher, die ich letztes Jahr geschenkt bekommen habe. Jedenfalls hatte ich mir das Buch dann doch anders vorgestellt.

    Denn trotz der vielen berechtigten Kritik, die in dem Buch steckt: Ich hatte beim Lesen oft kein gutes Gefühl.

    Denn oft genug, auch wenn die beiden sagen: Wir gehören zu "dieser Generation" dazu, schreiben die beiden ziemlich oft gefühlt von oben herab und zeigten Dinge auf. Zeigten "Hey, der hat was dummes gemacht" oder "Die hat was dummes gemacht", nur, um dann sagen zu können: Wir sind besser als die. Das machte die beiden nicht gerade symphatisch in meinen Augen.

    Oft genug gibt es auch Lösungsvorschläge und am Ende wird auch ein wenig zurückgerudert, aber das kommt angesichts der vielen Texte davor ein wenig schwach rüber.

    Bei manchen Texten war mir nicht ganz klar, was das Anliegen bzw die Absicht der Autoren dahinter war, und sie waren sich offenbar auch nicht immer sicher, was sie damit sagen wollten. Oder es ist ihnen schlicht nicht gelungen, das verständlicher rüberzubringen. Das kann ich nicht so genau beurteilen.

    Btw, ja, ich weiß, das war damals üblich so in den Medien, aber wenn man einfach ungefiltert die Worte "Killerspiele" und "Gewaltfilme" benutzt, ohne diese zu kritisieren (Das werden sie in dem Buch meiner Meinung nach nicht so wirklich bzw viel zu wenig), das ist dann auch nicht sehr hilfreich.

    Andere Punkte, die kritisiert werden, konnte ich gar nicht nachvollziehen, wie Kosename von Pärchen. Klar, so mancher Kosename ist vllt sehr peinlich oder man denkt sich: Muss das sein? Aber am Ende dachte ich mir: Hey, wenn es den beiden gefällt, lass sie doch machen. Sich deswegen überlegen zu fühlen, weil man seinem Partner keinen "peinlichen" Spitznamen gibt, ist meiner Meinung nach absolut nicht richtig. Oft genug saß ich wegen solchen Momenten da und dachte mir: Muss das sein? Fühlten sich die beiden deswegen jetzt wie bessere Menschen?

     

    Fazit:

    Wie gesagt, das Buch hat gute Punkte, aber auch schlechte. Und in meinen Augen wurde durch diese offen verwendete Überheblichkeit so einiges an Sympathiepunkten für mich verschenkt. Klar, das Buch ist heute im Jahr 2024 nicht mehr ganz so aktuell, was früher Dieter Bohlen war, sind heute diverse Leute auf Twitch und Tiktok. Wenn man ein bisschen mehr Energie und Text in die Ursachen reingesteckt hätte, wie auch in tieferen Lösungsvorschlägen, dann hätte mir das persönlich doch viel besser gefallen. Auch ein bisschen weniger "Fingerzeigen" und "Dududu", weniger "Überheblichkeit" und "Ach, wir sind doch eh alle verloren". Das alles hätte dem Buch sicherlich gut getan.

    Tja, was soll ich jetzt dazu sagen? Am Ende fand ich es eher so mittel und der Ton der beiden Autoren ging mir doch recht auf die Nerven. Ich hatte zwar gehofft, dass es sich bessern würde ... von mir bekommt das Buch insgesamt zwei Sterne. Zur damaligen Zeit war es sicherlich interessant, wenn man es gelesen hat. Aber heute muss das echt nicht mehr sein. 

  2. Cover des Buches Der Drache in meiner Garage oder Die Kunst der Wissenschaft, Unsinn zu entlarven (ISBN: 9783426269121)
    Carl Sagan

    Der Drache in meiner Garage oder Die Kunst der Wissenschaft, Unsinn zu entlarven

     (14)
    Aktuelle Rezension von: RapsUndRuebe

    Inhalt:
    Siehe Klappentext und andere Rezensionen. Grundsätzlich will Herr Sagan die vielen Pseudowissenschaften mit wissenschaftlichen Ansätzen auseinandernehmen.

    Stil:
    Leicht zu lesen, aber unwahrscheinlich bemühend.

    Fazit:
    Unbrauchbar. Herr Sagan entschuldigt sich auf jeder Seite mehrmals, dass er jetzt die vielen Pseudowissenschaften, wie Horoskope, Alienentführungen, Antlantis und und und widerlegt. Dies ist auf Dauer echt mühsam. Ausserdem fragt man sich wirklich, ob es so viel dumme Leute gibt, die wirklich so echt an diese vielen aufgezählten Pseudowissenschaften glauben, dass es ein Buch braucht um diese zu widerlegen. Ich habe bis Seite 100 gelesen. ich habe mich wirklich bemüht, da ich eigentlich von Herr Sagan sehr viel halte. Seine Bücher "Blauer Punkt im All" und "Unser Kosmos" sind grandios und haben einen festen Platz in meinem Bücherregal. Schade, dieses Buch ist für die Katz' (Aber mein Tiger wollte es auch nicht lesen) :-)

  3. Cover des Buches Hände weg von diesem Buch! (ISBN: 9783980710688)
    Jan van Helsing

    Hände weg von diesem Buch!

     (49)
    Aktuelle Rezension von: holden87
    Ein Buch welches mir eher wie ein Atlas von Absurditäten vorkam. Van Helsing bedient die alten & gängigen Freimaurer-Klischees. Wer sich wirklich korrekt über Freimaurer oder deren Logenarbeit informieren möchte, sollte die Hände von diesem Buch tatsächlich weglassen. 


    Vielleicht steckt auch verlegerisch-kommerzielles Kalkül dahinter, die gesunde  Neugier von Menschen welche sich für die Freimaurerei oder deren Logenarbeit interessieren, wird  mit Sensationsgeschichten anstelle von Information gesättigt... 


    Dieser Absicht ein pseudowissenschaftliches Gewand übergeworfen, Darstellungen perfekt und intelligent zusammengestellt: Zugeben ein sehr unterhaltsames Buch. 


    Nicht immer ist die Freimaurerei mit Schlagwörtern wie "Verschwörungstheorie" oder "Geheimbund" gleichzusetzen, oftmals ist es nur Unwissenheit, die sich als Wissen geriert... 














  4. Cover des Buches Dianetik-Der Leitfaden für den menschlichen Verstand (ISBN: 9788773368992)
    L Ronald Hubbard

    Dianetik-Der Leitfaden für den menschlichen Verstand

     (2)
    Aktuelle Rezension von: NailujEgnassa
    '' Die Dianetik enthält Entdeckungen, die die Erfindung des Rades oder Feuers in den Schatten stellen, und ist daher seit mehr als 50 Jahren ein Bestseller. Mit über 20 Millionen gedruckten Exemplaren erzeugt das Buch eine Bewegung, die praktisch jedes Land der Erde umspannt, und ist zweifellos das meistgelesene und einflussreichste Buch, das je über den menschlichen Verstand geschrieben wurde. '' Dieses Zitat wird von Scientology gerne benutzt, um den angeblichen Einfluss von Dianetik zu unterstreichen. Doch wenn jemand mit solchen Superlativen um sich wirft, kann man nur misstrauisch sein. Für das Verständnis des Buches ist es auch wichtig zu wissen, dass Dianetik als Vorläufer von Scientology verstanden werden muss und heute dazu dient, Leute mit Scientology vertraut zu machen. Das Buch gliedert sich in einen theoretischen und einen praktischen Teil, welche den Leser auf die Anwendung des sogenannten Dianetik-Auditings ( lat. audire = zuhören ) vorbereiten soll. Den Kernpunkt des Buches kann man in kurzen Worten fassen. Der reaktive Verstand ist laut Hubbard Wurzel allen Übels. Denn in ihm werden die schmerzvollen Erinnerungen gespeichert und diese wirken sich dann später negativ aus auf uns, ohne dass wir es merken. Wer sich in Psychologie und in der Psychoanalyse auskennt, der wird es in der einen oder anderen Form kennen. Doch der Autor trägt dem englischen Originaltitel ''Modern science of mental health'' in keiner Weise Rechnung. Denn auf folgenden Seiten geschieht genau das, was den Anhänger von Scientology vorgeworfen wird. Indoktrination. Dieses Buch ist das genaue Gegenteil von Wissenschaft. Herr Hubbard versucht auf den ca. 600 Seiten dem Leser klar zu machen, dass alles auf wissenschaftlichen Experimenten beruht, doch führt er auf keiner Seite auf wie diese aussehen, geschweige denn, mit wie vielen Personen er diese durchgeführt haben soll. Auch ist er sich nicht zu schade, andere Personengruppen als krank abzustempeln. So werden auch Homosexuelle als aberrierte Personen abgetan, also Menschen die im Kopf nicht geistig gesund sind und führt auf den nächsten Seiten auf, wie mit solchen Personen zu verfahren ist. Spätestens ab dieser Stelle ( ca. S. 100 ) wird es lächerlich und man fragt sich, wie man dieses Buch als eine derart große Erfindung deklarieren kann. Auch dass immer wieder versucht wird, das Buch in einem guten Licht darzustellen, hat es eindeutig nicht verdient. Wenn ein Autor bestimmte Theorien in der Psychologie und Psychoanalyse abkupfert und sich auch im esoterischen Bereich bedient, es dann durcheinander mischt und es als seine eigene ausgibt, nicht darlegen und beschreiben kann, wie seine Experimente denn aussehen, auf deren Grundlagen das Buch geschrieben wurde, dann sehe ich keinen Anlass dafür, das Buch ernst zu nehmen. Dass es als solches gepriesen wird verstehe ich eher als Ironie denn als ernst gemeinte Beschreibung dessen, was es beinhaltet. Wer etwas über den menschlichen Verstand und die Auswirkungen der Vergangenheit auf unser Leben wissen möchte, sollte sich lieber mit seriöser Literatur beschäftigen. Natürlich darf jeder frei entscheiden und kann sich gerne ein eigenes Bild davon machen, das möchte ich gar nicht in Abrede stellen. Darum sollte es vielleicht eher als gut gemeinter Rat verstanden werden, seine Zeit sinnvoller zu gestalten.
  5. Cover des Buches Gefährlicher Glaube: Die radikale Gedankenwelt der Esoterik (ISBN: B0BK9H325L)
  6. Cover des Buches Von Geistern und Gespenster (ISBN: 9783811889606)
    Die Welt des Unerklärlichen

    Von Geistern und Gespenster

     (5)
    Aktuelle Rezension von: glasratz

    Eine ziellose Aneinanderreihung von relativ uninteressanten, spannungslosen, angeblich echten Geistergeschichten. Diese werden mit dem mit halbherzigen Versuchen parapsychologischer Deutungen abgerundet, wobei das Buch unfreiwillig komisch wirkt. Der Autor bemüht sich verzweifelt den Erzählungen durch abenteuerliche Argumentationen Glaubwürdigkeit zu verleihen, auch wenn es sich dabei um nicht mehr als moderne Sagen oder Zeitungsenten handelt.

    Eigentlich habe ich dieses Buch gekauft, da ich ein paar nette "wahre" Gruselgeschichten auf der Toilette lesen wollte. Dazu ist es nicht geeignet.

  7. Cover des Buches Halley, Hünen, Hinkelsteine (ISBN: 9783423621144)
    Peter James

    Halley, Hünen, Hinkelsteine

     (4)
    Aktuelle Rezension von: cicero
    Wichtiges Werk - 1000 Anregungen - 100 Irrtümer - Atlantis - Schliemann: Wichtiges Werk: Dieses Buch folgt einem hochinteressanten Ansatz: Wissenschaftler besprechen alle die Fragen, um die sich sonst nur Pseudo-Wissenschaftler kümmern. Damit wird ein vielbeklagtes Schweigen gebrochen und jeder hat die Möglichkeit, die "etablierte" Sicht auf die Dinge kennenzulernen. Jeder, der ernsthaft an geschichtlichen Rätseln interessiert ist, wird dieses Buch sehr schätzen - auch wenn er seinen Thesen im Einzelfall nicht zustimmen kann, denn es verschafft ungeahnte Anregungen! 1000 Anregungen: Man liest ein solches Buch schließlich nicht, um alles zu glauben, sondern um einen bestimmten Blickwinkel kennenzulernen. Auf diese Weise kommt man zu zahllosen Anregungen zu eigenem Denken. Das Buch ist wahrhaft voll davon und liefert eine Fülle an Informationen und Quellenangaben. Die Zahl der Themen ist groß, hier ist für jeden etwas dabei. 100 Irrtümer: Auch die Autoren dieses Buches sind nur Menschen. Leider erfüllen Sie in manchen Punkten das Klischee des Wissenschaftlers, der mit allzu brüchigen Argumenten eine Hypothese als Pseudo-Wissenschaft abstempelt. Davon sollte man sich aber nicht abhalten lassen, dazu ist das Buch zu gut. Dieses beklagenswerte Phänomen sei an zwei Beispielen demonstriert: 1. Atlantis. Natürlich (?) halten die Autoren Atlantis für eine Erfindung des Platon. Ihre Argumente sind jedoch teilweise sehr leicht als falsch zu entlarven. Z.B. meinen sie, schon zu Platons Zeiten hätte jeder Leser die Atlantis-Erzählung sofort als surreal erkennen können, was definitiv falsch ist. Bessere Literatur zu Atlantis ist: Franke, "Mit Herodot auf den Spuren von Atlantis", ein Buch, das auf wissenschaftlichem Niveau die Möglichkeit prüft, ob Atlantis ein realer Ort sein könnte, ohne sich in einer bestimmten Lokalisierungshypothese zu verzetteln. Und: Vidal-Naquet, "Atlantis", 2006: Ein Buch, das kenntnisreich die These vertritt, dass Atlantis eine Erfindung von Platon sei. Für diese Auffassung ist (war) Vidal-Naquet die weltweit führende Autorität. 2. Schliemann. Heinrich Schliemann wird in diesem Buch ungerecht behandelt. Es trifft natürlich zu, dass Schliemann nicht der erste war, der Troja bei Hissarlik vermutete, dass Troja in Wahrheit nicht sein Kindheitstraum war, und dass Schliemann ein zu sehr auf Publicity bedachter Geschäftsmann statt Wissenschaftler war. Aber: Alle vor ihm vermuteten Troja nur bei Hissarlik, einschließlich Calvert, während Schliemann in der Lage war, sofort die Wahrheit von Calverts Vermutung zu erkennen, und Schliemann war auch der erste, der es öffentlich behauptete und durch Grabung belegte und dieser Auffassung schließlich zum Durchbruch verhalf. Er verschwieg dabei keineswegs, dass er den heißen Tipp von Calvert hatte. Insofern trägt er den Titel "Entdecker Trojas" nicht zu Unrecht, auch wenn er sich über Gebühr inszeniert hat.
  8. Cover des Buches Pyramidengeheimnisse? (ISBN: 9783981200034)
    Frank Dörnenburg

    Pyramidengeheimnisse?

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    Der Autor, ein selbsternannter „Pyramiden Experte“, der in diversen Internetforen über renommierte Fachleute und Ägyptologen herzieht und dabei unermüdlich für sein „Fachbuch“ wirbt, stellt hier lediglich ein Bildband vor. Die zahlreichen „Urlaubsfotos“ werden mit eigenen „Thesen“ und „Fakten“ untermauert, die jedoch dem Stand der Forschung nicht standhalten können. Großes Vergnügen bereitet es dem Autor andere Sachbuchautoren, vor allem aus der Paläo-SETI Branche durch den Kakao zu ziehen... Dabei ignoriert er, dass die Pyramidenforschung keineswegs abgeschlossen ist und noch jede Menge ungelöster Fragen beantwortet werden müssen... Versierte Ägyptologen arbeiten mit fundierten Fakten, die mit professionellen Skizzen, Rissen, etc. unterstützt und belegt werden, bunte Touristen-Hochglanzbilder gehören eher nicht dazu... Wer sich einen umfassenden Einblick in diese faszinierende Materie machen möchte, der sollte lieber Bücher ausgewiesener Fachleute lesen, z.B. „Die Cheops Pyramide“ von Georges Goyon und „Das Geheimnis der Pyramiden“ von Jean-Philippe Lauer. Wer aber sein Bücherregal mit einem weiteren Bildband füllen möchte, der kann auch dieses Buch dazu nutzen...
  9. Cover des Buches Das erfundene Mittelalter (ISBN: 9783548364292)
    Heribert Illig

    Das erfundene Mittelalter

     (6)
    Aktuelle Rezension von: Ovidia
    Selten habe ich ein so schlechtes Buch gelesen, dass auch noch in Anspruch nahm, wissenschaftlich zu sein! Arbeitsweise und Recherche sind ebenso unwissenschaftlich wie die Argumentation. Diese dreht sich im Kreis, es werden überwiegend Werke von Illig selbst oder seinen "Mitstreitern" zitiert. Seine selbstverliebte Schreibweise ist extrem nervtötend, Geld und Zeit kann man weitaus besser investieren!
  10. Cover des Buches Tatort "Troia" (ISBN: 9783506770097)
    Frank Kolb

    Tatort "Troia"

     (1)
    Aktuelle Rezension von: cicero
    Troja als Trojanisches Pferd der Türkei zum EU-Beitritt . Dieses Buch ist ein absolutes must-read für jeden historisch Interessierten. Frank Kolb entlarvt einen hochexplosiven Cocktail aus politischen und wirtschaftlichen Interessen, Verbiegungen und Fälschungen von Grabungsergebnissen und deren Deutung, bis hin zur Bedienung von Zeitgeist und Wunschdenkens des Publikums. . Grundlage: . Wer verstehen will, was bei der Troja-Grabung schiefgelaufen ist, muss sich zunächst etwas mit der türkischen Staatsideologie vertraut machen: Atatürk schuf gewissermaßen eine Neugründung des osmanischen Vielvölkerstaates im Kleinformat, nämlich beschränkt auf die anatolische Halbinsel. Gemäß der neuen Ideologie des "Anatolismus" gäbe es von Urzeiten an eine gemeinsame "anatolische" Identität aller Völker auf türkischem Staatsgebiet. Auf diese Weise vereinnahmt die Türkei kulturell alles für sich, was auf ihrem Staatsgebiet jemals geschah: Die neolithische Agrarrevolution in der Jungsteinzeit, das Hethiterreich, aber auch die ionischen Naturphilosophen, Herodot von Halikarnassos oder Homer und eben Troja. Indem man Homer nicht zuerst als griechisch sondern als "anatolisch" definiert, kommt man zu der (selbst dann noch ziemlich kurzschlüssigen) Behauptung, dass die griechische Kultur ihre Blüte allein der anatolischen Kultur verdanke. Kurz: Man beansprucht nichts weniger als die Wiege der Menschheitskultur, der Zivilisation schlechthin zu sein. . Gemäß der türkischen Staatsideologie steht die "Zivilisation" über den einzelnen "Kulturen", die gleichberechtigt nebeneinander leben würden. Diese scheinbare Selbstbescheidung der türkisch-islamischen Kultur als eine Kultur neben anderen im eigenen Land findet in der Realität natürlich nicht statt, wie das in allen Vielvölkerstaaten so üblich ist: So wie in der Sowjetunion unausgesprochen die russische Kultur die Leitkultur war und so wie in Jugoslawien Serbien den Ton angab, so ist in der Türkei natürlich eine massive türkisch-islamische Leitkultur am Werke. Der "Anatolismus" ist nicht nur eine völlig ahistorische Konstruktion, sondern dient auch der Machtsicherung der türkisch-islamischen Leitkultur, die sich hinter einer offiziellen Ideologie von der Gleichberechtigung der Kulturen umso unhinterfragter ausleben kann, denn auf diese Weise muss man z.B. niemandem einen Minderheitenstatus einräumen. Der "Anatolismus" existiert vor allem in den Köpfen von gebildeteren Türken, die breite Masse ist ohne ideologischen Umweg türkisch-nationalistisch orientiert. . Was hat das alles mit Troja zu tun? . Frank Kolb gibt uns die Antwort: Seit Manfred Korfmann 1988 in Troja zu graben begann, wurde die historische Interpretation von Troja und Homer Schritt für Schritt im Sinne des "Anatolismus" umgebogen. Homer sei ein Anatolier, dem sich die europäische Kultur verdanke. Überhaupt müsse man die Entstehung der westlichen Kultur endlich "von Osten her" verstehen lernen. Um den Mythos von Troja am Leben zu erhalten, wurde die Siedlung am Hissarlik zu einer bedeutenden "anatolischen" Handelsmetropole hochgejubelt. . Der Sinn hinter all dem ist klar: Hier wollte sich die Türkei in ihrer Staatsideologie selbst bestätigt sehen und sich kulturell als ein Staat etablieren, der zur europäischen Kultur dazu gehört, ja mehr noch, der die Wiege der europäischen Kultur sei! Assistiert wurde Korfmann bei seinen Deutungen von dem Gräzisten Joachim Latacz, dessen Buch "Troia und Homer" mit einer ganzen Reihe unhaltbarer Thesen zum Bestseller wurde. . Einflussnahme aus Politik und Wirtschaft: . Laut Frank Kolb fanden die Ausgrabungen von Korfmann unter einem massiven politischen und ökonomischen Erwartungsdruck statt, und es sieht ganz so aus, als ob Korfmann das lieferte, was man von ihm erwartete. Dafür wurde Korfmann mit der türkischen Staatsbürgerschaft geehrt und bekam als zusätzlichen Vornamen den Namen "Osman" verliehen. Deutsche Politiker mit Türkei-Ambitionen hofierten das SPD-Mitglied Manfred Osman Korfmann. Korfmann meinte, der Islam sei "nichts anderes als eine Reformation des Christentums." Auch "bezüglich der Blutcharakteristika" (!) unterschieden sich die "heutigen Bewohner Anatoliens von den Europäern in Nichts", meinte Korfmann, und lobte die "Bindungen an den Boden und seine Vergangenheit" in der türkischen Kulturpolitik. Anstelle von Fachvorträgen habe Korfmann auch schon einmal längere Plädoyers für den EU-Beitritt der Türkei gehalten. . Hauptfinancier der Ausgrabungen Korfmanns sei die DaimlerChrysler AG gewesen, die einerseits in der Türkei ökonomisch sehr engagiert ist, andererseits mit Edzard Reuter einen Vorstandsvorsitzenden hatte, der über seine Familiengeschichte eng mit der Türkei verbunden war. Der Konzernsprecher sagte laut Kolb: "Wie er (Korfmann) es versteht, die Geschichte Troias immer wieder auch als 'anatolische' Geschichte zu erzählen, fällt auch auf den Sponsor DaimlerChrysler ... ein Gewinn an Glaubwürdigkeit, der angesichts des wirtschaftlichen Engagements des Konzerns in der Türkei, aber auch angesichts von drei Millionen in Deutschland lebenden Türken gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann." Und: "Das homerische Troia ist für viele auch der erste Ort, der Ort nämlich, von dem aus man das Abendland, seine Literatur, seine Kultur, ja seinen Geist verstehen muss". An Heinrich Schliemann habe der Konzernsprecher gelobt, dass dieser "möglicherweise angebrachte methodische oder wissenschaftliche Hinterfragungen hinter die Public-Relation-Notwendigkeit zurückstellte", und: "Die Erfolgskontrolle des Sponsoring ... ist die Medienresonanz." . Die unerwünschte Kritik: . Es ist klar, dass wissenschaftliche Kritiker, die das politisch erwünschte Traumbild angreifen, auf massiven Widerstand stoßen. Der Hügel von Hissarlik war nachweislich keine große Handelsmetropole und lag auch nicht an großen Handelsrouten. Es war vielmehr, so Kolb, eine erstaunlich unbedeutende "Burgsiedlung". Das Projekt von Korfmann hat, so zeigt es Kolb, Grabungsergebnisse überinterpretiert und teilweise auch verfälscht. . Es ist überhaupt sehr zweifelhaft, ob der Trojanische Krieg um diesen Hügel geführt wurde, und nicht erst in mythischer Rückschau von einem Ort in Griechenland aus einer ferneren Vergangenheit an diesen erst später von Griechen besiedelten Ort transferiert wurde, wie es die historisch-kritische Textkritik glaubwürdig herausgearbeitet hat. Auch sind die östlichen Einflüsse bei Homer in der Wissenschaft schon längst bekannt, sie dürfen jedoch auch nicht übertrieben werden. Eine Einordnung von Troja und Homer als "anatolisch" ist wissenschaftlicher Unsinn wie das ganze Konzept des "Anatolismus". Frank Kolb kann das alles sehr überzeugend darlegen und belegen. Sein Buch ist auch fachlich äußerst lesenswert, es ist keineswegs nur eine wissenschaftspolitische Polemik. Zahlreiche Fußnoten lassen keine Wünsche nach Belegen und Literatur offen. . Politischer Gegenwind: . Latacz schrieb zu dieser Kritik: "Ankara ... ist, wie ich höre, über diesen unnützerweise vom Zaun gebrochenen Streit nicht erfreut. Es wäre nicht gut, wenn wir in politische Verwicklungen geraten würden mit der Türkei." Die türkische Altertumsbehörde bezeichnete die Kritik von Frank Kolb als Beleidigung des türkischen Staates. Ein Museumsdirektor, der Kritiker zu einer Podiumsdiskussion einlud, sei von Bundestagsabgeordneten damit bedroht worden, seinen Posten zu verlieren, sollte der die Einladung nicht rückgängig machen. . Bei der FAZ wurde die Kritik laut Frank Kolb zunächst abgewimmelt, u.a. von Patrick Bahners. Patrick Bahners schrieb damals an Kolb: "Ihre Vorwürfe ... sind so abwegig, dass die Leser an unserem Vertrauen in die eigene Berichterstattung zweifeln müssen, würden wir solche Gegenreden publizieren." In dem Artikel "Warum Däniken?" in der FAZ vom 11.10.2001 polemisierte Patrick Bahners dann gegen die Kritiker. Es handelt sich um denselben Patrick Bahners, der später Chef des FAZ-Feuilleton wurde und im Jahr 2011 mit dem unsäglichen Buch "Die Panikmacher" an die Öffentlichkeit trat, in dem er berechtigte Islamkritik ganz im Sinne des türkischen Ministerpräsidenten Erdogans als intolerante Panikmache abqualifizierte. . Zangger und Atlantis: . Eberhard Zangger vermutete bereits vor Korfmann, dass es am Hügel von Hissarlik eine große Unterstadt gäbe, und verknüpfte diese Idee mit der These, dass mit Platons Atlantis das bronzezeitliche Troja gemeint gewesen sei. Mit beiden Ideen lag Zangger falsch, doch griff Korfmann die irrige Idee von der Unterstadt später auf, ohne Zangger als Quelle anzugeben, so Kolb. Vielmehr war Zangger mit dem Vorwurf abgetan worden, er sei ein "Däniken". Aber die Idee mit Atlantis und die daraus entstehende Kritik von Zangger an Korfmann war ein erster und öffentlichkeitswirksamer Querschläger gegen Korfmanns Deutungshoheit, mit dem Korfmann so wohl nicht gerechnet hatte. . Zanggers Atlantis-These ist zwar falsch, aber sie war fachlich eben doch viel zu gut und zu niveauvoll, so dass sie im Zusammenprall mit Korfmanns fragilen Thesen für ersten Zündstoff sorgte. Was Kolb so nicht darstellt, weil es nicht sein Thema ist: Die Zangger-Debatte hat auch eine enorme Bedeutung für die Atlantis-Forschung: Zangger hatte einen Maßstab für eine realistische Atlantisthese gesetzt, und damit einen wichtigen Beitrag geleistet, eine teils sehr pseudowissenschaftlich abgehandelte Fragestellung wieder ein gutes Stück näher an die Wissenschaft heranzuführen. . Fazit: . Frank Kolb hat ein ganz großes Lehrstück geschrieben über die Verfälschung von Wissenschaft unter dem Einfluss von politischen und ökonomischen Erwartungshaltungen, und wie schwierig es ist, sich bei Medien und Publikum Gehör zu verschaffen und wissenschaftlichen Standards zur Geltung zu verhelfen. Es ist ebenso ein Lehrstück darüber, welche Fehler man bei der Interpretation alter Texte im Lichte von Ausgrabungsfunden nicht machen sollte; der historische Kern alter Texte kann manchmal gefalteter und geschachtelter sein, als man meint. Ohne eine fundierte historisch-kritische Textinterpretation hilft einem keine Ausgrabung weiter. Konkret konnte man wieder einmal einiges darüber lernen, wie tief sich türkische Interessenpolitik in Politik, Wirtschaft und Kultur Deutschlands hineingefressen hat.
  11. Cover des Buches Ausgangspunkte (ISBN: 9783492241885)
    Karl R. Popper

    Ausgangspunkte

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Joachim_Tiele
    Unended Quest. An Intellectual Autobiograpy ist der Originaltitel des Buches, das mir auf Deutsch in der 2. Auflage 1982 (Hoffmann und Campe) vorliegt. Das Buch ist also eine Autobiographie, allerdings eine intellektuelle (weshalb man viele biographische Details, die in anderen Autobiographien selbstverständlich sind, hier nicht findet), und es ist keine Einführung in das Werk Karl R. Poppers. Es beschreibt im wörtlichen Sinne des deutschen Untertitels seine intellektuelle Entwicklung. Diese ist in mancherlei Sinne ungewöhnlich. Zum Beispiel begann sie sehr früh. Schon in der Kindheit nahm er die Armut in seiner Heimatstadt Wien als politisches Problem wahr, gleichfalls, als Zwölfjähriger am Vorabend des Ersten Weltkrieges, die Gespaltenheit Österreich-Ungarns als zensurbeflissener Obrigkeitsstaat und die freiheitliche Luft (S. 5), ein Liberalismus, der auch Österreich durchdrang (ebd.). Ein derartiges politisches Urteilsvermögen wird Kindern in diesem Alter heutzutage von den meisten Erwachsenen abgesprochen oder als altklug belächelt, aber Popper beschreibt seine familiäre Umgebung ausreichend genug, um seine frühe Hin- und Abwendung in Sachen Marxismus (und gleichzeitig ein linker Sozialist zu bleiben) nachvollziehen zu können, und seine früh entwickelten Maßstäbe für politisches ebenso wie wissenschaftliches und künstlerisches Denken.

    Als Sechzehnjähriger brach Popper die Schule ab, um als Gasthörer an der Universität Wien zu studieren, Geschichte, Literatur, Psychologie, Philosophie, Physik und Mathematik. Das Abitur holte er später nach, studierte dann offiziell eingeschrieben an der Universität und nebenbei an einer Lehrerbildungsanstalt auf das Lehramt an Grundschulen hin, während er gleichzeitig eine Tischlerlehre absolvierte und mit dem Gesellenbrief abschloss. Da er nicht sofort eine Anstellung als Lehrer fand, arbeitete er zunächst ehrenamtlich in Alfred Adlers Erziehungsberatungsstellen, aber auch im Straßenbau und in seinem Beruf als Tischler. Nicht vergessen werden darf, dass er auch am Wiener Konservatorium Musik studierte, zugelassen aufgrund einer Fuge, die er selbst geschrieben hatte. Davor hatte er sich zwei Jahre lang mit der Musik Schönbergs, Alban Bergs, Anton von Weberns beschäftigt, von der er dann wusste, dass ich etwas gelernt hatte - über eine Musik, die ich jetzt noch weniger mochte als vorher (S. 73). Etwas zu studieren, um herauszufinden, warum es ihm nicht zusagte, war für Popper in dieser Zeit fast typisch, wie es ihm insgesamt bei seinen Studien lange Zeit nicht darum ging, daraus eine Berufstätigkeit zu machen: Ich studierte Mathematik, einfach weil ich lernen wollte und glaubte, in der Mathematik etwas über Wahrheitssuche und Wahrheitskriterien zu erfahren [...]; wenn ich je daran gedacht hätte, von Beruf Mathematiker zu werden, hätte ich wohl bald den Mut verloren (S. 51).

    Ab 1925, Popper war 23 Jahre alt, studierte er dann doch mit dem Berufsziel Lehrer. Die Stadt Wien hatte ein neues Pädagogisches Institut in lockerer Verbindung mit der Universität gegründet, das autonom war, aber einige der Kurse, wie die in Psychologie, waren an der Universität abzulegen. Professor für Psychologie war Karl Bühler, einer der Pioniere der Gestaltpsychologie und einer der bis heute großen Theoretiker der Funktionen der menschlichen Sprache. Bei Bühler promovierte Popper 1928 mit einer Dissertation Zur Methodenfrage der Denkpsychologie und erwarb 1929 die Befähigung zum Lehramt in Mathematik und Physik an Hauptschulen. Unmittelbar danach begann er mit der Arbeit an seinem Hauptwerk Die Logik der Forschung. So weit, so gut, könnte man jetzt sagen und die Beschreibung seiner akademischen Karriere und weiterer wichtiger Werke anschließen. Aber, in seiner Jugend und jungen Erwachsenenjahren war noch viel mehr passiert, was seine intellektuelle Entwicklung teilweise ausmachte und teilweise vorbereitete. In seiner Autobiographie hat die Logik der Forschung natürlich ein eigenes Kapitel, aber begrifflich erscheint sie bereits in einem früheren Kapitel, nämlich dem zu Überlegungen zum Ursprung der polyphonen Musik (S. 74), in dem er über Parallelen zwischen musikalischem und wissenschaftlichem Schaffen schreibt, aus denen er über den Umweg der Kant'schen Philosphie und der Kepler'schen Musik der Himmelskörper von den Problemen der subjektiven Psychologie der Forschung zur objektiven Logik der Forschung kommt.

    Das Erstaunliche an Poppers intellektueller Entwicklung sind das sehr junge Alter, die Breite der Interessen und ihre Verknüpfung. Politik, Logik, Erkenntnistheorie, Musik, die Physik in ihren seinerzeit neuen und teilweise einander ausschließenden Zweigen der Relativitätstheorie und der Quantenmechanik, die Sprache als Werkzeug der Wissenschaft. All dieses zusammen bestimmte in einem sehr kurzen Zeitabschnitt sein intellektuelles Leben und dessen Entwicklung. Voraussetzung dazu war sicherlich sein Elternhaus mit einem intellektuellen, philosophisch interessierten und belesenen Vater und einer musikalische Mutter, die ihn auf diesem Gebiet gefördert hat. Aus einen säkularen jüdischen Elternhaus stammend, ging Popper bereits 1935 in die Emigration, zunächst nach Neuseeland und später nach England, an die London School of Economics. Diese Autobiographie schildert das Entstehen seiner wichtigsten Werke, darunter die bereits genannte Logik der Forschung, später Die offene Gesellschaft und ihre Feinde und Das Elend des Historizismus. Das Bestechende an diesem Buch ist die angemessene Darstellung der Themen. Nichts wird trivialisiert oder in Richtung Populärwissenschaft nivelliert. Alle wichtigen Themen werden erklärt und teilweise an Hand von Gesprächen, sei es mit Einstein, Schrödinger, Wittgenstein und anderen erläutert und aus ihrem gedanklichen Entstehen her verständlich gemacht. Daraus entsteht ein differenziertes Bild über die Wirkungsmacht der Kritik gegenüber der Bestätigung, des (zunächst) rechtfertigungsfreien Denkens und Theoretisierens, dessen Ergebnisse sich einem strengen Prozess der Falsifikation zu stellen haben. Erst wenn Theorien diesen Test bestanden haben, gelten sie als bewährt – vorläufig. Dies ist als Kritischer Rationalismus bekannt, eine Denkschule, als deren Erfinder Popper gilt.

    Klar muss dem heutigen Erstleser Poppers, der vielleicht über dieses Buch einen Zugang zu einem der wichtigsten Philosophen des vergangenen Jahrhunderts sucht, sein, dass die wissenschaftlichen Auseinandersetzungen, an denen er teilgenommen und die er teilweise angestoßen hat, Auseinandersetzungen des vergangenen Jahrhunderts waren. Die Probleme der Entwicklung der Physik, insbesondere in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Zusammenhang mit der Relativitätstheorie und der Quantenphysik sind spannend und instruktiv beschrieben, allerdings kommen Themen wie die String-Theorie, Parallele Universen, Antimaterie oder andere aktuelle Entwicklungen nicht vor, da sie zur Zeit des ursprünglichen Verfassens dieser Autobiografie (1974) und der letzten Ergänzungen (1982) nicht in ihrer vollen theoretischen Tragweite erkennbar waren. Andere Gedanken, insbesondere einige politische, sind auf fast gespenstische Weise ausgesprochen aktuell, auch wenn ihre Formulierung weit zurück liegt: Mir wurde klar, dass die Institution der Demokratie [...] nicht darauf eingerichtet ist, den Totalitarismus zu bekämpfen (S. 157). Was bleiben wird von seinen Gedanken, ist, dass Ideen und Theorien nicht der Rechtfertigung und Bestätigung bedürfen, sondern der Kritik und der Bewährung, und dass die Gesellschaften, in denen diese Theorien entstehen, offene Gesellschaften sein sollten. Versuch und Irrtum waren für Popper die Triebfedern wissenschaftlichen wie politischen und gesellschaftlichen Fortschritts. Ein glühender Anhänger der Relativitätstheorie in der Physik, glaubte Popper dennoch an Wahrheiten, auch wenn wir niemals in der Lage sein sollten, diese als gesichert in den Händen zu halten. Den moralischen Relativismus lehnte er ab, ebenso wie den Verzicht auf die Suche nach Wahrheit, auch in ethischer und moralischer Hinsicht: Ich bin also nicht der Ansicht derer, die die Wahrheit fürchten – die glauben, es sei eine Sünde gewesen, vom Baum der Erkenntnis zu essen (S. 285).

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