Bücher mit dem Tag "rassentrennung"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "rassentrennung" gekennzeichnet haben.

55 Bücher

  1. Cover des Buches Wer die Nachtigall stört ... (ISBN: 9783499218255)
    Harper Lee

    Wer die Nachtigall stört ...

    (1.040)
    Aktuelle Rezension von: Christian_Fis

    Ich habe den Roman in der von Niklaus Stingl überarbeiteten Übersetzung von Claire Malignon gelesen.

    Harper Lees Roman "Wer die Nachtigall stört" erzählt von Scout und Jem Finch, die in den 1930er-Jahren in Maycomb, Alabama, aufwachsen.

    Die Geschichte wird aus Scouts Perspektive geschildert, einem achtjährigen Mädchen aus einer angesehenen, alteingesessenen weissen Familie. Scout beobachtet die Welt mit wacher Neugier, direkter Art und vorlauter Altersklugheit, erfasst aber vieles noch nicht vollständig. Alles, was ausserhalb ihres Blickfelds liegt – das Leben armer weisser Familien, gesellschaftlich abgewerteter „White-Trash“-Figuren oder Schwarzer Menschen – bleibt im Hintergrund, was die Perspektive konsequent und glaubwürdig macht.

    Thematisch verbindet der Roman Fragen von Gerechtigkeit, Erwachsenwerden und gesellschaftlicher Ausgrenzung. Atticus Finch steht für Integrität und den Mut, für Recht und Moral einzutreten. Scout und Jem erkennen Ungerechtigkeit, entwickeln Empathie und lernen, die Komplexität menschlicher Beziehungen zu verstehen. Vorurteile, soziale Unterschiede und die Ausgrenzung von Aussenseitern werden sichtbar, ohne dass die kindliche Perspektive sie explizit kommentiert.

    Die Stärke des Romans liegt in der Mischung aus Wärme, Humor und Ernsthaftigkeit sowie in der konsequent kindlichen Perspektive. Ein ausgesprochen lesenswertes Werk. Die Debatte in den USA betrifft weniger den Roman als vielmehr seinen Einsatz im Schulunterricht.

  2. Cover des Buches Kinder der Freiheit (ISBN: 9783404173204)
    Ken Follett

    Kinder der Freiheit

    (487)
    Aktuelle Rezension von: Buecherliebe_19

    Mit „Kinder der Freiheit“ vollendet Ken Follett seine monumentale Jahrhundert-Trilogie auf eindrucksvolle Weise. Das Buch führt uns mitten hinein in die politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts – vom Kalten Krieg über die Bürgerrechtsbewegung in den USA bis zum Fall der Berliner Mauer.

    Follett gelingt es erneut Fiktion und historische Fakten auf meisterhafte Weise zu verweben. Die Nachkommen der Familien aus den ersten beiden Bänden – Briten, Deutsche, Amerikaner und Russen – kämpfen diesmal für Freiheit, Gerechtigkeit und gegen Unterdrückung. Ihre persönlichen Geschichten spiegeln die großen Konflikte der Zeit wider und machen Geschichte greifbar und emotional.

    Besonders beeindruckend ist, wie Follett komplexe politische Zusammenhänge verständlich und spannend darstellt, ohne dabei je belehrend zu wirken. Seine Charaktere sind vielschichtig und glaubwürdig – man leidet, hofft und fiebert mit ihnen bis zur letzten Seite.

    Der Schreibstil bleibt gewohnt flüssig und mitreißend, die Kapitel enden oft mit einem Cliffhanger, was den Sog der Geschichte noch verstärkt. Trotz der über 1.000 Seiten bleibt das Buch durchweg spannend.

    Fazit: „Kinder der Freiheit“ ist ein kraftvoller Roman über den Preis und den Wert der Freiheit. Ein würdiger Abschluss einer epischen Trilogie, der nicht nur unterhält, sondern auch zum Nachdenken anregt. Für alle Fans von historischer Fiktion ein absolutes Muss!

  3. Cover des Buches Gute Geister (ISBN: 9783442776368)
    Kathryn Stockett

    Gute Geister

    (703)
    Aktuelle Rezension von: Hopeandlive

    Wie befinden uns in Jackson, Mississippi im Jahr 1962 und werden mit hineingenommen in die Atmosphäre und die Stimmung, die dieses Land zu dieser Zeit geprägt hat. Da ist zum einen die junge Skeeter, eine schlacksige junge Frau, die sich nicht so ganz dem herrschenden Zeitgeist der damaligen Zeit unterordnen möchte, der besagt, dass junge Frauen doch nach dem College möglichst schnell heiraten und Kinder bekommen sollen. Skeeter träumt davon zu schreiben, sie möchte Autorin werden und nachdem sie unter Mühen ein Volontariat bei einer regionalen Zeitung ergattert hat und einen Buchvertrag mit einem Verlag in New York in Aussicht hat, beginnt sie heimlich eine Geschichte zu schreiben, die das Potential hat in der damaligen Zeit für ziemlich viel Unruhe zu sorgen. 

    Doch diese Geschichte kann Skeeter nicht alleine schreiben, es ist nämlich kein erfundener Roman, sondern eine teils bittere und traurige und auf der anderen Seite humorvolle Geschichte. Die wirklichen Autoren dieser Geschichte sind Aibileen und Minny und viele andere Frauen. Ihnen ist es nicht erlaubt ihre Geschichten zu veröffentlichen, denn das würde sie in wirkliche Lebensgefahr bringen, sie und ihre Familien, denn Aibileen und Minny sind farbige Frauen, die als Dienstmädchen für weiße Familien arbeiten, den Haushalt machen, jeden Tag kochen und putzen und ihre Kinder hüten. Jedes weiße Kind des gehobenen Mittelstandes ist zu dieser Zeit mit einer farbigen Nanny aufgewachsen. Die weißen Familien vertrauen den fleißigen farbigen Frauen ihre Kinder an, lassen sie von ihnen herzen und liebkosen, verbieten ihnen jedoch die gleiche Toilette wie sie selbst zu benutzen, das könnte ja gesundheitsschädlich sein. Das ist eine Episode von vielen, die einen mehr als den Kopf schütteln lässt während des Lesens. 

    Es entsteht zwischen diesen so unterschiedlichen Frauen erstmal eine Zweckgemeinschaft, Skeeter möchte eine wahre Geschichte über die Dienstmädchen schreiben, die in fast jedem Haus im Süden der USA arbeiten, sie sehnt sich nach ihrer alten Nanny Constantine, die einfach verschwunden ist und von deren Verbleib ihre Mutter nichts sagen möchte. Sie lernt das private Leben von Aibileen und Minny kennen und sie erkennt, dass es in ihrem Land zwei verschiedene Welten gibt, etwas mit dem sie aufgewachsen ist, dass sie jedoch mehr und mehr nicht mehr gutheißen kann. Aibileen hat ihr ganzes Leben die Kinder weißer Leute aufgezogen und denkt noch oft mit inneren Schmerzen und Traurigkeit an ihren Son Treelore und das Versprechen, dass sie ihm gegeben hat. Sie wird nicht müde den Kindern drei wichtige Sätze für ihr Leben mitzugeben, du bist lieb, du bist gescheit, du bist wichtig und vielleicht sagt sie es auch zu sich selbst. Minny hingegen gleicht einem rollenden Vulkan mit dem Herzen auf dem rechten Fleck und einer sehr großen Mundwerk, welches bei den weißen Damen, für die sie arbeitet nicht wirklich gut ankommt und so sieht sich Minny immer wieder herausgefordert eine neue Arbeitsstelle zu suchen. Auf dieser Suche begegnet sie Miss Celia, einer sehr jungen und blonden Lady, die irgendwie auch das Herz auf dem rechten Fleck hat, doch wird der Leser und die männlichen und weiblichen Protagonisten doch sehr von ihrem offenherzigen Anblick abgelenkt. Zwischen diesen beiden so verschiedenen Frauen, die nicht nur in der Hautfarbe begründet sind, entwickelt sich eine wirklich herzliche Beziehung, wie sie sich halt entwickelt, wenn ein Vulkan auf Naivität trifft und wenn eine Frau der anderen versucht das Kochen beizubringen. Somit nimmt die Geschichte ihren Lauf und das Buch wird veröffentlicht. Skeeter freut sich, Aibileen, Minny und die anderen Frauen sind in Angst, denn sie wissen, was auf sie zukommen könnte, doch Minny hat eine listige Rückversicherung in ihre Geschichte mit eingebaut und nun darf der Leser mehr als gespannt sein, wie es weitergeht....

    Ich habe diese Geschichte geliebt zu lesen. Kathryn Stockett nimmt den Leser in verschiedenen Erzählperspektiven mit hinein in diese für farbige Menschen so gefährliche Zeit der Rassentrennung in der USA und wir erleben welche Revolution diese Geschichte verursacht hat. Mit teilweise lachendem, ich kann keine Schokolandentarte mehr anschauen ohne an Minny zu denken, und einem weinenden Auge, wenn diese vielen fürchterlichen Ungerechtigkeiten dieser Zeit erzählt werden. Auch für weiße Menschen, die nicht dem damaligen Narrativ entsprachen, war diese Zeit nicht einfach. Die persönliche Entwicklung der Protagonistinnen und auch die Flair dieser 60er Jahre sind einfach wunderbar beschrieben und ich bin auch von der Verfilmung sehr begeistert. 

    Absolut lesenswert!


  4. Cover des Buches Die Sonnenschwester (ISBN: 9783442491728)
    Lucinda Riley

    Die Sonnenschwester

    (399)
    Aktuelle Rezension von: dodo2025

    Der Anfang gefiel mir gar nicht, weil es soviel über Drogensucht und Alkoholsucht ging, aber letztendlich war es wichtig für die Geschichte, demzufolge war mir Elektra auch nicht sympathisch, sie war mir zu oberflächlich und verwöhnt.

    Aber als es dann um ihre Herkunft ging, fand ich es spannend und interessant, wie  es in Afrika war. Als Elektra dann ihre Großmutter kennenlernte und sich ihr auch öffnete, wurde  alles  besser. Elektra ging in die Suchtklinik und ließ sich behandeln, mit Erfolg, dort lernte sie dann Miles und  Vanessa kennen. Miles und Elektra setzen sich dann für Vanessa ein und letztendlich wird Elektra  auch Aktivistin gegen das Drogenproblem.

  5. Cover des Buches Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind: Das Originaldrehbuch (ISBN: 9783551317728)
    Joanne K. Rowling

    Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind: Das Originaldrehbuch

    (1.537)
    Aktuelle Rezension von: Buecherengel_

    Ich habe vor diesem Drehbuch das Orignaldrehbuch "Das verlorene Kind" gelesen und hatte da ehrlich gesagt auch wenig Hoffnung, dass es gut sein könnte. Es hatte mich aber überaus positiv überrascht.
    Dementsprechen enttäuscht war ich nun vom Drehbuch von "Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind". Ich liebe den ersten Film, aber das Drehbuch liest sich eben genau so, wie ein Drehbuch. Und wo ich im Drehbuch "Das verlorene Kind" noch Spannung und mitfiebern erlebt habe, so habe ich mich bei diesem Drehbuch nun kaum durchringen können es fertig zu lesen. Das war wirklich Schade.
    Im Regal macht es sich aber unglaublich schön :-)

  6. Cover des Buches Middlesex (ISBN: 9783499258404)
    Jeffrey Eugenides

    Middlesex

    (518)
    Aktuelle Rezension von: DeboK

    In Middlesex begleiten wir Cal, der als Calliope geboren wird und in einer griechisch-amerikanischen Familie in Detroit aufwächst. Die Erzählung verknüpft die Flucht der Großeltern aus Kleinasien, das harte Leben als Einwanderer in den USA und Cals eigene Jugend. Themen wie Herkunft, Migration und das Aufwachsen zwischen zwei Kulturen greifen dabei direkt in die Suche nach der eigenen Geschlechtsidentität über.

    Der Roman ist dicht, detailreich und voller Atmosphäre. Die Familiengeschichte nimmt viel Raum ein, manchmal vielleicht etwas zu ausführlich, doch genau diese Fülle macht die Figuren und ihre Schicksale so greifbar. Cals Stimme ist nah, offen und klar, und gerade dadurch wird die Verbindung von Privatem und Gesellschaftlichem so stark spürbar.

    Fazit:
    Eine vielschichtige, intensive Geschichte über Zugehörigkeit, Veränderung und Identität. Kleine Längen gibt es, aber sie ändern nichts daran, dass dieser Roman lange nachklingt. 4,5 Sterne.

  7. Cover des Buches Kleine große Schritte (ISBN: 9783328102601)
    Jodi Picoult

    Kleine große Schritte

    (272)
    Aktuelle Rezension von: ratherbehappythandignified

    Der Roman „Kleine große Schritte“ von Jodi Picoult handelt von Ruth Jefferson, einer Säuglingsschwester. Sie ist ziemlich gut in ihrem Job und wird von den Kolleginnen auch sehr geschätzt. Doch als sie vertretungsweise das Kind einer weiteren Familie versorgen will, stößt sie auf Ablehnung. Ihr, als Afroamerikanerin, wird von der Klinikleitung sogar untersagt, dieses Kind jemals wieder zu berühren. Doch dann geht es plötzlich um Leben und Tod, denn das Kind erleidet unter ihrer Obhut eine schwere Krise und Ruth ist hin und hergerissen, ob sie sich der Anweisung der Leitung widersetzen oder dem Kind auf bestmöglicherweise helfen soll. Doch jede Hilfe kommt zu spät und Ruth Jefferson wird angeklagt. Ihr wird nun eine Anwältin zugeteilt, doch kann Ruth der Anwältin trauen, die den Alltagsrassismus gar nicht erst kennt und verstehen kann?

    „Kleine große Schritte“ von Jodi Picoult war für mich augenöffnend und aufwühlend. Ich hätte Ruth am liebsten aufschütteln wollen, als sie zu ihrer Notlüge gegriffen hat und am Ende musste ich mir wieder eingestehen, dass ich dieses ganze Leid und diese Situation gar nicht wirklich vorstellen kann. Es ist so traurig, dass wir noch heute von so viel Rassismus umgeben sind und kein Mensch sich aus dieser Verantwortung herausnehmen darf. Mir wurde einmal mehr bewusst, wie wir Menschen unterscheiden und nach Äußerlichkeiten bewerten und dass es noch Generationen dauern wird, ehe hoffentlich Gerechtigkeit einkehrt und sich niemand aufgrund von Hautfarbe, sexueller Orientierung, Geschlecht etc. diskriminiert fühlen muss. Wird es so eine Welt überhaupt jemals geben? Ich hoffe es sehr.

    „Kleine große Schritte“ war ein sehr lesenswertes Buch für mich. Ich fand die Dialoge zwischen Anwältin und Angeklagte äußerst aufschlussreich und konnte das Buch kaum weglegen. Die Plädoyers waren super geschrieben, doch war ich ab und an von der Nahbarkeit von Ruth´ Anwältin überrascht. Vielleicht ist das auch eine amerikanische Art, die hierzulande erst einmal fremd wirkt.

    Von mir gibt es für diesen Roman eine klare Leseempfehlung.

  8. Cover des Buches Gehe hin, stelle einen Wächter (ISBN: 9783328100188)
    Harper Lee

    Gehe hin, stelle einen Wächter

    (145)
    Aktuelle Rezension von: SofiaCuorDiLeone

    Ich persönlich verfasse meine Rezensionen gerne eine gute Weile, nachdem ich manche Bücher gelesen habe. Der Grund dafür ist der, dass ich dann das Gefühl habe, das Gelesene vollständig verarbeitet zu haben und noch einmal Zeit hatte, gründlich darüber nachzudenken, was ich dazu zu sagen habe. Bei diesem Werk von Harper Lee bin ich leider etwas gespalten - an sich liest sich das Buch gut und ich verstehe durchaus seinen Kultstatus (zumindest bis zu einem gewissen Grad), aber leider muss ich sagen: Nach dem lesen ist wenig bei mir hängen geblieben. Damit meine ich keineswegs, dass ich mich nicht an das Buch erinnere (in dem Fall würde ich mich nicht darüber äußern, da ich das unangebracht fände), sondern viel mehr, dass der Inhalt und Sprachstil für mich nicht stark genug waren, um wirklich einen nennenswerten Eindruck zu hinterlassen. Das ist schade, da das Buch keinesfalls schlecht ist - es ist nur für mich persönlich einfach nicht stark genug, um mir anderen Werken mitzuhalten, die sich entweder mit ähnlichen Themen befassen oder aus der gleichen Zeit stammen.

  9. Cover des Buches Die Arena - Grausame Spiele (ISBN: 9783805200486)
    Hayley Barker

    Die Arena - Grausame Spiele

    (252)
    Aktuelle Rezension von: Nicole_Thoene

    Hayley Barker - Die Arena: Grausame Spiele

    In einer futuristischen Gesellschaft ist London stark polarisiert, wobei die Pures in Luxus und Wohlstand leben und die Dregs systematisch unterdrückt und marginalisiert werden. Die Situation der Dregs ist derart *dramatisch*, dass ihnen häufig die Kinder entrissen und in einen Zirkus verbracht werden. Dort sind die Kinder, darunter Hoshiko, die als akrobatische Hochseilartistin auftritt, gezwungen, gefährliche Stunts vorzuführen, während sie hungrigen Löwen begegnen. Hoshiko entwickelt sich zur zentralen Attraktion des Zirkus, wo jede Vorstellung für sie zum Verhängnis werden könnte. Als sie Ben, den Sohn einer einflussreichen Pure-Politikerin, trifft, verliebt sie sich in ihn, was im Kontext der gesellschaftlichen Normen eine erhebliche Problematik darstellt.

    Ben beginnt allmählich zu erkennen, wie das Leben seiner Klasse auf der Ausbeutung und Diskriminierung der Dregs beruht, und wendet sich aus Liebe heraus gegen seine eigenen Leute. Diese Entscheidung setzt ihn einem hohen Risiko aus, da er sich für eine Beziehung einsetzt, die die strengen Klassenunterschiede infrage stellt. Das Buch bietet eine fesselnde Erzählweise mit wechselnden Perspektiven zwischen Hoshiko und Ben, was dem Leser ermöglicht, die unterschiedlichen Lebensrealitäten und Erfahrungen beider Protagonisten umfassend zu verstehen.

    Der Schreibstil der Autorin ist fesselnd und eindringlich und versetzt den Leser sofort in die düstere Atmosphäre der Geschichte. Die Dregs leben unter unvorstellbaren Bedingungen, ohne Rechte und Möglichkeiten, sich vernehmlich zu wehren. Die brutale Realität, der sie ausgesetzt sind, wird eindringlich geschildert, insbesondere ihre Misshandlungen im Zirkus. Der Zirkus wird zu einem Symbol für die systematische Ausbeutung der Dregs, die als gesellschaftliche Unterschicht betrachtet werden und deren Existenz lediglich zur Unterhaltung der Pures dient.

    Die Schule der Kinder aus der oberen Schicht vermittelt ihnen die Überzeugung, dass Dregs in vielerlei Hinsicht minderwertig sind, was ihre Vorurteile nachhaltig verstärkt. Ben, der im Überfluss lebt, hat nie hinterfragt, ob die Dregs den Wunsch haben, ein anderes Leben führen zu wollen. Doch seine Begegnung mit Hoshiko zwingt ihn, alles zu hinterfragen und sein Weltbild grundlegend und radikal zu verändern. Ebenso erhält Hoshiko durch Ben, der nicht dem stereotypen Bild eines Pures entspricht, eine neue Perspektive auf die Pures, die sie bisher gekannt hat.

    Die Lektüre erweist sich als emotional intensiv und regt zur Reflexion über gesellschaftliche Ungerechtigkeiten an. Grausame und erschütternde Szenen werden geschildert, die den Leser dazu anregen, über die Parallelen zur gegenwärtigen Gesellschaft nachzudenken. Es ist alarmierend, wie viel Leid und Ungerechtigkeit existiert, und es wird deutlich, dass solche strukturellen Probleme auch in der realen Welt fortbestehen können.

    Das Buch entfaltet eine emotionale Achterbahn der Gefühle, von Trauer bis Wut, und lässt den Leser lange nach dem Lesen über die Schicksale von Hoshiko und Ben reflektieren. Auch die Nebencharaktere tragen zur Komplexität der Geschichte bei, selbst wenn viele von ihnen negative Charakterzüge aufweisen, was die Erzählung umso realistischer gestaltet.

    Insgesamt hat die Autorin mit ihrem kraftvollen Stil und der tiefgründigen Handlung überzeugt. Die emotionale Wirkung und die nachdenklichen Themen machen das Buch außerordentlich bemerkenswert. Die Kombination aus Spannung, Drama und sozialer Kritik ist gelungen, wodurch das Werk sowohl unterhaltend als auch aufklärerisch ist. Abschließend erhält das Buch eine hohe Bewertung von 5 von 5 Sternen, was die Begeisterung des Lesers unterstreicht.

  10. Cover des Buches Underground Railroad (ISBN: 9783596522279)
    Colson Whitehead

    Underground Railroad

    (348)
    Aktuelle Rezension von: liceys_buecherwunderland

    [𝕦𝕟𝕓𝕖𝕫𝕒𝕙𝕝𝕥𝕖 𝕎𝕖𝕣𝕓𝕦𝕟𝕘]

    𝔹𝕦𝕔𝕙𝕔𝕝𝕦𝕓𝕓𝕦𝕔𝕙 im #Buchclub_Buchgefluester

    𝕋𝕚𝕥𝕖𝕝: Underground Railroad
    𝔸𝕦𝕤 𝕕𝕖𝕣 𝔽𝕖𝕕𝕖𝕣 𝕧𝕠𝕟: Colson Whitehead
    𝕍𝕖𝕣𝕝𝕒𝕘: Fischer Taschenbuch // Little, Brown Audio
    𝔾𝕖𝕤𝕡𝕣𝕠𝕔𝕙𝕖𝕟 𝕧𝕠𝕟: Bahni Turpin
    𝔾𝕖𝕝𝕖𝕤𝕖𝕟/𝔾𝕖𝕙𝕠𝕖𝕣𝕥 𝕒𝕦𝕗: Deutsch / Englisch
    𝕌𝕖𝕓𝕖𝕣𝕤𝕖𝕥𝕫𝕥 𝕧𝕠𝕟: Nikolaus Stingl
    𝔸𝕧𝕒𝕚𝕝𝕒𝕓𝕝𝕖 𝕚𝕟 𝔼𝕟𝕘𝕝𝕚𝕤𝕙: Yes

    𝔽𝕣𝕒𝕘𝕖: Was haltet ihr von gekürzten Hörbüchern?

    𝔻𝕣𝕖𝕚 (𝕠𝕕𝕖𝕣 𝕞𝕖𝕙𝕣) 𝕎𝕠𝕖𝕣𝕥𝕖𝕣 𝕫𝕦𝕞 𝔹𝕦𝕔𝕙:
    Betroffen machend - Emotionslos - Schlimm

    𝕀𝕟𝕙𝕒𝕝𝕥:
    Cora lebt auf einer Baumwollplantage in Georgia und ist nur einer der unzähligen, die dort schlimmer als Tiere behandelt werden. Als sie von der Underground Railroad hört, ist sie fest entschlossen dir Plantage hinter sich zu lassen. Aber findet sie am Ende der Reise wirklich die Freiheit?

    𝕄𝕖𝕚𝕟𝕖 𝕄𝕖𝕚𝕟𝕦𝕟𝕘:
    Es hat ein wenig gedauert, bis ich wirklich in die Geschichte gefunden habe. Denn trotz allem Elend ist das Buch eher sachlich und emotionslos erzählt. Versteht mich nicht falsch, ich fands von Anfang an schlimm, aber die Protagonistin ist eher sachlich dem ganzen Elend gegenüber.
    Durch die vielen unbekannten Begriffe habe ich mir beim hören des englischen Hörbuchs auch ein wenig schwer getan. 😅
    Da war es ganz gut, dass ich auch noch nebenher gelesen habe. 😊
    Irgendwann hat mich die Story dann trotzdem gepackt und ich habe Coras Reise mit Spannung und Mitgefühl verfolgt. Vor allem aufs Ende zu, war ich dann voll dabei.
    Irgendwie hätte ich mir aber gewünscht, von Anfang an ein wenig mehr mitgenommen zu werden. Aber vielleicht geht es auch genau darum, dass das Grauen und Elend zu alltäglich waren, dass es nichts mehr besonderes war und deshalb wenig emotional beschrieben wird.

    𝕃𝕖𝕤𝕖𝕖𝕞𝕡𝕗𝕖𝕙𝕝𝕦𝕟𝕘?
    Von mir gibt's eine Leseempfehlung für alle, die sich mit der Sklaven-Geschichte der USA auseinandersetzen möchten.

    𝔼𝕦𝕣𝕖 𝕃𝕚𝕔𝕖𝕪 ☘️

  11. Cover des Buches Die Farbe Lila (ISBN: 9783312012909)
    Alice Walker

    Die Farbe Lila

    (354)
    Aktuelle Rezension von: Sanni_Koz

    Das Buch "Die Farbe Lila" von Alice Walker ist eine Geschichte von Leid  und Traurigkeit, Kampf, Unterstützung, Hoffnung und Freude.

    Das Buch sind Briefe - die sich aber mehr wie ein Tagebuch anfühlt. Man erlebt die Erfahrungen der Hauptcharaktere aus erster Hand.

    Die weiblichen Charaktere sind eine Inspiration zur Unterstützung, sowie der Kampf auf der Suche nach Gleichbehandlung, Chancengleichheit und Respekt. Es lehrt zudem Bedeutung von Ausdauer, Belastbarkeit und Selbstdefinition.

    Ich musste mich zuerst an den ungewöhnlichen Schreibstil gewöhnen. Doch die Thematik vom Buch ist erschreckend und faszinierend zugleich.

  12. Cover des Buches Montana Pride: Sturm der Liebe (ISBN: B08G1WRYP9)
    Mel Woods

    Montana Pride: Sturm der Liebe

    (7)
    Aktuelle Rezension von: SanNit

    Das war eine wunderschöne Geschichte.
    Sie strotzt geradezu vor Leidenschaft. Und ich meine hier dieses Mal nicht die körperliche Komponente.
    Man spürt die Leidenschaft zur Natur. Jacksons Leben auf seiner Ranch erfüllt ihn mit unglaublichem Stolz. Nunas Leidenschaft für ihre Heilkunde und vor allem ihre Verbundenheit zu ihren Wurzeln haben mir sehr gefallen.
    Es ist eine Geschichte, die sich mit eingehend mit den Konflikten zwischen zwei Kulturen beschäftigt. Die Autorin hat es für mich auf eine sehr wünschenswerte Art und Weise dargestellt. Denn wie werden am besten Konflikte gelöst? Genau, indem man voneinander lernt.
    Ich denke, es ist nur zum Teil realistisch, aber für mich der richtige Weg.
    Nunas und Jackson habe ich sofort in mein Herz geschlossen und habe diese Story sehr genossen. Die beiden sind wunderbar miteinander. Das Buch hat an vielen Stellen eine unglaubliche Ruhe ausgestrahlt. Das war toll.
    Einen kleinen Spannungsbogen hat die Autorin auch mit eingebaut, denn Konflikte haben meist eine lange Entstehung.
    Jetzt bin ich auf die Geschichte von Nunas Bruder Sahale gespannt.

  13. Cover des Buches Hidden Figures - Unerkannte Heldinnen (ISBN: 9783959670845)
    Margot Shetterly

    Hidden Figures - Unerkannte Heldinnen

    (55)
    Aktuelle Rezension von: Runenmädchen

    Auf das Buch Hidden Figures bin ich aufmerksam geworden, weil ich zuvor den gleichnamigen Film gesehen habe. Ich mag die Schauspielerin Oktavia Spencer unheimlich gerne und ich fand den Film großartig. Von daher wollte ich natürlich auch das Buch lesen.
    Die Autorin Margot Lee Shetterly hat sehr gut recherchiert, soweit ich das beurteilen kann. Es gab unheimlich viel zu erfahren, langweilig wurde es keineswegs. Allerdings ist es als Sachbuch bzw. als biografisches Sachbuch mit dem Film weniger vergleichbar, da natürlich im Buch viel Augenmerk auf Daten gelegt wurde. So etwas ist filmisch selbstverständlich zweitrangig bzw. weniger sachlich dargestellt.
    Ich mochte beides und kann das Buch jedem empfehlen, der ergänzend etwas über die Geschichte erfahren möchte.

  14. Cover des Buches The Help (ISBN: 9781594135330)
    Kathryn Stockett

    The Help

    (147)
    Aktuelle Rezension von: Lotta_Liest

    Kathryn Stockett beleuchtet in diesem Roman einen Aspekt des Separatismus, der oftmals nur wenig Aufmerksamkeit bekommt: die Gefühle und Lebensrealitäten der prekär beschäftigten Hausangestellten. Sie taucht tief in die Leben dieser Frauen ein, zeichnet beeindruckende Charaktere und zeigt uns eine Geschichte, die so oder ähnlich sehr bestimmt gelebt wurde.

    Etwas schade finde ich den rein fiktiven Charakter des Buchs, den die Autorin im Nachwort erläutert. Gerade da sie einen so persönlichen Bezug zu dem Thema hat, hätte ich mir dort einen ähnlichen Ansatz wie er im Plot verfolgt wird gut vorstellen können. Trotzdem ein mutiges und beeindruckend schönes Buch.

    Insbesondere die beiden Frauen Aibileen und Minny haben es mir absolut angetan und wirken so authentisch, stark und mutig, dass es geradezu inspirierend ist. In diesem Roman wird ein so düsteres Kapitel der Geschichte beleuchtet und trotzdem lässt er so viel Platz für Liebe und Freundschaft. 

    Alles in allem ein Buch, das mich zum Lachen gebracht hat und zu Tränen gerührt hat. Einfach ein Buch, bei dem ich mich sehr freue es gelesen zu haben.

  15. Cover des Buches Höllenjazz in New Orleans (ISBN: 9783492232678)
    Ray Celestin

    Höllenjazz in New Orleans

    (130)
    Aktuelle Rezension von: wanderer-of-words

    New Orleans 1919: Der mysteriöse „Axeman-Mörder“ hält die Stadt in Atem, er verübt brutale Morde und hinterlässt am Tatort Tarotkarten. In einem Brief an die Zeitung kündigt der Killer weitere Morde an, nur wer an einem bestimmten Abend Jazz hört wird von ihm verschont.

    Detective Michael Talbot verzweifelt langsam an dem Fall, niemand kennt den Killer, niemand hat ihn gesehen, die Meschen sprechen schon davon, dass er ein Geist ist. Auch Pinkerton-Sekretärin Ida ermittelt, sie möchte zur Ermittlerin aufsteigen, an ihrer Seite ist niemand Geringeres als der noch unbekannte Louis Armstrong. Und dann ist da noch der ehemalige Polizist Luca, gerade wegen Korruption aus dem Gefängnis entlassen, und nun schon wieder für die Mafia unterwegs.

    Ihr merkt es schon an meiner Zusammenfassung: viele Namen, viele Handlungsstränge. Der Autor greift auch inhaltlich wahnsinnig viele Themen auf (die Axeman-Morde, Rassismus, die Mafia, Blues und Jazz, ….) und streift zusätzlich noch weitere Themengebiete. Ich tat mich manchmal echt schwer mich im Geflecht der Protagonisten, Zusammenhänge und Beziehungen zurechtzufinden. Darauf, dass da dann auch noch irgendwie Louis Armstrong in die Geschichte eingebaut wird hätte ich verzichten können, ich halte wenig davon, realen Personen irgendwelche Geschichten anzudichten.

    Davon abgesehen ist die Geschichte aber spannend und atmosphärisch sehr dicht erzählt, vor allem das Feeling der lebhaften und musikverrückten Stadt wird super rübergebracht. Es ist ein faszinierendes Bild des frühen New Orleans, mit einer Mischung aus verschiedensten Kulturen, aber natürlich auch vielen Spannungen und Konflikten.

    Fazit
    Ein toll geschriebener Roman, der aber an manchen Stellen etwas überladen wirkt. Für meinen Geschmack hätte es gereicht, wenn der Autor sich auf die realen Axeman Morde konzentriert hätte, ohne das viele drumherum. Auch die nächsten Bände der „City Blues Reihe“ sind schon geschrieben: sie führen nach Chicago und New York.

  16. Cover des Buches Heimkehren (ISBN: 9783832164607)
    Yaa Gyasi

    Heimkehren

    (186)
    Aktuelle Rezension von: izzy_books

    Die Geschichte zweier ghanaischer Schwestern und ihrer Nachkommen spannt sich über Jahrhunderte. Persönliche Schicksale werden kunstvoll mit der großen Geschichte von Kolonialismus, Sklaverei und ihren anhaltenden Folgen verwoben. Ein eindrucksvoller Roman, der Vergangenheit und Gegenwart verbindet und die Leser*innen tief in das Leben und die Widerstände mehrerer Generationen eintauchen lässt.


  17. Cover des Buches Der Bus von Rosa Parks (ISBN: 9783941787407)
    Fabrizio Silei

    Der Bus von Rosa Parks

    (11)
    Aktuelle Rezension von: Jonna_Struwe_Kinderbuchautorin

    Erzählt wird in diesem Bilderbuch die Geschichte von Rosa Parks, die sich in einem Bus weigerte, ihren Platz für einen Weißen freizumachen. Ihre Verhaftung führte damals (1955) zum Bus-Boykott in Montgomery, der über ein Jahr dauerte und einen der Meilensteine im Kampf der Schwarzen für Gleichberechtigung in den USA markierte.

    Eingebettet ist die Geschichte in einer Rahmenhandlung im Heute: der Großvater nimmt seinen Enkel mit ins Henry-Ford-Museum in Detroit, um ihm den berühmten Bus zu zeigen. Dabei erzählt der Großvater nicht nur die Geschichte von Rosa Parks, sondern auch seine eigene. Und zu dieser Geschichte gehört auch die Gewalt des Ku Klux Klan. Solche Erfahrungen müssen erzählt werden, kindgerecht erzählt werden wie in diesem Buch. 

    Auch wenn das Buch illustriert ist wie ein Bilderbuch, richtet sich der Inhalt an Kinder ab 10 Jahren (8 Jahre, wie vom Verlag angegeben, finde ich recht jung). Diese Zielgruppe könnte natürlich das Buch selber lesen, doch ich würde es immer zuerst vorlesen, damit Kinder fragen und über das Gehörte, das Ungeheuerliche sprechen können. 

  18. Cover des Buches Summ, wenn du das Lied nicht kennst (ISBN: 9783442489657)
    Bianca Marais

    Summ, wenn du das Lied nicht kennst

    (80)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Robin ist erst neun Jahre alt und verliert ihre Familie bei den Aufständen in Soweto und ist dann 1976 ganz allein. Zuerst wächst sie bei der Tante auf, aber diese fühlt sich schnell überfordert mit den Bedürfnissen. Beauty tritt so in das Leben von Robin. Sie sucht während des Schüleraufstands ihr Kind, aber findet es nicht und ist mehr als verzweifelt. Als Schwarze hat sie nicht so viele Rechte und findet Arbeit und kümmert sich dann um Robin. Eine ganz besondere Bindung entsteht hier und wird doch auf eine harte Probe gestellt. Die Geschichte ist so fesselnd, berührend und begeistert auch und erzählt von zwei starken Frauen unterschiedlichen Alters. Man erfährt viel von der Geschichte und erlebt Verlust und Leid, genauso wie Liebe und Kraft. Ich kann das Buch nur empfehlen.

  19. Cover des Buches Wer die Nachtigall stört ... Graphic Novel (ISBN: 9783499218224)
    Harper Lee

    Wer die Nachtigall stört ... Graphic Novel

    (20)
    Aktuelle Rezension von: SteiniSteinke

    Ein Roman-Klassiker über das Erwachsenwerden.


    In den 1930er-Jahren wächst die achtjährige Scout im Süden der USA auf. Als ihr Vater, der Anwalt Atticus Finch, den schwarzen Landarbeiter Tom Robinson verteidigt, wird die scheinbar idyllische Kindheit von Scout und ihrem Bruder Jem von Vorurteilen, Hass und Rassismus überschattet.


    Ich kenne weder den Roman noch die Verfilmung – finde die Graphic Novel dennoch sehr gelungen umgesetzt. Besonders gefällt mir die Idee, Klassiker auf diese Weise nachholen zu können.


    Auch wenn der Roman ursprünglich aus 1960 stammt, sind die Themen erschreckend aktuell und keineswegs veraltet. Der eher schlichte Zeichenstil unterstützt die Handlung und lenkt den Fokus auf die Geschichte selbst. 

  20. Cover des Buches Licht im August (ISBN: 9783644006126)
    William Faulkner

    Licht im August

    (61)
    Aktuelle Rezension von: Beust

    „Licht im August“ ist eine von den Lektüreerfahrungen, die mit Anstrengung erworben wird. Faulkner erzählt seine Geschichte in Mississippi mit ermüdender Pedanterie, inneren Monologen, ausführlichen Beschreibungen der emotionalen Gemütslage oder der haarklein aufgefächerten Gedankenlandschaft der Handelnden. In Rückblenden werden seitenweise Lebensgeschichten auftretender Figuren nachgereicht, die dem Auto notwendig erscheinen, um die Handlungsweise zu motivieren und erklärlich zu machen. Die Erzählperspektive folgt mitunter einer Person in eine Szene, um dann abzubrechen und eine andere Person in und durch dieselbe Szene zu führen, damit beider Personen Bewusstsein im Lesen präsent ist. Zeile für Zeile bewegt man sich nur sehr langsam durch den Text - und dennoch erschafft Faulkner mit seinem Stil ein erstaunliches Leseerlebnis: Plötzlich entsteht aus den Buchstaben ein dichtes, kompaktes Bild, durch das man schreitet, ohne zu merken, dass man eigentlich noch liest. Die Loslösung der eigenen Realität und das tiefe Eintauchen in die fremde Realität hat wohl mit Faulkners akribischer Realitätsnähe zu tun. Ich habe jedenfalls selten ein so monolithisches Textgemälde im Kopf gehabt wie bei diesem Roman.

    Faulkner stellt sich in diesem 1932 veröffentlichten Roman erneut der Rassenfrage, die für ihn eine ewige Schande des Menschen bzw. des Amerikaners ist. In der Figur von Joe Christmas zeigt er, wie schon das Gerücht, jemand könne „Negerblut“ in den Adern haben, zur Verurteilung führt. Christmas ist ein harter Wanderarbeiter, bindungsunfähig, verschlossen und frauenfeindlich, der mit Gelegenheitsjobs und illegalem Whiskyhandel über die Runden kommt. Er mordet und wird gejagt, obschon zunächst alle Indizien auf seinen zwielichtigen Kompagnon Joe Brown weisen. Der windet sich aus dem Verdacht, indem er Christmas beschuldigt, „Niggerblut“ in sich zu haben.

    Ein wenig Licht in diesen August bringen Lena Grove und Byron Bunch, die Hoffnung, Freundlichkeit und Anständigkeit repräsentieren und er Ausweglosigkeit und dem Pessimismus des Romans ein Gegengewicht verleihen, wenn auch kein gleichwertiges.

    Faulkners Roman ist auf zwei Ebenen toll: in seinem inneren Humanismus und in seinem Stil - für den, der sich auf die Entschleunigung der Realität einlässt.

  21. Cover des Buches Ich weiß, warum der gefangene Vogel singt (ISBN: 9783518468975)
    Maya Angelou

    Ich weiß, warum der gefangene Vogel singt

    (61)
    Aktuelle Rezension von: Giselas Lesehimmel

    Meine Meinung 

    Stamps - Arkansas 

    Maya Angelou hat mit "Ich weiß, warum der gefangene Vogel singt" einer breiten Leserschaft die Diskriminierung dunkler Menschen nahegebracht, die ihren Höhepunkt in den 30er bis in die 40er-Jahre hatte. Sie schreibt ohne Weichzeichner, da Realitäten nun mal  kein Märchenbuch sind. 

    Aus der Sicht von Marguerite (Maya) erleben wir das Leben, welches dunkle Menschen in der Nähe einer Baumwollplantage geführt haben. 

    Maya und ihr Bruder Baily wachsen bei ihrer Großmutter (Momma - Mischung aus Mama und Oma) auf, nachdem sich ihre Eltern getrennt haben. Momma besitzt einen kleinen Lebensmittelladen, der gleichzeitig ein richtiger Treffpunkt für die Dorfgemeinschaft ist. Die Kinder fühlen sich wohl und von fast allen Bewohnern angenommen. 

    Nach einem längeren Aufenthalt bei der Mutter in Los Angeles, kehren beide Kinder wieder zu Momma zurück, nachdem Maya ein schreckliches Erlebnis hatte, das ihr die Sprache verschlug. Baily vermisst seine wunderschöne Mutter, die eine richtige Frohnatur ist. Die Afroamerikanerin hat sich ein luxuriöses Leben aufgebaut, was für eine dunkle Frau nicht der Norm entspricht. Ihren grenzenlosen Optimismus versucht sie an ihre Kinder weiter zu geben. 

    Die Personen sind wunderbar gezeichnet; zeigen sie doch, dass man nicht perfekt sein muss, um ein guter und liebenswerter Mensch zu sein. Auch der Vater kommt mit all seinen Fehlern sympathisch daher. Insgesamt verfügen alle über sehr viel Eigenwilligkeit, die sie im Leben weiterbringt. Momma verfügt über ein sehr starkes Durchsetzungsvermögen. Sie hilft Menschen, will aber kein Gejammere anhören. Mit ihrem Laden hat sich ein großes Stück Selbstständigkeit und den Respekt der Dorfbewohner erarbeitet. Sie weiß ganz genau, wann Schweigen zum Sieg führt, und wann Handeln notwendig wird. 

    Es gibt viele Szenen, die mich fassungslos gemacht haben, da mir bewusst wurde; Diskriminierung ist leider auch heute noch real; wenn auch anders verpackt. 

    Mayas Weg, vom Kind zur jungen Frau, ist steinig. Bücher haben ihr geholfen, in einer sehr schweren Zeit, wieder ihre Sprache zu finden. Selbstfindung, ist nicht leicht. Egal zu welcher Zeit  - egal welche Hautfarbe man hat. 

    Ich möchte darauf hinweisen, dass die Geschichte sensible Inhalte enthält, die eventuell Mädchen oder Frauen triggern könnten. Es kommen Missbrauch und Mord vor, sowie Rassismus, und die daraus resultierende Verweigerung einer zahnärztlichen Behandlung.  

    Maya Angelou hat für ihr Werk ein großes Dankeschön verdient. Ich habe sie erst 2025 entdeckt und bin sehr froh darüber, dieses Buch gelesen zu haben, da ich es als große Bereicherung empfinde. Ihre Geschichte geht weiter. "Ich weiß, warum der gefangene Vogel singt" ist erst der Anfang. Es passiert sehr viel; meine Besprechung macht nur einen minimalen Teil aus. 

    Eine klare Empfehlung, für diese komplexe Geschichte, die die Ausbeutung von dunkelhäutigen Menschen behandelt und den daraus entstandenen Hass, gegenüber Menschen, mit heller Hautfarbe. Dies in einer stellenweise zornigen, sowie poetischen Sprache, mit wunderschönen Zitaten. Humor und tiefgründige Gedanken runden das Leseerlebnis ab und regen zum Nachdenken und diskutieren an. 


    >>Niemand wird dich zum Sprechen bringen  - das kann vermutlich keiner. Aber merk dir eins, die Sprache ist die menschliche Form der Auseinandersetzung mit anderen Menschen, und nur die Sprache unterscheidet uns von den niederen Tieren. << Seite 116

     

  22. Cover des Buches Zu zweit tut das Herz nur halb so weh (ISBN: 9783492302388)
    Julie Kibler

    Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

    (147)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Isabella will mit ihrer farbigen Friseurin eine Fahrt nach Kentucky machen. Die alte Dame will dort zu einer Beerdigung gehen. Dorrie ist immer für ihre Stammkundin da und so brechen die Beiden auf. Auf der Fahrt erzählt Isabella Dorrie ihre Geschichte. Als junges Mädchen, Ende der 30er Jahre, verliebte sich Isabella in einen farbigen Arbeiter. Auch Robert entdeckte seine Gefühle für das weiße Mädchen und für beide stand fest, sie wollen heiraten. Die Zeiten waren aber schwer und für solche Verbindungen nicht geschaffen und trotzdem wollen sie alle Konventionen brechen. Dorrie hört gebannt zu und denkt über ihr eigenes Leben und ihre mögliche Beziehung mit ihrem neuen Freund nach. Die Fahrt wird für beide Frauen eine Reise in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Julie Kibler schreibt mit ganz viel Gefühl, Einfühlungsvermögen und auch spannend. Wunderbar!

  23. Cover des Buches Ein feiner dunkler Riss (ISBN: 9783518464977)
    Joe R. Lansdale

    Ein feiner dunkler Riss

    (93)
    Aktuelle Rezension von: SalanderLisbeth
    In mir wuchs die Befürchtung, dass es – was auch immer es war – mich packen und mit sich ziehen würde, auf die andere Seite dieses feinen, dunklen Risses: der Grenze zwischen der Welt der Lebenden und der Welt der Toten. (Auszug Seite 94)

     In einem heißen texanischen Sommer im Jahr 1958 begegnen wir unserem Protagonisten Stanley Mitchel. Der Dreizehnjährige ist erst vor kurzem mit seiner Familie in das fiktive Kaff Dewmont in East Texas gezogen, wo sich sein Vater einen Traum erfüllte und das dortige Dew Drop Drive-In Autokino betreibt. Stan streift an heißen Sommertagen mit seinem Hund Nub durch die Gegend und genießt bis Schulbeginn das noch unbeschwerte Leben eines naiven, wohlbehüteten Heranwachsenden. Hinter dem Wohnhaus beginnen die Wälder und eines Tages finden er und seine ältere Schwester Caldonia zufällig in der Ruine einer abgebrannten Villa ein verwittertes Metallkästchen mit geheimnisvollen Briefen. Im Gegensatz zu seiner Schwester ist Stan gleich fasziniert, er wittert ein großes Abenteuer und beginnt Detektiv zu spielen. Die Villa gehörte der angesehenen Familie Stilwind und bei dem Brand vor 20 Jahren kam die Tochter Jewel Ellen ums Leben. In der gleichen Nacht wurde die junge Margret Wood vergewaltigt und ermordet auf den Gleisen gefunden. Ihr Kopf wurde nie entdeckt und seitdem soll ihr Geist in der Gegend herumspuken. Bei seinen Erkundigungen unterstützt ihn der lebenskluge sowie oftmals launische Schwarze Buster Smith. Der trunksüchtige Alte war früher mal als Hilfspolizist tätig und arbeitet jetzt als Filmvorführer für seinen Vater. Das zunächst harmlos beginnende Detektivspiel entwickelt ungeahnte Ausmaße und Stan findet sich in einem ausgewachsenen Kriminalfall wieder.

    Die fesselnde Aufklärung der damaligen Verbrechen rückt mal mehr, mal weniger in den Vordergrund, die Krimielemente des Romans bilden dabei nur das Gerüst für eine warmherzige Coming-of-Age Geschichte und eine genaue Milieustudie der amerikanischen Provinz der 50er Jahre. Dieser Sommer wird das Leben von Stan gehörig auf den Kopf stellen und für immer verändern. Er wird nicht nur sexuell aufgeklärt, er lernt auch Rassismus, Alkoholismus und häusliche Gewalt kennen. Während er in einem liebevollen Elternhaus aufwächst, wird sein bester Freund Richard täglich von seinem Vater verprügelt. Auch die schwarze Hausangestellte Rosy Mae erfährt von ihrem brutalen Partner täglich Gewalt. Sie findet Unterschlupf bei den Mitchels, kann aber auch nicht von ihrem alkoholsüchtigen Geliebten lassen. Stans heile Welt bekommt Risse und er wird mit einer bitterbösen Realität konfrontiert, die ihn seine Unschuld verlieren und erwachsen werden lässt. Ende der 1950er Jahre ist in Amerika Rassentrennung noch an der Tagesordnung. Schwarze und Weiße leben in voneinander getrennten Vierteln, werden auf unterschiedlichen Friedhöfen beerdigt oder sitzen im Kino in getrennten Bereichen, Frauen haben generell nur wenig zu sagen.

    Die Handlung ist eher ruhig, ohne übertriebenes Pathos erzählt und weist einige dramatische sowie spannende Passagen auf. Die menschlichen Abgründe, die hinter der kleinstädtischen Idylle lauern, werden aber geschmeidig in die Handlung eingewebt und trotz der Schwere der Themen bleibt der Tonfall leichtfüßig. Besonders durch die hemdsärmelige Erzählweise, passend aus der Perspektive eines Dreizehnjährigen mit bisweilen schnoddrigen Dialogen und deftiger Ausdrucksweise, entsteht eine Leichtigkeit. Die Dialoge klingen authentisch und verzichten dennoch nicht auf einen literarischen Anspruch. Lansdale erzählt seine Geschichte sehr einfühlsam, die er auch nie aus den Augen verliert, und nah an den Figuren, die er glaubwürdig ausleuchtet. Sie überzeugen durch Authentizität und Lebendigkeit.

    Wahrscheinlich spielten sich solche Dinge in jeder Kleinstadt ab, und die meisten Leute merkten nichts davon. Ich hätte lieber zu den meisten Leuten gehört. Es war, als ob ich einen Deckel angehoben hätte, und nun kamen alle üblichen Geheimnisse der Welt hervorgekrochen. (Auszug Seite 297)

    Lansdale beschreibt die eindrückliche Szenerie einer texanischen Kleinstadt, wo die älteren Leute am späten Nachmittag im Unterhemd auf Veranden sitzen und sich unterhalten, während die Glühwürmchen ausschwärmen und die Sonne wie ein roter Feuerball in die Wälder von East Texas eintaucht und die Jugendlichen mit pomadiger Haartolle oder Pferdeschwanz vorm Dairy Queen herumlungern, Milchshakes im Drugstore trinken und Rockabilly im Radio hören und ich konnte in dieses Setting und in die dichte Atmosphäre mit viel Südstaatenflair versinken.

    Ein sehr gelungenes Zeitportrait mit einem Protagonisten, der in seiner jugendlichen Naivität felsenfest an den amerikanischen Traum glaubt und sich eine tiefe Menschlichkeit bewahrt.

  24. Cover des Buches Die Musik der verlorenen Kinder (ISBN: 9783746632728)
    Mary Morris

    Die Musik der verlorenen Kinder

    (26)
    Aktuelle Rezension von: Pixibuch
    Das Cover besticht durch die Fassade von Chicago. Ein Buch der leiseren Töne. Hektik wäre hier fehl am Platz. Das Buch erzählt uns die Geschichte von Benny, Napoleon und Pearl. Benny ist der Sohn eines jüdischen Fabrikanten, der Mützen herstellt. Seit sein kleiner Bruder damals im Schneesturm starb und er sich schuldig an dessen Tod führt, ist das Klavierspiel seine einzige Leidenschaft. Hier kann er vergessen. Bei seinen Botengängen für seinen Vater kommt er auch in die nicht so zu empfehlenden Ecken der Stadt. Hier wird Jazz gespielt, was Benny total fasziniert und er eignet sich diesen Stil und diesem Swing an. Napoleon ist ein Waisenkind, er kam aus den Süden nach Chicago und spielt die Trompete wie ein junger Gott, er läßt sie schluchzen, jauchzen und Tierstimmen produzieren. Pearl verliert drei ihrer Brüder bei einem Schiffsunglück, mit den verbliebenen Brüdern und ihren beiden Schwestern betreibt sie eine Bar. In dem Buch erfahren wir, wie diese drei Personen zusammenkommen, lesen über ihr Schicksal, über ihr Leben. Jeder von den Dreien ist unglücklich, mit seinem Leben nicht zufrieden. Wir bekommen Einblick in die goldenen 20iger Jahre des 20. Jahrhunderts. Hier werden fiktive Personen mit Al Capone, Benny Goodman, Duke Ellington, Louis Armstrong vermischt. Das Leben der einfachen Bevölkerung während der Prohibition ist ärmlich und sehr hart und es herrscht überall Arbeitslosigkeit. Und doch ist der Jazz immer und überall zu hören. Mary Morris führt uns in eine andere Welt, sie beschreibt die Wege von Benny derart plastisch, man fühlt sich selbst auf den Wegen in Chicago unterwegs. Mir hat dieses Buch einige Dinge nähergebracht, die ich so noch nicht gesehen habe.

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