Bücher mit dem Tag "realwirtschaft"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "realwirtschaft" gekennzeichnet haben.

6 Bücher

  1. Cover des Buches Freiheit statt Kapitalismus (ISBN: 9783423347839)
    Sahra Wagenknecht

    Freiheit statt Kapitalismus

     (13)
    Aktuelle Rezension von: MattisLundqvist
    Das Buch wurde einst von mir auf einer viel zu langen Zugfahrt mit der deutschen Bahn gelesen - und war allein DADURCH schon eine gute Werbung gegen die "Verschleuderung von Volksvermögen"...

    ...aber ich schweife ab: Inhaltlich ist der Analysteil über Allem erhaben und die teils gewählten Beispiele z.B. bei Zeiss sind sehr erhellend. Die entwickelten Lösungsansätze sind durch die realen Beispiele eigentlich weit weniger revolutionär als man zuerst denken könnte. Definitiv erweitern sie den Horizont. 

    Wem nach der Lektüre immer noch nicht klar ist, warum man eigentlich jegliches Erbe über 10mio€ komplett verstaatlichen müsste, damit es keine mächtigen Superreichen über wenige Generationen gibt, wird es wohl nie verstehen....im Prinzip bringt Frau Wagenknecht mit ihren Ideen auf eine kreative Art und Weise das "jüdische Sabbatjahr" in unser Wirtschaftswesen - was extrem viele Probleme minimieren würde.

    Als kleiner (wirklich kleiner) Malus muss ich anmerken, dass es mir gegen Ende hin dann doch zu utopisch wird. Um die Konzentration von Vermögen langfristig in wenigen Händen zu verhindern, wird es immer wieder - so lehrt uns die Geschichte - früher oder später große...ähm....Brüche geben. Ich bezweifle, dass Frau Wagenknechts "Volkseigentumsaktiengesellschaftsmodellgedanken", um ihre Gedankenwelt in ein Wort zu packen, dem 100% ein humanerer Ersatz sein können. Was bei Zeiss funktioniert, muss noch lange nicht auf volkswirtschaftlicher Ebene gut gehen. 
  2. Cover des Buches Crashkurs (ISBN: 9783426782958)
    Dirk Müller

    Crashkurs

     (21)
    Aktuelle Rezension von: HerrLyDmann
    Ich wollte mein Wissen im Bereich der Finanzen und ihre Zusammenhänge in Wirtschaft und Politik verstehen. Nach einiger Recherche namhafter Autoren und Meinungsbilder stolperte ich auf Youtube über Dirk Müller und las seinen ersten Bestseller "Crashkurs".

    Nach der Lektüre muss ich sagen: ich bin wirklich sehr begeistert. Nicht nur, dass es Müller schafft, einem totalen Laien das grundlegende Problem mit Geld zu vermitteln, er schafft es dabei auch grundlegende Finanzbegriffe zu erläutern (und in seinem dritten Teil auch das der Europakrise), verständlich, locker und mit witzigen Anekdoten untermalt, so dass man sich super unterhalten fühlt und dabei auch noch alles versteht!

    Ein wirklich ganz toller Finanz-Erklärbär-lehrer!
  3. Cover des Buches Die Plünderung der Welt (ISBN: 9783898798532)
    Dr. Michael Maier

    Die Plünderung der Welt

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Dr_M
    Dieses Zitat stammt aus dem 10. Kapitel dieses Buches. Dort untersucht der Autor, was passieren würde, wenn jeder in seinem Keller eine legale Gelddruckmaschine hätte. Und dabei kommt er mit der gnadenlosen Logik menschlichen Verhaltens zu dem eindeutigen Schluss, dass die Gesellschaft in kurzer Zeit zerfallen und ein fürchterliches Chaos ausbrechen würde. In den bedeutenden Industriestaaten wird derzeit aber Geld in Massen in Umlauf gebracht, zwar nicht illegal von den Bewohnern, sondern völlig legal von den Zentralbanken. Leider spricht einiges dafür, dass dieser Irrsinn zu ähnlichen Resultaten führen wird. Nun könnte man glauben, dass dies im Buch ebenso plastisch erklärt wird, wie das am Beispiel privater Geldherstellung geschehen ist. Aber das passiert leider nicht.

    Mein Eindruck von diesem Text ist recht zwiespältig. Auf der einen Seite spricht der Autor viel Wahres aus. Aber andererseits bleibt er dabei fast immer merkwürdig unpräzise, obwohl er doch eigentlich über die theoretischen Hintergründe bestens Bescheid weiß. Unpräzise ist leider auch seine Sprache. So nennt Maier das durch die Zentralbanken neu erzeugte Geld "Falschgeld". Doch dieser Begriff ist eindeutig besetzt und trifft hier nicht zu. Er erzählt seinen Lesern auch, dass die Staaten Geld drucken. Das stimmt so nicht, wie er später selbst erklärt. Dann wieder wird der Inhalt wenigstens eines Buches so wiedergegeben, dass man einen völlig falschen Eindruck von seinem Inhalt bekommen muss ("Des Bankers neue Kleider"). Es gibt noch zahlreiche andere Stellen, an denen man sich fragen kann, ob hier die Sachlage wirklich adäquat beschrieben wurde.

    Wie soll man einen Text rezensieren, dessen Inhalt man weitestgehend für richtig hält, von dem man aber den Eindruck hat, dass der rote Faden oft fehlt, die Gedankenführung sprunghaft und diffus ist und dass ökonomisches Argumentieren zu oft durch Beispiele und Polemik verdrängt wird, man aber dennoch Sympathie für den Autor und sein Buch empfindet, weil er in seiner Grundaussage völlig recht hat?

    Der ökonomische Inhalt dieses Werkes lässt sich ganz kurz beschreiben. Wenn ohne Warendeckung die Papiergeldmenge erhöht wird, haben immer diejenigen den größten Vorteil, die dieses Geld zuerst in die Hände bekommen. Denn sie können mit neuem Geld noch zu alten Preisen kaufen. Je weiter dieses Geld in die Gesellschaft vordringt, desto nachteiliger wird seine Wirkung für die Empfänger. Am Ende kann bei exzessiver Geldmengenerweiterung eine Hyperinflation der Preise stehen, die die Letzten in der Kette völlig verarmen lässt. Da das neue Geld im Augenblick im Finanzsektor kreiselt, wird der extrem geringe Anteil der Superreichen an der Weltbevölkerung noch reicher, während der Rest immer ärmer wird. Da Geld in diesem System immer aus Schuld entsteht, werden am Ende die Schulden eingelöst werden müssen, wenn das Schneeballsystem zusammenbricht. Das Geld wird von den Konten derjenigen verschwinden, die es haben und sich nicht wehren können. Das war schon immer in der Vergangenheit so. Und das wird auch diesmal nicht anders sein. Zypern lieferte bereits die Blaupause.

    Der Autor versucht nun dieses ökonomische Gerüst mit den verschiedensten Geschichten, Sachverhalten und mit reichlich Emotionen aufzufüllen. Wer sich gerne aufregt, wird seine helle Freude an diesem Buch haben. Bereits die Sprache gibt darauf Hinweise. Maier liebt es, einen ganzen Absatz mit nur einem Satz zu füllen. Dann folgt ein weiterer solcher Absatz. Das bringt Theatralik, giert nach Aufmerksamkeit und heizt die Stimmung auf.

    Ein Physiker soll in seiner Doktorarbeit an der ETH Zürich ausgerechnet haben, dass 0,123 Prozent der Weltbevölkerung 80 Prozent vom Reichtum dieser Welt besitzen, berichtet Maier. Wie genau das nun gemeint ist, ist mir ehrlich gesagt nicht ganz deutlich geworden. Ich vermute auch mal, dass die ETH keine Doktortitel für Rechenaufgaben vergibt. Vielmehr wird der Doktorand wohl eine Methode entwickelt haben, wie man so etwas aus Netzwerkverbindungen der verschiedensten Arten schätzen (!) kann. Aber Genaues teilt Maier leider nicht mit. Das hält ihn jedoch auch nicht davon ab, eine für Kenner triviale mathematische Formel aus dieser Dissertation riesig vergrößert und ohne Erklärungen in sein Buch aufzunehmen. Seht her wie genial! Das ist genau so albern wie seine gelegentlichen Kurzabsätze.

    Jedenfalls reitet Maier anschließend auf diesen 0,123 und den 80 Prozent herum, um uns immer wieder zu zeigen, wie ungerecht es in der Welt zu geht. Dabei hat er ohne Zweifel recht, und er wird sicher ein Publikum finden, dass sich mit ihm aufregt. Ändern wird das alles jedoch nichts. Da er Baader gelesen hat und auch offenbar die Grundlagen der Österreichischen Schule der Nationalökonomie kennt und mit deren Sichtweise ständig arbeitet, verwundert dann am Ende seine seltsame Inkonsequenz. Er hätte doch wissen müssen, dass jedes staatliche Zwangsgeldsystem immer wieder zu diesen Exzessen, die er so anprangert, führen wird. Er selbst bringt auch historische Vergleiche, etwa denn von Griechenland jetzt und Deutschland nach 1918.

    Nur wenn man dem Staat das Monopol über unser Geld wegnimmt, besteht eine Hoffnung, aus dem ewigen Blasen- und Crash-Kreislauf auszubrechen. Doch so weit vermag Maier dann doch nicht zu gehen.

    Alles in allem ist dieses Buch ein echter Aufreger, wenn man dazu Lust hat. Sein eigentlicher Inhalt ist allerdings recht schmal, auch wenn es äußerlich ganz anders aussieht. Mit der Bewertung tue ich mich schwer. Ein Stern davon ist ein Sympathie-Bonus.
  4. Cover des Buches Das Kapitalismus-Komplott (ISBN: 9783898797184)
    Oliver Janich

    Das Kapitalismus-Komplott

     (3)
    Aktuelle Rezension von: SoleilLunaEstrellas

    "...Er vertritt libertäre, rechtsextremistische, rassistische, antisemitische und verschwörungsideologische Positionen. Der Verfassungsschutz stuft ihn als Rechtsextremisten und Antisemiten ein." "Die Generalstaatsanwaltschaft bestätigt: Der Strafbefehl gegen den QAnon-Propagandisten Oliver Janich ist rechtskräftig." etc.

  5. Cover des Buches The Big Short (ISBN: 9783641284299)
    Michael Lewis

    The Big Short

     (12)
    Aktuelle Rezension von: mayaku

    Wenn man keine Ahnung von Börse und Aktienhandel hat, aber trotzdem wissen will, was bei dem großen Immobilien Crash 2009 passiert ist und über wen man sich aufregen muss, dann ist das das perfekte Buch!

    Und lustig und gut geschrieben ist es auch noch.

  6. Cover des Buches Makers and Takers (ISBN: 9783864704383)
    Rana Foroohar

    Makers and Takers

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Dr_M
    Fordern kann man sicher viel, schwerer wird es allerdings, wenn man solche gut und richtig klingenden Forderungen auch durchsetzen will. Wie das nämlich gehen soll, weiß auch die Autorin nicht, zumal sie das Wesen dieser über viele Jahre gewachsenen Macht der Finanzwelt über die Realwirtschaft nicht versteht. Im Buch geht es vor allem um die kränkelnde US-Wirtschaft, die nicht nur unter den Auswirkungen der Globalisierung leidet, sondern auch durch die Wall Street kaputtgespielt wurde. Besonders diesen Teil der Geschichte beleuchtet die Autorin sehr gut. Auch wenn Rana Foroohar die eigentliche Ursache der von ihr beklagten Zustände nicht begreift, so kann man aus ihren Beschreibungen eine Menge lernen, unter anderem, dass Trumps "America first" allein die Sache nicht lösen wird. 


    Allerdings muss man sich dafür durch eine Menge Seiten quälen. Wenn Journalisten Bücher schreiben, dann gehen sie dabei selten wissenschaftlich vor. Vielmehr wollen sie Geschichten erzählen und das ganze Material ihrer "Recherche" nutzen. Zahlreiche Wiederholungen, viel zu viele unnötige und in vielen Geschichten versteckte Details und zu wenig wirkliche tiefergehende Einsichten zeichnen das Resultat einer solchen Herangehensweise aus. 


    Im Jahre 1919 kam es in der US-Rechtssprechung zu einem Präzedenzfall mit weitreichenden Folgen. Vor dem Obersten Gericht Michigans standen sich der Mehrheitsaktionär Henry Ford von der Ford Motor Company und die Brüder Dodge gegenüber, ebenfalls Aktionäre von Ford. Die Ford Company saß auf einem angehäuften Kapital von  52 Millionen US-Dollar (heute 1,1 Milliarden US-Dollar wert). Ford wollte dieses Kapital in neue Werke investieren. Dagegen hatten die Dodge-Brüder geklagt. Sie forderten eine erheblich höhere Dividende, also eine Gewinnausschüttung statt der geplanten Investitionen. Und sie erhielten Recht. Fortan war damit klar, dass der hauptsächliche Auftrag von börsennotierten US-Unternehmen darin besteht, die Renditen der Aktionäre zu maximieren und deren Interessen über die aller anderen Gruppen (darunter auch die der Kunden) zu stellen. Das Shareholder-Value-Prinzip war geboren worden - eine entsetzliche Missgeburt zum Schaden einer ganzen Volkswirtschaft. 


    Denn was bedeutet dieses Prinzip tatsächlich? Anteilseigner an Aktiengesellschaften sind in der Regel Banken und Fonds, also die Finanzwelt. Wenn deren Gewinne im Mittelpunkt der Unternehmenspolitik stehen, dann regiert in der Regel nur noch kurzfristig orientiertes Denken. Es geht hauptsächlich darum, die Unternehmen auszupressen. Die Folgen dieser Herangehensweise waren und sind katastrophal. Die Autorin zeigt an vielen Beispielen, wie die Innovationskraft solcher Gesellschaften, die Qualität ihrer Produkte und das Betriebsklima systematisch zerstört wurden. Der Niedergang der US-Automobilindustrie, die Umformung von General Electric von einem kreativen Unternehmen in eine faktische Schattenbank, der Niedergang von Xerox oder Hewlett Packard und andere Katastrophen zeigen mit aller Deutlichkeit, wohin eine solche Reise führt. 


    Die Autorin nennt diese Entwicklung die "Finanzialisierung" der Industrie und beklagt den Niedergang der "Main Street" unter der Fuchtel der Wall Street. Noch 1970 erklärte der Star-Ökonom Milton Friedman, einer der strenggläubigen Vertreter der sogenannten Chicagoer Schule, die nicht nur diese Irrlehre in die Welt setzte: "Die gesellschaftliche Verantwortung eines Unternehmens ist es, seine Gewinne zu steigern." Eugene Hama, ein anderer Vertreter dieser Schule, wurde durch die offensichtlich falsche "Effizienzmarkthypothese" berühmt und mit einem Nobelpreis geehrt. Diese seltsame Theorie war übrigens unter anderen einer der Wegbereiter der Finanzkrise von 2008. Am Rande sei erwähnt, dass die Autorin auch die Niederlage der USA im Vietnamkrieg auf die "Erbsenzählermentalität" des damaligen Kriegsministers McNamara zurückführt, dessen Denkweise von dieser Schule geprägt war, die bis heute die US-Wirtschaft dominiert. 


    Um die US-Wirtschaft wieder fitzumachen, wird es nach diesen Erkenntnissen nicht ausreichen, sie einfach nur gegen die Billigkonkurrenz abzuschotten. Vielmehr muss es auch darum gehen, sie aus der festen Umklammerung der Finanzwirtschaft zu lösen. Wie das jedoch gehen soll, lernt man aus diesem Buch nicht. Und es gibt auch keinen wirklichen Anlass zu irgendeinem Optimismus, denn die Wucherungen scheinen aus vielen Gründen inoperabel zu sein. 


    Die Autorin versucht zu erklären, wie es zu einer solchen erdrückenden Abhängigkeit der Main Street von der US-Finanzwirtschaft überhaupt kommen konnte. Was sie dazu schreibt, mag im Detail ganz interessant sein, doch leider übersieht sie das Wesen der Geschichte. In den USA gab es mehrere Versuche, eine Zentralbank zu installieren. Selbst berühmte US-Präsidenten aus vergangenen Jahrhunderten bekämpften solche Vorhaben. Doch 1913 gelang es den Großbanken endlich die FED zu gründen. Verfolgt man deren Geschichte, dann sieht man klare Zusammenhänge zwischen ihrer sogenannten Geldpolitik und heftigen Wirtschaftskrisen. Eigentlich sollte die FED der letzte Rettungsanker in einer Bankenkrise sein, so jedenfalls lautete 1913 ein Argument. Stattdessen musste jedoch 2008 der Steuerzahler im Wesentlichen die Banken "retten". Im Buch kann man gut nachlesen, wie folgenlos diese Krise dann für die Banken blieb. Faktisch ist die Obama-Administration vor ihnen in die Knie gegangen. Was damals zu groß zum Sterben war, ist heute noch größer. 


    Wie konnte das geschehen? Alle jüngeren US-Administrationen waren vollständig von Vertretern der Finanzindustrie durchseucht. Nicht nur die Main Street liegt im Würgegriff des Finanzkapitals, sondern faktisch der gesamte Staat. Auch das konstatiert die Autorin, wenn auch weniger deutlich. Was sie jedoch nicht sieht, sind die Ursachen. Woher kommt wohl das Geld, das der völlig überschuldete Staat ständig benötigt? Und wohin fließt es anschließend? Darauf geht die Autorin überhaupt nicht ein. Die FED kommt bei ihr erst sehr spät vor und dann auch nur am Rande. Ohne das ständig in die Finanzwirtschaft gepumpte Kapital, das aus dem Nichts erschaffen wurde und das folglich auch kein ökonomisches Gegengewicht besitzt, wären all die Exzesse der jüngeren Vergangenheit gar nicht möglich gewesen. 


    Zwar stehen am Ende ihres dicken Buches einige Empfehlungen, wie dieses Machtungleichgewicht, das sie beklagt, verändert werden kann. Allerdings klingen diese Ratschläge nicht nur naiv, sie sind es auch. Selbstverständlich würde es sehr helfen, wenn Banken ein höheres Eigenkapital besitzen müssten, und selbstverständlich würde es erst recht helfen, wenn man sie bei einer Größe, bei der sie nicht sterben dürfen, zerschlagen müsste. Die Chance war 2008/2009 da, aber sie wurde nicht ohne Grund vertan. Ganz ähnlich verhält es sich beim US-Steuersystem, das bei der Autorin auch immer wieder  Anlass zur Kritik ist. Die meisten US-Großkonzerne zahlen trickreich keine oder nur minimale Steuern. Doch wer legt eigentlich die Regeln dafür fest? Noch nicht einmal an dieser Stelle kann sich der Staat durchsetzen, weil er es nämlich gar nicht will oder nicht darf. Auch hier dominieren die Gewinninteressen der Finanzwirtschaft. 


    Eine andere, aber damit eng verbundene Geschichte stellt das angebliche "Marktversagen" dar, auf dem die Autorin mehrfach beharrt. Dies ist ein tiefsitzendes Missverständnis, weil es Märkte irgendwie personifiziert, ihnen so etwas wie die Möglichkeit eines Versagens zuspricht. Märkte sind keine Menschen, sie können gar nicht versagen. Sie werden jedoch durch menschliches Handeln erst gemacht. Wenn also etwas schiefläuft, dann haben nicht die Märkte versagt, sondern die Spielregeln, nach denen sie funktionieren sollten. Und die wiederum werden allein durch die Politik bestimmt. Wenn also Märkte nicht oder falsch reguliert wurden, dann sollte man sich nicht über die Märkte aufregen, sondern einfach einmal die Regeln hinterfragen, nach denen sie funktionieren sollten. Leider tut das die Autorin nicht. 


    Was bleibt also von diesem Buch? Man kann sehr gut verstehen, warum die US-Wirtschaft in den beklagenswerten Zustand gekommen ist, in dem sie sich jetzt befindet. Die Ursachen dieser Fehlentwicklung liegen sehr tief und sind nicht oder nur sehr schwer zu beseitigen. Auch einige andere komplexe Erscheinungen in der US-Wirtschaft kann man durch diesen Text viel besser verstehen. Auf der anderen Seite versteht die Autorin jedoch nicht, dass das Geldsystem und die staatliche Überschuldung die eigentlichen Ursachen für die faktische Macht der Finanzwirtschaft sind. Immer neue von dieser Finanzwirtschaft erzeugte Krisen verschärfen die Abhängigkeit aller von diesem System immer mehr. Und damit beißt sich die Katze in den Schwanz, denn wie soll man sich von etwas befreien, das einem am Überleben hält? Deutlicher als das Versagen der Obama-Administration bei den Versuchen, das System nach der Finanzkrise von 2008 auch nur ansatzweise zu regulieren, kann man das kaum demonstrieren. 

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