Bücher mit dem Tag "rahmenhandlung"
12 Bücher
- Jostein Gaarder
Sofies Welt
(4.481)Aktuelle Rezension von: DrachenblumeDie (fast) 15-jähirge Sophie bekommt eines Tages Post von einem geheimnisvollen Philosophielehrer. Im Folgenden erhält sie von ihm Philosophieunterricht und ist sofort Feuer und Flamme. Als sie Alberto Knox später persönlich kennenlernt, setzen sie ihre Lektionen in persönlichen Gesprächen fort.
Sofies Welt gibt eine gute Zusammenfassung der Geschichte der (westlichen) Philosophie von den griechischen Naturphilosophen bis in die Gegenwart. Aufgrund des großen Umfangs des behandelten Stoffes kann naturgemäß nicht besonders in die Tiefe gegangen werden, sodass manche Passagen möglicherweise etwas schwer verständlich sind, wenn man sich noch nicht näher mit der Materie befasst hat. Sofie selbst ist hier auch keine große Hilfe, wenn sie altkluge Kommetare abgibt, wie "Ich habe ein sehr gutes Gedächtnis, du brauchst dies oder jenes nicht zu wiederholen". Tja, der Leser hat vielleicht kein so gutes Gedächtnis und ist ganz froh, wenn Alberto schon behandelte Themen zum besseren Verständnis noch einmal wiederholt.
Allerdings zweifle ich etwas daran, dass die Thematik für die eigentliche Zielgruppe (nämlich Jugendliche) besonders spannend ist. Auch, dass Sofie (und später auch Hilde) sofort so begeistert von ihrem Philosophiekurs ist und sich mit fast nichts anderem mehr beschäftigt, kommt mir etwas übertrieben vor. Als ich 15 war hätte ich einen Philosophiekurs wahrscheinlich einfach nur doof und langweilig gefunden.
Ohne zu spoilern kann ich nur sagen, dass ich die Handlung um den Major einfach nur überzogen und teilweise lächerlich fand. Sie lenkt nur von der eigentlich gelungenen Behandlung der einzelnen Philosophen ab und zieht das Buch unnötig in die Länge.
Alles in allem wurden die historischen und philosophischen Fakten gut und verständlich bearbeitet, allerdings ist die Rahmenhandlung weniger gelungen und wertet den Gesamteindruck doch deutlich ab. Das Buch ist gut geeignet für Personen, die sich für Philosophie interessieren und sich vorher schon ein bisschen damit beschäftigt haben.
- Patrick Rothfuss
Der Name des Windes
(1.988)Aktuelle Rezension von: NirunaraEine sehr schöne Reihe. Besonders empfehlenswert auch für Einsteiger die noch nichts im Bereich Fantasy gelesen haben.
Ich liebe dieses Buch unwahrscheinlich. Zunächst habe ich etwas Zeit benötigt, um in die Welt einzutauchen. Anschließend hatte ich plötzlich die ganze Reihe verschlungen. :)
Es eignet sich auch besonders gut als Geschenk.
- Theodor Storm
Der Schimmelreiter
(1.074)Aktuelle Rezension von: Timo_JancaIm "Schimmelreiter" prallt die traditionelle Dorfgemeinschaft auf den unbedingten Fortschrittsglauben ihres neuen Deichverwalters Hauke Haien. Aufgrund zwischenmenschlicher Konflikte sowie abergläubischer Skepsis gegenüber technischer Innovation behindern die Dörfler den Bau des für sie existenziell notwendigen Neubaus. Das dramatische Finale löst die Spannung zwischen Vernunft und Aberglaube nicht wirklich auf, sondern erschafft einen neuen Mythos. Storm war es oft ein Anliegen, gesellschaftliche Meinungen und Irrglauben zu demaskieren. Im Schimmelreiter ist ihm dies besonders vielschichtig gelungen.
- Giovanni Boccaccio
Das Dekameron
(70)Aktuelle Rezension von: YolandeGiovanni di Boccaccio wurde am 16. Juni 1313 als unehelicher Sohn eines Kaufmanns geboren. Seine Kindheit verbrachte er im Haus seines Vaters in Florenz. Als Jugendlicher wurde er nach Neapel in eine Filiale des Geschäfts seines Vaters geschickt, um den Beruf des Kaufmanns zu erlernen.In Neapel bekam Boccaccio Zugang zu höfischen Kreisen, dies hatte großen Einfluss auf seine persönliche und intellektuelle Entwicklung. 1340 kehrte er nach Florenz zurück und trat in den Staatsdienst ein.Sein populäres Werk "Il Decamerone" entstand wahrscheinlich zwischen 1349 und 1353 nach einer Pestepidemie, die 1348 in Italien grassierte.Boccaccio schloss Freundschaft mit Francesco Petrarca und widmete sich den klassischen Werken des Altertums. Er war ein anerkannter Experte des Dante Aligheri, dem Verfasser der der "Divina Commedia" (Die Göttliche Komödie), den er sehr verehrte.Giovanni di Boccaccio starb am 21. Dezember 1375 in Certaldo bei Florenz.
Bei dem Dekameron handelt es sich um eine Novellensammlung mit 100 Geschichten.Es gibt eine Rahmenhandlung, in der sich zehn junge Menschen, sieben Frauen und drei Männer, aus dem von der Pest heimgesuchten Florenz aufs Land zurückziehen. Nicht um sich zu retten, sondern um sich in diesen schweren Zeiten aufzuheitern und sich auf andere Gedanken zu bringen. Jeden Tag wird ein anderer aus der Reihe zum König oder zur Königin gewählt. Dieser, bzw. diese gibt nun ein Thema der zu erzählenden Geschichten vor. Nun muss jeder der zehn eine zu diesem Thema passende Geschichte erzählen. Nachdem jeder der Zehn einmal König war und jeweils zehn Geschichten am Tag erzählt wurden, kehrt die Gruppe nach Florenz zurück.Die Geschichten selbst sind volkstümliche Erzählungen, die Boccaccio gesammelt und in diesem Werk zusammengetragen hat. Da in einigen der Novellen sexuelle Freizügigkeit oder Ehebruch über die christliche Sittenlehre gestellt werden, bekam das Dekameron einen etwas zweifelhaften Ruf. Die Kirche und ihre Angestellten kommen oft nicht sehr gut weg.Boccaccios Novellensammlung gilt als Meisterwerk der Weltliteratur und viele der darin enthaltenen Geschichten wurde später von anderen Dichtern oder Schriftstellern verarbeitet. Auch der Aufbau wurde viele Male kopiert, so z. B. bei den "Canterbury Tales".
Das Buch lässt sich, trotz der etwas altertümlichen Sprache sehr gut lesen. Man bekommt einen Einblick in die Sittenlehre und Wertvorstellungen der damaligen Zeit, die offensichtlich nicht so prüde waren wie in späteren Jahrhunderten. Manche Erzählungen sind recht deftig, andere wiederum sehr fromm, oft gibt es eine Moral. Mit der Zeit ist es zwar etwas ermüdend, da es viele ähnliche Handlungen gibt, aber das Buch war für mich eine bemerkenswerte und aufschlussreiche Leseerfahrung.Meiner Ausgabe ist eine sehr ausführliche Einleitung von André Jolles, einem niederländisch-deutschen Sprach- und Literaturwissenschaftler vorangestellt. Diese Ausführungen waren sehr informativ und man bekommt auch einen anderen Blickwinkel auf diese Novellen, allerdings war mir dieser Text oftmals zu theoretisch und intellektuell verfasst.
Fazit: Es kann nicht schaden, diese berühmte Novellensammlung gelesen zu haben, auf die Dauer wird es aber aufgrund der ähnlichen Abläufe und Handlungen etwas langweilig.
- William Goldman
The Princess Bride
(39)Aktuelle Rezension von: eva221bEin echter Abenteuerroman, wie man ihn sich wünscht: Mutige Helden, liebenswerte Riesen, eine Jungfrau in Nöten, ein sadistischer Prinz und jede Menge Witz. Das ist aber nur der eine Teil der Geschichte. Einen großen Teil des Buches machen die Anmerkungen des Autors aus, der behauptet, das Werk sei eine zusammengekürzte Fassung eines Märchens eines anderen Autors. Ich werde lieber nicht genauer darauf eingehen, dass ich dem ganzen ziemlich lange auf den Leim gegangen bin und verzweifelt nach einem Land namens Florin gesucht habe. Diese ganze Komposition führt dazu, dass man irgendwann nicht mehr sagen kann, was fiktiv ist und was nicht. Wenn also plötzlich der verrückte Hutmacher in der Ecke Tee trinken würde und sich mit Fuchur unterhalten würde, würde man es ab einem gewissen Punkt mit einem Schulterzucken einfach hinnehmen. Mir ging es so. Und das ist absolut positiv gemeint.
Besondere Genugtuung empfand ich bei den Seitenhieben auf die Literaturwissenschaftler, die in alle Dinge etwas hineinlesen, auf die kein Mensch kommen würde. Dies trifft vor allem auf das erste Kapitel aus dem Folgebuch „Buttercup´s Baby“ zu.
Die Charaktere sind leicht überzeichnet, aber genau so muss das sein. Nur mit der Protagonistin bin ich nicht ganz zufrieden. Außer ihrer Schönheit hat sie nicht allzu viel zu bieten. Sie weiß aber, dass sie nicht zu den schlausten Kreaturen zählt. Als sie dann auch noch die Liebe ihres Lebens aus Bequemlichkeit verlässt, war sie mal kurz unten durch. Man muss Buttercup zugute halten, dass sie Westley dadurch gerettet hat, jedoch habe ich als ihre erste Intention wahrgenommen, sich selbst zu retten. Wäre sie nämlich nicht zum Prinzen zurückgekehrt, hätte dieser die beiden Liebenden umgebracht. Anschließend wird sie jedoch von grausamen Albträumen gequält und sie wird sich bewusst, dass sie einen unverzeihlichen Fehler begangen hat.
Das Ende ist so spektakulär und fantastisch, wie es aus dem Verlauf der Geschichte zu erwarten war. Jedenfalls vorerst. Angehängt ist dann noch das erste Kapitel der Folgegeschichte (die zu mehr aus der Hälfte aus den Anmerkungen Goldmans besteht), das ein neues Abenteuer der Freunde andeutet. Ob Goldman tatsächlich vorhatte, diese Geschichte auch zu vervollständigen ist fraglich und da er inzwischen verstorben ist, bleibt höchstens Fanfiction. Schade, ich hätte gerne noch ein paar Abenteuer mit Westley, Inigo, Fezzik und Buttercup erlebt.
- Val McDermid
Der Verrat
(102)Aktuelle Rezension von: EwynnDer Verrat
von Val McDermid
Es handelt sich um das erste Buch, das ich von Val McDermid lese. Ein "Thriller" nur in Anführungszeichen, denn ich hab schon brisantere Romane gelesen.
Durch den Klappentext hatte ich eine andere Erwartung an die Geschichte. Der "Abstecher" in die Vergangenheit nahm sehr viel mehr Raum ein als vermutet und nahm gleich zu Beginn die Spannung aus der Geschichte. Die Vorgeschichte fand ich zunehmend interessant, und auch wichtig für das Verstädnis, aber unpassend für einen Thriller.
Wenn ich diesen Aspekt einmal bei Seite lasse, fand ich das Buch ausgezeichnet. Hervorragend geschrieben, insbesondere das Rätsel um den Entführer bzw. Verräter, wie der Titel ja schon erahnen lässt ...
Auch der Einblick in das Leben einer Ghostwriterin und die Freundschaft mit einer Prominenten war sehr interessant. Mir gefielen (falt alle) Rollen, die jeder etwas Besonderes hatte, und deren Entwicklung ich sehr interessant fand. Nick Nicolaides entpuppte sich als mein Lieblingscharakter. Viele kleine Wendungen und Überraschungsmomente (auch in der Vorgeschichtr) hielten mein Interesse aufrecht, auch wenn die echte Thriller-Spannung fehlte.
Die Entführungsgeschichte selbst, sowie auch die Ermittlungen von Vivian McKuras, hatten nicht viel Raum, schufen aber das Fundament für das bahnbrechende Finale.
Das Ende - aufgeteilt in Private Ermittlung und die Auflösung - war wirklich spannend und schockierend. Es hatte eigentlich alles, was man sich von einem Thriller wünschte könnte ... mit einem kleinen Aber.
Aber: 1. Die Einleitung der Auflösung kam zu aprupt. Stephs Erkenntnis kam ohne Vorwarnung. Für den Leser fehlte da Etwas (z.B. Gedanken), die diese Eingebung erklärt hätten. 2. Mir fehlte das "danach". Ein Epilog hätte das gelöst. Meiner Meinung nach herrschen noch zu viele offene Fragen. Bezüglich der Ermittlungen und Stephs, Nicks und Jimmys Leben. Den Umgang oder die Reaktionen auf das Erlebte waren non-existent. Das führte zu einem aprupten Ende und einem unbefriediedigen Gefühl bei mir als Leserin.
Nicht viel Kritik, aber entscheidende. Der letzte Punkt machte den Unterschied zwischen 3 und 4 Sternen letztendlich aus. Für den Stil und den Überraschungseffekt hätte ich nämlich sehr gerne 4 Sterne vergeben. Nach dieser Leseerfahrung würde ich definitiv wieder zu einem Buch/Thriller von Val McDermid greifen, jedoch mit einer anderen Erwartungshaltung.
3 Sterne
- Friedrich Dürrenmatt
Justiz
(68)Aktuelle Rezension von: Cornelia_RuoffSpielen Sie Billard?
Was hat Billard mit Dürrenmatts Krimi „Justiz“ zu tun? Ist es überhaupt ein Krimi? Ein Roman, der erst an der Stelle richtig beginnt, an der ein üblicher Krimi aufhört?
„A la bande. So muß man den Benno schlagen“, meinte der Kantonsrat, indem er den Billardstock Professor Winter zurückgab.
„Kapiert, junger Mann?“
„Ich verstehe nichts davon“ antwortete ich und wandte mich dem Grog zu, den der Kellner auf ein Tischchen gestellt hatte.
„Einmal werden Sie es schon begreifen“, lachte Dr. h.c. Isaak Kohler, nahm eine Zeitungsrolle von der Wand und entfernte sich.Entstehungsgeschichte
Mit dem Niederschreiben seines vierten Kriminalromas hat Dürrenmatt wohl 1957 begonnen. Das Fragment beendete der Schriftsteller 1985 in seinem „zweiten Leben“ (Ulrich Weber: „Friedrich Dürrenmatt – Eine Biographie“; zur Rezension.
Dürrenmatt hatte sich von der ARCHE und Peter Schifferli getrennt und wechselte zu Daniel Keel und DIOGENES. Mehr
Als Daniel Keel anregte, „Justiz“ als Fragment zu veröffentlichen, beendete es Dürrenmatt 1985. Der Roman erschien als gekürzter Fortsetzungsroman im STERN, bevor er in Buchform veröffentlich wurde.
Zusammenfassung/Inhalt „Justiz“
Als Dr. h.c. Isaak Kohler den englischen Minister an den Flughafen brachte, unterbrach er die Fahrt am DU THÉATRE, wies seinen Fahrer an, eine Minute zu warten und begab sich durch die Drehtüre ins Restaurant. Das Lokal war voll besetzt. Der Kantonsrat schaute sich um und schritt zum Tisch Professor Winters. Dann zog er einen Revolver hervor und schoss Professor Winter nieder – „nicht ohne vorher freundlich gegrüßt zu haben“. Danach verlies er gelassen das Lokal, setzte sich wieder in seinen Rolls-Royce und fuhr mit dem immer noch schlafenden Minister zum Flughafen. (vgl. „Justiz“ S. 11).
Der Mord nimmt eine halbe Seite des Buches ein. Er ist eigentlich die Vorgeschichte zu dem wirklichen „Kriminalfall“. Der Kantonsrat wurde festgenommen. Das Motiv konnte nicht ermittelt und die Tatwaffe nicht gefunden werden. Kohler wurde zu zwanzig Jahren Zuchthaus verurteilt und zeigte sich als Mustergefangener.
Kurz nach seiner Inhaftierung bestellte Kohler den mittellosen jungen Anwalt Felix Spät zu sich und gab ihm den Auftrag, den Mordfall Winter neu zu untersuchen, und zwar unter der Annahme, dass nicht er, Dr h.c. Kohler, der Mörder sei, sondern ein Anderer. Obwohl Spät dabei nicht wohl war, nahm er schließlich den Auftrag aus Geldnot an.
Worum geht es in „Justiz“?
„Die Gerechtigkeit wohnt in einer Etage, zu der die Justiz keinen Zugang hat“
Friedrich DürrenmattGerechtigkeit! Gerechtigkeit, die nicht erfolgt. Obwohl die Öffentlichkeit den Mord mit angesehen hat, werden die Zweifel an Kohlers Schuld immer größer. Durch seine Ermittlungen verhalf, der eigentlich für Gerechtigkeit kämpfende Anwalt Spät selbst, Kohler zum Freispruch. Das macht seinen Kampf absurd und unglaubhaft. Spät hatte übersehen, wie komplex Kohler seine Tat geplant hatte, und erkennt jetzt erst, dass er selbst als Werkzeug vorgesehen war.
„Der Dr. h. c. hatte mit offenen Karten gespielt, aber ich hatte sein Spiel nicht begriffen. Erst wenn sein Spiel ernst genommen wurde, kam das Motiv zum Vorschein: er hatte getötet, um zu beobachten, gemordet, um die Gesetze zu untersuchen, die der menschlichen Gesellschaft zugrunde liegen. Hätte er jedoch dieses Motiv vor Gericht zugegeben, wäre es als bloße Ausrede betrachtet worden. Das Motiv war zu abstrakt für die Justiz.“
Erst gegen Ende des Romans erfährt der Leser, was Kohler wirklich zu dem Mord motivierte.
Aufbau „JustiZ“
Der Roman besteht aus drei Teilen. Die ersten beiden Teile werden aus der Perspektive Späts und in der Ichform geschrieben. Das Geschehen wechselt zwischen zwei Zeitebenen hin und her.
Der dritte Teil wird aus der Sicht des Herausgebers, der die Niederschrift des Anwalts findet und letztendlich das Rätsel entwirrt, geschildert. (Diesen Teil hat Friedrich Dürrenmatt 1985 in der Wiederbearbeitung des Stücks angefügt. Wohl auch weil er sich nicht mehr wirklich in das Stück hineinversetzen konnte.)
Felix Spät schreibt das Geschehen nieder. Er ist der Erzähler, aber ein unzuverlässiger Erzähler. Betrunken teilt er den Leser*Innen mit, warum er Kohler erschießen wollte und immer noch will.
Rahmenhandlung Dürrenmatt hat sich als Schriftsteller, wie schon in seinen anderen Kriminalromanen ins Buch geschrieben. Dieser findet das Manuskript und geht der Geschichte nach.
Was will uns Dürrenmatt damit sagen?
Dürrenmatt zeigt die Grenzen der Justiz, in diesem Fall geht es sogar so weit, dass sich die Justiz selbst ad absurdum führt.
Aber er verdeutlicht auch, wie schnell sich der Mensch täuschen lässt. Selbst wenn wir es gesehen haben. Wir haben die Information des uns übermittelten Bildes erfasst und interpretiert. Dennoch geraten wir schnell in Zweifel. Trauen wir unseren eigenen Augen nicht? Wie vertrauenswürdig ist unsere Erkenntniswahrnehmung? Ist sie wahr? Entspricht sie den Fakten.
Gerade in aktueller Zeit, in der Krieg in der Ukraine herrscht, erkennen wir die Macht der Bilder und wir sie uns beeinflussen. Sie können uns überzeugen, aber genauso schnell können sie uns auch durch widersprüchliche Angaben und den Common Sense wieder in eine andere Richtung treiben.
Die Welt ist komplex und kompliziert! Deswegen erreicht man laut Dürrenmatt seine Ziele nur, wenn man „A la bande“ sppielt.
Fazit/Kritik „Justiz“
Publikum und Kritiker reagierten geteilt. Es ist vielen zu konstruiert. Verglichen mit den anderen drei Kriminalromanen, „Der Richter und sein Henker“, „Der Verdacht“ und „Das Versprechen“, findet „Justiz auch beim Publikum weniger Anklang.
Vielleicht sollte man es nicht als Kriminalfilm betrachten, sondern eher als eine philosophische Fallstudie. Dürrenmatt selbst benennt es:„Die Wirklichkeit als, eine zufällig eingetretene Variante des Möglichen“
Man gewinnt den Eindruck, Dürrenmatt zeigt immer wieder die Macht des Zufalls, seine Wirkweise und die Unmöglichkeit dem Zufall zu entgehen. Wir sind der Willkür des Zufalls ausgeliefert.
Film „Justiz“ v. Hans Werner Geissendörfer
1990 verfilmte Hans Werner Geissendörfer den Roman, mit Maximilian Schell, Thomas Heinze und Anna Thalbach.
- Elin Nelier
Mazura: Ein Abenteuer mit Axt, Feder und Flummel
(20)Aktuelle Rezension von: jenjenentjen"Mazura - Ein Abenteuer mit Axt, Feder und Flummel" ist eine geniale Anthologie von 20 Autor*innen, die uns mit ihren Kurzgeschichten Einblick in ihre eigenen Bücherwelten geben und uns ihre Protas kennenlernen lassen. Dabei ist das nicht nur eine einfache Sammlung von Geschichten, denn hier finden sich 19 phantastische Geschichten, welche durch eine Rahmenhandlung ein Ganzes bilden. Und dieses Konzept ist so eine geniale Idee und die Umsetzung meiner Meinung nach absolut gelungen!
Wir begleiten Mazura und "ihre" Flummel Mjü durch den Chronistenturm bei ihrer dringlichen Suche nach verschiedenen Artefakten, die es zu finden gilt, damit das Böse, das vom Turm wieder Besitz ergreifen will, nicht zurückkehren kann.
Richtig cool, welchen Artefakten und vor allem wie man diesen in unterschiedlichster Weise begegnet. Dabei sind nicht nur die Geschichten vielfältig und spannend geschrieben, sondern auch die Rahmengeschichte besticht mit ihrem amüsanten Charme. Man liest die Erzählersicht der herrlich sarkastischen Mazura, von der wir Stück für Stück mehr über sich und vom Turm erfahren. Währenddessen hat sie alle Hände voll zu tun, den Turm mithilfe der Schreiberlinge - über die und deren Labturbs sie mehr oder weniger nur den Kopf schütteln kann ;) - vorm Bösen zu bewahren.
Ich bin total begeistert und habe definitiv viele neue Autor*innen auf dem Schirm und das ein oder andere Buch mehr auf der WantToRead-Liste! - Milena Agus
Die Frau im Mond
(233)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderSardinien, hier lebt eine junge Frau und sie will lieben und geliebt werden und sucht das große Glück und den Mann fürs Leben. Schnell ist sie mit Worten bei der Sache und die glühenden Liebesbriefe verschrecken die Verehrer aber meist und so gehen die Jahre ins Land und das Glück will nicht eintreten. Als sie dann doch heiratet und eine Familie gründet, ist sie unglücklich, aber so ist das Leben und dann ganz unverhofft und wie aus dem Nichts, kommt ein Verehrer und die Liebe ihres Lebens.
Milena Agus hat die Geschichte ihrer Großmutter auf beeindruckende Art aufgeschrieben und uns damit eine besonderes Liebesgeschichte geschenkt. Das Glück lässt sich nicht erzwingen und kommt manchmal spät und unverhofft.
- Jules Barbey d'Aurevilly
Le Chevalier DES Touches (Le Livre de Poche - Classiques)
(1)Aktuelle Rezension von: sKnaerzleIn einem alten Haus trifft sich ein kleine Gruppe verarmter Adliger, inzwischen sind sie alt und klapprig und sie haben die Abenteuer ihrer Jugend selbst fast vergessen. Doch während der großen Revolution haben sie als heldenhafte Chouans gegen die Soldaten der Republik gekämpft und die schier unglaublichsten Taten vollbracht.
Barbay d'Aureyville zeigt das Spiel zwischen Handeln und Bedenken, Erinnern und Vergessen, Bedenken und Ignorieren und zeigt, dass die Vergangenheit natürlich viel besser war aber dass es noch immer Spuren von ihr zu entdecken gibt.
...und welches Glück man hat, wenn einer bleibt, um die Sache zu erzählen.
- Conrad Ferdinand Meyer
Das Amulett
(44)Aktuelle Rezension von: BucherpalastNür die Leser unter uns, die „Das Amulett“ noch nicht gelesen haben und dadurch nicht wissen worum es geht, hier eine kurze Zusammenfassung: Conrad Ferdinand Meyer, behandelt in dieser kurzen Novelle, den Konflikt zwischen den Protestanten und den Katholiken im 16ten Jahrhunderts. In der sogenannten "Bartholomäusnacht" (23. August 1572) findet dieser Konflikt seinen blutigen Höhepunkt. Dieser ist somit auch gleich der Höhepunkt der Novelle von Meyer.
Durch die literarische Form der Novelle geht auch die Handlung relativ schnell voran gehen. Aber mit den verschieden gestalteten Erzählsträngen und den Rückblenden schafft es der Autor, dass Geschehen gut rüber zu bringen.
Mit den heutigen, modernen Büchern ist es natürlich kein Stück vergleichbar. Dennoch ist es für die damalige Zeit ein gut geschriebenes Buch, welches den Leser durch die Geschehnisse treibt. - Barbara Vine
Kindes Kind
(6)Aktuelle Rezension von: katzenminzeVine erzählt in "Kindes Kind" zwei Geschichten, die lose zusammenhängen: Einmal über Bücherwurm Grace die gerade über unverheiratete Mütter in der Literatur promoviert. Lange Zeit ein Tabu, das nicht selten mit Selbstmord endete. Dem neuen Freund ihres Bruders Andy ist Grace' Dissertationsthema ein Dorn im Auge: Er meint alleinstehende Frauen hatte nie so viel zu erdulden, wie homosexuelle Männer. Grace möchte keinen Streit und flüchtet sich in das Manuskript eines Romans, in dem es sowohl um einen heimlich homosexuellen Mann und seine unverheiratet schwanger gewordene Schwester geht. Die Geschichte dieser beiden nimmt dann auch den größten Teil des Romans ein.Hier fand ich beide Perspektiven sehr interessant. Zum einen den perfekten Sohn, der schwer damit zu kämpfen hat, vor seiner Familie niemals sein wahres Ich offenbaren zu können – ist Homosexualität in den 1920 und 30ern doch bei Strafe verboten. Er ringt mit seiner Liebe zu einem Mann, will sich in die Abstinenz flüchten und kann doch nicht von seinem Geliebten lassen. Die Geheimnistuerei setzt ihm zu und seine Beziehung scheint einseitiger zu sein, als er es sich eingestehen will... Daneben steht seine kleine Schwester, die von einem Jungen schwanger wird, den sie noch nicht einmal liebt. Es herrscht Prüderie, Aufklärung findet nicht statt und der Kampf des Mädchens mit der Erkenntnis schwanger zu sein und schließlich der Entdeckung durch die Mutter ist sehr anschaulich beschrieben. Gerade ihre Entwicklung fand ich großartig beschrieben: Das fehlende Verständnis ihrer Eltern macht sie zu einer bitteren, undankbaren Frau. Die Unterstützung ihres Bruders, die ihr aus ihrer misslichen Lage hilft, sorgt letztlich nur dafür, dass sie immer unselbstständig bleibt. Eine bittere und tragische Geschichte ist es, die die beiden Geschwister teilen.
Kindes Kind ist trotz des schweren Themas eine leichtgängiges Buch mit einer Mischung aus Familienroman, historischem Roman und wirklich ganz dezenten Krimielementen. Mir ist nach wie vor unverständlich, dass Vines Romane unter der Kategorie Krimi/Thriller geführt werden. Das trifft es nicht wirklich und dürfte bei dem einen oder anderen Leser für Enttäuschung sorgen.
Babara Vine hat einen angenehmen Erzählton, der sich leicht lesen lässt. Wie gewohnt kombiniert sie eine spannende Geschichte mit einer Portion Tragik, einem interessanten Thema und psychologisch interessanten Figuren. Das war auch diesmal wieder unterhaltsam, nur kommt es leider nicht an den „Schwarzen Falter“ oder „Schwefelhochzeit“ heran.
3,5 / 5 Sternen
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