Bücher mit dem Tag "rechtlosigkeit"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "rechtlosigkeit" gekennzeichnet haben.

22 Bücher

  1. Cover des Buches Pici: Erinnerungen an die Ghettos Carei und Satu Mare und die Konzentrationslager Auschwitz, Walldorf und Ravensbrück (ISBN: 9783944442402)
    Robert Scheer

    Pici: Erinnerungen an die Ghettos Carei und Satu Mare und die Konzentrationslager Auschwitz, Walldorf und Ravensbrück

     (42)
    Aktuelle Rezension von: parden
    EIN PERSÖNLICHES MAHNMAL...

    Robert Scheer liebte seine Großmutter. Dies ist an und für sich nichts Besonderes, doch eigentlich ist es ein Wunder, dass es den Autor überhaupt gibt. Denn eigentlich hätte seine Großmutter Pici nicht überleben, nicht heiraten und keine Familie gründen dürfen. Denn dies war der Plan von Hitler und seinen Schergen. Doch als einzige ihrer weitverzweigten jüdischen Familie überlebte Pici ("die Kleine") seinerzeit die Gräuel des Holocaust.


    "Die Weisen sagen, das Ziel des Lebens sei das Leben selbst. Dem folgend habe ich das Ziel erreicht. Denn ich lebe noch." (S. 56)


    Zum 90. Geburtstag seiner Großmutter beschloss Robert Scheer, diese nach ihren Erlebnissen zu befragen, damit ihr Zeugnis bewahrt bleibt. Und wo Pici jahrzehntelang geschwiegen hat, öffnete sie sich ihrem Enkel gegenüber und gab Auskunft über helle und dunkle Jahre ihrer Vergangenheit.

    Die ersten zwei Drittel des Buches erzählen von Picis Familie und ihrer Kindheit in Rumänien. Dort wohnte die Familie ungarischer Juden und lebte vom Holzhandel des Vaters. Arm, kinderreich, aber zufrieden, so wie viele andere Menschen der kleinen rumänischen Stadt auch. Als etwas langatmig habe ich diese Schilderungen zeitweise empfunden, aber andererseits als durchaus legitim - holte sich Pici auf diese Art noch einmal alle Mitglieder iher großen Familie in ihre Erinnerung zurück, alle in den Jahren des Holocaust ums Leben gekommen.

    Die schlimmen Erlebnisse Picis nach dem Verlust ihrer Heimat in den 40er Jahren nach der Machtergreifung Hitlers nehmen entsprechend etwa ein Drittel des Buches ein. Die Vertreibung ihrer Familie aus der kleinen rumänischen Stadt, die Erfahrungen im Ghetto, die Deportationen in verschiedene Konzentrationslager, die Kälte, die Hitze, der Hunger, die Unmenschlichkeit, die Angst, die Krankheiten, das Trauma, der Tod - Dinge, über die es sicher auch nach 70 Jahren noch schwerfallen dürfte zu sprechen.

    Was mich bei der Lektüre verblüffte, waren die großen Erinnerungslücken Picis, die viele schreckliche Erlebnisse und Details ausgeblendet zu haben scheint.


    "Und auch für die folgenden Zeiten gibt es solche kleinen Momente, die völlig in meinem Gedächtnis fehlen, aber nicht so, dass ich sie nach Jahren vergessen hatte, sondern so, als hätten sie nichts mit mir zu tun gehabt. Vielleicht, weil mein Verstand dies alles nicht nachvollziehen konnte und von sich wegschob..." (S. 90)


    Entsprechend rudimentär erscheinen denn auch teilweise die Erinnerungen, Spotlights der Schrecken, wobei die Schilderungen selbst nahezu nüchtern erscheinen. Dennoch kommt das Grauen beim Leser an, die Bilder lassen sich ncht verdrängen, die Unfassbarkeit der Erinnerungen bricht sich Bahn. Zahlreiche in den Text integrierte Fotos (viele aus dem Privatbesitz des Autors) unterstreichen das Geschriebene, geben dem Erzählten ein Gesicht und verankern das Grauen in der Realität.

    Der Schreibstil ist einfach, erinnert zeitweise an einen ungeübten Schulaufsatz. Doch vieles ist in wörtlicher Rede wiedergegeben und dokumentiert so eher das Gespräch zwischen dem Enkel und seiner Großmutter Pici als dass es literarisch aufgearbeitet ist. Dieses Stilmittel der wörtlichen Rede unterstreicht in meinen Augen die Authentizität der Erzählung.

    Neben den bereits erwähnten Fotos gibt es - vor allem in dem vielseitigen Anhang - auch zahlreiche Kopien von alten Briefen, Dokumenten und Listen, die die Erinnerungen Picis in Raum und Zeit des Holocaust verankern. Hier hätte ich mir eine bessere Qualität der Darstellung gewünscht, denn viele der genannten Quellen waren durch eine blasse und verschwommene Kopie für mich tatsächlich kaum leserlich, was ich wirklich bedauerlich fand.

    Robert Scheer hat mit diesem Buch nicht nur seiner geliebten Großmutter ein Denkmal gesetzt, sondern mit Picis Erinnerungen auch ein persönliches Mahnmal geschaffen. Ein Buch 'Gegen das Vergessen', das sehr persönliche Einblicke gewährt.


    © Parden
  2. Cover des Buches Hiobs Brüder (ISBN: 9783404178704)
    Rebecca Gablé

    Hiobs Brüder

     (569)
    Aktuelle Rezension von: Reisebaeren

    Der Roman spielt im Mittelalter und beginnt auf einer Insel, auf der eine Handvoll Männer und Jungen eingesperrt werden. Sie sind dort aufgrund schwerer Verbrechen oder körperlicher Gebrechen. Ein Sturm lässt den Großteil der Herde schrumpfen, eröffnet den übrig gebliebenen 8 Gefährten aber die Flucht. Sie finden sich in England wieder und machen sich auf die Suche nach einer neuen Heimat. Im Mittelpunkt stehen Losian, ein Mann der sein Gedächtnis verloren hat, und der junge Simon, der an der Fallsucht leidet. Gemeinsam gehen sie durch Höhen und Tiefen, finden ein neues Zuhause und die  große Liebe. Um sie herum tobt der Krieg um die Krone, an dem die Gefährten sich auch so manches Mal beteiligen. 

    Der Roman ist großartig geschrieben, die Charakter, die Landschaft, die Geschichte, es passt einfach und macht jede Menge Spaß zu lesen. Ich mochte die Charaktere sehr und auch ihre Entwicklung war spannend. Ich hätte mir noch ein wenig mehr Bühne für die ebenfalls spannenden Frauenfiguren gewünscht. Und einen weiteren großen Haken hat das Buch für mich: über den Charakteren scheint ein unfassbar großer Schwarm Schutzengel zu fliegen. Aus jeder absolut ausweglosen Situation, egal wie nah das Schwert an ihrem Hals liegt, in aller allerletzter Sekunde kommt die Rettung. Den Hauptpersonen passiert fast nichts, während ihre Gegner reihenweise krepieren. Diese werden nie gerettet, sondern das Gute gewinnt immer. Das war mir ehrlich gesagt zu viel Happy End. 

    Ansonsten aber klare Leseempfehlung

  3. Cover des Buches Schachnovelle (ISBN: 9783755769965)
    Stefan Zweig

    Schachnovelle

     (1.447)
    Aktuelle Rezension von: Tuppis

    Auf einem großen Passagierdampfer fährt der Weltschachmeister Mirko Czentovic nach Argentinien.

    Der Schreibstil ist schwierig zu lesen, aber ich habe alles verstanden und konnte es mir sehr gut vorstellen. Ein Junge ohne Intellekt, der nicht richtig schreiben, lesen oder rechnen konnte und sich auch sprachlich sehr einfach ausdrückte, spielte mit 15 seine erste Partie Schach und gewann daraufhin gegen fast jeden Gegner.

    Auch auf dem Dampfer hatte Czentovic keine Gegner - bis eines Tages ein Unbekannter auftauchte, der Züge vorausberechnen konnte und ihm Paroli gab. Der Leser erfuhr, wie Dr. B. unter der Herrschaft der Nationalsozialisten leiden musste und in Isolation alleine in einem leeren Raum ohne irgendetwas monatelang ausharren musste - bis er beim Warten auf das nächste Verhör in einer hängenden Jacke ein Buch ausmachen konnte. Er schaffte es, das Buch an sich zu bringen und heimlich in seine Zelle zu schmuggeln. Endlich Nahrung für sein Gehirn und ein Ausweg aus der zermürbenden Einsamkeit! Als er es endlich betrachten konnte, war die Enttäuschung groß: es war ein Schachrepetitorium, eine Sammlung von 150 Meisterpartien…

    Ein Buch, dass sehr genau beschreibt, was mit der Psyche passiert, wenn das Gehirn keine Aufgabe hat. Berührend, verängstigend und erschreckend - auch wenn es nur Fiktion ist, wirkt es sehr realistisch!

  4. Cover des Buches Die Wolke (ISBN: 9783473544011)
    Gudrun Pausewang

    Die Wolke

     (940)
    Aktuelle Rezension von: Geerthi

    «Die Wolke» von Gudrun Pausewang ist eine beliebte Schullektüre über Atomunfall. 

    Janna Berta ist ein 15-jähriges Mädchen, welches die Zeit eines Atomunfalles erlebt. In Abwesenheit von ihren Eltern kümmert sie sich um ihren kleinen Bruder. In kurzer Zeit sterben viele Menschen, darunter auch einige, die Janna liebt. Überall herrscht Chaos, weil alle sich vor der Wolke flüchten und sich verstecken. 

    Die Autorin Gudrun Pausewang hat mit «die Wolke» mich viel zum Nachdenken animiert. Ich habe mich intensiv mit diesen Themen beschäftigt, was ein Atomunfall auswirken kann. 

    Die ganze Geschichte wird aus der Sicht von Janna erzählt und man erfährt viel über ihre Emotionen. Die Arme ist völlig verzweifelt und hilflos.

    Insgesamt ist «die Wolke» ein bewegendes Buch mit inhaltlich spannendem Themen mit dem man sich auseinandersetzen sollte. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen ⭐️!

  5. Cover des Buches Die Leopardin (ISBN: 9783404173402)
    Ken Follett

    Die Leopardin

     (353)
    Aktuelle Rezension von: roxfour

    Felicity Claire, eine mit einem in der Resistance aktiven Franzosen verheiratete Britin, führt ein sechsköpfiges Frauenkommando an, das als Ziel die Zerstörung einer Telefonzentrale. 

    Es werden zwar immer wieder mal Folterszenen sehr detailliert geschildert, alles in allem war das Buch aber sehr flüssig und spannend geschrieben. Die Story hat an sich hat mich sehr angesprochen, wenngleich ich auf die künstlich aufgeblähte, detailverliebte Schilderung vieler Szenen gut hätte verzichten können (was bei mir dazu geführt hat, dass ich einige Abschnitte schlichtweg nur überflogen habe, weil es mich irgendwann etwas generbt hat). Alles in allem trotzdem ein gelungenes, spannendes Buch.

  6. Cover des Buches World Without End (ISBN: 9781447265467)
    Ken Follett

    World Without End

     (60)
    Aktuelle Rezension von: Krimifee86
    Klappentext: On the day after Halloween, in the year 1327, four children slip away from the cathedral city of Kingsbridge. They are a thief, a bully, a boy genius and a girl who wants to be a doctor. In the forest they see two men killed. As adults, their lives will be braided together by ambition, love, greed and revenge. They will see prosperity and famine, plague and war. One boy will travel the world but come home in the end; the other will be a powerful, corrupt nobleman. One girl will defy the might of the medieval church; the other will pursue an impossible love. And always they will live under the long shadow of the unexplained killing they witnessed on that fateful childhood day.

    Cover: Ich finde das Cover okay. Also, ich finde es nicht sonderlich ansprechend und hätte es mir im Laden sicherlich nicht genauer angeschaut. Aber nichtsdestotrotz passt es gut zum Buch an sich, denn das Thema „Brücke / Brückenbau“ spielt eine wichtige Rolle in dem Roman. Nicht so sinnig finde ich den kleinen Drachen – mir ist nicht so ganz klar, was dieser bedeuten soll. Alles in allem kein überragendes Cover, aber auch kein besonders schlechtes.

    Schreibstil: Ich mag den Schreibstil von Ken Follett wirklich gerne uns besonders im englischen Original ist er absolut empfehlenswert. Es spricht auf jeden Fall auch für den Autor, dass er es bei einem so umfassenden Werk von 1.200 Seiten, geschafft hat, dass ich erst ab ca. Seite 1.000 dachte, dass er so langsam mal zum Ende kommen könnte. Bei vielen anderen Autoren / Büchern, langweile ich mich wesentlich schneller. Insofern auf jeden Fall Pluspunkte.
    Auch die Charaktere stellt Ken Follett immer sehr gut da. Es gab wirklich keinen einzigen Charakter, den ich unglaubwürdig fand. Sie alle hätten definitiv so existieren können und ihr Leben so führen können. Ich finde auch, dass Ken Follett es trotz vieler Charaktere schafft, diese so darzustellen, dass sie alle individuell und unterscheidbar sind, ist absolut bewundernswert.
    Vor dem schriftstellerischen Talent dieses Mannes kann ich echt nur meinen Hut ziehen!

    Die Story: Mir hat die Geschichte wirklich gut gefallen, insbesondere weil es viele verschiedene Handlungsstränge um mehrere Personen gibt, die sich alle um die Stadt Kingsbridge drehen. So lag der Fokus nicht nur auf einer Person, sondern auf verschiedenen Personen, wobei ich gestehen muss, dass mich insbesondere Merthins Werdegang, sowie der seines Bruders Ralph interessiert hat. Die beiden Brüder sind so verschieden, dass es einfach Spaß gemacht hat, zu beobachten, in was für unterschiedliche Richtungen sie sich entwickeln.
    Aber auch die Geschichten rund um die Kathedrale haben mir gut gefallen, die Intrigen, die dort gesponnen wurden und zu beobachten, wie diese aufgelöst wurden. Immer wieder musste man den Kopf schütteln und war entsetzt über die Borniertheit mancher Leute. Aber es war auch irgendwie faszinierend zu schauen, wie gegen die Widerstände der Kirche / der Mönche gekämpft wurde.
    Allerdings muss ich auch sagen, dass das Buch mit stolzen 1.200 Seiten echt lang ist und es auch irgendwann einfach reicht. Insbesondere die Geschichte zwischen Caris und Merthin und das ganze Hin und Her hat mich irgendwann genervt.

    Fazit: „World without end“ ist keine Fortsetzung von „Die Säulen der Erde“, sondern spielt nur im gleichen Setting (Stadt Kingsbridge). Nichtsdestotrotz ist das Buch mindestens genauso gut und hat mir wirklich gut gefallen. Zum Ende hin wurde es jedoch bei über 1.200 Seiten irgendwann etwas langatmig – insbesondere was die Beziehung zwischen Caris und Merthin angeht, die mich irgendwann etwas genervt hat. Insofern ziehe ich einen Punkt ab und vergebe vier Punkte.
  7. Cover des Buches Von Mäusen und Menschen (Graphic Novel) (ISBN: 9783987210426)
    John Steinbeck

    Von Mäusen und Menschen (Graphic Novel)

     (341)
    Aktuelle Rezension von: bookstories

    John Steinbecks Roman "Von Mäusen und Menschen" erschien 1937 und gilt als ein Meisterwerk amerikanischer Erzählkunst. Drei Jahre später wurde er von Elisabeth Rotten erstmals in die deutsche Sprache übertragen. Und dies in einer so überzeugenden und authentischen Weise, als wäre die Geschichte nie in einer anderen Sprache geschrieben worden. Steinbeck selbst war in den frühen 1920er-Jahren zwei Jahre lang Wanderarbeiter in Kalifornien gewesen, weshalb die Geschichte "Of Mice And Men", die von den beiden Wanderarbeitern George und Lennie erzählt, einen realen Hintergrund besitzt. 


    Es gibt zahlreiche Romane und Novellen, die Grundlage für eine gute Verfilmung bieten. So auch dieser Roman, der sogar mehrmals verfilmt und 1992 von und mit Gary Sinise inszeniert wurde, welcher sowohl Regie führte wie auch den Hauptprotagonisten George verkörperte. Sein zurückgebliebener Wanderkamerad Lennie wurde von John Malkovich eindrücklich dargestellt. "Von Mäusen und Menschen" ist eine ergreifende und traurig endende Erzählung, die durchaus zu Tränen rühren kann. Ich hatte mir den Film vor der Lektüre angeschaut, ein No Go aus der Sicht eines Literaturliebhabers, aber es ist auch schon ein Weilchen her. Da Steinbeck seinen beiden Protagonisten kein äusseres Aussehen verleiht, höchstens Angaben über Statur und Grösse macht, kann man deren Aussehen getrost dem Film entnehmen, sofern in der Vorstellung nicht ein eigenes Bild entsteht. Das Buch lebt ohnehin nicht von seinen Äusserlichkeiten. 


    Die Geschichte als solche ist einfach gestrickt. Steinbeck soll sie auch bewusst als Schauspiel und Drehbuch konzipiert haben. Sie liest sich sehr fliessend, nicht zuletzt durch die Dialoge, die das Buch lebendig machen. Auf vielen Seiten reden die Personen miteinander, in einem Slang und Dialekt, der den kalifornischen Erntearbeitern des frühen Zwanzigsten Jahrhunderts eigen war. Elisabeth Rotten übersetzt dies in gelungener Weise ins Deutsche, benutzt hierfür zahlreiche Wortkürzungen und Apostrophe. Wer diese Besonderheit mag, kommt voll auf seine Kosten, wer nicht, wird das Buch vielleicht nicht zu Ende lesen. Dieser Tonfall schafft jedoch eine sehr authentische Atmosphäre. 


    So liest sich das Buch nahezu wie ein Theaterstück in sechs Akten, wobei Steinbeck den Beschreibungen des Bühnenbildes nur wenig Raum lässt, dieses aber immer mit wenigen Worten bildkräftig zu umreissen weiss. Man könnte sagen, die Erzählpassagen zwischen den Dialogen lesen sich wie Regieanweisungen, die das Schauspiel in den entsprechenden Rahmen setzen. Ein krasser Gegensatz zu Steinbecks Roman "Früchte des Zorns", wo Naturbeschreibungen eher im Vordergrund stehen und Schildkröten über mehrere Seiten die Strasse überqueren. Hier in "Von Mäusen und Menschen" überwiegen die Dialoge, sie geben den Personen Tiefe und Persönlichkeit, durch ihre Sprache wird ihr Inneres nach Aussen gekehrt. Ein Meisterwerk der Erzählkunst! Hin und wieder musste ich an Cormack McCarthy denken, der es ebenso versteht, mithilfe von Dialogen alles auszudrücken. 


    Neben den beiden Hauptprotagonisten George und Lennie haben auch Nebenfiguren ihr Kreuz zu tragen. Steinbeck versteht es, mit seinem naturalistisch-melodramatischen Erzählstil Gegensätze zwischen armen Arbeitssuchenden und reichen Arbeitgebern, zwischen Macht und Ohnmacht, Ausbeutung und Wärme, Unterdrückung und Zugehörigkeit, Freiheit und Abhängigkeit aufzuzeigen. Das Buch ist eine bewegende Darstellung von Menschen auf der Suche nach Zusammengehörigkeit und Wärme, doch letztlich bleibt jeder für sich allein. Sie träumen vom eigenen Besitz, vom kleinen Stückchen Land auf der Erde, das ihnen gehört und das sie selbst bewirtschaften können, von der Freiheit, nicht mehr von Gutsbesitzern abhängig sein zu müssen. Doch die wenigen Taler, die sie verdienen, werden am Wochenende in der Stadt meist verspielt, versoffen oder im Freudenhaus liegengelassen, um wenigstens etwas Geselligkeit zu erleben. 


    Vor diesem Hintergrund erzählt Steinbeck die Geschichte von George und Lennie, den beiden Wanderarbeitern, die auf einer Farm in Soledad anheuern. George hat Lennies mittlerweile verstorbenen Tante Klara versprochen, für Lennie zu sorgen, denn dieser ist geistig zurückgeblieben und allein nicht lebensfähig. Ihren früheren Arbeitsplatz in Weed mussten die beiden fluchtartig verlassen, da Lennie der versuchten Vergewaltigung beschuldigt wurde; doch Lennie, ein grosser Mann mit Bärenkräften, kann keiner Fliege etwas zuleide tun, unterliegt einfach dem Zwang, weiche Gegenstände streicheln zu müssen, was bei dem Kleid der Frau missgedeutet worden war. 


    So hat Lennie auch immer wieder tote Mäuse in der Hosentasche, deren Fell er streicheln kann. Und er freut sich auf die Versorgung von Kaninchen, die George ihm versprochen hat, wenn sie denn einmal ein eigenes Gütchen besitzen. Doch George ist sich bewusst, dass dieser Traum nie in Erfüllung gehen wird, solange sie aufgrund von Lennies Schwachsinnigkeit immer wieder in ungewollte Schwierigkeiten kommen und die Arbeit nicht behalten können. Denn einmal aufgekeimt, kann Lennie seine Triebe nicht unterdrücken, geschweige denn seine Kraft im Zaun halten, so dass einer Maus oder einem kleinen Hundebaby mit einem ungeschickten Handgriff schnell das Leben ausgehaucht ist. 


    So ist George im Zwiespalt, denn einerseits ist Lennie ihm eine Last, und andererseits haben die beiden sich selbst. Sie wandern nicht allein, wie die meisten ihrer Sorte, und leben zumindest dieses bisschen Zusammengehörigkeit, was die wenigsten Wanderarbeiter, die auf Farmen anheuern, von sich behaupten können. Immer wieder gibt Lennie George Grund zur Besorgnis und Unmut, doch wenn George ihm in seiner Wut eröffnet, ihn am liebsten zum Teufel jagen zu wollen, dann bittet Lennie ihn, diese Geschichte immer wieder zu erzählen, denn für Lennie ist es nichts weiter als eine Geschichte.  


    Auf der Farm in Soledad, auf der sie anheuern, lernen sie Candy kennen, einen alten Arbeiter, dem eine Hand fehlt, der aber ein stolzes Sümmchen zusammengespart hat. Als dieser von der Absicht der beiden hört, eine eigene Farm zu kaufen, möchte er auch mit von der Partie sein, und die Erfüllung ihres Traums scheint näher als je zuvor, da Candy sein Erspartes zur Verfügung stellen würde. Ein Hindernis scheint jedoch der Sohn des Farmbesitzers zu sein, der seine Macht gerne ausspielt, und dessen unglückliche Frau sich gerne mit den Arbeitern einlässt, was ihnen nur Schwierigkeiten einbringt. Bei einer Begegnung mit Lennie kommt es dann auch zum katastrophalen Zwischenfall. Ahnungslos lässt sie ihn ihr weiches Haar streicheln, aber Lennie kann nicht mehr loslassen, bis er ihr im Affekt das Genick bricht. Lennie bleibt nur noch die Flucht. 


    Die beiden Hauptprotagonisten wachsen einem ans Herz, besonders der schwachsinnige Lennie, und wenn der Schluss der Geschichte auch schmerzt, so scheint er doch unumgänglich und vorhersehbar. Mit "Mäusen und Menschen" inszeniert Steinbeck ein Melodrama ohne Dramatik und Larmoyanz, naturalistisch und subtil, mitten ins Herz treffend.


    Review mit Zitaten und Bildern auf https://www.bookstories.ch/gelesenes1/von-m%C3%A4usen-und-menschen 

  8. Cover des Buches Onkel Toms Hütte (Klassiker der Weltliteratur in gekürzter Fassung, Bd. ?) (ISBN: 9783764151201)
    Harriet Beecher Stowe

    Onkel Toms Hütte (Klassiker der Weltliteratur in gekürzter Fassung, Bd. ?)

     (317)
    Aktuelle Rezension von: buchfeemelanie

    Ich war gespannt auf diesen Klassiker. Der Schreibstil ist gut und ich habe das Buch schnell gelesen.

    Tom war mir direkt sympathisch. Er ist bescheiden und klug. 

    Ich fand es einerseits gut, wie die Arbeit der Sklaven dargestellt wurde. Für z.b. lesende Jugendliche war das sicherlich ausreichend. Doch wissen wir auch, dass es den Sklaven deutlich schlechter gegangen ist als beschrieben. Da war mir das Buch stellenweise doch etwas zu beschönigend. Es war mir zu wenig klar gestellt, wie wenig so ein Sklave wert war. 

    So war ich unentschlossen, habe aber gerade noch 4 Sterne vergeben.

  9. Cover des Buches Das finstere Tal (ISBN: 9783548286402)
    Thomas Willmann

    Das finstere Tal

     (172)
    Aktuelle Rezension von: kaelle

    Ein beinahe unzugängliches Hochtal irgendwo in den Alpen, abgeschirmt vom Rest der Zivilisation, wird kurz vor Einbruch des Winters von einem Fremden aufgesucht. Zunächst will man ihn umgehend wieder fortschicken, doch dann entscheiden die, die etwas zu sagen haben, doch, dass er im Haus einer Witwe bleiben darf, vorausgesetzt er zahlt gut und geht ihr und ihrer Tochter zur Hand. Der Fremde verhält sich zurückhaltend und höflich und geht seiner Profession, der Malerei, nach. Obwohl bis dahin nichts Unheilvolles geschieht, liegt doch von Anfang an etwas Bedrohliches in der Luft. Nach einer Fehlgeburt einer Kuh sehen das auch die Bewohner des Tals so. Und tatsächlich ereignen sich kurz darauf zwei Unglücksfälle, die zu einem wahren Gemetzel führen. (Das wage ich als Triggerwarnung an dieser Stelle zu verraten.)

    Ich kann mich nicht erinnern, jemals einen so durchweg düsteren, atmosphärisch dichten Roman gelesen zu haben. Dadurch ist er auch von der ersten bis zur letzten Seite ungemein spannend. Dem Autor gelingt es darüber hinaus, eine zur Handlung und zum Setting perfekt passende Sprache zu finden, die leicht altmodisch anmutet, literarisch und detailverliebt ist. Diese Detailverliebtheit war mir teilweise aber auch etwas zu viel des Guten, vor allem im letzten Drittel, als ich begriffen habe, wie alles zusammenhängt.

    Wer spannende, gut geschriebene Bücher und die Berge mag, sollte diesen Roman lesen. Wer mit Gewaltszenen nicht klar kommt, sollte jedoch die Finger davon lassen.

  10. Cover des Buches Das Inferno (ISBN: 9783453675827)
    Richard Laymon

    Das Inferno

     (101)
    Aktuelle Rezension von: lucatrkis

    Zu Sheila, eine der Hauptfiguren, konnte ich keine Verbindung aufbauen, ebenso wie zu Judy, Weed und co. Zu Barbara, Pete, Clint, Mary und Em jedoch schon, denn diese mochte ich sehr gerne. Von den Settings gefielen mir die Trümmer Sheilas Hauses und der Pool beim Mietshaus sehr. Die Szenen, in denen Pete und Barbara im Pool oder auch Lieferwagen waren mochte ich sehr gerne, wie auch die Athmosphäre dabei. Von der Story her gab es viele einzelne Zweige, die dann am Ende zusammengeführt wurden. Der Autor schaffte es tatsächlich, dass jeder von ihnen Punkte hatte, an denen er besonders spannend war, wodurch ich nicht sagen könnte, welchen ich am meisten mochte. Anfangs dachte ich an den über Stanley, danach – nach der Szene im Pool – war ich bei Barbara, Pete, Heather und Earl und schließlich dann doch bei Mary, Clint und Em, als sie sich durch die Reihen von Autos quetschten (SPOILER) und dann an dem Van angelangten. (SPOILER ENDE) Was mir nicht so gefiel, war, dass die Kapitel oft an einer sehr spannenden Stelle endeten und dann die Perspektive gewechselt wurde, aber das ist eben eine der Methoden, um Spannung zu erzeugen, auch wenn sie diese bei mir eher lindert. Das Ende gefiel mir zwar nicht ganz so gut, doch dafür hatte das Buch im Hauptteil einige Höhepunkte, weshalb ich es trotzdem gut bewerte. Noch eine kleine Anmerkung: Auf Seite vierhundertvierundsechzig steht „Kein Wunder, das“ anstatt „Kein Wunder, dass“. Da ich die deutsche Erstausgabe besitze kann ich aber nicht sagen, ob das mittlerweile geändert wurde.

  11. Cover des Buches Die Vagabundin (ISBN: 9783499244063)
    Astrid Fritz

    Die Vagabundin

     (55)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Eva Barbiererin lernt schon früh das harte Leben kennen. In Passau 1561 beginnt Astrid Fritz ihren neuen Roman und führt uns quer durch Deutschland bis nach Nördlingen. Eva hat es von klein auf schwer mit ihrem brutalen Stiefvater und ergreift die Flucht. Als junge Frau ist sie den Männern hilflos ausgeliefert und so verkleidet sie sich als junger Mann und schlägt sich durch. Es ist schwierig im Versteck zu leben und all zu oft droht das ganze aufzufliegen. Als sie sich dann auch zum ersten mal richtig verliebt weiß sie nicht mehr, wie sie weiter leben soll. Ein praller historischer Roman über eine mutige junge Frau und das harte Leben in der damaligen Zeit.

  12. Cover des Buches Papillon (ISBN: 0061120669)
    Henri Charriere

    Papillon

     (117)
    Aktuelle Rezension von: Pia_Kuepper

    In dem Buch beschreibt der Autor Henri seine diversen Fluchtversuche aus dem Gefängnis und wie er es letztendlich doch zu einem ehrbaren, vor allem freien Leben geschafft hat. 

    Dieses Buch gehört zu den Klassikern und sollte gelesen werden. Auch wenn es mir persönlich etwas zu mühsam war, da es sich in vielen Dingen zu sehr gezogen hat, ist es doch ein lesenswerter Tatsachenbericht. 

    Am besten ist mir sein Aufenthalt bei den Indianern und seinen zwei Frauen in Erinnerung geblieben. Ich frage mich immer noch, warum genau er wieder fortgegangen ist. Immerhin hatte er es doch sehr gut dort. Allerdings hat er sich selber auch oft diese Frage gestellt. 

    Dieses Buch ist für alle geeignet, die sich für Tatsachenberichte interessieren. Alle, die die große Liebesgeschichte erwarten, werden enttäuscht werden. 

    Nichtsdestotrotz, auch wenn es meinen Geschmack nicht zu 100% getroffen hat, bin ich froh,  einen weiteren Klassiker der Weltliteratur gelesen zu haben.

  13. Cover des Buches How to Be Gay (ISBN: 9783733500924)
    Juno Dawson

    How to Be Gay

     (34)
    Aktuelle Rezension von: michellebetweenbooks

    In diesem Buch beschreibt Juno Dawson viele Dinge, die in der LGBTQIA+ Community stattfinden. Dabei geht es darum, wie es sich anfühlt, dass erst mal in ein Mädchen verliebt zu sein. Was passiert dann? Wie findet man schwule Jungs? Und warum gibt es Menschen, die im falschen Körper gefangen sind? Juno Dawson geht mit viel Authentizität und Humor an all diese Themen heran. Durch dieses Buch möchte er zeigen, dass all das gar nicht so kompliziert ist, wie es ausschaut…

    Ich habe dieses Buch noch in der Ausführung, wo die Autorin noch im falschen Körper steckte. Ich weiß nicht, ob sich das Buch dann sehr unterscheidet, aber ich denke nicht. Außerdem möchte ich auch nicht den Dead Namen nennen, denn dazu habe ich überhaupt keine Berechtigung. Von daher werde ich in dieser Rezension die Autorin Juno Dawson nennen, dass dient nur zur Orientierung. Trotz allem ist dieses Buch eine dicke Empfehlung, denn jeder kann etwas daraus mitnehmen!

    Bei diesem Buch hat die Autorin eine Menge Arbeit reingesteckt. Das merkt man daran, dass sie bereits einige Erfahrungen gemacht hat und diese hier mit eingearbeitet hat, aber auch, dass andere Menschen zu Wort kommen und die Möglichkeit von ihrem Leben und ihren Erfahrungen zu erzählen. Und alleine das ist für mich ein sehr großer Pluspunkt, denn dadurch wird das Geschriebene noch einmal unterstrichen und bei Bedarf noch näher erläutert.

    In diesem Buch gibt es so viele sexuellen Orientierungen, Entwicklungen, Meinungen und Religionen rund um das Thema LBGTQIA+. Auf wenn man sich für einen bereits sehr aufgeklärten Mensch hält, so wie ich das bei mir dachte, bekommt man dennoch immer wieder neue Informationen aus der Commuinty und klärt uns Menschen noch weiter auf. Ich bin wirklich sehr überrascht über dieses kleine Büchlein und bin Juno Dawson total dankbar dafür, dass sie dieses Buch geschaffen hat.

    Der Schreibstil von Juno Dawson war für mich neu, da ich bis dahin noch gar kein Buch von ihr gelesen hatte. Trotz allem konnte sie mich mit diesem Buch komplett von ihrer Schreibweise überzeugen. Sie schreibt locker, leicht und total flüssig, weshalb man sehr gut durch den Inhalt kommt. Außerdem finde ich es richtig toll, dass sie ein bisschen Humor und Sarkasmus mit eingebaut hat. Das sorgt dafür, dass das Buch nicht so stumpf ist, sondern auch ein bisschen Witz beinhält.

    ,,How to Be Gay‘‘ ist ein sehr wichtiges Buch, was sich jeder Mal zu Herzen nehmen sollte. Auch wenn ausschließlich in dem Buch von der LGBTQIA+ Commuinty die Rede ist, kann sich wirklich jeder etwas aus dem Buch mitnehmen. Denn das sorgt auch dafür, dass wir uns als Menschen weiterhin weiter entwickeln. Von mir gibt es eine ganz klare Lese- und Kaufempfehlung. Abgesehen davon bin ich total gespannt darauf, welche Bücher die Autorin noch so auf den Markt bringen wird.

  14. Cover des Buches Nach Afghanistan kommt Gott nur noch zum Weinen (ISBN: 9783442455157)
    Siba Shakib

    Nach Afghanistan kommt Gott nur noch zum Weinen

     (115)
    Aktuelle Rezension von: monerl

    (4,5 Sterne)

    Meine Meinung
    Ich habe dieses Buch schon sehr viele Jahre ungelesen in meinen Regalen. Aufgrund der derzeitigen desaströsen Situation in Afghanistan, ausgelöst durch den schnellen Abzug der USA, Deutschland und anderen Staaten, hatte ich das Bedürfnis noch mehr über Afhanistan, die afghanischen Bevölkerung und vor allem die afghanischen Frauen zu erfahren! Denn gerade Letztere sind von der erneuten Übernahme des Landes durch die Taliban am meisten betroffen.

    In ihrem vor 20 Jahren erstveröffentlichten Buch „Nach Afghanistan kommt Gott nur zum Weinen“ hat die Autorin eine Biografie über eine afghanische Frau, Shirin-Gol, geschrieben, die in ihrer Kindheit bereits den Einmarsch der Russen in Afghanistan erlebt hat und bis zum Ende des Buches, irgendwann im Jahre 2001, nur Flucht, Hunger und Entbehrungen gekannt hat. Und doch hat sie und haben auch andere Menschen immer noch Hoffnung auf ein neues und besseres Leben in Zukunft.

    „An diesem Nachmittag wissen Shirin-Gol und Azadine noch nichts von dem, was wenig später in ihrer Heimat geschehen wird. Die Ärztinnen, die Landwirtin, die Biologin, die Lehrerinnen, die Ingenieurin, die Krankenschwestern, die Frauen, die lesen können, die Frauen, die nicht lesen können, die Frauen, die sich in Azadines Haus versammelt haben, wissen noch nicht, dass in weniger als einem Jahr die Amerikaner und Europäer ihnen im Kampf gegen die Taleban endlich zu Hilfe kommen werden. An diesem Nachmittag glauben die Frauen zum soundsovielten Mal voller Hoffnung, die ihnen niemand nehmen kann, an eine bessere Zukunft. An diesem Nachmittag wissen sie noch nichts von den vielen Freunden, die sie im fernen Amerika und Europa haben. Sie wissen noch nicht, dass Bekämpfung von Terrorismus nur mit Bomben und Raketen möglich ist.
    Die Frauen wissen an diesem Nachmittag noch nicht, dass bald wieder Bomben auf sie, auf Kabul, auf alle anderen Städte, auf ihr Land geworfen werden.
    An diesem Nachmittag wissen sie nicht, dass die Amerikaner zu ihrer Befreiung kommen werden.“ (Buch, S. 295)

    Es ist sehr bitter, aus heutiger Sicht und mit heutigem Wissen, 20 Jahre später, dass dieser letzte Satz aus obigem Zitat sich von einer Sekunde auf die andere in Luft aufgelöst hat! Am 16. August 2021 haben die Taliban wieder die Macht in Afghanistan übernommen. Sie sind in Kabul einmaschiert, nachdem die USA und auch Deutschland ihre Truppen wieder aus dem Land zurückziehen. Sie geben Afghanistan auf! Zwanzig Jahre lang konnte das Land sich langsam wandeln, nach vorne entwickeln. Frauenrechte wurden auf den Weg gebracht, Frauen konnten wieder in Ruhe studieren (40% der Studierenden sind Frauen gewesen), arbeiten, eine Schulbildung genießen, Künstlerinnen werden, lachen, tanzen und sich auch ohne Koopftuch auf die Straße trauen.

    Die derzeitigen Nachrichten sind niederschmetternd! Menschen fliehen vor der erneuten Herrschaft der Taliban! Die einen, weil sie nicht mehr in einem Land ohne Freiheit, Menschen- und Frauenrechte leben wollen, die anderen, weil sie mit den westlichen Mächten zusammengearbeitet haben und somit potentiell gefährdet sind. Die Taliban haben Namenslisten von diesen Menschen angefertigt, suchen sie, werden sie wahrscheinlich foltern und umbringen.

    Shrin-Gol ist 1979, als die Russen in Afghanistan einmarschieren und sie die ersten Raketen hört, ungefähr 5 Jahre alt. Heute ist Shirin-Gol, falls sie noch lebt, eine Frau von fast 50 Jahren, die wieder die Herrschaft der Taliban erleben muss und die sich vielleicht auch wieder auf eine Flucht begeben wird.

    Shirin-Gol hat einige Kriege erlebt und hat über 20 Jahre ihres Lebens in der Fremde und auf der Flucht gelebt.

    „Wo ist der Unerschied zwischen Heimat und Fremde?, fragen Nafass, Nabi, Navid, Nassim wieder und wieder, bekommen weder von Shirin-Gol noch von Morad eine Antwort. Die vielen Länder, Städte, Berge, Täler, Dörfer, in denen sie gelebt haben, die sie durchquert haben, die sie wieder verlassen mussten, der Sand, die Wüste, die Berge, das ist alles viel zu viel, viel zu groß für die kleinen Seelen der Kinder, die von Mal zu Mal zerbrechlicher, unsicherer, verängstigter werden. Was ist ein Land?, fragen sie. Was bedeutet Heimat? Wo ist mein Zuhause? Was ist eine Grenze? Wo ist sie?“ (Buch, S. 240)

    Die Autorin Siba Shakib zeigt überaus deutlich, was Shirin-Gols Kinder, alle afghanischen Kinder in all den Jahren durchmachen mussten. Sie wachsen ohne ein längerfristiges und richtiges Dach über dem Kopf auf, erleiden Hungerperioden, Verluste von Träumen und einer Zukunft.

    Shirin-Gol versucht zu überleben, sich und ihre Kinder durchzubringen. Sie ist mental stärker als ihr Mann Morad, der sich und sein Unglück versucht mit Opium zu betäuben. In einem Flüchtlingslager im Irak wird sie von Polizisten vergewaltigt und muss auch ihren Körper verkaufen, um an Geld zu kommen und trauert ihrer Vergangenheit nach, als sie als junges Mädchen unter der russischen Herrschaft verpflichtet wurde in die Schule zu gehen. Shirin-Gol ist eine der wenigen Frauen, die lesen und schreiben können. Sie wollte einmal Ärztin werden, doch dann verließen die Russen wieder Afghanistan und der Bürgerkrieg begann.

    Shirin-Gols Leben ist voller Verluste, die sie in ihrem jungen Leben ertragen musste. Ihre älteste Tochter verliert sie an einen jungen Taliban, in den diese sich verliebt hat. Gegen die Liebe gibt es keine Medizin, so stimmt sie nach langer Gegenwehr der Hochzeit zu. Ihren ältesten Sohn verliert sie im Iran, der nicht wieder mit seiner Familie zurück nach Afghanistan will, nachdem der Iran seine Gastfreundschaft zu den geflüchteten Afghanen beendete. Sie verlor ihren Mann Morad an das Opium, das ihn abhängig, schwach und krank gemacht hat. Sie verlor Brüder und Schwestern im Krieg der Mujahedin und doch verlor sie nie die Kraft, immer wieder von vorne anzufangen!

    Siba Shakib zeichnet über das Leben von Shirin-Gol die traurige Vergangenheit Afghanistans. Ein Land, das seit Jahrzehnten nicht zur Ruhe kommen durfte und wohl auch sehr lange nicht zur Ruhe kommen wird.

    „Wir hatten einen König, der von seinem eigenen Schwager, der die Dinge besser machen wollte, abgesetzt wurde. Die Engländer wollten die Dinge in unserem Land besser machen. Die Russen sind gekommen und wollten uns wer weiß wovor retten. Die Amerikaner haben die Mujahedin mit Waffen beliefert und ausgebildet, wieder um wer weiß was zu ändern und damit alles besser wird. Die Mujahedin führen überall Krieg, für einen besseren Islam. Irgendwelche Kommandanten schießen auf andere Kommandanten, weil sie das Beste für uns wollen. In Kandahar, im Süden unserer Heimat, ist eine neue Bewegung aufgetaucht, die sich Taleban nennt und für einen bessseren Islam kämpft.“ (Buch, S. 162)

    Fazit
    Ein sehr aufschlussreiches und informatives Buch, das sehr ausführlich über die Menschen in Afghanistan berichtet und was sie alles erleben mussten. Die Biografie von Shirin-Gol schmerzt von Seite zu Seite mehr, denn diese Frau hat in ihren noch nicht einmal 30 Jahren mehr erlitten und Schlimmes erlebt, dass es in mehr als zig traurige Leben passen könnte.
    Dies ist leider gerade heute wieder ein sehr lesenswertes Buch, auch wenn ich mit dem Schreibstil nicht ganz so zufrieden war.

  15. Cover des Buches Magnolien im Sturm (ISBN: 9783868006643)
    Sarah Lee Hawkins

    Magnolien im Sturm

     (9)
    Aktuelle Rezension von: SotsiaalneKeskkond

    Louisiana am Vorabend des Amerikanischen Bürgerkriegs: Die junge Waise Amy wird unerwartet vom reichen Plantagenbesitzer Robert Garrison umworben. Am Anfang wirkt sein Werben voller Liebe und echtem Interesse für Amy, doch bereits kurz nach der Hochzeit kommt das wahre, grausame Gesicht des einst so liebevollen Plantagenbesitzers ans Licht und ihr Leben wird zur Hölle auf Erden. Doch da lernt sie einen Sklaven kennen, der sie mehr und mehr in seinen bann zieht und ihr neuen Mut zu leben gibt. Doch es ist ein Spiel mit dem Feuer, an dem sich schon viele Leute die Finger verbrannt haben. Und der Wind der die Schrecken des Bürgerkriegs mit sich bringt weht immer stärker. 

    Der Schreibstil war sehr angenehm zu lesen und auch mangelte es die gesamte Geschichte über nicht an Spannung. Gefallen hat mir, wie facettenreich die Protagonisten von der Autorin gestaltet wurden. Sie kommen sehr sympathisch rüber und wirken sehr authentisch. Auch war interessant, wie das Leben der Sklaven dargestellt wurde, und was es - sowohl für Amy, als auch für den Sklaven Joey -  bedeutete, zu lieben, wen man wollte. Die Veränderungen, die der Krieg mit sich brachte wurden von der Autorin auf realistische Weise dargestellt. Mein einziger Kritikpunkt ist, dass das Ende der Geschichte von Anfang an hervorsehbar war. 

    Im Großen und Ganzen ist das Buch ein solider historischer Roman und bis auf meinen Kritikpunkt, dass das Ende zu ehr hervorsehbar sei, kann man meiner Meinung nach wirklich nichts bemängeln. 

  16. Cover des Buches Damals war es Friedrich (ISBN: 9783423427876)
    Hans Peter Richter

    Damals war es Friedrich

     (617)
    Aktuelle Rezension von: BloomingLilly

    "Damals war es Friedrich" von Hans Peter Richter ist zweifellos ein zeitloses Meisterwerk, das den Leser auf beeindruckende Weise in eine vergangene Ära zurückversetzt. 

    Die Fähigkeit dieses Buches, den Leser in die Zeit des Nationalsozialismus zurückzuversetzen, ist bemerkenswert. Die Beschreibungen und die Atmosphäre sind so überzeugend, dass es sich anfühlt, als wäre man selbst Zeuge der Geschehnisse gewesen. Die Art und Weise, wie Hans Peter Richter die Details des alltäglichen Lebens in dieser düsteren Epoche einfängt, ist beeindruckend und erzeugt eine intensive emotionale Bindung zum Geschehen.

    Die Geschichte von Friedrich und seinem Freund erzählt nicht nur von Freundschaft, sondern auch von den schweren Herausforderungen und Entscheidungen, die in einer Zeit der Unterdrückung und des Unrechts getroffen werden müssen. Die Charaktere sind so einfühlsam gezeichnet, dass man sie alle ins Herz schließt. Man leidet und freut sich mit ihnen und fühlt ihre Ängste und Hoffnungen.

    Das Buch geht tief unter die Haut und hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Es vermittelt nicht nur eine wichtige historische Lektion, sondern rüttelt auch an den moralischen Grundfesten des Lesers. Die Geschichte ist bewegend, herzzerreißend und inspirierend zugleich.

    "Damals war es Friedrich" ist nicht nur ein Buch, das man liest, sondern eine Erfahrung, die einen nachhaltig beeinflusst. Es erinnert uns daran, wie wichtig es ist, die Werte der Menschlichkeit und Freundschaft hochzuhalten, selbst in den dunkelsten Zeiten. Eine volle Punktzahl von 5 Sternen ist in diesem Fall nur angemessen, da dieses Buch nicht nur unterhält, sondern auch tief bewegt und zum Nachdenken anregt.

  17. Cover des Buches Ukminas Geheimnis (ISBN: 9783404608126)
    Ukmina Manoori

    Ukminas Geheimnis

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Sonnenwind
    Ukmina ist eine Bacha Posh, eine als Mann gekleidete Frau. Sie mußte den Platz des fehlenden Sohnes in ihrer Familie einnehmen und wurde deshalb schon früh in Jungenkleidung gesteckt und mußte Männerarbeit tun. Das gibt es in Afghanistan häufig, doch meistens wechseln die Mädchen die Rollen, sobald sie in die Pubertät kommen.

    Dadurch haben diese Mädchen keine richtige weibliche Identität und meistens auch Probleme mit der Selbstannahme. Wenn Frauen im Islam nicht so degradiert würden, gäbe es dieses Problem sicher gar nicht. Wenn Frauen nicht praktisch unsichtbar leben müßten und angemessene Rechte hätten, müßten nicht Frauen wie Ukmina ihr Leben lang zwischen den Stühlen sitzen.

    Der kurze Bericht ist sehr anrührend, obwohl ich nicht nachvollziehen kann, warum sie nicht wenigstens später in ihrem Leben Lesen und Schreiben und die zweite Landessprache gelernt hat. Als "Mann" hatte sie ja alle Möglichkeiten - warum nutzt sie die nicht? Aber ansonsten: Gut, davon gehört zu haben!
  18. Cover des Buches Meine freie deutsche Jugend (ISBN: 9783104912608)
    Claudia Rusch

    Meine freie deutsche Jugend

     (39)
    Aktuelle Rezension von: Holden

    "für Irmgard, ganz herzlich, Weimar 16.10.03" lautet die Widmung, dem bleibt eigentlich nichts hinzuzufügen, nur das hier die Lebensgeschichte eines Vorbilds an Zivilcourage anschaulich präsentiert wird. Wäre man selbst so tapfer gewesen, man weiß es nicht, aber durch die Erziehung zum Querdenken durch ihre Mutter und deren Freunde wurden die Energien der kleinen Claudia in die richtigen Bahnen gelenkt. Das DDR-Unrecht wird drastisch angeklagt, so daß kein Platz mehr für Ostalgie und Verklärung bleibt, erst mit der "Wende" wurden die Oppostitionellen zu "echten" DDR-Bürgern, aber aufhalten ließ sich der hier schreibende Wirbelwind nicht. Auch ein Vorbild an Lebensenergie und der Beweis dafür, was man als Individuum erleben kann.

  19. Cover des Buches Who Gives a Fuck (ISBN: 9783426603154)
    Ice T

    Who Gives a Fuck

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Holden

    In "The Ice opinion" (Originaltitel) spricht Ice Klartext, äußert sich zu den Zuständen in South Central und von wem sie gemacht sind und wie er zu den Cops steht. Er deutet die Massenaufstände nach dem skandalösen Urteil gegen die Prügelpolizisten, die Rodney King verdroschen haben, ebenso wie das Verhältnis von Männlein und Weiblein zu einander (was der schwächste Teil des Buches ist). Seine Meinung über James Hetfield müßte er mir noch mal genauer erklären, und über Bodycount steht leider auch sehr wenig in dem Buch. Aber ganz erhellend, mal die Stimme des Angry young man zu hören.

  20. Cover des Buches Briefe aus dem Gefängnis (ISBN: 9783813504491)
    Michail Chodorkowski

    Briefe aus dem Gefängnis

     (2)
    Aktuelle Rezension von: spagetti
    Er galt nicht nur als der reichste Mann Russlands, er war zu einem der reichsten Männer der Welt aufgestiegen.
    Nachdem er das Unternehmen "Jukos" geschaffen hatte, verkehrte er mit Grössen in aller Welt.
    Der einstige Vorzeigekapitalist und im Reichtum schwelgende Ölmagnat wurde von Putin als potentieller Gegener ausgemacht. In einem Schauprozess wurde er zu langen Jahren Haft verurteilt. Ihm wurde Korruption und Veruntreuung zu Lasten gelegt.
    Das Buch domentiert seinen märchenhaften Aufstieg und dramatischen Fall, seine persönlichen Erfahrungen während der Strafprozesse, in der sibirischen Strafkolonie und im Moskauer Gefängnis.
    Er hat die Hoffnung auf Demokratie in Russland nicht aufgegeben, dieser sensibler, feinfühligerMann.
  21. Cover des Buches Ich bin ein Mädchen aus Sarajevo (ISBN: 9783785707319)
    Zlata Filipovic

    Ich bin ein Mädchen aus Sarajevo

     (20)
    Aktuelle Rezension von: Perle
    Klappentext:
    In ihrem bewegenden Tagebuch hat die kleine Zlatas Filipovic die Jahre des hhinterhältigen Krieges in Sarajevo beschrieben. Sie beobachtet, wie die alte Stadt Opfer der Granaten wird. Wir werden Zeuge, wie immer mehr Menschen die Stadt verlassen, Strom, Gas, Wasser und schließlich auch andere Lebensmittel knapp werden. Verzweiflung und Niedergeschlagenheit machen sich breit.

    Eigene Meinung:
    Dieses Buch fand ich am Samstag in einer Bibliothek in Koblenz und las es in ein paar Stunden am Sonntag durch, es waren gerade mal 191 Seiten. Da es in große Buchstaben und Wörter geschrieben wurde, konnte man es schnell durchblättern.  Es erschien im Jahre 1993 und die Deutsche Ausgabe kam 1994 auf den Markt.

    Die Tagebuch-Einträge der kleinen elfjährigen Zlata von Ende 1991- 1993 berührten mich sehr, ich mag solche Bücher. Ich musste an Das Tagebuch der Anne Frank denken, welches ich auch vor Jahrzrhnten mal gelesen habve und auch heute wieder im Regal stehen habe. Sie nannte ihr Tagebuch: Kitty, und auch Zlata gab ihrem Tagebuch nach wenigen Tagen einen Namen und zwar: Mimmy!  Ich habe früher auch gerne Tagebuch geschrieben, daher liebe ich solche Bücher.

    Hierfür vergebe ich liebendgerne, gutgemeinte 5 Sterne!




  22. Cover des Buches Amistad. (ISBN: 9783453141476)
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