Bücher mit dem Tag "rattenlinie"

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14 Bücher

  1. Cover des Buches Rattenlinien (ISBN: 9783869137247)
    Martin von Arndt

    Rattenlinien

     (21)
    Aktuelle Rezension von: Bellis-Perennis

    Autor Martin von Arndt entführt uns in das Jahr 1946. Deutschland liegt in Trümmern, der grausame Hungerwinter steht bevor und die Siegermächte, allen voran die USA sind dabei, die NS-Verbrecher aufzuspüren und vor Gericht zu stellen. Das führt dazu, dass zahlreiche Nazis die selben Fluchtrouten, die zuvor Juden, Kommunisten oder andere Verfolgte benützen, um aus Deutschland zu flüchten und der Gerichtsbarkeit zu entkommen. 

    Einer dieser Männer ist Gerhard Wagner, der als „Schlächter von Baranawitschy“, bekannt ist. Sein ehemaliger Vorgesetzter aus den 1920er Jahren, Andreas Eckart, der auf Grund seiner Gesinnung rechtzeitig vor den Nazis in die USA emmigriert ist, wird von der US-Army angeworben, um Wagner dingfest zu machen. Eckart hat noch eine persönliche Rechnung mit Wagner offen. Gemeinsam mit dem etwas undurchsichtigen Special Agent Dan Vanuzzi jagt Eckart dem SS-Mann hinterher. 

    Meine Meinung: 

    Das Thema ist spannend, vor allem in Hinblick auf die unterschiedlichen Beweggründe der einzelnen Protagonisten. Wir verfolgen Wagner von München aus über Innsbruck, folgen seinen Spuren über die verschneiten Berge nach Südtirol und nach Rom, um den Kriegsverbrecher an seiner Abreise nach Argentinien zu hindern. Dabei treffen wir auf zahlreiche Menschen, denen nicht zu trauen ist, weil sie selbst Dreck am Stecken haben, oder wie die Würdenträger im Vatikan, nach wie vor ihren Judenhass pflegen. Lieber einem (ehemaligen) Nazi helfen als einem Juden oder Kommunisten. 

    Die paranoide Angst vor den Kommunisten nützen die NS-Schergen weidlich aus und so kommt es, dass auch der US-Army nicht wirklich zu trauen ist.  

    Die Geschichte ist spannend erzählt. Manchmal bedient sich der Autor ein wenig krauser Wortschöpfungen. So verwendet er mehrmals das Verb „ermuntern“ in völlig sinnentleerter Art und Weise. Statt „Eckart wachte auf“ schreibt er „Eckart ermunterte“. Dass so etwas im Korrektorat oder Lektorat nicht auffällt? 

    Fazit: 

    Eine aufregende Jagd quer durch Mitteleuropa, um diversen NS-Verbrechern habhaft zu werden. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

  2. Cover des Buches Commissario Pavarotti kam nie nach Rom (ISBN: 9783740803162)
    Elisabeth Florin

    Commissario Pavarotti kam nie nach Rom

     (21)
    Aktuelle Rezension von: Angeliques_Leseecke
    *Inhalt*
    Schriftstellerin Anna Santer und ihr Mann Lex werden in ihrem Hotel in Meran tot aufgefunden. Es sieht wie eine Hinrichtung aus. Commissario Pavarotti und Ispettore Emmenegger stehen vor einem großen Rätsel. Wem galt der Anschlag? Lex, der sich in der Finanzwelt einen Namen gemacht hat oder seiner Frau Anne, die über die Rattenlinien aus dem 2. Weltkrieg recherchiert hat und darüber ein Buch schreiben möchte. Im Laufe der Ermittlungen taucht Lissie von Spiegel auf, sie war mit Anna Santer befreundet. Doch sie unterstützt nicht die beiden, sondern versucht das Verbrechen allein aufzuklären.

    *Meine Meinung*
    "Commissario Pavarotti kam nie nach Rom" von Elisabeth Florin ist bereits der vierte Band um den sympathische Inspector aus Meran. Der Schreibstil der Autorin ist spannend und fesselnd, schnell hat Elisabeth Florin mich in ihre Welt hineingezogen. Diesmal gehen die Ermittlungen in die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg. Viele Flüchtlingen kamen nach Meran, um von dort aus nach Südamerika zu fiehen. Unter ihnen waren aber auch einige Nazis, die sich mit Hilfe von falschen Papiere die Ausreise ermöglicht haben und sich somit einer Verhaftung und Verurteilung zu entziehen.

    Die Charaktere sind lebendig und vielschichtig, diesmal bilden die drei Hauptprotagonisten kein Team, irgendwie agiert jeder für sich allein. Und ihr Verhalten weckt nicht nur Sympathien in mir, manchmal könnte ich sie alle drei schütteln. Die Spannungen zwischen Lissie und Luciano sind förmlich spürbar, aber die Hoffnung, dass die beiden sich wieder zusammenraufen, besteht weiterhin. Auch die Zusammenarbeit von Pavarotti und Emmenegger ist von diversen Spannungen geprägt. Emmenegger muss sehr unter den Launen von Pavarotti leiden und vermisst den nötigen Respekt ihm gegenüber. Die Nebencharaktere sind auch gut ausgearbeitet.

    Die bildhafte Sprache macht es mir möglich, mir all die Handlungsorte gut vorzustellen. Mit den raffiniert eingefädelten Wendungen bringt mich die Autorin immer wieder auf falsche Fährten. Sie lässt auch den Täter zu Wort kommen, ohne zu verraten, wer er ist. Das ist ein kluger Schachzug, es erhöht die Spannung.

    *Fazit*
    Insgesamt hat mir dieser Krimi wieder richtig gut gefallen, spannend, fesselnd und mit einer interessanten Geschichte. Es bringt Spaß, mit den dreien auf Ermittlungsjagd zu gehen.
    Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung und 5 Sterne.
  3. Cover des Buches Die geliehene Schuld (ISBN: 9783453428386)
    Claire Winter

    Die geliehene Schuld

     (159)
    Aktuelle Rezension von: Marina_Prokopp

    Berlin, 1949: Vera Lessing hatte es in den letzten Jahren nicht leicht: Der 2. Weltkrieg hat ihr ihren Mann und ihre Eltern genommen und jetzt liegt Deutschland in den Trümmern und ist mitten in der Nachkriegszeit. Gemeinsam mit ihrem Jugendfreund und Kollege Jonathan arbeitet sie bei einer Zeitung. Plötzlich stirbt Jonathan in Köln, er wollte dort etwas für seinen aktuellen Artikel recherchieren. Die Polizei geht von einem Unfall aus, aber Vera glaubt, dass mehr dahintersteckt. Als sie seine Unterlagen und eine Nachricht von ihm bekommt, die er kurz vor seinem Tod abgeschickt hatte, ist ihr klar, dass Jonathan an einer großen Sache dran war. Sie beginnt auf eigene Faust zu ermitteln und folgt seinen Spuren, die sie in die Vergangenheit und in Gefahr bringen ... 

    Die Autorin Claire Winter hat mit „Die geliehene Schuld“ wieder ein sehr packendes, vielseitiges, facettenreiches und emotionales Buch geschrieben. Der Roman fesselt von der ersten Seite und lässt bis zum Schluss nicht mehr los. Die Geschichte spielt in Deutschland in der Nachkriegszeit und die Autorin hatte die Lebensumstände der Menschen greifbar dargestellt und ihr bildhafter Schreibstil erweckt das Gefühl, dass man direkt dabei ist. In dem Buch wechseln die Zeiten, mal ist man in der Gegenwart und manchmal ein paar Jahre zurück in der Vergangenheit. Das sorgt aber nicht für Verwirrung, sondern macht das Buch noch ergreifender, emotionaler und tiefgründiger, da man den Verlauf der Geschichte immer wieder aus anderen Augen und Blickwinkel betrachten kann. Die Autorin hat sehr gut recherchiert und verknüpft ihre fiktive Erzählung mit realen Geschehnissen. 

  4. Cover des Buches Faro (ISBN: 9783847621034)
    Ole R. Börgdahl

    Faro

     (26)
    Aktuelle Rezension von: Bellis-Perennis

    Michael Stromm ist „Torpedo-Mixer“ auf dem U-810 als es von den Alliierten vor den Kanarischen Inseln versenkt wird. Zusammen mit dem schwer verletzten Kaleun gelingt es ihm, in Schlauchboot zu ergattern. Michael hat Glück, er überlebt und wird vom Leuchtturmwärter von Faro, Paulus, gefunden, während Sieber tot an Land gespült wird. Paulus versorgt gemeinsam mit Serina den Verletzten, beschafft ihm falsche Papiere und gibt ihn als schwedischen Neffen aus. Die Ruhe ist trügerisch, denn das neutrale Spanien leidet unter der Diktatur Francos, dessen seinerzeitige Machtübernahme von den Hitler unterstützt worden ist. Es kommt, wie es kommen muss: Zum einen verliebt sich Michael in Serina und zum anderen wird er verraten und liefert sich mit den deutschen Spionen einen gewaltigen Schusswechsel, dem er mit knapper Not entkommt. 

    Jahre später treffen sich Serina und Michael bei Paulus‘ Begräbnis wieder und beschließen, nach Argentinien zu reisen. Was dann folgt, ist eine wilde Hatz auf Leben und Tod durch Argentinien und Chile führt, denn Michael ist noch immer in Besitz jener Dokumente, die seinerzeit der Kaleun Sieber mit sich geführt hat.  

    Meine Meinung: 

    Dieser fesselnd erzählte historische Roman zeugt von akribischer Recherche des Autors. Hier kommen fasst alle Lesergruppen auf ihre Rechnung: die U-Boot-Fans, die das Leben und die Arbeit auf den Stahlkolossen faszinierend finden, jene die, die Gedanken eines einfachen Mechanikers zum NS-Regime kennenlernen wollen, jene, die auf rasante Verfolgungsjagden und Verschwörungstheorien nicht verzichten wollen und, ein bisschen Liebesgeschichte (aber nur andeutungsweise). Diese unterschiedlichen Gruppen unter einen Hut, zu bringen, ist eine große Kunst. 

    Der Arbeitsalltag auf einem U-Boot ist detailliert beschrieben. Man kann förmlich die Enge spüren und den Geruch von Diesel und Schmierfett sowie die ungewaschenen Körper der Mannschaft riechen.  

    Auch die Stimmung und die historischen Details aus dem Spanien von 1943 sind elegant in die Handlung verwoben. Obwohl einige vermuten oder sogar wissen, dass Michael Deutscher ist, dauert es recht lange, bis er verraten wird. 

    Die Zeitspanne zwischen dem Verrat und dem Wiedersehen ist mir - vor allem in Hinblick auf die sonstige detailreiche Schreibweise des Autors - ein wenig ins Hintertreffen geraten. Da hätte ich mir schon ein paar Informationen mehr erwartet. Sieben Jahre sind eine lange Zeit, in der sowohl Michael als auch Serina viel erlebt haben (müssen). 

    Den Entschluss, nach Argentinien zu fahren, um die nun endlich geöffneten Papiere von Kaleun Sieber zu überprüfen, finde ich grundsätzlich in Ordnung. Ich persönlich hätte schon viel früher die Dokumente angesehen. Interessant ist auch hier, die Einbettung in die politischen Gegebenheiten (Juan Peron ist Dikataor, Eva Perons Tod) und die vielen Auswanderer aus Deutschland. Das Netzwerk der NS-Zeit besteht nach wie vor und dass sich Michael und Serina darin verstricken, ist auch gut dargestellt. Lediglich die Verfolgungsjagden in Eis und Schnee empfinde ich ein wenig zu dick aufgetragen. Dass Südamerika ein Sammelbecken für Faschisten aller Art war, ist ja belegt und mir bekennt. Es ist eine Ironie des Schicksals, dass viele NS-Bonzen die selben Fluchtrouten benutzten, die zuvor die verfolgten Juden benutzt haben. 

    Sehr gut sind die Charaktere gelungen, vor allem Michael Stromm, dessen Wandlung vom Saulus zum Paulus nachvollziehbar ist. Der Torpedomechaniker ist ein Kind seiner Zeit, aufgewachsen mit der Indoktrination der NS-Propaganda erkennt er erst auf Maspalomas, beim Hören von BBC und die Ansprachen von Thomas Mann, dass im Deutschen Reich nicht alles so ist, wie es Goebbels & Co. darstellen. Oder der Leuchtturmwärter Paulus (Warum heißt der nicht Pablo?) und Serina, die beide nichts mit dem faschistischen Franco-Regime zu tun haben wollen - glaubhaft gezeichnet. Ich kann sie mir gut vorstellen, diese Serina, die mit ihrem Buick auf der Insel herumfährt (hier habe ich immer Sophia Loren im Kopf).  

    Die fehlenden Jahre zwischen Verrat und Wiedersehen sowie die, für mich James-Bond-artige Schnitzeljagd in Argentinien kosten den 5. Stern. 

    Fazit:

    Ein fesselnder historischer Krimi, der wie schon beschrieben, mehrere Zielgruppen anspricht. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

     

  5. Cover des Buches Die Akte ODESSA (ISBN: 9783492302166)
    Frederick Forsyth

    Die Akte ODESSA

     (65)
    Aktuelle Rezension von: RobinBook

    Am Tag, an dem JFK ermordet wurde, beginnt diese spannende Geschichte, denn an diesem Tag bekommt ein Reporter zum ersten Mal etwas vom Schicksal des Juden Salomon Tauber mit. Der stirbt nämlich. Und zwar auch an diesem Tag. Durch die eigene Hand. Wegen einer anderen Geschichte, die Jahre vorher stattfand. Über die der Reporter im Laufe der Zeit mehr erfährt. Und mit der er, das erfährt er aber erst ziemlich zum Schluß, tatsächlich etwas zu tun hat.
    Erzählt wird neben den Erlebnissen Taubers im "Dritten Reich" auch das Anfang der 60er Jahre aktuelle politische Geschehen in Israel, den USA und in Deutschland. Vor allem, wie Deutschland mit den 20 Jahre geschehenen Ereignissen umgeht. Und natürlich von der Akte ODESSA = Organistation der ehemaliugen SS-Angehörigen...

    Diese Geschichte über die deutsche Geschichte mag nicht in Einzelheiten wahr sein, aber Schicksale wie das Salomon Taubers hat es in ähnlicher Form und in zahllosen Varianten leider tatsächlich gegeben. So, wie die Organisation Odessa. Und leider entspricht auch die im Roman angesprochene "Aufarbeitung" den Tatsachen.

  6. Cover des Buches Das Verschwinden des Josef Mengele (ISBN: 9783746636672)
    Olivier Guez

    Das Verschwinden des Josef Mengele

     (90)
    Aktuelle Rezension von: mariameerhaba

    Zuzusehen wie Mengele alles verliert, seine Würde, seine Haltung, seinen Doktortitel, es hatte etwas Befriedigendes, das gebe ich ungern zu. Das Karma hat ihn eingeholt, sein Leben zerstört, die letzten Lebensjahre waren nur noch eine Folter für ihn, ohne dass ihn jemals sein Gewissen beunruhigt hat und das zu lesen, war erschreckend.

    Der Autor hier beschreibt sehr gut die Flucht eines Monsters. Er macht daraus nicht einen einfachen Bericht, das den zweiten Abschnitt vom Leben Mengeles zerlegt, sondern er sorgt dafür, dass man Mengeles Elend mitfühlt, dass man dabei ist und zu sieht, wie ein stolzer Mann langsam zerbricht.

    Es ist ein erschütterndes Buch, aber gleichzeitig zeigt es auch, wie die Reichen davonkommen können. Wie sie sich der Justiz entziehen, wie Geld ihnen ermöglicht, jenseits der Gesetze ein Leben zu führen, das man getrost als ein schönes Leben bezeichnen kann. Vielleicht ging es Mengele nicht gut bei seiner Flucht, aber alle anderen hatten doch ein angenehmes Leben, gönnten sich nach so viel Mord und Korruption eine Villa, ein riesiges Anwesen, die ihre Vergangenheit so weit in den Schatten rückte, das man sie zu beneiden begonnen hat.

    Das Buch ist spannend, interessant, gewaltig, brutal und so ehrlich, dass es mich sehr oft erschüttert hat. Der Stil ist einfach und leicht und vor allem funktioniert das Buch. Ich habe es gern gelesen.

  7. Cover des Buches Das letzte Experiment (ISBN: 9783644210318)
    Philip Kerr

    Das letzte Experiment

     (23)
    Aktuelle Rezension von: Jossele

    Dieser fünfte Teil der Bernhard „Bernie“ Gunther Reihe des schottischen Autors Philip Kerr erschien 2008 unter dem Originaltitel „A Quiet Flame“. Die Handlung schließt unmittelbar an die Handlung des vierten Bandes an. Das Schiff, das Bernie am Ende des vierten Bandes in Genua bestieg, kommt im Jahr 1950 in Buenos Aires an. Dort wird er fast vom Fleck weg von der argentinischen Geheimpolizei SIDE rekrutiert, um zur Ermordung des jungen Mädchens Grete Wohlauf und zum Verschwinden des Teenagers Fabienne von Bader zu ermitteln, deren Vater ein einflussreicher Freund des argentinischen Präsidenten Juan Perón ist. Ein Grund für Bernies Rekrutierung ist, dass er 1932 in Berlin in einem ähnlich gelagerten Mordfall wie nun bei Grete Wohlauf ermittelt hat. Den Täter jedoch hat er damals nicht gefunden. Bernies Vorgesetzter Colonel Montalban vermutet den Täter unter den deutschen Auswanderern.

    Neben der aktuellen, im Jahr 1950 in Buenos Aires angesiedelten Geschichte, blickt der Autor dazu abwechselnd ins Jahr 1932 in Berlin zurück. Das ist gut und spannend gemacht, zumal dem Leser von Anfang an suggeriert wird, dass die Ereignisse des Jahres 1932 irgendwie mit denen des Jahres 1950 verknüpft werden. 

    In dem Teil, der 1932 spielt, tritt Bernie als Kriminalkommissar auf. Das widerspricht leider dem in Band „Im Sog der dunklen Mächte“ dargelegten Lebenslauf, wo Bernie im Jahr 1938, als er zur Polizei zurückkehrt, erstmals zum Kriminalkommissar befördert wird.

    Einmal mehr erwähnt der Autor eine ganze Menge real existierender Personen in seinem Roman, die er in die Handlung mit einbaut. Diesmal schickt er voraus und weist in einem Schlusswort erneut darauf hin, dass es sich um eine erfundene Geschichte handelt, dass er sich also die Freiheit herausgenommen hat, auch realen Personen etwas anzudichten. Das ist durchaus in Ordnung so, jedoch hätte ich mir etwas mehr Sorgfalt bei den Namen gewünscht. Mehrfach werden Namen nicht richtig geschrieben, so heißen z.B. die im Roman erwähnten von Beerkamp und Dorge in Wahrheit Bierkamp und Dörge.

    Die Geschichte selbst finde ich sehr gut ausgedacht, zumal es um den Tod des Dr. Hans Kammler ja Spekulationen gegeben hat und gibt, so dass die von Kerr gewählte Variante seines Lebens nach dem 3. Reich zumindest vorstellbar ist. Das Setting und Ambiente mit den sowohl jüdischen als auch später vermehrt durch Verbrechen belasteten Flüchtlingen entspricht ja der Realität der damaligen Zeit. Eine tolle Story, die nur ein wenig an den o.a. Nachlässigkeiten, der bisweilen zu bildhaften Sprache Kerrs und der allzu realitätsfernen Unverwundbarkeit des Protagonisten leidet. Vier Sterne.

  8. Cover des Buches Das Verschwinden des Josef Mengele (ISBN: 9783742407566)
    Olivier Guez

    Das Verschwinden des Josef Mengele

     (6)
    Aktuelle Rezension von: TheSaint

    Der französische Journalist und Schriftsteller Olivier Guez (* 1974) hat über drei Jahre lang Recherchen zu dieser Nachkriegsbiographie angestellt, welche nun von dem fabelhaften Burghart Klaußner ungekürzt durch seine Kunst der "Untertöne" vorgetragen wird.

    Klaußner schafft es von Beginn an, die Geschichte dieses Unmenschen vom Zeitpunkt seiner Flucht aus Deutschland 1949 bis zu seinem viel zu milden Tod in Brasilien 1979 aus einer gekonnten Balance aus Distanz und Nähe, aus sachlicher Kühle und Anverwandlung vorzutragen. Die Flucht über die berüchtigte "Rattenlinie" nach Südamerika und die Treffen Mengele's dort mit anderen Nazi-Schergen jagen durch den hervorragenden Vortrag des Sprechers Schauer über den Rücken und erzeugen mehr Grauen als ein fiktionaler Horrorroman.

    Fassungslos verfolgt man, wie sich die geflüchteten menschlichen Monstren in Argentinien zusammenrotten und Unterstützung und Schutz durch das Präsidentenehepaar Juan und Evita Peron erfahren. In diesem Land, welches sich in den 50ern Jahren als legitimer Erbe Hitler-Deutschlands sieht, lebt es sich in Saus und Braus. Der Nazi/Hitler-Kult wird zelebriert und der Traum der Wiederkehr des Nationalsozialismus genährt. Aber nicht nur hochrangige Politiker, sondern auch einflußreiche Privatpersonen, Militärs und auch die Kirche unterstützten diesen menschlichen Abschaum. Unglaublich, wozu der Mensch in der Lage ist, wenn ihm Macht und Geld geboten werden.

    Doch dann wird man durch Aktivitäten des israelischen Geheimdienstes aufgeschreckt und Mengele muss Argentinien verlassen. Er findet Unterschlupf in Paraguay, wo der mit deutschen Wurzeln versehene Präsident Strössner Mengele's Auslieferung an Deutschland verweigert. Doch auch hier kommt dieser abstoßende Mensch nicht zur Ruhe. Aus vielen Quellen zitiert Olivier Guez Mengele's Gejammer und die Bösartigkeit und die tiefe Überzeugung, das Richtige getan und im Namen der Wissenschaft gehandelt zu haben. Er & Co sind sich bezüglich der im Auftrag der "Herrenmenschen" begangenen Taten keiner Schuld bewusst: Alles geschah, um dem Land zur zustehenden Überlegenheit zu verhelfen... und weil es befohlen war. Seine Flucht führt ihn weiter nach Brasilien. Die Psyche und Gesundheit beginnen zu bröckeln, die sozialen Kontakte zerbrechen... Man ist erschüttert, wenn man den Gedankengängen dieses Mannes folgt - Opfer kommen selten zu Wort - und diese dann den historischen Tatsachen gegenüberstellt. Das Ende dieses Menschen im Feber 1979 empört zusätzlich.

    Ein eindringliches, berührendes, aufwühlendes, schmerzliches Werk. Das Hörbuch gewinnt durch Klaußner's Vortrag noch mehr an Schwere und ist in Zeiten, in denen die Zahl jener Amöben der menschlichen Spezies, die diese Zeit mit ihren Abscheulichkeiten verharmlosen oder gar ins Reich der Fantasie zu verweisen versuchen und heute solch Idiotie wieder in ihrem Lande haben möchten, eine DRINGENDE UND ABSOLUTE LESE/HÖREMPFEHLUNG!

  9. Cover des Buches Stille Hilfe für braune Kameraden (ISBN: 9783861532668)
  10. Cover des Buches Der Hexer - Im Bann des Puppenmachers (ISBN: 9783838721866)
    Wolfgang Hohlbein

    Der Hexer - Im Bann des Puppenmachers

     (8)
    Aktuelle Rezension von: MelLila

    Drei Gruselromane in einem Band, einer spannender wie der andere. Eigentlich in sich geschlossene Geschichten, der letzte Band endet aber in einem Cliffhanger. Robert und Howard und sein Gehilfe Rowlf stellen sich nicht nur den sogenannten GROSSEN ALTEN sondern auch dem Orden der Templer. Irgendwie entkommen sie immer aber es geht auch immer wieder mit neuen Feinden spannend weiter.

  11. Cover des Buches Klaus Barbie. Begegnung mit dem Bösen (ISBN: 9783862316663)
    Leonhard Koppelmann

    Klaus Barbie. Begegnung mit dem Bösen

     (4)
    Aktuelle Rezension von: parden
    DIE ZWEI LEBEN DES MASSENMÖRDERS...

    Investigative Recherche, die enthüllt, Geschichtsjournalismus, der den Schrecken der Vergangenheit in die Gegenwart holt: Der Journalist Peter F. Müller hat sich auf die Spuren des brutalen Nazi-Schergen und umtriebigen Nachkriegskarrieristen Klaus Barbie begeben, der als »Schlächter von Lyon« in die Geschichtsbücher einging. In bisher unveröffentlichten O-Ton-Aufnahmen plaudert der Massenmörder unbeschwert über seine Gräueltaten und seine erstaunliche Karriere nach der NS-Zeit. Auf faszinierende und beklemmende Weise gibt das Doku-Drama Auskunft über eines der dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte.

    Klaus Barbie war mir auch vor dieser Dokumentation ein Begriff. Natürlich. Der 'Schlächter von Lyon', einer der meistgesuchten NS-Kriegsverbrecher, der, wie so viele andere auch, über die Rattenlinie nach Südamerika entkam. Punkt. Tatsächlich endete mein Wissen da.

    Nun, nach Anhören der Dokumentation, ist mir deutlich, dass sich ein Mensch kaum ändert, nur weil er sich plötzlich einer komplett veränderten Realität gegenübersieht. Der Mensch Klaus Barbie nach der Flucht bleibt machtbesessen, skrupellos, uneinsichtig. Und weil es Geheimdiensten, Landesregierungen, Politikern und einflussreichen Geschäftsleuten gut in den Kram passte, erhielt Barbie auch stets die notwendige Protektion.

    Der US-amerikanische CIC beispielsweise - der Vorläufer des CSI - nutzte Barbies Wissen und seine Verbindungen nur zu gern, und als es für ihn in Deutschland tatsächlich zu heikel wurde und Frankreich auf seiner Inhaftierung und Auslieferung bestand aufgrund der von ihm verübten unfassbaren Kriegsverbrechen, sorgte eben dieser CIC mit Unterstützung des Vatikan dafür, dass Barbie nach Südamerika entkam.

    Über Peru ging es nach Bolivien, wo er die Militärs in dem von ihm perfektionierten Waterboarding und anderen Foltermethoden unterrichtete, lebhafte Verbindungen zum BND unterhielt, v.a. in Angelegenheiten von Waffenlieferungen, und maßgeblich an der Verfolgung und Ermordung des Rebellenführers Che Guevara beteiligt war.


    "Alles nur, weil man SS-Mann war."


    Obwohl Barbie, der ab 1951 unter dem Namen Klaus Altmann in Bolivien lebte, bereits Anfang der 70er Jahre enttarnt wurde, wurde er erst nach einem Regierungswechsel in Bolivien 1983 festgenommen. Helmut Kohl verhinderte eine Auslieferung an Deutschland, um so kurz vor den Wahlen die Schulddebatte von Kriegsverbrechern nicht wieder aufkommen zu lassen. Stattdessen beantragte schließlich Frankreich die Auslieferung Barbies, wo er vor Gericht gestellt und 1987 schließlich zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. 1991 starb er mit fast 78 Jahren im Gefängnis von Lyon.

    Diese Dokumentation ist sehr lebendig und authentisch gestaltet, wobei Auszüge aus den Memoiren Klaus Barbies zitiert werden, die er im Gefängnis von Lyon schrieb (allerdings unter Auslassung diverser 'Details' aus seinem Leben in Bolivien, z.B. hinsichtlich seiner hervorragenden Kontakte zu und Geschäften mit den Drogenbaronen). Originalton-Aufnahmen von Klaus Barbie fließen hier ebenso ein wie die Versuche einzelner engagierter Personen, diesen Kriegsverbrecher endlich dingfest zu machen. Den Behauptungen und Bewertungen Klaus Barbies werden in nüchternem Ton die objektiven Tatsachen gegenübergestellt, die zu seinen persönlichen Ansichten nur zu oft eklatant im Widerspruch stehen.

    Ein Unbelehrbarer also? Ganz bestimmt. Fast noch erschreckender allerdings finde ich das Netz aus Politik, Geldmacht und Geheimdiensten, die solchem Verhalten noch den Boden bereiten und dies auch noch honorieren. Und es wäre wohl blauäugig anzunehmen, dass dies heutzutage anders ist. Der ein oder andere bekannte Staatspräsident mag hierfür als Beweis genügen... Dies aber nur mal so am Rande.

    Alles in allem jedenfalls eine empfehlenswerte Dokumentation!


    © Parden
  12. Cover des Buches Das Janusprojekt (ISBN: 9783644210813)
    Philip Kerr

    Das Janusprojekt

     (29)
    Aktuelle Rezension von: Jossele

    Der vierte Roman mit Bernhard Gunther ist im Original 2006 unter dem Titel „The One from the Other“ erschienen. Ein scheinbar leicht und schnell zu erledigender Auftrag, die Überprüfung, ob ein ehemaliger Kriegsverbrecher noch lebt, führt dazu, dass Bernhard Gunther in eine groß angelegte und raffiniert gestaltete Verschwörung verwickelt wird, die ihn in Lebensgefahr bringt. 

    Leider gibt es ein paar Nachlässigkeiten zu bemängeln. So wird der Name eines Butlers abwechseln mal Medgyessi und mal Medgyessy geschrieben, zumindest in meinem Exemplar (Rowohlt Tb, März 2009). Ich wundere mich immer wieder, dass so etwas dem Lektorat oder wer immer eine Plausibilitätsprüfung macht, nicht auffällt.

    Kerrs Sprache ist bisweilen arg bildhaft, z.B. wenn er schreibt: „Die Diele war, genau wie im Stockwerk darüber, so groß wie ein Busbahnhof.“ (ebd., S. 344) Da wäre ein wenig mehr Zurückhaltung vorteilhafter gewesen.

    Kerr erwähnt in diesem Roman sehr viele Namen von Personen, die in Wirklichkeit existiert haben, er mischt Fiktion und Historie. Ich habe mindestens 78 historische Persönlichkeiten gezählt, die zumindest erwähnt werden. Daran krankt die Geschichte jedoch auch ein wenig. Es wirkt fast so, als habe Kerr versucht, möglichst viele Namen unterzubringen und sei es nur durch Nennung des Namens. Ich hätte mir gewünscht, dass er da etwas sparsamer vorgegangen wäre und dafür die Personen mehr in die wirkliche Handlung integriert hätte.

    Die Atmosphäre des Jahres 1949 hat der Autor in dem Roman gut getroffen, zumindest gleicht sie den Geschichtskenntnissen, die ich habe. 

    Die Falle, die Bernie gestellt wird, ist sehr raffiniert ausgedacht, ja für meinen Geschmack etwas zu raffiniert, um lebensnah und auch nur annähernd realistisch zu sein. Sei drum, das kann einem Krimi auch mal guttun. Aber wie Bernie in ein Dilemma nach dem anderen läuft und sich jedes Mal mit Hilfe des stets im richtigen Moment die Bühne des Geschehens betretenden Zufalls daraus herauswindet, das ist ein bisschen zu viel des Guten, um noch gut zu sein. Drei Sterne. 

  13. Cover des Buches Das Schachbrett des Teufels (ISBN: 9783864892141)
    David Talbot

    Das Schachbrett des Teufels

     (1)
    Aktuelle Rezension von: wsch

    Manche 'Schweinereien' des CIA gehören ja heute bereits zum Allgemeinwissen. Beispielsweise die mehrfach erfolglosen Versuche, Kubas Revolutionsführer namens Fidel Castro zu beseitigen. Am Bekanntesten sicher das 'Schweinebucht"-Vorgehen.

    Oder Nicaragua. Oder Panama. Oder der Iran mit dem von der CIA angezettelten und finanzierten Aufstand gegen Mohammad Mossadegh im Jahr 1953. Um die iranischen Ölquellen nach wie vor ausbeuten und die draus resultierenden Gewinne in US-amerikanische und britische Taschen zu stopfen. Oder die sehr wahrscheinliche Ermordung von John F. Kennedy am 22. November 1963. Oder, oder, oder... 

    Die Liste liesse sich noch sehr lange fortsetzen! 

    Ohne dieses die Welt umspannende Sammelsurium an illegalen Aktivitäten des CIA, teils ohne Kenntnis, teils mit Kenntnis oder sogar auf Anweisung des jeweiligen POTUS (President of the United States) durchgeführt, sähe die Welt heute sicher anders aus.

    Wer weiss beispielsweise schon, dass der Vorläufer des CIA, der ja erst nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1947 gegründet wurde, eifrig dabei war, einigen Ultra-Nazis selbst aus der obersten Hierarchie der Diktatur des Dritten Reiches entweder zur Flucht oder zu entsprechenden Posten im Nachfolgestaat des Dritten Reiches, also der BRD zu verhelfen??? Da staunt der Fachmann und der Laie wundert sich...

    David Talbot fasst in seinem sehr gut zu lesenden Schreibstil all die 'Schweinereien' der heimlichen Regierung der USA, also des CIA unter Leitung von Allen Dulles zusammen. Kleine Zwischenbemerkung: sein Bruder John Foster Dulles war zur gleichen Zeit Außenminister der USA, oh Wunder, oh Wunder...

    Vor einiger Zeit habe ich mir die (schlechte) Angewohnheit zu Eigen gemacht, bei allen Seiten, von denen ich gegebenenfalls etwas zitieren oder nochmals nachlesen möchte, mit einem Eselsohr zu versehen. Beim "Schachbrett des Teufels" ist das Buch jetzt dank der vielen Eselsohren nahezu doppelt so dick wie beim Erwerb. Weil auf fast jeder Seite etwas steht, was mehrfach zu lesen mehr als Wert ist.

    Sollte jemand die Feststellungen von David Talbot anzweifeln: er belegt alles, was er beschreibt mit einem 38 Seiten starken, 1.078 Quellen umfassenden Verzeichnis!

    Einmal mehr das Urteil: PFLICHTLEKTÜRE!


  14. Cover des Buches Rattenerbe: Roman (ISBN: 9783740793548)
  15. Zeige:
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